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Memories

von

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Eine seltsame Wandlung

Chrom - Memories
 

We know each other for so long
 

Traveled the world and returned home
 

We had no sorrows in these days
 

One day you turned around and left
 

My world broke down, it took my breath
 

These memories will never leave... They'll never leave
 

I know we'll never meet again
 


 


 

Reisetasche und Rucksack waren gepackt, standen bereits im Flur und noch einmal überlegte Kevin, ob er alles für die nächsten Tage zusammen hatte.
 

Ausreichend Wechselwäsche befand sich in der großen Tasche, ebenso Zahnbürste, Zahncreme und was man sonst für die tägliche Hygiene brauchte.
 

Alles andere wie Handy und Ladekabel hatte er in seinem Rucksack, ebenso etwas zu lesen, zu trinken und ganz weit oben eine gute Auswahl an Musik für sein Auto.
 

Im Großen und Ganzen hatte er alles, die Reise konnte losgehen, es fehlten nur noch die Autoschlüssel und seine Jacke, die er vom Haken nahm und schließlich überzog.
 

Seinen Rucksack schulterte er auf, die Reisetasche nahm er in die linke Hand, während er mit der rechten die Wohnungstür abschloss und sich auf den Weg zum Fahrstuhl machte.
 

Es dauerte, bis dieser oben im letzten Stockwerk ankam, sich mit einem leisen Pling öffnete, Kevin eintreten konnte, den Knopf zur Tiefgarage drückte und der Fahrstuhl schließlich nach unten fuhr.
 

Einen Moment schloss Kevin die Augen, ließ den gestrigen Tag Revue passieren und ungewollt schlich sich ein echtes Lächeln auf seine Lippen.
 

Jim hatte Wort gehalten, ihn zu seiner Wohnung begleitet und hatte einige Stunden noch bei ihm verbracht.
 

Wann genau Jim gegangen war, wusste er nicht, sein Kollege hatte sich nicht verabschiedet, hatte einfach mitten in der Nacht seine Sachen geschnappt und war abgehauen.
 

Vermutlich eine Art Flucht nach vorn, nachdem man den ersten Schock überwunden hatte und einem bewusst wurde, dass es ein Fehler war.
 

Kevin sah das anders, für ihn war es reine Ablenkung und doch hatte er sich dabei erwischt, an Andre und nicht an Jim selber zu denken.
 

Er war einfach da, hatte sich mitten im Akt in seinen Kopf geschlichen und Kevin wusste nicht mal, wann und warum und ob Jim irgendetwas davon mitbekommen hatte.
 

Normal war Kevin aber auch nicht so, hatte privat selten etwas am Laufen und schon gar nicht mit einem Kollegen.
 

Kevin seufzte, öffnete die Augen und blickte in die Tiefgarage, die wie ausgestorben wirkte.
 

Er war allein, konnte ungesehen zu seinem Auto gelangen, welches unweit vom Fahrstuhl parkte.
 

Zielstrebig steuerte er sein Auto an, öffnete den Kofferraum und verstaute die Reisetasche, während der Rucksack auf dem Beifahrersitz landete.
 

Noch eben den Schlüssel ins Zündschloss, eine Playliste aus Last Soldier und James Dymond in die Musikanlage und die knapp dreistündige Autofahrt nach Milavče konnte losgehen.
 

Zum Glück verfügte er neben der neuesten Musikanlage ein Navi, welches ihn schnell und problemlos aus der Stadt und auf die Autobahn lotste.
 

Kevin drehte die Musik lauter, Deadline dröhnte durch die Boxen, machte die lange Fahrt angenehmer und verhinderte zudem, dass er durch irgendwas abgelenkt oder gar gestört wurde.
 

Erst vor wenigen Wochen hatte er Trance für sich entdecken können, liebte die erst schnellen und dann wieder langsam werdenden Beats und so manches Stück lud nicht nur zum Tanzen, sondern auch zum Träumen ein.
 

Besonders in Kombination mit einem Piano, welches er sofort heraushörte und regelrecht in den Klängen versank.
 

Er fühlte regelrecht die Musik, entfloh dem Alltag und ihm war, als würde er eine ganz andere Welt betreten.
 

