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Hellraiser

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hinweis: Kapitel kann Spoiler von Wano Kuni (Stand: Anime) enthalten.

Was zuletzt geschah...
Law, Shachi und Penguin begegneten dem Höllenkrokodil, Sir Crocodile, der sie ins Impel Down schickte. Dort trafen sie Ivankov und seine Anhänger der allumfassenden Liebe. Nach einer Prüfung der Selbstliebe, bewiesen sich die Menschen als würdige Verbündete der Newkama.
Das Höllenkrokodil floh. Devil the Kid lud zur Party ein.
Und ein Lichtvogel ersuchte die Menschen.
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Through The Fire and Flames – Samsara

Wiedergeburt.

Der Kreislauf von Leid,

eine Spirale niemals endender Pein.

 

Ich lebe und sterbe,

um dich wiederzusehen.

 

Eines Tages...

wenn der Himmel dich freigibt

und die Hölle deine Feuerfesseln nimmt,

wirst du wieder bei mir sein.

 

Nicht wahr, Ace?

 

Fang an zu leben,

bevor du anfängst zu sterben, Marco!“

 

Du bist mein jüngstes Gericht.

Gottes gerechte Strafe.

Ich empfing dich offenen Herzens.

 

Ich gab dir die Flamme meines Lebens,

mein Feuer erkaltete zu Himmelblau.

Dessen Rot der Liebe an dir haftend,

als unser Brandmal glühend in der Ewigkeit.

 

Feuer zu Feuer;

Asche zu Asche.

 

Ein Aufstieg.

Der Phönix.

 

 

~*~

 

 

Im Diesseits

In einem buddhistischen Tempel in Asien.

 

Ein in Lumpen gekleideter Mann kniete sich auf ein rotes Sitztuch – genannt Dingwa schloss seine Hände zum Gebet und senkte seinen Kopf vor der großen Statue von Buddha. Einer seiner vielen Gestalten.

Buddhismus war eine Religion ohne allmächtige Gottheit. Die Gläubiger berufen sich auf die philosophische Freiheit einer Überzeugung und die Glaubenssätze, die ihr Gründer ihnen auf den Weg gegeben hatte.

 

„Meine Kinder“, erinnerte sich der Mönch an die Worte seines Vaters. „Ich gebe euch einen Platz im Leben, an dem ihr frei sein könnt. So frei ihr sein wollt. Eine Familie. Glaubt nur daran!“

Ein leises Lächeln umspielte die schmalen Lippen des Sohnes, der Wärme in seiner Brust spürte.

„Jeder ist ein Kind des Meeres.“ Des Zen – eine Strömung des Buddhismus; Richtung, Weg weisend.

 

Die Zen-Lehre besagte, dass das Erwachen des Mondes den Zyklus des Leidens unterbricht.

Nach der buddhistischen Gesinnung waren alle unerleuchteten Wesen 'Samsara' unterworfen, zum Leben und Sterben verdammt. Die Menschen gestraft von den drei Geistesgiften; Gier, Hass und Verblendung.

Die Religions-Angehörigen verzichteten auf weltliche Reichtümer, entsagten dem Materialismus und lebten im Augenblick.

'Samadhi' – die Tiefen-Meditation – schuf die Zuflucht aus dem irdischen Unlicht, wurde seit jeher im Buddhismus praktiziert und diente den Mönchen wie Nonnen als Verbindung zum höheren Selbst. In anderen Religionen auch 'Astralreisen' genannt;

Die Trennung von Körper und Geist, wenn auch nur auf Zeit.

 

Sat NamSat Nam …“, wiederholte der Mönch sein Mantra. Eines der stärksten, dienend zum Sammeln von Energie.

In seiner meditativen Sitzhaltung spiegelte er die Pose der Buddha-Figur; die Beine im Schneidersitz überkreuzt, eine Hand im Schoß, die andere zur Brust geführt.

Einatmen. Ausatmen.

Sat Nam … Sat Nam …

 

Ein letzter Blick auf die untergehende Sonne am Horizont hinter der Goldstatue. Dann schloss er die Augen, hinter denen sich der Himmel verbarg.

Fokussiert auf seine Mitte, den Strom der eigenen Energie, die Atmung, die er vertiefte, in sich kehrte, in sein Inneres schaute.

Und die himmelblaue Flamme sah.

Die Seine. Sein Seelenfeuer.

 

Konzentriert bündelte er einen Teil der Energie seiner Seele, trennte das Flammenfragment von seinem Körper und schickte es fort. Zu seinem Bestimmungsort.

Vor seiner Brust erschien das schwebende Licht, in Form eines Boten.

 

„Geh und finde ihn“,

flüsterte er in seiner mentalen Trance,

„finde den Mondhüter.“

 

Und der kleine Energie-Vogel flog davon,

auf blauen Schwingen zu seinem Ziel.

 

Reiste zwischen den Welten,

reiste zu ihm;

In die Hölle.

 

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„Hört ihr mich?

Ich bin ein Mönch aus dem Diesseits, yoi.“

 

Trafalgar Law betrachtete mit gehobener Augenbraue das Wesen, welches vor ihnen schwebte.

„Ein Vögelchen!“, freute sich Shachi, funkelte es an. „Dürfen wir es behalten?“

„Du hast doch schon nen Vogel“, murmelte Penguin, „kümmere dich erstmal um dein Pony“, zeigte er mit seinem Daumen auf das Höllenross.

Bepo, der seine Pferdeschnauze senkte. „Entschuldigung.“

 

Geduldig wartete das hellblaue Licht auf Gehör.

„Wir hören“, gab Law Antwort, „allerdings nicht hin.“ Und wandte sich ab.

Keinen Nerv mehr für das Theater, das hier gespielt wurde. Himmel, Hölle, Diesseits – und nirgendwo bekam er einen vernünftigen Kaffee!

 

Der Klang von Lichtflügeln brachte ihn zum Innehalten. Law gefror.

Ein Geräusch, so ehrfurchtgebietend wie nichts Weltliches, das die Menschen je vernommen hatten.

Die Flügel erzeugten Worte. Eine andere Sprache und doch verständlich.

Die Schwingung einer Herzfrequenz.

„Corazon?“, fragte das Wesen Law. Im himmlischen Gericht.

Wie die Asche eines verbrannten Phönix rieselte der Klang in Laws Herz, wiegte es federleicht auf Schwingen. Wärmend.

„Corazon, bist du das?“

 

Es raubte ihm die Luft, seine Brust krampfte. Dieser Klang... Dieses Gefühl...

Law kannte diesen Namen nicht – doch sein Herz erinnerte, was seine Seele ihm zeigte. Das Licht, das sein Feuer antrieb.

Auch sein Körper reagierte auf etwas, spürte das Loch in seiner Brust. Die Wunde, die lange verheilte – Nur noch eine Narbe im Ewig war. Eine Schusswunde. Als wäre Law angeschossen worden, nicht...

„W-Was?“, keuchte er unter Anstrengung, Shachi und Penguin sofort an seiner Seite. „Was h-hast du...?“

 

„Samsara“, die lichtvolle Stimme schien ruhig und tiefenentspannt, „die Wiedergeburt.“

Plötzlich verschwand das beklemmende Gefühl in Laws Brust, gab ihm Raum zum Atmen. Zurück blieb ein Funke dessen, was erinnert. Unvergessen.

„Erkläre dich“, forderte Law. Weniger interessiert, mehr gereizt. Die sorgenvollen Blicke des Duos ignorierte er eisern.

 

„Nicht hier“, flimmerte das blaue Licht, die Stimme wurde schwächer. „Kommt. M-Mit mir...“

„Wie? Wo?“, Peng, Shachi, endend von Law; „Warum?“

„Bei Neumond...“ Der letzte Hauch, „geht die Sonne auf“, ehe das Wesen sich auflöste, nur noch Lichtpartikel von ihm übrig blieben.

Und eine blaue Feder, die in Laws Hand schwebte.

Die drei Menschen schauten auf das Objekt. Es fühlte sich echt an, stellte Law fest.

Penguin rückte seine Kappe. „Neumond?“, wiederholte er. „Was meint er damit?“

 

Graue Augen blickten nachdenklich in die Ferne. Am Horizont der Hölle nichts zu sehen, was einem solchen Himmelskörper ähnelte, nicht im Entferntesten. „Die irdische Zeit?“, murmelte er in seinen schwarzen Kinnbart, „vorausgesetzt, wir möchten der Einladung nachkommen.“

Shachi blickte ihn erwartungsvoll an. „Möchten wir?“, strahlten seine Augen in Vorfreude.

Penguin brummte ein „Möchten wir bloß nicht!“

Law hüllte sich in Schweigen. Etwas zupfte an seinen Mundwinkeln.

Pengs Murren gewann an Miesepetrigkeit. „Dein Schmunzeln gefällt mir nicht, Law, ganz und gar nicht!“

Genanntes Schmunzeln vertiefte sich. „Eine Korrektur-OP würde dir auch nicht schaden, Peng-ya.“

„Wir sind alle super hübsch!“, warf sich Shachis helle Stimme dazwischen, „ihr seid meine schönsten Lieblingsmenschen.“

„Von denen du zu viele hast.“

„Genau des-de-wegen!“

 

„Wohin des Weges?“ Jemand stand dort, vor ihnen im Schlossgarten des Höllenfürsten. Zwischen Rosensträucher-ähnlichem Gewächs und verdorrten Büschen. Der blonde Todesengel, der sie unheimlich anlächelte. Der Schweregrad der Gefahr durch den blonden Vorhang nicht genau erkennbar.

„Erst wird gefeiert, alles andere kommt dann.“

„Ich komme!“ Kid.

„Ich gehe.“ Law.

 

Wehren zwecklos: Mit einem Fingerschnips befehligte der Höllenfürst seine Gäste in sein Schloss.

Laws Mundwinkel zuckte. Hinab. Der Service hier war nach wie vor... nett.

Kid knurrte. „Nehm das zurück oder ich nehm dich!“

Laws Schmunzeln wich nicht von seinen Lippen, die ein 'F.u.c.k.-y.a.' formten.

Und Kids Augen leuchteten manisch, wie flüssiges Höllenfeuer. Das war ein Ja! - Kids Sicht.

 

Während die beiden sich mit Blicken weiter penetrierten, schaute das Menschen-Duo sich um.

Wo waren sie jetzt wieder gelandet?

Sitzend in einem Saal. Eine Feier?

 

Der Festsaal war reichlich gedeckt, mit allerlei Speisen, die die Menschen nicht kannten. Nicht kennen wollten. In einem der Töpfe brodelte etwas, was aussah, wie eckige Augen, die sie anstarrten. Auf einem Teller türmte sich Wackelpudding, der grinste. Eine Schüssel voller kichernder Erbsen und sprudelnde Flaschen, die rülpsten. Ein grunzendes Wildschwein, das die Tischmitte einnahm, mitfeierte.

„Ich nenn's Borst-Horst!“ Shachi, der es streichelte. Penguin neben ihm schüttelte erst sich, dann den Kopf.

Law warf allem einen angewiderten Blick zu – vor allem dem Höllenfürsten.

Appetitlich wirkte hier nichts auf die menschlichen Gäste.

 

Die Dekoration umfasste größtenteils dunkle Farbtöne: vorwiegend Rot, Violett und Schwarz. Die Totenkopf-Kronleuchter lachten, klapperten mit ihren Zähnen, erzeugten einen unbekannten Beat. Basslastig.

