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Immobilie

DoflamingoXCrocodile (AU)
von

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Ein Plätzchen in Hollywood

"Du weißt, dass du nicht für mich kochen musst", sagte Daz, als er nach Hause kam und feststellte, dass Crocodile wieder einmal in der Küche stand und das Mittagessen vorbereitete.

"Ich wohne kostenfrei bei dir", erwiderte er und wendete das Fleisch in der Pfanne. "Für dich zu kochen ist das Mindeste, was ich tun kann."

"Mir macht es nichts aus, dass du bei mir wohnst", erwiderte sein bester Freund und seufzte leise. "Du kannst gern so lange bleiben, wie du möchtest. Und dafür schuldest du mir überhaupt nichts."

"Ich kann mich wenigstens erkenntlich zeigen", meinte Crocodile. Er schaltete den Herd herunter, griff nach zwei Tellern und begann den Esstisch zu decken. "Außerdem weißt du doch, dass ich gerne kochen."

"Gut, die Begründung lasse ich durchgehen", erwiderte sein Freund und setzte sich hin. "Es wundert mich, dass du schon so früh wieder da bist. Hattest du nicht gesagt, dass für heute Mittag eine Wohnungsbesichtigung angesetzt war?"

"Die Besichtigung lief nicht sonderlich gut", meinte Crocodile und setzte sich zu Daz an den Tisch. Obwohl er das Gericht, das er heute gekocht hatte, eigentlich sehr gerne aß, verspürte er überhaupt keinen Appetit.

Er hatte seinem besten Freund nicht erzählt, was zwischen Doflamingo und ihm vorgefallen war. Daz machte sich seinetwegen sowieso schon viel zu viele Umstände, fand Crocodile. Er wollte ihn nicht noch zusätzlich belasten und ihm Sorgen bereiten.

"Tatsächlich? Inwiefern?", fragte Daz, während er nach Messer und Gabel griff.

"Mein Kunde war absolut furchtbar", sagte Crocodile, "Er hat mir zwar nur sehr wenige Kriterien genannt gehabt, aber sich trotzdem ständig beschwert. Sogar schon gleich zu Beginn. Meinte zu mir, ihm würde der Jugendstil nicht gefallen und er wünsche sich eine Wohnung in einem Neubau. Aber wie soll ich diese Bedingung berücksichtigen, wenn er sie mir vorher gar nicht mitgeteilt hat? Die Leute denken oft, Makler könnten Gedanken lesen."

"Oh Mann", meinte Daz kopfschüttelnd. "Was für ein Idiot."

"Das kannst du laut sagen", erwiderte Crocodile und stocherte lustlos in seinem Essen herum.

"Du solltest dich nicht ärgern", sagte sein bester Freund. "Ich bin mir dessen bewusst, dass deine Quote hervorragend ist, aber nicht jede Besichtigung kann erfolgreich verlaufen. Das nächste Mal hast du mehr Glück, da bin ich mir sicher."

Crocodile nickte. "Ich habe erst vor kurzem eine Villa im Wert von knapp $30.000.000 vermittelt", erklärte er. "Dabei springt für mich auf jeden Fall eine hohe Provision raus. Das bedeutet, dass ich demnächst schon Ausschau nach einer eigenen Wohnung halten kann."

"Sehr schön", meinte Daz mit freundlicher Stimme. "Sicher findest du bald eine passende Wohnung. Aber bis dahin kannst du sehr gerne weiterhin bei mir wohnen bleiben. Also mach dir bitte keinen Stress, ja?"

Crocodile nickte. "Ich denke, dass ich in Westwood bleiben möchte", sagte er. "Mir gefällt es hier gut. Deutlich besser als in San Pedro."

"Ich fände es auch gut, wenn du dir eine Wohnung hier in Westwood suchen würdest", meinte Daz und lächelte leicht. Er wirkte häufig sehr kühl und offenbarte nur selten seine Gefühle. Trotzdem war er sehr fürsorglich und vor allem ein treuer Freund. "In meiner Nachbarschaft sind in letzter Zeit ein paar Wohnungen frei geworden. Nur drei Blocks entfernt wird eine hübsche Wohnung angeboten, die dir bestimmt gefallen würde. Du solltest sie dir bei Gelegenheit mal ansehen."

"Klar, das mache ich auf jeden Fall", erwiderte Crocodile und spürte, wie sein Lächeln auf den Lippen gefror. Sprach Daz etwa von genau der Wohnung, die er erst vor ein paar Stunden gemeinsam mit Donquixote Doflamingo besichtigt hatte?
 

Als Crocodile am Folgetag bei der Arbeit erschien, erlebte er eine Überraschung nach der anderen.

Gerade kochte er Kaffe, als seine Kollegin Paula breit grinsend auf ihn zukam und ihm freundschaftlich auf die Schulter klopfte. "Wie machst du das nur?", fragte sie ihn. Sowohl Bewunderung als auch Neid schwangen sehr deutlich in ihrer Stimme mit.

"Was?", fragte Crocodile irritiert nach. "Den Kaffee?"

"Jetzt sei doch nicht so bescheiden", meinte Paula und schüttelte den Kopf. "Wie schaffst es nur, bei einem Kunden wie Donquixote deine Erfolgsquote zu halten? Der Typ ist als absolut harte Nuss bekannt. Und dir ist es nun schon zum zweiten Mal gelungen ihm vom Kauf eines Objektes zu überzeugen. Ich wünschte, ich hätte dein Talent." Sie seufzte auf. "Schenkst du mir auch einen Kaffee ein?"

