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Vater und Sohn

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen guten Abend an Euch alle da draußen! Nach gefühlten Jahren traue ich mich doch tatsächlich zurück in das Star Wars - Universum :D

Dieses Mal mit ein paar Storys rund um Vader und Luke, da ich einfach ein riesiger Fan von ihrer Vater-Sohn-Beziehung bin und hier auf dieser Plattform noch nicht allzu viele dazu gefunden habe - ein ganz großer Tipp von meiner Seite sind hierzu übrigens die wundervollen Geschichten von CanTho auf Fanfiktion.de.

Inspiriert wurde ich dabei von ein paar englischsprachigen Storys, die hauptsächlich unter dem Thema: "Wo unser unerschrockener Held nicht davon kommt" geschrieben wurden und ich reihe mich da als Autorin einfach mal mit ein ^^



Eine Warnung gleich zu Beginn: Dies hier ist alles AU und bei den Charakteren ist ebenfalls mit OCC zu rechnen.


Ich schreibe hier größtenteils Storys, in denen Vader und Luke aufeinander treffen und Vader seinen verlorenen Sohn endlich nach Hause bringen kann - ob nun an die zeitlichen Begebenheiten der Filme angepasst oder komplett neue Geschichten und Hintergründe - und werde auch viele Szene von Baby Luke und Dad Vader dabei haben (denn sind wir mal ehrlich: das kann nur episch werden - Jeffrey Brown hat dafür mit seinem Buch "Darth Vader and Son" wirklich viele Ideen geliefert :D)

Und damit meine lange Vorrede auch einmal endet: Ich hoffe Euch allen gefallen die Geschichten und ihr habt beim Lesen mindestens genauso viel Spaß, wie ich beim Schreiben! :D



See ya! Komplett anzeigen

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Paradehaltung

Im Nachhinein betrachtet, war das vielleicht nicht die beste Idee gewesen.

 

Die sonst so ruhige Luft in dem Hangar, summte an diesem Tage vor angespannter Aufmerksamkeit und halbversteckter Angst. Nachwuchsoffizieren und Soldaten standen dicht gedrängt nebeneinander, starrten alle gleichsam wartend auf die noch leere Landeplattform und die vereinzelten, kurzen Gespräche gingen nie über ein scharfes Flüstern hinaus. Die weißen Rüstungen der Sturmtruppen reflektierten das herabfallende Licht und mischten sich mit den grauen und olivgrünen Uniformen zu einer fast undurchdringlichen Masse, obwohl alle Anwesenden in perfekter Paradehaltung hintereinander aufgereiht waren, als würde man Schachfiguren auf einem Brett aufstellen. Alles war strickt geordnet. Klar strukturiert. Linear. Kalt.

Jeder der genügend Verstand besaß, würde die militärische Effizienz des Imperiums keinesfalls bestreiten können und selbst die Mitglieder der Rebellenallianz hatten irgendwann zähneknirschend zugeben müssen, dass viele Dinge in ihren eigenen Reihen besser verlaufen wären, hätten sie auch nur ansatzweise eine ähnlich strengen Drill verfolgt. Doch so war alles, was den scheinbar völlig harmlosen Kadetten inmitten der Offiziere, Piloten und des Bodenpersonals davon abhalten konnte davonzulaufen, sein eigener Wille und die Gewissheit, dass er es niemals unbemerkt hinausschaffen würde, ohne ein Bataillon Imperialer hinter sich herjagen zu haben. Verfluche einer dieses Kopfgeld!

 

Als Mon Mothma ihn nach der Zerstörung des Todessternes und den folgenden Monaten des Wartens endlich wieder auf eine eigene Mission geschickt hatte, konnte Luke es kaum erwarten sich im Cockpit seines X-Wings wiederzufinden. Das berauschende Gefühl der völligen Freiheit, die endlose Weite des Universums und eine Menge Adrenalin, hatten ihn zu ein paar verrückten – und zugegebenermaßen verantwortungslosen – Aktionen veranlasst, die ihn schlussendlich fast das Leben gekostet hätten. Am Ende konnte er sich nur knapp vor den hartnäckigen Kopfgeldjägern retten, seinen beschädigten Jäger in einer verlassenen Steppe bruchlanden und sich zu Fuß auf den Weg zur nächsten Einrichtung machen – ausgerechnet einer imperialen Militärbasis. Han wird mir das sicher noch lange nachtragen…

Lukes Plan war, in Anbetracht seiner gegenwärtigen Situation, eigentlich recht stumpf (ein bestimmter Schmuggler würde dagegen behaupten er sei brillant): schleich dich rein, bleibe unbemerkt, klaue das nächstbeste Schiff was du bekommen kannst und verschwinde so schnell wie möglich von dort. Wenn er es richtig anstellte, wäre er längst auf den Weg in den Hyperraum, bevor die ersten Sirenen auch nur Alarm schlagen würden. Und die Macht würde ihn sicher leiten. So hatte er sich fest entschlossen den südlichen Eingang genähert, einen unbewachten jungen Imperialen überrascht und diesen mit einem sanften Machtstoß für die nächste Zeit außer Gefecht gesetzt, bevor er sich die Kleidung des Kadetten angeeignet.

Zwar war ihm die graue Uniform dank seiner geringeren Körpergröße an manchen Stellen zu groß, aber die dazugehörige Kappe konnte ihm nur als Vorteil dienen, um möglichst nicht erkannt zu werden. Mit der Mütze tief in sein Gesicht gezogen, hatte er sich fast unbemerkt in die nächste Gruppe an Kadetten eingereiht und war ihnen stillschweigend in die Basis gefolgt. Zweimal schaffte er es, unter den Augen der Imperialen davonzuschleichen und sich immer weiter der nächstbesten Ladeplattform zu nähern, bevor er plötzlich von einem ziemlich wütenden Offizier überrascht worden war, der ihn unter lautstarker Androhung eines Verweises prompt in den größten Hangar schleifte.

 

Und nun war er hier. Jeglicher Möglichkeit beraubt sich schnellstmöglich aus dem Staub zu machen und zur Allianz zurückzukehren und je mehr Minuten verstrichen, desto angespannter wurde er. Oh Macht, ich habe ein ganz schlechtes Gefühl dabei.

Luke unterdrückte ein Stöhnen und biss die Zähne fester aufeinander, um seinen Körper davon abzuhalten aus seiner Position zu fallen. Er war eindeutig nicht daran gewöhnt eine so lange Zeit in einer solch starren Haltung zu verbringen und er spürte wie sich Schweiß in seinem Nacken sammelte, als seine Nervosität langsam ihren Höhepunkt erreichte. Seine Rebelleninstinkte hatte ihn schon längst zur Flucht angetrieben, zu einer vollkommen lebensmüden Aktion gedrängt und es benötigte jede Geduld, die er aufbringen konnte, um sich an Ort und Stelle zu halten. Lass deine Tarnung nicht auffliegen. Nur noch ein bisschen länger!

Seine blauen Augen schweiften zum wiederholten Male über die Menschen um ihn herum, suchten nach etwas, was ihn irgendwie ablenken würde, aber er konnte die Aufregung der Männer – und überraschenderweise auch Frauen – nur allzu deutlich durch die Macht spüren und es zog ihn an, wie das Licht eine Motte. Wie eine Vielzahl von kleinen Sternen, leuchteten ihre Präsenzen um ihn herum auf, verschmolzen zu einer großen Gemeinschaft unendlichen Lebens und pulsierten in ihrer Energie wie ein gewaltiger Stern. Warm, hell und lebendig und es lockte ihn dazu, sich einfach im Rausche dieses Stromes treiben zu lassen, sich voll und ganz all diesen Individuen zu öffnen und ihre berauschende Kraft aufzunehmen – wenn er doch nur ansatzweise mehr Training gehabt hätte… Ben, ich wünschte du wärst noch hier.

 

Es war der plötzlich warnende Stoß in der Macht, der Luke aus seinen Gedanken heraus und in die Realität zurückstürzen ließ. Erschrocken hob er den Kopf ein Stück weit nach oben, spähte unter seinen blonden Locken hervor und bemerkte alarmierend, wie die Haltung der Imperialen um ihn herum vermutlich noch starrer geworden war und alle Blicke sich auf das große Hangartor und den Himmel dahinter richteten. Das Geräusch von raschelnder Kleidung und klappernden Rüstungsteilen verstummte auf ein unvorstellbares Minimum, die Luft um ihn herum schien noch schwerer zu werden und nur allzu bald erreichte ihn das unverkennbare Dröhnen des Motors eines sich nähernden Shuttles.

Der junge Jedi schluckte schwer, zupfte nervös an dem engen Kragen der Uniform und rief sich immer wieder selbst zu Ruhe, während er angespannt und still verfolgte, wie sich eine elegante und große Lambda-Fähre dem Landeplatz näherte, bevor sie unvorstellbar sanft auf dem Durastahl aufsetzte. Die Macht um ihn herum erzitterte immer wieder in einem seltsam scharfen Rhythmus, mahnend und drängend zu gleich, als könne er irgendetwas verpassen, wenn er nicht aufmerksam genug war. Und so wenig Kontakt Luke auch bisher zu der hellen Seite hatte, er wusste instinktiv, dass er irgendetwas vermissen musste. Irgendetwas war falsch, gewaltig falsch und das lag nicht daran, dass er als gesuchter Rebell inmitten einer imperialen Basis stand.

 

Mit einem letzten Brummen verstummte der Motor und stattdessen öffnete sich zischend die breite Einstiegsrampe des Shuttles und senkte sich auf den Boden. Einer der hochrangigen Kommandeure der Militärbasis trat vor, verfolgt von zwei weiteren Männern, die eine ebenso beträchtliche Reihe an Abzeichen auf den Uniformen trugen und gemeinsam blieb die kleine Gruppe vor der Fähre stehen. Die Hände hinter den Rücken verschränkt, konnte Luke von seiner Position aus ihre Gesichter nicht erkennen, aber die Macht sang nahezu vor ihrer Anspannung. Und vielmehr vor ihrer Angst.

Für einen letzten, ahnungslosen Atemzug wollte sich der junge Jedi tatsächlich fragen, wer genau dieses unbeschreibliche Gefühl der Furcht wohl auslösen könne, als sich alle Muskeln in seinem Körper jäh anspannten, die Luft abrupt seine Lungen verließ und die Macht in seinem Kopf aufschrie, als sein Herz fast stehen blieb.

 

Und zeitgleich flutete die dunkle Präsenz von Darth Vader den Hangar.

 

Wie eine schwarze Sonne flammte der Feuersturm seiner Kraft über alle Anwesenden hinweg und die dunklen Ranken seiner Macht durchdrangen eisig kalt jegliche Existenz, die sich in der Halle versammelt hatte. Vollkommen in Panik getrieben, konnte Luke nur schnell all seine halbherzig starken Schilde aufstellen und seine eigene Anwesenheit in der Macht nach unten drücken, bevor die suchenden Finger des Sith ihn erreichen konnten. Sein Körper zitterte mit jeder Sekunde mehr, das Lichtschwert in der Innenseite seiner Jacke fühlte sich plötzlich viel zu schwer an und er hätte sich vermutlich frage sollen, ob die Imperialen links und rechts von ihm sein Verhalten bemerken würde, aber er blendete alles um sich herum einfach aus. Er hatte nur Vader im Blick.

Wie auf ein Stichwort erreichte nun auch das Geräusch des mechanischen Atems seine Ohren und dann trat die schwarze Gestalt die Rampe hinunter und kam vor der Gruppe der Kommandeure zum Stehen, ihm folgten in einem angemessenen Abstand drei Mitglieder der Todesschwadron. Selbst aus der Entfernung wirkte der Sith wie ein riesiger Krayt-Drache, der kurz davor stand seine hilflose Beute in Stücke zu reißen und die allgemeine Angst aller Anwesenden verstärkte sich durch die Macht wie ein Leuchtfeuer. Der schwarze Umhang schwang in wogenden Wellen wie die Flügel eines Vogels hinter ihm her und umrahmte dann geräuschlos die aufragende Gestalt, als er sich zu beiden Seiten hin ausbreitete. Für einen Augenblick herrschte vollkommene Stille, die nur von dem rhythmischen Zischen von Vaders Maske unterbrochen wurde und dann trat der erst Imperiale steif vor und verbeugte sich vor dem dunklen Lord.

 

Doch welche Worte auch immer seinen Mund verließen, Luke hörte sie nicht. Sein eigener Herzschlag pochte laut in seinen Ohren, vermischte sich mit dem stetigen Atemgeräusch und ließ die Kälte durch seine Adern kriechen. Er hatte das Gefühl nicht atmen zu können, obwohl sich die Luft fast schmerzhaft in seine Lunge drückte und das warnende Klirren in seinem Kopf schwoll immer weiter an, als seine unterdrückte Machtpräsenz vor Panik und Adrenalin sang. Und der einzig klare Gedanken, den er in diesem Moment fassen konnte, lautete Flucht.

 

Er musste hier weg. Jetzt.

 

 

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Darth Vader, dunkler Sith Lord und zweiter in der Thronfolge des Imperiums, konnte nicht anders, als sich müde zu fühlen, als er durch das Fenster der Lambda-Fähre auf die sich nähernde Militärbasis am Fuße einer schroffen Felswand starrte. Es war keine tatsächliche Müdigkeit die er verspürte, denn die Macht selbst und der Anzug verhinderten seit zwanzig Jahren das Bedürfnis nach Schlaf, aber dennoch war er an diesem Tage weitaus weniger kraftvoll. Gedämpfter. Lustloser. Und dies zerrte an seine Nerven.

Er war vielleicht Kommandant der imperialen Flotte, Befehlshaber der 501. Legion und einer der wohl berüchtigtsten und gefürchtetsten Piloten der Galaxie und dennoch nützten ihm diese Titel wenig, um sich in irgendeiner Art und Weise seiner bevorstehenden Pflicht zu entziehen – eine Pflicht, die Palpatine ihn so gnädig auferlegt hatte, weil die Rebellen es erneut gewagt hatten, einen wichtigen Teil ihrer militärischen Versorgungslinie anzugreifen und er es nicht verhindern konnte.

Denn seine eigene Flotte war durch einen unergründlichen Abbruch der Kommunikation viel zu spät am Schlachtfeld angekommen und konnte nicht mehr ausrichten, als die letzten verbliebenen Schiffe zu zerstören und die mickrige Anzahl an Überlebenden gefangen zu nehmen. Es stand außer Frage das der Kaiser sauer war und ihn als Vergeltung nun an anderen Orten Schadensbegrenzung betreiben und trotz des jüngsten Vorfalles ein stabiles Imperium repräsentieren ließ.

Zumindest lautete so die offizielle Variante.

 

Inoffiziell wusste der Sith nur zu genau, dass Sidious ihm noch immer die Zerstörung der Todesstern übelnahm, ebenso wie die Tatsache, dass er den dafür verantwortlichen Rebellenpilot noch nicht geschnappt hatte. Seinen Sohn. Die Offenbarung über die wahre Identität des gesuchten Piloten hatte in Vader eine Reihe an unbeschreiblichen Gefühlen ausgelöst, die er vor Jahren verloren glaubte. Sein Kind hatte überlebt; Padmes Kind hatte überlebt! In all der Zeit, in der glaubte niemanden mehr zu haben, wuchs sein totgeglaubter Sohn weit außerhalb seiner Reichweite, auf dem weltfremden Staubball Tatooine auf, um sein Leben als einfacher Feuchtbauer zu beschreiten. Vollkommen inakzeptabel!

Vader ballte seine mechanische Hand zu einer Faust, als all die Jahre voller Schmerz und Selbsthass unerwartet über ihn hinweg rollten und er schloss für einen Moment die Augen, um die tiefen Emotionen zu ergreifen und sie zu kanalisieren. Seine Wut explodierte in der Macht, wie auch die Trauer und der Verlust für seine geliebte Frau und für einen Augenblick schwankte er am Rande seiner Kontrolle, bevor er sich zu einem tiefen Atemzug zwang und seine Stabilität wieder herstellte. Dieser Schmerz war…. anders. Tiefer. Heftiger. Er hatte einen Sohn, der letzte lebendige Teil seiner Vergangenheit – seiner Familie! – und alles was der Junge von ihm kannte, war das Bild des gnadenlosen und gefürchteten Sith-Lords. Ein Monster, mehr Maschine als Mensch, welches es zu hassen galt. Welches es zu töten galt.

Dazu wird es nicht kommen!

Er musste das ändern. Schnellstmöglich. Sein Sohn – Luke – war die einzig verbliebene Verbindung zu allem was er einmal war, der letzte hauchdünne Faden, den er noch ergreifen konnte, bevor er sich selbst gänzlich verlor. Er war eine Schwäche – seine Schwäche. Und so sehr er es auch verabscheute, er würde diese Schwäche vollkommen bewusst akzeptieren. Er wollte Luke, wollte seinen Sohn. Sein Vertrauen, seine Freundschaft, seine Anerkennung und seinen Respekt. Und im Gegenzug würde er ihn lehren, seine Erfahrungen mit ihm teilen, ihn beschützten. Er wollte endlich die kostbare Chance ergreifen, die er vor zwanzig Jahren zerstört glaubte: Ein Vater sein.

 

Doch anstatt nach seinem eigensinnigen Nachwuchs zu suchen, wurde er an den Rand des imperialistischen Kernes geschickt, um Palpatines hinterhältigen Spielen zu folgen.

 

Wenn der Vocoder seiner Maske es zulassen würde, hätte er das Geräusch eines Seufzens wiedergegeben, als Vader sich von dem Sichtfenster abwandte und zur Rampe des Shuttles lief. Es wurde Zeit, dass er diese nutzlose Zeremonie endlich hinter sich brachte und sich dem Rest seiner Flotte wieder anschloss. Er würde keine weiteren Verzögerungen auf seiner Suche nach dem junge Skywalker zulassen, ganz gleich, auf welche unnötigen Missionen er noch geschickt werden würde. Er würde kein weites Mal scheitern. Ich werde dich finden mein Sohn.

Mit gewohnt energischem Schritt trat er aus der Fähre hinaus, sein Mantel flammte gefährlich hinter ihm auf und er konnte die dunkle Belustigung der Macht fühlen, als die Angst der Imperialen in dem Hangar auf einen Höhepunkt anstieg. Ohne auch nur in seinem Tempo innezuhalten, steckte er seine unsichtbaren Finger nach allem aus, was er greifen konnte und seine bereits magere Geduld für diesen Tag sank auf ein weiteres Tief hinab, als er sich der nervösen und schwitzenden Nachwuchsoffizieren und Soldaten bewusst wurde, die den Hangar füllten. Schwache Dummköpfe ohne Rückgrat…

Er achtete nicht wirklich auf den vortretenden Admiral, welcher sich in steifer Haltung vor ihm verbeugte und ließ auch die unerwünschten und nutzlosen Begrüßungsfloskeln über sich hinwegschweifen, während er immer noch suchend seine Macht ausstreckte. Irgendetwas war seltsam. Eine fast unmerkliche Vibration, ein Zug der Dringlichkeit, der um ihn herum flüsterte und vor Erwartung erzitterte. Etwas… war hier. Jemand. Versteckt und doch spürbar. Ein Machtnutzer.

 

Vader ließ den Kommandanten weitersprechen und tauchte in die Macht ein. Seine schwarzen Ranken fraßen sich in die Struktur eines jeden Individuums und er folgte dem Echo eines warmen Schimmers, der sich irgendwo weit hinter seiner peripheren Sicht versteckte. Es war schwach, eine fast versickerte Resonanz an Licht, die unter einem dicken Deckmantel immer noch tapfer weiter pulsierte, wie ein schlagendes Herz. Der Sith-Lord griff danach. Über das zarte Band spürte er Aufregung, Nervosität und Angst. Aber dort war noch mehr. Eine hartnäckige Entschlossenheit und ein starker Wille und je weiter er das Licht umrahmte, desto heller und kräftiger wurde es.

Konnte einer der versammelten Soldaten oder Offiziere kraftempfindlich sein? Ein Kadett oder Pilot? Es wäre sicher eine kluge Idee die betroffene Person ausfindig zu machen und sie entweder sofort zu entsorgen oder aber der Inquisition einen weiteren verbrauchbaren Kandidaten für ihre Spiele zu liefern. Je weniger potenzielle Machtbegabte es gab, desto weniger konnten auch den fadenscheinigen Lehren der Jedi zum Opfer fallen oder sich der Rebellion anschließen.

Der Admiral vor ihm sprach noch immer und Vader musste nur ein paar gezielte Fragen einwerfen, um den Dummkopf auch weiterhin beschäftigt zu halten, während er seine eigentliche Aufmerksamkeit ausnahmslos auf das kleine Leuchten richtete. Der Sith suchte jetzt akribischer nach der schimmernden Präsenz, ließ seine eigenen Ranken wie hungrige Tiere um das Licht schleichen, vollkommen bereit dazu, den entscheidenden Schlag auszuführen. Und dann packte er kräftig zu.

 

Das Licht flammte unter seiner Berührung heftig auf, erzitterte und rollte sich dann nach innen, in der verzweifelten Hoffnung sich vor der drohenden Dunkelheit zu schützen. Doch Vader ließ nicht los. Eine scharfe Angst schoss so deutlich durch die Macht, dass es den Lord fast mental erschütterte und das kleine Licht krampfte und zuckte, in einem verzweifelten Kampf nach unerreichbarer Freiheit. Er müsste nur weiter zudrücken…

Abrupt gab es heftigen Stoß gegen seine eigenen dunklen Ranken und sie zogen sich zischend zurück, als das reine Leuchten ihn für einen Moment genug blendete, dass er die eigentliche Kraft hinter der scheinbar kleinen Präsenz spüren konnte. Und was er fühlte war Macht. Reine und unverbrauchte Macht. So stark, so schön und vor allem – so bekannt. Er hatte es schon einmal gespürt. Damals, im Graben auf dem Todesstern und davor, lange zuvor, in einer fast vergessenen Zeit. Als heranwachsendes Baby im Mutterleib.

 

Der Junge war hier. Sein Sohn war genau hier!

 

Für einen Moment schwankte Vader in der Überlegung, ob der Junge vielleicht gefangen genommen wurde, aber seine Präsenz war viel zu nahe, als das er in einer der Zellen sitzen konnte. Stattdessen war sie sogar so nahe, dass sie buchstäblich auch neben ihn stehen könnte. Er muss genau hier sein. Irgendwo in diesem Hangar, versteckt zwischen all den Imperialen. Der Sith gestattete sich hinter seiner Maske ein leichtes Lächeln, welches an den Rändern seiner verletzten Haut zerrte und drehte dann langsam den Kopf, um über die Masse der versammelten Menschen zu schauen. Unter seinem Blick konnte er das dringliche Gefühl des Unbehagens spüren, aber nur eine Person strahlte eine wirklich tief verwurzelte Angst aus.

Er hat ganz offenbar meinen Mut geerbt, stellte der dunkle Lord belustigt fest, als er inmitten der Menge einen Kadetten ausfindig machte, der nur ein Stück schlanker war, als der Rest. Nur ein Stück kleiner. Die tückisch blonden Haarsträhnen stachen unter der Kappe deutlich hervor und obwohl die Gesichtszüge im Schatten lagen, konnte Vader die Auswirkungen des Stresses deutlich sehen. Und doch blieb sein Sohn noch immer standhaft. Niemanden würde auffallen, dass dieser Kadett so vollkommen anders war, als alle anderen.

 

Mit einem scharfen Ruck wandte sich der Sith wieder dem Admiral zu und erschreckte den Imperialen, der in seiner Rede kurz verstummte, unsicher darüber, was die plötzliche Reaktion von Lord Vader ausgelöst haben könnte. Als keine sichtbare Vergeltung kam, begann er erneut zu sprechen, immer noch mit einem vorsichten Blick auf die aufragende Gestalt. Wenn Vader es bemerkt hatte, so zeigte er es nicht. Stattdessen formte er bereits die perfekte Idee, wie er seinen Sohn von hier wegbekommen und vor seinem Meister verdeckt halten würde. Schließlich hatte die Macht ihn hier her geführt und er würde ihre Mittel nutzen, um das zu bekommen, was er wollte.

Luke war sein und sein allein.

Er musste alles dafür tun, um den jungen Jedi davon abzuhalten, davonzukommen. Denn so wie er den Jungen einschätzten, würde dieser jede Chance ergreifen, die sich ihm bot. Typisches Skywalkerblut. Für den Moment jedoch würde er dem Kind die Möglichkeit geben, sich aus seiner direkten Gegenwart zurückzuziehen. Lassen sie ihn glauben, er wäre in Sicherheit. Wiegen sie ihn in eine trügerische Ruhe – und dann würde er seinen Sohn holen.

 

„Das reicht, Admiral.“ Vaders tiefe Stimme vibrierte ungeduldig und projizierte genug Missfallen, um einen einheitlichen Schock durch die Macht zu schicken. „Alle weiteren Informationen werden ausschließlich in einer klassifizierten Versammlung besprochen.“

Der Mann vor ihm presste den Kiefer aufeinander, seine Augen flackerten nervös und wütend zugleich hin und her und die beiden Männer hinter ihm verloren jegliche Farbe in ihren Gesichtern, bevor sich der Kommandant zu einem steifen Lächeln zwang.

„Natürlich, mein Lord. Wenn ich vorschlagen dürfte, dass wir uns in den Konferenzraum begeben…?“ Ohne eine verbale Antwort zu geben, schritt Vader bereits an dem Admiral vorbei, der ihn erst nach ein paar Metern wieder einholte und verzweifelt versuchte einen Anschein von Professionalität zu bewahren, als er dem Sith folgte.

Gemeinsam verließ die kleine Gruppe den Hangar und erst als sich die schweren Durastahltüren zischend geschlossen hatten, schien eine Welle der Erleichterung durch die versammelten Imperialen zu fluten. Als hätte man die Fäden einer Puppe durchtrennt, verloren fast alle ihre starre Haltung und ganz besonders ein Kadett stieß einen zitternden Atemzug aus, als sich die dunkle Macht des Sith Lords endlich von ihm loslöste und der kalte Druck in seiner Brust verschwand. Als sich die ersten Offiziere und Piloten aus den Reihen lösten und zurück zu ihren Plätzen strömten, rettete sich der blonde Junge verzweifelt in den nächstbesten leeren Gang, ehe er zu rennen begann, um so viel Platz zwischen sich und Darth Vader schaffen zu können.

 

Nicht wissend, dass es für ihn kein Entkommen geben würde.

 

 

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Das kann nicht passieren...das kann nicht passieren…Das kann einfach nicht passieren! Luke bog zum wiederholten Male scharf um die nächste Ecke, wich einem entgegenkommenden MSE-6 Maus- Droiden aus und rannte dann den grauen Flur weiter hinab. An der nächsten Kreuzung verlangsamte er sein Tempo, zog die Kappa tiefer in sein Gesicht und drängte sich an einer Gruppe Techniker vorbei, die ihm nur wenig Aufmerksamkeit schenkten, ehe sie hinter der nächsten Tür verschwanden.

Sobald er allein war, lehnte sich der junge Jedi keuchend an eine der Wände, zerrte an dem steifen Kragen der Uniform herum und versuchte vergeblich das staubtrockene Gefühl in seiner Kehle zu vertreiben. Sein Herz schlug hart und unangenehm gegen seinen Brustkorb und der Schweiß rann in kleinen Perlen über seine Haut hinweg, während das Adrenalin noch immer durch seine Adern zirkulierte und ihn in höchste Alarmbereitschaft versetzte. Wann konnte diese Situation nur so außer Kontrolle geraten?

 

Zugegebenermaßen hatte Luke bereits vor etlichen Minuten die Orientierung verloren und war einfach nur blind immer weiter in die Basis hinein gelaufen, immer auf der Suche nach einem Fluchtweg. Irgendwie war er dabei in eine der unteren Etagen gelangt und kämpfte sich nun von dort aus zu einem der Wartungsschächte, um über die Rohe nach draußen zu gelangen – zumindest war dies sein Plan. Die Macht um ihn herum hatte jetzt schon seit einer Weile geschwiegen, ihn mit nichts weiter als unheimlicher Stille begrüßt und er traute sich nicht wirklich, bewusst nach dem Licht um sich herum zu greifen. Nicht wenn Vader immer noch hier ist.

Er war nicht dumm genug zu glauben, dass der Sith ihn in dem Hangar nicht erkannt hatte. Vader wusste sehr genau, dass er dort war. Er hatte ihn mental gepackt und die dunklen Ranken seiner Macht hatten sich wie eine hartnäckige Decke um Luke gewickelt, die er nur mit größter Anstrengung von sich lösen konnte. Und als er es tat, hatte Luke darauf gewartet, dass der Sith sein Lichtschwert entzünden würde. Er hatte darauf gewartet von einer unsichtbaren Hand erstickt oder durch den Hangar geschleudert zu werden, dass sich Blaster auf ihn richten würden, sobald seine Identität erkannt wurde. Er hatte tatsächlich auf seinen Tod gewartet.

Und doch… war nichts davon passiert. Vader hatte ihn nicht angegriffen oder auch nur eine Bemerkung über seine Anwesenheit gemacht, stattdessen war er einfach ganz unbehelligt in die Basis geschritten und hatte Luke sich selbst überlassen.

 

Aber warum?

 

Was war der große Plan dahinter? Was wollte der Sith erreichen, wenn er ihn nicht sofort tötete? Vader konnte ihn nicht wirklich laufen lassen, oder? Nein, sicher nicht. Selbst er würde sich eine solche Chance nicht entgehen lassen…

Ein Seufzen entkam Lukes Lippen und er strich sich seine blonden Strähnen aus dem Gesicht und versuchte ein paar beruhigende Atemübungen zu machen, um seinen Puls wieder unter Kontrolle zu bringen. Mit einer Hand griff er in die Innentasche seiner Jacke und umschloss das kühle Metall des Lichtschwertes in einem festen Griff. Für einen Moment genoss er das Gefühl der tiefen Sicherheit, welches ihm die Waffe seines Vaters immer entgegenbrachte und ein kleines Lächeln breitete sich über sein Gesicht aus, als er glaubte, eine warme Präsenz in der Macht gespürt zu haben. Wie ein sanftes Streicheln über seinen Kopf, ein anerkennender Stoß, eine stille Zuneigung.

Mit einem letzten, tiefen Atemzug richtete Luke sich wieder auf, lockerte seine Muskeln und konzentrierte all seine Gedanken auf seine bevorstehende Flucht. Er konnte das schaffen. Er musste es schaffen. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass er vor einem Haufen Imperialer davonlief und bisher hatte ihn auch noch niemand entdeckt und erkannt. Nun, niemand bis auf Vader. Aber solange der dunkle Lord irgendwo am anderen Ende der Basis in einem Konferenzraum hockte, musste er sich für den Moment sicher nicht allzu viele Gedanken über den Sith machen. Und ich bin sicher schon längst verschwunden, wenn er fertig ist.

 

Also begann Luke wieder zu laufen, durchstreifte die immer gleichen grauen Gänge und hielt sich möglichst vor allen fremden Augen verborgen. Sein Weg führte ihn durch mehrere Lager, an Technik- und Produktionsräumen vorbei, bis tief hinunter zu den Generatoren. Von hier aus musste es irgendwo zu den Einstiegsluken der Wartungsschächte gehen.

Langsam und vorsichtig streckte der junge Jedi die Hand aus und stieß zaghaft die Macht um sich herum an. Sie vibrierte auf seine stille Anfrage hin, aber ansonsten blieb alles ruhig. Keine Warnung, keine Kälte, kein tödliches Gefühl. Nur….vollkommene Stille. Luke wartete noch einen weiteren Augenblick, bevor er es er erneut versuchte und dieses Mal tauchte er in das Licht ein und ließ sich von dem sanften Schimmer leiten, während er durch die dunklen Hallen streifte. Es konnte nicht mehr weit sein, nur noch durch die Tür und dann-

 

„Dies ist sicher kein Ort für einen Kadetten.“

 

Und alles hörte einfach so auf.

 

Lukes Herz wäre stehengeblieben, wenn es nicht die Notwendigkeit seines Überlebens gegeben hätte. Sein Körper erstarrte, Kälte setzte sich in seinen Knochen nieder und der Atem stockte in seiner Brust, als der tiefe Bariton hinter ihm durch die Luft schnitt. Nein… Nein! NEIN! Wie hatte er ihn nicht gespürt? Wie konnte er ihn nicht gehört haben? Wie… wie konnte er nur so unaufmerksam sein?

Das mechanische Zischen erfüllte die Halle in einem rhythmischen Tempo und der Klang von schweren Stiefeln auf Durastahl, näherte sich langsam seiner Position. Die zuvor dunklen Räume wurden wen möglich noch düsterer und erst viel zu spät bemerkte Luke, dass diese Dunkelheit schon die gesamte Zeit über da war – dass diese Dunkelheit, diese Stille, nicht normal gewesen war.

Die schwarzen Ranken des Sith Lord begannen sich wieder um ihn zu wickeln, sich um seine Glieder zu winden und fast schon überprüfend seinen Körper abzutasten. Luke bewegte sich nicht. Er konnte nicht. Stumm starrte er nach vorn, die Augen vor Schock und Panik aufgerissen und unfähig irgendetwas gegen die Handlungen des dunklen Lords zu tun. Die Macht rollte um ihn, aber er konnte sich nicht dazu zu bringen, sie zu ergreifen. Alles schien ihn aus den Fingern zu gleiten und ehe er überhaupt einen klaren Gedanken fassen konnten, war Vader bereits direkt hinter ihm.

 

Er hatte ihn schlussendlich doch gefunden.

 

 

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„Haben Sie eine Erklärung für Ihren Aufenthalt hier unten, Kadett?“ Das tiefe Rumpeln seines Vocoders, war aus direkter Nähe vermutlich noch deutlicher zu hören und Vader beobachtete den Jungen dabei, wie er sich langsam zu ihm umdrehte, den Kopf dabei aber hartnäckig gesenkt hielt.

Luke öffnete und schloss den Mund, seine versagende Stimme brachte offenbar keinen Ton hervor und seine Muskeln begannen sichtlich unter der Anpsannung zu zittern. Schließlich sackten seine Schulter ein Stück weit zusammen und er sah im Gegensatz zu seiner eigenen hochaufragenden Gestalt plötzlich noch viel kleiner und jünger aus.

„Nun? Ich warte nicht gern.“ Vader fixierte unter der Maske das junge Gesicht vor sich, ließ seinen Sohn weiter zappeln und seine Nervosität und Angst so deutlich ansteigen, dass man danach hätte greifen könnte. Aber er würde ihn jetzt nicht entkommen lassen.

Nein, er würde seinen Sohn von hier mitnehmen und ihn in Sicherheit bringen. Weit weg von dem Einfluss der Rebellen und vor seinem Meister. Er würde Luke nicht so verlieren, wie er Padme verloren hatte.

