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Parenthood

Sasuke & Sarada
von

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Prolog


 

• Vierzehn Monate •
 

Mit einem leisen Klacken fiel die Haustür hinter ihm zu. Sasuke hörte die abrupte Stille, die plötzlich eintraf und er war sich sicher, dass er sie in dem dunklen Flur lauter hörte, als je zuvor. Jegliche Bewegungen aus den anderen Zimmern waren verstorben, hinterließen ein unangenehmes Gefühl in ihm. Ungewissheit kroch von allen Seiten die Wände empor und hüllte die gesamte Wohnung mit ihrer unruhigen Art ein. Das hier war ein Ausnahmezustand und von nun an ihr neues Normal. Natürlich gab es einen Weg zurück, doch sollte er ihn wählen, war Sasuke sich sicher, sich nie mehr selbst im Spiegel anschauen zu können. Alleine bei dem Gedanken daran kam er sich vor wie Verräter, Schwerverbrecher. Das hier war sein Weg und er würde ihn, komme was wolle, bestreiten.

Seine Arme wurden schwer. Zu seiner Linken knackte es. Er schloss die Augen und zählte bis fünf.
 

Eins, zwei, drei, vier, fünf.
 

"Sasuke."

Naruto stand vor ihm und auch Sakura war aus ihrem Zimmer gekommen. Sie war am anderen Ende des kleinen Flurs geblieben, doch Sasuke konnte ihre mit Tränen gefüllten Augen trotzdem deutlich erkennen.
 

Es war das erste Mal in seinem Leben, dass er behaupten konnte, Angst zu haben. Nicht die Art von Angst, die er als kleiner Junge hatte, der dachte, dass sich in seinem Zimmer ein Haufen Monster versteckte. Nein, die Art von Angst, die richtige Angst, die ein Erwachsener spüren konnte, die einem die Luft abschnürte, ziehende Schmerzen verursachte und hilflos werden ließ. Übelkeit stieg in ihm empor, nicht stark genug, ihn übergeben zu lassen, aber dennoch so schwer, dass er nichts anderes wollte, als sich hinzulegen.
 

Die Tasche, so voll, dass nicht einmal mehr der Reisverschluss zuging, fühlte sich in seiner rechten Hand an wie ein Sack, gefüllt mit großen Steinen. In seinem linken Arm, behutsam gegen seine Brust gedrückt, schlief der kleine Mensch, der nun seine Familie war.

Sarada. Kaum mehr als ein Jahr alt. Seine kleine Nichte, die einzige, die ihm geblieben war.

"Gib sie mir, dann kannst du Jacke und Schuhe ausziehen."

Naruto streckte ihm die Arme entgegen, doch es war schwer, loszulassen. Die Tasche fiel, Sarada in Narutos Obhut zu überreichen dauerte länger. Sakura weinte.
 

Die Ankunft des kleinen Mädchens war eine vollkommen traurige.
 


 

×
 

Sie hatten das Badezimmer und die Küche kindersicher gemacht und Sasuke hatte sein Zimmer umgestellt, sodass das Gitterbettchen seinem gegenüberstehen konnte. Obwohl er sie hatte sehen können, musste er Mitten in der Nacht aufstehen, das kleine verschwitze Ding hochnehmen und Sarada auf sein eigenes großes Bett legen, direkt neben sich. Erst hatte Sasuke gezögert, wusste nicht, ob er sich versehentlich auf sie rollen würde, dabei hatte er es bis jetzt nicht geschafft, überhaupt einmal einzuschlafen. Leere Gedanken schwirrten in seinem Kopf umher und alles, was er tun konnte, war Sarada anzuschauen.

Wie sollte er das schaffen?

Wie sollte er es schaffen, auf einen anderen Menschen, der noch so klein und hilflos war, aufzupassen, für ihn zu sorgen?

Er wusste ja nicht einmal, ob einem Baby ein dünnes Kissen unter den Kopf geschoben werden musste, wenn es lag. Wie konnte er da auf sie aufpassen? Manchmal gab es Tage, da war er schon mit seinem eigenen Leben überfordert und jetzt hatte er zwei, auf die er achten musste.

Aber er hatte es sich geschworen. Anderen und sich selbst. Geschworen, dass er Sarada alles bieten würde, was er ihr geben konnte, dass sie von nun an mit ihm und er mit ihr lebte.

Dass sie trotz allem glücklich wurde.