Crocodile konnte kaum fassen, was seine Arbeitskollegin ihm soeben mitgeteilt hatte. Wollte Paula ihn einfach bloß auf den Arm nehmen oder hatte Doflamingo sich tatsächlich dazu entschieden die gestern vorgestellte Wohnung zu kaufen? Crocodile hatte den unterschriebenen Kaufvertrag zwar wie versprochen zerschreddert, doch natürlich bestand die Möglichkeit, dass sein Kunde sich direkt an Sengoku gewendet hatte. Er selbst war noch nicht dazu gekommen seinem Chef von der misslungenen Wohnungsbesichtigung zu erzählen.

Dieser Umstand sollte sich allerdings rasch ändern. Kaum hatte Crocodile seine Kaffeetassen an die Lippen gesetzt, trat Robin an ihn heran. "Crocodile", meinte sie. "Sengoku möchte dich sprechen. Er ist völlig begeistert von deinem erneuten Erfolg. Du scheinst ja wirklich ein Händchen für Donquioxte zu haben!"

Crocodile ignorierte geflissentlich Robins überaus zweideutiges Augenzwinkern und machte sich stattdessen auf den Weg zu Sengokus Büro. Er erinnerte sich daran, dass sein Chef ihm eine Woche Urlaub versprochen hatte, wenn es ihm gelingen sollte, seinen anspruchsvollen Kunden erneut zufriedenzustellen. Doch auch wenn Crocodile die freie Zeit wirklich gut gebrauchen konnte, war er nicht dazu in der Lage sich ehrlich über diese Belohnung zu freuen. Schließlich hatte er keine herausragend gute Arbeit geleistet; Doflamingo hätte jede Wohnung gekauft, die er ihm anbot.

"Ah, Crocodile, da bist du ja", begrüßte sein Chef ihn mit freundlicher Stimme, als er dessen Büro betrat. Er deutete auf den freien Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand und Crocodile ließ sich darauf nieder.

"Du wolltest mich sprechen?"

Sengoku nickte eifrig; er wirkte mindestens ebenso begeistert wie Paula oder Robin. "Herzlichen Glückwunsch", meinte er. "Ich kann es kaum fassen: Donquixote hat sich erneut gleich für die erste Immobilie entschieden, die du ihm vorgestellt hast. Gestern Abend noch rief mich sein Assistent an, um einen Termin zum Unterschreiben der entsprechenden Papiere auszumachen. Du kannst wirklich stolz auf deine Arbeit sein!"

"Vielen Dank", erwiderte Crocodile schwach. Um ehrlich zu sein, verunsicherte ihn die Begeisterung, die jeder im Büro ihm entgegenbrachte. Schließlich hatte er niemandem das Leben gerettet, sondern bloß eine Immobilie vermittelt.

"Außerdem hat Donquixote dich wärmstens seinem Bruder empfohlen", fuhr Sengoku fort. Er reichte ihm eine Mappe hinüber, die Crocodile irritiert aufschlug. Die abgehefteten Papiere enthielten Informationen zu Donquixote Corazon. "Er ist zwei Jahre jünger als Doflamingo und sucht eine Zweitwohnung in Hollywood."

"Ich, ähm", sagte Crocodile, der sich momentan sehr überfordert fühlte, "ich dachte, dass ich erst einmal eine Woche frei bekomme? Erinnerst du dich, Sengoku? Du sagtest, ich bekäme eine Woche Urlaub geschenkt, wenn es mir erneut gelingen würde Donquixote zu überzeugen. Ich möchte nicht aufdringlich erscheinen, aber ich benötigte diese Zeit wirklich dringend, um nach einer neuen Wohnung für mich selbst Ausschau zu halten."

"Das verstehe ich", meinte Sengoku, "und natürlich halte ich mein Wort. Ich habe Donquixote mitgeteilt, dass du wegen deines Urlaubes frühestens am Zwanzigsten wieder zur Verfügung stehst. Du hast also ausreichend Zeit, um deine Lebensverhältnisse zu ordnen. Erst danach wirst du Donquixote Corazon betreuen."

Crocodile nickte schwach. "Hat auch er auf mich bestanden?", fragte er schließlich. "Um ehrlich zu sein, werden mir meine Erfolge allmählich unangenehm. Ich hätte nichts dagegen, Robin oder Paula ebenfalls die Möglichkeit zu bieten sich bei den Donquixotes zu beweisen."

"Er hat absolut ausdrücklich auf dich bestanden", erwiderte Sengoku. "Du bist derjenige, der Donquixote so stark begeistert hat; nicht Paula oder Robin. Und es gibt wirklich keinen Grund, um sich zu schämen, Crocodile. Du solltest stolz auf dich sein! Außerdem kommen deine Erfolge auch deinen Arbeitskollegen zugute: Dass es unserem Immobilienbüro gelungen ist, Donquixote gleich zweimal hintereinander zufriedenzustellen, hat sich schnell herumgesprochen. Unzählige neue Aufträge flattern uns in Haus! Da bekommen auch Paula, Robin und die Anderen ihren Stück vom Kuchen ab. Darum musst du dir also keine Sorgen machen."

"Okay, gut", sagte Crocodile und fuhr sich mit der rechten Hand durchs Haar. Um ehrlich zu sein, hatte er nicht damit gerechnet, erneut mit einem Auftrag aus der Familie Donquixote betraut zu werden. Ganz im Gegenteil: Er ist froh gewesen, als er Doflamingo endlich losgeworden war. Doch anscheinend erwies sich sein extravaganter Kunde als überaus stur und hartnäckig. Wie ein Parasit, schoss es Crocodile unweigerlich durch den Kopf. Doch so sehr er sich auch sträubte: Aus dieser Sache schien er nicht so leicht herauszukommen.
 