Schattenlakaien wuselten aufgeregt um den gigantischen Esstisch, an dessen Ende der Höllenfürst saß. Fett grinsend, geschwollener Brust, als wenn ihm die Welt gehörte – Die Unterwelt tat es.

 

Am anderen Ende des Tisches saß niemand, der gedeckte Platz leer. Dort sollte der Ehrengast sein, der bisher nicht aufgetaucht war. Hatte es vorhin nicht an der Tür geläutet?

Kid warf Killer einen Blick zu. Dieser zuckte teilnahmslos mit den schwarzen Flügeln. Eventuell verspätete sich der Kaiser.

Eventuell war er wieder besoffen.

Kid griff zum Trinkhorn, das mit goldener Flüssigkeit gefüllt wurde. „Das irdische Meer bei Sonnenaufgang“, erklärte Killer. Der Teufel trank nur das Außergewöhnlichste.

Warum der dunkle Engel den Erdlingen alles so genau erklärte?

Kid grinste seinen Getreuen wissend an. Da wollte wohl jemand imponieren.

Penguin derweil gähnte, betrachtete sich eine der rülpsenden Flaschen. Tischmanieren und so. Selbst das Essen und Trinken besaß hier keine.

Die kichernden Erbsen rollten hüpfend über den Tisch.

 

Für einen peniblen Sauberkeitsfanatiker eine Zumutung.

„Was soll das Theater?“ Laws schneidender Ton, der das Wildschwein verängstigte, das quiekend aufsprang und vom Tisch wälzte – den Topf mit den Glubschern umwarf, den Inhalt großflächig verteilte. Es schepperte.

Auf Laws Schoß ein Auge, das ihn von unten ansah. Ihm zuzwinkerte.

Laws Gesichtszüge wurden minimal bleicher, weil-

„Hab 'n Auge auf dich geworfen.“ Weil es ein exaktes Duplikat der teuflischen Augen war.

Konnte es noch makaberer werden? ...Warum fragte er sich dies überhaupt noch.

Law griff zur Gabel. Ein humorloses Eislächeln zupfte an seinen Mundwinkeln, ein Augenlid zuckte.

Er wird doch nicht-?!

Präzise rammte er das Besteck in den Spanner-Apfel, hielt die aufgespießte Kugel vor sein Gesicht, betrachtete es fachmännisch, ehe sein kalt-grauer Blick zum Teufel glitt.

„Ihr habt da was im Auge.“

 

„Guter Stoß!“ Kid nickte anerkennend.

Und sein Grinsen wurde pervers. „Aber meine Stoßkraft ist ein Repeat, das dem Urknall gleicht. Stellt deine Welt auf den Kopf und teilt deinen Arsch wie Moses das Meer.“

Law hob seine Augenbraue angewidert, schmunzelte schiefer.

„Ihr seid so attraktiv, da möchte selbst mein Essen hochkommen, um Euch zu sehen.“

 

Das makabere Flirten der beiden war echt nicht auszuhalten. Das aufgespießte Auge zwinkerte immer noch!

Penguin würgte. „Soll ich deine Haare halten, Darling?“, fragte ihn die Stalker-Stimme in seinem Kopf.

Eine unsichtbare Hand an seinem Hintern. Etwas kitzelte ihn. Im Schritt.

„Hühnerflügel weg von meinen Pinguineiern!“

„Es turtelt zwischen uns.“ Der Todesengel, der dort hinten stand und trotzdem mit ihm hier flirtete.

„Gurr Gurr“, knurrte Penguin, „flatter flatulenze woanders.“

„Nur bei dir flattert mein Totenherz.“

„Wo nichts ist, kann-“

„Nur einer rein.“

 

Penguin verfiel in Schweigen. Die Röte auf seinen Wangen war nur eine Illusion. Elender Casanova!

Shachi grinste währenddessen mit dem Wackelpudding um die Wette. Kein Sieger in Sicht.

Heat stupste den grünen Pudding immer mal wieder an, er war kitzelig. Wire aß als einziger; Finger-Food.

Seltsamerweise passten alle Gäste in das merkwürdige Bild dieses Festes. Eine Skurrilität für sich.

 

Einer der Schattenlakaien blieb stehen, um den Menschen einen Blick zuzuwerfen. Seltsam. Warum hatte Master Kid diese Seelen hier? Er schien sie sich nicht einverleiben zu wollen. Zumindest noch nicht.

Es war ein Phänomen, das die Hölle noch nie gesehen hatte. Höchst ungewöhnlich, dass der Fürst überhaupt jemanden aus dem Diesseits in sein Reich ließ, lebend.

Seelen fanden eigentlich nur ohne Körper zur Hölle, um dort ihre Strafe zu erhalten, sich eine Chance der Wiedergutmachung zu erarbeiten und ein neues Leben zu erhalten.

Es sei denn, eine der Milleniumsmächte war unter ihnen – Ein Kaiser, ein Hüter oder anderweitig wichtig für den Verlauf von Geschichte und Weltenordnung.

Andere Zeiten erschufen andere Regeln.

 

Es war kein Geheimnis, dass die Pest im Diesseits ausgebrochen war und die Menschen dahinraffte – in den Himmel schickte, wo es eigentlich ein jeder Gläubiger ersuchte, hinzugelangen. Doch dies war nicht des Allmächtigen Wille; jemand griff in die Schicksalsfäden ein und sponn sie neu.

Zum Leidwesen der Unschuldigen, denen keine Chance auf Leben und Erfahren dessen gelassen wurde. Junge Seelen, ohne gesammeltes Weltenlicht. Nicht ausgereift, nicht der allumfassenden Liebe mächtig.

'Menschen sind Engel ohne Flügel', so sagte man auf Erden. Doch auch Engel mussten erst lernen zu fliegen.

 

Jeder Unterweltenbewohner wusste um den Stellungswert der Hölle, die bei den Menschen verhasst, gefürchtet und verleugnet wurde. Dennoch...

Hass, Furcht und Verleugnung brachten sie erst dorthin. Welch Ironie...

Wegschauen erleichterte das schlechte Gewissen. Aber nur solange, bis ein Herz unter der Last zusammenbrach.

Wer an das Gute glaubte, sollte auch um das Schlechte wissen.

Aber Unwissenheit ist eine Tugend, hieß es...

 

Shachi malte dem Pudding kleine Grübchen an die Mundwinkel. Penguin warf dem blonden Todesengel unheimliche Blicke hinter dem Kappenschirm zu. Law lieferte sich weiter ein Angewiderten-Duell mit dem Höllenfürsten, der ihn angaffte, Laws Desinteresse durch ihn durch blickte. Romantisch.

 

Kid grinste.

„In der Hölle geht’s heiß her“, zeigte der Teufel mit dem Daumen auf sich selbst. „Ich geh. ...schiffen.“

Law rollte die Augen. „Und dies war von solch hoher Wichtigkeit, dass Ihr es uns habt mitteilen müssen.“

Mini-Luffy, sitzend auf Laws Schulter, nickte ernst. „Der Teufel kann auch kacken!“ Zu viel Information. Laws Kopf filterte sie zum Selbstschutz aus.

Die Anzahl der Salzkörner im Streuer war interessanter und nicht so Intelligenz-schädigend.

 

Killer sah seinem Fürsten nach, erklärte den Menschen sachlich; „Eure Wortdefinitionen und die Unsere unterscheiden sich. Was ihr 'Urinieren' nennt, ist bei uns... anders.“

Dieses Gespräch nahm skurrile Ausmaße an. Die Hälfte der Anwesenden hörte weg, die andere verzog das Gesicht in diversen Emotionen. Laws Neugier siegte.

„'Anders', inwiefern?“ Law bereute es noch während des Fragens. Salzkorn Nummer dreihundert-achtundachtzig.

 

Killer schmunzelte. „'Wenn Engel weinen, regnet es auf Erden'“, zitierte er das Sprichwort der Erdlinge.

Eine dramatische Kunstpause, dann offenbarte er trocken; „Wenn der Teufel schifft, kommt die Flut.“

Luffy hob meldend den Zeigefinger. „Beim Kacken gibt’s Lawinen. Beim Pupsen Erdbeben. Und-“

„Beim Wichsen sprießt Unkraut“, grinste Kid, „je Halm einmal abgespritzt. Rechne's dir aus.“

Warum filterte Laws Verstand des Teufels Unrat nicht aus?

 

Laws Stirn verzog sich nachdenklich. In Gedanken versunken, legte er Daumen und Zeigefinger an seinen schwarzen Kinnflaum.

„Unkrautvernichter gegen teuflische Erektionen“, fasste er seine Überlegung murmelnd zusammen. Gut zu wissen.

„Wie haste meinen Prachtschwengel genannt?!“

„Engels-Efeu.“

Laws provokantes Schmunzeln verschwand schnell wieder. Habe ich ihm einen Spitznamen gegeben?!

„Haste.“ Gedankenstalking Level Devil. „Nenn ihn wie'de willst – aber sag's ihm oral ins Gesicht.“

Ein Teufelsgrinsen in aller Provokation. „Wenn'de dich traust.“

Law zischte angewidert. In Gedanken formte er ein heiliges Kreuz – was Wirkung zeigte.

„Fuck!“, hielt sich Kid den Kopf, der ihm schmerzte.

Auch Gedankenlesen musste gelernt sein. Law war eine anspruchsvolle Lektüre.

Der Teufel beanspruchte ihn.

 

„Noch so'n Spruch, Flügelbruch!“

„Flügel?“ Die Menschen wurden hellhörig. „Was für-?“

Volle Trinkhörner erschienen in ihren Händen, der Teufel erhob den seinen- „Schlucken!“ -seinen Krug.

 

Keiner trank, außer das Höllenoberhaupt selbst. Dann wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund, der ein Grinsen annahm, das Unheil verhieß.

Mit flacher Hand schlug er auf den Tisch, erbeutete Aufmerksamkeit.

„Erdenwandler“, nahm Kids Stimme einen Ton der Absolutheit an, wirkte wie ausgewechselt, „was ist euer Ziel? Was wollt ihr wirklich?

Gezwungen auf des Teufels Anklage zu antworten.

„Wir-“ Killers Todesblick schnitt dem Mensch den Atem ab.

„Worte haben keinen Nutzen, wenn ihnen keine Taten vorausgehen.“ Der dunkle Engel klang gelehrt. „Reden ist nur ein kommunikatives Mittel, das viel zu oft missbraucht wird.“ Edel schimmerten seine schwarzen Flügel, die er ausbreitete. Alle Aufmerksamkeit ermächtigte.

„Leben und Tod ist immer gleich; still.“

Und ein schweres Schweigen legte sich über alle Anwesenden.

 

In Gedanken der Menschen des Teufels Worte brennend;

Was wollt ihr wirklich?“

Die Frage der Wahrheit.

Zeitgleich der Blick des schwarzen Engels, der in ihre Herzen schaute.

Das dämonische Diebes-Duo – der Teufel und seine rechte Hand.

 

Was Killer sah, war...

„Genug!“ Laws silberzüngiges Schwert trennte die Verbindung. „Wir gehen.“

Elegant erhob er sich, Shachi und Penguin reagierten zeitgleich, standen auf und folgten ihm.

Zu dritt schritten sie aus dem Saal, ohne einen Blick zurück, würdevoll und erhobenen Hauptes.

Kid grinste, Killer schmunzelte. „Die kommen wieder.“

„Und wir auch, Kill, wir auch...“

 

Endlich zeigten die Erdenwandler einen eigenen Willen.

