Zum Inhalt der Seite

Auf Marcos Fährte

Marco x Ace
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Auf Marcos Fährte

Hastig huschte Aces Blick durch die verschneiten Straßen, als er japsend die Weggabelung erreichte. Die kalte Luft brannte in seinen Lungen, als er sie uneben einsog. Alles lag verlassen vor ihm und auch der Schnee wirkte unberührt. Keinerlei Fußabdrücke waren zu sehen, obwohl Ace genau beobachtet hatte, dass der Pirat in seinem flatternden Kapuzenmantel in diese Richtung geflohen war.

Instinktiv hob Ace die Augen zum dunklen Firmament hinauf, an dem Sterne seelenruhig funkelten, als sei dies keine Verfolgungsjagd und als würde Ace nicht keuchend und verloren im Schnee stehen.

Seine Hände ballten sich zu Fäusten und ein Fluch lag Ace auf den Lippen. Frustriert wandte er sich ab und stapfte den Weg zurück, den er gekommen war, das dunkle Viertel hinter sich zurücklassend, in dem bereits die nächtliche Stille eingekehrt war. Harsch zog er sich seinen Hut tiefer ins Gesicht und den Kragen seines Marinemantels enger um seinen Nacken, als der eisige Wind durch die schmale Gasse sauste und versuchte unter seine Kleidung zu schlüpfen, obwohl die Kälte ihm kaum etwas anhaben konnte.

Marco war ihm entwischt. Schon wieder.
 

Das Hängeschild quietschte theatralisch im Wind, als Ace durch die vereisten Scheiben in die Taverne hineinstarrte. Er hatte das Lokal während der Verfolgungsjagd erspäht, aber nun, da er die Spur des Gesuchten verloren hatte, konnte er sich auch einen Krug Sake gönnen.

Ace marschierte durch die Türen ins Innere hinein. Dabei ignorierte er die Blicke, die sein Mantel mit den Marineabzeichen auf sich zog. Er war sie gewohnt. Die Piraten, Kleinverbrecher, sowie alle anderen, die etwas zu verstecken hatten, waren ihm selten freundlich gesinnt, während die einfachen Bürger Schutz erwarteten.

Schweigend schlenderte Ace zum Tresen und ließ sich dort auf einem der leeren Plätze nieder. Mit den kurzen, dunklen Haaren erinnerte ihn die Barkeeperin unwillkürlich an Makino, als diese umherwirtschaftete, um die Gäste zu bedienen und Sakekrüge zu füllen.

Für einen Moment wischte der Gedanke an Makino den Grund seines Aufenthaltes auf dieser Insel fort, als ein Hauch von Heimweh sich in sein Herz schlich. Was Luffy wohl gerade tat? Wahrscheinlich machte er die Akademie unsicher und ihr Großvater musste die Eisen für ihn wieder aus dem Feuer holen.

Trotz der Wut über Marcos Entkommen, die noch immer in seinem Bauch brodelte, zuckten seine Mundwinkel ein Stückchen in die Höhe. Obwohl nicht immer alles gut gewesen war und es unzählige Streite zwischen ihm und seinen Großvater gegeben hatte, hob die Erinnerung an seine Familie immer sein Gemüt.

„Wenn du sie weiterhin so anstarrst, kriegst du noch Nasenbluten, yoi“, sagte jemand neben ihm und Ace zuckte ertappt zusammen.

Er warf einen Blick zu dem fremden Mann hinüber. Die wenigen, blonden Haare, die nicht abrasiert worden waren, standen von seinem Kopf ab. Trotz des aufgeheizten Inneren trug er eine Winterjacke, deren Reißverschluss bis zum Schlüsselbein hinaufgezogen war. Nur die Dreiviertelhose, die einen Streifen nackter, stoppeliger Haut zwischen ihrem Rand und den Stiefel sichtbar ließ, wirkte im Vergleich und bei den Temperaturen fehl am Platz.

„Huh?“ Im selben Moment, in dem Ace dieser Laut entkam, wurde ihm bewusst, wie dumm er klang. Ace räusperte sich, seinen Hut ein wenig nach hinten schiebend. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“ Kurz überlegte er, bevor seine Augenbrauen sich verengten. „Außerdem spricht man nicht so mit einem Kapitän der Marine.“

Man warf Ace einen unbeeindruckten Blick zu. „Du siehst jung für einen Kapitän aus.“

„Tja, meine Fähigkeiten sprechen eben für sich.“ Er hatte schon so oft gehört, dass er zu jung für eine so hohe Position in der Marine wirkte, sodass ihm seine Antwort automatisch von den Lippen rollte.

