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Die etwas andere Legende

von

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Kapitel 6.

Kapitel 6.

Labyrinthia

Unbekanntes Jahr
 

Ankes Nervenzusammenbruch ließ nicht lange auf sich warten. Sie schrie und tobte vor Wut, vor purer bitterer Verzweiflung als auch vor heilloser Überforderung. Das konnte alles nicht wahr sein! Ihr Leben in Deutschland war eine Lüge gewesen und ihre Eltern waren nicht ihre richtigen Eltern. Wie konnte sie das nicht gemerkt haben? Wie konnte sie sich doch bloß nur so manipulieren lassen?

Gloria oder besser gesagt Nora versuchte alles um ihre beste Freundin zu beruhigen. Sie tat es mit beruhigenden aufmunternden Worten. Doch mit ausführlichen Erklärungen hielt sie sich zurück. Dieser Umstand, diese Tatsache machte die Komikerin nur noch wütender und sie ließ all ihren Zorn nach draußen entweichen, reagierte sich ab. Eigentlich wollte sie ja jetzt, wen sie wieder bei klarem Verstand war ihre Freundin mithilfe ihrer Fähigkeiten die ganze Wahrheit herausquetschen, doch das widerstrebte Anke dann doch. Ging man denn tatsächlich so mit seinen besten Freunden um? Sie saß schließlich weinend mit angewinkelten Knien auf den Boden und schluchzte. Sie mochte ihre Familie in Deutschland sehr und wollte sich wenigstens versuchen zu öffnen was ihren „Vater“ anging. Ha! Das war doch verrückt. Ihr neuer Vater.

Was hatte das alles nur zu bedeuten? Ankes Gedanken kreisten unaufhaltsam unaufhörlich. Nur langsam konnte sie sich wieder beruhigen und somit erste klare, geordnete Gedanken fassen.

Was wurde hier nur gespielt? So langsam fand Anke das nämlich gar nicht mehr witzig und sie wollte am Liebsten nur noch hier raus. Raus aus diesem Dorf und weg von dieser Welt. Einfach nur zurück in ihr altes geordnetes teils auch aufregendes Leben nur als Komikerin. Ach, wie sie diese Zeiten doch nur vermisste. Aber das war nun bittere vergangene Vergangenheit. Dies, wo sie sich jetzt im Moment befand, das war ihre Gegenwart als auch das Tor zur unheilvollen Zukunft.

Anke stad auf und schenkte ihrer Kindheitsfreundin Nora einen abschätzigen Blick. „Bring mich zu meinem Vater, dem Schöpfer, und zwar auf der Stelle!2 Ihre Augen funkelten voller Wut, da sie es einfach noch nicht glauben konnte.

Nora nickte daraufhin etwas eingeschüchtert und ging voran. Die Komikerin folgte mit zügigen Schritten. Sie war jetzt wahnsinnig gespannt was sie nun genau erwarten würde. Wie der Schöpfer wohl drauf sein würde von seiner Persönlichkeit her? Bald würde sie die Wahrheit wissen.

Anke freute sich schon sehr darauf ihn kennenzulernen.

Nora und Anke blieben schließlich vor einem großen Tor stehen. „Das ist der Haupteingang. Er führt zum Turm in welchem der Schöpfer wohnt.“

Anke nickte. „Worauf warten wir dann noch?“

Die Wachen vorne dran salutierten und öffneten das Tor, durch jenes Anke und Nora hindurchtraten. Hinter den beiden Frauen wurde es wieder geschlossen.

Nora führte Anke etliche verwinkelte Treppen nach oben bis zum letzten Stock. Vor einer schweren Holztür blieben sie dann schließlich stehen.
 

„Da wären wir“, sagte Nora.

„Endlich“, flüsterte Ane. „Danke.“ Ihre Stimme zitterte vor lauter Aufregung als auch vor Nervosität. Denn jetzt gab es definitiv kein Zurück mehr.

Mit hängenden Kopf als auch mit zitternden Körper drückte sie mit ihrer Hand gegen den schweren Türknauf. Die Tür glitt wie von Zauberhand auf.

Ein silberhaariger Mann mit einer schwarzen Rabenmaske, die jedoch nur sein rechtes Auge bedeckte stand am Ende des Raumes. Auf seiner Schulter saß ein lilafarbener Uhu. In seiner linken Hand hielt er eine weiße Schreibfeder.
 

Anke hob schließlich ihren Kopf vollends und blickte dem Mann geradewegs in die Augen. Ihrem Schöpfer, wenn man es auch so ausdrücken konnte. Oder genauer ausgedrückt ihrem Vater.