Darauf ein Prost. Auch die Schattenlakaien hoben ihre Schattenkrüge.

„Auf die Hell-Hearts!“

 

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Draußen fröstelte das Trio. In der Hölle. Finde den Fehler.

„Von wegen heiß...“, brummte Penguin, rieb sich die Arme. Shachi rückte näher an ihn, Wärme spendend. Von Herz zu Herz.

Law gab sich keine Blöße, nur die feine Gänsehaut seiner tätowierten Arme verriet ihn.

Penguin klapperte mit den Zähnen. „W-w-was jetzt?“

Shachi hibbelte aufgeregt von einem Fuß zum anderen. „Abenteuer?“

Law nickte. „Spionage.“

Penguin seufzte. „Arbeit.“

 

„Bepo!“, rief Law das Flammentier, das über den Himmel zu ihnen galoppierte. „Bring uns weg von hier.“

Alle drei fanden auf dem imposanten Ross Platz. Bepo war warm, sehr warm.

Vier Wesen, die einander wärmten.

 

So gingen sie ihrer Wege, ihren eigenen.

Sollte sich doch jemand anderes zum Teufel scheren.

Dieser scherte sich ohnehin wenig um sie... nicht wahr?

 

Was noch wahr war und was nicht, fand langsam keine exakte Deutung mehr.

Eines jedoch war unbestreitbar. Längst gefallen, ehe darüber nachgedacht.

Das Schicksal entschied. Es gab kein Entrinnen davor.

Ihr Ziel war vorherbestimmt, keine Chance dem zu entfliehen.

 

Die glühende Schrift im Ewig verzeichnet.

Durch Feuer und Flammen sollen sie schreiten...

Leben geben, um Leben zu erhalten.

Der Kreislauf von Leid...

Hier beginnt es.

 

Eine Insel in Form eines Totenkopfes mit zwei Stierhörnern.

Davor wütete ein Meer, dessen Wellen tosend aufschäumten. Die See nicht wie die irdische; nicht blau, sondern dunkler, viel dunkler: ein schwarzes Violett. Am Himmel fauchte ein Blitzgewitter, grell und unheilvoll.

Das Dunkel wart Licht – doch kein natürliches. Dämonischer Natur.

 

Das Höllenross und die drei Menschen galoppierten direkt auf die Insel zu. Nicht freiwillig.

Bepo kämpfte gegen den Starkwind an, der ihn zu dem Totenschädel drängen wollte, vor dem er sich fürchtete. Eine unsichtbare Macht schien das Quartett an diesen Ort zu befehlen.

„Keine Befehle“, zischte Law gegen die Naturgewalt an, „ich lasse mir nichts befehlen!“ Seine sturmgrauen Augen konkurrierten mit dem stürmischen Meer, schnitten sich in die rot-glühende Aushöhlung des Totenschädels, der ihn auszulachen schien.

 

Laws Stimme die Autorität. „Ich gebe den Befehl.“

Sein Schmunzeln die Düsternis. „Bepo-ya, bring uns nach Onigashima.“

Onigashima. Die Insel, auf der laut Volkssagen bösartige Dämonen – 'Oni' genannt – residierten.

Woher Law plötzlich diese Information hatte, war fragwürdig.

 

Shachi und Penguin klammerten sich zitternd aneinander. „B-Bösartige Dämonen?!“ Ihre Gesichter bleich bei dem Gedanken, noch bleicher bei Laws unheimlichem Lippenzug. „Dämonisch.“

„Du Wahnsinniger!“, warfen sie ihm vor.

Laws Mundwinkel hoben sich weiter. „Ihr kommt doch mit, nicht wahr?“, süffisant blickte er hinab ins Meer, dann wieder zu den beiden Mützenträgern. „Oder wäret ihr an einem Bad in Lila interessiert?“

Ein synchrones Kopfschütteln, dann Nicken des Duos. „Wir kommen mit!“

Und auch sie grinsten.

Shachi jubelte. „Auf nach Onigiria!“ Falsch.

Penguin korrigierte; „Origamia.“ Falsch!

Laws Augenbraue tickte. Sein innerer Perfektionist zückte ein Taschentuch und tupfte die Störenfriede weg.

Zehaha wisch und weg. So ein Dreck.

 

Wahnsinnig, alle Drei.

So betraten sie das fremde Land, taten den Schritt, der ihre Schicksalskette sprengte.

Weit kamen sie nicht, doch sollten sie noch weit kommen.

 

Hinfort!

Eine dunkle Impulswelle fegte über die Insel, riss die Menschen beinahe von den Füßen. So mächtig die Kräfte, die wirkten.

Law rammte sein Katana in die Erde, stützte sich darauf, wirkte dem Stoßwind entgegen. Shachi und Penguin hielten sich an Bepo fest, hielten einander fest. Alle Augen auf das gerichtet, was sich ihnen näherte.

Ein grollender Schrei. Ein bestialischer Kriegsruf, der ausgestoßen wurde. Von einer Vielzahl Mäuler, im dutzendfachen Echo.

Hundert Drachen, die hinterm Horizont emporstiegen. Schwarze Kreaturen, Schatten einstiger Unlichter. Ihr Flügelschlag peitschte durch die Luft, erzeugte den Windschnitt, der den Menschen um die Ohren fauchte.

Lauernd verharrten sie dort oben, gierten auf die schwachen Erdenwesen herab. Wartend auf-

Law streckte seine Hand zum Befehl aus.

„Macht euch bereit!“ – „Aye!/Aye!“

Schwert, Revolver und Schleuder gezogen.

 

Zur Antwort grollte der dunkle Zorn auf sie herab. Es begann.

Wie eine schattenhafte Welle, die auf sie zurollte. Drohte, sie alle zu überströmen.

Im Sturzflug jagten die Bestien auf sie hernieder. Die Mäuler weit aufgerissen, spitze Reißzähne zeigend. Flügelschläge schnitten Risse in ihre Kleider, rasiermesserscharfer Wind.

Nur ein Skalpell war schärfer.

 

„Kommt nur!“, rief Law ihnen zu, schwang die heilige Klinge, die mit seinem Herz verbunden. Pulsartig vibrierte das Schwert, leuchtete im silbernen Licht. Laws Arm fühlte sich warm an, seine bewaffnete Hand kribbelte, als würde auf ihrem Rücken eine zweite Hand aufliegen. Vertraut. Jemand, der ihm beistand.

Er holte aus, atmete ein, fokussierte sich. Beim Hieb entlud sich die gesammelte Kraft, schickte eine Druckwelle entgegen der dunklen Wand aus Feinden, spaltete sie. Das schwarze Meer, das sich teilte.

 

Einzelne Kreaturen kreischten, stürmten vor, gingen zum Angriff über.

Schüsse rauschten durch die Luft, im doppelten Feuerecho. Penguin, der die rechte Seite der anrollenden Gegnerwelle ins Visier nahm. Peng – Volltreffer. Einen nach dem anderen holte er vom Himmel, pulverisierte sie zu Unlicht-Partikel. Mit heiligen Patronen, die er einem Krokodil unter Engelshand abgeluchst hatte. Instant-Kill.

Links Shachi, der seine Schleuder spannte, aus dem Nichts Munition erschuf – aus seiner Fantasie. Weil es echt ist, was ich fühle!

Gemeinsam drängten sie die schwarze Flut zurück.

 

Die Menschen glaubten daran. An sich. Daran, dass sie es schafften.

Und erlagen bitterer Enttäuschung.

Denn Glaube war in der Hölle Aberglaube.

 

Die Drachen stoppten ihre Bewegung, erstarrten, wie in der Zeit eingefroren. Bis sie pfeilgerade nach oben fegten, in einer Geschwindigkeit für Menschenaugen kaum sichtbar. Die Biester sammelten sich am Seelennebel-Himmel, rauften sich zu einer Masse zusammen. Und diese lachte bellend.

Uorororo!

 

Hinter alldem lauerte etwas viel Monströseres.

Warum genau diese Anzahl Drachen?

Kaido – Der 100 Bestien

 

„Tch.“ Law war nicht erfreut, ganz und gar nicht.

„So ein verfluchter Mist!“ Peng sah seinen Tod an sich vorbeiziehen.

„Whoaaa~ Ein Drache!“ Shachi wollte schon immer mal einen streicheln.

 

Ein gigantischer Schlangendrache bebte am Himmel empor, ließ die Erde erzittern, schlängelte sich um die Insel. Sein blau-Schuppen Schweif samt gepanzertem Körper umklammerte das Land. Die Menschen eingeschlossen unter der monströsen Masse, die sich immer enger um sie sowie die Insel schlang.

„Bepo!“ Das verschreckte Ross reagierte nicht. Sträubend schüttelte es seinen Kopf, trabte einen Schritt zurück, stieß mit dem Flammenschweif an den gepanzerten Körper der Bestie, wieherte verstört.

„Der Kaiser wird uns fressen!“

 

Kaiser? Law musterte Besagten. Warum wollte er ihnen schaden? War der Höllendrache nicht auf ihrer Seite? Was versprach er sich davon?

„Law, keine Zeit für Analysen!“ Penguin drängte ihn zur Eile, „überleg dir lieber nen Plan, wie wir-“

„Planung abgeschlossen.“ Laws wissendem Schmunzeln folgten Taten: Das lange Katana zurück in die Schwertscheide gesteckt, rammte er dessen Ende in den Boden, holte Schwung, stieß sich ab und sprang mithilfe des umfunktionierten Stabs auf den Rücken des Drachen.

Das blaue Biest schien unbeeindruckt; Schuppenpanzer so dick, Körper so lang, dass er das menschliche Zusatzgewicht nicht als interessant empfand.

Law stutzte. Sind wir etwa nicht sein Ziel?

 

Der Wind drehte sich, änderte die Richtung, wehte den Hinweis zu Law. Er roch es. Den Alkohol.

Kaum zu glauben: war der Drache etwa...?!

„Er ist betrunken“, offenbarte Law sachlich, reichte seinen Gefährten das Katana – an dessen Scheide – herunter, damit sie daran hochklettern konnten. Zunächst schoben Shachi und Penguin das sture Pferd an dessen Hinterteil nach oben, auf den schuppigen Leib, der durch dessen glatte Oberfläche ihre Aktion begünstigte.

Erst dann stieg das Duo mit rauf. Die schlängelnde Bewegung des Schuppenpanzers brachte sie ins Wanken. Während Law unerschütterlich in seiner erhabenen Postion dort stand, rang das Duo um dessen Balance.

„Betrunken?“, wiederholte Shachi neugierig, „wer?“

Penguin seufzte. „Der Drache, dem wir am Arsch vorbeigehen – wortwörtlich.“

 

Die mystische Schlange rollte sich weiter ein, umfasste die Totenkopf-Höhle, auf dessen Schädel er sein langes Kinn auflegte, seine Augen schloss. Als würde ein Drache seinen Schatz behüten... oder...

„Sein Schlafplatz“, schlussfolgerte Law, „anscheinend haben wir ihn bei unserem Besuch geweckt.“

„Eher: beim Ausnüchtern gestört“, Penguin blieb skeptisch, „meinst du, das ist...?“

„Der erwartete Ehrengast, der nicht zum höllischen Gruselkabinett erschien?“ Law hob eine Augenbraue. „Möglich.“

 

Grollende Schnarchgeräusche entkamen der großen Bestie. Die gekräuselten Schnurrhaare bewegten sich bei den tiefen Atemzügen mit, erzeugten einen Luftstrom, der nach süßlichem Schnaps roch.