"Ich habe ein paar Wohnungen herausgesucht, die in der Nähe liegen und für mich infrage kommen", meinte Crocodile am Abend des nächsten Tages zu seinem besten Freund. Sie saßen zu zweit auf der Couch und sahen sich irgendeine Fernsehshow an. "Schon morgen Nachmittag ist der erste Besichtigungstermin. Ich hoffe, dass ich schnell etwas Passendes finden werde."

"Klingt gut", meinte Daz mit gelassener Stimme. "Möchtest du dir die Wohnung allein ansehen oder soll ich mitkommen? Ich weiß zwar, dass du sozusagen ein Experte auf diesem Gebiet bist, aber eine zweite Meinung schadet nie, oder?"

"Du darfst mich gerne begleiten", erwiderte Crocodile. Er hatte Daz sehr gern um sich und auch wenn sein Freund schnell dazu neigte sich Sorgen zu machen, wurde er doch nie aufdringlich. Das komplette Gegenteil von Doflamingo, schoss es Crocodile unzusammenhängend durch den Kopf. "Die Besichtigung ist für vier Uhr nachmittags angesetzt. Musst du morgen lange arbeiten?"

Daz schüttelte den Kopf. "Morgen bin ich schon früh Zuhause. Wo genau müssen wir denn hin? Handelt es sich um die Wohnung, die ich dir letztens empfohlen habe?"

"Ähm, nein, die Wohnung, von der du mir erzählt hast, ist leider schon verkauft worden", antwortete Crocodile. "Aber das Objekt, das wir uns morgen ansehen werden, liegt zum Glück auch ganz in der Nähe. Vier Blocks in die entgegengesetzte Richtung. Soweit ich weiß, zählt die Wohnung etwa achtzig Quadratmeter und verfügt über einen Balkon. Hoffentlich wird das was."

"Mach dir keinen Stress", erwiderte Daz. "Du musst nicht gleich die erste Wohnung nehmen, die du dir anschaust. Es gibt wirklich keinen Grund, um sich zu hetzen. Du suchst einfach so lange, bis du eine Wohnung gefunden hast, die dir zusagt."

"Vielen Dank", meinte Crocodile und fuhr sich verlegen lächelnd durch sein Haar.

"Du brauchst dich nicht zu bedanken", gab Daz zurück und machte eine wegwerfende Handbwegung. "Dass du bei mir wohnst, ist eine absolute Selbstverständlichkeit. Dafür sind Freunde doch da."
 

Leider stellte sich die Immobilie, die sie sich am nächsten Tag anschauten, als totaler Flopp heraus. Das Gebäude, in dem die angebotene Wohnung lag, sah von außen zwar recht hübsch aus, doch befand sich in einem sehr schlechten Zustand. Als erfahrener Makler erkannte Crocodile gleich auf den ersten Blick, dass die letzte Sanierung mehrere Jahrzehnte her war. Und obwohl seine potenzielle neue Wohnung im vierten Stock lag, gab es keinen Aufzug.

"Bei diesem Haus handelt es sich um eine echte Antiquität", versuchte der Immobilienmakler den schlechten Zustand aufzuwerten. "Es wurde vor mehr als siebzig Jahren erbaut und weist viele Elemente aus dieser Zeit auf. Einfach wundervoll, nicht wahr?"

Doch von diesem Gerede ließ Crocodile sich selbstverständlich nicht beeindrucken. Immerhin war er in derselben Branche tätig und kannte sich aus. Er fiel nicht so leicht auf die Maschen des Maklers rein.

Die Wohnung machte einen ebenso schlechten Eindruck wie das restliche Gebäude. Das Bad war lange nicht mehr renoviert worden, der Parkettboden wirkte schäbig und in der Küche fand Crocodile ein paar große Flecken an den Wänden, die verdächtig nach Schimmel ausschauten.

Und auch wenn der Makler versuchte die Mängel positiv darzustellen ("Man spürt regelrecht den altertümlichen Charme, nicht wahr?"), stand für Crocodile sehr schnell fest, dass diese Wohnung für ihn definitiv nicht infrage kam. Er hatte keine Lust, viel Geld für teure Sanierungs- und Renovierungsarbeiten auszugeben.

"Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für mich genommen haben", sagte Crocodile gegen Ende der Besichtigung und bemühte sich darum höflich zu bleiben, "allerdings trifft dieses Objekt nicht ganz meinen Geschmack. Ich suche eine Wohnung, die eher dem aktuellen Zeitgeist entspricht und insgesamt ein wenig moderner ist. Trotzdem vielen Dank."

Er verzog den Mund, als er das schlecht instand gehaltene Gebäude endlich wieder verlassen hatte, und seufzte anschließend leise auf. Wenn er ehrlich war, dann hatte er recht hohe Erwartungen an diese Besichtigung gestellt gehabt. Es frustrierte ihn, dass er so schlimm enttäuscht worden war.

"Mach dir nichts draus", meinte Daz, der seine schlechte Stimmung bemerkte. "Es war die allererste Wohnung, die du dir angesehen hast. Kein Grund, um gleich den Kopf hängen zu lassen. Es gibt viele hübsche Wohnungen in Westwood."

"Du hast Recht", erwiderte Crocodile und bemühte sich darum, weniger geknickt zu wirken. Er wollte Daz mit seiner schlechten Laune nicht belästigen. "Vielleicht finde ich ja schon beim nächsten Mal meine absolute Traumimmobilie. Wer weiß." Und um das Thema zu wechseln, fügte er hinzu: "Was hältst du davon, wenn wir beide essen gehen? Ich lade dich ein."