Ankes Atem stockte. Sie war nun sehr unsicher, wie sie sich verhalten sollte in der Gegenwart ihres Vaters. Ihr blieb der Mund offenstehen. Der Schöpfer steckte die lange Feder in die Tasche seines Mantels.

Der Mann bewegte sich grazil, elegant als auch sehr geschmacklich, langsam durch den Raum und blieb schließlich vor seiner Tochter stehen. Dort angekommen sahen sich die beiden tief in die Augen. Anke wollte sich ja eigentlich hart verhalten und keine zarten Gefühle zeigen. Doch es kam ganz anders. Sie konnte nicht anders als sich ihren Vater schluchzend in die Arme zu werfen. Dieser schlang seine Arme um ihren Rücken und drückte sie an sich. Er wanderte mit seiner einen Hand zu ihrem Hinterkopf und strich darüber.

„Papa“, wimmerte Anke fast kaum hörbar und drückte sich enger an den Mann. Ihren Vater. Sie konnte es immer noch nicht glauben und sie hatte so viele Fragen.

„Meine Tochter Anke“, flüsterte der Schöpfer und ließ dann augenblicklich seine Tochter los.

„Du hast sicherlich viele Fragen“, begann er woraufhin Anke zögernd nickte. „Ich werde sie dir beantworten.“

Anke war wie gefangen von diesem Mann, der nicht weit von ihr entfernt stand und konnte es immer noch nicht so richtig realisieren, dass hier ihr wahrer Vater stand und man sie in Deutschland die ganze Zeit zum Narren gehalten und ihr ein Lügenmärchen aufgetischt hatte. Die Wut kam wieder. Rasend schnell.

„Hat Nora dich schon etwas aufgeklärt so wie ich es dir aufgetragen haben, Nora?“, erkundigte sich der Mann zunächst.

Die lilahaarige Frau nickte ernst. „Gewiss habe ich das getan.“ Danach erzählte sie in knappen Sätzen, inwieweit sie ihre Kindheitsfreundin schon aufgeklärt hatte.

Dies schien den Schöpfer zufriedenzustellen. Sanft strich er über das Gefieder seines Uhus.

Jetzt war es schließlich an ihm die von Nora begonnene Geschichte weiterzuerzählen. Ein letztes Mal atmete er tief durch und suchte mit seinen Augen Ankes Blick. Dieser sprach voller Unsicherheit. Was würde sie denn jetzt bloß erwarten?

„Da du dir die für die Katastrophe am Glockenturm die Schuld gegeben hast, da du geglaubt hast, Arcana hätte Besitz von dir ergriffen, warst du von da an schwer traumatisiert. Ich versuchte alles, um dich aufzumuntern, bis dir schließlich meine Geschichte, von einem Mädchen, das eine Hexe besiegt, ein Lächeln schenkte. Um dir zu zeigen, dass es nicht deine Schuld war, schrieb ich weitere solcher Geschichten, doch um das Trauma von dir abzuhalten, reichte das nicht. Die Geschichten mussten wahr werden. So entschied ich mich, mit Hilfe der de Victoires eine Scheinwelt zu erschaffen, in der alles, was ich schreibe, wahr wird.

Unter dem Vorwand, das Verhalten hypnotisierter Menschen in extremen Situationen zu erforschen, erhielt ich mit meiner Phantasma Co. die Erlaubnis der Britischen Regierung, aus Freiwilligen, die aufgrund schwerer Schicksalsschläge die Erinnerung an ihr früheres Leben verlieren wollen, eine Stadt zusammenzustellen, in der Hexenprozesse Wirklichkeit sind. Mit spezieller Tinte und den aus dem Grundwasser gewonnenen Mitteln meiner Firma ließ ich diese glauben, Labyrinthia sei die Realität. So begann Projekt Labyrinthia. Ich soll die Geschichte von Labyrinth schreiben, wobei die Stadtbewohner glauben, dass alles, was ich schreibe, real wird. Ich veranstalte Festivals, bei denen Seiten der neuen Geschichte, die ich schreibe, an die Dorfbewohner verteilt werden. Die Tinte, die ich zum Schreiben verwendet, stammt jedoch von einer Blume, deren Dämpfe einen Effekt wie Gedankenkontrolle haben, der alles, was die Stadtbewohner lesen, glaubwürdig erscheinen lässt und es in die Realität umsetzt.“

Anke war von den ganzen Informationen wie erschlagen und hielt sich den Kopf.