 

„E-es tut mir leid…mein Herr.“ Als der Junge endlich sprach, waren seine Worte so leise und starr, dass man sie leicht hätte überhören können.

Durch die Macht konnte Vader spüren, wie Lukes Entschlossenheit mit seiner Angst kämpfte, aber darüber hinaus gab es auch eine überraschend große Dosis an Wut und Trauer, die direkt auf ihn gerichtet waren. Was hatte Kenobi seinem Sohn nur erzählt? Aufgrund seiner bisherigen Reaktion war sich der Sith ziemlich sicher, dass der Junge keine Ahnung davon hatte, dass er gerade seinem Vater gegenüberstand und er wusste, dass dies der erste Fehler sein würde, den es zu korrigieren galt. Aber alles Schritt für Schritt.

Vader wartete noch einen Augenblick, aber als Luke keine Anstalten machte noch etwas zu sagen, drehte er sich scharf um, sodass die Kante seines Umhanges das Bein seines Sohnes streifte und begann wieder zu gehen.

„Folgen Sie mir, Kadett“, wies er lebhaft an, ohne einen Hinweis darauf zu geben, dass er die wahre Identität des Jungen anerkennen würde. Stattdessen überwachte er den Jungen subtil durch die Macht, als sie sich durch die dunklen Gänge der unteren Ebenen bewegten, um sicherzustellen, dass sein Kind seine Anforderungen erfüllen würde. Und Luke tat es. In der dummen Hoffnung, dass er immer noch seine Deckung beibehalten konnte, folgte ihm sein Sohn fast pflichtbewusst, wohin auch immer Vader ihn führen würde. Keine Sorgen mein Sohn, es wird bald vorbei sein.

 

Für eine lange Zeit herrschte eine angespannte Stille zwischen ihnen, obwohl der Sith es sich nicht nehmen ließ, seine dunkle Präsenz nach seinem Sohn auszustrecken. Da er nun wusste, wie empfindlich das Kind auf seine direkte Berührung reagieren würde, streifte er fast schon sanft immer wieder über die Gedanken des Jungen hinweg, wie er zuvor schon einmal getan hatte und versuchte genügen Wärme und Sicherheit zu bieten, wie es ihm als Sith möglich war. Es dauerte eine Weile, aber schließlich entspannte sich der junge Jedi unbewusst und Vader war zufrieden damit, wenigstens einen Teil des totalen Terrors aus den Gedanken seines Sohnes vertrieben zu haben – auch wenn er ahnte, dass Luke dieses Empfinden nicht mit ihn in Verbindung brachte.

Doch für den Moment würde es genügen. Und während der Junge ihm immer noch gehorsam nachkam, untersuchte Vader den nahezu unbeschützten Verstand seines Kindes und war zum zweiten Male an diesem Tage erstaunt über das Potenzial der Macht, welches er in ihm fühlen konnte. Luke war fast ein Ebenbild seiner selbst, als er noch jünger war. Genauso hell, genauso strahlend, genauso offen für die Lügen der Jedi. Ich werde es besser machen, mein Sohn. Ich werde dir die Fehler der Jedi zeigen und dich nicht blind ihren Lehren folgen lassen, wie ich es einst tat. Du wirst die Wahrheit kennen, die Wahrheit beider Seiten und mit ihr gemeinsam wachsen. Ich werde an dir nicht versagen.

 

Vader brachte sie immer weiter von den eigentlichen Hauptgängen weg, zu einem fast leeren und ungenutzten Bereich der Basis, der knapp unterhalb seiner Landeplattform zu einem kleinen Ausgang führte. Von hier aus würde es ein leichtes sein, seinen Sohn unbemerkt auf sein Shuttle und von dem Planeten weg zu bringen, ohne dass jemand innerhalb der Garnison darauf aufmerksam werden würde. Irgendwo in der Basis würde der echte Kadett zu finden sein, dessen Uniform der junge Jedi gerade trug und früher oder später würde dieser Mann gefunden werden und die Jagd nach dem vermeintlichen Betrüger würde die Menschen hier eine lange Zeit beschäftigen – niemand würde den blonden Kadetten an seiner Seite vermissen.

Die letzte Tür erschien vor ihnen und mit einer einfachen Manipulation der Macht, überging Vader das Schloss und öffnete sie, bevor er sich an Luke wandte und der Junge unsicher hinter ihm zum stehen kam.

„Treten sie ein Kadett.“ Befahl er knapp und Luke sah für einen Moment so aus, als würde er einfach rennen wollen. Seine Hand zuckte zu der Innentasche seiner Jacke, aber dann entschied er klar, dass es vermutlich Selbstmord wäre, was auch immer er plante und trat schließlich in die kleine Vorhalle ein.

 

Und Vader folgte seinem Sohn.

 

 

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Sobald die sich die Tür hinter ihm wieder schloss, kehrte die Anspannung der letzten Minuten nur allzu deutlich in Lukes Körper zurück. Er war gefangen und Vader war direkt hier. Er konnte nicht weg, hatte keine Möglichkeit auf Flucht. Es gab nur zwei Ausgänge, einer davon war von der aufragenden Gestalt des Sith Lords blockiert und ein ungutes Gefühl sagte ihm, dass er den anderen nicht so leicht öffnen könne. Also was sollte er tun?

Seine blauen Augen zuckten noch einmal durch den leeren Raum, bevor sie auf Vader zum stehen kamen, der sich nicht von seiner Position bewegt, sondern stattdessen nur die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Das dunkle Leuchtfeuer des Sith züngelte immer wieder am Rande seiner Aufmerksamkeit, griff nach ihm und stupste seine eigene helle Präsenz in der Macht an, ohne jedoch wirklich aktiv zu werden. Es lauerte. Wartete – und trieb ihn in den Wahnsinn.

 

„Mein… mein Herr, was genau…“ Luke stolperte über seine eigenen Worte, wissend, dass seine Stimme bei weitem nicht so sicher klang, wie er es gern hätte und doch durfte er jetzt keine Angst zeigen. Er war ein Jedi verdammt und wie sein Vater vor ihm, würde er sich Vader entgegenstellen! Ein letztes Mal schluckte er schwer, richtete sich dann auf und befeuchtete seine trockenen Lippen, bevor er noch einmal zu sprechen begann. „Wie kann ich Euch helfen, mein Herr?“

Wenn es möglich wäre, hätte er schwören können, eine tiefe Belustigung seitens Vader gespürt zu haben. Der dunkle Lord begann langsam durch den Raum zu laufen und ihn zu umrunden, während die totenkopfähnliche Maske die gesamte Zeit auf ihm verweilte. Ihn beobachtet. Ihn mustert. Ihn verfolgt. Als der Sith wieder vor ihm zum Stillstand kam – viel zu nahe für seinen Geschmack – zwang sich Luke beharrlich den Drang zu unterdrücken, nach seinem Lichtschwert zu greifen, um wenigstens ansatzweise ehrenvoll in einem Kampf zu sterben. Rache ist nicht der Weg der Jedi!

 

„Ich kann deine Angst spüren, Kadett.“ Vaders Stimme war so kalt, dass es die Luft hätte zerschneiden können. Die schwarze Gestalt starrte auf seinen Sohn herab, der im direkten Vergleich tatsächlich die Größe seiner Mutter geerbt habe musste und war sich der aufgewühlten Emotionen des Jungen nur zu gut bewusst.

„Ich habe sie gespürt, seit ich die Rampe meines Shuttles verlassen und den Boden des Hangars betreten habe.“ Es gab ein Zucken, einen scharfen Atemzug und doch blieb der Junge noch immer starr. Eine anerkennende Welle des Stolzes durchflutete Vader.

„Ich habe deine Macht gespürt!“ Mit einer fast unmerklichen Bewegung seiner Hand, wurde die Kappe plötzlich von dem Kopf seines Kindes gerissen und enthüllte nun vollständig die blonden Locken und das junge Gesicht darunter. „Dein Versteckspiel ist vorbei, Skywalker.“

Strahlend blaue Auge richteten sich sofort auf den Sith, die Haut des Jungen erblasste sichtlich und er riss sich aus seiner Haltung heraus und stolperte einige Schritte nach hinten. Eine verzweifelte Welle der Macht prallte gegen Vader, die er mit einem ähnlichen Stoß seiner Kraft erwiderte und dann konnte er sehen, wie sich die Gesichtszüge seines Sohnes zu wilder Entschlossenheit verzerrte.

 

Mit der Eleganz eines heranwachsenden Jedis, griff Luke in seine Jacke, zog das Lichtschwert seines Vaters hervor und entzündete die Klinge in dem dunklen Raum. Das blaue Licht tauchten sie in einen seltsamen Schein und der Junge umklammerte den Griff fest mit beiden Händen, hielt aber die Waffe in einer einfachen Verteidigungsposition vor sich. Vader betrachtete seinen Sohn ruhig und gab keinerlei Anzeichen darauf, dass er ebenfalls zu seinem Lichtschwert greifen würde. Dreimal durchlief sein Atem die Zirkulation der Maschinen, ohne das etwas passierte, dann trat der dunkle Lord breitwillig ein Schritt weit zurück und gab dem Jungen Platz.

„Also hast du es die gesamte Zeit gewusst…“ Die Verwirrung und Unsicherheit in Lukes Stimme waren deutlich zu spüren und auch eine gewisse Neugierde schwang unbewusst durch die Macht mit, aber er ließ ihn nie aus den Augen.

„Sie haben es gut gemacht ihre Anwesenheit in der Macht zu unterdrücken, junger Skywalker.“ Der Sith hielt seine Stimme bewusst ruhig, obwohl dieses Vorhaben durch das Raspeln seines Vocoders nur einen kleinen Erfolg erzielte. Er konnte sehen wie sein Sohn das Gesicht verzog, ein ungläubiger Ausdruck durch seine Augen huschte, bevor sein Blick wieder hart wurde.

„Und jetzt da du mich hast, was wirst du tun? Mich vor den Kaiser schleppen? Oder tötest du mich, wie du Ben und meinen Vater getötet hast?“ Es gab einen Ansturm der Wut, der seltsamerweise von Luke und nicht von Vader ausging und der dunkle Lord verstand schließlich, was den Jungen antrieb. Woher sein Hass kam.

 

„Tötest du mich, wie du meinen Vater getötet hast?“

 

So war das also. Sein Sohn glaubte tatsächlich, er habe seinen Vater umgebracht. Wenn Kenobi noch leben würde, würde er ihn für diese Lüge gleich noch einmal töten! Wie konnte dieser alte Mann nur auf die Idee kommen, seinen Sohn so zu täuschen?

Vader gab ein ärgerliches Knurren von sich und die Macht um ihn herum schlug wütend aus, was Luke einen erschrockenen Schritt nach hinten treten und das Lichtschwert anheben ließ. Sofort zog der Sith seine Ranken zurück und brachte sein aufgewühltes Feuer zu Ruhe, um den Jungen nicht noch weiter zu verängstigen. Er verweilte erneut ein paar Atemzüge, bevor er sich wieder an den jungen Jedi wandte.

 

„Du wurdest belogen, Junge.“ Sagte Vader einfach und auf Lukes Stirn bildete sich eine tiefe Falte. Das war sicher nicht die Antwort, mit der er gerechnet hatte. Welches Spiel versuchte der Sith hier zu spielen? Glaubte er wirklich, er würde auf einen billigen Trick hereinfallen?

„Ich versichere dir, junger Skywalker, es ist kein Trick.“ Erwiderte die tiefe Stimme und dieses Mal war dort tatsächlich Belustigung herauszuhören.

„Hast du gerade meine Gedanken gelesen?“ schnappte Luke empört aus und bewegte sich nun so weit von Vader weg, wie es der Raum zulassen würde. Er wusste, dass er in einem direkten Kampf keine Chance gegen den dunklen Lord haben würde, also musste er irgendwie versuchen die schwarze Gestalt so lange abzulenken, bis er flüchten könnte. Irgendwie.

„Nein. Aber du sendest deine Gedanken gerade ziemlich laut durch die Macht. Es ist fast unmöglich sie nicht zu hören. Hat dir Kenobi nicht beigebracht, sie besser zu schützen?“

Luke hatte die Gnade wütend rot zu werden und zeitgleich fing die Macht um ihn herum an zu brodeln, als sie sich in wütenden Wellen des Zornes ausstreckte. Die dunkle Seite begann sich zu erheben, biss, kreischte und schlug nach allem, was sie finden konnte und doch brach sie nie wirklich aus. Der junge Jedi kniff die Augen fest zusammen, Schweiß rollte über seinen Nacken und er hielt mit unbestreitbarer Geduld an seiner eigenen Ruhe fest und versuchte das warm schimmernde Licht wie eine Decke um sich herum zu wickeln. Sich abzuschirmen und seine Schilde wieder aufzubauen. Lass die dunkle Seite nicht dein Handeln bestimmen! Du bist ein Jedi.

 

„Ich werde nicht auf dich hereinfallen, Vader.“ Der ruhige Ton in seiner Stimme schien seltsam unpassend, denn Luke fühlte sich gerade alles andere als sicher. Für den Moment hatte er vielleicht seine Gefühle wieder in Einklang gebracht, aber würde das noch ein weiteres Mal funktionieren? Er war nicht ansatzweise ausgebildet genug, um einen solch mentalen Kampf über einen längeren Zeitraum zu bestreiten und vor allem gegen Vader würde er rein gar nichts ausrichten können.

Es wurde Zeit das er endlich von hier verschwand. Und wenn er eines von Han gelernt hatte, dann das Improvisation meistens besser funktionierte, als jede Planung.

 

In einer vollkommen lebensmüden Aktion sprang Luke plötzlich nach vorn und ließ das Lichtschwert blind auf den Sith Lord niederschlagen. Doch die schwarze Gestalt reagierte prompt. Vader trat aus dem Weg, duckte sich fast schon spielerisch leicht unter dem nächsten Schlag hindurch und ließ den junge Jedi überrascht nach von stolpern. Luke biss die Zähne zusammen, wirbelte herum und setzt erneut zum Angriff an, nur um wieder vollkommen ins Leere zu schlagen.

Schnell atmend, durchsuchten seine blauen Augen den Raum und fanden Vader vollkommen ruhig auf der anderen Seite stehen, als wäre nicht passiert. Tatsächlich hatte der Sith sogar noch die Nerven, die Arme unbeeindruckt vor der Brust zu verschränken.

„Deine Beinarbeit ist wirklich miserabel und höre auf dein Lichtschwert herumzuschlagen, als wäre es ein billiger Stock. Diese Waffe ist dein Leben.“ Bekam er etwa gerade eine Belehrung… von Darth Vader? Das musste ein Traum sein. Irgendein ganz verrückter und surrealer Traum. War vielleicht seine Landung in der Steppe doch nicht so glücklich verlaufen und in Wahrheit befand er sich noch immer in dem Cockpit seines Jägers? Bewusstlos?

Luke schüttelte energisch den Kopf, schob diesen Gedanken schnell beiseite und bewegte sich langsam an der Wand entlang, immer den Blick auf den Sith fixiert. Nein, dass hier war real. Alles um ihn herum und er durfte sich von Vader nicht ablenken lassen. Selbst ohne entzündetes Lichtschwert war er ein tödlicher Feind und Luke würde seinen X-Wing darauf verwetten, dass der Mann irgendetwas plante – und damit seine Zeit ablief.

 

Erneut versuchte Luke verzweifelt an Vader heranzukommen und einen Schlag auf ihn zu landen, doch wie die vielen Male davor auch, wich der Sith einfach aus. Es war frustrierend! Wenn er nur etwas zur Ablenkung hätte, dann könnte er es vielleicht zur Tür schaffen oder vielleicht – warte!

Luke stoppt. Sein Blick rauschte durch den Raum und blieb schlussendlich an dem Ausgang kleben – der direkt hinter ihm war. Irgendwann, während seiner erfolglosen Angriffe, musste er Vader tatsächlich von der Tür weg und auf die andere Seite der kleinen Halle getrieben haben und nun war er es, der einen deutlichen Vorteil besaß. Das war seine Chance! Jetzt oder nie!

Der junge Jedi wirbelte in einer unermesslichen Geschwindigkeit herum, ignorierte den panischen Aufschrei in der Macht und ließ sein Lichtschwert durch die Beleuchtung in der Decke schneiden, sodass ein Funkenregen auf ihn niederging. Im verblassenden, flackernden Licht des Raumes rannte er auf die graue Durastahltür zu, streckte seine Hand nach dem Sicherheitspanel aus und

– wurde von einer großen Hand zurückgerissen.

 

Sein überraschter Schrei wurde sofort von dem dicken Leder des schwarzen Handschuhs gedämpft, welcher sanft aber bestimmend über seinen Mund gelegt wurde und Luke rang verzweifelt nach Freiheit, nur damit sich der Griff noch weiter verstärkte. Wie hatte er nicht bemerken können, dass Vader so plötzlich hinter ihm war? Dass der Sith so schnell sein würde? Wie konnte er einfach alles außer Acht lassen? Hoffnungslos versuchte er die schwarzen Finger von seinem Mund zu befreien, trat und kämpfte gegen alles, was er erreichen konnte, doch der dunkle Lord zog ihn einfach unbeeindruckt nach hinten und drückte seinen kleineren Körper gegen die gepanzerte Masse des Mannes.

„Es ist vorbei, Junge. Hör auf“, murmelte Vader fast schon erschreckend sanft und der junge Jedi konnte die Vibration der Stimme durch seinen eigenen Körper fühlen, so fest war er gegen den Mörder seines Vaters gepresst.

„Du machst es dir nur unendlich schwerer.“ Die andere Hand des Sith kam nach oben, Luke zuckte zusammen und verdoppelte noch einmal seine Bemühungen, sich unwirksam gegen ihn zu befreien. Langsam strichen die schwarzen Finger durch seine blonden Locken und bürsteten ein paar störrische Strähnen aus seinem Gesicht, bevor die schwere Hand sich fast schon spöttisch beruhigend auf seinem Kopf niederließ und plötzlich konnte Luke nicht mehr atmen.

 

Panisch versuchte er die Luft durch seine Nase zu ziehen, versuchte den dringend benötigten Sauerstoff in seine Lungen zu pumpen, aber es war, als hätte sich irgendetwas fest um seinen Hals gewickelt. Blinde Angst breitete sich über ihn aus, das Blut in seinen Ohren begann zu rauschen und er sammelte seine verbliebenen Kräfte, für einen allerletzten Fluchtversuch. Völlig Umsonst. Eine Schwere legte sich über ihn. Das dunkle Feuer des Sith Lords wickelte sich um seinen Körper und all seine Bewegungen verlangsamten sich. Wurden träge.

Schließlich fiel seine erste Hand nutzlos von Vaders Arm ab und kurz darauf lösten auch seine anderen Finger ihren verzweifelten Griff. Seine Glieder wurden schwer wie Blei, Schatten begann seine Augen zu trüben und seine Sicht schwankte unter dem Verlust des Sauerstoffs. Alles schien sich zu verlangsamen und die Macht um ihn herum war trotz allem so beruhigend, so friedlich. Es tut mir leid…. Vater…

Durch den Dunst konnte er wage Vaders tiefe Stimme in sein Kopf vibrieren hören, aber die Worte verloren in seinem umnebelten Bewusstsein ihren Sinn und seine Augen schlossen sich endgültig.

 

„Beruhig dich Luke. Du kannst jetzt aufhören“, summte Vader leise „Schlaf, mein Sohn...“

 

Und dann war da nichts als tröstende Dunkelheit.

 

 

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Der Junge sackte endlich in seinem Griff zusammen und Vader ließ sofort seinen Einfluss auf die Macht und auf die Luftröhre seines Sohnes los. Für ein paar Herzschläge hielt er vollkommen still, drückte die schlaffe Gestalt einfach nur beschützend gegen seinen Körper und überprüfte sanft die Lebenszeichen seines Sohnes. Alles war normal, der Junge war nur bewusstlos und in einen tiefen Schlaf versetzt.

Vorsichtig verlagerte er die kleine Gestalt in seinen Armen und positionierte Lukes Kopf in seiner Armbeuge, bevor er sich die Zeit nahm, um die Gesichtszüge seines Sohnes näher zu betrachten. Das erste Mal seit zwanzig Jahren, konnte er sein Kind tatsächlich berühren, konnte mit seinem Finger über die kleine Nase, die definierten Wangenknochen und den Kiefer streifen und die Weichheit seiner Haut trotz seiner Prothesen spüren. Das erste Mal seit zwanzig Jahren, konnte er seinen Nachwuchs wirklich festhalten, konnte ihr Kind ohne den Ausdruck der Angst oder des Hasses einfach nur sanft schlafen sehen. Und das erste Mal seit zwanzig Jahren wurde ihm bewusst, was er alles verpasst hatte.

Er würde nie mehr die Gelegenheit bekommen, Luke als Baby festzuhalten. Seine ersten Worte zu hören oder seine ersten Schritte mitzuverfolgen. Er würde Luke nie aufwachsen sehen, würde nie das Leuchten in den strahlend blauen Augen sehen können, als sein Sohn das erste Mal die Wunder der Welt entdeckte – auch wenn es nur auf Tatooine war. Er hatte so viel im Leben des Jungen verpasst, so viele wichtige Augenblicke.

 

Von jetzt an würde sich alles ändern. Am Ende waren sie schließlich wieder vereint, so wie es immer hätte sein sollen. Und er würde nicht zulassen, dass Luke wieder von ihm genommen wurde. Nicht von Palpatine, nicht von den Rebellen. Er würde seinen Sohn vor allen Gefahren beschützen.

Mit einem letzten prüfenden Blick hob Vader den Jungen in seine Arme und stellte überraschend fest, dass Luke für sein Alter nicht nur ungewöhnlich klein, sondern auch verdammt leicht war. Die Rebellen scheinen sich offenbar nicht gut um ihre Leute zu kümmern… Kopfschüttelnd rief er das verlorene Lichtschwert des Jungen zu sich – sein altes Lichtschert, wie er erstaunt aber erfreut feststellte – und befestigte es an seinem Gürtel neben seiner eigenen Waffe. Dann wandte er sich der Ausgangstüre zu, schob den Durastahl mit der Macht zur Seite und trat aus dem Raum ins Freie, während er von dem flammenden Licht der untergehenden Sonne begrüßt wurde.

Früher einmal hätte ihn dieser Anblick sicher innehalten lassen, aber in diesem Moment gab es nur eine Sache, auf die er sich konzentrieren konnte und ohne eine Pause einzulegen, rief er die Macht um sich und formte eine undurchdringliche Kugel, die ihn vor allen Augen verbergen würde. Ihn und seinen kostbaren Sohn. Mit langen Schritten stieg er eine kleine Treppe zum Landeplatz hinauf, überquerte die Plattform und betrat die Rampe seiner Lambda-Fähre, um Luke ins Innere des Shuttles zu bringen.

 

Und als das Schiff an diesem Tage endlich von der Basis abhob, ahnte niemand welche Veränderung die Galaxy in Zukunft anstreben würde. Die Imperialen waren einfach nur froh darüber, dass sie alle von Vaders Besuch unversehrt geblieben waren.

 

 

Echo

In den Weiten des Alls, hört niemand deinen Schrei.

 

Der Weltraum war still. Als das feindliche Schiff zerstört wurde, war nicht einmal die Explosion, der abgefeuerter Laserschuss oder das Rauschen eines vorbeiziehenden Trümmerteils zu vernehmen. Nur ein gespenstisch stilles Feuerwerk im endlosen Nichts.

An Bord der Devastator verstummte das schrille Warnsignal der Sirenen, der Lichtpegel hob sich auf ein normales Niveau und eine allgemeine Ruhe legte sich über das Schiff, als die TIE Fighter in den Hangar zurückkehrten. Vor dem großen Aussichtsfenster ging der fremde Kreuzer in einem Meer aus Flammen auf und mit ihm hallte ein sterbender Aufschrei durch die Macht, als tausende Lebewesen in ihrer Präsenz gänzlich erloschen. Dann gab es wieder nur Stille.

 

Die hoch aufragende Gestalt von Darth Vader wandte sich ohne jegliche Anerkennung von dem Schauspiel ab und überquerte den Steg der Brücke, um auf halben Weg neben Admiral Jhared Montferrat stehen zu bleiben. Der schlanke Mann hatte die Zerstörung des Schiffes mit einem ebenso unergründlichen Blick verfolgt und drehte sich nun mit einer leichten Kopfsenkung zu dem Sith Lord, als er seine gesamte Aufmerksamkeit wieder auf seinen Befehlshaber verlagerte.

 

„Bericht, Admiral.“ Vaders dunkler Bariton schien in dem Raum zu dröhnen, es gab ein angespanntes und ängstliches Zucken von den umstehenden Offizieren und der Admiral spannte sich augenblicklich an.

„Mylord, der Kreuzer wurde ausnahmslos zerstört. Es wurde ein Abwurf von zwanzig Rettungskapseln verzeichnet, unsere TIE Fighter konnten dreizehn von ihnen sofort abfangen und vernichten. Der Rest steuert momentan auf die Planetenoberfläche zu, geschätzter Aufschlag der Kapseln wird in zehn Minuten erwartet. General Tion bittet um die Freigabe einer Bodenmission, um auch die restlichen Flüchtigen in Gewahrsam zu nehmen.“

 „Freigabe erteilt, Admiral. Lassen Sie einen kleinen Teil der Rebellen festnehmen, ansonsten keine Überlebenden. Enttäuschen Sie mich nicht.“ Mit nichts weiter wandte sich der dunkle Lord von dem Mann ab und verließ in seinen gewohnt langen Schritten und mit knallenden Absätzen die Brücke, während sein dunkler Mantel hinter ihm aufflammte. Jhared Montferrat blickte Vader nach und sein einzig noch vorhandenes Auge verfolgte die schwarze Gestalt, bis sich die schweren Durastahltüren wieder schlossen. Er atmete unhörbar aus und sein Blick begegnete den ernsten Augen von Captain Sheaf Corssion, der neben ihn trat und seinen Lippen zu einer harten Linie verzog.

 

Beide Männer waren lange genug im Dienste des Imperiums gewesen, um unter einer Vielzahl von Befehlshaber und Kommandanten zu arbeiten, aber keiner der beiden war jemals jemanden begegnet, der auch nur ansatzweise an Lord Vader herankam. Die Methoden des Sith waren…brutal und unverzeihlich gegenüber jeglichen Fehlern, aber gleichzeitig erzielte die Mannschaft durch seine unkonventionelle und direkte Art und Weise die größten Fortschritte seit Jahren. Ein Teufelskreis.

 

„Geben Sie den Befehl für die Verfolgung, Captain.“ Sagte Montferrat schließlich nach einiger Zeit des Schweigens und drehte seinen Kopf halb zum Sichtfenster, um die letzten Trümmerteile des feindlichen Schiffes an ihnen vorbei ziehen zu sehen, als sich die Devastator auf dem Weg zum Planeten machte. „Und benachrichtigen Sie General Tion darüber, dass wir eine selektierte Gruppe an Gefangengen nehmen werden.“

„Natürlich Admiral.“ Pflichtbewusst salutierte Corssion und machte sich sofort an die Arbeit und ließ Montferrat allein an seinem Platz auf der Brücke zurück. Der Mann starrte noch einige Momente lang ungerührt auf die grau-grüne Oberfläche von Barkhesh, bevor er sich selbst wieder seinen Pflichten zuwandte. Niemand konnte einschätzen, was Lord Vaders längerfristige Anwesenheit auf der Devastator bedeuten würde und wenn er ehrlich war, wollte er dies vielleicht auch gar nicht herausfinden. Es reichte ihm, dass er bereits sechs Offiziere verloren hatte.

 

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Tief in seiner Meditation versunken, hätte Darth Vader die ersten Anzeichen der Störung fast für ein Traum gehalten - Für eine kraftinduzierte Vision einer Realität, die gar nicht real sein konnte, weil sein eigenes lang verlorenes Gewissen ihn nur erneut für das schuldig machen wollte, was er verloren hatte. Was er mit eigenen Händen zerstört hatte.  

 

Schlag.

 

Schlag.

 

Schlag.

 

Es war ein wiederkehrender Rhythmus. Ähnlich einem Herzschlag, ähnlich dem regelmäßigen Atemmuster seiner Maske und doch waren die Schläge stakkato. Ohne zeitliche Zählung. Ohne wirklichen Sinn. Mal lauter, mal leiser. Fast so, als wären sie überhaupt nicht da und er hörte nur Echos, die über eine weite Entfernung zu ihm getragen wurden.

 

Es war wie….

…ein Echo in der Macht.

 

Und Vaders blaue Augen öffneten sich abrupt. Der schmerzhafte Biss der Erkenntnis, war hart genug gewesen, um ihn aus seinem tranceähnlichen Zustand herauszuholen. Seine Pupillen verzogen sich gegen das weiße Licht der Meditationskammer und brannten für ein paar Momente vor heißem Schmerz, ehe sie hinter rot getönten Linsen verschwanden und die schwarze Maske wieder an ihren Platz rutschte. Kaltes Zischen erfüllte die Kugel und minutenlang durchliefen die Maschinen ihren Zyklus, ohne dass sich die dunkle Gestalt bewegte, dann endlich hob der Sith die Hand und die beiden Hälften der Kapsel trennten sich langsam.

 

Was er fand, war nicht gerade das, was er erwartet hatte.

 

Dort, direkt neben der unteren Hälfte seiner Kammer, saß eine kleine Gestalt, die müßig mit den Beinen gegen den Durastahl schlug und scheinbar vollkommen verloren wirkte. Ein Kind. Die Macht um ihn herum flirrte und zuckte, flüsterte in leisen, dringlichen Tönen und war stark mit den Gefühlen seiner Angst und Langeweile versetzt. Seiner Verwirrung. Seinem Schmerz – Emotionen, die die undeutliche und hellblaue Form des Jungen offenbar vollkommen unbewusst zu projizieren schien und die der Sith durch seine eigene Sensibilität in der Macht nur allzu deutlich aufnahm.

 

Vader verschränkte die Arme vor der Brust. Wie war ein untrainiertes, machtsensitives Kind in der Lage gewesen, in seine privaten Gemächer einzudringen? Wie konnte der Junge überhaupt wissen, dass er hier war, dass die Devastator um Barkhesh kreiste? Gab es ein Spion an Bord des Schiffes oder…. hatte das Auftauchen des Kindes eine tiefere Bedeutung? Die Wege der Macht waren bisher immer unergründliche gewesen und der Junge hatte so viel Ähnlichkeit mit– Nein! Der dunkle Lord kniff die Augen zusammen und das Leder seiner Handschuhe knirschten, als er die Finger zu einer Faust ballte.

Er würde nicht daran denken. Anakin Skywalker war tot. Padme und ihr Kind waren tot. Es sollte ihm egal sein. Er sollte den Rest des Jedi-Abschaums ausfindig machen und ihn für immer von der Galaxy befreien Er sollte das Kind finden, seinen echten Körper finden und dafür sorgen, dass so etwas nie wieder passieren würde. Lösche alles aus, was eine Verbindung zu seinem alten Leben herstellen könnte. Vernichte es!

 

Und doch … etwas hinderte ihn daran. Ein vager Stich, ein ungenaues Gefühl der Dringlichkeit. Irgendetwas sagte ihm, dass der Junge keinerlei Ahnung davon hatte, was er getan hatte und wie er hierhergekommen war. Vielleicht könnte er darüber hinwegsehen und entgegen all seiner Prinzipien Gnade zeigen. Dieses eine Kind verschonen – wenigstens dieses eine Mal. Für Sie und für unser Kind. Also wandte der Sith einfach seinen Kopf von der kleinen Gestalt ab und versuchte trotz der deutlichen Präsenz in seiner Nähe, erneut in die Tiefen seiner Meditation zurückzukehren. Nur für Padme.

 

„Was machst du da?“

Der schüchterne, aber zugleich singende Tonfall schockierte Vader mehr, als es ihm lieb gewesen wäre und ließ ihn seine Aufmerksamkeit doch wieder auf das Kind richten. Sicher wusste der Junge, wo genau er gerade war und mit wem er sprach. Jeder im Imperium kannte ihn, kannte die schwarze Maske und seinen Anzug. Jeder fürchtete und respektierte ihn und die, die es nicht taten, waren nicht lange genug am Leben, um darüber zu erzählen. Es war nahezu unmöglich ihn nicht zu kennen.

Doch anscheinend musste dieses Kind entweder nicht bemerkt haben, was all seine Sinne für die Macht ihn entgegenschrien oder aber… er wusste es tatsächlich nicht. Eine seltsame, ja fast amüsante Vorstellung.

„Was machst du dahaa?“

Die Frage von früher wurde mit mehr Nachdruck wiederholt. Dieses Mal schwang deutlich mehr Neugierde und Aufmerksamkeit in ihr, aber noch immer gab es einen schleichend störenden Unterton. Der Blick des Sith-Lords wanderte zurück zu der bewegenden Masse reiner Emotionen, die sich in Form des blonden Jungen wiederspiegelten. Der graue Schleier der Angst war noch da, unverkennbar inmitten all des glänzenden Lichtes, aber scheinbar war die Entschlossenheit des Kindes groß genug, um darüber hinweg zu sehen. Waren Kinder immer so?

 

„Ich mache nichts, was dich interessieren könnte“, antwortet er nach einer halben Ewigkeit und musste seine aufsteigende Wut unterdrücken, als seine Worte durch den Vocoder viel kälter und mechanischer herauskamen, als er es gewollt hätte. Sechs Jahre und noch immer bin ich nicht daran gewöhnt.

„Die Frage ist eher, was du auf meinem Schiff tust.“ Die großen Augen des Jungen musterten ihn unter den wilden Haarschopf hindurch und das Stirnrunzeln auf dem jungen Gesicht, trug wenig dazu bei, um ihm einen ernsteren Ausdruck zu verleihen. Tatsächlich sah es für Vader eher so aus, als würde er schmollen.

 

„Es war nicht meine Schuld… Mein Onkel ist wirklich sauer auf mich geworden und hat mich ins Bett geschickt. Ohne etwas zu essen! Und dann hat er mit meiner Tante gesprochen und – ich habe nicht wirklich gelauscht oder irgendetwas. Sie waren nur sooo unglaublich laut! – und dann hat mein Onkel gesagt, dass ich viel zu sehr nach meinem Vater komme und ich weiß nicht was daran falsch sein soll!“

Das Letzte wurde mit einer solchen Sicherheit gesagt, wie es für ein Kind seines Alters fast unmöglich schien. Wie alt war das Kind überhaupt? Es sah nicht älter aus als fünf… vielleicht sechs. Vader schnaubte. Das Kind schmollte wirklich und vergötterte zudem den anscheinend abwesenden Vater. Pathetisch. Der Sith wusste nur zu gut, dass es niemand in dieser Galaxy wert war, vergöttert zu werden oder auch nur zu ihm aufzuschauen. Selbst so ein strahlend unschuldiger und reiner Junge würde irgendwann rücksichtslos und kalt werden. Es war einfach der Weg des Lebens.