Penguin kämpfte sich zu einem Halbgrinsen durch. „Immerhin hat er uns nicht... be... merkt- Wo ist Shachi?!“ Law und Penguin sahen es zeitgleich.

„Dort“, sprach Law das Offensichtliche aus.

 

Shachi und Bepo rannten den Schlangenkörper aufwärts, Ersterer jubelte, Zweiterer jammerte.

„Ich beschütz dich, Entschuldigung, ich beschütz dich!“, versprach er dem Jungen, überwand seine Angst und ließ sich mitreißen.

Shachi wollte zum Kopf des mystischen Wesens, wollte es näher bestaunen, einmal die imposanten Hörner anfassen, die so groß waren, wie er selbst. Das Funkeln seiner Augen auf sein Ziel fixiert, glitt er mit seinen Füßen über die rutschigen Schuppen, surfte auf ihnen, schwungvoll den Hals aufwärts.

Über den Nacken verlor er jedoch sein Gleichgewicht, fiel nach vorne, landete mit seinem Oberkörper zwischen den beiden Hörnern, direkt auf dem Kopf. Ehrfürchtig streichelte er über den Panzer.

„Eine Schildkröte“, staunte Shachi, „groooße Schildi.“ Lächelnd riss er seinen Kopf herum. „Peeeng-!“

„Psch!“, zischte der Gerufene ihm lautstark zu, „sei still! Oder willst du, dass...!“

„Zu spät“, teilte Law ihnen teilnahmslos mit.

 

Der große Kopf, mitsamt den Vier erhob sich. Verschlafen blinzelte der blaue Drache und schaute sich um.

Wenigstens sieht er uns ni- zu laut gedacht!

Pengun starrte entsetzt auf die sich öffnenden Lippen seines besten Freundes.

„Hier sind wir! Huhu~!“, winkte Shachi dem Koloss zu. Die mächtigen Augen schielten zu ihnen rauf. Penguin hielt den Atem an, Law beobachtete, Shachi lächelte.

Der Drache schnaubte. „Auch zu zehnt habt ihr keine Chance gegen mich.“

Zu... zehnt? „Sieht er doppelt?“, überlegte Penguin laut.

Law antwortete trocken; „Natürlich. Weil Vier plus Vier Zehn ergibt.“

„Du weißt genau, dass ich das so nicht gemeint hab!“

„Weiß ich. Es gibt nichts, was ich nicht weiß.“ Angeben mit Stil.

Shachi fasste derweil ungerührt das raue Horn an, umarmte es. „Gehörnte Schildi.“

 

Langsam wurde der betrunkene Geist klarer, die Bestien-Augen klärten sich, Zorn funkte in ihnen.

„Wie habt ihr den Kochtopf überlebt?“, wollte der Drache erzürnt wissen, „ich habe euch eigenhändig im Kessel des Fegefeuers schmoren lassen!“

Law knitterte die Brauen, verarbeitete die Information, indessen das Grollen weiter wütete.

„Die roten Schwertscheiden, denen ich ihre Farbe verlieh, uorororo!“, lachte es gehässig, „und Oden, dem ich seine Bedeutung gab.“

 

„Halluzinationen“, Law war sich sicher, „er verwechselt uns.“

Penguin schluckte. „Das... heißt?“

„Nichts Gutes.“

„Du weißt wirklich, wie man jemanden aufbaut.“

„Mut ist nur etwas für die Schwachen.“

„War das'n Kompliment?“

„Sonne dem, der Sonne sieht.“

„Komm mir nicht mit deinen Weisheiten um die Ecke, die du mal in deinem Kaffeesatz gelesen hast!“

„Kaffeesatz“, zischte Law angewidert, „diese Beleidigung nehme ich persönlich.“

„Wenn's dir hilft...“

 

„Ähm...“, Shachi zeigte auf das stillschweigende Biest, spürte dessen Wandel über seine Hochsensibilität. „Nicht gut...“

Penguin erstarrte. „Gar nicht gut.“

Law machte sich zum Angriff bereit, hielt sein Katana in Position, fest vor sich.

Der gigantische Drachenschlund atmete tief ein, aus dem Mundwinkel traten Flammenschwaden, die qualvolle Jammerlaute von sich gaben. Seelenfragmente, die er einst aufgefressen.

 

Knurrend schmiss der Drache seinen Kopf nach hinten, katapultierte die Menschen mit einem mächtigen Wurf in die Luft. Der gigantische Schlund öffnete sich, hinaus drang das bösartige Lachen.

Ein angsteinflößendes Fauchen bebte über die Insel, spürbar bis in die Knochen.

„Ich werde euch ein für alle male kochen!“, verkündete der Kaiser, riss sein Maul weit auf, das zuschnappte, die Menschen schluckte. Hungernd nach ihren Seelen.

 

Feuer verschlang sie.

Fegefeuer, in das sie hinabstürzten.

 

.

.

.

 

Es endete und es begann.

Von vorne.

Die Geschichte wiederholte sich.

 

~♫~

 

Oh, Rettich, Ganmo! ♪

Chikuwa und Ei! ♪

 

Ein, zwei, drei – los iss! ♪

 

Oden wäre nicht Oden... ♪

Wenn es nicht gekocht wäre! ♪

 

~♫~

 

Ein traditionell japanisches Saiteninstrument erklang. Das 'Shamisen' wie von Geisterhand gespielt, erfüllte den zeitlosen Raum mit einer bunten Heiterkeit und zugleich dunklen Schwere.

Wie zwei Vorhänge, die sich seitlich öffneten, offenbarte sich die Bühne einer anderen Welt.

Die Bühne, welche die Menschen betraten.

 

Kirschblüten schwebten andächtig hernieder. Ein süßlicher Blumenduft lag in der Luft.

Drei Strudel tanzender Blüten, im Rhythmus eines geteilten Herztakts, flimmerten über die Erde, bauten sich auf, höher und höher. Bis das Blumengebilde drei Figuren formte.

Der Weltlichkeit angepasst, in Kimonos gekleidet;

Penguin hellblau, Shachi hellgrün, Law schwarz-weiß mit rot-goldenem Umhang – als Zeichen des Anführers und der Zugehörigkeit des Teufels.

 

„Wo... sind wir?“ Penguin hatte jetzt schon keinen Bock mehr hierauf.

Law analysierte. „Im Gaster eines nicht existierenden Fabelwesens.“

Penguin übersetzte. „Im... Magen des Drachen?!“

„Sagte ich bereits.“

 

„Blümelchen~“ Shachi jagte eines der Blütenblätter, die von dem großen Baum fielen. „Ich besteig den Baum!“, verkündete er und sprang mit einem Satz an die Rinde. Sofort stieß sie ihn mit einer Druckwelle von sich. Verdutzt plumpste Shachi ins Gras, sah zum Baum auf. „Verzeihung, Herr Holzkopf.“

„Er... pulsiert? Nicht zweideutig gemeint!“, beäugte Penguin den Baum misstrauisch und tat einen Schritt auf Abstand. Hier war ihm nichts und niemand geheuer. Im Ungeheuer.

Law zog sich die Latexhandschuhe an, eines seiner medizinisch eingreifenden Schmunzeln tragend, tastete er die lebendige Rinde ab. „Das Herz“, seine fachmännische Meinung, die keiner hören wollte.

„Ich kotz gleich“, warf Penguin geistreich ein, konnte Doktor Tra-Fasel-gar nicht unterbrechen.

„Dies scheint das Herz... Demzufolge verkörpern die Kirschblüten... Blut? Blutkörperchen?“, murmelte er weiter, „schweben sie deswegen hier herum? Zur Blutzirkulation, um den Ort am Leben zu halten?“

 

„Wir haben Law verloren“, zeigte Penguin mit seinem Daumen auf den in Gedanken-vertieften.

Shachi japste in Schock auf. „Oh nein! Da hilft nur noch eins!“, grinste er Peng an, der den Ausdruck spiegelte. „Letzte-Hilfe-Maßnahmen werden eingeleitet!“

Synchron stürzten sich beide auf Law, breiteten ihre Arme aus, die sie um den Chirurg des schwarzen Todes schlangen. Eine Umarmung von höchster Unerhörtheit.

Der Distanzierte war höchst empört über den plötzlichen Körperkontakt – alle Gedanken zerstreut.

 

Shachi und Penguin zeigten sich einen Daumen nach oben. „Eingriff in die Privatsphäre ein voller Erfolg!“ Und rannten dann vor dem Zorn des Todeschirurgen weg. Lachend – nicht wirklich beschwichtigend. Silberne Skalpellblicke folgten ihnen, doch selbst war Law sich zu schade, um den beiden Dilettanten nachzulaufen. Die würden schon wiederkommen...

Ob es ratsam war, sich in einem Dracheninneren zu trennen?

Mitnichten. Aber so konnte Law wenigstens etwas Alleinsein genießen, streifte umher und erforschte das medizinisch Unerklärliche.

 

Das Duo rannte bis in die Hauptstadt hinein. Die leeren Straßen wohl die Blutbahnen... oder so.

Penguin wollte sich nicht vorstellen, dass er auf Innereien lief. Verdrängung war ein Wundermittel der Neuromedizin!

Wie nett, dass Shachi ihn erneut erinnerte. Wenn er ihn nicht hätte... hätte er's einfacher.

„Das Herz eines Drachen ist ein Baum?“ Shachi drehte seinen Kopf in einen Winkel, der ungesund aussah.

Penguin rückte Shachis Kopf gerade, seufzte. „Noch nie was vom Baum des Lebens gehört?“

Shachi verzog einen Schmollmund. „Nö.“ Seine Augen leuchteten. „Peng, sowas weißt du?“

„...Anscheinend.“ Sicher war Penguin sich dem selbst nicht mehr. Woher weiß er sowas?

Wenn er nicht so stur wäre, hätte er das geflügelte Höllenhühnchen gefragt. Aber selbst beim dritten Mal fragen, antwortete Killer nicht. Schlimm genug, dass Penguin an ihn dachte...

 

„Du maaagst ihn~“, summte Shachi mit diesem verschwörerischen Lächeln auf den Lippen.

„Ich hasse ihn-“

„Siehst du!“ Vertauschte Gegebenheiten; Hass gleich Liebe... Mist!

„Was ich seh ist ein nackter Kerl in Unterwäsche.“

Penguin lenkte erfolgreich ab, zeigte mit dem Daumen auf den Kerl, der ihnen den Weg versperrte.

 

Mitten auf der leeren Gasse stand er. Tanzend. Nur ein weißes Lendentuch tragend, auf dem der Schriftzug [私] stand. Keiner der Menschen beherrschte diese Sprache.

Und es wäre wohl unhöflich den nackten Mann zu fragen.

„Was steht da?“, zeigte Shachi auf die bedeckte Mitte des Mannes, der in seinem Tanz innehielt. Die Hüpfbewegung auf einem Bein gestoppt, die Hände in der Luft verharrend, fielen die konzentrierten Augen auf den jungen Spross mit orangem Haar hernieder.

Der muskulöse Mann errötete, ehe seine eindrucksvolle Stimme sang. „Rettich und Ganmo~ Chikuwa und Ei~“, zählte er auf, bewegte seine Glieder im Takt, klatschte in die Hände. „Die Zutaten von Oden.“

„Was ist ein Oden?“, wollte Shachi weiter wissen, „und was steht nun da?“

Der Mann lachte bellend. „Oden ist ein Eintopf“, blieb seine Stimme stolz und würdevoll, als er sich breitbeinig hinstellte und die Fäuste in die Hüften stemmte.