Eine, die vergessen ließ.
 

Wenn, auch nur für eine bestimmte Zeit.
 

Die Musik wechselte, Paul van Dyk hatte sich irgendwie eingeschlichen und Nothing But You erklang und noch bevor die Stimme der Sängerin richtig einsetzen konnte, hatte Kevin das Lied dreist übersprungen.
 

Wie gewohnt lief nun wieder James Dymond, dazu mit härteren Beats und einer männlichen Stimme im Hintergrund.
 

Die Fahrt verlief inzwischen entspannt, Landschaftsabstriche wechselten von kleinen Dörfern immer wieder zu dicht bewachsenen Baumabschnitten, zu Parkbuchten und Rastplätzen, von denen Kevin eine nutzte, um sich ausreichend die Füße zu vertreten.
 

Eine Stunde Autofahrt war dann doch erstmal genug und ein Kaffee musste her, den er in einer Thermoskanne mitgenommen hatte und sich in seinem Rucksack befand.
 

Kevin hielt an, nahm seinen Rucksack und verließ sein Auto, setzte sich unmittelbar auf eine Bank, die unweit neben dem roten Sportwagen stand und goss sich von seinem Kaffee ein.
 

Die Pause tat gut, ebenso der Kaffee, der seinen Dienst ziemlich gut machte, seinen fast eingeschlafenen Geist wieder zum Leben erweckte.
 

Weit und breit war kein Mensch zu sehen, Kevin allein und doch war diese Ruhe, die lediglich von vorbeifahrenden Autos unterbrochen wurde, ganz angenehm.
 

Anders als die Ruhe in der Stadt, die dennoch hektisch und stickig wirkte und einem die Luft zum Atmen nahm.
 

Hier war er frei, hier konnte er atmen, die Seele baumeln lassen und das die nächsten Tage.
 

Angesetzt waren sechs Tage, dann würde er zurück nach Prag fahren und wieder anfangen zu arbeiten.
 

So war jedenfalls der Plan und noch etwas über eine Stunde musste er fahren, um sein Ziel, um seinen besten Freund zu erreichen, der ihm eine kurze Nachricht hatte zukommen lassen.
 

Typisch Jack.
 

Ungeduldig wie eh und je und scheinbar konnte er es kaum erwarten, dass Kevin die nächsten Tage bei ihm verbrachte.
 

So war er immer schon, so hatte Kevin seinen besten Freund kennengelernt und das vor Jahren schon.
 

Es hatte einfach gepasst, man verstand sich auf Anhieb und das nicht nur beruflich, sondern auch privat.
 

Damals waren sie gerade 18 Jahre alt, junge Erwachsene und oftmals steckte der Kopf noch in den Wolken und der Sinn nach Blödsinn wurde großgeschrieben.
 

Da kam es schonmal vor, dass sie übertrieben hatten, einander Streiche spielten und hinterher herzhaft darüber lachen konnten.
 

Jack hatte einmal versucht Andre einen Bleistift in die Nase zu stecken, ihn damit piercen zu wollen und dieser revanchierte sich sehr viel später mit einem Korken.
 

Kevin grinste still in sich hinein, hatte lebhaft das Gesicht seines besten Freundes vor Augen und ebenso den empörten Blick, als ihm klar wurde, was da genau aus seinem Hintern geschossen kam.
 

Zwei Tage hatte er geschmollt, mit keinem ein Wort gewechselt und sie gar manches Mal mit einem tödlichen Blick konfrontiert.
 

Heute war Jack deutlich entspannter, er nahm nicht mehr alles so ernst wie damals und konnte auch mal über Späße lachen.
 

Wobei diese deutlich zurückgegangen waren.
 

Sie beide wurden dieses Jahr bereits dreißig und da hatte man andere Dinge im Kopf, als Blödsinn machen.
 

Man war ruhiger, sah vieles nicht mehr so streng und doch unterschieden sie sich beide.
 

Kevin wohnte in einer WG mit seinen Kollegen und Jack wohnte noch immer auf dem Bauernhof seiner Eltern.
 