 

„Also ging ich in mein Zimmer und stieg in mein Bett. Und weil ich wirklich nicht wusste, was ich machen sollte, habe ich die Wüste einfach ganz fest um Hilfe gebeten – weil meine Tante immer sagte, dass sie Wünsche erfüllen kann! Und dann war ich hier.“

Der Junge drehte seinen Kopf und blickte in dem Raum umher, bevor seine Augen wieder auf Vader zum stehen kamen. Der dunkle Lord erwiderte den Blick, wissend dass das Kind ihn hinter seiner Maske nicht sehen konnte und dennoch hatte er das Gefühl, als würde der Junge direkt durch seine getönten Linsen blicken können. Es überraschte und erschreckte ihn zugleich. Und obwohl seine Herzfrequenz dank der Maschinen gleich blieb, wirbelten seine Emotionen auf. Diese Augen… sie erinnern mich so an… Anakin.

„Aber ich bin wirklich überrascht.“ Der Junge sprach einfach ungehalten weiter, als würde er die Stimmungsschwankungen des Sith nicht bemerken. „Diese Räume sind wirklich groß und grau. Ich hätte nie gedacht, dass ein Gewürzfrachter so große Räume besitzen würde!“

Ein… WAS!? Dieses machtempfindliche Kind hatte die Kühnheit zu behaupten, Darth Vader würde auf einem Gewürzfrachter arbeiten? Welcher Idiot kam auf die dumme Idee, dem Jungen einen solchen Unsinn beizubringen? Die gleichen Schläge der Macht gegen festes Material begannen wieder und der Junge strahlte vollkommene Zufriedenheit aus, als er erneut mit seinen Füßen gegen den Boden schlug. In seiner Welt war jetzt offenbar alles in Ordnung. Die Angst war fast verschwunden. Und Vader entschied, dass er ihn doch nicht ignorieren konnte. Also stellte er die einzige relevante Frage, die diese Situation klären könnte.

„Sag mir deinen Namen, Junge.“ – Naja, vielleicht war es mehr ein Befehl als eine Frage. Nicht dass es ihn wirklich kümmern sollte, denn das Kind schien es nicht wirklich zu bemerken.

 

„Onkel Owen sagt immer, ich solle meinen nicht Namen sagen… aber ich denke, bei dir das was anderes. Das ist es doch, oder?“ Der Junge legte den Kopf schief, seine Konzentration schien zu schwanken und seine hellblaue Präsenz – woher weiß ich das überhaupt durch die Maske?  – flammte für einen Moment dunkel auf, bevor er fortfuhr. „Meine Tante ruft nach mir. Ich glaube, es ist Zeit für mich zum Aufstehen. Ich hoffe wir sehen und wieder! Oh und ich bin Luke, vergiss das nicht!“

Damit wurde die kleine Gestalt plötzlich immer schwächer, bis sie zu Nichts verblasste und verschwand und selbst in der Macht nicht mehr spürbar war. Zurück blieb Vader, der auf viele Ebene irritiert, verärgert und nachdenklich war. Er hatte noch nicht einmal den Nachnamen des Jungen bekommen können.

 

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Das Kind war knapp vier Tage später wieder zurück und dieses Mal erkannte der Sith die Anzeichen früh genug, um sich auf das Treffen vorzubereiten. Während sich die Macht mit der Ankunft des Jungen verschob, öffnete er seine Meditationskammer und bereitete sich mental auf einen erneuten Austausch zwischen sich und dem Kind vor. Er hatte in seinen freien Stunden intensiv über diese seltsame Begegnung nachgedacht, ohne eine wirkliche Antwort auf seine Fragen zu finden und schlussendlich entschieden, dass er den Jungen einfach weiter reden lassen würde. Es war der einfachste Weg, um an Informationen zu kommen. 

Und dann stand Luke wieder vor ihm.

Die kleine Gestalt glühte regelrecht in seiner Präsenz, obwohl es so schien, als würde das Blau seiner Machtform in irgendeiner Art gedämpfter wirken. Weit weniger strahlend.

„Ich bin zurück! Als ich aufgewacht war, dachte ich, dass wäre alles nur ein Traum gewesen. Aber jetzt bin ich tatsächlich wieder hier!“ Vader wusste nicht, warum sich irgendjemand darüber freuen würde, dorthin zurückzukehren wo er war, aber er beschloss nicht weiter darauf einzugehen.

„Ich habe mir wirklich Sorgen darüber gemacht, ob ich dich vielleicht verärgert habe und du mich nicht hier haben wolltest. Und dann bin ich die ganze Zeit über wirklich müde gewesen und ich konnte mich nicht genug konzentrieren, um dich zu finden. Erst dachte ich, dass du einfach zu weit weg wärst, aber ich glaube, ich hatte einfach nicht genug Kraft dafür. Aber heute hat mit Tante Beru vor dem Einschlafen eine heiße Milch gemacht und –“

 

„Junge.“ Vader unterbrach den nicht enden wollende Redeschwall und versuchte, seine Stimme so neutral wie möglich zu halten. Er hatte weit wichtigere Sachen im Kopf, als sich die Schlafgewohnheiten eines Kindes anzuhören. Er musste wissen, wer dieser Junge war und vor allem, woher er kam. Er konnte ihn nicht in der Galaxy lassen.

„Mein Name ist Luke! Warum fragst du nach meinen Namen, wenn du ihn nicht benutzen willst? Magst du mich nicht?“

Vader starrte ihn an, aber offenbar hatte der kleine, kraftempfindliche Junge kein Gefühl der Selbsterhaltung, denn alles was er dafür bekam, war ein kindlich ernster Gesichtsausdruck und Hände, die in die Hüften gestemmt wurden. Er sieht dadurch aus wie Sie… Der Sith schob diesen Gedanken sofort in den entferntesten Teil seines Kopfes und seine Macht flammte zornig auf, bevor er sie kontrollieren konnte. Luke trat abrupt einen Schritt zurück, die Arme fielen zu beiden Seiten und seine aufsteigende Angst war wie ein scharfer Stich in Vaders eigenen Gefühlen.

 

Ich bin ein Mensch. Und mein Name ist Anakin.

 

Nein! Das war nicht mehr sein Name und würde es nie mehr sein. Nicht, wenn Darth Vader etwas damit zu tun hätte. Was er tat. Viel. Er musste aufhören daran zu denken. Diese Zeit war vorbei. Tot. Ausgelöscht. Es gab nichts mehr, was ihn noch mit diesem schwachen Jedi verbinden würde. Dafür hatte er selbst gesorgt.

„Luke also“, räumte er schließlich ein und seufzte still. Er würde diesen Punkt akzeptieren müssen. Schließlich hatte er es nie gemocht, wenn Leuten dachten, er sei es nicht wert einen Namen zu haben und dieser Junge schien einen ebenso großen Wert darauf zu legen. „Hast du einen zweiten Namen?“

 

Luke kicherte und das glockenhelle Geräusch war so unnatürlich und ungewohnt in den Ohren des Sith, dass er für einen Moment tatsächlich den Atem anhielt. Wie lange hatte er niemanden mehr lachen gehört?

„Natürlich.“

„Und der wäre?“

 

„Luke Skywalker.“

 

Einige Minuten lang war nur das das Zischen der Maske zu hören. Vaders Herz setzte einen Schlag aus, die Lichter auf seiner Brustplatter flackerten gefährlich und es gab einen alarmierenden Signalton, der aus dem Lebenserhaltungssystem nach außen drang. Der Junge hatte gesagt… dieses Kind hatte… das… kann nicht sein… ich habe sie getötet. Padme und das Kind. Sie sind tot. Ich habe ihre Beerdigung gesehen, sie war noch immer schwanger. Sidious sagte mir, dass ich sie getötet habe! Es konnte nicht wahr sein.

„Lügen werden hart bestraft.“ Die Worte kamen hart und rau aus seinem Vocoder und der dunkle Ton hätte Männer unter ihm kauern lassen. Doch nicht der Junge. Lukes Präsenz flackerte nur kurz, das gedämpfte Licht verstärkte sich und dann verschränkte die Arme vor der Brust.

 

„Ich lüge nicht!“, beharrte er fest. „Ich bin Luke Skywalker. Meine Eltern haben mir diesen Namen geben.“

Vader kniff die Augen zusammen. Es war nicht wahr. Der Junge konnte nicht die Wahrheit sagen. Er musste von jemanden gesendet worden sein, der die Säuberung überlebt hatte und ihn nun für einen perfiden Plan ihm gegenüber gebrauchen würde. Darth Vader würde nicht darauf hereinfallen.

 

„Warum bist du hier Junge? Was ist dein Plan?“ Knurrte er gefährlich und dieses Mal hielt er die dunkle Seite nicht auf, als sie sich aus ihrem Gefängnis befreite und den Raum flutete. Kälte kroch über die Wände hinweg, schwarze Flammen verschluckten jedes Licht und die Beleuchtung flackerte und knisterte unter seiner Kraft. Die Temperatur in dem Raum fiel so plötzlich, dass ein Schauer durch die kleine Gestalt ging und das Metall der Wände begann sich tatsächlich unter der harten Belastung zu biegen.

 

„I-Ich..ich …“ Luke stotterte, seine Präsenz verblasste immer weiter und er wich von der dunklen  Gestalt zurück. „Ich habe nur… ich wollte doch nur meinen Vater finden! Bitte…Ich habe nur die Wüste darum gebeten, dass sie mich zu meinem Vater bringen würde und dann war ich hier. Ich…h-habe nichts getan! Ich wollte nur meinen Vater!“ Tränen traten in die ausdrucksstarken Augen und schließlich war das Licht nur noch so schwach, dass die Form des Jungen fast nicht mehr zu sehen war. Dafür war sein Schmerz nur allzu deutlich fühlbar. Und Vader sah alles auf einmal ganz klar.

 

„Ich wollte nur meinen Vater!“

Der Junge war sein Kind. Sein Sohn lebte.

 

Padmes Kind hatte überlebt und stand nun hier, direkt vor ihm. Direkt in seiner Reichweite. Das kleine Leben, was er einst im Mutterleib gespürt hatte, war nun ein leuchtender Stern in der Macht, eine Supernova aus Wärme und Geborgenheit. Sein Sohn, sein strahlender Engel war zu ihm gekommen, weil er ihn gesucht hatte. Weil das Kind seinen Vater so sehr brauchte, wie er sein Kind brauchte. Vader wurde gesucht und gewollt. Nicht wegen seiner Stärker in der Macht, nicht wegen seiner Kampfkraft, seinem Status als Sith-Lord oder seiner Pflicht gegenüber seinem Meister. Er wurde aus Liebe gesucht und diese Liebe strahlte so hell, dass es ihn fast blind machte. Seine Liebe entsandte ein Echo der Macht und ich habe ihn in der Stille des Weltraumes gehört. Nach all den Jahren verspürte der Sith so etwas wie Hoffnung.

 

„Luke.“ Der Name floss so sanft und gefühlvoll über seine Lippen, dass Vader sich hätte wundern sollen, ob etwas mit seinem Vocoder nicht stimmte. Doch er bemerkte es nicht. „Luke. Kind, hör auf. Habe keine Angst vor mir. Komm her, komm zurück. Bitte.“ Es war Jahre her gewesen, dass er irgendjemanden um etwas Bitten musste und doch war er hier und flehte regelrecht um seinen Sohn – doch es war das einzig Richtige.

Der Junge hielt inne, Tränen befleckten seine kleinen Wangen und er starrte den dunklen Lord ängstlich und vorsichtig an. Seine Unsicherheit war deutlich zu spüren, seine Form noch immer schwankend und Vader wusste, wenn er jetzt nicht handeln würde, würde er seinen Sohn vielleicht für immer verlieren.

 

Also erhob er sich, trat aus seiner Mediationskapsel und tat das, was er sich geschworen hatte, niemals wieder freiwillig zu tun – Er kniete vor seinem Sohn nieder. Darth Vader, dunkler Lord der Sith und Kommandant der imperialen Flotte, kniete vor einem kleinen, sechsjährigen Jungen nieder und streckte ihm die Hand entgegen. Und auch wenn seine künstlichen Gliedmaßen gegen diese Bewegung protestierten, auch wenn die Geräte und Schläuche – die in und aus seinem Körper führten – schmerzhaft an seiner Haut rissen und neue Wunden bildeten, er würde nicht aufstehen. Er würde warten. Warten auf seinen Sohn.

 

Schließlich, nach quälenden Minuten der Stille, machte Luke einen kleinen Schritt nach vorn. Dann noch einen und einen weiteren und endlich überbrückte er den letzten Meter zwischen ihnen und legte seine kleinen Finger in den schwarzen Handschuh seines Vaters. Mit einer Sanftheit, die man dem Sith nicht zugetraut hätte, umfasste er die so viel kleinere Hand und hatte das Gefühl, nach einer endlosen Ewigkeit, wieder richtig Atmen zu können.

„Ich wollte dich nicht erschrecken Luke. Ich… war nur überrascht. Man sagte mir… man sagte du seist gestorben. Ich wusste nichts von dir.“ Vader hielt noch immer seine Position und versuchte Sicherheit und Schutz zu vermitteln, während er seinem Sohn die Zeit gab, um sich beruhigen. Ein paar Mal noch schniefte der Junge leise, dann wischte er sich über die Augen und der Ansatz eines strahlenden Lächelns zuckte über sein Gesicht und mit ihm, kehrte auch seine strahlende Präsenz zurück.

 

„Oh…ehm… dann ist es okay, denke ich. Ich verzeihe dir. Und ich war auch überrascht, von dir zu erfahren. Aber jetzt… jetzt ist alles gut, oder? Wir bleiben jetzt zusammen, nicht wahr?“ Diese kindliche Naivität. So unschuldig und jung.

„Das werden wir Luke. Ich werde dafür sorgen.“             

„Du bist wirklich mein Vater, oder? Und du bist irgendwo dort draußen?“  Seine Augen strahlten voller Hoffnung zu ihm auf und der dunkle Lord verspürte einen harten Stich in seiner Brust. Trauer und Freude. Erleichterung. Liebe.

„Das bin ich, mein Sohn. Und von jetzt an, werden wir nicht mehr getrennt sein.“
 

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An diesem Tage erfuhr Vader fast alles, was er bisher im Leben des Jungen verpasst hatte.

Luke Skywalker war ein einfaches Kind, mit einfachen Wünschen und Bedürfnissen, genau wie jeder andere Sechsjährige. Er hatte seinen Onkel Owen und seine Tante Beru – seinen Stiefbruder und dessen Ehefrau, wie er sich erinnerte – und es gab offenbar einen seltsamen alten Mann namens Ben Kenobi, den er aber nicht oft gesehen hatte. Scheinbar mochte Owen ihn nicht und verbot den Kontakt zwischen den beiden. Er hatte seine Freunde in der Schule, obwohl er Biggs von ihnen am meisten mochte, weil er zu den Wenigen gehörte, die ebenfalls wie er alles fahren und fliegen wollte, was sich bewegte.

Er hatte ein Zuhause, auch wenn es nicht sehr groß und nur eine Feuchtigkeitsfarm war. Es war sein Zuhause und das war alles, was bisher für ihn gezählt hatte. Es war ein Ort, an dem er sich am sichersten fühlte und es war der Ort, an dem sein Onkel und seine Tante waren. Luke reparierte auch gern Dinge, auch wenn Owen ihn manchmal seltsam ansah und er es nicht verstand. Schließlich war es nicht so, als würde er genau wissen, was er gerade tat – er machte es einfach und es funktionierte. Und das war immerhin das Wichtigste.
 

Irgendwann in seiner Erzählung kam Luke auf seinen Vater zurück und Vader musste ein Knurren unterdrücken, als er erfuhr, dass man ihm tatsächlich erzählt hatte, er sei ein unbedeutender Pilot auf einem einfachen Gewürzfrachter. Kein Rang, kein Titel. Luke hatte nie gewusst, dass er ein Jedi war und im Nachhinein betrachtet, war er dafür auch irgendwie dankbar. Sollte jemand davon erfahren… würden sicher Fragen gestellt werden. Fragen, die er nicht beantworten wollte. Am Ende hatte Luke ihm sogar genug Geschichten erzählt, dass er, ohne zu merken, seinen Standort an Darth Vader weitergegeben hatte. Natürlich. Tatooine.

 

Vader wusste, dass er Palpatine nichts von Luke erzählen konnte. Sein Meister würde ihm den Jungen ohne zu zögern aus den Händen reißen und ihn für seine eigenen Machenschaften benutzten. Ihn verdrehen, tief in die dunkle Seite treiben und sein funkelndes Licht für immer auslöschen. Sein Meister, der ihm gesagt hatte, dass sowohl Padme als auch das Kind tot waren. Der Zorn des Sith auf Sidious wuchs, wie es auch die Angst um seinen Sohn tat. Er verspürte Wut auf Kenobi, der ihn einfach sterbend zurückgelassen hatte, weil er den letzten Schlag nicht tun konnte. Hass auf sich selbst. Wäre Anakin Skywalker damals nur stärker gewesen, wäre er nicht gefallen.

Vielleicht wäre das auch alles nicht passiert, wenn er Palpatine überhaupt nicht geglaubt hätte. Aber so mächtig er jetzt auch war, er konnte die Vergangenheit nicht mehr ändern. Nur die Zukunft. Und er würde sich rächen. Irgendwann. Für den Moment musste er Lukes Sicherheit gewährend und erst wenn sein Meister tot zu seinen Füßen lag, würde er Luke für immer an Seite holen. Bis dahin sollte sein Sohn seine Kindheit genießen können und er würde einfach nur das sein, was er immer wollte: ein Vater.

 

Es überraschte Vader, wie schnell er seine eigenen Prioritäten für Luke veränderte hatte, aber dann war Junge schließlich sein Sohn. Der letzte Teil, der von ihm übrigblieb. Sein kluger, fürsorglicher, ignoranter und liebevoller Sohn – der Sohn, der nicht wirklich wusste, wer er war und dennoch nicht aufhörte, ihn bedingungslos zu lieben. Und als Luke an diesem Tage wieder verschwand, saß der Sith noch lange Zeit vollkommen still und atmete in bewusst langsamen Zügen.

Ein. Aus.

Er genoss das Gefühl, die Gelegenheit für diese normale Bewegung, an die die meisten nicht einmal denken mussten. Genießen sie die Erfahrung und danken sie der Macht, dass er das überhaupt noch tun konnte, abgesehen von der Notwendigkeit seiner Überdruckkammer. Er war noch immer am Leben und es gab jemanden, der ihn wirklich brauchte.

Lebendig. Das Wort klang so seltsam fremd, denn über die Jahre war Vader manchmal selbst nicht mehr so sicher, ob er diesem Begriff nachkommen würde. War er nicht schon längst mehr Maschine als Mensch? Nur ein funktionierendes Ding? Eine Waffe? Aber nun zu wissen, dass er lebendig war, um seinen Sohn vielleicht irgendwann mit eigenen Augen sehen zu können, lebendig, um seine Stimme zu hören und lebendig, um sicherzustellen, dass sie eines Tages zusammen sein könnten, ließ ein Gefühl in ihm erblühen, was er fast vergessen hatte.

Liebe. Darth Vader liebte seinen Sohn. Mit allem was er hatte.  

 

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Die Wochen vergingen und die Treffen zwischen Vater und Sohn hatten sich in einen fast angenehmen Rhythmus eingependelt und mittlerweile konnte Vader sogar zugeben, dass er eine wohltuende Vorfreude bei der Ankunft seines Kindes verspürte. Natürlich lief in der Zeit nicht immer alles glatt. Vor allem, nachdem Luke eines Nachts nur ein zappelndes Bündel aus Nervosität und Stress war und seine Machtpräsenz ihre stabile Form nicht wirklich aufrecht halten konnte. Es hatte nicht lange gedauert, bis Vader herausgefunden hatte, dass der Junge an Schlafentzug und der Erschöpfung seiner Macht litt und als Luke schließlich mit hängenden Augen und schlaffen Gliedmaßen vor ihm saß, hatte er seine eigene Macht benutzt, um sein Sohn wieder nach Hause zu schicken. Luke war davon natürlich nicht begeistert gewesen, aber der Sith ließ in diesem Punkt nicht mit sich streiten und irgendwann gab der Junge nach. 

 

Ein anderes Mal war sein Sohn früher als erwartet auf dem Schiff aufgetaucht und Vader befand sich zu diesem Zeitpunkt noch inmitten einer Besprechung, als er die Machtverschiebung spürte. Da er nicht sofort gehen konnte, hoffte er darauf, dass Luke für ein paar Minuten auf ihn warten könne, ohne ein Chaos anzustellen – aber der Junge war ein Skywalker. Und die zogen die Probleme bekanntlich an. So war der Sith gerade früh genug erschienen, um seinen Sohn dabei beobachten zu können, wie er kichernd durch die Haupttüren seiner Kammern trat und vollkommen bereit dazu aussah, die Devastator zu erkunden.

Vader reagierte prompt und zog seinen Sohn mit der Macht zurück. Obwohl niemand auf dem Schiff das Kind sehen konnte, würde er es nicht riskieren, ihn allein herumlaufen zu lassen. Nicht wenn Luke immer noch davon ausging, dies sei ein Gewürzfrachter. Luke schmollte und grinste zugleich zu seinem Vater auf, bevor er die Arme nach oben streckte, in der stillen Hoffnung aufgenommen zu werden. Und dies war eine Sache, der Vader gern nachkam.

 

Das erste Mal, als das Kind eine solche Aufforderung gestellt hatte, hatte er diese sofort abgelehnt. Er war ein Sith, verdammt. Er trug niemanden! Aber dann hatte Luke so erbärmlich und kläglich ausgesehen, dass er diesen Gedanken schnell verworfen und den Jungen etwas unbeholfen aufgehoben hatte – was ihn in Anbetracht der durchscheinenden Form des Kindes immer noch überraschte. Er sollte das normalerweise nicht können. Was auch immer die Macht getan hatte, er würde ihr dafür auf ewig Dankbar sein.

Seinen Sohn in den Armen zu halten, war eine der überwältigsten Erfahrungen, die er je gemacht hatte. Luke war… so klein. So zerbrechlich. So zart. Ein kleiner, leuchtender Stern in seinen schwarzen Armen und es würde wenig benötigten, um dieses funkelnde Leben zu zerstören. Was nicht passieren wird. Ich werde Luke vor allen Gefahren beschützten. Mein Sohn wird leben. Selbst durch seine Prothesen konnte er die vermeidlich weiche Haut des Kindes spüren und er ließ es sich nicht nehmen, mit den Fingern durch die blonden Haare zu streifen, was Luke mit einem vollen Lächeln zuließ. Die Empfindungen so echt, als wäre er wirklich da. Über ihre neu entstanden Bindung teilte Vader so viel Zufriedenheit und Liebe mit seinem Kind, dass die Macht um sie herum in einem warmen Licht erstrahlten und sich ein tieferer Frieden über das Schiff ausbreitete, wie er es in all den Jahren nicht mehr erlebt hatte. In diesem Moment war die Galaxy in Ordnung.

 

Und dann kam dieser eine Tag.

 

Luke war zu ihrem letzten Treffen nicht erschienen und der Sith hatte sich versucht zu überzeugen, dass der Junge bestimmt nur von etwas abgelenkt wurde. Er sollte nicht in Zweifel ausbrechen. Aber dann verspürte er an diesem Morgen eine tiefe Unruhe, ein beklemmendes Gefühl und die Macht um ihn herum war angespannt und seltsam flüchtig. Etwas lag in der Luft. Etwas stimmte nicht. Doch er konnte nicht sagen, was es war und er hatte auch keine Möglichkeit, seinen Sohn zu erreichen. Dies konnte nur Luke tun – also musste er warten.

Die Stunden vergingen schleppend zäh, Vader wurde angespannter und seine schlechte Laune schlug sich auf die umstehenden Offiziere aus. Bereits vor dem Mittag war eine unglückliche Seele gestorben. Der Sith wusste, dass er sein Temperament unter Kontrolle halten musste und zog sich früh von der Brücke zurück, um Admiral Montferrat den Befehl zu geben, dass er nicht gestört werden dürfe. Von niemanden. Dann saß er in seiner offenen Meditationskammer und verband sich mit der Macht, auf der Suche nach seinem Sohn.

 

Die Zeit verging ohne ein Zeichen. Ohne eine Spur. Es war, als wäre Luke nie dagewesen. Waren die Begegnungen mit seinem Sohn vielleicht… nur ein Traum? Eine Illusion? Ein Trugbild seines Unterbewusstseins? Hatte er sich so sehr in seinen eigenen Gedanken verlaufen, dass er sein totgeglaubtes Kind in die Macht projiziert hatte, um ihm nahe zu sein? Um die Schuld zu lindern? Aber es war so echt. Luke war so echt! Sein Lachen, die blauen Augen, seine neugierigen Fragen und sein Gewicht in Vaders Armen. Er ist real! Luke ist mein Sohn und er lebt! Er kann nicht….

Die Gedanken des Sith drohten sich zu überschlagen, seine Hände krampfte sich um die Armlehnen seines Stuhles und das Metall unter seinen Fingern begann sich zu verbiegen. Die Maschine in seiner Brust drückte die Luft unaufhaltsam in seine Lungen und doch fühlte es sich so an, als würden er nicht genügend Sauerstoff erhalten. Beißender Schmerz flutete durch seine Adern, die verbrannte und vernarbte Haut in seinem Gesicht verzerrte sich vor Wut und Trauer und die einst so blauen Augen färbten sich kränklich gelb und rot.

 

Und die erste Träne seit sechs Jahren rollte über sein Gesicht.

 

Vader schnappte tatsächlich nach Luft, unterdrückte ein erstickendes Schluchzen und biss die Zähne fest aufeinander. Nein! NEIN! Luke…. Mein Sohn… komm zu mir zurück! Das Gefühl des Verlustes sprengte über seinen gebrochenen Körper hinweg, riss all seine Mauern nieder und entfaltete einen emotionalen Schmerz, den er über die gesamte Zeit hinweg tief in sich vergraben hatte. Jahre seines körperlichen Leidens und die Auswirkung seiner Taten kehrten wie ein unaufhaltsamer Sturm zu ihm zurück, rollten wie eine Welle über ihn hinweg und ließen nichts als rohe Verzweiflung zurück. Kalt. Hart. Tödlich. Luke…

 

„Vater?“

 

Vader riss die Augen auf, starrte in den leeren Raum um sich herum und suchte nach der vertraut blauen Form seines Sohnes. Doch alles blieb leer. Sein Herz krampfte sich zusammen. Die Worte waren nicht echt, Luke war nicht hier!

 

„Vater?“

 

Der Sith erhob sich abrupt, die Lichter seiner Meditationskapsel zersprangen und auf dem Sichtfenster bildeten sich unzählig kleine Risse. Nein! Das war ein Trick, sie spielten mit ihm. Das Kind war tot! Er hatte sich die gesamte Zeit über getäuscht!

 

„Bitte….hör mich…. Vater! Ich….brauche dich!“

 

Ein entrüsteter und gutturaler Schrei löste sich aus der Kehle des dunklen Lords und er ging auf die Knie nieder und schlug mit einer Faust auf den Durastahl. Die Dunkelheit um ihn verdichtete sich, wurde schwer und eisig und klammerte sich an seinen Körper, wie ein schrecklicher Parasit. Er musste nur loslassen und sich vollkommen der Macht hingeben, völlig in diese Schwärze eintauchen…

… und da spürte er die kleine Vibration. Das kleine Zittern des einzig noch verbliebenen, leuchtenden Bandes, welches er mit seinem Sohn geknüpft hatte. Die Verbindung zu Luke glimmte schwach und wie eine sterbende Flamme wurde der Schein immer blasser und löste sich im Nichts auf – doch Vader griff danach. Der Sith streckte die Hand aus und umfasste das kleine Leuchten, zog es schützend wieder an sich und antwortete mit seiner eigenen Stärker in der Macht.

 

„Luke!“ Seine Stimme verzerrte sich vor Dringlichkeit und hallte laut in dem stillen Raum wider. „Sohn, antworte mir!“

 

„Vater? Bist… du…?“

 

„Ja, Luke. Ich bin hier, ich kann dich hören! Was ist passiert mein Sohn? Wo bist du?“ Hoffnung. Einladende, warme Hoffnung. Sein Sohn war noch da, immer noch hier, immer noch am Leben. Das Licht kehrte zu ihm zurück.

 

„Tante B-Beru und Onkel Owen… ich weiß nicht wo… da waren schrecklich aussehende Gestalten und Onkel Owen…. Ich sollte mich verstecken und j-jetzt ist alles schon sehr lange still… Ich habe Angst, Vater! Ich weiß nicht was los ist… sind schon so lange weg…. B-bitte, Vater, bitte komm. Ich brauche dich!“ Lukes Stimme war schwach und panisch, er weinte und konnte keine klaren Sätze formulieren und selbst über die schwache Verbindung, konnte Vader seine Furcht auf seiner Zunge praktisch schmecken.

 

„Du musst dich beruhigen, Luke, hörst du mich? Bleib, wo auch immer du bist und warte. Ich werde dich finden, verstehst du? Ich werde zu dir kommen und dich holen, aber du musst auf mich warten und dich versteckt halten!“

 

„Ich… ich v-versuch es Dad… aber bitte komm schnell!“

 

„Keine Sorge, Luke. Ich bin auf den Weg zu dir. Hab vertrauen. Die Macht wird dich beschützen.“

 

„O-okay..Ich hab dich lieb, Vater.“

 

„Mein Sohn.“ Ich liebe dich auch.

 

Die Stimme seines Kindes erstarb, aber dieses Mal hielt der dunkle Lord an dem kleinen Licht fest. Er würde Luke nicht wieder gehen lassen. Nicht jetzt und niemals. Ohne Umschweife richtete er sich auf, verließ mit wehendem Mantel seine Kammer und machte sich auf den Weg zur Brücke. Seine wütende und entschlossene Aura strahlte ihm voraus und trieb entgegenkommende Offiziere und Soldaten schlagartig an die Wand, ohne dass er darauf achtete. Seine Aufmerksamkeit war nur auf Luke gerichtete.

Er würde seinen Sohn retten, ganz gleich was passierte. Er würde ihn nicht auch noch sterben lassen.

 

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Sechzehn Stunden. Selbst mit der maximalen Leistung des Hyperantriebes, brauchte die Devastator sechzehn Stunden bis sie Tatooine erreichte. Stunden, in denen Vader wie eine Statue vor dem Sichtfenster der Brücke stand und keinen einzigen Muskel rührte. Die Luft um ihn herum schien vor Anspannung nur so zu knistern und niemand wagte es, sich dem dunklen Lord zu nähern. Sie wären tot, hätten sie es getan. Als das Schiff endlich aus dem Hyperraum fiel und in den Orbit des braun-gelben Staubballes einschwenkte, wandte sich der Sith bereits von seinem Platz ab und schritt zu seinem persönlichen Hangar. Auf Befehl hin hatte sich eine kleine Gruppe der Todesschwadron versammelt, die ihn auf den Planeten begleiten sollten, aber ansonsten war das Shuttle leer. Vader würde keine Truppen brauchen.

 

Je näher sie Tatooine gekommen waren, desto heller erstrahlte seine Verbindung zu Luke und er konnte spüren, wie die physische und emotionale Stabilität seines Sohnes immer weiter abnahm. Trotz der Tatsache, dass er den Jungen in einen Machterzwungenen Schlaf geschickt hatte, war Luke mittlerweile an seine Grenzen gestoßen und seine Erschöpfung hallte wie ein stilles Echo in Vaders Kopf wider - und wenn Luke seine vollständig Aufmerksamkeit verlieren würde, wäre er angreifbar.

Aus den schnellen Sätzen seines Sohnes, hatte der Sith inzwischen erahnen können, was passiert war: Tusken. Sie hatten vermutlich die Farm angegriffen und Owen hatte Luke zu einem sicheren Ort geschickt, damit er nicht entdeckt werden würde. Was danach passierte… nun, es gab nur zwei plausible Möglichkeiten und keine der beiden hatte einen erfreulichen Ausgang. Sie nahmen mir einst meine Mutter und jetzt Lukes Tante und Onkel. Diese Kreaturen sollten für immer vernichtet werden. Er wusste, dass die kommende Zeit schwer werden würde – wie sollte er Luke auch erklären, dass Owen und Beru nicht zurückkamen? – aber im Moment konnte er darüber nicht wirklich nachdenken. Schließlich gab es keine Garantie dafür, dass die Tusken nicht noch einmal zu der Farm gingen. Und wenn sie Luke finden würden… Vader schob diesen Gedanken sofort beiseite. Damals war ich nicht stark genug, um meine Mutter zu retten. Ich werde kein zweites Mal versagen.

 

Die Lars-Farm zu finden, stellte keine Schwierigkeit da und doch zögerte Vader für einige Sekunden, bevor er die Rampe nach unten und in das Licht der untergehenden Sonnen schritt. Sand wirbelte unter seinen schweren Füßen auf und die trockene und heiße Luft schlug ihm entgegen, obwohl er die Temperaturen dank seiner Rüstung nicht spüren konnte. Und doch fühlte er sich an, als wäre er in die Vergangenheit zurückgekehrt. Die Haupteingangskuppel stand noch immer als nahezu einziges sichtbares Gebäude in der Weite der Jundland Wüste und die Durastahltür trug noch immer die gleichen alten Dellen, die auch schon vor Jahren dort waren. Es sah aus, als wäre nichts passiert, als würde Cligg Lars und Owen im nächsten Moment aus der Tür kommen oder… sie… – aber der Sith ließ sich nicht täuschen.

 

Mit einer einfachen Bewegung signalisierte er den Soldaten, dass sie die umliegende Umgebung sichern sollten und näherte sich dem Graben, indem die eigentlichen Wohnräume lagen. Am Rande blieb er stehen und starrte auf ein Bild der Verwüstung. Die GX-8-Wasserdampfer in der Mitte der Wohngrube waren zerstört wurden, die Versorgungstank herausgerissen und Gegenstände lagen verstreut auf dem Boden. Das Stromnetz und die Generatoren hatten sich bereits abgeschaltet und das Scharnierdach der Tech-Kuppel wurde versuchsmäßig grob aus ihren Angeln gerissen, hielt aber noch einigermaßen stand. Von Owen und Beru fehlte jede Spur.