„Auf dem Tuch steht die Zutat... steht: Ich.“

 

Shachi verzog den Mund nachdenklich. „Versteh ich nicht“, zuckte er mit den Schultern und entdeckte eine Kirschblüte am Boden, die ihn mehr interessierte.

Penguin verschränkte die Arme, musterte den komischen Mann misstrauisch. Sein Blick blieb an den schwarzen, langen Haaren, deren Form an einen Teller erinnerte. „Warum stehst du hier? ...Tanzt... Nackt...“, nuschelte er am Ende leiser, Fremdscham brachte Penguins Wangen zum Glühen.

„Nackt? Wer?“, sah der Mann sich um, „so was gehört sich aber nicht!“

 

Penguin knurrte. „Willst du mich verarschen?“

Und der Mann tanzte weiter, sang sein Lied, das Shachi nun auch zu summen begann.

Penguin seufzte, packte Shachi und zerrte ihn mit sich, bevor dieser auch noch anfing, zu tanzen – zu spät. „Oden wäre nicht Oden~“

„Das Gejaule hält doch keiner aus“, Penguin war nervlich echt angeknackst, „Law, wo bist du, wenn man dich mal braucht?“

 

„Hier“, tauchte Gerufener neben den beiden auf. Vor Schreck stolperte das Duo rückwärts auf dessen Hintern. „Du- wie- hä?!“

„Sehr kluger Beitrag, Peng-ya“, schmunzelte Law, ehe seine Miene wieder ernst wurde. „Ich werde selbst nicht glauben, was ich nun sage... Wir“, knirschte Law mit den Zähnen, „sind“, tat er sich echt schwer, das auszusprechen, tat es mit einem Zischen, „verbunden.“

„Wir sind ver-?“

„Sprich es nicht aus!“

Die Fragezeichen über den Köpfen der beiden konnte man förmlich sehen – da waren wirklich welche. Und Shachi schnappte sich eines, das er zu einem Ausrufezeichen bog. „Wir sind in einem Comic!“

„Zu unserer Zeit gibt es noch keine 'Comic's.“ Laws Korrektur.

„Hauptsache uns gibt es. Noch“, blinzelte Penguin das Ausrufezeichen an, das Shachi nun zu einem Herz bog und Law um den Hals legte, „muss ich das verstehen?“

„Mit einer Menge Phantasie~“, summte Shachi fröhlich, ignorierte Laws Todesblick, der das kitschige Objekt um seinen Hals zu sezieren versuchte.

 

„Zum Mitschreiben“, Penguin sprach verzögert, um wirklich mitzukommen, „Shachi hat zwei Fragezeichen aus dem nichts erschaffen? Dann genommen und verbogen... O-kay?“

Law legte eine Hand ans kurzbärtige Kinn. „Von allen Seiten betrachtet gar unmöglich... Es sei denn...“ Genervt verzog Law das Gesicht. Ihm gefiel nicht, was er gleich aussprechen musste. Es entsprach nicht seinem Glauben; dem Realismus, der auf Fakten beruhte.

„Teufelsfrüchte“, erinnerte er an das Schlaraffenland des Kaisers mit Strohhut und dessen Brüder, „Shachi aß von ihnen. Dies“, deutete Law auf sie drei, „könnten die Auswirkung davon sein.“

 

Das Duo blickte ihn verdutzt an. Blicke, unter denen Law einknickte.

Stumm seufzend, schloss Law seine Augen und zog den Schulterstoff seines schwarz-weißen Kimonos hinab, entblößte seine Schulter. Auf der ein doppeltes Herzsymbol eingraviert war; das innere schnörkelig, das äußere grob und simpel. „Daran habt ihr Schuld“, zischte Law die beiden an, „dies ist eure Handschrift.“

Dies stimmte in der Tat; Shachis Handschrift war meist verschnörkelt, während Penguins gröber war.

„Moooment!“, Penguin war fassungslos, „du willst uns weismachen, dass-“

 

„Ich hab auch eins!“, erzählte Shachi stolz von seiner Entdeckung, drehte sich mehrmals um sich selbst, damit er es sehen konnte. „Guck!“, zeigte er sein linkes Schulterblatt, auf dem beinahe das gleiche Symbol vorhanden war; ein grobes Herz außen, ein beinahe unerkennbares innen.

Penguin grinste. „Definitiv Laws Ärztehandschrift.“

 

Shachi blickte ihn mit funkelnden Augen an. „Zeig deins!“, forderte er Penguin auf, der weiterging.

„Wir haben wichtigeres zu tun“, spielte er den Vernünftigen, kam nur zwei Schritte weit.

Von zwei ungleichen Händen aufgehalten werdend, die ihn an je einer Schulter festhielten. Law und Shachi zupften zeitgleich am Schulterstoff von Penguins Kimono, um seinen Oberkörper freizulegen. Sexuelle Belästigung!

Auf Penguins linken Brust war das Doppelherz; schnörkelig und fast unerkennbar. Doch worauf die beiden Augenpaare blickten, war etwas anderes:

Die schwarze Feder, die Penguins rechte Schulter zierte.

„Du...“

„Kein Wort“, knurrte Penguin, der errötete und sich den Stoff eilig wieder über die Schultern zerrte. „Das ist nicht von dem, der ihr denkt, von dem's ist.“

Jetzt war Shachi verwirrt. „Nicht von Kill-?“

Nicht von ihm!“

 

Law neben ihnen wurde leichenblass. Eine Vorahnung ereilte ihn, die ihn nicht mehr loslassen wollte. Deswegen brannte sein Steiß seit... seit ihrer Ankunft in der Hölle schon. Nicht wegen den obszönen Blicken des Teufels, wie er vermutete. Bitte kein gehörntes Arschgeweih.

Das gibt 'Stempel aufgedrückt' eine gänzlich neue Bedeutung.

Es gab nichts, wovor der Chirurg des schwarzen Todes sich fürchtete. Doch diesen Blick auf sein Steißbein wollte er sich dann doch ersparen. Des Selbstschutzes wegen.

„Wir gehen weiter“, entschied er für sie alle, „beten wir, dass wir nicht über den Verdauungstrakt ausgeschieden werden.“

 

Penguin verzog angeekelt das Gesicht. „Scheiße war's...“

Shachi klatschte die Hände zum Gebet zusammen. „Bitte, bitte, lieber Gott...“

Und ein Licht flimmerte um die Hände, in denen etwas entstand. „Eine-“

Law griff sie Shachi aus der Hand. „Die Karte von 'Wa no Kuni', übersetzt; 'japanisches Land'.“

„Wow“, staunte Shachi, „du kannst die Fremdsprache? Wie cool!“

Law stockte. Bis vor wenigen Minuten verstand er die Sprache noch nicht, aber jetzt.

Das Mysterium Teufelsfrüchte... gaben sie einem auch Wissen?

Und Penguin? „Hab nichts“, zuckte er mit den Schultern, fühlte keinen Unterschied, keine Zauberei. Er war ja eh nichts Besonderes, seiner Meinung nach.

 

„Shachi-ya“, Laws Blick, dem niemand etwas abschlagen konnte. „Erschaffe etwas. Sofort.“

Shachi schaute verdutzt zurück. „Hm?“, kicherte er verlegen, „wenn jemand zuguckt, kann ich nicht...“

Law fiel vom Glauben ab – fast. Er besaß ja keinen.

Mit steinerner Miene wandte er sich an Penguin. „Tue etwas.“

„Ich geh“, gesagt, getan. Penguin wählte eine willkürliche Richtung – Zum Schnee, den er dort hinten sah. Law, der Anführer unter ihnen, holte schnellen Schrittes auf, lief eins-Komma-zwei Zentimeter vor. Aus Prinzip.

„Schnee?“, beäugte er die Wetterverhältnisse, die hier eher an Frühling erinnerten. Wieder verfiel er in seinen Analyse-Modus. „Wir sind in den Innereien... könnte der Schnee-?“

„Wenn du Spermien sagst, bin ich raus“, schüttelte sich Penguin. Shachi riet mit, „Zucker?“

Laws Augen weiteten sich, glitten zu ihm. „Korrekt.“

Penguin blieb skeptisch. „Zucker? Wie... Blutzucker?“, seufzend schüttelte er seinen Kopf. „Das wird echt immer bescheuerter. Wer denkt sich so nen Mist aus?“

„Lolli?“, hielt Shachi ihm besagte Süßigkeit hin, die er erschaffen, als niemand hinsah.

Nun war es Law, der seufzte. Nur von Einzellern umgeben. Shachi und Peng waren eine Einzelle, die bei der Geburt vertauscht wurde – Suchen Sie die Logik. Tun Sie's nicht.

Law lächelte amüsiert, das Duo sah ihn verstört an.

„Schlaganfall?“ Shachis Sorge war reiner Hohn. Penguin setzte noch einen drauf. „Kastriert worden?“

Zu Laws zuckende Mundwinkel kam das linke Augenlid.

Seine Hand hob sich, langsam, in aller Ruhe, ehe sie zweimal hervorschnellte – gezielt beide Nacken traf und die zwei Nervensägen außer Gefecht setzte. Endlich Ruhe...

 

Zwischen beide Bewusstlosen setzte sich Law hernieder, im Schneidersitz, sein Katana neben sich im Boden gestützt. Die Augen schließend, genoss er das Alleinsein. Von irgendwo raschelten Blätter, aus der Ferne das Rauschen eines Wasserfalls zu hören, die fallenden Schneeflocken, das Zupfen des japanischen Saiteninstruments.

Und Law merkte... Etwas fehlt.

Eines seiner Augenlider hob sich dezent. Ein kritischer Blick auf seine beiden schlafenden Begleiter. Mitnichten, kein Herzmuskel rührte sich. Nur die Herzklappen flimmerten.

Laws Gedanken schweiften weiter. Wer oder was könnte diese emotionale Diskrepanz hervorrufen?

Und glühte es warm über seinem Steißbein?

Es musste sein Bett in der irdischen Welt sein, in dem er noch immer lag. All dies konnte nach wie vor nicht real sein, Law blieb bei seinem Glaubenssatz der Rationalität.

Was nicht ist, ist nicht. – Law Weisheit.

Was nicht ist, wird! – Shachis Version dessen.

Nicht, Nichts. – Pessimisten-Peng.

Dass Law nun an die beiden dachte, war reiner Zufall. Selbstverständlich.

 

Erneut senkten sich Laws Lider, dem Desinteresse frönend.

Bis sich ein Nackter in sein Sichtfeld drängte. Damit nicht genug, der Unsittliche wagte es, ihn anzusprechen. Der Mann bückte sich weit herunter, die Hände in die Hüften gestemmt, das Gesicht zu nah an Laws – Das manische Gesichtsmuskelzucken konnte nicht gesund sein.

Hatte der Schamlose eine Sakeschale als Frisur?

Er lachte. „Was schauste denn aus dem Lendentuch wie 7 Liter Soja-Soße?“

Laws Blick glitt runter, zu dem Tuch, das um den kräftigen Unterleib gebunden.

Auf ihm stand: [ ばかげた王子 ] Langer Zensurbalken.