"Sehr gerne", meinte sein bester Freund. "Aber du brauchst mich nicht einzuladen. Du solltest dein Geld lieber für den Umzug sparen."

"Quatsch!", gab Crocodile zurück und rollte mit den Augen. "Habe ich dir nicht letztens erst erzählt, dass ich demnächst eine große Provision erhalten werde? Also mach dir darum keine Gedanken. Ich bestehe darauf, dich einzuladen!"
 

Eine Woche später wartete Crocodile mit einem mulmigen Gefühl im Magen vor dem Objekt, welches er Donquixote Corazon vorstellen wollte. Er hoffte, dass der jüngere Donquixote ein besseres Verhalten an den Tag legen würde als sein Bruder.

Crocodiles Herz rutschte ihm in die Hose, als pünktlich zur vereinbarten Zeit ein pinkfarbener Bentley Azure vorfuhr. Er kannte diesen Wagen. Wie es nicht anders zu erwarten gewesen war, stieg Donquixote Doflamingo aus. Begleitet wurde er von einem jungen Mann mit dunkelblondem Haar - sein jüngerer Bruder Corazon, wie Crocodile vermutete.

Am liebsten hätte Crocodile sofort Reißaus genommen. Davon, dass Corazon bei der Besichtigung von seinem Bruder begleitet werden würde, hatte ihm keiner etwas erzählt gehabt.

Unwillig biss Crocodile die Zähne zusammen.

„Hallo, Mr. Donquixote“, begrüßte Crocodile den jüngeren der beiden Männer und hielt ihm seine Hand hin. „Haben Sie gut hergefunden?“ Doflamingo ignorierte er geflissentlich.

Leider machte ihm dieser einen Strich durch die Rechnung. „Danke, die Anfahrt verlief problemlos“, übernahm Doflamingo für Corazon das Wort.

Crocodile war zu stolz und zu stur, um auf den Zug aufzuspringen. Er würdigte dem älteren Bruder keines Blickes und konzentrierte sich stattdessen auf seinen potenziellen Käufer.

„Die Wohnung, die ich Ihnen vorstellen möchte, liegt im obersten Stockwerk des Gebäudes. Der Ausblick von dort oben ist atemberaubend. Am besten überzeugen Sie sich davon selbst. Wenn Sie mir bitte folgen würden, Mr. Donquixote?“

Corazon gab keinen Ton von sich, doch nickte und folgte ihm zur Eingangstüre des Hauses. Vielleicht war er im Gegensatz zu Doflamingo schüchtern und zurückhaltend, mutmaßte Crocodile.

Die Frage schien ihm ins Gesicht geschrieben zu sein, denn prompt erklärte Doflamingo: „Mein Bruder spricht nicht. Du wirst also stattdessen mit mir reden müssen.“

Genervt presste Crocodile die Lippen aufeinander. Ihm gefiel überhaupt nicht in welche Richtung sich dieses Treffen entwickelte. Er hatte einer Besichtigung mit Donquixote Corazon zugestimmt, nicht einem erzwungenen Gespräch mit dem ihm verhassten älteren Bruder. Sofort nahm Crocodile sich vor sich von Doflamingo nicht die Segel aus der Hand nehmen zu lassen.

Das erste Zimmer, das sie betraten, war ein geräumiges Wohnzimmer ganz im amerikanischen Stil, also mit integrierter Küche und Essbereich. Ein Wand war komplett verglast und ermöglichte auf diese Weise einen einmaligen Ausblick auf das Leben in den Straßen von Hollywood.

Es handelte sich um den größten Pluspunkt der Wohnung und Crocodile ließ es sich nicht nehmen sofort drauf zu sprechen zu kommen. „Die Aussicht ist absolut atemberaubend“, sagte er und bedeutete Corazon mit einer Geste näher an das riesige Fenster zu treten. Zögerlich und nur in Begleitung seines Bruders kam der jüngere Donquixote dieser Aufforderung nach. Zu dritt blickten sie hinab auf das geschäftige Treiben der Stadt.

Für einen kurzen Moment legte sich Stille wie ein schweres Tuch über das Wohnzimmer. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Crocodile, der sich in Anwesenheit der beiden Donquixotes äußerst unwohl fühlte, ließ seinen Blick unwillig über die am Straßenrand geparkten Autos schweifen. Natürlich stach ihm der pinkfarbene Bentley sofort ins Auge.

Irgendwann meinte Doflamingo unvermittelt: „Ich habe die Wohnung in Westwood trotzdem gekauft. Mein Angebot steht noch. Wenn du möchtest, kannst du sofort dort einziehen.“

Crocodile gelang es nicht ein genervtes Seufzen zu unterdrücken. „Wann lässt du mich endlich in Frieden?“, entgegnete er mit entkräfteter Stimme. Dies war ihr drittes Treffen und er spürte allmählich, dass er an die Grenze seiner Belastbarkeit kam.