 

Anstatt die Treppe zu benutzen, ließ Vader sich einfach in den Innenhof fallen. Bei seinem Aufschlag floh der Staub in alle Richtungen davon und sein schwerer Mantel wallte sich hinter ihm auf, als er seine Macht ausstreckte und nach Lukes Präsenz griff. Die helle Verbindung pulsierte sanft, führte ihn von der Küche und den Schlafräumen weg und zog ihn zu der Garage. Auch hier waren die Spuren des Überfalles deutlich zu sehen und es grenzte an ein Wundern, dass sein Sohn in all dem Chaos nicht übermäßig verletzt wurden war.

 

„Luke?“ Seine Stimme hallte innerhalb des Fahrzeuggrube wider und Vader blickte von seinem erhöhten Standpunkt auf einen ausgeschlachteten X-34 Landspeeder, als er den Steg überquerte und die Werkstatt dahinter betrat. Immer noch so unverändert…

„Luke!“ Es gab ein kratzendes Geräusch von Metall, in der Dunkelheit verschob sich etwas, dann war alles wieder still. „Luke, wo bist du?“ Die Linsen seiner Maske passten sich an, erlaubten ihn in dem Chaos aus Schwärze und Schatten deutlicher zu sehen und er folgte noch einmal der Macht, bis sie sich an einem Punkt zu sammeln schien.

„Vater?“ Die Stimme klang leise und brüchig, Angst erfüllte ihren Ton und dann bewegte sich etwas Kleines unterhalb von ihm. Dort, unter den Gittern des Fußbodens, in einer perfekt getarnten Nische, tauchte ein Stück blondes Haar auf.

„Ich bin hier mein Sohn. Komm her, ich bin jetzt hier.“ Der Sith ließ sich nieder, griff mit der Macht nach dem Metall und schob es beiseite, als sich die Gestalt des Jungen wieder bewegte und dann direkt in seine Sicht trat. Luke sah zu ihm auf, die blauen Augen vor Tränen gerötet und seine Haut war blass vor Stress und Erschöpfung. In seinen dünnen Armen umklammerte er ein Bantha-Plüschtier und er zitterte, weil sein dünnes Gewand nicht ausreichte, um ihn dauerhaft warm zu halten – denn die Nächte auf Tatooine konnten sehr kalt werden.

 

Vader wartete nicht lange, streckte seine Arme aus und zog seinen Sohn zu sich, wickelte in einem Schwung einen Teil seines Umhanges um die kleine Gestalt und ließ eine Hand über den blonden Kopf streichen.

„Es wird alles gut, Luke. Ich bin jetzt hier, ich hab dich.“ Die Worte waren trotz seines Vocoders ungewöhnlich sanft und er hielt das Kind nahe an sich, obwohl seine Rüstung nicht gerade bequem war. Aber Luke schien es nicht zu stören. Stattdessen umklammerte er mit aller Kraft eines Sechsjähren den Stoff seines Mantels und schluchzte vor sich hin und weigerte sich, auch nur ein Stück bewegt zu werden. Tief in Vaders Brust schlug sein Herz nach über sechs Jahren erneut vor Liebe, klar und unverfälscht, wie er es damals nur für Padme empfunden hatte. Und als würde ein sterbender Stern noch einmal nach dem Leben greifen, verflüchtigte sich die Dunkelheit um ihn herum zu einem beständigen Grau, die tiefsitzende Wut und der Hass begannen an ihren Rändern zu zerfallen und in der einst so schwarze Seele des Sith-Lord, erwachte ein Funken Licht. Mein Sohn. Mein reines und wunderschönes Kind.

 

„Lass uns gehen, Luke.“ Blaue Augen richteten sich auf die schwarze Maske und starrten mit unverfälschtem Vertrauen zu ihm auf.

„Ich komm mit dir? Für immer?“ Fragte Luke leise und verschob seine Position in seinen Armen, um sein Kuscheltier besser halten zu können.

„Ja. Ab heute wird uns nichts mehr trennen.“ Mit langsamen Schritten verließ Vader die Tech-Kuppel und trat hinaus in den Innenhof. Luke starrte auf sein ehemaliges Heim und neue Tränen rannen über seine kleinen Wangen, ehe er den Blick abwandte und seinen Kopf an der Schulter seines Vaters vergrub. Auch ohne eine Bestätigung, wusste der Junge was passiert war. Der dunkle Lord konnte den Schmerz in der Macht fühlen und obwohl er nicht viel für Owen oder Beru empfand, störte es ihn, dass sein Sohn so leiden musste. Dir wird kein Schaden mehr passieren, Luke. Ich werde dich beschützen.

 

Vader sprang aus dem Krater hinaus und machte sich sofort auf den Weg zu seinem Shuttle. Er war sich der Blicke der Soldaten bewusst, die das Kind in seinen Armen mit Neugierde und Erstaunen musterten – denn noch nie hatte jemand den dunklen Lord berührt und war damit unbestraft davon gekommen, schon gar kein Kind – aber sie schwiegen wohlweißlich über diesen surrealen Anblick. Im sterbenden Licht der Sonnen von Tatooine, kehrte der Sith ein drittes Mal seiner alten Heimat den Rücken zu. Zwei Mal hatte er hier seine Mutter zurücklassen müssen, zwei Mal waren diese Abschiede mit Trauer verbunden. Mit Schmerz und Angst.
 

Aber jetzt…Habe ich meinen Sohn gefunden. Vader blickte auf Luke hinab, der inzwischen den Kopf soweit gedreht hatte, dass er auf die glänzende Lambda-Fähre blicken konnte und die blauen Augen glitzerten trotz der Müdigkeit vor Neugierde. Er sah ihm so ähnlich.

„Das ist dein Schiff?“ Die kindliche Begeisterung trieb ein Lächeln auf sein vernarbtes Gesicht und er positionierte seinen Sohn so, dass er es besser sehen konnte.

„Das ist es. Und wo wir hinfliegen, wird es ein noch viel größeres geben.“ Antwortet er milde und Luke stieß einen anerkennenden Ton aus, bevor er sich wieder an die Schulter seines Vaters lehnte.

„Ich bin froh das die Wüste mir meinen Wunsch erfüllt hat, Vater. Ich habe so lange auf dich gewartet…. Ich hab dich lieb, Dad.“

„Und ich liebe dich, Luke.“

 

Über die Stille des Weltraumes hinweg, hatten zwei verloren geglaubte Seelen endlich zueinander gefunden und das Echo ihres Schicksals wird noch auf ewig weitergetragen.

 

 

Machtverbindung

Alles was er tun musste, war sie lange genug abzulenken, um den Anderen die Flucht zu ermöglichen.

 

Ein Geschwader an Sturmtruppen durchbrach die Tür und stürmte in den Raum. Blaster gerieten in Angriffsposition, Rüstungen klapperten und dann wurde die Luft mit roten Energieblitzen erfüllt, die zischend und surren über den Kopf des jungen Jedis hinwegjagten. Luke wich der ersten, entgegenkommenden Salve geschickt aus, duckte sich hinter Gegenstände und griff nach seinem Lichtschwert, um die grüne Klinge inmitten des Tumultes mit einer spielerischen Leichtigkeit zu entzünden.
 

Schüsse wurde abgelenkt, zurückgeschickt und versenkten sich in harter Plastoid-Panzerung. Das Geräusch der abgefeuerten Laser stieg weiter an, Stimmen schrien über den Kampflärm hinweg und die ersten Männer gingen tot zu Boden. Es stank nach verbrannter Rüstung und rauchendem Fleisch. Schon nach kurzer Zeit begann sich der Schweiß in Lukes Nacken zu sammeln, aber er hielt seine Position eisern bei und schickte einen Machtstoß auf einen sich nähernden Sturmtruppler, um seinen Angriff zu entgehen. Doch egal wie viele Blasterbolzen er auch zerstreute, es wurden von Minute zu Minute mehr Soldaten und bald bestand der Raum fast nur noch aus einem Meer weißer Helme, mit ihn allein in der Mitte. Wie ein letztes Leuchtfeuer. Der letzte eiserne Turm. Eingekreist und langsam umringt, von jeglichen Ausweg abgeschnitten.

Luke war gefangen.

 

Seine Klinge surrte noch immer in seinen Händen, als das gegnerische Feuer schließlich erstarb, obwohl die Blastermündungen weiterhin auf ihn gerichtet waren. Ein Soldat trat vor, die orangene Schulterplatte zeichnete ihn als Kommandanten aus und er näherte sich dem blonden jungen Mann bestimmend, aber vorsichtig.

 

„Kapituliere, Rebell!“ Seine Stimme wurde durch den Helm verzerrt und Lukes Augen flackerten schnell umher, nur um sich einem unüberwindbaren Ring aus Sturmtruppen gegenüberzusehen.

Kriff. Seine Chancen auf Flucht hatten sich soeben minimiert und auch wenn er sich sicher war, dass er sich freikämpfen könnte… es würde eine große Anzahl an Opfern fordern. Selbst nach all der Zeit als Rebell konnte er es nicht in sich finden, andere Menschen sinnlos abzuschlachten – auch wenn es Imperiale waren. Am Ende waren sie doch alle Lebewesen. Und Jedi sollten andere schützen, nicht sie töten.

 

Luke streckte sich mit der Macht aus und streifte Leias Präsenz am anderen Ende der Einrichtung. Sie hatte Chewie und den Millenium Falken erreicht, Wedge und Hobby waren auch bei ihr und sicher genug würden sie bald starten. Erleichterung durchflutete ihn. Die Ablenkung hatte funktioniert, seine Freunde waren außer Gefahr. Sie würden nach Hause zurückkehren. Es tut mir leid, Leia. Sei sicher…

 

Langsam ließ der junge Jedi seine starre Verteidigungshaltung fallen, die leuchtend grüne Klinge in seinen Händen erstarb und er legte das Lichtschwert auf den Boden, bevor er einen Schritt zurücktrat. Mehrere Soldaten stürmten auf ihn zu, seine Arme wurden grob nach hinten gerissen und auf seinen Rücken festgebunden, ehe man ihn mit einem schmerzhaften Tritt in die Kniekehlen auf den Boden zwang. Luke wehrte sich nicht. Kämpfte nicht. Erlaubte ihnen freiwillig die harte Behandlung, wissend, dass eine Weigerung sinnlos gewesen wäre. Es war besser so und er wollte weitere Verletzungen vermeiden.

 

Einer der nahestehenden Männer griff nach seinem Lichtschwert und reichte es an den Kommandanten weiter, der den Griff fast beiläufig in seinen Händen drehte, bevor er sich zu einem Offizier umdrehte, der irgendwann in dem Raum aufgetaucht sein musste und jetzt auf ihn zukam. Luke begegnete dem harten Blick des Imperialen so ruhig wie er nur konnte, weigerte sich vehement dagegen, seine Nervosität in irgendeiner Weise zu zeigen und dennoch ballten sich seine Hände zu Fäusten und er schluckte hart. Der grau gekleidete Offizier war groß genug, dass der junge Jedi von seiner Position aus den Kopf nach hinten neigen musste, um den kalten Augen begegnen zu können, die nun unerbittlich auf ihn hinabstarrten.

 

 „Dein Name, Rebellenabschaum.“

 

Er mochte das nicht. Überhaupt nicht. Aber er würde auch keinen Streit anfangen. Nicht wenn er leben wollte. Nicht wenn er wusste, wer für ihn kommen würde.

 

„Commander Luke Skywalker, Rebellenallianz.“

 

Der erschrockene, wenn auch gut versteckte Ausdruck auf dem Gesicht des Offiziers, ließ Luke fast lächeln. Es war jedes Mal gleich. Die grauen Augen des Mannes wanderten prüfend über seinen Körper, schätzten ihn ein, als könne er nicht glauben, dass dieses Kind der Pilot war, der den Todesstern zerstört hatte. Dass er die Person war, die Darth Vader seit vier Jahren durch die gesamte Galaxy jagte. Dass er tatsächlich ein Lichtschwert bei sich trug.
 

Es war eine Reaktion, an die der junge Jedi mittlerweile gewöhnt war und fast schon seufzend wartete er auf die aufflammende Hektik, die immer dann ausbrach, wenn sein Name fiel – doch die verzerrte Miene des Offiziers wurde einfach nur höhnisch und dies riss einen kalten Schauer über Lukes Rücken hinab. Etwas stimmte nicht und in der Macht schrie eine Warnung auf.

 

„Sieh an und ein Jedi-Kollaborateur“, sagte der Mann und hob das Lichtschwert nach oben, als wäre es ein Preis oder seine… Trophäe. Lukes blaue Augen schwankten nie, sein Gesicht blieb ausdruckslos und doch konnte er seine Empörung nicht ganz zurückhalten. Von wegen Jedi-Kollaborateur… Der Offizier beobachtete ihn noch ein paar Momente, doch als er noch immer nicht den Anschein machte, den Vorwurf weder zu bestreiten noch zu bestätigen, schnaubt er nur spöttisch.

 

„Nichts zu sagen? Na dann, Jedi. Beenden wir das am besten gleich.“

 

Die nächsten Sekunden schienen für Luke fast surreal und außerhalb seines Verständnisses, aber plötzlich presste sich der Lauf eines Blasters direkt auf seine Stirn und die Realität stürzte zu ihm zurück, als der Offizier seine Finger fest um den Auslöser spannte. Das kalte Metall der Mündung schien auf der Haut des blonden Jungen zu brennen und der Schock zuckte durch seinen Körper, als er verspätet zu realisieren begann, was passieren würde.
 

Warte, was?! Nein…! Das kann nicht sein! Stopp! Eine Welle des Terrors durchflutete Luke und schließlich versuchte er sich doch zu wehren, aber die Hände um seine Schultern zogen sich abrupt zusammen, drückte ihn wieder nach unten und hielten ihn unbeweglich in seiner Position. Panik breitete sich durch die Macht aus, bitter und ätzend und Luke suchte nach allem, was die Hand des Offiziers abwenden würde.

 

Nein! Das ist falsch! Mein Name sollte Ihnen reichen. Sie sollte es besser wissen! Er muss Ihnen gesagt haben, dass er mich am Leben haben will! Vader muss es Ihnen gesagt habe…. Er würde nicht…

Der Gedanke an den Sith ließ ihn lange genug klar denken, damit er sich an die letzte Hoffnung klammer konnte, egal was sie bedeuten würde.

 

„Vader wird Sie töten, wenn Ihr mich auch nur berührt!“ Die Worte drangen mit weitaus mehr Sicherheit aus seinem Mund, als Luke sie im Moment empfinden konnte – auch wenn er tatsächlich nicht daran zweifelte, dass Vader seine schmerzhafte Rache an jedem verüben würde, der es wagen würde, seinen…Sohn zu verletzen. Und doch half es ihm nichts, seine scheinbare Gelassenheit zusammenzuhalten. Sein Körper erzitterte und alles wurde kalt.

 

Er hatte schon so oft vor dem Tod gestanden. Aber nie so.

 

Niemals auf den Knien und mit einem Blaster am Kopf.

 

„Lord Vader? Was würde er schon mit dir wollen?“ War das ein Scherz? Hatten Sie ihn wirklich nicht erkannt? In der Stimme des Offiziers schwang ein versteckter Ekel mit, aber der junge Jedi war derzeit nicht klar genug, um sich darauf konzentrieren zu können.

 

„Finden Sie es heraus und kontaktieren Sie ihn. Aber ich schwöre Ihnen…. Er wird jeden töten, der jemals mit Ihnen in Verbindung gekommen ist, wenn Sie mir in irgendeiner Weise Schaden zufügen.“

Luke versuchte ruhig zu atmen und seine Angst in der Macht abzugeben. Er wollte so etwas nicht sagen, aber er musste es tun. Er musste standhaft bleiben. Überzeugend. Für einen langen Augenblick schien der Offizier zu schwanken, unentschlossen und zerrissen und sein Finger drückte den Abzug und damit die Waffe tatsächlich fester gegen Lukes Stirn, bevor er ihn abrupt wegzog und mit einem scharfen Fluch die Waffe in seinen Holster steckte.

 

„Bring ihn zum Schiff und dann in eine Zelle! Der Rest soll herauszufinden, was die Rebellen hier von unseren Computern gestohlen haben. Um den Jedi kümmere ich mich später…“ Mit einem scharfen Ruck wurde er auf die Füße gezwungen und von Sturmtruppen flankiert. Nicht allzu sanft führten und stießen sie ihn durch die Gänge der Anlage, bis sie eine Landeplattform überquerten und auf ein Lambda-Shuttle zugingen. Je näher sie der Fähre kamen, desto intensiver versuchte Luke sich aus dem starren Griff zu befreien, aber es brachte ihn nur zum Stolpern und schlussendlich zu einem schmerzhaften Schlag gegen die Rippen.

 

„Ihr solltet Euch wirklich mit Vader in Verbindung setzten“, zischte er leise unter dem Brennen seiner Seite hervor und kurz explodierten Sterne in seiner Sicht, als einer der Soldaten die Rückseite seines Blasters gegen seinen Kopf schlug.

„Ruhe, Abschaum! Sie sind Lord Vaders Zeit nicht würdig.“

 

Luke schaffte es, ein keuchendes Lachen zu unterdrücken, aber er konnte nicht verhindern, dass sich seine Lippen ein Stück weit verzogen. Wenn Ihr nur wüsstet, mit wem Ihr es zu tun habt… Sicher, er würde nicht freiwillig über die Beziehung zwischen ihm und Vader plaudern und er war auch ganz bestimmt nicht bereit dazu, diese öffentlich und laut anzuerkennen. Aber er würde jede Chance ergreifen, die ihn hier irgendwie herausholen konnte – auch wenn es im Moment nur die Bitte war, dass man sich mit Vader in Verbindung setzen sollte.

 

Und wenn alles fehl schlug… Nun, er kannte eine Methode, mit der er den Sith ganz sicher kontaktieren konnte.

 

 

Die Stunden vergingen und die Zweifel in Luke wurden mit jeder verstreichenden Sekunde immer lauter. Ungeduldig ging er in der kleinen Zelle wie ein gefangenes Tier auf und ab, lief Runde um Runde und versuchte sich einzureden, dass die Durastahlwände nicht näher auf ihn zu rückten. Er hatte nie den Gedanken verspürt klaustrophobisch zu sein – selbst in der Müllpresse auf dem Todesstern nicht – aber je länger er von all dem starren Grau umgeben war, desto stärker wurde das beklemmende Gefühl in ihm. Als könnten die Wände jeden Augenblick auf mich einstürzen.
 

Die idiotischen Imperialen waren noch immer fest davon überzeugt, dass sie Vader nicht kontaktieren müssten und selbst in eine Zelle gesteckt, konnte der junge Jedi die beißende Wut eines bestimmten Offiziers an Bord des Schiffes spüren, die sich auch auf ihn richtete. Es erschreckte ihn. Ließ ihn unruhig und nervös zurück. Was auch immer den Mann antrieb, Luke hatte das ungute Gefühl, dass es am Ende genau ihn treffen würde.

 

Also müsste er selbst handeln.

 

Denn obwohl er es nie bewusst anerkannt und offen akzeptiert hatte, war er sich immer dem kalten Feuer bewusst gewesen, dass an den Rändern seines Geistes brannte, der scheinbar schwarzen Sonne, die in seiner peripheren Sicht zu leuchten schien. Eine Machtverbindung, zwischen Vader und ihm. Erschaffen, als er nur ein kleines Individuum im Bauch seiner Mutter war, aber verstärkt mit der Offenbarung auf Bespin.
 

Bis zu diesem Tage hatte Luke es fleißig ignoriert, auch wenn er das gelegentliche Flackern spürte, wenn Vader seine Aufmerksamkeit auf ihn richtete und versuchte, ihn zu kontaktieren. Er hatte die beruhigenden Stöße ignoriert, die der Sith immer dann sandte, wenn der junge Jedi inmitten von Aufregung oder Hektik stand und er lehnte sogar die sanften Berührungen ab, die ihn in Zeiten der Trauer oder Trostlosigkeit erreichten. Woher auch immer Vader wusste, wie ich mich fühle…

 

Und auch wenn er noch nie selbst darauf zugegriffen hatte, konnte er mit einer verblüffenden Sicherheit sagen, dass er dadurch in irgendeiner Weise mit dem Sith-Lord in Verbindung treten konnte. Selbst wenn es nur dafür reichen würde, Vader mitzuteilen, dass er in Schwierigkeiten steckte.

 

Also schloss Luke die Augen und atmete tief ein und aus, konzentrierte sich nur auf die Macht um sich herum und tauchte dann langsam in den sanften Strom hinein. Der schlagende Rhythmus seines Herzens, die beißende Kälte um ihn herum und das grelle Licht verblassten langsam aus seinem bewussten Selbst und der Schmerz in seinen Rippen und seinem Kopf wurde weniger intensiv, weniger pochend.

Es gab nur die reine Macht, ruhig und friedlich.

 

Und natürlich die schwarze Supernova.

 

Für einen letzten Moment zögerte der junge Jedi noch, dann suchte er vorsichtig nach der beständigen Anwesenheit des Sith, streckte seine eigenen Finger aus und stupste das dunkle Feuer zaghaft an. Sofort flammte es bei seiner mentalen Berührung auf, überflutete ihn mit einem stärkeren Bewusstsein für Vaders Machtpräsenz, als jemals zu vor und es benötigte jede Selbstbeherrschung, um nicht davor abzuschrecken und den Kontakt wieder zu unterbrechen. Wenn er überleben wollte, musste er mit Vader sprechen. Er brauchte ihn.

 

Die Anwesenheit des anderen schlang sich langsam um sein eigenes Licht, hüllte ihn ein und schuf einen sicheren Platz, in der Weite der Macht. Aber weder war es fordernd noch dominant. Es gab keine Aggressivität, kein Verlangen oder die brennende Kälte der dunklen Seite. Es war… immer noch besitzergreifend, aber doch irgendwie beschützend.

 

„Luke?“ Die reiche, mentale Stimme von Vader, war so gleich und doch ungleich zu seiner echten Klangfarbe. Da war noch immer der tiefe Bariton, der vibrierende Bass, aber es war auch wärmer und ruhiger. Er konnte spüren wie der dunkle Lord ebenfalls nach ihm griff, neugierig und wartend darauf, warum er ihn so unerwartet kontaktiert hatte.

 

„Vater“, gab Luke schließlich zu und verstummte dann wieder. Eine unangenehme Stille breitete sich über ihr Band aus und der junge Jedi konnte die Unsicherheit seines Vaters fühlen, der nicht wusste, wie er mit der Situation umgehen soll. Er holte tief Luft und fuhr fort. „Ich glaube… ich brauche deine Hilfe.“

 

Und augenblicklich wurde er mit Sorge bombardiert.

 

„Was ist passiert? Bist du verletzt?“  Sofort wickelten sich die dunklen Ranken der Macht um seinen Körper und streiften sanft um seine Glieder und Luke musste sich erneut zusammenreißen, um sich davon nicht zurückzuziehen. Es dauerte einen Augenblick, bis er begriff was Vader da genau tat und als er dessen Erleichterung spürte, wurde er darin bestätigt – sein Vater hatte ihn tatsächlich irgendwie nach Verletzungen abgesucht.

 

Es geht mir gut… aber ich habe mich vielleicht… von einigen Imperialen gefangen nehmen lassen.“ Selbst mental schwamm seine Stimme vor Verlegenheit. Vier Jahre! Vier Jahre lang hatte er sich jeglichen Gefangenschaften entzogen, war selbst Vader immer wieder durch die Finger gerutscht und jetzt musste er ausgerechnet einem idiotischen Offizier, auf einem verdammte Randplaneten zum Opfer fallen. Das war nicht fair!

 

„Das Leben ist nie fair, mein Sohn.“ Die Belustigung seines Vaters ließ ihn das Gesicht verziehen, auch weil er bemerkte, dass er den letzten Satz unbeabsichtigt laut geschickt hatte.

 

„Und das wird es auch nicht sein, wenn sie es geschafft haben, mich umzubringen!“

 

Vaders Belustigung verschwand sofort und stattdessen explodierte die Wut, auch wenn sie hinter einer festen Mauer gehalten wurde. „Was?“

 

„Sie weigern sich dich zu kontaktieren und glauben mir nicht, wenn ich sage, dass du mich am Leben habe willst.“

 

„Geht es dir gut?“ Wieder umgaben ihn die dunklen Ranken. Suchend. Tastend. Sanft.

 

„Offensichtlich.“ Der Sarkasmus war nicht gewollt, aber er konnte es nicht aufhalten. „Ich habe sie versucht, möglichst lange hinzuhalten, um meine Hinrichtung zu verzögern, aber ich denke sie verlieren die Geduld. Vielleicht… solltest du sie selbst benachrichtigen, bevor du nur noch meinen leblosen Körper bekommst.“

 

„Sie werden es bereuen, wenn sie dir auch nur ein Haar krümmen!“ Die Drohung wurde nicht weiter ausgeführt, aber Luke konnte sich die Konsequenzen gut vorstellen und unterdrückte schnell die blutigen Bilder, die in seinem Kopf auftauchten. „Haben sie dir etwas angetan?“

 

Ein Seufzen entging ihm. „Ich wurde ein paar Mal getroffen. In die Rippen und auf den Kopf.“

 

Vaders Zorn war durch die Verbindung so deutlich spürbar, als würde er direkt neben ihm stehen und der junge Jedi zog sich leicht zurück, bis er spürte, dass der Sith daran arbeitete, seine Kontrolle wiederzugewinnen.

 

„Es war meine Schuld. Ich war vielleicht etwas frech“, murmelte Luke und versuchte seinen Vater von seinen Emotionen abzulenken. Es funktionierte und stattdessen war Vaders Antwort leicht spöttisch und das kalte Inferno seiner Macht beruhigte sich.

 

„Schwer vorstellbar.“

 

Seine Lippen verzogen sich zu einem leichten Grinsen. „Also… kannst du kommen und mich holen?“

 

Der mentale Seufzer war deutlich, aber die Frustration richtete sich nicht gegen ihn. „Ich sollte nicht müssen. Jeder Imperiale sollte es besser wissen, vor allem, wenn ein Ranglisten-Rebell geradezu darum bittet, zu mir gebracht zu werden… Welchen Rang hast du jetzt? Lieutenant Commander?“

 

„Nein, ich in bereits Commander“, kam die verlegene Aussage. „Ich wurde vor der Schlacht von Hoth befördert.“

 

„Commander also. Ich bin beeindruckt. Du steigst schnell in deinen Reihen auf, mein Sohn.“

 

Luke erstarrte tatsächlich bei der Zärtlichkeit, sein Atem stockte in seiner Kehle und er verlor fast den Fokus. Ein seltsamer Nervenkitzel prickelte über seinen Körper hinweg, ähnlich einem Betäubungsbolzen, aber bei weitem nicht so unangenehm. Er war nicht sicher, was er sagen oder wie er reagieren sollte und scheinbar hatte Vader es bemerkt, denn seine Gefühle verdunkelten sich vor Enttäuschung und nun zog er sich ein Stück zurück bevor er weitersprach.

 

„Du hast Ihnen deinen Rang gegeben, oder? Und Sie wollten dich dennoch nicht verhören?“

 

„Name, Rang und Zugehörigkeit. Aber ich glaube, es lag eher an meinem Lichtschwert. Ich wurde als Jedi-Kollaborateur bezeichnet und war damit offenbar zu gefährlich, um am Leben gelassen zu werden.“

 

„Du hast ein neues Lichtschwert?“

 

„Ich habe ein neues gemacht, ja.“ Stolz brannte lichterloh über ihre Verbindung hinweg und erschreckte Luke mit seiner Intensität. „Und dennoch hätten sie mich zumindest erkennen sollen…ich dachte, alle deine Männer wissen um das Kopfgeld, welches auf mich ausgeschrieben ist?“

 

„Meine Männer tun es. Ich bin zwar zweiter im Imperium, aber es gehört mir nicht, ebenso wenig wie die anderen Imperialen. Ich kann dich nur in meiner direkten Gegenwart vor dem schlimmsten beschützen.“

 

„Danke…denke ich“, murmelte Luke und versuchte nicht über die surreale Bedeutung hinter diesen Worten nachzudenken. „Ich möchte nicht wirklich in den Händen von anderen Imperialen sein. Zumindest würdest du mich nicht verletzten…?“ Er hatte es nicht vor, aber der letzte Satz war eher eine Frage.

 

„Ich würde dir niemals Schmerzen zufügen!“ Knurrte Vader.

 

Luke ballte reflexartig seine rechte Hand zu einer Faust, beschloss aber, diese eine Sache nicht zu erwähnen, obwohl er das leichte Zittern seines Körpers nicht unterdrücken konnte. Stattdessen spürte er wie sich die Schuldgefühle hinter Vaders wütender Erklärung auftürmten und wusste instinktiv, dass der Sith dieses besondere Aufeinandertreffen schwer bereute. Ein Seufzer entkam seinen Lippen und sein Herz stach. Damals wie heute konnte er keinen Hass gegenüber seinem Vater empfinden.

 

„Weißt du denn wer dich hat?“

 

„Nein. Er gab mir keinen Namen. Ich weiß nur, dass er laut den Insignien auf seiner Uniform ein Lieutenant Commander ist.“ So gut wie es ihm möglich war, versuchte er das Bild des aufragenden Imperialen in seinem Kopf zu projizieren und hoffte, sein Vater würde es erkennen.

 

„Er ist keiner meiner Männer.“

 

„Soll das heißen, es gibt jemanden den Darth Vader nicht kennt?“ Sein Amüsement wurde sofort mit einem scharfen, tadelnden Stoß durch ihre Verbindung bestraft und Luke schnappte leicht nach Luft. „Entschuldigung, Entschuldigung. Ich versuch nur irgendwie meine Panik zu vermeiden. Sie haben mich vor Stunden in diese Zelle gesperrt und ich habe das schlechte Gefühl, dass ich nicht mehr viel Zeit habe.“

 

Die Erinnerung an früher wallte durch seinen Kopf und er zuckte zusammen, als auch die brennende Kälte auf seiner Haut zurückkehrte. Die Mündung war so nah… und er konnte nichts anderes tun, als auf die Knie gezwungen zu werden, als der Blaster unaufhaltsam gegen seine Stirn gepresst wurde. Bevor er es bemerkte, hatte er unabsichtlich das Bild in die Macht gesendet und augenblicklich schlug Vaders Machtpräsenz aus, seine schwarzen Ranken wickelten sich beschützend, besitzergreifend um Luke und waren für einige Momente sogar zu fest, um sich wohlzufühlen.

 

„Sie werden um den Tod betteln, bevor ich auch nur mit ihnen begonnen habe!“ schwor der Sith giftig und die dunkle Seite der Macht rollte sich um das Ende seiner Verbindung.

 

„Eh… sicher musst du nicht soweit gehen…“, intervenierte Luke schnell und betete leise, dass sein Vater seine Rache verschieben würde. „Warum kontaktierst du sie nicht einfach und sagst ihnen, dass ich nicht verletzt werden darf?“

 

„Wo bist du?“

 

„Auf einem Sternenzerstörung im Orbit von Entralla. Die Motoren sind noch nicht über das hinausgegangen, was nötig wäre, um die Umlaufbahn zu verlassen, also denke ich, ich bin noch hier. Aber frag erst gar nicht, was wir gemacht haben…“

„Hm. Darüber reden wir später, Kleiner. Sind noch andere bei dir?“

 

„Nein. Ich habe mich freiwillig gestellt, damit die anderen entkommen konnten.“ Wieder war Vaders Wut da. „Du kannst dich nicht beschweren, schließlich hast du es in Bespin gegen mich verwendet. Und du kennst mich, ich würde es immer wieder tun.“

 

Vader schwieg einen Augenblick, dann gab es so etwas wie ein Seufzen. „Ich nehme an… ich kann dir dafür nicht böse sein. Es hat dich wenigstens in meine Hände gebracht.“ Die erstickende Besessenheit war zurück.

 

„Du musst zuerst mein Leben retten.“

 

„Ich werde sehen, ob ich dich finden kann. Warte noch ein wenig länger.“

 

Damit verstummte Vader und zog sich fast vollständig aus ihrer Bindung zurück, sodass er wieder nur ein leichtes Feuer in seiner Gegenwart wurde. Mit einem leisen Stöhnen öffnete Luke die Augen und musste für einen Moment den Schwindel vertreiben, der sich über ihn gelegt hatte, bevor er eine Bilanz über seine Situation ziehen konnte.

 

Seine Arme taten weh und seine Finger waren fast taub, weil sie so lange hinter seinem Rücken gehalten wurden und selbst seine Beine begannen steif zu werden. Langsam erhob er sich von dem kalten Durastahl, versuchte seine Muskeln und Sehen zu lockern und drehte ein paar Runden durch die kleine Zelle, um seinen Blutfluss wieder zu aktivieren. Wie lange hatte er dort gesessen und mit seinem Vater gesprochen? Die Zeit verging anderes, je tiefer man sich in die Macht begab. Dort gab es keinen Raum, der einen umgab, keine Stunden, die vergingen oder Regeln, die ihn banden. In der Macht war man frei.

Schade nur, dass sich das nicht auch auf die reale Welt auswirkt… Genervt riss Luke an den Manschetten um seine Handgelenke. Sie waren unnachgiebige und starr und obwohl er wusste, dass er sie sicher leicht mit der Macht öffnen könnte, wollte er seine Entführer sicher nicht weiter provozieren. Sicher könnte es nicht schaden, wenn ich einf-

 

Lukes Körper wurde plötzlich starr und kalt. Seine Sinne streckten sich alarmierend nach außen hin aus und fanden den Kommandanten, der in Begleitung mehrerer Sturmtruppen direkt auf ihn zukam. Schnell und unerbittlich. Seine Absicht brannte hell durch die Macht. Sofort ließ sich der junge Jedi zurück auf die harte Bank fallen und zog sich in seine Gedanken zurück.

 

„Beeil dich, Vater!“ Selbst hier war seine Stimme vor Panik erfüllt und er scheiterte mehrmals, bevor er die Wörter wirklich senden konnte. Wenn Vader ihn nicht fand, würden sie sich nie wiedersehen. Nein… bitte nicht. Es gibt noch so viel, was ich wissen muss!

 

Vaders Präsenz war augenblicklich wieder wach, schlang sich um ihn und dieses Mal zog sich Luke nicht zurück, sondern versuchte sich sogar in der Dunkelheit zu verstecken. Er konnte die Besorgnis des Sith spüren, seinen Ärger und seine Wut. Seine Angst. Und seltsamerweise berührte dies Luke mehr, als alles andere. Sein Vater sorgte sich tatsächlich um ihn.

 

„Verzögere Sie so lange du kannst, Luke. Ich werde dich finden.“

 

 

Das Schloss der Zellentür klickte gefährlich, löste sich und Luke stand schnell auf, um die verräterische Anspannung seines Körpers zu verstecken. Mit einem fast lautlosen Zischen glitt der Durastahl zur Seite und enthüllte den aufragenden Lieutenant Commander in Begleitung von sechs Sturmtrupplern. Doch der junge Jedi konzentrierte sich nicht wirklich auf sie – Sein Blick war von dem schwarzen Blaster gefesselt, der fast beiläufig in der Hand des Imperialen gehalten wurde.