„Und was für Fähigkeiten wären das?“, erkundigte sich der Mann und nahm einen Schluck von seinem Krug, das Kinn auf die freie Handfläche stützend. „Viel wichtiger, was macht ein Kapitän der Marine auf einer so kleinen Insel wie dieser?“

„Ich jage jemanden“, sagte Ace und die gute Laune verließ ihn wieder, als er sich daran erinnerte, dass er den Gesuchten schon wieder aus den Augen verloren hatte, bevor er diesen überhaupt zu Gesicht bekommen konnte. Es war immer dasselbe. „Marco, den Phönix. Keine Ahnung, ob du von dem gehört hast, aber er ist der Vize-Kapitän der Whitebeard-Piraten.“

Sein Sitznachbar deutete ein legeres Schulterzucken an. „Der Name ist mir schon mal zu Ohren gekommen, yoi.“ Interessiert sah er zu Ace hinüber und trotz des verschlafenen Gesichtsausdrucks schien der Blick ihn durchleuchten zu wollen. „Du suchst ihn?“

„Natürlich“, rief Ace aus, so laut, dass einige Gäste an den anderen Tischen sich zu ihnen umdrehten und ihnen genervte Blicke zuwarfen. Ein grimmiges Lächeln zeigte sich auf Aces Lippen. „Mit seinen Teufelskräften soll er sich in einen blauen Feuervogel verwandeln können. Ich bin sicher, dass er mir so entkommen ist.“

Verschwörerisch lehnte sich Ace zu dem anderen Mann hinüber. „Ich war ihm so nah, so dicht dran, bis... bis er einfach verschwunden ist. Spurlos, meine ich. Trotz des Schnees.“

Sein Sitznachbar schmunzelte. „Du bist ihm also noch nie richtig begegnet?“

„Nein.“ Ace lehnte sich zurück und stieß ein Seufzen aus, welches ihm schon eine Weile in der Kehle steckte. Er hatte schon viele Gerüchte und Geschichten über Marco gehört, aber ihn noch nie gesehen. „Er scheint ein Meister im Verstecken zu sein, dieser Feigling!“

Sein Gegenüber lachte, laut und rau, bis sich kleine Fältchen um seine Augen herum bildeten. „Vielleicht ist er dir einfach immer einen Schritt voraus, hast du darüber schon mal nachgedacht?“

„Als ob! Marco hat keine Chance gegen mich, sonst würde er doch nicht abhauen“, verkündete Ace. „Aber keine Sorge, ewig wird er sich nicht vor mir verstecken können.“

„Ich bin sicher, dass du ihn irgendwann schnappen wirst“, stimmte sein Sitznachbar zu, bevor er sich der Barkeeperin zuwandte. „Einen Sake für meinen Freund hier.“

Ace blinzelte verwirrt. Man lud ihn ein?

„D-Danke!“

„Wieso bist du eigentlich ausgerechnet hinter diesem Marco her, yoi?“, fragte der andere, nachdem die Barkeeperin Ace den Krug mit Sake gebracht hatte. „Immerhin gibt es ziemlich viele Fische im Ozean. Was ist so besonders an diesem Marco?“

„Kein Fisch ist wie Marco“, entwich es Ace, der die Gelegenheit wahrnahm, um sich den Frust von der Seele zu reden, während er sich zwischendrin den Sake den Rachen hinunterkippte. „Er soll ein echter Stratege sein. Und ein Arzt. Warum schließt sich so jemand einer Piratenbande an? Aber soweit ich weiß, ist er schon ewig bei Whitebeard. Manche munkeln sogar, dass er mit seiner Teufelskraft heilen kann. So oder so – sich in einen Phönix verwandeln? Das muss schon cool aussehen. Praktisch für eine Flucht ist es jedenfalls, auch wenn sein Kopfgeld für sich spricht. Das hat er bestimmt nicht bekommen, weil er dauernd flüchtet. Wieso also? Hat er Angst vor mir? Komischer Kerl...“ Die letzten Silben waren nicht mehr als ein Murmeln. Ace starrte in die helle Flüssigkeit seines Reisweins, als könnte er in ihr das Gesicht des gesuchten Mannes erahnen.