„Ich möchte dir doch nur helfen.“

„Aber warum? Wir kennen uns doch kaum! Du hast überhaupt nichts mit mir zu tun! Ich bin bloß dein Makler und habe dir eine Immobilie vorgestellt. Nichts weiter. Warum bist du so fixiert auf mich?“

„Du gefällst mir“, sprudelte es sofort aus Doflamingo hinaus. „Mir ist klar, dass ich mich bei unserem ersten Treffen nicht unbedingt wie ein Gentleman aufgeführt habe. Ich habe noch nicht viele Erfahrungen mit, naja, ernsthaften Gefühlen, weißt du? Aber du musst verstehen... bitte versteh doch... ich sehe ihn dir nicht irgendeinen Flirt. Du gefällst mir wirklich gut. So wie du mir gefällst, hat mir noch keiner zuvor gefallen. Und... ich... als ich dann diese Würgemale und blauen Flecke gesehen habe... ich möchte dir nichts Böses, Crocodile! Ich möchte dir nur helfen! Bitte glaub mir doch!“

„Ich brauche dein Mitleid nicht!“ Crocodiles Stimme klang schärfer als beabsichtigt. Er wandte den Blick von Doflamingo ab und richtete seine Aufmerksamkeit stattdessen auf Corazon, der die ganze Zeit über mit einem betretenen Gesichtsausdruck stumm neben ihnen gestanden hatte. „Das Schlafzimmer befindet sich hier drüben. Es verfügt über einen Zugang zum Balkon.“

Zu dritt gingen sie hinüber. Crocodile bemühte sich um professionelles Verhalten, doch Doflamingo machte es ihm alles andere als leicht.

„Und wenn wir einfach von vorn anfangen würden? Dir ist es unangenehm, dass ich deine Verletzungen gesehen habe. Okay, kann ich nachvollziehen. Du hast noch nicht genug Vertrauen zu mir gefasst, um darüber zu sprechen. In Ordnung. Aber wir können doch einfach noch mal ganz von vorne beginnen, oder nicht? Du bist der Makler. Du gefällst mir. Ich nenne dich spaßeshalber Alligator. Wir gehen zusammen einen Kaffee trinken. Was hältst du davon?“

„Nichts“, sagte Crocodile und schlug laut seufzend die Hände vor's Gesicht zusammen. Allmählich wurde ihm alles zu viel. Er war gerade erst dabei die Trennung von seinem Exfreund zu verdauen. Und die gefloppte Wohnungsbesichtigung letzte Woche hatte nicht gerade dazu beigetragen seine Laune zu verbessern. Alles in allem ging es ihm ziemlich schlecht. Er hatte im Moment wirklich nicht genug Kraft, um einen so aufdringlichen und sturen Mann wie Doflamingo abzuwehren. „Das Schlafzimmer ist fünfundzwanzig Quadratmeter groß“, rasselte Crocodile mit schwacher Stimme herunter. „Die Türe hier drüben führt zum angrenzenden Badezimmer. Und hier vorne geht es zum Balkon.“ Eigentlich wollte er noch einmal auf den schönen Ausblick zu sprechen kommen, doch dazu fehlte ihm die Energie. Verzagt schloss er für einen kurzen Moment die Augen und fuhr sich mit der rechten Hand durch sein glatt nach hinten gekämmtes Haar.

„Du siehst abgekämpft aus.“ Doflamingo nahm kein Blatt vor den Mund. „Terrorisiert dich dein Exfreund? Bedroht er dich?“

„Ich dachte, wir wollten dieses leidige Thema endlich beenden.“

„Ich weiß... Es ist nur... Ich mache mir Sorgen, okay?“

Crocodile hasste es, wenn sich Mitmenschen um ihn sorgten. Lebhaft erinnerte er sich an seine Verwandten, die ihn nach dem Unfalltod seiner Eltern mit ihren Mitgefühl förmlich erdrückt hatten. Ständig war er bedrängt worden. Sollte reden, wenn er eigentlich lieber seine Ruhe gehabt hätte. Sollte zur Therapie, obwohl er mit seinen Problemen allein besser zurecht gekommen wäre. Man hatte ihn nicht allein gelassen, nicht einmal für eine Minute. Crocodile hatte es gehasst. So sehr gehasst, dass er sogar auf einen anderen Kontinent geflohen war.

Ohne dass Crocodile etwas dagegen hätte tun können, spürte er, wie seine Augen feucht wurden. Er versuchte die Tränen zurückzuhalten, doch scheiterte kläglich. Beschämt bedeckte er das Gesicht mit beiden Händen. Er bekam eben noch mit, wie Doflamingo seinen jüngeren Bruder aus dem Zimmer schickte, ehe sich zwei starke Arme um ihn legten und ihn an eine muskulöse Brust drückten.

Crocodile fehlte die Kraft, um sich zu wehren. Er versuchte es, doch er konnte einfach nicht aufhören zu weinen. Er fühlte sich wie ohnmächtig. Und er verabscheute jede einzelne Sekunde.

Als dieser Anfall, wie Crocodile es in Gedanken nannte, endlich vorüber war, windete er sich hastig aus Doflamingos Umarmung. Er wischte sich mit dem Hemdsärmel über seine nassen Augen und meinte mit gesenktem Blick: „Ich glaube, ich sollte jetzt lieber nach Hause gehen. Also zu Daz nach Hause. Ich fühle mich nicht wohl. Wir können diese Besichtigung an einem anderen Tag wiederholen.“

„Ist Daz der Freund, bei dem du momentan unterkommst?“

Crocodile wusste selbst nicht genau wieso, doch er nickte schwach.

„Ist er denn überhaupt Zuhause? Wir haben erst dreizehn Uhr. Ich denke, du solltest jetzt lieber nicht allein sein.“

„Mir geht es gut“, log Crocodile. Um ehrlich zu sein, schämte er sich schrecklich. So schlimm hatte er sich noch nie vor einem Kunden blamiert. Er wollte einfach bloß weg.

"Ich kenne ein schönes Plätzchen, nicht weit von hier", hörte er Doflamingo sagen. "Draußen in den Hills. Komm, ich fahre dich dahin."

"Das geht nicht", widersprach Crocodile mit leiser Stimme. Noch immer wagte er es nicht seinem Gegenüber ins Gesicht zu schauen. "Du kennst mich kaum... Du steigerst dich da einfach nur in irgendetwas hinein, Doflamingo..."