An sich nicht schlimm, immerhin hatte er sich wohl einen Teil der alten Scheune umbauen lassen und hatte somit sein eigenes Reich.
 

So jedenfalls hatte es Jack ihm erzählt und ebenso, dass sie einige Pferde hatten und er gerne ausritt.
 

Beneidenswert, Kevin selber hatte einmal in seinem Leben auf einem Pferd gesessen und das war eher wegen eines Shootings.
 

Vielleicht war es an der Zeit, sich auf neue Dinge einzulassen.
 

Zeit dafür war da und wenn Kevin genauer darüber nachdachte, so kam ihm in den Sinn, wie sehr Jack immer schwärmte, man fühle sich auf dem Rücken eines Pferdes frei.
 

Ebenso hatten sie ein feines Gespür, erkannten wohl, wenn es jemandem schlecht ging und verhielten sich dementsprechend.
 

Wenn dem wirklich so war, würde das Tier wohl nicht von seiner Seite weichen und das war etwas, was ihn dann doch ziemlich neugierig machte.
 

Kevin leerte seinen Becher, schnappte sich seinen Rucksack und stieg zurück in sein Auto.
 

"Sie haben ihr Ziel erreicht", ertönte die sanfte Frauenstimme des Navigationsgerätes nach gut eineinhalb Stunden weiterer Autofahrt, lotste ihn durch ein paar breitere Gassen, durch schmalen Straßen und schließlich zum Bauernhof seines besten Freundes.
 

Vorsichtig fuhr er den Hof rauf, parkte sein Auto vor dem Haupthaus, stieg aus und sofort stürmte ein großer, schwarzbrauner Hund auf ihn zu und sprang ihn freudig bellend an.
 

"Bingo, wo ..." Ein junger Mann, mit lichtem Haar, kam hinter dem Haus hervor, hielt inne und sah ihn eingehend an. "Du bist sicher, Max. Jack hat schon erzählt, dass du kommst."
 

Max, welcher Max?
 

Kevin war im ersten Moment verwirrt, dann aber sprang ihn erneut dieser Hund an, schleckte ihm über die Hand und animierte ihn dazu, ihn zu streicheln.
 

Schwanzwedelnd legte das Tier den Kopf schief, schloss die Augen und gab einen zufriedenen Laut von sich.
 

"Eigentlich heiß ich ja Kevin", erklärte er dem Mann vor sich, der ihn noch immer neugierig musterte und schließlich grinste. "Jack hat nur von einem Max erzählt. Sorry, bring da wohl gerade etwas durcheinander."
 

"Scheint so", murmelte Kevin, erwiderte das Lächeln, welches noch breiter wurde, als Jack um die Ecke kam und wie angewurzelt stehenblieb. "Du bist schon da? Wow, das ging ja echt schnell."
 

"Dabei hab ich zwischendrin eine Pause gemacht", erklärte Kevin, ehe er von dem Hund abließ, zu seinem Freund trat, der nur wenige Zentimeter kleiner als er war und ihn freundschaftlich an sich zog und umarmte. "Tut echt gut, hier zu sein."
 

Jack nickte, erwiderte die Geste der Umarmung und ließ es sich nicht nehmen, Kevin durch die Haare zu wuscheln. "Schön, dass du hier bist."
 

Eine Weile alberten die beiden einfach wie in alten Zeiten herum, dann aber wurde Jack wieder ernster, nahm seinen Freund an die Hand und zog ihn hinter sich her. "Na komm, ich zeige dir erstmal den Hof."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SuperCraig
2020-04-12T18:17:36+00:00 12.04.2020 20:17
Hey!

Wie es der Zufall so will, habe ich gerade an einigen Werten in Pathfinder rumgespielt, und dabei gesehen, dass du hochgeladen hast :D.

Ich glaube, du solltest das mit dem Einstieg so echt beibehalten. Das sind immer so ein paar Zeilen, bei denen man gleich nachdenkt, ohne sich direkt auf die Story zu konzentrieren. Wenn das passiert ist, lässt man sich dann leichter auf das Geschriebene ein - die Auswahl war jedenfalls wieder passend.