„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt behaupten, dass du fasziniert von ihm bist“, sagte sein Gesprächspartner in so einem trockenen Ton, dass es einige Momente brauchte, bis Ace den Sinn seiner Worte verstand.

„Faszni... Fasziniert?“, wiederholte Ace langsam, spürte im selben Augenblick jedoch, wie ihm die Hitze in das Gesicht stieß. „Natürlich bin ich nicht von ihm fasziniert!“

Diesmal war es sein Gegenüber, der sich näher zu ihm hinüberlehnte. „Und warum errötest du?“

„Ich erröte nicht“, zischte Ace und hob den Krug an seine Lippen. Seine Stirn kräuselte sich. War er von diesem Marco fasziniert? War das überhaupt möglich, wenn er ihm noch nie begegnet war? „Falls es dir nicht aufgefallen ist, ich bin ein Kapitän der Marine.“

Ace nahm ein weiteres Schulterzucken im Augenwinkel wahr. „Es gibt so einige Marinesoldaten, die mit Piraten sympathisieren. Andere haben im Laufe ihrer Karrieren sogar die Seiten gewechselt.“

„Ich bin aber keiner von denen“, protestierte Ace, denn er hatte keine Wahl in dieser Hinsicht. Kein Ort war sicherer, um den Ursprung seines Piratenbluts zu verstecken, als direkt innerhalb der Marine. Dort würden sie nie nach dem Sohn von diesem verdammten Gol D. Roger suchen. Allerdings konnte Ace auch diesmal nicht ignorieren, dass diese Erklärung, warum er überhaupt der Marine beigetreten war, verdächtig nach seinem Großvater und seinen ewigen Lektüren klang.

„Solange du weißt, wer du bist, solltest du keine Probleme haben. Selbst wenn nicht, bist du jung genug, um das noch herauszufinden“, sagte sein Gegenüber kryptisch, fast so, als hätte er den bitteren Zug um Aces Mund gesehen und verstanden. „Ein Piratenleben ist gar nicht so schlecht, wie die Marine immer darstellt, Ace.“

„Ach ja?“ Seine Stimme klang viel zu neugierig, weshalb Ace weiterhin stur in sein Getränk hineinstarrte, die Augenbrauen dicht zusammengezogen.

„Es ist ein Leben voller Freiheiten. Ohne Grenzen und Abzeichen. Ohne ein ständiges Hinterherjagen“, meinte sein Sitznachbar.

Ace runzelte die Stirn. „Für einen Dorfbewohner weißt du aber verdammt viel über das Denken der Piraten, was?“

Ein raues Lachen folgte, welches Ace ein Schauer über den Rücken jagte. Vielleicht war es aber auch die verspätete Eingebung, dass der Fremde ihn soeben beim Vornamen genannt hatte, obwohl Ace sich nicht erinnern konnte, sich vorgestellt zu haben, was eigentlich ziemlich unfreundlich von ihm gewesen war.

Skeptisch drehte sich Ace auf seinem Stuhl. Gleichzeitig nahm er einen großen Schluck aus seinem Krug, um seine Nerven zu stählern. Die Alarmglocken schrillten in seinem Kopf. Seine Frustration über seine misslungene Jagd nach Marco hatte ihn unvorsichtig gemacht.

Belustigung schwamm in seinem Blick, als Ace ihn ansah. Langsam nahm sein Gesprächspartner das Kinn von seiner Handfläche, um diese in Aces Richtung über den Tresen zu schieben. „Wer sagt, dass ich ein Bewohner dieser Insel bin, yoi?“

Im gleichen Moment leckten blaue Flammen der Handfläche entlang, seinem eigenen Feuer nur in der Farbe und der Temperatur unähnlich. Ein eisiger Windzug wehte Ace für den Bruchteil einer Sekunde um die Nase und bereitete ihm eine Gänsehaut.

Ace verschluckte sich an seinem Sake und brach in ein Husten aus. Seine Augen wässerten, bis das amüsierte Gesicht vor ihm verschwamm und Ace sich blind an dem Tresen festhielt.

Er spürte eine Hand auf seiner Schulter, ihr Griff fest und selbst durch den Stoff seines Mantels bedeutungsschwer. Dann folgte eine Stimme so dicht an seinem Ohr, dass er den Atem des anderen auf seiner Haut wahrnahm. „Es war nett, sich mit meinem größten Fan zu unterhalten“, flüsterte Marco in sein Ohr, bevor er sich abwandte.

Ace schnappte nach Luft, als er dem Piraten nachsah. Dieser verschwand durch die Tür der Taverne.