"Komm." Doflamingo griff nach seiner Hand und zog ihn mit sanfter Gewalt in Richtung Türe. Im Flur trafen sie auf Corazon, dessen Gesichtsausdruck unmöglich zu deuten war.

"Dein Bruder", begann Crocodile und blieb stehen, doch Doflamingo ließ sich nicht beirren und zog ihn einfach weiter. "Der kommt schon zurecht", sagte er und warf ihm einen verschmitzten Blick zu. "Corazon ist bei weitem nicht so hilflos wie er im ersten Moment wirkt."
 

Ehe Crocodile sich versah, fand er sich im Beifahrersitz des ihm so gut bekannten pinken Bentley Azure wieder. Innen war der Wagen mit weißem Leder ausgestattet. Er brachte es nicht über sich auch nur ein einzigen Ton von sich zu geben. Stumm starrte er auf seine Hände, die in seinem Schoß lagen.

Erst als Doflamingo den Motor startete, regte Crocodile sich wieder und legte den Sicherheitsgurt an. Er wollte nicht enden wie sein Vater, dessen Leiche man über zwanzig Meter vom Autowrack entfernt gefunden hatte. Er war nicht angeschallt gewesen und mit voller Wucht nach vorne durch die Windschutzscheibe geschleudert worden. Eine bittere Mahnung für Crocodile, der niemals vergaß sich anzuschnallen.

Überraschenderweise redete Doflamingo während der Autofahrt nicht weiter auf ihn ein. Crocodile war ihm dafür sehr dankbar. Er wusste überhaupt nicht, wo ihm gerade der Kopf stand und brauchte ein wenig Ruhe, um sich zu sortieren. Nach einer Weile hob Crocodile den Blick und schaute aus dem Fenster. Sie verließen die belebten Straßen Hollywoods und fuhren hinaus auf`s Land. Er erinnerte sich daran, dass Doflamingo ihm gesagt hatte, er wolle ihm ein schönes Plätzchen zwischen den Hügeln zeigen.

Irgendwann kam der Bentley Azure stehen. "Wir sind da", verkündete Doflamingo mit einem freudigen Gesichtsausdruck. "Das hier ist der schönste Platz in ganz L.A." Er umrundete einmal das Heck des Wagens, um Crocodile auf der anderen Seite die Beifahrertüre zu öffnen. Mit zittrigen Fingern fummelte Crocodile am Sicherheitsgurt herum und stieg aus.

Doflamingo hatte nicht übertrieben. Die Aussicht auf die Stadt war fantastisch. Wie ein großer, bunt gewebter Teppich breitete sich die Stadt unter ihnen aus. Gleichzeitig schienen der Trubel und die Hektik sehr weit entfernt. Sie waren allein; in ihrer Nähe gab es nichts außer der hügeligen Graslandschaft.

Crocodile, der ganz verträumt war und das schöne Plätzchen genoss, wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als Doflamingo ihn wieder an die Hand nahm und ein Stück weiter nach vorne führte. Dann ließ er sich im Schneidersitz auf der Wiese nieder. Crocodile tat es ihm gleich. Er wusste nicht wie lange sie beide da saßen, sich an den Händen hielten und einfach nur die wunderschöne Aussicht genossen.

Die Ruhe tat ihm unwahrscheinlich gut. Crocodile spürte, dass seine Energie allmählich wieder zu ihm zurückkehrte. Er wagte es sogar einen Blick auf Doflamingo zu werfen, der ihn verschmitzt angrinste.

"Und?" Sein Grinsen war in seiner Stimme zu hören. "Wie gefällt es dir hier?"

"Gut", gab Crocodile zu. "Ich hätte nicht gedacht, dass es in der Nähe von Hollywood so einen schönen, ruhigen Ort gibt. Es ist fast als wäre man auf einen anderen Planeten."

Doflamingo nickte. "Das sagen alle meine Dates, die ich hierhin bringe", meinte er lachend. "Nur ein Scherz! Ein Scherz, hörst du!", fügte er hinzu, als Crocodile beleidigt seine Hand loslassen wollte. "Du bist der erste, dem ich diesen Ort zeige."

"Du hast wirklich keine Ahnung, wie du mit mir umgehen sollst, oder?", gab Crocodile kopfschüttelnd zurück.

"Es ist nicht einfach", gestand Doflamingo und drückte seine Hand. "Du hast mir von Anfang an gefallen. Schon als das erste Mal einen Blick auf dich geworfen habe. Du hast so selbstbewusst, stolz und kühl gewirkt. Anstatt so plump mit dir zu flirten hätte ich dich einfach fragen sollen, ob du mal mit mir zu Abend essen möchtest. Ich glaube, das wäre erfolgsversprechender gewesen."

"Nein, das wäre es nicht", meinte Crocodile. "Ich trenne Privat- und Berufsleben strikt. Glaub mir, ich würde mich niemals auf Flirts bei der Arbeit einlassen."

"Das habe ich gemerkt", lachte Doflamingo. Er zögerte für einen kurzen Moment, ehe er sagte: "Wegen deinem Exfreund..."

"Jetzt fang bitte nicht schon wieder damit an", unterbrach Crocodile ihn und wandte das Gesicht ab. Er hatte allmählich angefangen sich in Doflamingos Nähe wohlzufühlen und verspürte überhaupt keine Lust sich über Akainu zu unterhalten. Konnte Doflamingo dieses Thema nicht endlich einmal auf sich beruhen lassen?