Er würde schon lernen, wie er es anstellen musste.
 

Als ihm die Nachricht des Todes seiner Eltern, seines Bruders und dessen Frau erreichte, hatte er sich in einer einzig großen Starre befunden. Vielleicht hatte er aufgelegt und es geschafft, sein Handy wegzulegen, aber vielleicht war es ihm auch einfach aus der Hand und auf den Boden gefallen, nachdem ihm ein sehr bedrückter Polizist angerufen und ihm von dem Autounfall unterrichtet hatte.
 

Sie waren alle zusammen gewesen. Sasuke, seine Eltern, sein Bruder und dessen Frau und ihre Eltern. Und Sarada. Die kleine Sarada, die gerade Mal vor vier Monaten zu ihnen gestoßen war. Ein paar Tage lang waren sie bei Itachis Schwiegereltern zu Besuch gewesen und Sasuke hatte eher gehen müssen. Er war nur über das Wochenende geblieben, konnte sich keinen Fehltag in der Uni erlauben, wenn er mithalten wollte – etwas, das ihm wahrscheinlich das Leben gerettet hatte. Es war einen Tag später passiert, als seine Eltern von Itachi und dessen Frau zum Bahnhof gebracht wurden. Ein anderer Autofahrer, Augenzeugen nach mit viel zu hoher Geschwindigkeit, ist mit ihnen kollidiert. Der vollbesetzte Wagen ist von der Schnellstraße abgekommen und hat sich gnadenlos um einen Baum gewickelt. Der Raser hingegen ist schwerverletzt mit dem Leben davongekommen, doch wenn Sasuke an ihn dachte, kroch die weiße, heiße Wut in ihm hoch. Warum war dieser Idiot nicht gestorben? Hatte er es nicht viel eher verdient, als seine Familie? Es waren keine guten Gedanken, die in seinem Kopf umherschwirrten, aber es sind ihm noch nie Zweifel an ihnen gekommen. Dieser Mann hatte sie ihm einfach rücksichtslos weggerissen. Er hatte nicht ein einziges gutes Wort für ihn übrig.

Sarada saß nicht im Auto – zu seiner Erleichterung, wenn sie auch kleiner als seine Fingerspitze war. Seine Nichte war bei ihren Großeltern geblieben, die sich selbstverständlich und mit strahlenden Gesichtern dazu bereiterklärt hatten, auf ihre Enkelin aufzupassen, bis ihre Eltern wieder zurückkamen.
 

Es gab kein Zurückkommen.
 

Nach dem Telefonat spürte Sasuke nichts. Er wusste nicht einmal mehr, ob er überhaupt geatmet hatte. Stundenlang hatte er sich in einem windstillen Sturm des Nichts befunden. Es war nicht weiß um ihn herum, nicht schwarz. Da war einfach Nichts. Er wusste, da war kein Schmerz gewesen. Noch nicht. Die Realisierung traf ihn erst sehr viel später. Er erinnerte sich bruchstückhaft daran, viele Tage nach dem Anruf und in denen er sich schweigend in seinem Zimmer eingeschlossen hatte, stockend seinen Mitbewohnern von dem Unfall zu berichten. Sakura hatte noch, bevor er den Mund wieder geschlossen hatte, begonnen zu weinen. Naruto hatte ihn stumm aus seinen vor Emotionen übersprudelnden Augen angesehen und dann in eine lange, feste Umarmung gezogen. Doch Sasuke hat nichts gespürt.
 

Den Tod seiner Familie in zehn Monaten zu bearbeiten war unmöglich. Verarbeiten würde er ihn sogar nie, auch wenn er kein Familienmensch war und seine Eltern nach seinem Auszug höchstens einmal pro Monat gesehen hatte. Aber er machte Fortschritte. Wenige große und viele kleine. Er begriff, begann zu weinen und zu trauern, nachdem er endlich zu erschöpft war, um weiterhin Wut zu verspüren und zwang sich nach wenigen Wochen wieder in die Uni. Er hatte einiges verpasst, den Stoff nachzuholen war auch für diejenigen mit einem guten Gemütszustand nicht einfach, doch Sasuke kniete sich in die Aufarbeitung seiner Materialien und lernte solange, bis er nicht nur alles vergaß, sondern auch über seinem Schreibtisch in seinem Zimmer oder in der Bibliothek einschlief. Er war gut im Verdrängen, doch der Tod konnte nicht verdrängt werden. Also baute Sasuke eine Mauer, mit der er seine Gedanken aufhalten und ihnen den Weg erschweren wollte.
 