„Das wollen Sie nicht.“ Die Warnung in Lukes Stimme war trotz seiner Nervosität deutlich.

 

„Ich glaube schon. Deine bösartigen Jedi-Kräfte haben mich lange genug davon abgehalten, meine Arbeit zu beenden.“ Er hob den Blaster und richtete ihn auf Lukes Kopf. Der blonde Junge konnte nur ein humorloses Lachen ausstoßen, welches selbst in seinen Ohren hohl und schwankend klang.

 

„Würde ich ein Gedankentrick auf Sie anwenden, würdest Sie es überhaupt nicht wissen und ich wäre hier schon längst herausspaziert, ohne dass Sie es in Frage stellen würden. Bisher habe ich davon abgesehen, weil ich im Gegensatz zu Ihnen Respekt habe. Aber da Sie nun hier sind, um mich noch einmal zu töten, ist es ziemlich offensichtlich, dass Sie Vader noch immer nicht kontaktiert haben.“

 

Der Offizier knurrte und die Waffe in seiner Hand wurde ein Stück näher zu Lukes Stirn gedrückt.
 

„Vader hat keine Zeit für einen wertlosen Rebellen wie dich!“ Die Macht verdarb praktisch von den mörderischen Zielen des Imperialen, wurde aber gleichzeitig von etwas beeinflusst, was weitaus stärker war, als bloßer Hass. Ein Anflug von Anerkennung. Luke hatte ihn aufgrund seiner Angst zuvor nicht bemerkt, aber der Lieutenant Commander schien offenbar doch zu wissen, wer er war. Interessant.

 

„Ich fange an zu glauben, dass Sie persönlich etwas gegen Vader haben. Ist es Rache, die Sie davon abhält, mich ihm zu übergeben?“

 

Die Augen des Offiziers weiteten sich beträchtlich und die Hand, die den Blaster hielt, begann leicht zu zittern, wobei sich der Finger um den Abzug festigte. Luke verspürte einen Anflug von Panik, wusste sofort, dass er einen Nerv des Mannes getroffen haben musste und stupste die Verbindung zu seinem Vader an, um sicherzustellen, dass sein Vater aufpasste. Es wäre auch für ihn sicherlich interessant.

 

„Ich habe recht, oder? Es muss einen Grund geben, warum Sie so offensichtlich gegen das Protokoll vorgehen und Vader nicht kontaktieren, obwohl ich ein Jedi bin. Es sollte ein Standardverfahren sein, noch dazu, weil er mich lebendig haben will.“

Die kreischende Warnung in der Macht traf ihn nur Sekunden früher und Luke wich gerade noch zur Seite, bevor der Offizier den Abzug drückte. Die Explosion krachte an ihm vorbei, fraß sich in die Wand, genau an dem Punkt, an dem sein Kopf vor ein paar Momenten noch verweilt hatte und auf seiner Haut verblieb das brennende Gefühl eines abgefeuerten Laserbolzen.

 

„Luke!“

 

„Mir geht es gut. Alles in Ordnung, Vater“, schickte Luke beruhigend zurück obwohl er innerlich zitterte. Das… war verdammt knapp, aber er durfte jetzt nicht lockerlassen. Er hatte ihn fast so weit, nur noch ein kleines Stück.

„Also, was hat Vader mit dir gemacht? Warum suchst du Rache?“

 

Der Imperiale starrte ihn geschockt an und Luke nutze den Moment der Verwirrung, um die Metallmanschetten an seinen Handgelenken mit der Macht zu lösen und sich nach vorn zu stürzen. Doch der Offizier reagierte fast genauso schnell, entzog sich selbst und den Blaster aus der Reichweite des jungen Jedi und stattdessen traten die Soldanten vor und überwältigten ihn. Innerhalb weniger Augenblicke hatten sie Luke wieder bewegungsunfähig gemacht.

 

„Du willst wissen, was dieser angebliche Lord gemacht hat, Rebell?“ Der Spott über den Titel war nur allzu deutlich. „Er hat meinen Bruder getötet!“

 

„Du musst genauer sein. Vader hat viele Brüder getötet.“ Luke grinste und strahlte ein Selbstvertrauen aus, was er eigentlich nicht besaß. Die Anwesenheit seines Vaters zuckte überraschend zusammen, als er die Ähnlichkeit in den Worten erkannte, die er auf Cymoon-1 selbst gesagt hatte. Doch der junge Jedi konnte sich nicht wirklich darauf konzentrieren, denn der Schmerz riss über seinen Schädel hinweg, als der Offizier nach vorn trat und seinen Kopf an den Haaren zurückriss, damit er ihn ansehen musste.

 

„Admiral Ozzel war mein Bruder und Darth Vader hat ihn ermordet!“ Der Griff verstärkter sich und die Mündung des Blasters drückte sich härter an seine Schläfe, bevor sie über den Kiefer fuhr. Lukes Hysterie erreichte den Punkt, an dem er alles nur noch seltsam ruhig sehen konnte, auch wenn die Angst seines Vaters über ihre Verbindung raste und sein Herz vor Panik fast zusammenbrach. „Er hat meinen Bruder von mir genommen, also werde ich dich von ihm nehmen. Was auch immer du für ihn bist.“

 

„Findest du das nicht unfair? Ich bin ein Rebell, er hat auch Leute auf meiner Seite getötet und ich bin es sicher nicht wert, für seine Taten und Verbrechen zu bezahlen.“ Irgendwo in seinem Hinterkopf registrierte der junge Jedi den verzweifelten Triumph seines Vaters, der offenbar herausgefunden hatte, wer der Mann vor ihm war.

 

„Du bist Rebellenabschaum. Ich muss dir gegenüber nicht fair sein.“ Die Waffe wanderte zurück zu seiner Schläfe und presste sich in die weiche Haut.

 

„Punkt genommen…“, murmelte Luke nach einigen Momenten und seine blauen Augen starrten in die grauen Pupillen des Mannes zurück, als sich eine angespannte Stille zwischen ihnen ausbreitete.

 

Plötzlich piepte ein Comlink. Der Offizier versteifte sich und Luke grinste.

 

„Das solltest du vielleicht annehmen.“

 

„Warum sollte ich so etwas tun?“, knurrte er.

 

„Du willst mich umbringen, um Lord Vader zu schaden, richtig? Was nützt dir also mein Tod, wenn er gar nichts davon weiß? Er wird nicht so leiden, wie du er gern hättest.“ Luke wollte sicher nicht, dass sein Vater tatsächlich dabei war, wenn er schließlich hingerichtet wurde. Die Vorstellung was passiere würde, war schon schrecklich genug, aber da er seinen Vater so direkt spüren konnte, musste die emotionale Auswirkung bei weitem schlimmer sein. Er wollte nicht, dass sein Vater litt. Aber da Ozzel fest entschlossen war, seine Rache zu haben, würde er dies ansprechen müssen.

 

„Ich habe den Captain des Schiffes informiert. Er wird in die Haftanstalt kommen und Ozzel verhaften. Bis dahin werde ich ihn ablenken.“ Vaders Worte lösten ein Teil von Lukes Terror auf und schließlich, ganz langsam und widerstrebend, ließ auch der Lieutenant Commander seine Haare los, um ein paar Schritte zurückzutreten und seinen Comlink herauszuziehen.

 

„Lieutenant Commander Ozzel.“ Der tiefe Bariton des Sith erfüllten die kleine Zelle und der junge Jedi zuckte fast zusammen, als er nach all der stillen, mentalen Kommunikation die seltsam laute und vom Vocoder verzerrte Stimme seines Vaters hörte.

 

„Ja… Herr?“ Der Offizier wollte anscheinen tatsächlich sterben, wenn er so offensichtlich gegenüber dem dunklen Lord spottete. Er hatte Glück, dass Vader nicht physisch anwesend war, sonst wäre er bereits seinem Bruder gefolgt. Nicht, dass Vater ihn sowieso lange am Leben lassen würde… Luke konnte es nicht in sich finden, für den Mann einzutreten.

 

„Ich wurde darüber informiert, dass Sie etwas von Interesse für mich haben.“

 

„Eh…ja, Herr. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, wie Sie davon erfahren haben…“ Ozzel warf einen ängstlichen Blick zu Luke, der ihn nur sanft anlächelte. Durch die Macht konnte er fühlen, wie eine große Gruppe an Menschen auf sie zukamen und Erleichterung machte sich langsam in ihm breit, als er darin den Captain und eine Truppe von Soldaten vermutete, die Vader zu seiner Rettung geschickt hatte.

 

„Sie unterschätzen mich, Lieutenant Commander Ozzel.“

 

„Ist das so?“ Die Luft wurde plötzlich kalt. Sehr kalt. „Wenn du so mächtig bist, dann solltest du mich doch davon abhalten können, diesen Rebellen zu töten!“ Er trat zurück zu Luke und der Blaster war wieder an seiner Stirn. Sofort schwoll die Panik in dem jungen Jedi an, denn dieses Mal konnte er, dank der Sturmtruppen um ihn herum, nicht ausweichen und der Captain war immer noch zu weit weg.

 

Vater!“ Lukes mentale Stimme überschlug sich fast und er bemerkte nur am Rande, wie seltsam leicht es ihm fiel, dieses Wort zu sagen.

 

„Wagen Sie es nicht, ihn zu berühren.“ Vaders Tonlage war selbst durch den Comlink beißend eisig und die Temperatur in der Zelle schien als Reaktion rapide abzunehmen.

 

„Warum ist er so wichtig für dich? Was willst du mit ihm?“ Trotz der prekären Lage war die Neugierde des Offiziers spürbar. Verständlich. Vaders Besessenheit für ihn, war etwas, was sicher nur eine Handvoll Leute verstehen würden.

 

„Er gehört mir.“ Augenblicklich wickelte sich die dunkle Machtpräsenz wieder um Luke. Besitzergreifend. Fest. Sicher. „Und wenn ich eine Sache nicht toleriere, dann das man berührt was mir gehört. Sicher hat er Ihnen meine Drohung weitergegeben?“

 

„Das habe ich!“, warf Luke schnell ein. „Ich habe sie mehrmals gewarnt, dass- “ Ein Stöhnen unterbrach seinen Satz, als Ozzel mit dem Ende des Blasters brutal gegen seine Schläfe schlug. Luke zog schmerzhaft die Luft ein und sackte dann für einen Moment betäubt im Griff der Sturmtruppler zusammen.

 

„Luke!“ Der Ausruf war sowohl mental als auch verbal und Ozzel zuckte überrascht zusammen.

 

Luke blinzelte ein paar Mal, bevor er sich genug konzentrieren konnte, um zu antworten. „Mir geht es gut…“, schaffte er schließlich die Worte über seine Lippen zu drücken, doch der Schmerz und seine Angst entlang seiner Bindung wiederlegte alles.

 

„Sei endlich still, Abschaum!“, zischte der Offizier. „Ich werde das jetzt ein für alle Mal beenden. Irgendwelche letzten Worte an ihren kostbaren Rebellen, Lord Vader?“

 

„Du wirst es bereuen, wenn du ihn berührst, Ozzel.“ Vaders Stimme war vor Gift gesättigt und zerschnitt die eisige Luft, wie ein Blasterschuss. Luke spürte, wie sich die dunkle Macht seines Vaters kräuselnd um ihn sammelte, ihn besitzergreifend umschlang und einen hautengen Schild bildete, der jeden Zentimeter seines Körpers bedeckte. Fest. Undurchdringlich. Bestimmend. Die schwarzen Ranken waren fast physisch greifbar, leckten über seine Haut und versuchten ihn tröstende Wärme und Sicherheit zu bieten. Ein stilles Versprechen für Schutz. Und der junge Jedi fragte sich tatsächlich, ob es reichen würde, um einen abgefeuerten Bolzen stoppen zu können.

 

„Das bezweifle ich nicht. Aber ich werden diesen Moment genießen. Ich will das du leidest. Und wenn dir dieser Junge so wichtig ist-“ Ozzel konnte seine Worte nie beenden. Die Tür hinter ihm öffnete sich abrupt und sofort füllten weitere Soldaten die kleine Zelle, angeführt von dem Captain dieses Schiffes. In seiner Hand befand sich ebenfalls ein Blaster, den er ohne zu zögern auf den Lieutenant Commander richtete.

 

„Lieutenant Commander Ozzel, lassen Sie sofort die Waffe fallen und entfernen Sie sich von dem Rebellen! Das ist ein Befehl!“, bellte der Captain scharf und die Sturmtruppler, die Luke festhielten, schwankten einen Moment in ihrer Loyalität, bevor sie ihren Griff lockerten und ihn langsam losließen.

 

„Was?“ Ozzel starrte vor Wut verzerrt zu dem befehlshabenden Offizier und der Hass brannte in seinen Augen lichterloh. Eher einer reagieren konnte, wirbelte er zu dem jungen Jedi herum, ein lauter Schrei riss ihn aus der Kehle. „Dafür wirst du bezahlen!“

 

Und dieses Mal kam die Warnung in der Macht zu spät.

 

Niemand konnte es aufhalten.

 

Bevor Luke auch nur zucken konnte, hatte Ozzel seinen Blaster auf ihn abgefeuert und ein vernichtender Schmerz schlug direkt in die Brust des jungen Jedi ein und breite sich wie ein Flammenmeer über ihn aus. Brennend. Heiß. Verzerrend. Undeutliche Rufe erfüllten die Zelle, doch sie entzogen sich Lukes Verständnis, als er zurückstolperte und sich alles plötzlich irgendwie seltsam verschwommen anfühlte. Treibend und weit weg.
 

Schwach bemerkte er das Aufblitzen und das Geräusch eines weiteren abgefeuerten Schusses, doch sein Körper krachte bereits auf den kalten Durastahl und alles entriss sich seiner Kontrolle. Flecken tanzten vor seinen Augen, die Welt um ihn herum drehte sich und sein Herzschlag klang auf einmal viel zu laut. Die nahende Dunkelheit der Bewusstlosigkeit mischte sich mit der alles umfassenden Machtpräsenz seines Vaters und zog ihn mit sich, ohne dass er sich dagegen wehren konnte. Wiegte ihn. Hielt ihn. Schützte ihn.

 

Luke atmete aus.

 

Und alles wurde Schwarz.

 

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„Luke.“

 

Die Stimme war sanft und vertraut. Blaue Augen öffneten sich langsam und ein Teil seiner Gedanken kehrte zaghaft zu ihm zurück.

 

Wo… bin ich? Luke blinzelte mehrmals und bemerkte verzögert, dass er ausgestreckt auf dem Boden lag – Nein, nicht ganz. Sein Kopf war in jemandes Schoß gebettet und zwei identisch blaue Augen starrte auf ihn herab, die von einem freundlichen Gesicht und dunkelblonden Locken umrahmt waren.

 

„Luke“, sagte der Mann noch einmal und obwohl er nicht vertraut schien, war es seine Stimme. Der junge Jedi spürte Hände in seinen Haaren, Finger, die sanft und beruhigend durch seine Strähnen fuhren und ihn daran erinnerten, wie Tante Beru das Gleiche tat, als er jünger war.

 

„Wer bist du?“, murmelte Luke zurück, noch immer nicht wirklich wach.

 

„Es ist Zeit für dich aufzuwachen, Luke.“ Sagte er Mann einfach und ignorierte seine Frage.

 

„Das ist… ein Traum? Ich schlafe?“

 

„Schon viel zu lang. Du musst jetzt aufwachen.“

 

Milde nickend schloss Luke die Augen und versuchte nach seinem Bewusstsein und der Macht zu greifen, wich aber sofort zurück, als er spürte, wie Schmerz über seine Brust hinwegstrahlte.

 

„Es tut weh.“ Gab er ein wenig empört zu und machte ein finsteres Gesicht, weil der Mann ihn offenbar dorthin zurückschicken wollte, wo alles schmerzte.

 

„Ich weiß.“ Eine der Hände bewegte sich über seine Schulter hinweg zu seinem Schlüsselbei, verweilte ein paar Momente darüber und senkte sich dann federleicht auf sein Herz hinab. „Aber du kannst nicht für immer hier bleiben.“
 

Er zögerte kurz, dann sprach er weiter, dieses Mal viel weicher. „Die Galaxie braucht dich. Ich brauche dich.“

Und plötzlich erkannte Luke ihn, erkannte die Stimme.

 

„Vater?“

Anakin Skywalker lächelte traurig. „Wach auf, mein Sohn.“

 

Sofort streckte Luke die Hand nach oben, zögerte für einen Moment und berührte dann mit den Fingerspitzen das Gesicht seines Vaters. Weich und warm. Seine Finger wurden in einer größeren Hand gefangen und Anakin neigte leicht seinen Kopf, um ihn ganz in Lukes Handfläche zu legen. Menschlich. Lebendig. Echt.
 

Blaue Augen trafen sich. Rein und leuchtend in ihrer Intensität. Voller Licht und Gefühlen. Liebend.

 

Luke spürte die aufkommenden Tränen und ein strahlendes Lächeln erfüllte seine Züge, als ein glückliches Lachen aus ihm herausbrach. Du bist nicht verloren. Ich kann dich noch retten!

 

„Ich werde es tun. Für dich, Vater.“

 

Damit schlossen sich seine Lider wieder, aber der Griff um seine Hand und das warme Gefühl blieb. Als ihn der Schmerz dieses Mal traf, zuckte er sich nicht zurück, sondern griff danach und zog sich ins Bewusstsein.

 

Und weit außerhalb seiner Sinne, vernahm er die verblassende Stimme seines Vaters. Auch wenn er sich später nicht mehr daran erinnern konnte, sie wirklich gehört zu haben.

 

Ich liebe dich, mein Sohn. Mein kleiner Jedi.“

 

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Stille war das Erste, was Luke begrüßte, als er endlich aufwachte.

 

Stille und die graue Decke eines abgedunkelten Raumes.

 

Er blinzelte, starrte etwas verständnislos auf den glatten Stahl und wartete darauf, dass sich sein gedämpfter Geist erholen würde. Sein Körper fühlte sich seltsam an. Leicht, aber irgendwie auch gefühllos. Er versuchte seinen Arm zu heben, doch die Kraft entgleitet ihm und er erreichte nicht mehr, als dass er seine Position etwas verschob.

 

Komisch… was war passiert?

 

Langsam drehte der junge Jedi seinen Kopf und ließ seinen Blick über den einfachen Raum schweifen, bis er an dem Fenster hängen blieb, das hinaus in die Weiten des Alls zeigte. Weltraum? Warum war er auf… einem Schiff! Abrupt zuckte Luke nach oben, aber der aufflammende Schmerz auf seiner Brust, ließ ihn stöhnend wieder zurückfallen und schwer keuchen. Seine Gedanken drehte sich und obwohl seine Schläfen vor einsetzenden Kopfschmerzen pochte, hörte er nicht auf, nach dem zu suchen, was er verpasst hatte.

 

Mission. Leia. Flucht. Gefangennahme. Offizier. Blaster. Hinrichtung. Zelle. Vater. Schuss.

Er wurde erschossen!

 

Die Erinnerungen strömten plötzlich zu ihm zurück und die blauen, von Schlaf benebelten Augen, wurden wieder scharf und klar. Sofort erblühte sein gesamtes Bewusstsein in der Macht und mit ihm nahm er auch endlich alle anderen Dinge um sich herum war.
 

Er lag in einem großen Bett, in einfache Kleidung gekleidet und mit einer grauen Decke bedeckt. Bactapflaster nahmen den Großteil seines Brustkorbes ein, seine Haut darunter war seltsam rot und lila gefärbt und bei jedem Atemzug gab es einen ständigen Druck auf seine Lungen. Aber es gab kein Einschussloch. Keine zerrissene und zerstörte Haut. Keine Blutungen.

Der abgefeuerte Bolzen war nie in seinen Körper eingeschlagen.

 

Vaders Machtschild… es hat den Schuss tatsächlich aufhalten können! Ein wenig erstaunt und noch immer desorientiert, fuhr Luke mit seinen Fingern über seine Brust hinweg und konnte die Erleichterung am Leben zu sein, nur schwer unterdrücken. Er war wirklich nicht tot. Sein Vater hatte ihn gerettet.

 

Und apropos Vater. Das bekannte dunkle Feuer des Sith brannte hell um ihn herum und als Luke sich darauf konzentrierte, konnte er spüren, wie sich die Ranken ihm näherten. Nein, nicht nur die Ranken, sondern Vader selbst. Er war hier, ebenfalls auf diesem Schiff und seine Präsenz in der Macht kam direkt auf Luke zu.
 

Verzweifelt versuchte der junge Jedi sich aufzurichten, um wenigstens ein wenig seiner Würde zu bewahren, aber der Schmerz war immer noch zu groß und so lehnte er sich nur keuchend an das große Kissen zurück und wartete auf seinen Vater.

 

Wenig später öffnete sich fast lautlos eine Tür, die Luke in seinem benebelten Zustand nicht wirklich wahrgenommen hatte und die aufragende Gestalt des dunklen Lords trat in den Raum. Das mechanische Zischen seiner Maske war das einzige Geräusch, welches für ein paar Zyklen zu hören war, dann näherte sich Vader dem Bett und blieb daneben stehen.

 

„Luke.“ In diesem einem Wort war so viel enthalten und auch ohne seine Bindung in der Macht konnte Luke es hören, obwohl es schwierig war, die Feinheiten der Emotionen darin zu entziffern. Glück. Bestätigung. Freude. Aber auch Wut und Ärger.

 

„Vater“, hauchte Luke leise und ein unerklärliches Gefühl des Friedens durchströmte ihn, als er zu der schwarzen Maske aufblickte. „Du hast mich gerettet.“

 

„Nicht genug.“

 

Luke runzelte die Stirn. „Es geht mir gut, nur ein wenig verletzt, denke ich. Du hast den Schuss daran gehindert mich wirklich ernsthaft zu berühren.“ Er seufzte. „Wie ist der Schaden?“

 

„Zu schwer. Ich konnte den Bolzen vielleicht aufhalten, aber Ozzel war zu nahe dran, um keine Verletzungen zu hinterlassen. Der Machtschild hat zwar den Einschlag verhindern, aber die ausströmende Energie des Lasers breitete sich stattdessen über deine Brust aus und verbrannt deine Haut.“ Vaders Kopf senkte sich und es schien, als würde sein Blick prüfend über den jungen Jedi hinwegwandern. „Du warst knapp fünfzehn Stunden in einer Bactabehandlung und hast seitdem sechs Tage geschlafen. Deine Rippen und die Gehirnerschütterung sind inzwischen geheilt.“

 

Etwas resigniert nickte Luke. Er hatte erwartet, dass er aus der ganzen Sache nicht heil herauskommen würde und daher war das Ergebnis sogar überraschend milde ausgefallen – gemessen an den anderen Verletzungen, die er über die Zeit hinweg erlitten hatte. Eine abgeschnittene Hand zum Beispiel… Sicher, die Verbrennungen würden ihn noch eine Weile beschäftigt halten und vermutlich gab es sogar ein paar leichte Narben, aber das alles zog er freiwillig einem durchschossenen Brustkorb und Herzen vor.

 

Eine Weile herrschte Stille zwischen ihnen und doch war es nicht wirklich unangenehm. Der junge Jedi konnte noch immer den Blick seines Vaters auf sich spüren und musste daran denken, wie seltsam es doch für Vader sein musste, ihm jetzt so nahe zu stehen. Ihn das erste Mal richtig zu sehen. Ohne Kampf. Ohne Wut. Ohne Ablehnung. Die dunklen Ranken seiner Macht streiften immer wieder über Lukes Körper hinweg und aus der direkten Nähe fühlten sie sich fast wie eine echte Berührung an. Was wäre wohl passiert, wenn der Sith damals näher an ihm dran gewesen wäre? Hätte der Schuss ihn dann überhaupt getroffen?

 

Plötzlich setzt sich Luke auf und ignorierte den protestierenden Schmerz seiner Haut. „Was ist eigentlich mit dem Lieutenant Commander passiert?“

 

„Der Captain dieses Schiffes hat ihn betäubt und in eine Zelle sperren lassen, damit ich mit ihm persönlich umgehen kann.“ Vader bemühte sich den Zorn in seiner Stimme zu verschleiern. „Er wird teuer für das bezahlen, was er dir angetan hat.“

„Du wirst ihn töten?“

 

„Nicht schnell“, antwortet sein Vater bedrohlich und Luke konnte das Zittern nicht unterdrücken, welches ihn bei den gewalttätigen Bildern in seinem Geist ergriff. Er wusste, dass es so kommen würde und dennoch… Ein Seufzen entkam seinen Lippen.

 

„Wie lange bist du eigentlich schon hier? Und vor allem, warum?“ Fragte er schließlich neugierig und musterte seinen Vater, der die Arme vor der Brust verschränkte. 

 

„Ich habe angenommen, dies sei klar.“ Durch die Verbindung drang Belustigung. „Du bist mein Sohn und nachdem was passiert ist, vertraue ich niemanden, dich sicher zu mir zu bringen.“

 

„Also wartest du seit fast sieben Tage darauf, dass ich aufwache? Warum mich nicht einfach mit einer medizinischen Kapsel transportieren?“

 

„Vier Tage. Ich schickte die Schiffe zu seinem sicheren Treffpunkt und seitdem befinden wir uns in Wartestellung.“ Kommentierte Vader trocken und trat dann langsam von dem Bett zurück, um sich vor das Fenster zu stellen. Innerhalb der Weite des Alls, verschmolz seine dunkle Gestalt fast vollständig. „Du musstest dich ausruhen. Und ich wollte dich wach haben, bevor ich dich mitnehme.“

 

Luke runzelte die Stirn. Irgendetwas an dem Verhalten seines Vaters erschien ihn seltsam.

„Also… was hast du jetzt vor?“

 

Schweigen. Der junge Jedi erhob sich langsam aus dem Bett, noch etwas wacklig auf den Beinen und ging langsam auf Vader zu.

 

„Du weißt was ich von dir will.“ Das war zu erwarten, aber die Mehrdeutigkeit hinter diesen Worten war neu.

„Ich werde mich nicht umdrehen, Vater. Eher sterbe ich.“ Luke konnte nicht einmal blinzeln, da überragte ihn Vader bereits und zeigte drohend mit dem Finger auf ihn.

 

„Der Tod ist keine Option für dich!“ Die Macht wallte auf und die Ranken zogen sich fester um den kleinen Körper zusammen, als könnte er plötzlich einfach verschwinden. Eine schwarz behandschuhte Hand ergriff sein Kinn und neigte es nach oben, sodass der blonde Junge direkt in die Linsen der Maske blicken musste. „Ich werde dich nicht sterben lassen.“ Die Endgültigkeit in der Stimme war so deutlich, dass sie ein Schauer über Lukes Wirbelsäule laufen ließ.

 

„Ich…“ Blaue Augen senkten sich, nicht mehr dazu in der Lage unter dem Gewicht seiner widersprüchlichen Gefühle zu seinem Vater aufzusehen. Ein zitternder Atemzug entkam ihm und seine Hand ballte sich unbewusst zusammen. Er mag seinen Vater auf unerklärliche Weise lieben, aber das bedeutete nicht, dass ihn diese überragende Präsenz nicht noch immer erschreckte.

 

„Schau mich an, mein Sohn“, befahl Vader mit einer seltsam sanften Stimme und Luke konnte nicht anders, als doch wieder aufzublicken. „Ich möchte dich an meiner Seite habe. Als mein Sohn. Ich möchte dir die Galaxie geben, wie es von Anfang an hätte sein sollen. Aber ich möchte, dass du breitwillig zu mir kommst. Ich will, nein, ich brauche deine Loyalität.“

Hatte er sich gerade verhört? Hatte sein Vater gerade angeboten, ihn gehen zu lassen?

 

„Wenn ich dich gegen deinen Willen hier behalte, wirst du mich irgendwann hassen und gegen mich vorgehen. Ich müsste dich aufhalten, bis ich deinen Willen gebrochen habe und du dich meinem ergeben hast. Und wir wissen beide, dass du unweigerlich versuchen würdest zu fliehen oder dich vielleicht töten lässt.“

 

Der Sturz in Bespin. Beide hatten das gleiche Bild vor Augen.

 

„Der Kaiser muss gestürzt werden. Ich will dich nicht in seinen Händen sehen und dich seiner Machenschaften ausliefern. Er würde dich dazu bringen mich zu töten und dich dann als seinen neuen Lehrling behaupten. Und so edel deine Absichten auch sind, du kennst die Macht der dunklen Seite nicht.“

 

„Ich werde dich nicht töten, Vater! Ich bin ein Jedi, wie du es einmal warst und ich weigere mich, dich zu verlieren!“ Protestierte Luke hart und nun war es an ihm, seine Arme zu verschränken.

 

Vader ließ sein Kinn los und wandte sich von ihm ab, die Hände an seinen Seiten zu Fäusten geballt. „Ich bin dein Vater. Ich sollte derjenige sein, der stirbt, um dich zu beschützen. Nicht umgekehrt.“

 

Lukes Augen weiteren sich überrascht. Das war ein ausgesprochen un-sith-artiger Satz und er wusste für einen Moment nicht, wie er darauf reagieren sollte. Schließlich atmete er tief durch und legte ganz bewusst eine Hand auf den Arm seines Vaters, der seinen Kopf zu ihm drehte - überrascht und auch ein wenig verunsichert über die Berührung. Warm. Er ist trotz der Rüstung immer noch warm. Immer noch menschlich. Irgendwo hinter dieser Maske steckt noch immer Anakin Skywalker.  

Und Luke traf eine Entscheidung. Ich werde meinen Vater retten.

 

„Ich möchte das wir beide überleben.“ Flüsterte er leise und versuchte sich zu beruhigen, bevor er die nächsten Worte aussprach, die tief in seiner Seele brannten. Er konnte den Wendepunkt des Schicksals spüren, den unbekannten Abgrund, an dem er stand und er hoffte, dass er die richtige Wahl getroffen hatte.

 

„Ich werde mit dir kommen, Vater. Ich werde an deiner Seite stehen.“

Bruchlandung Teil 1

Beißender Schmerz.

 

Das war das Erste, was Luke bemerkte, als er langsam zu seinem Bewusstsein zurückkehrte. Sein Kopf pochte in einem unregelmäßigen Rhythmus, seine Muskeln und Knochen zerrten unangenehm bei jeder Bewegung und nichts schien richtig an seinem Platz zu sein. Verdreht und irgendwie falsch. Der blonde Junge versuchte die Augen zu öffnen, aber selbst diese sonst so einfache Bewegung, war im Moment unglaublich anstrengend und er musste ein Stöhnen zurückbeißen, als er versuchte, die drehende Welt um sich herum zu fokussieren. Nicht das er hätte viel erkennen können – denn seine Umgebung bestand fast nur aus farbigen Flecken. Hellen und dunklen Flächen, die er nicht einordnen konnte und alles verschwamm zu einem Brei. Was war passiert?

 

Erst nach einige Minuten der völligen Desorientierung, konnte er in dem Dunst um sich herum den Geruch von frischer Erde, verbranntem Kraftstoff und geschmolzenen Plastoid wahrnehmen und sich soweit konzentrieren, damit sich seine Sicht zu klären begann. Er blinzelte. Schemen wurden zu Schatten. Konturen bildeten sich. Klare Linien wurden sichtbar, einzelne Farben deutlich. Und ehe er es wirklich bemerkte, beobachtete er das grüne Blätterdach umherstehender Bäume dabei, wie es sich unter einem lauwarmen Luftstoß hinweg kräuselte, während ein Schwarm Vögel lautstark über seiner Position hinweg kreiste und sich in schwindelerregende Höhen begab. Reines Leben. Und so viel Grün.

 

Wie konnte es so viel Grün auf einem Planeten geben, wenn Tatooine ein so karges Ödland war?

 

Einige wertvolle Augenblicke blinzelte er noch verwirrt zum unendlich blauen Himmel hinauf, bevor er sich langsam dem Rest seines Körpers bewusst wurde und mit einem schmerzhaften Ruck seinen Kopf zur Seite drehte, um auf den orangefarbenen Ärmel seines Fluganzuges zu starren. Seltsam. Warum waren seine Arme über seinem Kopf hinaus gestreckte? Luke versuchte sich aufzusetzen, wurde aber von einem ziehenden Gefühl an seinen Gliedmaßen aufgehalten und sackte stattdessen wieder stöhnend in sich zusammen, um den aufflammenden Schmerz zu entgehen.

 

Etwas….stimmte nicht. Und während sein verschwommener Verstand langsam aufholte, kehrte auch seine Erinnerungen zu ihm zurück.

 

Richtig. Er hatte eine Mission für die Allianz geflogen. Ein fast routinemäßiger Auftrag seines Geschwaders, der nicht länger als ein paar Stunden im All dauern sollte. Eine einfache Überprüfung der umliegenden Planeten und Handelsstrecken, die für die Rebellen noch zugänglichen waren. Sie waren auf dem Rückweg, als sie von einer Flotte TIE-Fighter überrascht wurden waren, die sich mitsamt eines Sternenzerstörers im blinden Schatten eines Mondes versteckt hatten. Drei seiner Kameraden wurden getötet, aber irgendwie schafften es die meisten X-Wing in den Hyperraum zu springen, während Luke die verbleibenden TIEs aufhielt.

 

Alles lief gut.

 

Dann tauchte ein TIE-Advanced auf.

 

Luke hatte sich bisher immer als einen recht starken Piloten betrachtete, aber während dieser Minuten lernte er auf eine sehr harte Art und Weise, dass er noch viel zu lernen hatte. Wer auch immer den TIE steuerte – den TIE, den er hätte erkennen müssen – war verdammt gut und aus der ursprünglichen Schlacht wurde schnell eine wilde Jagd quer durch das System, in der er mit waghalsigen Manövern jede Chance nutzte, seinen Gegner von sich abzubringen. Ohne viel Erfolg. Irgendwann war er so weit von seinem ursprünglichem Sprungpunkt weggetrieben wurden, dass ihm nur noch eine Flucht durch eine nahende Asteroidenkolonie retten konnte. Doch bevor er überhaupt in ihrer Nähe kam, traf ein gut platzierter Schuss seine Schubmotoren und setzte seine Stabilisatoren außer Kraft.

 

Die Lampen in seinem Cockpit waren schlagartig rot geworden. Alarme schrillten. Rauch schieg aus dem linken Stromgenerator hervor. Und Luke wusste, dass er abstürzen würde.