"Ich weiß, du möchtest eigentlich nicht über ihn reden", hörte er Doflamingo sagen. "Aber es muss sein. Du steckst im Moment in einer schwierigen Situation. Dieser Mistkerl hat dir Schlimmes angetan, ihr habt euch getrennt, du hast jetzt keine Wohnung mehr... Du hast eben geweint, Crocodile!"

"Ich komme zurecht!", herrschte Crocodile ihn an und nahm seine Hand wieder zu sich zurück. "Akainu wird nie wieder die Gelegenheit bekommen mich anzufassen. Wie du schon richtig erkannt hast, habe ich mich ja schließlich von ihm getrennt. Diese Geschichte ist zu Ende. Darum musst du dir also keine Gedanken machen."

"So einfach ist das nicht", hielt Doflamingo dagegen. Er griff erneut nach Crocodile Hand und streichelte mit dem Daumen behutsam über seinen Handrücken. "Ich meine, Crocodile verdammt, du hast schon seit Wochen kein Zuhause mehr!"

"Du tust so als würde ich auf der Straße leben", erwierte Crocodile augenrollend. "Ich wohne bei Daz. Er ist mein bester Freund, schon seit vielen Jahren. Ich bin gut bei ihm aufgehoben, glaub mir."

"Hast du denn schon eine neue Wohnung gefunden?", wollte Doflamingo wissen und rückte näher an ihn heran. "Du bist doch Immobilienmakler. Für dich müsste es doch ein Leichtes sein schnell an eine neue Wohnung zu kommen, oder nicht?"

"Wenn ich ein Budget von $30.000.000 hätte, sicher", kam es Crocodile ohne Nachzudenken über die Zunge.

"Also nicht?" Er hasste es wie bekümmert Doflamingos Stimme klang. Crocodile verabscheute es, wenn andere Menschen sich um ihn sorgten. Er brauchte kein Mitgefühl. Es erdrückte ihn.

"Bitte hör auf so mit mir zu sprechen, okay?", meinte er darum an seinen Gegenüber gewandt. Er drückte Doflamingos Hand fest und blickte ihm eindringlich ins Gesicht. "Ich habe dir gesagt, dass ich zurecht komme. Ich möchte nicht, dass du mich bemitleidest."

"Ich will dir doch nur helfen!"

Es gab keinen Satz auf der Welt, den Crocodile mehr hasste. Als hätte er sich verbrannt, ließ er von Doflamingos Hand ab. Hastig erhob er sich und brachte ein wenig Distanz zwischen sich und ihn.

"Was ist los?", wollte Doflamingo wissen.

"Ich will nicht, dass du mir hilfst!", spie Crocodile ihm zornig entgegen.

"Okay, okay, ist ja gut." Doflamingo machte eine beschwichtigende Geste. "Ich verstehe. Du kümmerst dich also um diese Angelegenheit."

Crocodile nickte. Er setzte sich wieder hin. "Ich halte bereits nach einer passenden Wohnung Ausschau", sagte er mehr zu sich selbst als zu Doflamingo. "Letzte Woche hatte ich auch eine Besichtigung. Es hat leider nicht gepasst, aber davon lasse ich mich nicht abhalten. Es dauert nicht lange, dann finde ich schon eine neue Wohnung."

"Du bist eine echte Kämpfernatur", meinte Doflamingo halb glucksend, halb seufzend.

Diese Aussage brachte Crocodile zum Lächeln. "Das bin ich", stimmte er mit stolzem Unterton in der Stimme zu. "Glaub mir, Doflamingo, ich komme zurecht. Ich bin ganz alleine hierher gekommen. Ohne Hilfe habe ich mich in New York City durchgeschlagen. Ein riesiger Ozean trennte mich von meiner Familie und trotzdem habe ich es geschafft. Jetzt lebe ich hier in L.A. Es ist im Moment nicht leicht, das gebe ich zu, aber ich werde mich durchkämpfen. Bald habe ich eine neue, schöne Wohnung..."

"... und vielleicht ja auch einen neuen, schönen Freund", fügte Doflamingo hinzu und zog grinsend die Augenbrauen hoch.

"Und vielleicht auch einen neuen Freund", seufzte Crocodile und ließ zu, dass Doflamingo seine beiden Hände umschloss. "Aber nur, wenn du aufhörst dich ständig mit deiner Hilfe aufzudrängen!"

"Ist ja gut", gab Doflamingo sich geschlagen. "Ich hab`s verstanden." Er brachte Crocodile Hände zu seinem Mund und küsste sanft seine Knöchel. Augenblick spürte Crocodile wie sich Schamesröte in seinem Gesicht ausbreitete. Akainu hatte sich ihm gegenüber nie so zärtlich verhalten.

"Du hast nicht zufällig ein Kondom und etwas Gleitgel dabei, oder?"

Und vorbei war es mit der Romantik. Crocodile wollte sich aus Doflamingos Händen befreien, doch sein Gegenüber hielt ihn fest. "Es war wieder nur ein Scherz", hörte er ihn lachend sagen. "Du bist zu stolz, Crocodile."

Vielleicht hatte Doflamingo Recht, doch das hielt Crocodile nicht davon ab, ihn mit dem Ellenbogen in den Bauch zu stoßen.
 

Es war schon nach Sonnenuntergang, als sie sich wieder auf den Rückweg machten.

"Wo wohnt dein Freund denn?", hatte Doflamingo ihn gefragt. "Dann setze ich dich dort ab."

Crocodile hatte ihm die Adresse genannt und danach hatten sie weiter geplaudert, wie schon den ganzen Nachmittag.