Nora übernahm nun das Wort: „Als Herr de Narrateur begann, die Geschichten zu schreiben, half ich zusammen mit meinen Vater, die Geschichten für dich aufzuführen. Ich musste nun aus deinen Leben verschwinden und die Erinnerung an mich wurde so geändert, dass du mich komplett vergessen solltest. So konnten wir ein Leben in der anderen Welt ermöglichen. Denn ein Zauberer namens Merlin reiste in unsere Welt und musste dich mitnehmen. Du musstest bei deiner Familie in Deutschland aufwachsen um dein Schicksal als Auserwählte zu erfüllen. Denn in deiner Welt gibt es die Sucher. Merlin reiste einige Zeit nach dem schrecklichen Ereignis am Glockenturm zu uns und löschte auch dann deine Erinnerungen und brachte dich zu deiner Familie in deiner Welt.“

Anke verstand ganz langsam. Aber das war noch alles neu für sie.

„Verstehst du?“, fragte der Schöpfer seine Tochter. Diese nickte ziemlich verhalten.

„Es geht so. Ich werde wohl noch einige Zeit brauchen, da ihr mich einfach weggegeben habt!“

„Es war nur zu deinen Besten“, schaltete sich Nora ein.

Anke ballte ihre beiden Händen zu Fäusten und atmete tief durch. „Erklärt mir lieber was es mit meinen Fähigkeiten auf sich hat, bitte. Denn dieses Thema ist noch offen.“

Der Schöpfer entnahm aus der Tasche seines Mantels seine Schreibfeder. „In Wahrheit habe ich magische Kräfte und durch diese Feder kann ich die Worte Realität werden lassen. Die Sache mit der Tinte war nur eine Lüge, damit ich mich den ahnungslosen Leuten, die denken, dass es keine Magie gibt, nicht offenbaren muss.“

Anke verstand. So ähnlich verhielt es sich auch mit den Kräften in ihrer Welt.

„Als Merlin uns einen Besuch abgestattet hat sollte ich auf eine magische Schriftrolle den Moment schreiben, in dem du deine Kraft entdecken solltest, welche ich dir vererbt habe.“

„Ja, denn ich kann Leuten meinen Willen aufzwingen“, antwortete die Komikerin.

Der Schöpfer lächelte und war überaus stolz auf seine Tochter. Erneut trat er auf sie zu und umarmte sie.

Anke genoss jene Umarmung sichtlich und löste diese langsam nach einer Weile.

Nora blickte währenddessen aus einem der Fenster. Es freute sie sehr ihre Freundin so glücklich zu sehen.

Plötzlich schrie sie laut auf: „Da draußen tut sich etwas!“

Anke lief zum Fenster und sah ebenfalls aus dem Fenster.

Draußen auf dem Marktplatz direkt vor dem Glockenturm standen vier Dämonen im Kreis angeordnet. Die Dorfbewohner versuchten sich tapfer zur Wehr zu setzen, doch es brachte nicht viel. Sie waren in Schwierigkeiten.

„Oh nein! Wir müssen den Dorfbewohnern helfen!“, rief Anke und erblickte im gleichen Augenblick etwas Gold glänzendes, das sich in der Mitte der vier Dämonen befand.

„Ein Chaos Emerald!“, meinte Anke und sah so ihre Chance. „Ich brauche ihn unbedingt.“

Der Schöpfer blickte seine Tochter besorgt an. „Nora und ich werden mitkommen.“
 

Also beeilten sich der Schöpfer, Nora als auch Anke zum Marktplatz zu kommen, wo sie die verängstigten Dorfbewohner vorfanden.

Anke würde alles dafür tun, um sie zu beschützen als sich auch den Emerald zu beschaffen. Denn in ihrer Welt war dieser Smaragd von essenzieller Bedeutung und somit unverzichtbar.

Die Komikerin atmete tief durch. Danach würde sie angreifen. Daran bestand kein Zweifel. Wenn sie damals schon nicht stark genug war, um Thomas zu helfen wollte sie zumindest keinen Fehler machen. Denn auch nur der kleinste Fehler wäre fatal.

Der Schöpfer fand glücklicherweise auf dem Boden ein kleines Stück Papier. Drauf schrieb er hastig als auch in größter Eile einige Zeilen.

Im nächsten Moment realisierte Anke, dass der gelbe Chaos Emerald in ihre Hand gelangt war und das alles nur ermöglicht durch die eindrucksvolle Magie ihres Vaters. Anke war beeindruckt und atmete erneut tief durch, ordnete ihre Gedanken und umschloss ihre zur faustgeballten Hand fester um den Stein.