 

In einem letzten, verzweifelten und hartnäckigen Manöver, riss er seinen X-Wing so weit herum, dass er die Seite des Advanced streifte, dessen Flügel zerstörte und den TIE ebenfalls aus seiner Flugbahn riss, bevor er die Kontrolle über seinen Jäger verlor und auf Kollisionskurs mit dem Planeten ging. Hartnäckig hatte er versucht das Schiff möglichst lange stabil zu halten, um in einen erschwingbaren Gleitflug übergehen zu können, aber irgendwo auf dem Weg nach unten, war schlussendlich auch seine Leistungskopplung ausgefallen und hatte den X-Wing taumelnd und zitternd geradewegs nach zu Boden stürzen lassen.

 

Der Aufprall musste ihn bewusstlos gemacht haben.

 

Luke seufzte leise und hob noch einmal den Kopf, ignorierte dabei den Schmerz, den die Handlung in seinem missbrauchten Rücken verursachte und starrte auf das nahe, aber zerschmetterte Gebilde seines ehemaligen Jägers, der noch immer leicht rauchte. Die komplette Front hatte sich in die Erde gegraben, die unteren Flügel waren gebrochen und ein Teil der Cockpitüberdachung fehlte. Seine Augen schweiften immer wieder über das Wrack hinweg und blieben schlussendlich an dem Schleppkabel des X-Wing stehen, welches an die soliden Metallstangen des Fahrwerks gebunden war. Huh? Das war definitiv nicht richtig.

 

Seine Stirn runzelte sich, er reckte weiter den Kopf nach oben und verfolgte das silberne Band, dass sich am anderen Ende verdächtig beharrlich um seine Knöchel schlang.

 

Warte…

 

„Was zum Teufel?“, stieß der blonde Junge entsetzt aus, riss und zog verzweifelt an dem Kabel, ohne dass sich etwas rührte und erst ein paar Sekunden später schien er wirklich registriert zu haben, dass er auch seine Arme aus ihrer Position nicht befreien konnte. Ein zweites Seil war um seine Handgelenke gebunden und hielt sie über seinem Kopf zurück. Wer auch immer ihn aus seinem Schiff gezogen hatte, hatte ihn eiskalt am Boden festgebunden.

 

Luke kämpfte und schlug noch ein paar Momente nutzlos gegen seine Fesseln, bevor er sich schwer atmend zurückfallen ließ und wieder in den Himmel starrte. Er musste offenbar lange genug bewusstlos gewesen sein, dass ihn jemand ohne Problem in diese Lage bringen konnte. Aber wer? Gab es hier vielleicht Eingeborene, die ihn für gefährlich hielten? Schmuggler oder Piraten? Oder war es…. Seine Gedanken kamen abrupt zum Stehen.  

 

Der Pilot des TIE-Advanced.

 

Was wäre, wenn der Typ ebenfalls den Absturz überlebt hätte und er nun für ihn gekommen war? Wenn er derjenige gewesen war, der ihn hier gefesselt hatte?

 

Was wäre, wenn er ganz genau wusste, wer der Pilot war? Die Macht um ihn herum schwang deutlich in dem Strom der Wahrheit und doch konnte oder wollte Luke nicht danach greifen. Seine Angst war zu groß, der Schrecken zu tief. Die Antwort verblieb außerhalb seiner Reichweite.

 

Stattdessen versuchte sich Luke zu drehen, um seine Umgebung besser zu überprüfen, was sich aufgrund seiner Position als recht schwierig erwies und blickte missmutig umher. Bei seinem Absturz hatte er offenbar ein paar Bäume mitgerissen, aber ansonsten schien der Wald recht unversehrt. Da sein Jäger fast senkrecht auf die Erde aufgeschlagen war, waren die Kraftstoffzellen und der Hyperantrieb zum Glück vor einer Explosion verschont geblieben, sonst wäre er sicher in einem riesigen Feuerball aufgeplatzt. Ein paar Äste lagen herum und der Boden war aufgewühlt.

 

Ansonsten schien alles ruhig. Es war weder Mensch noch Tier in Sicht.

 

Der junge Pilot bewertete schnell seine Verletzungen und streckte vorsichtig seine Glieder aus, in der Hoffnung keine gebrochenen Knochen zu finden. Er hatte mehrere blaue Flecken und Einschnitte, sicherlich eine Gehirnerschütterung und die Schmerzen in seinen Gelenken und im Rücken waren das Ergebnis der weniger reibungslosen Landung. Doch darüber hinaus war er weitestgehend intakt. Luke zerrte noch einmal an den Fesseln, bestrebt darin einen Ausweg und eine Fluchtmöglichkeit zu finden, aber die Schleppkabel waren robust und auch das Fahrwerk – wenn auch verbeult und schief – hielt seinen Bemühungen stand.

 

Wer ihn so gefesselt hatte, hatte gewusst was er tat. Alles was er tun konnte, war sich ein paar Zentimeter nach vorn und zurück zu bewegen und sich vielleicht halb auf seinen Bauch zu drehen. Alles darüber hinaus, war für ihn unerreichbar.

Ein frustriertes Seufzen entging ihm und er schloss kurz die Augen, um wieder zu Atem zu kommen. Die Sonne prallte unaufhaltsam auf ihn herab und durch den warmen Fluganzug hatte er inzwischen angefangen zu schwitzen. Er hatte keine Ahnung wie lange er schon ohne Schatten oder Wasser in der Hitze gelegen hatte, aber gemessen an seinem trockenen und wunden Hals, musste es eine ganze Weile gewesen sein. Und Dehydration war ein ernstes Problem. Wenn er nicht bald aus der Sonne kam…

 

Sofort versuchte er zwanghaft die aufkeimende Angst zu unterdrücken. Vielleicht könnte er sich irgendwie aus seiner misslichen Lage heraushandeln und dann entkommen. Irgendwo auf diesem Planeten musste es einen Ort geben, an dem er auf seine Rettung warten konnte. Und solange er noch immer allein war –

 

 

Schwere Schritte kamen auf ihm zu. Gleichmäßig, ruhig und kraftvoll. Jeder Muskel in seinem Körper erstarrte. War es ein Tier? Ein Einheimischer? Der Pilot? Die Luft um ihn herum schien seltsam still geworden zu sein, der Wind hatte nachgelassen und trotz der Hitze, fühlte sich alles plötzlich kalt an. Dunkel und gefährlich. Selbst die Macht schwieg, als würde sie sich verstecken. Und dann erreichte ihn das Geräusch der mechanischen Atmung und ließ ihn tief bis ins Mark erschaudern. Luke drehte sich verzweifelt in alle Richtungen, bis er den Mann lokalisiert hatte, der langsam auf die Lichtung trat und sich ihm mit ruhigen Schritten näherte.

 

Vader.

 

Natürlich. Wie konnte er nur so blind sein? Wie konnte er diese Tatsache nur so ignoriert haben? Wer sonst im Imperium flog einen TIE-Advanced?

 

Luke verstärkte seine Kämpfe, zappelte und bemühte sich so viel er konnte. Aber es war nutzlos, die Kabel zerrten sich nur fester um seine Gliedmaßen. Allzu bald konzentrierten sich seine Augen auf ein großes Paar schwarzer Stiefel und den Saum eines schweren Umhanges – die beide für seinen Geschmack viel zu nahe waren – bevor er seinen Kopf nach oben richtete und auf die dunkle Silhouette starrte, die die Sonne effektiv blockierte. Für einen Augenblick passierte nichts, dann hockte sich der Sith plötzlich neben ihn, packte sein Kinn und zwang sein Gesicht zur Seite, während er ihn zu mustern schien. Luke zuckte zurück, aber der Griff war wie ein Schraubstock.

 

„Fass mich nicht an!“, zischte der blonde Junge leise, die schwarzen Finger um seinen Kiefer erschwerte das Sprechen. Vader antwortet nicht, sondern legte seine freie behandschuhte Hand einfach stumm über seine Augen und machte ihn für einen Moment vollkommen blind. Doch bevor die Panik in ihm ausbrechen konnte, zog der dunkle Lord sich abrupt zurück und ließ Luke bei dem harten Lichtwechsel nervös und verstört blinzeln. Vaders rot getönte Linsen beobachteten seine Pupillen, dann ließ er seinen harten Griff los und tätschelte seinen Körper.

 

„Ich sagte, fass mich nicht an!“, schnappte Luke noch einmal wütend heraus.

 

„Aber du wirst lernen meine Berührungen zu tolerieren, Rebell.“ Intonierte Vader mit seiner tiefen Stimme. „Du gehörst jetzt mir und ich kann mit dir machen, was ich will.“

 

Luke setzte zu einer erneuten Erwiderung an und verschluckte sich fast an seinem scharfen Atemzug, als er versuchte ein Wimmern zu unterdrücken. Der dunkle Lord hatte eine empfindliche Stelle an seinen Rippen berührt und er musste die Zähne zusammenbeißen, um still zu bleiben.

 

„Tut das weh?“ Fragte der Sith fast beiläufig, ohne dass der junge Pilot darauf antwortete. Zum Teufel würde er Vader dazu ermutigen, ihm nur noch mehr Scherz zuzufügen.

 

„Das nehme ich dann als ein Nein“, sagte Vader unbeeindruckte und leicht spöttische und packte seinen Rippenbogen an der Stelle fester. Sofort schossen Tränen in Lukes Augen und dieses Mal konnte er das schmerzhafte Jammern nicht aufhalten. Doch Vader ließ nicht nach.

 

„Hör… auf!“, keuchte er leise und schluckte hart. „Bitte.“

 

Und der Sith ließ tatsächlich nach. „Tut das weh?“, fragte er noch einmal. Strenger und mit diesem gewissen Unterton in der Stimme, der keine Weigerung zulassen würde.

 

„...Ja…“, murmelte Luke schließlich und versuchte die Tränen wegzublinzeln.

 

„Sehr gut. Von jetzt an wirst du meine Fragen wahrheitsgemäß und schnell beantworten oder du wirst die Konsequenzen davon spüren. Verstanden?“ Die Stimme des dunklen Lords schwamm gefährlichen.

 

„Ja…“ antworte Luke noch einmal leise und ließ Vaders Finger weiter über sich schweifen. Er versuchte den Kopf zu recken und drehte sich etwas hilflos unter den Berührungen, nicht sicher, was er von alle dem halten sollte. „Was tust du?“, fragte er schließlich genervt und verwirrt und wackelt noch einmal herum.

 

„Ich schätze den Schaden ein, den du dir durch dein rücksichtsloses Verhalten zugezogen hast. Also lieg still.“ Wieder traf Vader eine schmerzhafte Stelle und Luke spannte sich augenblicklich an. „Schmerzen?“, fragt der dunkle Lord und seine Hand verweilte warnend über dem Bereich.

 

„Ja.“ Zwang der junge Pilot heraus und versuchte seinen Zorn zu schlucken.

 

„Guter Junge.“ Lobte Vader sichtlich amüsiert und ignorierte Lukes deutlichen Fluch.

 

Stattdessen untersuchte er ihn weiter und drehte ihn dann in einer schnellen Bewegung auf den Bauch. Luke hatte sich zuvor schon unglaublich verletzlich und ausgesetzt gefühlt, aber nun mit dem Gesicht zu Erde gewandt, konnte er nicht mehr einschätzen, was der dunkle Lord tun würde. Wenigstens ein wenig Schatten… dachte er grimmig, ehe er abermals herumgewirbelte wurde und zurück in die Sonne starrte. Ah verdammt.

 

„Zu deinem Glück, scheinst du dir keine lebensbedrohlichen Verletzungen zugezogen zu haben.“ Vader erhob sich und verließ seine Sichtlinie. Luke versuchte sich soweit zu drehen, um herauszufinden was der Mörder seines Vaters tat, konnte aber nicht viel erkennen. Es gab das Geräusch von kratzendem Metall, dann verschoben sich die Trümmer seines X-Wing und kurz darauf tauchte der dunkle Lord wieder auf. Lukes sofortige Anspannung einfach ignorierend.

 

Gegenstände wurden vor ihm auf den Boden gestellt. Vier Wasserrationen, sein Blaster, sein Notsignal, welches an herausgerissenen Kabeln und ohne eine Batterieeinheit vor ihm baumelte und… das Lichtschwert seines Vaters. Eines war klar: es würde für ihn keine Rettung kommen. Lukes Augen verengten sich, als er sah, wie der Sith die Waffe seines Vaters in der Hand hielt, als würde er sie genauer betrachten. Wie er sich wünschte, er könnte sich das Lichtschwert schnappen und einfach seine Wut herauslassen… doch er wusste, dass dies nicht sein Weg war. Er war ein Jedi. Er durfte keinen Hass empfinden, egal wie schwer es war. Stattdessen musste er nun auf sein Glück und die Macht vertrauen, dass er die nächsten Stunden überleben würde.

 

Vader setzte sich vollkommen unbeeindruckt neben ihn und ließ den blonden Jungen sofort zu ihm aufschauen. Die schwarze Maske reflektierte ein Teil des Lichtes, aber ansonsten blockierte die große Gestalt alles.

 

„Jetzt werden wir reden, Junge“, verkündete er mit tiefer Stimme, die Luke trotz der Hitze kalt werden ließ.

 

„Ich werde dir nichts verraten! Du kannst mich also genauso gut einfach töten!“, stieß er trotzig hervor und ballte seine gefesselten Hände zu Fäusten, um nicht zugeben zu wollen, dass er innerlich vor Angst und Selbstzweifel fast zusammenbrach.

Er wusste nur zu gut von Vaders Rücksichtslosigkeit, seiner Macht und seiner Stärke im Kampf. Wenige hatten bisher eine Begegnung mit ihm überlebt – ihn eingeschlossen – und obwohl der Sith im Moment keinen Verhördroiden zur Hand hatte, war sich Luke sicher, dass er seine Antworten auch ohne bekommen würde.

 

„Ich habe nicht die Absicht, dich so schnell zu töten, Rebell. Dafür werde ich mir Zeit nehmen.“ Erwiderte Vader flach und veranlasste Lukes Magen, sich bei der kalten Bedrohung zusammen zu krampfen. „Im Moment biete ich dir sogar einen Handel an. Du wirst meine Fragen beantworten und im Gegenzug erhältst du die letzten Wasserrationen als Belohnung. Ich bin sicher, dass du inzwischen recht durstig bist.“

 

„Ich werde nicht reden!“

 

„Wie du willst, Junge.“ Vader klang seltsam amüsiert. Er streckte die Hand aus, nahm eine der Wasserrationen und öffnete sie langsam. Lukes Augen klebten praktisch daran. Er hatte tatsächlich Durst, aber er würde dem Sith diesen Sieg nicht erlauben.

 

Er würde stark bleiben. Wenn es Vaders Plan war, ihn in dieser Hitze verdursten zu lassen, dann sollte er es versuchen.

 

„Letzte Chance“, sagte der dunkle Lord, aber der blonde Junge antwortete nicht. Mit einem Geräusch, welches fast wie ein Seufzen klang, griff Vader nach Lukes Haaren und zwang seinen Kopf in einem unangenehmen Winkel nach hinten. Dann nahm er die Wasserration und leerte sie allmählich über seinem Hals. Das erschreckend kalte, klare Wasser strömte fast beißend über Lukes Kehle, seinen Nacken hinab und tränkte ein Teil seiner Haare, bevor es auf den Boden tropfte und von der trockenen Erde aufgesogen wurde. Frustriert grunzte und kämpfte der junge Pilot, doch der Sith ließ ihn erst los, als das gesamte Wasser verschwunden war.

 

„Eine wirklich unkluge Wahl, Kind“, verspottete Vader und hob die nächste Wasserration demonstrativ nach oben. „Wirst du jetzt meine Fragen beantworten?“

 

„Fahr zur Hölle!“, zischte Luke mit all dem Trotz, den er im Moment aufbringen konnte, auch wenn er sehnsüchtig auf das Wasser starrte.

 

„Wie du möchtest.“ Der dunkle Lord drückte seine Hand prompt über seinen Mund und begann dann langsam das Wasser über seine Stirn zu kippen, bis jeder einzelne Tropfen schmerzlich bewusst über seine Haut floss.

Verzweifelt blaue Augen wanderten panisch umher und Luke versuchte seinen Kopf zu drehen, um wenigstens ein wenig Flüssigkeit fangen zu können, doch der starke Griff über seinen Lippen hinderte ihn daran. Er konnte rein gar nichts tun. Als ehemaliger Einwohner Tatooines kannte er die Auswirkungen langfristigen Wassermangels nur zu gut und im Moment war er tatsächlich auf der Überholspur zu einem Hitzschlag.

 

Gedämpft durch den Handschuh brachte er irgendwie eine verstümmelte Bitte nach außen und egal wie leise sie auch war, Vader schien ihn gehört zu haben. Er stoppte seine Bewegung und starrte durch die Maske zu ihm herab.

„Wirst du jetzt antworten?“ Fragte er und nahm seine Hand weg.

 

„Ja“, krächzte Luke leise und sah beschämt weg.

 

„Gut.“ Eine erschreckende Zufriedenheit breite sich von dem dunklen Lord aus. „Du wirst meine Fragen ohne Lügen oder Täuschungen beantworten, oder ich werde das Wasser weiterhin verschütten und du wirst lernen, wie unangenehm ich werden kann. Wenn du ohne Proteste mitmachst, erhältst du etwas zu trinken.“

 

Der junge Pilot blickte lange zu der teilnahmslosen Maske auf, bevor er schließlich besiegt nickte.

 

„Sehr gut, Junge. Lass uns mit etwas einfachen beginnen.“ Vader griff nach dem Lichtschwert und hielt es in sein Sichtfeld.

 

„Woher hast du das?“

 

 

Dies war nicht die Frage, mit der er gerechnet hatte. Luke dachte, der Sith würde von ihm Informationen über die Rebellen verlangen und er könnte ein paar veraltete Dinge liefern, die ihm nichts nützen würde. Dass Vader jetzt das Lichtschwert vor ihm hielt… darauf wollte er nicht wirklich eingehen. Irgendwie war ihm klar, dass ein Grund für sein momentanes Überleben auch der Tatsache geschuldet war, weil er als ungeschulter Jedi angesehen wurde, aber zeitgleich würden all seine Überlebenschancen verschwinden, wenn der dem dunklen Lord etwas über seinen Vater erzählte.

 

Der Vater, der von dem Sith getötet wurden war.

 

„Nun, Kind? Verstößt du schon gegen unsere Abmachung?“ Die halbleere Wasserflasche wurde tückisch leicht hin und her geschwenkt, immer außerhalb seiner Reichweite.

 

„Nein! Ich… ich werde antworten...“ murmelte Luke schnell und bat Ben leise um Entschuldigung. „Ich habe es… von einem Mann erhalten.“

 

„Gib mir einen Namen.“ Die Ungeduld war deutlich.

 

Luke runzelte die Stirn. „Ben. Ben Kenobi.“ Die plötzliche Wut seitens Vader ließ ihn augenblicklich versteifen und scharf die Luft einziehen.

 

„Kenobi ist tot.“

 

„Ja… ich weiß…“ Du hast ihn getötet, wie du meinen Vater getötet hast. „Aber er hat es mir gegeben.“

„Hatte er einen speziellen Grund dafür?“ fragte Vader kalt.

 

„….Nein…“, entkam leise Lukes Lippen, was sogleich mit einem harten Schlag belohnt wurde. Er zuckte zusammen.

 

„Ich habe dich gewarnt, mich nicht anzulügen.“ Der Sith drehte die Wasserflasche herum und leerte sie neben ihm aus.

 

„Nein, nein, nein! Bitte nicht!“ Luke starrte entsetzt auf das Wasser, was neben ihm so sinnlos verschwendet wurde. Vader fuhr fort, bis nichts mehr vorhanden war, dann griff er zur nächsten Ration und öffnete sie, ehe er sie ebenfalls auf den Boden zu kippen begann.

 

Lukes Augen weiteten sich panisch, er begann zu kämpfen und ein Schluchzen entkam ihm. „Nein! Bitte… hör auf! Ich werde antworten, bitte! Es… es war das… Lichtschwert meines Vaters!“

 

„Was?“ Vaders Hand peitschte nach vorn und umfasste schmerzhaft sein Kinn, wobei er den Kopf des blonden Jungen neigte.

„Sag das noch einmal“, befahl er mit bedrohlicher Stimme und die schwarzen Ranken seiner Macht kräuselten sich plötzlich deutlich um ihn herum.

 

„Es war das Lichtschwert meines Vaters“, flüsterte Luke fast unhörbar und wartete auf den kommenden Tod.

 

Jetzt, da Vader wusste, dass er Anakins Sohn war, konnte ihn nichts mehr retten und so wie der dunkle Lord auf die Waffe starrte, musste er diese auch erkannt haben. Der Sith sagte eine Weile nichts, aber seine Hand um Lukes Kinn zog sich allmählich zusammen. Die Angst brach in dem blonden Jungen aus und er versuchte die Tränen zu unterdrücken.

 

„Ich schwöre es ist die Wahrheit!“

 

„Wie ist dein Name, Kind?“ Die Stimme war neugierig und ungewohnt ruhig, was nicht wirklich half, Lukes Schrecken zu beruhigen.

 

„Luke… Skywalker“ antwortete er leise und blaue Augen starrten hilflos nach oben. Vader blickte auf sein verängstigtes Gesicht hinunter. War das Einbildung oder zitterte die Hand des dunklen Lords leicht? „Ich bin Luke Skywalker. Freigeborener Sohn von Anakin Skywalker.“

 

Das wars.

Vader wusste es.

Und er hatte sein Schicksal akzeptiert. So sehr er seinen Vater auch rächen wollte, er würde jetzt genau von demselben Mann getötet werden, der auch seinen Vater auf dem Gewissen hatte. Es tut mir leid, Dad…dachte er traurig und schloss die Augen, um dem erstickenden Blick des Sith zu entgehen. Plötzlich verließ die feste Hand sein Kinn und für einen Moment war nur Vaders stetige Atmung zu hören, dann erhob sich die schwarze Gestalt und überragte ihn. Luke zuckte zusammen, als neben ihn die rote Klinge wütend zischend zum Leben erwachte und bereitete sich darauf vor, dass das Schwert durch ihn hindurch brannte.

 

Doch das Geräusch distanzierte sich. Vader pirschte davon, wie ein Krayt-Drache auf Jagd und ließ ihn zurück. Kurz darauf riss ein lautstarkes Summen durch den Wald, es gab ein Knacken und die ersten Bäume brachen schwerfällig zu Boden. Es war nicht schwer zu erraten, was sie gefällt hatte. Selbst mit seinen fast untrainierten Kraftsinnen, konnte Luke die ausschlagende Wut des Sith deutlich spüren. Sie zog sich wie eine dunkle Wolke durch das Unterholz hindurch und überlagerte jede Lebenspräsenz, die zuvor noch in der Umgebung verweilte.

 

Lange Minuten verstrichen, ehe sich die Geräusche wieder beruhigten und dann noch ein paar, bis Vader sich ihm wieder näherte. Selbst nach diesem Ausbruch war die mechanische Atmung noch immer gleichmäßig. Der junge Pilot kniff die Augen zusammen, immer noch darauf wartend, dass er das nächste Opfer des Lichtschwertes werden würde, doch die Klinge verstummte und zurück blieb nur eine tödliche Energie, die leise um ihn zu pulsieren schien.

 

Erst als ein Schatten neben ihn zu Boden fiel, wagte er es, wieder zu Vader zu blicken, nur um festzustellen, dass der dunkle Lord neben ihm kniete. Eine behandschuhte Hand ergriff erneut sein Kinn, dieses Mal überraschend sanft. Luke versuchte sich zu wehren, aber er war genauso erfolglos wie zuvor, doch bevor er etwas sagen konnte, gelangte die Wasserration in sein Blickfeld und wurde gegen seine trockenen Lippen gedrückt.

 

Luke runzelte die Stirn, aber Vader wartete nicht. Er goss das kalte und klare Wasser in langsamen Schlucken in seinen Mund und dies ließ ihn fast erleichtert stöhnen. Es schmeckte so gut! Sobald er den letzten Rest der Ration getrunken hatte, legte der Sith seinen Kopf vorsichtig zu Boden und starrte auf ihn herab. Es gab keine Fragen, kein Anzeichen auf irgendetwas. Nur Stille. Und mit dem dunklen Lord so nah, dass sich selbst ein Teil seines Umhanges über ihn sammelte, konnte Luke nichts anderes tun, als ein paar verwirrter Worte über seine Lippen zu bringen.

 

„Wirst du den Job jetzt beenden?“

 

„Welchen Job?“, fragte Vader nach einer Pause seltsam ruhig.

 

„Mich töten. Wie du Ben und meinen Vater getötet hast.“ Hatte es gerade ein Stocken in der Atmung des Sith gegeben?

„Hat Kenobi dir das erzählt?“ Die Stimme kam fast einem Knurren gleich und der blonde Junge konnte nur nicken. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Vader seine Fäuste ballte und das abrupte Kreischen von Metall ließ ihn erstarren. Sein Blaster zerriss es als erstes, dann gab es einen scharfen Ruck an den noch vorhandenen Flügeln des X-Wing. Das Schiff bewegte sich von ihm weg, gedrückt von einer unsichtbaren Kraft und Luke wurde so plötzlich mitgerissen, dass ihm ein Schrei entfloh. Natürlich. Das Kabel war immer noch an ihn gebunden.

 

Das Kreischen hörte so abrupt auf, wie es angefangen hatte und Vader befreite seine ausgestreckten Handgelenke über ihm, wodurch der Druck auf seine Schultern, seinen Rücken und der Hüfte sofort nachließ. Luke versuchte sich aufzusetzen, aber der Griff des dunklen Lords war eisern und er zog ihn nur soweit nach vorn, dass er seine Hände hinter seinem Rücken wieder zusammenbinden konnte. Jeglicher Prostest oder Kampf kam zu spät und stattdessen drückte sich eine schwere Hand auf seine Schulter und hielt ihn in Position.

 

„Bleib ruhig, Kind.“ Befahl Vader und stand auf, zog ihn mit hoch und ergriff seine Arme fest. Mit seinen noch immer gefesselten Beinen schwankte Luke bei dem plötzlichen Wechsel und nachdem er so lange in der heißen Sonne gelegen hatte, drehte sich sein Kopf in schwindelerregender Schnelligkeit. Doch Vader hielt ihn fest und ließ ihn nicht fallen.

 

Ein paar Momente lang, versuchte er sein Gleichgewicht wiederzufinden, bevor der Sith eine Bewegung machte und Luke sich auf der Schulter des dunklen Lords wiederfand und auf dessen schwarzen Umhang starrte. Vollkommen atemlos war der junge Pilot für einen Augenblick zu fassungslos, um überhaupt wiederstand zu leisten und dann wurde er auch schon im Schatten eines Baumes wieder auf den Boden gesetzt, so dass sein Rücken gegen den Stamm lehnte. Vader öffnete seinen Fluganzug, zog ihn von seinen Schultern und enthüllte das weiße Unterhemd darunter. Dann verschwand der Mann und kam kurz darauf mit der letzten Wasserration zurück.

 

Aus Gründen, die er nicht verstand, hatte sein Geständnis über seine Abstammung den dunklen Lord offenbar sehr verärgert. Und warum er nicht sofort hingerichtet oder zumindest erneut verhört wurde, wusste er ebenso nicht. Aber er war sich sicher, dass er die Gründe dafür nicht mögen würde.

 

Vader ging vor ihm in die Hocke und öffnete die Ration. Luke erwartete, dass er erneut Antworten geben musste, aber der Sith griff einfach nach ihm und hielt seinen Kopf ruhig gegen den Baumstamm gedrückt. Wieder wurde das Wasser an seine Lippen gesetzt, gelangte in kleinen Schüben in seinen Mund und wurde erst weggenommen, als alles aufgebraucht war. Nachdem er fertig war, stand Vader wieder auf.

 

„Du wirst hier sitzen bleiben, Junge“, sagte er ernst. „Und Versuche nicht aufzustehen.“

 

„Warum tötest du mich nicht gleich?“ Gab er etwas schnippisch zurück und leckte sich über die Lippen.

 

„Ich habe nicht vor, dich zu töten.“

 

„Sicher… du willst dir einen Spaß daraus machen, nicht wahr?“ Luke starrte zu der aufragenden Gestalt und runzelte die Stirn. Irgendwie kam ihm ein Bild einer hochgezogenen Augenbraue in den Sinn, doch Vader drehte sich einfach um und ging zurück zu seinem X-Wing. Der dunkle Lord begann erneut das Schiff zu durchsuchen, nach allem, was er für brauchbar hielt und ruinierte den Kämpfer mehr, als er es nach dem Absturz gewesen war. Ich war an diesen Jäger gebunden… murrte Luke geistig und ärgerte sich stumm. Er hatte den X-Wing an dem Tag geflogen, an dem er in den Aufstand eingetreten war und den Todesstern zerstört hatte. Sicher verdiente er keine solche Handlung.

 

Aber vielleicht… würde ihm das die Chance geben, davon zu kommen. Während Vader abgelenkt war, beugte sich Luke nach vorn, um das Schleppkabel zu untersuchen, welches um seine Knöchel gewickelt war. Wenn er es durchtrennen könnte, könnte er rennen und Vader im Unterholz der Bäume verlieren. Er wackelte ein versuchsweise nach links und rechts, stellte aber schnell fest, dass er so den Knoten nicht lösen würde. Mit einem letzten Blick auf den Sith, der immer noch beschäftigt schien, zog er seine Beine nach hinten, stemmte sich von dem Baumstamm weg und versuchte mit seinen gefesselten Händen irgendwie das Kabel zu erreichen.

 

Er war so in seine Aufgabe vertieft, dass er quietschend zusammenzuckte, als zwei schwarze Stiefel direkt vor ihm auftauchten. Luke schnappte nach Luft und wartete auf eine schmerzhafte Vergeltung, doch Vader packte ihn einfach an den Schultern und zog ihn zurück zu dem Baum. Mit einem keuchende „Uff“ befand sich der junge Pilot in genau derselben Position, wie vor zehn Minuten.

 

 

„Ich habe mich immer gefragt, was in der Notfallausrüstung der Rebellen steckt“, bemerkte Vader spöttisch und stellte einen Erste-Hilfe-Kasten neben ihn. „Ein veralteter Scanner, Bandagen, ein Stimulationsschuss und ein Lebensmittelriegel. Miserabel.“

 

„Da war auch Wasser drin!“, schnappte Luke wütend und starrte die schwarze Maske an.

 

„Ich weiß, Junge“, gab der Sith ruhig zu und hob den Scanner an das Gesicht des blonden Jungen, bevor er damit über seinen Körper fuhr. „Sobald das Shuttle hier ist, wirst du angemessen medizinisch versorgt.“

 

Luke biss die Zähne zusammen. Das war kein Trost. Sobald er mit Vader im Shuttle war, würde er nur in einer Zelle landen und auf seine Hinrichtung warten. Und da sein Notsignal zerstört wurden war, würden seine Freunde ihn nicht finden.

 

„Blaue Flecke und Schnitte, eine Gehirnerschütterung und Dehydration. Zudem erhörte Temperatur, aber keine Anzeichen von schwerwiegenden Verletzungen“, erklärte der dunkle Lord, nachdem er seinen Scann beendet hatte.

 

„Und wessen Schuld ist das? Zuerst bindest du mich in der Sonne an und dann verschüttest du überall mein Wasser. Das war doch genau der Plan!“ Er schrie den Sith an, aber es war ihm egal.

 

Vader antwortete nicht darauf, sondern griff einfach nur nach seiner Stirn und ließ ihn zusammenzucken. „Halt still, Kind.“

 

Luke blickte finster bei dem Begriff und wackelte erneut an seinen Fesseln. „Ich bin erwachsen, Vader. Lass mich frei und ich werde dir das gern zeigen! Ich werde meinen Vater rächen!“ Unbeeindruckt von seinem Ausruf, verweilte die schwarze Hand noch immer auf seiner Haut und strich dann durch sein Haar, welches vom Schweiß und dem Wasser feucht geworden war. Dann wandte sich der dunkle Lord ab und griff nach einem großen Kanister, den er aus dem X-Wing gerissen hatte. Die Kühlzelle.

 

„Ah nein, nein, nein! Bitte nicht…!“

 

„Beweg dich nicht und halte den Mund geschlossen.“ Das war die einzige Warnung die er bekam, bevor der Sith den Kanister umdrehte und den Inhalt über ihm entleerte. Luke konnte nichts anderes tun, als seine Lippen und Augen zusammenzupressen, den Kopf zu senken und die Tortur über sich ergehen zu lassen. Sobald die Zelle leer war, schüttelte er missmutig den Kopf und starrte grimmig zu der schwarzen Maske.

 

„Es wird dir helfen, dich abzukühlen“, bemerkte Vader fast amüsiert und sah den Jungen von oben bis unten an. Er musste mit den nassen, blonden Locken auf seinem Kopf und seiner getränkten Kleidung ziemlich lächerlich aussehen. Aber Luke hatte nicht viel Zeit darüber nachzudenken, bevor das rote Lichtschwert plötzlich wieder zum Leben erwachte.

 

„Stopp! Nein! Bitte!“ Er versuchte sich wegzulehnen, aber Sekunden später brannte die Klinge durch das Schleppkabel und der Knoten lösten sich.

 

„Kannst du gehen, Junge?“ Fragte Vader und bot eine Hand an, die fleißig ignoriert wurde. Der junge Pilot rutschte zurück und versuchte die Taubheit in seinen Beinen zu vertreiben, bevor er irgendwie sein Gleichgewicht fand und aufstand. Wackelig und schwankend, aber er stand.

 

„Sehr gut. Du wirst mit mir kommen.“

 

Sicher würde er genau das nicht tun. Luke warf einen Blick umher, nicht glücklich mit der Situation, aber er musste es versuchen. Dies war seine einzige Chance. In einer schnellen Bewegung machte er einen Satz zur Seite und rannte dann auf unsicheren Beinen davon, erfreut darüber, dass er Vader unvorbereitet erwischt hatte. Dann kollidierte etwas Schweres in seinem Rücken. Er wurde nach vorn und auf den grasbewachsenen Boden geschickt und schaffte es kaum, sich weit genug herumzudrehen, um nicht mit dem Gesicht zu erst aufzuschlagen.

 

„Ich kann mich nicht erinnern, die eine Wahl gegeben zu haben, Kind.“ Dröhnte die Stimme hinter ihm, immer noch viel zu amüsiert. Vader kam auf ihn zu und während Luke noch versuchte seine Sinne wiederzugewinnen, packte der Sith ihm am Arm und zog ihn mühelos wieder nach oben.

 

„Fass mich nicht an!“, schnappte Luke wütend und versuchte den dunklen Lord abzuschütteln, der nicht im Geringsten beeindruckt schien.

 

„Wirst du weiterhin darauf bestehen schwierig zu sein und nutzlose Fluchtversuche zu versuchen, oder kommst du freiwillig mit?“

 

„Gar nichts werde ich–“ begann der blonde Junge, bevor er abgeschnitten wurde.