„Mister... Deppenfürst“, entzifferte Law die Schrift, „würden Sie die Freundlichkeit besitzen und sich hinfort urinieren?“

 

Mit ernster Miene schaute ihn der Deppenfürst an, ehe sich sein Gesicht aufhellte und ihm einfiel:

„Ich muss! Danke für die Erinnerung!“, tanzte er zum nächsten Busch, hob den Sichtschutz seines Tuchs und-

Law sah weg.

Tragischerweise konnte er nicht weghören.

Ein zischendes Geräusch erklang. Weniger flüssig, mehr...

„Feurig?“, war Laws Interesse geweckt. Es klang, als würden kleine Flammen aus der Öffnung treten – rein medizinisch gedacht.

Ohne hinzusehen, wollte Law wissen: „Was sind Sie?“

Ein unmännlicher Schrei entkam dem Mann. „Hab mir meine Nüsse angesengt!“, sah er an sich runter, klopfte das Feuer aus, tanzte von einem Bein aufs andere. „Daran werd ich mich nie gewöhnen, haha“, grinste er dann wieder.

Einen Moment stand er einfach nur da, stemmte die Hände in die Hüften und starrte Law an.

Ehe er antwortete: „Ein Feuerelementar.“

Der Geist eines einstigen Menschen, dessen Todesursache zu seinem Element wurde – wie zuvor bei dem Sandkrokodil.

Heißt das... das Sandkrokodil uriniert...? Und ejakuliert-?!

...Knirschend im Abgang.

 

Das Feuerelementar nahm das schwindend geringe Interesse Laws als Einladung und setzte sich vor diesen. Kurz schweifte der Blick über die drei Fremden, ehe das Dauergrinsen des Mannes fiel. „Ihr gehört hier nicht her. Warum seid ihr hier?“

Laws Augen warfen die Frage unvermittelt zurück.

„Ich?“, erzürnt klatschte der Mann seine Hände auf seine blanken Schenkel. „Ich bin reingelegt worden. Verflucht, auf ewig gefangen in einer Zeitschleife. Im Fegefeuer sollte ich schmoren, unrechtens, wurde selbst zum Feuer.“

Law gähnte hinter vorgehaltener Hand, die er schwenkte, den Kerl zum Fortfahren aufforderte.

„Der Kaiser ist ein falscher Fuffi – in Menschenjahren mit Ende fünfzig dahingeschieden.“ Darüber musste der Humorist dann doch lachen, ehe seine Mimik von Trübnis verfinstert. „Er fraß sie. Alle. Und nahm ihn mir. Meinen Sohn-“

„Behaltet Eure Tränenflüssigkeit für Euch.“ Law, das wandelnde Taktgefühl.

Dafür kassierte er eine Faust auf je einen Arm. „Sei nicht so gemein!/Fiesling!“ Shachi und Penguin.

Laws Stimme die Neutralität. „Gute Nacht.“

„Das heißt Guten Mo-“

Laws Hand legte sie wieder schlafen.

 

„Wo waren wir?“, besah er sich den Mann vor sich, der Nudelsuppe aß. Versteckte Nissin-Werbung. Woher er die Schüssel mit Stäbchen plötzlich hatte, wusste nur- „Der Kleine da hat sie mir gezaubert. Ein Hexer!“, lachte das Feuerelementar. Shachi wusste, wie man jemanden verzauberte.

Rülpsend endete der Mann sein Mahl, klopfte sich auf den Bauch. „Ist der Wanst voll, wird getanzt toll!“

Mit einem Sprung erhob er sich, kam in der Hocke auf seine Füße auf – ein Sichelmond zierte den Knöchel – und hob die Hand.

„Ich muss dann wieder, die Pflicht ruft!“ Er 'muss' schon wieder.

 

Laws Interesse war längst dahin, sodass er ihn nicht mal ansah, geschweige denn ihm nach.

Warum er wohl tanzte? Sollte dies eine Art Regen-Feuertanz sein?

Nicht von Laws Interesse.

Nachdenkend fasste er zusammen:

Ihre Mission war es, die Kaiser zu treffen und ihre Reiche zu passieren. Zurzeit befanden sie sich mitten in einem... Reich oder Kaiser?

Galt der Durchgang eines Körpers als 'passiert'? Wenn dieser Körper der eines Schlangendrachen war, wie lange würde die Reise dann andauern? Und benötigten sie nicht die Ermächtigung besagten Kaisers?

Der Höllenfürst hatte sie geschickt, Verbündete zu sammeln – spekulierte Law – weil Devil the Kid selbst eher unbeliebt in seinen eigenen Reihen war. Warum das so war, konnte Law anhand vieler Gründe benennen. Der Deal nur eine Farce, um das schlechte Ansehen zu wahren.

So zumindest Laws Definition.

 

„Ich denke, er wollte uns seine Welt zeigen.“ Shachi, der ihn dümmlich anlächelte.

Hatte Law seine Überlegung laut gesprochen? Seine Lippen blieben schweigend. Penguin äußerte sich dazu.

„Ich glaub, er will unsre Seelen fressen.“

„Sei nicht immer so, Peng!“

„Okay, okay: Er wird sie erst durch die teuflische Arschritze ziehen, bevor er sie frisst.“

„Du bist ja noch grummeliger als sonst“, stellte Shachi grübelnd fest, „vermisst du jemanden? Ist es etwaaa~ Liebeskummer-?“

„Wenn du das nochmal singst, schwör ich dir, ich schieb dich durch den Hinterausgang des Drachen.“

„Das würdest du machen? Mich als erster durch den Notausgang lassen?“

Penguin rollte mit den Augen. „Law, mach was.“

„Ich gehe.“

 

„Wohin?“ Das Duo folgte seinem Anführer, der die Mitte dieser Welt ansteuerte.

„Zum Herz.“ Laws Augen waren auf das rosa Gewächs gerichtet, auf das sie zuschritten.

„Der Baum des Lebens?“, wiederholte Shachi, was er von Penguin gelernt.

Law schüttelte den Kopf, korrigierte. „Der Baum der Leben.“

Law verstand, was 'Mister Deppenfürst' ihm mitteilen wollte. Ihre wahre Mission hier.

Er hatte sie gezählt. Die Blüten. Einhundert an der Zahl.

Nicht 100 Bestien...

 

Zu dritt standen sie vor ihm. Dem Kirschblütenbaum, dessen Blüten ihnen Kunde tun wollten... Sie riefen um Hilfe. Die Seelen, die dort gefangen. Gefressen, geopfert, gebend dem Drachen Macht.

Dessen Kraftquelle nicht sein eigen Herz – die Höllenwesen besaßen derzeit keines, wie die Menschen sich erinnerten – Es war das Herz aller Verschlungenen. Eines Landes, welches nicht Kaido gehörte.

Die gemeinsame Liebe aller dort Gelebten errichtete diesen Ort hier. In liebevoller Erinnerung.

 

Shachi und Penguins Augen weiteten sich.

Ersterer sprach erstaunt; „Der tanzende Mann...“

Zweiterer führte fort; „Er... beschützt das Land? Die Menschen, die Seelen, das Herz...“

Shachi endete. „Ganz allein...“

Beide sahen sie zu Law. „Du wusstest das?“

Law lächelte leicht verlegen. „Es gibt nichts, das ich nicht weiß...“

Ablenkung. Seine behandschuhte Hand tastete die Rinde erneut ab.

Penguin fragte zögernd; „Was... hast du jetzt vor?“, kritisch beäugte er Laws Tun. Dieser zog sein Katana.

Ein irres Funkeln trat in seine Augen, chirurgisch eingreifend.

„Ich werde es zerteilen.“ Ein unheimliches Schmunzeln auf seinen Lippen. „Bereit machen zur OP.“

 

„Yo-kay, sind bereit!“ Das Duo salutierte.

Auch sie trugen Schwerter, von Shachi erschaffen, Laws ähnelnd, nur verspielter gestaltet. Keine dunkle Klinge und keine umgedrehten Kreuze, als Verzierung – sondern Schnörkel-Herzchen und Monde. Aber die Schärfe der echten Klinge ebenbürtig.

Law schwang sein Schwert, seine Begleiter taten es ihm gleich.

Ein markerschütterndes Knacken, Knochen ähnlich.

Laws Katana schnitt durch mehrere Äste, Shachis und Penguins trennten keinen einzigen. Weil es in Shachis Phantasie keine Gewalt gibt.

Nach dem Knacken, fielen die Kirschblüten, die sich in Lichtpartikeln auflösten.

Der Baum weinte. Die befreiten Seelen fanden ihren Frieden.

 

Doch wo Frieden, war Krieg nicht fern.

Die Welt erschütterte. Macht brachte alles zum Beben.

Haltet ein, Ihr Narren!“ Ein Schrei des Zorns.

Zischend entbrannte der Baum. Gewalttätig griff das Feuer der Wut auf die Äste über, ließ die Seelenblüten leiden, wollte ihnen die letzte Lebensenergie saugen.

Ein Baum, der als Brennholz verwendet.

 

Die Menschen sollten es am eigen Leib erfahren.

Der Boden unter ihren Füßen wurde weggerissen.

Sie fielen. Tief, immer tiefer.

In eine Zeit vor der ihren. In eine Erinnerung.

Nicht die ihre. Aber zu ihrer Realität werdend.

 

Das Trio fand sich in einem Topf wieder.

Bereit, um im Fegefeuer zu kochen.

 

Ein dämonisches Grollen drang in ihre Herzen.

Bekennt euch eurer Sünden!

Eine Aufforderung, die sie nicht verweigern konnten.

 

Den drei Menschen wurden ihre schlimmsten Vergehen vor Augen gehalten. Momentaufnahmen flimmerten an ihnen vorbei, rissen sie in den Strudel von Schuld und Sühne, stellten sie bloß. Konfrontiert werdend mit sich selbst, dem Teil des Ichs, das im finsteren Verdrängungskäfig eingesperrt.

Jeder hatte seine dunklen Seiten. Negativ als Ausgleich von Positiv, um das eigene Yin und Yang zu wahren. Die zirkulierende Energie des Lebens, das Erfahrung sammelte. Eindrücke, die in menschliche Emotionen selektiert, als gut oder schlecht empfunden werden...

Vor dem höllischen Gericht zählten keine Sentimentalitäten.

Im Gottesglauben gab es die Zehn Gebote, nach denen gelebt werden sollte. Im Satanismus...

 

'Gott' wird euch nicht mehr helfen können.“

Hier unten waren sie auf sich allein gestellt.

Allein und doch nicht einsam, hatten sie einander.

Einander geteilte Schuld.

Es war eine Erinnerung, die alle drei Herzen teilten. Ihr schändlichstes Verschulden.

'Ruhe in Frieden'. Die Worte wiederholten sich im erinnernden Herz, das sie gesprochen. Law, Shachi und Penguin am Totenbett, begleiteten die Sterbenden zur letzten Ruhe.

Es war ein heiliger Akt, den sie vollführten. Ein Akt der Nächstenliebe, die niemals erwidert.

Doch auch die Toten erinnerten.

 

Was hatten sie nur falsch gemacht? Falsch und Richtig verschwamm hier, im Jenseits von Gut und Böse.

Ihr habt keine Gnade verdient!“

Das Mitwirken der Pest. Das 'Retten' der Unrettbaren... Das Schicken der Seelen ins Himmelsreich. Sühneopfer, die sie an Gott übergeben. Ob willentlich oder nicht war nicht von Bedeutung.