Zehn Monate. Zehn Monate dauerte es, in denen Sasuke sich zusätzlich mit zeitkostenden und nervenaufreibenden Behörden-, Amts-, Richter- und Anwaltsangelegenheiten zum Ableben seiner Familie abplagen musste, die die Wunde in seinem Herzen immer wieder vom Neuen und immer weiter aufrissen, bis ihn ein erneuter Anruf erreichte.

Saradas Großeltern hatten auf die Kleine aufgepasst. Sie war nun vierzehn Monate alt. Zu groß, um nur noch schlafen und essen zu wollen und die Eltern von Itachis Frau waren alt. Viel älter, als es Sasukes Eltern gewesen waren. Komischerweise hatte es Sasuke nur wenige Sekunden Zeit gekostet um zu wissen, dass Sarada nicht zu Fremden kommen und dort aufwachsen würde. Er würde diesen kleinen Menschen zu sich holen und versuchen, ihr das Beste zu bieten, was in seiner Macht lag.

Es hatte viel Zeit und viele Nerven gekostet, aber er war über Wochen hinweg so oft er konnte zu seiner Nichte gefahren und hatte Zeit mit ihr verbracht, damit sie ihn kennenlernen konnte, sie ihn nicht mehr als einen Fremden ansah, der sie einfach mitnahm.
 

Als er Sakura und Naruto erschöpft eröffnete, dass er ausziehen würde, waren diese aus allen Wolken gefallen. Ich werde Sarada zu mir holen, hatte er gesagt. Sie wird bei mir wohnen und aufwachsen und ich kann niemanden einfach so ein Kind aufzwängen. Aber es ist das Mindeste, was ich für sie tun kann. Seine Mitbewohner hatten gleichzeitig mit dem Kopf geschüttelt. Wir sitzen jetzt alle im selben Boot, Mann, hatte Naruto erwidert. Wir lassen dich nicht alleine, Sasuke, hatte Sakura hinzugefügt.
 

Er wusste nicht, womit er seine beiden Freunde, die er erst seit seinem Einzug vor drei Jahren kannte, verdient hatte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Lang ist es her!
Dieses angefangene Dokument liegt bereits seit mehreren Jahren auf meiner Festplatte und nach einer sehr langen Zeit, in der ich an das Schreiben keinen einzigen Gedanken verloren habe, hat es mich plötzlich wieder gepackt. Ich bin motiviert, etwas zu machen und komme tatsächlich voran. Für meine eher bescheidenen Verhältnisse sogar in großen Schritten!

Ich habe keine Kinder und richte mich daher, was Saradas Entwicklung betrifft, an das gute, alte Internet. Das spuckt ja bekanntermaßen zu allem und jedem hunderte Meinungen aus. Da ich aber bei aller Liebe nicht gewillt war und bin, mir die ganze Situation um Sorgerecht, Erbschaft und so weiter anzueignen, habe ich mir die Feiheit genommen, diesen Punkt außer Acht zu lassen. Sasuke ist Saradas Erziehungsberechtigter und damit hat es sich.

Und jetzt hoffe ich nur noch, dass wir uns im nächsten Kapitel wiedersehen! :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Goetterspeise
2019-12-26T11:59:10+00:00 26.12.2019 12:59
Ich freu mich einfach so mega, dass du wieder was hochlädtst! :3
Bin noch nicht mal im Stande einen sinnvollen Kommentar zu posten. Es ist nur einfach so traurig und ich drück den dreien die Daumen, dass sie sich gut um Sarada kümmern werden. Bin mir sicher, Team 7 schafft das! :D
(Darauf hab ich jetzt erst mal genossen :P)

<3
Von:  Scorbion1984
2019-12-21T16:21:36+00:00 21.12.2019 17:21
Das ist ein sehr trauriger Anfang ,eigentlich kann es nun nur noch bergauf bzw besser werden !
Schön das er so tolle Freunde hat ,sie werden ihm helfen ,die kleine Sarada aufzuziehen !
Antwort von:  Quiana
22.12.2019 10:41
Hey,
und vielen Dank für deinen Kommentar!
Hoffentlich sehe ich dich auch bei den nächsten Kapiteln wieder! :)


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