 

„Sehr gut.“ Meinte Vader einfach und zog ihn näher an sich heran. Luke schnappte nach Luft, als sein Rücken an den Brustpanzer des Sith gedrückt wurde und er versuchte sich verzweifelt zu winden, als sich der Arm um seinen Körper wickelte und ihn effektiv gegen die aufragende Gestalt drückte. Die andere Hand kam nach oben und legte sich erneut auf seine Stirn.

 

„Lass mich gehen! So kannst du nicht mir umgehen! Wer glaubst du, wer du bist?“ Protestierte Luke hartnäckig, bevor er spürte, dass irgendetwas extrem falsch war.

 

Innerhalb kürzester Zeit schien die Kraft aus seinen Gliedmaßen zu verschwinden, er schwankte unsicher hin und her und eine ungewöhnliche Ruhe legte sich über ihn und ließ ihn hilflos zurück. Er versuchte zu sprechen, versuchte Vader zum Stoppen zu bringen, aber es kamen keine Worte heraus. Stattdessen begann sich eine warme Dunkelheit über ihn auszubreiten, während die schwere Hand auf seiner Stirn beruhigend durch seine Haare strich und die letzten Worte des Sith nur noch halb zu ihm durchdrangen. 

 

„Ich bin dein Vater, Luke. Und jetzt, musst du dich ausruhen, mein Sohn.“

 

Dann war da nichts mehr.

 

 

Das Bewusstsein seines Kindes rutschte schnell ab. Trotz seines klaren Potenzials in der Macht, war der Junge kaum ausgebildet und sicherlich nicht stark genug, um Vaders einfachen Befehl abzuwehren, der ihn in den Schlaf schickte. Das Kind sackte in seinem Griff zusammen, die Beine konnten den überraschend kleinen und leichten Körper nicht mehr hochhalten. Vader korrigierte seinen Griff und ließ Luke langsam auf das Gras sinken, bevor er sich neben ihn hockte.

Er sah auf den Jungen hinab, das nasse Haar klebte an seiner Stirn und die Brauen waren zusammengezogen, als würden er noch immer unbewusst gegen seine Behandlung protestieren. In dem sperrigen Fluganzug sah Luke noch kleiner und jünger aus, als er zuerst gedacht hatte.

 

Eigentlich hatte er erwartet, einen viel erfahreneren Piloten an den Trümmern des X-Wing zu finden, denn nur wenige hatten es bisher geschafft, ihn in einem direkten Zweikampf zu besiegen. Doch stattdessen hatte er dieses halbe Kind aus dem rauchenden Wrack des Schiffes gezogen, was ihn seltsam bekannt vorkam. Es war ein leichtes, den Jungen zu fesseln und darauf zu warten, dass er aufwachte, obwohl er nicht glaubte, dass er ihm brauchbare Informationen liefern würde.

Aber dann hatte er das Lichtschwert gefunden.

Und nicht nur irgendein Lichtschwert. Vader erkannte es sofort. Es war seine alte Waffe, die er auf Mustafar verloren hatte, als Kenobi ihn zum Sterben auf dem brennenden Geröll zurückgelassen hatte. Sein alter Meister musste es anscheinend mitgenommen haben. Aber warum hatte er es diesem Jungen gegeben? Er ahnte inzwischen, dass es das selbe Kind war, welches ihm auf dem Todesstern begegnet war, aber das erklärte noch lange nicht, wie der Junge zu Kenobi stand. War er sein neuer Padawan? Der Schüler, der ihn ersetzten sollte? Oder vielleicht… Kenobis Sohn?

 

Ganz gleich, er würde seine Information auf die ein oder andere Weise aus dem Piloten bekommen, während er auf das angeforderte Shuttel warten würde. Vielleicht wusste der Junge sogar, wo sich Obi-Wan die letzten Jahre versteckt hatte oder konnte Informationen und Hinweise über andere Jedi bieten. Und danach… nun, es hatte keinen Sinn und Zweck ihm am Leben zu lassen. Vielleicht wäre er sogar gütig genug, ihm einen schnellen Tod zu gewähren.

Doch dann hatte sich alles geändert.

 

Seine Methoden führten zu einem Ergebnis, dass er sicher nicht erwartet hatte. Als ehemaliger Bewohner Tatooines war er sich bewusst, dass Wassermangel die meisten Lebewesen zum reden bringen würde, vor allem bei dauerhafter Sonneneinstrahlung.

 

Jetzt verfluchte er seine eigene Dummheit.

 

Sein Sohn hatte all die Jahre gelebt, sich vor ihm versteckt und sich von seinem Vater entfremdet, nur um sich der Rebellion anzuschließen. Wie konnte er nur so blind und unwissend sein, dass er die Machtsignatur nicht sofort erkannt hatte? Dass er nicht Sie in diesem Gesicht wiedererkannt hatte? Seinen eigenen Geist in den blauen Augen?

 

Der Junge war sein Sohn. War ihr Sohn.

 

Das Baby, was er all die Jahre lang tot glaubte.

 

Luke, der erste freigeborener Sohn des Sklaven Anakin Skywalker.

 

Luke, das Licht auf Naboo.

 

Luke, sein Sohn.

 

Jetzt musste er versuchen, den von ihm verursachten Schaden zu beheben. Es wäre nicht leicht das Vertrauen des Jungen zu gewinnen und ihn auf seine Seite zu ziehen. Besonders nicht, wenn er seinen Sohn unklugerweise seine viel härtere Seite gezeigt hatte. Kenobi schien den Kopf des Kindes mit einer Vielzahl von Lügen gefüllt zu haben, die es schnellstmöglich zu korrigieren galt und hatte zudem noch die Galle, seinen ungeschulten Sohn mit einem Lichtschwert zu bewaffnen und ihn auf den Weg der Rache zu schicken.

 

Vader ballte eine Hand zur Faust und ließ seine Wut aufflammen. Er hatte nicht erwartet, dass sein alter Meister zu einer solchen Täuschung fähig wäre. Er hätte ihn viel langsamer töten sollen. Luke bewegte sich leicht, als würde er unbewusst die schlechte Stimmung aufgreifen, aber es reichte nicht, um ihn aufzuwecken. Der Sith richtete sich schnell auf. Er musste sich beruhigen, seine Wut auf die Toten würde ihm nicht helfen. Sein neuer Meister jedoch, der ihn angelogen und erzählt hatte, er habe seine Frau und sein Kind getötet, lebte noch.

 

Er würde bezahlen.

 

Vader blickte noch einmal zu seinem Sohn hinunter und streckte sich ungewöhnlich sanft mit der Macht aus, um die Gedanken seines Kindes zu überprüfen. Gut, der Junge schlief noch tief. Es würde einfacher werden, wenn er Luke ohne viel Probleme auf sein Schiff bringen und von dort aus, alle weiteren Dinge klären könnte. Die nächste Zeit würde sicher schwer werden, aber Vader vertraute der Macht genug, dass sie ihn lenken würde.

 

Ein leises Piepen ertönte auf der Lichtung und der Sith hob den Kopf, um in der Ferne auf den glänzenden Rumpf eines Shuttles zu blicken, welches sich seiner Position langsam näherte. Er stellte seine Com-Einheit stumm und hockte sich erneut neben sein Kind, ehe er ein Arm unter die Knie des Jungen und den anderen unter den Rücken legte und ihn mühelos aufhob. Immerhin war Luke selbst für einen Neunzehnjährigen klein und schlank.

 

Dann ging der dunkle Lord mit seiner wertvollen Fracht zügig los. Sein Schiff würde in einiger Entfernung landen und auf seine Ankunft warten, dort würde er die Verletzungen des Jungen vorerst behandeln können, bevor er ihn auf dem Sternzerstörer in die Medy-Bay brachte.

 

Und dann müsste er nur noch warte, bis Luke aufwachte.

 

Mein Sohn. Von jetzt an werde ich dich vor allen Gefahren beschützen.

Bruchlandung Teil 2

„Wie kann ich Euch dienen, mein Meister?“

 

Vaders Kopf war gesenkt, tief und in einer scheinbaren Unterwürfigkeit, die er in den letzten Jahren so treu gezeigt hatte. Die Schmerzen in seinen Gelenken – dort wo sein Fleisch auf starres Metall traf, wo die schweren Wunden des Lichtschwertes nie vollständig verheilt waren und sich Drähte und Kabel in seine Haut fraßen – hatten etwas Bekanntes, etwas Vertrautes und Melancholisches. Sie waren eine Demütigung seines alten Ichs, ein Hinweis auf seine neue Position, eine Zurechtweisung an seinen Platz. Es war die Erinnerung daran, wer sein Meister war. Und wer der Lehrling. Der Sklave.

 

„Steh auf, mein alter Freund.“ Palpatines kratzige Stimme hallte nach etlichen Minuten in dem Raum wider und der dunkle Lord spürte, wie der Sith die Macht nutze, um ihn zu lesen. Die kalten Ranken des Kaisers krachten ohne Erlaubnis oder Rücksicht in seinen Schädel, drängten sich tief in vergrabene Bereiche, zerrten, kratzen und suchten unaufhörlich nach allem was sie finden konnten und ließen nichts als ein kaltes, schwarzes Gefühl der Agonie zurück. Doch er ertrug es ohne Beschwerden. Würde er seine Schilde verstärken, sich versuchen zu schützen, würde es nur noch mehr Schmerz bedeuten.

 

Würde er jetzt an Luke denken, wäre alles vorbei.

 

„Ich habe Nachrichten erhalten, Lord Vader“, begann der alte Mann leise und zog sich endlich aus seinem Kopf zurück, obwohl das tote Feuer des Kaisers weiter um ihn herum brannte, „dass die Rebellen erneut aus Ihren Fängen entkommen sind.“ Das Gift in der trügerischen Ruhe war deutlich herauszuhören und es folgte erneut eine bedeutende Stille, in der sich die gelben Augen scharf auf die schwarze Gestalt richteten, als könnten sie durch die Rüstung blicken. Als würden sie sehen, dass er etwas versteckte.

 

Nein, sein Sohn war noch immer in Sicherheit. Palpatine wusste nichts von ihm.

 

„Wenn ich mich nicht irre, habt Ihr nach der Zerstörung des Todessterns geschworen, dieser fehlgeleiteten Gruppe endlich ein Ende zu setzten. Und doch sind sie immer noch da, Ihr seid erneut gescheitert und sie haben es sogar geschafft, Euch zum Absturz zu bringen. Ihr enttäuscht mich, Lord Vader.“

 

Vader schwieg. Er wusste, dass der Kaiser keine Entschuldigung wollte. Dass er sich nicht um sie kümmerte. Er hatte seinen Meister im Stich gelassen. Auch wenn ihm sein eigenes Versagen nicht mehr so wirklich belastete.

 

„Ich bin mir… meines Scheiterns bewusst, mein Meister.“

 

„Gut. Sehr gut.“ Die dünnen Lippen formten ein finsteres Lächeln. Ein kalter Schrei der Vorwarnung in der Macht. „Sie werden dann also Ihre Strafe akzeptieren.“

 

Vader senkte den Kopf, als ein Zeichen des Verstehens und wartete unweigerlich auf Palpatines Handlungen. Seine Fäuste ballten sich leicht und er zog die Dunkelheit wie eine Decke noch weiter um sich, verdrängte alle Gedanken an Luke aus seinem Kopf und sperrte alles hinter einer unscheinbaren Wand weg. Nichts davon würde offenbart werden. Er würde mit dem letzten Atemzug um dieses Wissen kämpfen.

 

Doch nichts hätte ihn vor dem schützen können, was der Kaiser tat. Selbst über Lichtjahre hinweg, war sein Einfluss immer noch stark.

 

Augenblicklich stürzte ein brennender Schmerz über ihn hinweg und es kostete den dunklen Lord seine gesamte Kraft, um weiterhin aufrecht zu bleiben.

 

Sidious drang in seinen Geist ein, stieß sich an all seinen Mauern vorbei und zerrte Dinge an die Oberfläche, die nie wieder hätten gesehen werden dürfen. Dinge, die selbst Vader nicht mehr berührt hatte. Der Sith kramte herum und zog Stück für Stück unglaublich schmerzhafte Erinnerungen hoch.

 

Eine blaue Klinge wirbelte herum und schnitt durch seine Glieder. Trennte Beine und einen Arm ab und machte sie für immer unbrauchbar. Verloren und unersetzbar.

Der verstümmelte Körper fiel hart auf heißen Kies, rutschte den Hang hinunter und blieb nur wenige Zentimeter vor dem Lavafluss liegen.

Flammen leckten an seinem Fleisch. Fraßen langsam und absichtlich jeden einzelnen Nerv ab, bis sein Inneres und Äußeres fast gleichmäßig brannte.

Seine Schreie, gebrochen und heißer. Die verkohlte Lunge rau und zerreißend. Stimmbänder kaum mehr intakt. Wunden überall.

Der gescheiterte Versuch, sich mit der verbliebenen Hand in Sicherheit zu ziehen.

Und eine einsame Gestalt, die von ihm wegging. Die ihn zurückließ, wie ein Stück weggeworfener Müll. Als wäre er es nicht einmal mehr wert, getötet zu werden. Dazu bestimmt, elendig zu verbrennen.

 

Das Atemgerät presste die Luft unaufhaltsam in ihn und doch fühlte sich Vader so, als könnte er nicht genügend Sauerstoff in seinen Körper bekommen. Die Lichter auf seiner Brustplatte flackerten unkontrolliert und schnell, die Maschinen in seinem Fleisch ächzten unter der Belastung und von irgendwo ertönte ein scharfes Warnsignal.

 

Die Schwärze änderte sich.

Etwas arbeitete an seinen Knochen, seiner Haut, seinen Muskeln und Nerven. Das Gewebe wurde extrahiert und ausgetauscht, Gelenke aufgelöst und durch Metall ersetzt.

Seine eigenen Schmerzensrufe verhallten unter dem Geräusch des Sägens, Bohrens und Schraubens.

Strom rann über ihn hinweg, holte ihn zum wiederholten Male von dem schieren Abgrund des Todes zurück und künstliche Organe drückten das Leben durch ihn hindurch.

Die schwarze Rüstung wurde auf seine noch rohe und verwundete Haut gepresst. Röhren und Maschinen fortwährend unter seine Haut getrieben. Seine Sicht verzerrte sich zu endlosem Rot und das scharfe Geräusch einer mechanischen Atmung hallte in seinen Ohren wider.

Es gab kein Beruhigungsmittel. Keinen friedlichen Moment der Bewusstlosigkeit. Nur Schmerz der alles ausblendete. Fast alles.

Padmé… hilf mir…

 

„Es scheint, dass Ihr sie in Eurem Zorn getötet habt.“

 

Vaders Körper fühlte sich zerbrochen an. Jede Faser in ihm schrie empört auf, als wollte sie durch die Rüstung springen, die zu seinem lebendigen Grab geworden war. Unbemerkt war der dunkle Lord auf die Knie gefallen und nur seine bloße Willenskraft hielt ihn davon ab zu schreien und zusammenzubrechen. Nur der Gedanke an Luke. Er atmete schnell und flach, eine Leistung, bei der das Beatmungsgerät fast nicht mithalten konnte.

 

Im Helm schloss der Sith die Augen und ließ die dunkle Seite sich von dem Schmerz ernähren. Er spürte, wie die beispiellose Kraft durch seine Adern schoss und er ließ die Qualen nicht los, sondern fütterte sie immer weiter an den schwarzen Parasiten, der ihn umgab. Er musste seine Stabilität wiedererlangen, die Kontrolle zurückgewinnen.

 

„Ihr habt sie getötet.“

 

Vader knurrte geistig. Lügen, alles Lügen! Er hatte Padmé nicht getötet, konnte sie nicht getötet haben. Wie sonst wäre Luke am Leben gewesen? Wie sonst hätte er seinen Sohn finden und ihn endlich unter seinen Schutz bringen können? Der Junge lebte, also musste es Padmé ebenso getan haben. Zumindest lange genug, um ihn auf die Welt zu bringen.

 

Er schob die Gedanken weiter zurück, unterdrückte sie mit aller Kraft und zwang sich schließlich dazu, in eine stehende Position zurückzukehren. Sein Meister beobachtete ihn mit einer Mischung aus Neugier und Ekel, sichtbar unzufrieden und noch nicht wirklich befriedigt.

 

„Es scheint… das Skywalker immer noch nicht vollständig verbannt wurde“, spottete er leise und zeigte mit einem anklagenden Finger auf ihn. „Dieser törichte Jedi wurde verraten, seine Lehrer zerstört und sein Leben vernichtet und doch ist er immer noch da… Erinnert Euch daran, Lord Vader; ich habe Euch eure Existenz gegeben. Ich habe Euch zu dem gemacht, was Ihr seid. Sorgt also dafür, dass Anakin Skywalker Euch nicht wieder schwächt.“

 

„Ja, mein Meister.“ Vader nickte knapp, seine Stimme angespannt und krächzend und er musste sich davon abhalten, das helle Leuchten in seiner peripheren Sicht mit seinen eigenen Ranken der Macht schützend zu umschlingen und es aus Palpatines Reichweite zu ziehen. Noch war der Junge in Sicherheit. Versteckt und bewacht, hier auf seinem Schlachtschiff und außerhalb von Sidious verdrehten Machenschaften. Und so würde es bleiben. Sein Sohn würde nicht in die Hände seines Meisters fallen.

 

„Gut, gut. Ich hoffe, es war Euch eine Lehre, mein Schüler.“ Die gelben Augen des Sith leuchtete vor dunklem Vergnügen und die Falten auf seinem Gesicht verzogen sich bei dem grotesken Lächeln, als er sich offenbar auf seinem Thron auf Coruscant zurücklehnte. Er hatte dieses Schauspiel sichtlich genossen. „Und jetzt, mein Freund, erzählt mir über Eure Mission auf Vardos. Großmoff Randd sprach von einem steigenden Erfolg unserer militärischen Einrichtungen.“

 

Und damit löste sich das anhaltende Gefühl der tödlichen Präsenz auf, obwohl es nie gänzlich verschwand und immer noch wie ein Schatten in der Nacht lauerte. Wartend darauf, erneut seine tödlichen Klauen in Fleisch zu jagen, eine weitere reine Seele in die Verdammnis zu ziehen. Es war ein Spiel, welches Sidious seit Jahren spielte, ein gefährlicher Tanz, in dem sich Meister und Schüler immer umeinander drehten und auch wenn sich Vader am Ende stehts geschlagen gab, wussten beide, dass dies nur eine Illusion war.

 

Verrat war der Weg zur dunklen Seite. Misstrauen und Lügen, der Weg der Sith.

 

Der Schüler würde den Meister töten. Irgendwann.

 

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Das Aufwachen war schwer.

 

Luke fühlte sich erschöpft, als hätte er versucht seinem Skyhopper hinterher zu rennen oder eine Herde Banthas zu jagen. Er konnte keinen Schmerz in seinen Muskeln fühlen, stattdessen überlagerte die endlose Müdigkeit fast alles und machte ihn träge und langsam. Vorsichtig hob er den Kopf ein oder zwei Zentimeter, sank aber bald mit einem tiefen Stöhnen zurück, als seine Glieder nicht wirklich auf ihn reagieren wollten und sich protestierend verkrampften.

Also gut. Dann halt keine Bewegungen…

 

Er runzelte die Stirn und versuchte sich zu erinnern, was ihn eigentlich in diese Situation gebracht hatte, aber sein Geist war nicht wirklich in einer besseren Form als sein Körper und alles was er finden konnte, war ein eigenartiger Dunst, der alles zu bedecken schien. Einzig irgendwo am Rande, schwebte ein gewisses Gefühl der Dringlichkeit. Ein Gedanke, der ihm sagte, er solle aufstehen, sich zusammenreißen und aus dem Zustand herauskommen, in dem er sich befand.

Und es sagte ihm, dass er es schnell tun sollte.

 

Luke stöhnte noch einmal und schaffte es schließlich, sich auf die Seite zu rollen – warum lag er überhaupt? – und gegen den Einwand all seiner vorhandenen Muskeln, sich in eine sitzende Position zu zwingen. Sein Kopf drehte sich bei dem Positionswechsel und er biss die Zähne aufeinander, als Übelkeit seinen Magen beanspruchte.

Was um der Macht Willen hatte er getan, um so ein Gefühl zu verdienen?

 

Müde rieb er sich über sein Gesicht und öffnete vorsichtig die Augen. Das einfallende Licht blendete ihn so hart, als würde er direkt in die Sonnen von Tatooine starren und es dauerte einen Augenblick, bis er sich an die Verhältnisse gewöhnt hatte. Langsam nahm seine verschwommene Umgebung Gestalt an, die Konturen verwandelten sich in Wände, Gegenstände, einen Boden und eine Decke.

 

Doch die erwartete Anerkennung setzte immer noch nicht ein.

 

Leicht verwirrt, aber noch nicht alarmiert genug, ließ Luke seinen studierenden Blick durch den Raum wandern. Abgesehen von dem einfachen, schwarzen Bett, auf dem er geschlafen hatte, schien alles andere vollkommen leer zu sein. Der Boden war hochglanzpolierter, dunkelgrauer Durastahl, der sicher seinen eigenen Gesichtsausdruck wiederspiegeln könnte und die Wände waren gleichermaßen farblos und ohne markante Merkmale. Nichts davon war ihm bekannt. Erst als er sich etwas umständlich drehte, entdeckte er etwas, was eine seltsame Vorahnung von Angst durch seinen Körper schickte.

 

Er war im Weltraum. Und schlimmer noch: Er hatte keine Ahnung, wo genau er sich im All befand oder wie er überhaupt dort hingekommen war.

 

Der junge Pilot kam etwas wackelig auf die Beine und stolperte durch den geräumigen, aber spärlichen Raum. Sein erster Instinkt war es zu versuchen die Tür zu öffnen, aber sie war – wie zu erwarten – verschlossen und es gab kein Tastenfeld, das er womöglich hätte überbrücken können. Hinter dem großen Sichtfenster, am Kopfende seines Bettes, blitzen unzählige Sterne in Mustern auf, die er noch nie zuvor gesehen hatte und nach einem weiteren, sinnlosen Versuch der Flucht, kehrte Luke genervt zu dem Bett zurück und starrte in das scheinbare Nichts.

 

Wieder suchte er in seinen Gedanken, versuchte den Dunst zu beseitigen der seine Erinnerungen trübte, um das zu finden, was er zu vermissen schien. Das nervöse Kitzeln in seinen Fingerspitzen und das Pochen in seinem Hinterkopf halfen nicht wirklich dabei, sich zu konzentrieren und er hatte irgendwie das Gefühl, dass ihm nicht gefallen würde, was er herausfinden würde. Aber hatte er eine andere Wahl?

 

Woran erinnerte er sich zuletzt?

 

Natürlich. Die Mission für die Allianz.

Er war mit seinem Geschwader unterwegs gewesen, bis das Imperium auftauchte. Er konnte nicht in den Hyperraum und sein X-Wing wurde abgeschossen… oder hatte er jemanden getroffen? Luke konnte sich nicht daran erinnern, aber er musste abgestürzt sein. Richtig… er hatte eine Bruchlandung hingelegt. Aber was dann?

 

Luke runzelte angestrengt die Stirn und sein Kopf begann vor Anstrengung zu schmerzen, weil er den Kiefer so fest aufeinander presste.

 

Ja, er war aufgewacht, außerhalb seines Schiffes. Irgendwie musste er herausgekommen sein, aber…. etwas war nicht richtig. Er hatte Verletzungen und ihm war heiß, weil die Sonne so unaufhörlich auf ihn brannte und… und… er war festgebunden!

Blaue Augen schnappten augenblicklich auf und sein Körper versteifte sich. Er erinnerte sich wieder. Jemand hatte ihm aus dem Wrack gezogen und ihn gefesselt, hatte ihn einfach in der Hitze liegen lassen. Jemand? Nein, nein, das war nicht richtig.

 

Er wusste es… es war der Pilot… es war…

 

„Vader!“ Luke war so schnell auf den Füßen, dass sein ausbrechendes Adrenalin seinen Herzschlag in die Höhe schießen ließ und das Blut in seinen Ohren rauschte.

 

Vader war dort und hatte ihn gefoltert. Hatte das Wasser verschüttet und ihm Fragen gestellt, Fragen zu… dem Lichtschwert seines Vaters. Und als er ihm seinen Namen nannte… hatte sich alles geändert. Das Letzte woran er sich aktiv erinnern konnte, war, wie er versuchte zu flüchten und Vader ihn aufhielt. Der Sith hatte ihn festgehalten und irgendetwas getan. Danach nur noch Dunkelheit.

 

Wie konnte er das nur überlebt haben? Der Sith wusste sicher nicht nur, dass er der Pilot gewesen war, der den Todesstern zerstört hatte, sondern auch, dass er der Sohn von Anakin Skywalker war. Dem Mann, den er verraten und getötet hatte. Vader hatte den Ruf rücksichtlos zu sein und vor allem wenn es um die Jedi ging, zeigte er keinerlei Gnade und schlachtete sie alle – zumindest waren dies die Dinge, die man sich in der Allianz erzählte. Was also hatte den dunklen Lord aufgehalten?

Das sinkende Gefühl in seiner Magengrube und die Vorstellung, dass sein Unterbewusstsein versuchte ihm etwas zu sagen, wurden von Minute zu Minute schlimmer und doch konnte Luke es einfach nicht erfassen. Wollte es vielleicht auch nicht erfassen.

 

Es war etwas, das er wissen sollte.

 

Etwas, das in einem Strom aus Wahrheit durch die Macht sang.

 

Wenn er nur mehr Kontrolle über die Macht gehabt hätte…

 

Luke seufzte und durchquerte den Raum erneut, die Tür ließ sich immer noch nicht öffnen und langsam neckte ihn eine aufkommende Nervosität. Und Angst. All das ergab für ihn keinen Sinn und er war fast gewillt, protestierend und lautstark gegen den verschlossenen Durastahl zu schlagen, als ihn ein seltsamer Stich der Vorahnung überkam. Es war dasselbe Empfinden, welches ihn seit seiner Kindheit begleitet hatte und es war immer ein Vorläufer von wichtigen oder ungewöhnlichen Ereignissen gewesen. Sandstürme. Regen. Der Ausfall eines Generators. Gefahr.

 

Und weil es ihn bisher nie getäuscht hatte, drehte er sich um und trat näher an den Ausgang heran. Was, wenn jemand für ihn kam? Wenn es Rettung war? Von außen konnte er schwere Schritte und ein seltsam rhythmisches Zischen hören, welches ihm wohl vertraut sein sollte, er aber in Anbetracht der Situation vollkommen ignorierte. Hätte er es getan, hätte er sich sicher schon am anderen Ende des Raumes befunden. Hätte fieberhaft nach einem anderen Ausweg gesucht. Hätte sich für das gestärkt, was kommen würde.

 

So jedoch blieb er stehen und als sich die Tür öffnete und die enorme Gestalt von Darth Vader den Eingang blockierte, konnte er nichts anderes tun, als ein erstickendes Keuchen an seinen Lippen vorbei zu lassen und wie eine Salzsäule zu erstarren.

 

„Vader“, flüsterte der junge Pilot fast unhörbar, sein Blick fest auf den gepanzerten Mann vor sich gerichtet.

 

„Du scheinst anfällig für Fluchtversuche zu sein, Junge“, donnerte die tiefe Stimme und der Sith trat weiter in das Zimmer hinein, während sich der Durastahl hinter ihm schloss. Es waren nur sie zwei, allein in einem kleinen Raum. Doch so unangenehm und seltsam die Situation auch schien, Luke weigerte sich hartnäckig, Angst zu zeigen. Die Sturheit eines Farmjungen und der Stolz eines Piloten hinderten ihn daran. Er würde nicht wieder vor dem Mann zurückschrecken!

 

„Was willst du von mir?“ Fragte er mit erstaunlich fester Stimme und schaffte es schließlich, die Arme vor der Brust zu verschränken. „Ist es nicht schon genug, dass du mich auf dem Planeten gefoltert hast? Verschleppst du mich jetzt auch noch, um es zu Ende zu bringen?“

 

„Verschleppen? Sei nicht lächerlich, Kind. Du bist an Bord der Executor, meinem persönlichen Flaggschiff und in meinen Privatquartieren. Niemand hier wird dir Schaden zufügen.“

 

Vaders Flaggschiff? Seine Privatquartiere?

 

„Was? Warum?“, platze es stumpf aus Luke heraus und sein Gesicht verzog sich vor Unglauben. Es ergab immer noch keinen Sinn.  

 

„Ich sehe derzeit noch keine Notwendigkeit, dich einzusperren. Wenn du dich benimmst, wird es auch so bleiben.“ Antwortete der Sith ruhig und seine Maske kippte kurz nach unten, als würde er Luke eindringlich mustern. „Solltest du dennoch eine weitere Flucht versuchen, werde ich anderweitige Maßnahmen ergreifen müssen. Und ich verspreche dir, dass diese nicht zu deinen Bedingungen ausgelegt werden.“

 

Obwohl er keinen weiteren Kommentar zu diesen „Maßnahmen“ machte, hatte Luke keinen Zweifel daran, dass Vader wusste, was er tat. Die Geschichten und sein Ruf hatten schließlich auch den äußersten Rand erreicht und jeder wusste, dass der Sith immer bekam, was er wollte. Wenn nicht, würde er dennoch einen Weg finden.

 

„Ich weiß nicht was du von mir willst. Und ich habe nicht noch einmal vor, dir irgendetwas zu sagen!“, behauptete Luke trotzig und hoffte, dass es zumindest halb so selbstsicher klang, wie er es beabsichtig hatte. Doch wenn überhaupt, schien Vader nur amüsiert zu sein. Er machte einen Schritt auf Luke zu und legte den Kopf leicht schief.

 

„Du glaubst, ich habe dich hier her gebracht, um weitere Informationen über die Rebellenallianz zu bekommen. Oder dass ich dich zu deiner Hinrichtung führen werde.“ Es war eine Aussage und eine Frage zugleich und beides diente nur dazu, um Luke weiter zu verwirren.

 

„… Ja natürlich. Was würdest du sonst von mir wollen?“

 

Der dunkle Lord betrachtete ihn für einen Moment schweigend, das Geräusch seiner Atemzüge durchbrach als einziges die anhaltende Stille.

 

„Du verstehst weder die Wichtigkeit noch deine Position, Kind“, sagte er schließlich und es gab ein Zischen am Ende des Satzes, welches wie ein Seufzer klang. Der junge Pilot runzelte die Stirn. „Kenobi hat vieles von dir ferngehalten.“

Sofort entzündete sich eine kochende Wut in Luke. Er ballte die Hände zu Fäusten.

 

Welches Recht hatte er, ihn so zu behandeln? Welches Recht hatte er, so über Ben zu sprechen?

 

„Ben war ein guter Mann! Und du hast ihn getötet!“

 

Wieder war es etwas wie Belustigung, die von dem dunklen Lord ausstrahlte.

 

„Deine Wut ist auf die falschen Leute gerichtet, Junge“, korrigierte er einfach, „mein alter Meister hat schon immer die Wahrheit nach seinem Geschmack verdreht und jeden nur einen Teil des Ganzen sehen lassen.“

 

„Die Wahrheit?“ Spuckte Luke zornig aus und vermisste in diesem Moment tatsächlich sein Lichtschwert. „Ben hätte mich nie angelogen!“

 

„Du bist übermäßig vertrauensvoll, wenn es um deinen Mentor geht.“ Auch wenn es unmöglich schien, hatten Vaders Worte jetzt eine leichte Schärfe. Und etwas sagte Luke, dass er trotz seiner Wut und seiner Verwirrung zuhören sollte. Dass er es wissen musste.

 

„Kenobi… hat dir nie von deinem Vater erzählt.“

 

„Er hat mir genug gesagt!“ Die Worte glitten über seine Lippen, kaum mehr als ein hartes Flüstern und der junge Pilot senkte so weit den Kopf, dass er die schwarze Gestalt nur durch die blonden Strähnen seines Ponys sehen konnte. „Er hat mir gesagt, dass du ihn verraten und getötet hast!“

 

„Nein“, erwiderte Vader fest und dies löste eine kalte Welle in Lukes Hinterkopf aus, die sich langsam aufzutürmen begann.

„Ich habe Anakin Skywalker nie getötet.“

 

Angst und ein schieres Gefühl der Wahrheit setzte sich in seinen Knochen fest. Die Macht um ihn herum leuchtete auf und wirbelte um ihn herum.

 

„Es war ein Name, unter dem ich einst gegangen bin. In einem anderen Leben.“

 

„Was…?“, murmelte Luke, verloren in seinen rasenden Gedanken und der brachialen Kraft der Erkenntnis, die sein Gehirn nicht wirklich verarbeiten konnte. „Wovon… redest du?“

 

Irgendwo tief in ihm, erreichte die Welle ihren Höhepunkt, brach krachend zusammen und stürzte über ihn hinweg. Riss ihn von allem fort, an was er je geglaubt hatte und als die nächsten Worte aus Vaders Mund kamen, fühlte er sich vollkommen verloren. Und dann tauchte auch die Erinnerung auf, die er so sehr vergessen wollte.

 

„So kannst du nicht mit mir umgehen! Wer glaubst du, wer du bist?“

 

„Ich bin dein Vater, Luke. Und jetzt, musst du dich ausruhen, mein Sohn.“

 

„Ich habe deinen Vater nicht getötet. Ich bin dein Vater, em Vikka.

 

Em Vikka. Mein Sohn.

 

Gesprochen in Amatakka, der harten Wüstenzunge von Tatooine.

 

Der Sklavensprache von Tatooine – eine Sprache, die niemals log.

 

 

Luke trat zurück, konnte sich kaum davon abhalten zu stolpern und auf den Boden zu fallen. Er drückte sich gegen die Wand, fühlte sich wie ein Tier in die Enge getrieben, welches verzweifelt vor seiner Hinrichtung fliehen wollte. Sein Atem war flach und stockend, die blauen Augen weit aufgerissen und seine Haut aschfahl.

 

Das war eine Lüge.

 

„D-das… kann nicht… nein… du-du lügst…“, hauchte er leise und bemerkte kaum, wie sein Körper zitterte. Verzweifelt. Ungläubig. Er konnte das nicht glauben.

 

Es musste eine Lüge sein.

 

Ein Versuch, um ihn zu töten. Oder vor den Kaiser zu bringen. Ihn auf die dunkle Seite zu drehen.

Und doch…

 

Er fühlte nichts anderes als die Wahrheit um sich herum. Die Macht strahlte hell und warm, als wäre nach langer Zeit endlich alles wieder in Ordnung. Als gäbe es nach langer Zeit endlich wieder Frieden.