Diese drei Individuen hatten dazu beigetragen, dass die Hölle zerfiel. Das Ungleichgewicht aufrechterhalten. Ein Störfaktor in der Gesamtheit.

Um Buße zu tun, ist es jetzt zu spät.“

 

Zischend entzündeten sich die Holzscheite unter ihnen. „Leiden sollt ihr!“ Der Kochtopf, in dem sie standen, begann sich langsam zu erhitzen. „Verbrennt an euren Sünden!“

Gefangen in Feuerfesseln, waren die verurteilten Seelen bewegungsunfähig. Noch immer verstanden sie nicht, warum sie angeklagt wurden – aber Verständnis war hier fehl am Platz.

Es war der rachsüchtige Geist des blauen Drachen, der sie in seiner Gewalt hatte. Ob Unrecht oder Rechtens spielte keine Rolle, wenn man einmal im Fegefeuer schmorte.

 

Die Qual, die eine Seele im Fegefeuer erfuhr, war nicht mit irdischen Worten beschreibbar. Es war unvorstellbar grausam...

Noch hatte sich die Brühe des Topfes nicht genug erhitzt, um Schmerz zu bereiten. Noch nicht. Lange würde es nicht mehr dauern.

Dem Kaiser dauerte es zu lange. Er wollte sie leiden sehen, ihre Schreie hören, die ihm Genuss waren.

Tief atmete er ein, bündelte Hitze in seinem Inneren. Mit aller Gewalt wollte er sein Ziel erreichen.

 

Groll, Machtgier und Rachsucht zerstörten dieses Land.

Das Feuer des Höllendrachen sengte alles nieder. Das japanische Land zerfiel zu Asche. Alles zerbrach in Zorn und Missgunst alter Rachgier. Der Zornesträger war dabei, sich selbst zu zerstören, jeden mit sich zu nehmen. Das Negativ schwärzte das Leuchten des Feuers, kehrte dessen Schatten in diese Welt.

Der Lebensraum vernichtet, die Szenerie in tiefstem Schwarz gefärbt.

Die Finsternis brach über das Alles, dunkelte es zu Nichts.

Und das Ende ward in Sicht.

 

Drei Augenpaare blickten ihm entgegen.

Die Menschen gefangen im Kochtopf, der als einziges übrig blieb.

Als wären sie in einer Kuppel, die sie vor dem Flammentod bewahrte.

Eine Kuppel, von Menschenhand erschaffen.

Finger, die ein Tattoo zierte. Fünf Buchstaben, die dem Ende trotzten. Die Hand von sich gestreckt, instinktiv wissend, was zu tun.

Im Urwissen der Schöpferquelle.

 

Hütet euch, der Hüter erwacht!

 

Ein Ruf des Innersten, ein Aufleben uralter Mächte.

Silber stieg am Horizont empor, tauchte die untergehende Welt in ein gleißendes Licht. Weder himmlischer, noch höllischer Angehörigkeit, nicht göttlich, nicht dämonisch – weltlich und doch nicht von dieser.

Ein Riss zwischen den Dimensionen, eine Anomalie der Weltenordnung. Auf Erden geboren, des Höllenfürsten Eigen, vom geflügelten Herz beschützt...

Irdisch, teuflisch, englisch:

Law; das Gesetz der Gezeit.

 

Kommet, ihr Richter.

Richtet über das Schicksal.

 

Das Meer folgte seinem Ruf.

Im Nichts entstand das Rauschen von Wellen, lauter und lauter sich nähernd. Aus der Ferne die Gesänge geisterhafter Meeresbewohner erklingend. Wale und Pinguine.

Erhöret ihn, erhört seinen Willen!

Horizontsilber schimmerte metallen.

Vom Mond beeinflusst, magnetisch angezogen und abgestoßen, schaukelten sich die Wellen auf. Pulsierend, wie von Herzschlägen getrieben, im Room der Gezeit.

Stoßend gegen den Topf, der kippte. Der Freiheit Untertan.

Höher, immer höher griff das Meer der Überwelt ins Geschehen.

Bereit, die Geschichte zu ändern.

 

Ein Einzelner allein schaffte es jedoch nicht.

Es brauchte mehr...

Mehr Kraft.

Der Mond erstrahlte in vollem Glanz des Seelensilbers. Kein Vollmond; eine Sichel.

Eine, die die Schicksalsfäden durchtrennen konnte. Laws Hand drehte sich, sein Finger krümmte sich. Tact.

Und die Silbersichel schnellte auf den brennenden Baum zu, schnitt sich in des Drachen Herz, um die dort Gefangenen zu befreien. Das Feuerherz glatt durchtrennt.

Zahlreich fielen die Kirschblüten.

Hundert an der Zahl.

 

Kaido der 0 Bestien

 

Es war an der Zeit...

Beinahe. Noch nicht.

Noch immer brauchte es mehr...

Mehr Nakama.

Im Echo drangen die Stimmen Verbündeter durch den Dimensionsriss.

 

„Treten wir dem Feuer in den Arsch!“

„Ich geb nen gehörnten Fick dazu!“

„Flying Fuck, angenehm.“

 

Es waren Echos noch nicht bekannter Ereignisse. Ungewisses, Unbestimmtes, Unbekanntes.

Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges verwirrten sich. Vereinten, vertauschten, im geordneten Durcheinander – Shambles.

 

Drei Heldenherzen

alliieren sich mit drei anderen.

 

Schicksalsfäden werden gesponnen.

Der Verlauf geändert,

mit Blut umgeschrieben.

 

Vom Ende zum Neubeginn.

Ein neues Zeitalter wird eingeläutet.

Hier und Jetzt.

 

3 D

2 Y

2 Y

3 D

 

2 Jahre, die der Erde noch verblieben.

Nun aus dem Testament gestrichen.

 

3 D.

 

Mit vereinter Kraft geschah das Unglaubliche,

das den Ungläubigen neuen Glauben schenkte.

 

Nicht nur in dieser Welt

war das Phänomen am Horizont zu sehen.

 

Zum Mond fand das Licht der Sonne.

Ihr Strahlen traf warm in die Herzen

der Wesen aller Welten.

 

Hoffnung.

Heilung.

Hilfe.

 

So wurde es überliefert.

Vom flüsternden Wind,

der den Sturm ankündigte.

 

Leben ward gegeben.

Den Sterbenden 3 Erdentage hinzugefügt.

Ein Trostschimmer im Untergang.

Einer, der die Erdenwandler bewegte.

 

Nicht alle, nicht viele,

aber welche.

Unterstützer.

 

Der Hearts.

Heaven or Hell?

 

.

.

.

 

So drehte sich die Zeit zurück.

Shachi, Penguin und Law erwachten auf der Insel mit der Totenkopf-Höhle, auf der sie standen, zwischen den Hörnern. Die See um das Land ruhig, zu Friede gefunden. Der Kaiser verbannt, in eine andere Zeit.

Ein neuer wurde von der Welt erwartet.

Der wahre Kaiser.

 

Oh, Rettich, Ganmo! ♪

Chikuwa und... Ei! ♪

 

Zu ihren Füßen lag es. Die letzte Erinnerung.

Ein Drachenei. Pink gepunktet. Es wackelte, knackte und brach schließlich.

Zwei winzige Hörner und ein kleiner Kopf ragten heraus. Aus ihm schlüpfte ein rosafarbenes Drachenbaby.

Der zukünftige Herrscher, in ferner Epoche.

„Chichioya!“, rief das mystische Wesen nach seinem Vater, „Chichioya!“

Umarmt werdend vom väterlichen Feuer, das es gewärmt. Über all die Jahre in seinem Herzen. Darum das Feuerelementar, der Tanz... wahrlich ein Feuertanz.

Der Vater nahm es summend mit sich, bis das Leben gebraucht.

 

Oden wäre nicht Oden... ♪

Wenn er nicht gemocht wäre! ♪

 

So endete diese Geschichte.

Und die nächste wurde weitererzählt.

 

Law seufzte genervt, Shachi bestaunte die außergewöhnlichen Eierschalen, Penguin fluchte.

„Was... verdammt war das? Und wo zum Teufel sind wir?“

„Sprich nicht seinen Namen!“, zischte Law, blickte zum Höllenhimmel. „Beehrt uns mit Eurer Abwesenheit.“

Shachi kniete sich zu den Eier-Bruchstücken, die er willkürlich zusammensetzte. „Fast wie neu!“

Penguin pustete leicht, das Scherben-Puzzle fiel in sich zusammen.

„Scherben bringen Glück!“ Shachis Optimismus war nicht zu trüben.

 

Ein Wiehern und eine Entschuldigung drangen zu ihnen. Ihr treuer Gefährte hatte auf sie gewartet. Genau hier, auf dieser Insel, bei Sturm und Drache – vor dem Bepo sich gefürchtet.

Seine Hufe schlugen auf Boden, galoppierten zu ihnen. „Ihr seid wohlauf! Ich dachte, ihr- Er hat euch gefressen!“, bäumte das Höllenross sich ängstlich auf.

Verwirrt sahen die Drei ihn an. „Wovon redest du?“

„Von-!“ Law schnitt ein. „Für heute keine Ammenmärchen mehr.“

Bepo senkte gehorsam seinen Kopf, der von Shachi gestreichelt wurde.

 

Die Menschen erinnerten die letzten Minuten nicht – zumindest nicht im Gedächtnis. Doch im Herzen.

 

„Wir gehen zurück“, entschied Law, ging vor, steuerte die Brücke an, die zuvor nicht dort gewesen.

„Zurück, wohin?“ Penguin, der pessimistische Skeptiker, lief neben Law, der sich in Schweigen hüllte. Die Lücke im Gedächntis machte ihm mehr zu schaffen, als er zugeben wollen würde.

Shachi blieb zurück, redete beruhigend auf Bepo ein, der geknickt war. Warum glaubte man ihm nicht? War er nicht vertrauenswürdig? Es tat ihm leid, dass er nicht glaubhaft genug war.

Shachi fühlte mit, wollte ihm so unbedingt helfen.

Und tat etwas, was hier verboten war. Erneut.

 

Er umarmte das Tier, wärmte es mit seinem Herzen.

Mit heiliger Kraft, die es ihm spendete. Lichtmagie.

Bepo funkelte, von Innen nach Außen, leuchtete.

Shachis Lächeln bewirkte es. Mächtig, wie das Sonnenstrahlen.

„Ich wusste, dich gibt es... Ich wusste es!“

Phantasie oder Wirklichkeit?

Bepos schwarzes Fell hellte auf, wurde immer heller. Die Flammen wandelten sich zu einer reinweißen Mähne, deren Haar dem Weich von Wolken glichen. Auf dem Kopf des Tieres thronte ein spiralförmiges Horn. Es schimmerte in der schönsten Farbe, nicht von dieser Welt.

Hier gehörte es nicht hin.

 

Es musste gehen, flog fort, ohne Abschied.

Shachi streckte noch seine Hand nach ihm aus...

Und ihn erlitt das gleiche Schicksal.

 

Shachi löste sich auf. Nun gänzlich.

Es begann bei seinen Händen. Die Finger, die durchsichtig wurden.

Ein Kribbeln, ähnlich eines eingeschlafenen Körperteils, das nicht wieder erwachte. Shachi blickte auf seine Hand, die an Farbe verlor. Nein, nicht die Hand... seine Sicht nahm an Farbtönen ab, bleichte ins Schwarz-Weiß.

