Ya lyubl..-Was?
"..Warum hast du mich im Stich gelassen..?"
Ray schaute ihn schuldbewusst an. Was sollte er nur machen? Sollte er Kai versuchen zu erklären, dass es keine Absicht gewesen war..?
Doch was würde dann weiter passieren? Wie würde sich Kai verhalten? Was würde er als nächstes machen?
Rays Gedanken fuhren regelrecht Achterbahn in seinem Kopf und er wusste gar nicht mehr, was er jetzt wirklich machen sollte.. Aber als er Kais blutende Stirn und seine Arme sah, wurde ihm klar, dass er ihn vielleicht als erstes verarzten sollte.
Der Junge wollte sich gerade erheben, als ihn plötzlich etwas festhielt.
Wie erstarrt blieb er stehen und schaute auf Kai, welcher ihn an der Hand gepackt hatte und mit einem traurigen Blick ansah. "..Lässt du mich schon wieder im Stich..?", wisperte er kraftlos.
Wollte er nichts mehr mit ihm zu tun haben!? Sich einfach davon schleichen, weil er sich vor der Verantwortung drücken wollte?
"Ich..", stotterte Ray von sich. "Ich komm' gleich wieder..", lächelte er ihn dann an und wollte weitergehen, aber Kai ließ ihn nicht los. Er wollte nicht alleine bleiben.. nicht jetzt.. nie mehr! Er wollte jemanden an seiner Seite haben, dem er vertrauen konnte! Oder war Ray doch der Falsche? ...hätte er das Team doch verlassen sollen..?
"Nein.. bitte.. bleib hier..", es war fast ein Wimmern..
Aber Ray zerbrach förmlich das Herz. Wie konnte es nur sein, dass Kai sich so veränderte?
..Aber Moment mal.. Kai wollte, dass er blieb? Was hatte das wieder zu bedeuten? Hatte er etwa so große Angst allein gelassen zu werden, oder was?
Wieder schenkte Ray ihm ein zaghaftes Lächeln und setzte sich wieder auf die Bettkante. "Okay, ich bleibe.", lächelte er ihn an. Vielleicht war es so das Beste. Er wollte ihn wirklich nur ungern allein lassen und... insgeheim war er glücklich, dass Kai wollte, dass er blieb! Vermutlich wären die anderen kreischend davon gelaufen, weil sein Shirt voller Blut war.
Auch Kai musste lächeln. Scheinbar wollte Ray ihn auch nicht allein lassen! Aber hatte er das nur gesagt, damit er sich Hoffnungen machte? ..na ja, auch egal! Er war glücklich, in dieser Zeit nicht allein sein zu müssen..
Er rutschte etwas zur Seite und Ray schaute ihn verwundert an.
Aber ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden und sich zu fragen, was das sollte, legte er sich schließlich unter die Decke. Es war schon irgendwie ein merkwürdiges Gefühl.. nicht nur, dass Kai ihn freiwillig hier schlafen ließ, sondern auch, weil er nicht alleine sein wollte.
Sollte das vielleicht heißen, dass er Ray vertraute?
So kannte er Kai überhaupt nicht. Vielleicht war er in Wirklichkeit doch ein verängstigtes Kind, das er immerzu versteckte?
"..Lass mich nicht allein, Ray..", flüsterte Kai bittend und kuschelte sich an ihn. Er brauchte jetzt jemanden.. jemand, der ihn nicht allein ließ... jemand, dem er vertrauen konnte und aus irgendeinem Grund wusste er, dass es Ray war, der es sein musste. Bei ihm fühlte er sich wohl und geborgen.. und das brauchte er jetzt mehr als alles andere...
Ray musste erneut lächeln und nahm ihn schützend in die Arme.
Scheinbar brauchte er jemanden, bei dem er sich festhalten konnte und nicht ausgelacht oder verspottet wurde. Und irgendwie machte es ihn stolz. Wies aussah, war nämlich er derjenige, dem Kai sich anvertraut hatte!
Vorsichtig strich ihm Ray über den Kopf. Es machte ihn unsagbar glücklich, Kai in seinen Armen zu halten.
Erneut streichelte er ihm durchs Haar und musste aufpassen, seine Kopfwunde nicht zu berühren.
,Warum hat er das getan..?', dachte der Chinese und schaute bedrückt auf ihn herab.
Die Zeit verging und Kai war eingeschlafen. Zusammengekuschelt lag er neben ihm. Mit einer Hand hatte er sich in Rays Shirt festgekrallt und mit der anderen hielt er die Hand des jungen Chinesen.
Ray hingegen war noch immer wach und hatte ihn die ganze Zeit über versucht zu beruhigen, da er ziemlich aufgewühlt war.
...Es hatte Stunden gedauert, bis die letzte Träne getrocknet war...
Als er aber sicher war, dass er in Ruhe schlief, wagte er es und versuchte sich etwas aus Kais festem Griff zu befreien..