Die Dämonen ließen natürlich nicht lange auf sich warten und sprangen in die Luft. Einer der Dämonen sprang auf dem Schöpfer zu, der andere auf Nora und die zwei übrigen hatten sich die Auserwählte Anke ausgesucht.

Gloria heizte den Dämon mit ihrer behandschuhten Hand, deren Fingerenden sehr spitz waren ordentlich ein.

Der Schöpfer setzte sich geschickt mit seiner magischen Feder und dem Papier zur Wehr, indem er seinen Gegner in Flammen aufgehen ließ.

Anke hielt den gelben Chaos Emerald ihren beiden Gegnern direkt vor die Augen und sprach: „Hiermit befehle ich, dass euch das Licht des Chaos Emeralds so stark blenden soll, dass ihr erblinden werdet.“

Gesagt getan. Kurz nachdem die Komikerin diese Worte ausgesprochen hatte geschah es und die beiden Dämonen hielten sich die Augen zu. Doch es nützte nichts mehr. Sie irrten hilflos umher, waren wirklich erblindet.

Ungeschickterweise berührten sich die zwei Dämonen gegenseitig und dies bedeutete, dass sie augenblicklich verschwanden.

„Wo sind sie hin?“, fragte Nora.

Anke antwortete: „Vermutlich in der Hölle gelandet.“

Kurz darauf ertönte ein lauter freudiger Jubel. Die Dorfbewohner zeigten sehr erfreut als auch dankbar, dass sie von der Bedrohung nun vermutlich für immer verschont bleiben würden.

„Das hast du gut gemacht!“, rief Nora und umarmte ihre Freundin innig.

Diese löste nach einer Weile wieder die Umarmung und betrachtete den Emerald in ihrer Hand. „Ich danke dir für alles, Nora und auch dir, Vater, aber ich muss wieder zurück in meine Welt.“

Nora und der Schöpfer nickten.

„Das kann ich gut verstehen. Aber du musst mit mir mitkommen“, erklärte der Schöpfer. „Du wirst nämlich noch gebraucht. Wir beide werden noch gebraucht. Einer deiner Mitstreiter, ein anderer Auserwählter sollte auch schon eingetroffen sein.“

Anke bog sich wie ein Fragezeichen.

„Ich werde euch vermissen“, sagte Nora.

„Hälst du die Stellung solange wir weg sind?“, erkundigte sich der Schöpfer woraufhin Nora eifrig nickte.

Der Schöpfer nahm die Hand seiner Tochter. In dem Moment begann der Emerald in einen gelben Licht zu erstrahlen. In einen Lichtblitz verschwanden dann der Schöpfer als auch dessen Tochter.

Welchen Auserwählten würde sie wohl treffen?
 

Unbekanntes Jahr

Unbekannter Ort

Anke öffnete wieder ihre Augen, welche sie aufgrund des hellen Lichts schließen musste. Die Komikerin erkannte nach einer kurzen Zeit der Orientierung einen kreisrunden Tisch mit Stühlen. Dort saß bereits eine dunkelhaarige Frau, welche Anke nicht kannte und neben ihr befand sich doch tatsächlich Bohlen.

„Schön dich zu sehen!", freute sich Anke und setzte sich direkt neben ihn.

„Was sollen wir hier?“, fragte sie.

Bohlen schnaubte. „Warten bis Elyas, Michelle und Lena auch hier sind. Dann geht es mit unseren Begleitern zurück zu Thomas.“ Das Warten kotzte ihn ja jetzt schon an.

Anke nickte. „Ok, verstehe, während wir hier warten kannst du mir erklären wer die Frau da neben dir ist und ich werde dasselbige tun mit meiner Begleitung.“

Dieter seufzte. „Von mir aus. Bevor du fragst, die Frage, wo wir hier sind, wird erst beantwortet, wenn die anderen noch fehlenden Auserwählten da sind.“

„Gut, das klingt logisch. Du hast Nero und Weiss gar nicht aufgezählt?“, wunderte sich Anke dann.

Bohlen rollte genervt mit den Augen. „Das wirst du noch erfahren, aber es geht ihnen gut.“

Anke ließ sich neben ihren Vater nieder, der sich inzwischen schon gesetzt hatte. „Dann klär mich mal auf wer diese Frau da neben dir ist.“

Anke lächelte still in sich hinein. Sie war so unfassbar glücklich ihren wahren Vater nun sicher bei sich zu wissen.



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