„Leute?“, blasste auch seine Stimme, fand kein Gehör. „Peng? Law?“

Hilfesuchend sah er seine Freunde an, die es nicht merkten, ihn nicht hörten. „P-P...? L-L...?“ Seine Stimmbänder, die es traf. Folgend seiner Zunge, Hörsinn, Lunge... innere Organe und die Haut.

Ein Gefühl von Atemlosigkeit, blind im Vakuum der Lautlosigkeit. Shachi fühlte sich leicht, leichter mit jeder Sekunde. Sein gesamter Körper wirkte gläsern, wie helles Porzellan. Ein Gefäß, dessen Inneres schwand.

Zuletzt war es sein Herz, das ihm genommen.

Dies war der Moment als seine Verbundenen es spürten. Die Kette ihres Bandes, in Schicksalen verknüpft, klirrte in ihrer Brust. Der Herzspiegel, der in ihnen zerbrach.

 

Law und Penguin drehten sich um, ihre Augen suchten ihren Verbündeten. Zu spät. Shachi war nicht mehr hier, nicht mehr bei ihnen. Fort.

Nur noch die Glashülle seines Körpers dort; reinweiß. Seine letzte Botschaft, das Lächeln, das bis zum Ende auf seinen Lippen blieb – Ein 'Alles wird gut'.

Zeitgleich streckten Law und Penguin ihre Hände nach dem Körper aus. Ehe sie ihn erreichten, zersprang er in tausend Teile, löste sich in Lichtpartikeln auf. Sie fühlten sich warm an, hüllten die beiden für einen Herzschlag ein, als würde die Seele ihre Verbundenen umarmen wollen.

Dann kam die Leere. Die Erkenntnis, die Verleumdung.

 

„Nein!“, schrie Penguin, der auf seine Knie sackte, seine Hände in den Boden grub, wo zuvor noch sein bester Freund war. „Nein, das kann nicht sein! Das darf nicht-!“

Laws Hand auf seiner Schulter, die sich unter der Berührung versteifte. „Er ist fort.“ Objektiv, neutral, faktisch.

Knurrend schüttelte Penguin Laws Hand ab, warf ihm einen bissigen Blick zu. „Bloß, weil es dir scheißegal ist, musst du nicht so verdammt-!“, brach seine Stimme in ein Schluchzen.

Weil er es sah. Die einzelne Salzperle, die sich aus Silber schlich, Laws Wange benässte.

Penguin klammerte sich an Laws Unterarm, dessen Hand haltlos in der Luft verharrte. Die Kappe mitsamt Kopf senkte sich, drückte sich gegen die tätowierten Finger.

„Warum? Law, sag mir, Warum...“

 

„Dies ist irrelevant“, erklärte er nüchtern, „wir werden ihn zurückholen.“

„Wie?“ Penguins Schultern sackten nach unten.

„Wir werden es tun.“ Laws ganze Überzeugung.

Eine dritte Stimme mischte sich ein.

„Ihr tretet den Wolken einfach in den Arsch!“

 

Traurige Stimmung zerstört.

Aus Laws Plüschmütze kletterte eine kleine Figur, die sich auf die Krempe der gefleckten Mütze setzte, seine Beine darüber baumeln ließ. In Laws Blickfeld tauchten die Strohsandalen auf, ehe das lächelnde Gesicht über den Rand zu ihm herunterblickte. Mini-Luffy.

„Shachi ist jetzt im Himmel“, strahlte ihn der Junge mit Strohhut an. Luffys helle Stimme warm und tröstlich. „Dort, wo meine Brüder sind. Alle Guten kommen in den Himmel.“

 

„In den... Himmel?“ In Penguins niedergeschlagene Stimme fand ein Mutfunke. „Also ist Shachi... am Leben?“

Luffy zuckte mit den Schultern. „Wir alle leben, sind tot... Der Tod gibt dem Leben erst seinen Sinn.“

Laws Augenbraue wanderte hoch, weit hoch. „Philosophie aus deinem Munde? Wer hat dir dies erzählt?“

„Erwischt! Shi Shi Shi“, war Luffy sich um nichts verlegen. „Sabo. Er war schon immer der schlaueste von uns – und Ace der Coolste! Aber ich der Beste.“

„Eingebildet sind wir gar nicht“, kommentierte Law.

„Bildung? Nee, ist nichts für mich“, wank Luffy lachend ab, fand zur Ernsthaftigkeit. In seinen rehbraunen Augen die Zuversicht. „Ich muss der Beste sein, um mein Bestes geben zu können.“

Ob er wusste, welch tiefe Bedeutung diese Worte spiegelten?

 

Law fragte sich noch immer, warum er mit ihm gestraft war. Langsam wurde es fast... erträglich. Fast.

Luffy blickte ihn strahlend an. „Immer, wenn du traurig bist, bin ich da.“ Nakama sind unantastbar.

 

Laws Mundwinkel hoben sich, sein Lippenzug anerkennend. Langsam streckte er seine Hand nach oben, öffnete sie, bot Luffy seine Handfläche an, auf die er hopste. Sich seinen Strohhut richtend, setzte er sich im Schneidersitz in Laws Hand, lehnte sich an den Mittelfinger, verschränkte seine Arme hinterm Kopf und machte es sich gemütlich.

„Ich kann von hier deine Nasenhaare sehen“, drehte Luffy seinen Kopf schief, „ist da ein Pop-?“

Und da drehte sich die Hand um, ließ ihn achtlos fallen.

Das Nervenbündel klammerte sich an Laws Kapuzen-Schnur, schwang sich lachend hin und her. In jeder Hand eine Schnur, schaukelte Luffy sorglos pfeifend auf Laws Brust. Sein Gummihintern federte ihn ab, erzeugte ein Boing-Geräusch, das Law langsam aber sicher in den Wahnsinn trieb. Seine Augenbraue tickte manisch, Level letzte Zuckungen.

 

Penguin beobachtete das Ganze, sah weg. Nicht seine Angelegenheit.

„Brauchst du-?“, wollte er als Freund dann doch seine Hilfe anbieten, bekam Laws Grußfinger zur Antwort.

Penguin tat es ihm gleich. „Grüße zurück!“

Er vermisste Shachi jetzt schon. Der heitere Weichkeks fehlte, war das Bindeglied, das sie zusammenhielt, und die Stimmung oben hielt. Shachi war der Zucker zu ihrem bitteren Kaffee mit saurer Milch.

 

Luffy hielt in seiner schaukelnden Bewegung an, zeigte zum Horizont.

„Da, die Sonne! Die Sonne geht auf!“

In der Hölle die Sonne. Law brauchte nicht mal hinzusehen, um zu wissen, dass er verarscht wurde. „Nun guck doch hin!“, forderte ihn Luffy auf, kletterte Laws Schlüsselbein rauf, stand auf der Schulter und drückte ihm seine Mini-Hände in die Wangen, um den Kopf zum Drehen zu bewegen. „Na... los... Komm... schon!“

„Ein andermal“, erwiderte Law trocken, reagierte nicht, schaute stur woandershin.

„Gum Gum~ Gatling!“, trommelte es gegen seine Wange. Nervig.

Aber immer noch kein Grund-

„Hast du mich abgeleckt?!“

„Du schmeckst nicht, bäh! Shishi...“

 

„Ähm, Leute?“, war es Penguin, der Law dazu bewegte, zum Horizont zu sehen.

Dort stand ein Mann. Gekleidet in hellblauem Feuer. Ein Licht, heller als alle Weltensterne.

Penguin tat einen Schritt hinter Law, der unerschrocken vortrat.

„Mit wem haben wir das Verleiden?“, forderte er Antworten.

 

Die Gesichtszüge des Blonden erweichten zu Milde und Wärme. Seine Augen wirkten so müde von so vielen Leben. Seine Stimme besaß Wissen und hielt das Licht inne.

Er breitete seine Arme aus, in einer Geste herzlichen Willkommens.

„Überliefert werde ich die Sonne genannt.“ Die blauen Flammen, die ihn umgaben, loderten machtvoll auf, erstreckten sich zum Himmelszelt, als würden sie danach greifen. „Seit er im Himmel ist... ist sie fort. Meine Sonne. Mit ihm gegangen. Ihr rotes Feuer.“

 

Die Essenz jeder Seele ist Liebe.

 

Der Mönch trat vor, seine strahlende Aura so hell, wie das Sonnenlicht selbst. Himmelblau.

„Ich bin der erste und einzige Sohn Buddhas. 'Rahula', der Name, der mir gegeben. Mein Geburtsname. Hier und heute trage ich den meiner Wiedergeburt. Marco, der Phönix.“

Die Flammen, die ihn umrahmten, nahmen die Form des mystischen Wesens an. Die Lichtgestalt breitete seine Flügel aus, schlug geräuschvoll, wirbelte Wind auf und umschloss die Menschen in dessen flammenden Flügeln. Umarmte sie, empfing sie offenen Herzens.

 

„Kommt.

Vater wünscht, euch zu sehen.

Kommt mit mir.“

 

Mit mächtigen Flügelschlägen flog er davon,

nahm die Menschen mit sich.

 

„Wohin?“

„Zum Himmel, yoi.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Mini-Randinfos bei Interesse:
SAT = das Sein, Wahrheit
NAM = Identität, Name
Rahula = Sonne
Samsara = Wiedergeburt Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Luna-law
2021-11-22T06:21:29+00:00 22.11.2021 07:21
Heyo 🙈 ich liebe es es ist sooo toll mach bitte ganz ganz schnell weiter <3 ach ja wie ich deine Storys vermisst hab ♡
Antwort von:  blackNunSadako
22.11.2021 22:30
🌸 Luna-law 🌸
✧⁺⸜(●^▾^●)⸝⁺✧

Wie herzallerliebst du bist! ♥
Ich freu mich tierisch über deinen Besuch hier und möchte mich zeitgleich dafür entschuldigen, dass ich nicht dazu kam, dir auf deine liebe Mail zu antworten. Tut mir leid! ._.'
Dankeschön, dass du mir geschrieben hast❣
Auch hier zu dieser etwas anderen Geschichte. Wie schön, dass sie dir gefällt. ^-^

Die Kapitel sind leider etwas zeitaufwendiger, weil die Themen der Story ein wenig komplexer und tiefgreifender sind - aber ich bin dran und schreibe fleißig weiter! :)
Tausend Dank, dass ich meine Werke mit dir teilen darf. ♥ Das macht mich wirklich glücklich. (˶◕ᴗ◕˶✿)

Es ist so wunderschön, dass du wieder bei uns bist! ♡(˶ᵔ ᵕ ᵔ˶)♡
Super schön, dass es dich gibt.🌷

Von Herzen nur das Beste wünsche ich dir.💐
Du bist wahrlich wertvoll!✨
(ノ◕ヮ◕)ノ*:・゚✧
Antwort von:  Luna-law
23.11.2021 07:18
So herzig ♡ wie du dich freust ich freu mich erst ❤ .
Ich hab mich auch so gefreut als ich gesehen hab du hast neue Storys geschrieben!! 😀
ich war so lang nicht mehr auf der seite es tut mir so leid 😭😭 aber hab dich sofort wieder gefunden ❤🧡💛💚

Und ja die Story ist komplex aber der hammer 🔨 ich liebe sie es ist einfach mal was anders 😍🥰 hihi und kid zu teuflisch hihi ❤🧡💛 ach ja .

Ich freu mich und mach kein stress schreib mir einfach wen du kannst mal würde mich mega freuen ❤

Du bist auch wahrlich wertvoll 🌟 😀😃😇


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