Allerdings war das ziemlich schwierig, da er ihn ja nicht wecken wollte.
Er werkte etwas herum und kam schließlich frei.
Vorsichtig stieg er aus dem Bett, deckte ihn aber wieder ordentlich zu und schlich dann leise zur Zimmertür hin. Erneut warf er einen unsicheren Blick auf Kai, welcher sich jetzt ins Kopfkissen gekrallt hatte, aber weiter ruhig schlief.
Erleichtert atmete er auf und verließ schließlich das Zimmer.
Kaum war er draußen, schlang er die Arme um sich und ging langsam die Stufen abwärts, da er unbedingt ins Badezimmer musste.
Er konnte nicht beruhigt schlafen, ehe er nicht Kais offene Wunden versorgt hatte.
Schnell packte er nach dem Erste Hilfe Köfferchen und wollte wieder nach oben gehen, als er inne hielt.
Er sah sich suchend um, schnappte sich schließlich noch eine Wasserschüssel und ein Tuch, und zusammen mit dem Koffer machte er sich dann wieder auf den Weg nach oben.
Zum Glück war um diese Uhrzeit keiner mehr wach, sonst hätte man Rays Arme und Shirt gesehen, welche mit Kais Blut befleckt waren.
Schließlich kam er wieder oben an, betrat leise das Zimmer und seufzte erleichtert, als er feststellte, dass Kai noch immer schlief.
Auf Samtpfoten schlich er sich wieder rüber zum Bett und glücklicher Weise hatte er noch nicht die Nachttischlampe ausgeschalten.
Sonst hätte er das Licht wieder einschalten müssen und Kai wäre dadurch wahrscheinlich aufgewacht..
Ray schnappte sich also vorsichtig Kais Hand und behielt ihn, während er herum verarztete, die ganze Zeit im Auge.. Wäre schließlich voll arg, wenn der plötzlich aufwachen würde.
Aber egal, Ray schaffte es, wie nicht anders zu erwarten war, Kai nicht zu wecken und trotzdem seine offnen Wunden sorgfältig zu verarzten.
,Puh.. Das wäre geschafft... Jetzt kann ich wenigstens auch in Ruhe schlafen..', dachte der Chinese nach einiger Zeit und lächelte zufrieden. War ein hartes Stück Arbeit gewesen, aber jetzt hatte er es sich verdient, in Ruhe zu schlafen.
Er legte sich also wieder zu Kai, machte das Licht aus und schloss sanft die Arme um ihn..
Als er ihn so in der Dunkelheit beobachtete, kamen ihm wieder diese elenden Fragen auf, warum er sich das wohl angetan hatte? Sollte er ihn überhaupt danach fragen, oder wäre das ein Fehler?
Gerade, als er die Augen schließen wollte, öffnete Kai seine und schaute Ray an.
"..Warum hast du..", flüsterte der Russe total irritiert und hielt sich die Hand vors Gesicht.
Dort, wo er die ganzen Schnittstellen hatte, war eine Bandage drum gemacht, allerdings drang etwas Blut hindurch.
Plötzlich war er total niedergeschlagen... Ray hatte ihm sogar.. "Warum..?", fragte er erneut und schaute seinen Gegenüber tief in die Augen. Er verstand es nicht.. WARUM machte er sich diese Mühe, obwohl es doch nur Mitleid war?!
"Hör auf, darüber nachzudenken und schlaf endlich..", murmelte Ray, da er viel zu müde für eine Diskussion war.
Er lehnte seinen Kopf vorsichtig an den von Kai. Dessen Stirn noch immer glühte.. Vielleicht hatte ihn das Fieber dazu getrieben, sich selbst zu verletzten?!
"..Ray..?", flüsterte der Junge weiter und kuschelte sich wieder an ihn. Schon wieder merkte er, wie seine Augen zu brennen begannen.. Wieso kümmerte Ray sich nur so sehr um ihn? Dabei hatte er das doch gar nicht verdient.. Er war es nicht wert.. Nein, überhaupt nicht. Schließlich hatte er versucht Selbstmord zu begehen! Schon öfter als nur ein oder zweimal und niemand hatte sich drum Gedanken gemacht! Na ja.. außer Tala...
"Hm..?", kam es leise zurück und der Chinese öffnete müde die Augen.
Er sah Kai direkt in die Augen und bemerkte wie ein schüchternes Lächeln über dessen Lippen glitt. Auch, wenn es nur Mitleid war.. Er konnte seine Gefühle nicht mehr verbergen. Es ging nicht.. Ray war die ganze Zeit so nah.. greifbar nah und das machte es noch unerträglicher.
"..Ya lyublyu tyebya, Ray..", hauchte ihm Kai ins Ohr, kuschelte sich dann noch etwas mehr an ihn. Sein gesamter Körper zitterte. Unsicher kniff er die Augen zusammen.. Er hatte Angst vor der Antwort..! Am liebsten hätte er sich die Ohren zugehalten und einfach abgeschaltet.. aber irgendwie wollte er es doch wissen..