Dieses Kapitel war jetzt weniger, also spannend wäre das falsche Wort, es war nicht so geistig anspruchsvoll, und dann doch... Der Einstreuer mit Jim hat sich gut eingefügt. Ich kann mir gut vorstellen, dass man in so einer Situation an jemand anderen denkt, wobei das der eigentlichen Person gegenüber recht böse sein mag. Ändert nichts daran, dass es verständlich ist, und auch wieder ein Stück zu Immersion und Lebhaftigkeit beiträgt.

Die Autofahrt war schnell rum, gefüllt mit Details, die insgesamt wieder ein Bild ergeben. Paul van Dyk kannte ich sogar, aus NFS Underground 2 - auch wenn Kevin weitergeschaltet hat, so musste ich ein wenig Schmunzeln. Wer auf diese Scheiben steht, hat einen eigentümlichen, aber guten Geschmack. ;D

Der Gedanke zu den Pferden gefällt mir persönlich gut. Das sollen wirklich sensible Tiere sein. War so ein "Random"-Faktum, das wieder aufgelockert hat.

Jetzt ist er also am Hof, und wird gleich als Max bezeichnet. Ich gebe zu, ich bin neugierig. Zufall? Versehen? Absicht?

Ich weiß nicht, aber bei der Autofahrt hatte ich das Gefühl, dass Kevin klar ist, dass er alleine ist, aber das auch ein wenig genießt. Finde ich normal. So eine Pause regt zum Nachdenken an, schafft einen frischen Geist und ermöglicht, wieder ein wenig klarer und objektiver auf so manche Dinge zu schauen.

Ich bin neugierig, was auf dem Hof und in den angedachten sechs Tagen alles so passieren wird.

Was mich auch noch interessiert: Wer ist denn der junge Mann?

Das sind Fragen über Fragen. Hoffentlich beantwortet die wer! :P

LG
SuperCraig
Antwort von:  Pragoma
15.04.2020 08:29
Huhu :)


Ja, derzeit schreibt sich die Story echt locker herunter, was ich anfangs nicht gedacht hätte. So langsam aber hab ich den Plan im Kopf, wohin das Ganze mal laufen soll.

Den Einstieg lasse ich tatsächlich so, da ich Chrom einfach liebe und die ziemlich viel passendes Musikwerk haben. Aber nicht nur sie, auch andere, die ich gerne mal beim schreiben höre.

Jim ist jemand, der damit denke ich gut klar kommt, dass er in dem Sinne nur ein Lückenfüller war. Er weiß ja auch nichts über Andre oder kennt ihn genauer. Aber er wusste ja, dass Kevin den nächsten Tag zu seinem besten Freund fährt und hat sich daher wohl auch zurückgezogen.


Ach du kennst den guten alten Paul? Find ich gut, ich hab ihn schon als Teeny gehört und liebe ihn auch heute noch. Gott, ich bin alt, aber er musste mal kurz rein, weil der Titel so passte und daher auch der schnelle Übergang. Der Titel ist ja nun doch etwas triggernd für Kevin gewesen.

Ich hatte damals ein Pflegepferd und ja, sie spüren genau, wenn es einem schlecht geht und sie werden auch gerne mal für Therapien eingesetzt und sie sind einfach großartige Tiere.


Verwirrung könnte es auch sein. Aber wer nun Max ist und wer der andere junge Mann? Das kommt schon im nächsten Kapitel dran :)

Ich weiß nicht, aber bei der Autofahrt hatte ich das Gefühl, dass Kevin klar ist, dass er alleine ist, aber das auch ein wenig genießt. Finde ich normal. So eine Pause regt zum Nachdenken an, schafft einen frischen Geist und ermöglicht, wieder ein wenig klarer und objektiver auf so manche Dinge zu schauen.

Ich muss zugeben, dass er klar war, ja. Er fährt immerhin Auto, da sollte man den Kopf schon frei haben und das hat er mit der passenden Musik und der Pause ganz gut geschafft. Ich denke, Ablenkung kann ihm die nächsten Tage ganz gut helfen und Jack wird ihn da ganz sicher unterstützen.


LG Deidara


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