Irgendwann fragte Doflamingo: "Warum bist du eigentlich in die USA gekommen? Ich bin als kleines Kind gemeinsam mit meiner Familie eingereist. Mein Vater konnte hier gute Geschäfte machen. Aber wieso hast du ganz allein deine Heimat und deine Familie verlassen? Haben sie dich schlecht behandelt?"

Crocodile schüttelte den Kopf. "Nein, meine Familie ist sehr nett. Sie waren immer sehr ... besorgt um mich."

"Oh-oh", machte Doflamingo und Crocodile boxte ihn in die Seite.

"Meine Eltern sind beide bei einem Autounfall gestorben, als ich siebzehn Jahre alt war", erzählte Crocodile mit ruhiger Stimme. "Ich kam dann zu meinem Onkel. Im Grunde hatte ich aber ständig eine italienische Großfamilie um mich herum. Alle hatten schreckliches Mitleid mit mir. Ich wurde nie allein gelassen, ständig getröstet, jede Woche zur Therapie geschleppt, alles ließ man mich durchgehen. Es hat mich erdrückt."

"Sie haben es sicher nur gut gemeint", warf Doflamingo mit leiser Stimme ein. Er schien ziemlich geschockt zu sein angesichts dessen, was er soeben über Crocodiles Vergangenheit erfahren hatte.

"Das weiß ich", seufzte Crocodile. "Sie wollte mir nur ... helfen. Aber es wurde mir einfach zu viel. Also habe ich den Entschluss gefasst fortzugehen. Mit achtzehn Jahren bin ich nach New York gegangen. In Queens leben viele Italiener und ich dachte mir, dass ich dort gut zurechtkommen würde. Aber das war nicht das Richtige für mich. Also bin ich zwei Jahre später weiter nach Westen gezogen und konnte schließlich hier in Los Angeles Fuß fassen."

"6.000 Meilen von deiner Familie entfernt", hörte er Doflamingo sagen. "Praktisch am anderen Ende der Welt."

Crocodile zuckte mit den Schultern. "Es war die richtige Entscheidung. Das Verhältnis zu meiner Familie hat sich danach wieder gebessert. Wir telefonieren oft und zwei- oder dreimal im Jahr fliege ich auch hin, um alle zu besuchen."

Doflamingo zögerte, ehe er schließlich meinte: "Ich denke, du hast Recht. Irgendwann muss man sich abnabeln und auf eigenen Beinen stehen."

"Bist du inzwischen in die Villa eingezogen, die ich dir vermittelt habe?", fragte Crocodile ehrlich interessiert nach.

"Der Umzug läuft noch", antwortete Doflamingo zögerlich.

"Also nicht", neckte ihn Crocodile.
 

Wenige Minuten später erreichten sie das Haus, in dem Daz lebte.

"Oh nein", sagte Crocodile und stieg hastig aus.

"Was ist los?", wollte Doflamingo wissen und folgte ihm auf dem Fuße.

Unten vor der Haustüre stand sein bester Freund Daz. Auf jeden anderen hätte er mit seinen verschränkten Armen und dem unnahbaren Gesichtsausdruck kühl und abweisend gewirkt, doch Crocodile kannte ihn gut genug, um hinter die Fassade zu blicken.

"Wo bist du nur so lange gewesen?", schimpfte Daz, während er ihn gleichzeitig – untypisch für sie beide – in eine Umarmung zog. "Ich habe mir schon Sorgen um dich gemacht. Du bleibst nie so lange weg, ohne vorher Bescheid zu sagen."

"Es tut mir leid", entschuldigte sich Crocodile sofort. "Ich habe mich mit jemandem getroffen und die Zeit vergessen." Er deutete auf Doflamingo, der hinter ihnen beiden stehen geblieben war.

Daz warf ihm einen misstrauischen Blick zu. "Du hast mir gar nicht erzählt, dass du ein Date hast."

"Eigentlich hat es auch nicht als Date angefangen, im Grunde ist er mein ... Kunde."

"Es passt gar nicht zu dir dich auf einen Kunden einzulassen", wunderte sich Daz.

"Das hat er zu Beginn auch nicht", erklärte ihm Doflamingo grinsend. "Aber ich habe einfach immer wieder auf ihn als Immobilienmakler bestanden und ihn bei jeder Besichtigung weiter mit meinem Charme umgarnt."

Crocodile beendete das Gespräch, bevor die beiden die Gelegenheit bekamen sich weiter auszutauschen.

"Daz, es ist schon spät und du hast viel zu lange auf mich warten müssen", meinte er. "Komm, lass uns nach oben gehen. Ich verabschiede mich nur eben kurz von Doflamingo."

Er wandte sich zu Doflamingo um, der wieder nach seinen beiden Händen griff. Er küsste zuerst wieder seine Knöchel, ehe er er ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen gab.

"Wenn du Daz erlaubst fürsorglich zu dir zu sein, dann darf ich das auch", meinte er breit grinsend.

"Das werden wir sehen", schnaubte Crocodile. "Wir sind gerade erst dabei uns kennenzulernen. Ich habe dich noch nicht einmal ohne deine Brille gesehen."

Doflamingo ließ seine Hand los und griff nach seiner Sonnenbrille. Er schob sie nach oben und offenbarte das strahlendste Paar blaue Augen, das Crocodile jemals gesehen hatte. Doch ehe er etwas dazu sagen konnte, waren sie schon wieder hinter den getönten Scheiben der Brille verschwunden.

"Sehen wir uns morgen?", fragte Doflamingo. "Ich kann dich nach der Arbeit abholen."

"Gerne", erwiderte Crocodile.

Doflamingo ließ Crocodiles Hände los, umfasste stattdessen zärtlich seine Hüften, zog ihn nah zu sich heran und küsste ihn erneut.
 

bye

sb



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