"..Was..?", fragte Ray perplex zurück und zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. "..Was hast du gesagt..?"
,War ja klar..', dachte Kai enttäuscht. Wäre auch zu schön gewesen, wenn er das jetzt verstanden hätte.
"Ach nichts..", murmelte Kai und ließ von ihm ab. Da hatte er endlich seinen ganzen Mut gefasst und dann.. dann verstand Ray es nicht..!
Der Russe drehte sich von ihm weg, schlang die Arme um sich und sah enttäuscht auf die Bettdecke. Er seufzte in einer Tour und war jetzt total niedergeschlagen.
Da brachte er diese.. verdammten drei Worte endlich, nach so langer Zeit, wieder über die Lippen und dann verstand es dieser Chinese nicht!!
Aber.. wenn er ehrlich zu sich selbst war, wollte er gar nicht, dass Ray es verstand. Nein, das wäre zu peinlich gewesen..
Doch plötzlich spürte er, wie sich jemand an seinen Rücken kuschelte.
Überrascht wollte er sich umdrehen, doch er vernahm ein leises "Ssh.. sei still und halt die Klappe."
Etwas irritiert zog Kai eine Augenbraue in die Höhe. "Ach, ich soll die Klappe halten!?", murrte der Russe empört. Da machte er ihm so ein Geständnis und jetzt sollte er die Mund halten!?
Er drehte sich sauer zu dem Chinesen um, und schaute in seine gold-gelben Augen, welche bei dem fahlen Mondlicht wunderschön leuchteten.
Sofort wurde er ruhig.. Es war wie ein Bann, der ihn zum Schweigen brachte...
"Ja, du sollst die Klappe halten.", gab Ray leise zurück und lächelte. "Sonst muss ich sie dir stopfen!"
Kai zog 'nen Schmollmund und sah den Jungen verärgert an.
"Also wenn hier jemand...", seine Stimme wurde immer leiser, denn irgendwie versank er regelrecht in diesen Augen..
Langsam schlossen sich seine Augen von selbst und er verspürte einen heißen Atem auf seiner Wange, was ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
Sein Körper begann leicht zu zittern, fühlte sich an, als würde er beben.. aber es war nur ein leichtes Zittern. "..Ray..?", flüsterte Kai und er musste sich mächtig zusammenzureißen, nicht gleich die Kontrolle zu verlieren! Denn er hatte einen ganz leichten, kaum spürbaren Kuss an seinem Nacken verspürt.
"..Hör auf zu reden..", flüsterte Ray und hauchte ihm genau an die selbe Stelle diesen brennenden, zaghaften Kuss auf die Haut.
Kai verstummte wieder und genoss einfach dieses wunderbare Kribbeln, das sich in seinem ganzen Körper ausbreitete.
Langsam glitt eine Fingerspitze über Kais Lippen, strich ihm übers Kinn, seinen Hals hinab und stoppte dann schließlich am Schlüsselbein, wo Ray wieder einen brennenden Kuss hinterließ.
Kai musste sich schwer beherrschen, ein keuchen zu unterdrücken, doch jedes Mal, wenn Ray seine Haut berührte, war es, als würde er dort verbrennen. Diese zaghaften Küsse hatten etwas Magisches an sich, was ihn beinahe um den Verstand brachte.
Aber wenn er nicht aufpasste, dann könnte es leicht passieren, dass sich sein Kopf einfach abschaltete! Aber das wollte er nicht und deshalb MUSSTE er die Sache hier schnell beenden!
"..Ray..?", flüsterte Kai, was eher schon ein aufgeregtes Keuchen war. Doch es kam keine Antwort, sondern nur ein leises Rascheln war zu vernehmen und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass Ray die ganze Zeit über ihm gewesen war.
"..Ich sagte, du sollst still sein..", wisperte Ray zurück. -"..Ja, aber ich wollte.."
..Stille..
Erst einige Momente später, ließ Ray wieder von Kai ab und schaute verlegen auf ihn. Er hatte ihn doch jetzt wirklich auf den Mund geküsst..!
Eigentlich war das ja nicht vorgesehen gewesen, aber was sollte er machen, wenn Kai es darauf angelegt hatte?!
"Schon zu Ende..?", kam es leise von Kai, welcher ebenfalls die Augen geöffnet hatte und verlegen zu ihm aufsah.
"..Tya, das..", flüsterte Ray, packte nach der Bettdecke und beugte sich wieder über Kai.. "..muss erst herausgefunden werden..", hauchte er ihm ins Ohr.
Je näher er ihm kam, desto weiter zog er die Decke mit sich.. doch als sich ihre Lippen erneut trafen, ließ Ray die Bettdecke sinken, sodass diese schlapp über sie fiel...