 

„Die Macht spricht die Wahrheit, mein Sohn. Ich weiß, dass du sie hören kannst.“

 

Natürlich konnte er sie hören. Nein, nicht nur hören – die Macht schrie regelrecht, kreischte in seinen Ohren und pulsierte wie ein viel zu schneller Herzschlag. Ein zartes, leuchtendes Band entwickelte sich in seinem Bewusstsein und verband sich mit dem seines Vaters. Eine Verbindung, die nicht mehr zu trennen war.

 

„Es kann nicht wahr sein…“ Luke schüttelte den Kopf und hielt sich die Ohren zu. Er wollte fliehen, sich für immer verstecken und sich weigern, jemals wieder damit konfrontiert zu werden. Sein Vater war ein Pilot. Ein Jedi. Ein Held! Nicht… nicht das! Langsam rutschte er an der kalten Wand nach unten, umarmte seine Beine und presste den Kopf zwischen seine Knie. Tränen stachen in seine Augen, jeder Atemzug wurde von einem weiteren Zittern begleitet und er musste die Zähne aufeinanderpressen, um ein lautes Schluchzen zu unterdrücken.

 

Er bemerkte nur halb, wie Vader auf ihn zuging, dann aber stehen blieb, als wäre er sich nicht sicher, ob er sich ihm tatsächlich nähern sollte. Vader war… unsicher? Wäre Luke im Moment nicht so verzweifelt, hätte ihn dieser Gedanke sicher zum Lachen gebracht. Doch so konnte er im Moment nichts anderes tun, als ein halblautes Wimmern auszustoßen und sich fester zusammenzurollen.

 

Der junge Pilot hatte in all den Jahren – in seinem ganzen Leben – immer von seinem Vater geträumt und versucht, sich den Mann vorzustellen, der Anakin Skywalker gewesen war. Der Mann hatte in seinen Träumen die selben blauen Augen mit ihm geteilt, die gleichen blonden Haare. Sein Vater war immer etwas größer und breiter als er selbst, immer ein freundliches Lächeln und er gab ihm das Gefühl, bedingungslos geliebt zu werden. Sein Vater hatte hin von Tatooine geholt, war vom Sternenhimmel hinabgestiegen und hatte ihn mit seinem Schiff weggebracht, um die besten Abenteuer zu erleben.

 

Er hatte ihn nie vergessen. Er war immer für ihn zurückgekommen. Auch wenn es nur in seinen Träumen war.

 

Doch jetzt war sogar dieser Anakin Skywalker verschwunden. Ersetzt durch… durch diese schwarze, hochaufragende Gestalt. Durch den Vollstrecker des Kaisers, dem zweiten Mann im Imperium. Dem Sith, der die Jedis durch die Galaxie jagte. Ersetzt durch den Mann, der ihn gefoltert und womöglich fast getötet hätte.

 

„Ben…. Warum hast du es mir nicht gesagt…“ Lukes Worte gingen in einem leisen Murmeln unter, während die erste heiße Träne über seine Wange floss. Wieso hatte Ben ihn angelogen? Warum konnte er es ihm nicht einfach sagen? Wieso hatten sein Onkel und seine Tante geschwiegen? Wussten sie, was aus seinem Vater geworden war? Hatten sie ihm deswegen erzählt, er sei ein Pilot auf einem Gewürzfrachter?

 

„Kenobi war nie einer, der über die Lehren der Jedi hinaussehen konnte. Er hat dich auf einen Kriegspfad geschickt und dich mit einem Lichtschwert bewaffnet, um sein eigenes Versagen zu verstecken.“ Vaders tiefe Stimme rollte über ihn hinweg, viel weicher und ruhiger, als man es jemals erwarten würde und Luke schreckte fast auf, weil er den Sith nicht näher hatte kommen hören. Eine schwere, mit lederbekleidete Hand fiel auf seine Schulter und der junge Pilot zuckte zusammen, zerrissen zwischen Angst und dem kindlichen Verlangen eines neunjährigen Jungen, endlich seinen Vater treffen zu können.

 

Ein bebender Atemzug. „Warum bist du dann nie für mich gekommen?“

 

Es gab ein Stottern innerhalb des Beatmungsgeräts, ein scharfes Zischen und die Finger auf seiner Schulter zogen sich fast schmerzhaft zusammen. Luke hob den Kopf. Tränenreiche, blaue Augen starrten zu der schwarzen Maske hinauf, starrten fast durch die roten Linsen hindurch und Vader konnte das erste Mal seit langem, keine passenden Worte finden.

 

Der Sith schwieg etliche Minuten lang und stattdessen flammte die Macht um ihn herum auf, biss und kämpfte wie ein wildes Tier, welches drohte, seiner Kontrolle zu entkommen. Hinter der schwarzen Ebenholzmaske schloss der dunkle Lord die Augen, griff mit all seiner Konzentration und Stärke nach der Macht und zog sie an sich. Die Macht würde ihm gehorchen. Sie unterstand seiner Kontrolle. Er würde seinem Sohn nicht schaden! Innerhalb weniger Sekunden wickelten sich die schwarzen Ranken um sein Kind, jetzt schützend und begierig darauf, den Jungen nie wieder außer Sicht zu lassen. Luke würde sicher sein.

 

„Ich wusste nicht das du lebst… Man sagte mir, dass du gemeinsam mit deiner Mutter gestorben bist.“ Die Worte kamen langsam über Vaders rissige Lippen und der Schmerz schoss durch seine Brust, als er an Sie dachte. Fast zwei Jahrzehnte war es her, dass er sie verloren hatte, zwei Jahrzehnte, in denen die Schuld tief in seiner Seele verwurzelt war.

Weil er sie angeblich getötet hatte.

 

„Wa-warum…?“ Die Frage wurde von einem Schluckauf durchbrochen und Luke wischte sich mit dem Arm über die Augen, um die letzten Tränen aufzuhalten.

 

„Dies… ist kein Thema für jetzt.“ Und noch bevor Luke etwas erwidern konnte, hob der Sith die Hand und schnitt ihn ab.

 

„Keine Diskussion, mein Sohn. Es gibt wichtigere Dinge, die wir besprechen müssen. Für den Anfang würde es sicher helfen, wenn du vom Boden aufstehen würdest.“

 

 

Der junge Pilot runzelte die Stirn, seine Wangen gerötet und die Augen immer noch etwas glasig, aber er weinte nicht mehr. Langsam stützte er sich an der Wand ab und drückte sich wieder nach oben, etwas schwankend ging er zu dem Bett hinüber und ließ sich schwer darauf fallen. Vader folgte ihm. Die schwarze Gestalt überragte ihn für ein paar Sekunden bedrohlich, bevor der Sith sich scheinbar zu entspannen schien, die Arme vor der Brust verschränkte und aus dem Sichtfenster blickte.

 

„Also, was wirst du mit mir machen?“ Luke hatte die Hände zu Fäusten geballt und kaute nervös auf seiner Unterlippe herum. Seine Gefühle und Gedanken überschlugen sich immer noch, zu viel war in zu kurzer Zeit passiert und er hatte Probleme damit, alles klar zu verstehen.

 

„Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, Luke“, antworte Vader fest, als würde er jede Lüge im Keim ersticken wollen. „Die Zukunft kann kommen, wie sie will. Du bist von heute an meine höchste Priorität und ich werde dich beschützen.“

 

Die Heftigkeit hinter diesen Worten ließ einen Schauer über Lukes Rücken kriechen und er konnte nur Nicken, während er den Schreck hinunterschluckte. Er wusste nicht was besser war: Vader, der ihn jagte, um ihn zu töten oder Vader, der alles in der Macht dafür tun würde, um ihn zu schützen.

 

„Was hat Kenobi dir beigebracht?“ Der Bariton enthielt eine Spur von schlecht versteckter Wut und der blonde Junge zuckte leicht zusammen, bevor er sich aufhalten konnte.

 

„Wir… hatten nicht viel Zeit gehabt bevor….“

 

„Egal“ unterbrach ihn Vader und richtete seinen Blick wieder auf ihn. „Von nun an werde ich dich ausbilden. Du bist stark in der Macht, Kenobi war ein Narr, dich nicht früher zu trainieren.“

 

„Onkel Owen würde ihn nicht lassen“, murmelte Luke leise, immer noch den Kopf gesenkt, um nicht zu Vader – nein, seinem Vater – aufblicken zu müssen. „Er… war kein Freund von Ben. Hat ihn nie nahe an die Farm gelassen. Sagte, er sei ein alter Einsiedler, von dem ich mich fernhalten sollte. Ich kannte ihn nur flüchtig.“

 

Der dunkle Lord beobachtete ihn immer noch ruhig, obwohl er innerlich seinen alten Meister verfluchte. Natürlich würde Obi Wan in der Nähe von Luke bleiben. Er hatte bei dem Vater versagt, also würde er jetzt seine fehlgeleiteten Lehren an den Sohn weitergeben. Lassen sie ihn zu einem Märtyrer für einen vernichteten Ordern werden. Vader hatte nie viel mit Owen zu tun, aber in diesem Moment war er seinem Stiefbruder dankbar, dass er sein Kind davor bewahrt hatte.

 

„Es ist zu deinem Glück. Von nun an werde ich deine Ausbildung übernehmen und–.“

 

„Ich werde mich nicht der dunklen Seite anschließen!“ Blaue Augen schnappten nach oben und das berühmte Skywalker-Temperament brannte hell in ihnen. Der Junge war durch und durch sein Sohn.

 

„Sei nicht töricht, Junge. Du musst ausgebildet werden und ich werde dich in der Macht schulen, unabhängig davon, ob du dich an deine Lichtseite klammern willst!“, knurrte Vader zurück und antwortete mit seinem eigenen, heißblütigen Charakter. „Ich werde nicht zulassen, dass du den verdrehten Lehren der Jedi zum Opfer fällst, wie ich es einst tat.“

 

Und du wirst auch nicht meinem Meister in die Hände fallen. Dein Licht wird nicht zerstört werden.

 

„Warum sagst du das? Die Jedi waren gut und haben die Republik verteidigt! Du hast es einst getan. Sie standen dafür!“

 

„Für was, genau?“ Fragte der Sith und seine Lippen verzogen sich Abneigung. „Wofür standen die Jedi und wofür die Republik?“

 

„Nun… Demokratie und Gerechtigkeit. Frieden und Harmonie.“ Luke verschränkte die Arme vor der Brust, ein tiefes Stirnrunzeln im Gesicht.

 

„Nichts außer Rebellenpropaganda und noch schlimmer Jedi-Propaganda! Dein Verständnis für die Geschichte ist mehr als nur mangelhaft, mein Sohn. Ich werde diesen Aspekt deiner miserablen Schulbildung auf Tatooine zuschreiben.“

 

„Die Jedi hatten keine Propaganda!“, protestierte der junge Pilot.

 

„Oh, das habe sie mit Sicherheit getan, Luke. Ich war dabei, ich habe es erlebt!“ Frustration und Wut kämpfte in der Stimme des dunklen Lords und er drehte sich weg, um seinen Zorn in eine andere Richtung zu lenken. „Vertraue niemals darauf, was ein Jedi die Wahrheit nennt. Es ist so gut wie wertlos!“

 

Du bist stark und weise, Anakin und ich bin sehr stolz auf dich.

Du warst mein Bruder, Anakin! Ich habe dich geliebt!

 

Luke beobachtete die schwarze Gestalt vor sich, zweifelnd und unsicher darüber, ob er die Worte seines Vaters glauben konnte. Das.. war nicht richtig…. Konnte nicht richtig sein. Die Jedi waren gut! Was war passiert, dass sein Vater sich so gegen sie stellen würde? Alles verraten, an was er geglaubt hatte? Sich der dunklen Seite anschließen würde? Wie konnte aus Anakin Skywalker nur Darth Vader werden?

 

Und was, wenn sein Vater doch recht hatte? Was, wenn Ben ihn auch darin angelogen hatte?

 

„Die Republik stand für Gerechtigkeit und Frieden“, sagte er noch einmal leise und hartnäckig. Seine Stimme immer noch geprägt von stählernem und jugendlichem Glauben.

 

„Die Republik hatte eine Sklavenarmee. Und sie wurde von den Jedi angeführt, die Ketzer ihrer eigenen Lehren waren“, spuckte der Vocoder wütend. „Die Klonkriege wurden von Gier und Korruption angeheizt und von denen bezahlt, die dadurch Profit ziehen konnten. Sie erlaubten eine unkontrollierte Gesetzlosigkeit und das alles unter dem Deckmantel der Freiheit!“

 

„Das… das kann nicht richtig sein!“ Die Worte des dunklen Lords rissen an dem rechtschaffenden Funken, der noch immer in Luke brannte.

 

„Natürlich ist es das, mein Sohn. Ich sah es aus erster Hand. Ich war einer dieser Jedi, ich habe es unterstützt! Die Klone waren Sklaven und gehörten der Republik. Sie waren Lebewesen, die an Inhibitor-Chips gebunden waren und keine Aussichten darauf hatten, ein Leben außerhalb des Militärs zu finden. Sie wurden gekauft und bezahlt, um unter dem Kommando der Jedi zu sterben. Sie waren nichts als eine ersetzbare Ware, die an dieselben Regeln gebunden waren, wie die Sklaven auf Tatooine. Sie mussten jeden Befehl befolgen. Jegliche Entscheidung lag nicht in ihren Händen und sie hatten keine Chancen frei zu sein.“ Vader warf seinem Sohn einen kurzen, scharfen Blick zu und starrte dann aus dem Sichtfenster.

 

„Warum… aber…“ Luke sah so aus, als würde ihm gleich schlecht werden. Schrecken, Enttäuschung und Unglauben flossen von ihm ab und kräuselten sich in der Macht um ihn herum. Das war nicht das, was er gehört hatte. Das waren nicht die glorreichen Geschichten, von denen er sich als Kind begeistern ließ. Das war alles falsch. Die Republik hätte besser sein sollen, hätte besser als das Imperium sein müssen! Was war schief gelaufen?

 

Offensichtlich unfähig, dieses Thema weiter zu bestreiten, verstummte er und vergrub seinen Kopf in seinen Händen. Vader wartete geduldig, wissend, dass sein Sohn trotz allem noch nicht fertig war. Und keine drei Minuten später, wurde er darin bestätigt.

 

„Warum hast du gesagt, dass man Jedi nicht vertrauen soll, wenn es um die Wahrheit geht?“

 

„Es hat viele Gründe“, antwortet der Sith langsam und verschränkte die Hände hinter seinem schwarzen Umhang. „Zunächst waren die Jedi wirkliche Meister darin, eine Sache zu sagen und eine andere zu meinen. Sie konnte und wollten nicht direkt lügen, aber sie hatten sicherlich keine Probleme damit, die Wahrheit zu verbiegen oder zu verfälschen. Obi Wan war eines der besten Beispiele dafür.“

 

„Aber es ist immer noch die Wahrheit, auch wenn es nur von einem bestimmten Standpunkt aus ist“, wiedersprach Luke, hob wieder den Kopf und war offensichtlich immer noch bereit dazu, seinen alten Meister zu schützen.

 

„Ich sehe, Kenobis Einfluss auf dich, hat bereits gefruchtet.“ Die harten Worte, ließen den jungen Piloten etwas zurückschrecken. „Aus einer bestimmten Sicht ist diese Wahrheit vielleicht eine hübsche Version von Voreingenommenheit, aber eine Lüge durch Unterlassung ist immer noch eine Lüge. Sie haben ihre Lehren verraten, indem sie das militärische Kommando der Klonarmeen angenommen haben und haben dafür auch noch Ruhm gesammelt.“

 

„Ich… habe noch nie davon gehört“, murmelte Luke und seine Brust schmerzte bei dem Gedanken, dass seine Helden gerade so einfach von ihrem Sockel gerissen wurden.

 

„Natürlich nicht, mein Sohn. Du bist noch jung und außerdem auf Tatooine aufgewachsen.“ Vader wandte sich wieder zu ihm, seine Stimme ruhig und gesammelt, auch wenn die Wut weiterhin um ihn kreiste. „Und vielleicht hilft es dir zu wissen, dass nicht alle Jedi so waren. Einige haben sich tatsächlich um die Klone gekümmert. Aber darüber hinaus gibt es nicht viel Gutes, was man ihnen zuschreiben kann. Ich bin erstaunt, dass Obi Wan dich überhaupt noch trainieren wollte.“

 

„Was meinst du damit?“

 

„Die Jedi bildeten niemanden aus, der über ein bestimmtes Alter hinaus war oder nicht eine gewisse Affinität zur Macht besaß. Sie erlaubten nur Kleinkinder dem Orden beizutreten und im Normalfall taten sie das Nötigste, um die Familien davon zu überzeugen, ihren Nachwuchs freiwillig aufzugeben. Je jünger, desto besser.“

 

Luke starrte entsetzt, bereit zu protestieren, doch um ihn herum klingelte die Wahrheit hell.

 

„Den Kindern wurde verboten, jemals wieder Kontakt zu ihren Familien aufzunehmen und in vielen Fällen sind sie aufgewachsen, ohne etwas über ihre biologischen Eltern zu wissen. So wurde sichergestellt, dass keiner von ihnen Eigensinn oder Anhaftungen entwickelt. Die Jedi verweigerten sich jede Form der Liebe oder sogar Emotionen.“

 

„Was ist mit den Kindern der Jedi passiert?“

 

„Jedi hatten keine Kinder, Luke.“ Durch die Maske beobachtete Vader seinen Sohn genau, seine Fäuste ballten sich und die Narben auf seiner Haut verzogen sich schmerzhaft, als er die Lippen fest zusammenpresste.

 

„Aber… du hast… ich meine, ich bin dein… Sohn…“ Blaue Augen weiteten sich erschrocken und der Moment der Erkenntnis hallte laut in der Macht wider.

 

„Das ist richtig.“ Eine kurze Pause. „Und wäre es entdeckt worden, hätte man mich sicher aus dem Orden geworfen.“

 

„…Was wäre mit mir passiert?“

 

„Das wäre stark von deiner Machtempfindlichkeit abhängig gewesen. Aber ich bin mir sicher, sie hätte dich mir ohne zu zögern weggenommen und ich hätte dich nie wiedergesehen.“ Die Antwort war schlicht und einfach, ohne ein Zeichen an Gefühl und es drehte Luke den Magen um, weil es das Ganze eigentlich nur noch schlimmer machte.

 

Besiegt ließ er den Kopf hängen, ein unhörbares Seufzen entkam seinen Lippen und seine Schultern sackten leicht nach vorn. Waren die Jedi wirklich so… grausam gewesen, dass sie Kleinkinder von ihren Familien trennten? Dass sie keinerlei Emotionen zuließen?

 

Selbst als ein Kind, welches ohne die eigenen Eltern aufgewachsen war, konnte Luke sich nicht vorstellen, ohne die Liebe seiner Tante oder seines Onkels großgeworden zu sein. Sicher, sie waren kein Ersatz für seine echte Mutter oder seinen echten Vater, aber sie taten alles, damit er sich geboren und beschütz fühlen konnte. Wie konnte man diese Dinge irgendeinem Lebewesen verweigern?

 

„Hätte Ben dir nicht helfen können?“ Immer noch brannte ein Funken Hoffnung in den Augen, als sie sich auf die schwarze Maske richteten.

 

„Kenobi folgte dem Orden, ohne ihn zu hinterfragen.“

 

„Aber er hat gesagt, er wäre dein Freund gewesen! Warum– “

 

„Genug, Luke! Diese Dinge spielen keine Rolle mehr. Du wirst die Macht lernen, aber jeden Teil von ihr. Ohne Lügen oder einer halberzählten Wahrheit. Es ist dein Schicksal. Dein Geburtsrecht.“ Ihre Blicke waren für Sekunden verriegelt, dann drehte Luke stur den Kopf weg.

 

„Und wenn ich nicht will?“ Die Frage war platonisch, der letzte Rest eines Kampfes, der schon längst verloren war. Luke wusste das, sein Vater ebenfalls. Aber dennoch bewunderte Vader den anhaltenden und hartnäckigen Stolz in seinem Sohn.

 

„Du wirst oder der Kaiser wird dich zerstören.“

 

Die Endgültigkeit hallte durch den Raum. Lukes Körper spannte sich an, sein Leuchten in der Macht zitterte kurz vor Abscheu, aber es war nie so schlimm wie der Zorn, den Vader all die Jahre fühlte. Luke war reines Licht, entgegen der tiefschwarzen Dunkelheit, die seine Seele heimsuchte.

 

Wenn jemand Sidious besiegen konnte, dann war es sein Sohn.

 

Und er würde alles dafür tun, um sein Kind nicht noch einmal zu verlieren.

 

Er würde sich nicht erlauben, ihn wieder allein zu lassen.

 

Nie wieder.

 

 

Vader war der Erste, der die endlosen Minuten des Schweigens und Nachdenkens zwischen ihnen wieder durchbrach.

 

„Wer hat es dir erzählt?“ Die Frage ließ Luke aus seinen verworrenen Gedanken aufschrecken und die schwarze Gestalt unter seinen blonden Haaren hervor betrachten.

 

„Mir was erzählt?“, hakte er misstrauisch nach, noch immer unsicher, wie er nach alle dem mit seinem Vater umgehen sollte.

 

„Als du deinen Namen sagtest, hast du dich als „freigeboren“ bezeichnet. Wer hat es dir gesagt?“

 

„Ich bin Luke Skywalker. Freigeborener Sohn von Anakin Skywalker.“

 

Vaders Haltung wirkte noch starrer als sonst, selbst das Zischen der Atmung schien kälter. Es war nicht schwer zu erraten, dass dieser Teil seiner Vergangenheit – seines Lebens – nichts war, was er gern ansprach und doch hatte er sich dazu gezwungen. Für seinen Sohn. Er wusste, wenn er etwas erreichen wollte, musste er dem Kind entgegen kommen.

 

„Ich habe Oma Shmis Grabstein gefunden, als ich sieben war. Vergraben unter dem Sand. Tante Beru… sie hat mir von ihr erzählt. Nicht viel, aber es reichte, um später die Dinge zusammenzuführen. Die Menschen reden, weißt du? Man hört Geschichten und Legenden. Ich habe es nie wieder erwähnt, aber irgendwie hatte ich es immer gewusst… Sie war deine Mutter, oder?“

 

„Ja.“ Das Wort war leise, fast unhörbar und Lukes blaue Augen fixierten die schwarze Maske. Er wollte noch immer Wut und Zorn auf den dunklen Lord empfinden, aber je länger sie hier in diesem Raum zusammen waren, desto schwerer fiel es ihm. Er konnte es einfach nicht. Unter all der schwarzen Rüstung, unter all dem dunklen Wirbelsturm der Macht, gab es immer noch ein Funken Licht. Er war klein, aber er war da. Es gab noch immer Hoffnung. Sein Vater war immer noch da.

 

„Ich wünschte, ich hätte sie gekannt…“

 

„Sie hätte dich geliebt.“ Es schien seltsam, diese Worte aus dem Mund des Sith zu hören. Aber dennoch waren sie wahr. Ein sanfter Stoß der Erleichterung schoss durch den jungen Piloten und sein Herz wärmte sich bei dem Gedanken auf. Vielleicht…könnte er auch noch ein Stück weiter gehen… Jetzt hatte er die Chance und immerhin… nach all den Geschichten über die Jedi, musste er es wissen!

 

„Und…meine Mutter?“

 

Die Situation kippte so plötzlich, dass nichts es hätte aufhalten können.

 

Vaders Fäuste ballten sich reflexartig, das Leder knarrte gefährlich und die Temperatur sank augenblicklich um ein paar Grad nach unten. Die schwarze Sonne seiner Macht kreischte auf, schlug zerstörerisch nach außen, überschüttete alles mit brennend heißer Dunkelheit und Luke krabbelte ängstlich und eilig auf die andere Seite des Bettes, um möglichst weit von seinem Vater entfernt zu sein. Aufgerissene Augen starrten panisch auf den gepanzerten Mann und mit jeder Minute die verstrich, fühlte er sich von der bedrückenden Präsenz regelrecht erstickt.

 

„Vader…?“

 

„Ani….“

 

Das Metall der Wände um ihn herum gab ein Ächzen und Stöhnen von sich, begann sich langsam nach außen hin zu wölben und selbst auf dem dicken Glas des Sichtfensters, bildeten sich kleine Risse. Die Lichter flackerten gefährlich. Sein Blut lief kalt. Wenn er nichts tat, würde die Situation außer Kontrolle geraten.

 

„Vater?“

 

„Ani….ich bin schwanger.“

 

Langsam trat Luke um das Bett. Leicht zitternd und jeder Muskel angespannt, streckte er zaghaft die Hand aus, um seine Finger federleicht auf einen schwarzen Arm zu legen. Er schluckte und holte tief Luft. Du kannst das tun. Für ihn. Für deine Mutter. Sein Vater durfte nicht noch einmal in die Dunkelheit fallen!

 

Ipa“ - Vater - „Bitte hör auf.“

 

„Das ist der schönste Tag meines Lebens!“

 

Die Reaktion folgte sofort. Vaders Machtpräsenz verlagerte sich, schlang sich um seinen kleineren Körper und bildete einen undurchdringlichen Kokon. Lukes Atem stockte, aber er wehrte sich nicht. Er blieb vollkommen still und ließ die schwarzen Ranken über sich hinweglaufen. Ließ sie sein Bewusstsein streifen und ihn hinter einer Wand aus Besessenheit und endloser Schutzbereitschaft verstecken.

Die ausbrechenden Gefühle seitens des Sith waren roh und unverfälscht, so tiefgreifend und stark, wie Luke sie noch nie zuvor gespürt hatte. Emotionen, die vermutlich seit Jahren fest unter Verschluss gehalten wurden. Es erschreckte ihn und zugleich fühlte er sich seltsam beruhigt. Denn da war auch… Wärme. Menschlichkeit. Leben.

Und schließlich, nach scheinbaren Minuten, streckte Vader die Hand aus, hielt für einen kurzen Moment über seinen Fingern inne, bevor sich der Handschuh auf sein Fleisch senkte. Ein leichtes Zittern in all der Prothetik. Sein ausgestoßener Atem war tiefer und kraftvoller. Es gab ein Summen, dann drehte sich der Kopf des Sith und Luke war sich sicher, dass seine Augen ihn direkt anstarrten.

 

Sind seine Augen so blau wie meine?

 

„Sie… liebte dich von dem Tag an, an dem sie erfuhr, dass sie schwanger war.“ Eine seltsame Emotion blutete zwischen den Worten hinaus und der junge Pilot brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, dass es Trauer war. Trauer und… Liebe. Der dunkle Lord hatte einst geliebt, liebte seine Mutter immer noch. Aber es war eine traurige, schmerzverzerrte Liebe und Luke verspürte das erste Mal tiefes Mitleid mit seinem Vater. „Sie wäre genauso stolz auf dich, wie ich es bin.“

 

Der junge Pilot nickte, die Tränen von früher kehrten mit rasender Geschwindigkeit zu ihm zurück und er musste die Augen schließen, um sich zu beruhigen. Seine Mutter liebte ihn. Er hätte eine Familie gehabt, all das, was er sich schon immer gewünscht hatte. Und sie wäre stolz auf ihn. Stolz…wie sein Vater…?

 

„Du…. Du bist…“ Er musste schlucken und wollte es fast gar nicht fragen. „Du bist wirklich stolz auf mich?“

 

„Mehr als du dir jemals vorstellen kannst, mein Sohn.“ Die Hand auf seinen Fingern wanderte wieder zu seiner Schulter. Tröstend. Warm. Liebend. Unbewusst lehnte sich Luke in den festen Griff und er spürte, wie ein erleichtertes Lächeln an seinen Lippen zuckte. All da schien so surreal, als wäre er geradewegs in einen seiner Träume eingetaucht. Vor wenigen Monaten noch, war er ein bloßer Farmjunge, ein Waisenkind von Tatooine und jetzt hatte er nicht nur einen Vater, sondern auch die Gewissheit, dass er tatsächlich gewollt worden war.

 

Damals gewollt, trotz der Regeln des Jedi Ordens. Heute gewollt, trotz der Tatsache, dass sein Vater ein Sith war.

Vielleicht auch nicht ganz so sehr Sith, wie er es gern hätte…

 

Die Gedanken ließen ihn fast schwindelig werden und er öffnete seine Augen, um zu seinem Vater zu blicken. Die Maske wirkte plötzlich viel weniger bedrohlich und Luke fragte sich für einen Moment, wie das Gesicht dahinter wohl aussehen würde. Warum Vader überhaupt diesen Anzug trug. Doch… er entschied klugerweise, diese Frage auf ein anderes Mal zu verschieben. Im Augenblick war es nicht wichtig.

 

„Vater“, es war immer noch seltsam den Titel auszusprechen, aber es machte ihn glücklich, „kannst du mir ihren Namen nennen? Den Namen meiner Mutter?“

 

Schock durchfuhr den dunklen Lord.

 

„Du meinst…“ knurrte der Sith, die Verärgerung blutete aus ihm heraus, aber Luke wusste, dass es nicht auf ihn gerichtet war.

„Niemand hat es dir je gesagt?“

 

„Nein. Niemand kannte sie und – “

 

„Kenobi wusste es!“ Vaders Wut war zurück, aber dieses Mal war sie scharf und kalt. Der Vocoder knackte leicht, bei dem plötzlich lauten Ausruf. „Obi Wan kannte sie gut und auch deine Hüter haben es getan!“

 

„Onkel Owen und Tante Beru haben meine Mutter getroffen?“ Die Frage war leise, aber nicht weniger erwartungsvoll.

 

„Einmal. Sie trafen sich einmal….als meine Mutter gestorben war.“ Der dunkle Lord drehte den Kopf weg, aber seine Hand blieb auf Lukes Schulter. Wenn sein alter Meister nicht schon längst tot wäre, hätte er einen viel schlimmeren Tod verdient. Wie konnte er dem Jungen nichts von seiner eigenen Mutter erzählen? Über seine Herkunft? Wollten sie ihn für immer so unwissend lassen?

 

Luke verdient es zu wissen! Er war schließlich alles, was von ihr noch übrig geblieben war.

 

„Sie hieß…Padmé.“ Der Name war ein sanftes Flüstern, etwas, was die Maschine in Vader niemals hätte erzeugen können… und doch… Der Sith schloss die Augen, als die schweren, bittersüßen und schmerzvollen Erinnerungen an seine Frau über seinen Geist hinwegrollten und sich das Bild eines junge Mädchens, mit gelockten braunen Haaren vor seinem inneren Auge entfaltete.

 

Sie lächelte ihn an und ihre Augen funkelten vor Liebe, während die Sonne Naboos ihrer Haut einen natürlichen Glanz verlieh. Das Gelb ihres Kleides strahlte, aber nichts konnte ihre eigene, blendende Schönheit übertreffen.

„Ani, ich liebe dich.“

Sie war ein Engel.

 

„Padmé“, wiederholte Luke leise und drehte den Namen noch ein paar Mal in seinem Kopf herum. Es klang… schön. Warm und freundlich, wie die sanften Berührungen seiner Tante, als sie ihn in jungen Jahren ins Bett gebracht hatte. Es beruhigte ihn. Die Macht um ihn herum summte vor Zustimmung und in diesem Augenblick fühlte sich der junge Pilot vollkommen in Frieden.

 

„Danke, Vater.“ Die schwarze Maske drehte sich zu ihm zurück und Luke schenkte ihm ein echtes, wenn auch noch etwas schüchternes Lächeln. Die Hand auf seiner Schulter zog sich vor Anerkennung leicht zusammen, bevor der Sith ihn losließ und ein paar Schritte zurücktrat.

 

„Wir werden dieses Gespräch ein anderes Mal fortführen, mein Sohn.“ Der tiefe Bariton rumpelte und Vader kehrte ein Stück weit zu seiner alten, militärischen Haltung zurück. Die Arme vor der Brust verschränkt und hoch aufragend. „Für den Moment jedoch…“

 

Der dunkle Lord wandte sich der Tür zu und sie öffnete sich auf einen stillen Befehl der Macht hin. Luke beobachtete ihn erstaunt und etwas eifersüchtig.

 

„Du wirst es lernen“, sagte Vader wage amüsiert und bedeutete ihn dann, ihm zu folgen. „Ich gehe davon aus, dass sie seit einigen Stunden keine Nahrung mehr zu sich genommen haben?“

 

Das leise Knurren aus der Richtung von Lukes Bauch, war Antwort genug und der Junge hatte die Gnade zu erröten.

 

„Ich denke…“ murmelte er verlegen und richtete seinen Blick auf den Boden.

 

„Sehr gut. Ich werde dir etwas zu Essen besorgen und danach, werden wir alles andere besprechen.“

Und gemeinsam verließen Vater und Sohn den Raum und gingen auf eine Zukunft zu, die sicher niemand vorhergesehen hatte.

 

Es war zu erwarten, dass es zu Hindernissen und Auseinandersetzungen kommen würde. Zu Streitigkeiten und vielleicht auch zu Tränen. Aber dann würde es auch leise gesprochene Worte, stille Versprechen und vor Glück strahlend blaue Augen geben. Ein echtes Lachen und die Wärme einer aufrichtigen Berührung.

 

Die Liebe eines Vaters, hatte einem einsamen Jungen von Tatooine eine Familie geschenkt.

 

Und die Liebe eines Sohnes, würde den Vater aus der Dunkelheit retten können.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Starlightt
2023-10-16T20:21:11+00:00 16.10.2023 22:21
Tolle Geschichten, sehr professionell geschrieben. Solltest du Lust auf ein 2er Star Wars RPG verspüren, kannst du mir gerne schreiben. ;)
Von:  CheyennesDream
2020-04-09T07:58:37+00:00 09.04.2020 09:58
Deine FF hat mich bereits interessiert, als du sie hochgeladen hast.
Die Idee ist außergewöhnlich und bietet sicherlich viel Stoff um sie umzusetzen.

Bin schon gespannt, welche Muse dich packt.
Das erste Kapitel war bereits lesenswert und gewissermaßen erfrischend. Sozusagen eine andere Version, wie Luke zum ersten Mal auf seinen richtigen Vater trifft.

Gern mehr aus deiner Feder

Chris


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Antwort von:  MsBlueLion
02.05.2020 15:09
Hallöchen Chris,

ich entschuldige mich zu tiefst dafür, dass ich dein Kommentar erst jetzt gesehen habe und ihn beantworte und möchte dir gleichzeitig auch dafür danken, dann du etwas so tolles geschrieben hast!
Es freut mich wirklich sehr zu lesen, dass dir meine Kapitel bisher gefallen haben und ich kann dir sogar versichern, dass ich heute oder morgen die nächsten Teile dazu hochladen werden!

Also noch einmal vielen Dank und ich hoffe, die kommenden Kapitel werden dir auch gefallen.
Vielleicht ließt man sich ja hier mal wieder.

Liebe Grüße
Blue


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