Ace stieß sich vom Tresen ab und stolperte hinterher, hinaus in die kalte Dunkelheit. Eine Dunkelheit, in der er sich allein wiederfand, schon wieder.

Sein Blick ging zum vom Schnee bedeckten Boden hinunter und blieb an den frischsten Spuren hängen, die aus dem Lokal führten, aber nach wenigen Schritten schon ein Ende nahmen, als habe sich sein Besitzer in Luft aufgelöst.

Marco…

Der blonde Mann in der Taverne war also tatsächlich Marco gewesen, nachdem Ace schon so lange suchte. Er hatte genau neben ihm gesessen. Wahrscheinlich war er den Kapuzenmantel irgendwo losgeworden und hatte es sich hier bequem gemacht, bis Ace zufällig hineingelaufen kam. Oder Marco hatte das alles geplant, gewusst, dass es Ace in die örtliche Taverne locken würde.

Ein Schnaufen entwich Ace. Er sah auf, hinauf zu den verschneiten Dächern der Wohnhäuser. Wahrscheinlich stand Marco jetzt dort oben auf einem von ihnen und lachte sich über ihn schlapp.

Ace hielt die Hände seitlich an den Mund. „Wenn du glaubst, dass es das gewesen ist, hast du dich aber geirrt“, rief er in die Nacht hinaus. „Ich werde dich finden und dich verhaften, Marco!“ Aufmerksam beobachtete Ace die Dächer, auf einen Schatten wartend, auf irgendetwas, was von Marcos Anwesenheit sprach.

Die Nacht blieb ruhig. Nach und nach ließ Ace die Hände sinken. Wieder versteckte sich Marco vor ihm, obwohl er doch… Er hatte es doch gar nicht nötig!

Und dann sah Ace ihn plötzlich am schwarzen Himmel: Bläulich brennende Schwingen, die lang und majestätisch wirkten, ein dichtes Federkleid aus blauem Feuer mit langen, flammenartigen Schwanzfedern.

Ace klappte der Mund auf, als ihn die Faszination packte, die Marco ihm geradeeben noch vorgeworfen hatte.

Dieser Mistkerl!

Die Zähne aufeinanderbeißend, stapfte er wieder in die Taverne hinein und schmiss die Tür hinter sich zu. Als er den Tresen erreichte, um seinen Krug zu leeren, entdeckte er die von Marco zurückgelassenen Münzen – genug für ihre Getränke und einen weiteren Krug Sake, den Ace sogleich bestellte.

Sie würden sich wiedersehen, darin bestand für Ace kein Zweifel. Beim nächsten Mal würde er die Seesteinhandschellen mitnehmen, die vergessen auf seinem Striker lagen. Er würde sie mitnehmen und auch benutzen.

Größter Fan…

Der Kerl hatte sie doch nicht mehr alle.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Pureya
2019-12-17T21:22:36+00:00 17.12.2019 22:22
Wow, die Fanfic passt perfekt zum Türchenthema! Find die Idee echt faszinierend, dass Ace Marinemitglied ist! Er muss nur noch ein wenig an seinen Detektivskills arbeiten :D
Marco war schön beschrieben, fand die Szene toll, als Marco ging und ihm vorher noch zuflüstert. Da bekommt man fast selbst Gänsehaut ^^
Tolles Türchen! <3
Antwort von:  Votani
19.12.2019 04:54
Vielen Dank fuer deinen Kommentar! :D
Bei dem Thema musste ich sofort an Marco denken. XD
Von:  Katsumi-Youko
2019-12-13T20:01:55+00:00 13.12.2019 21:01
Nice... Tja ace... Das ist blöd gelaufen... Kann mann nichts machen...dran bleiben... Wird schon...

Sehr lustig... Versüßt den Feierabend... Echt mal was niedliches für zwischendurch

Bitte ebenfalls wie mein Vorredner um Fortsetzung... Danke
Antwort von:  Votani
14.12.2019 03:17
Danke! Freut mich, dass es den Feierabend versuessen konnte. :)
Eine Fortsetzung ist definitiv moeglich, wenn auch nicht sofort. Sollte die Idee/Muse da sein, wuerde ich aber gern eine zweite Begegnung zwischen ihnen schreiben.
Von:  Ookami-Inu_Ruffy
2019-12-13T16:58:25+00:00 13.12.2019 17:58
Hihi, sehr schöner One Shot für Zwischendurch
Ich bin eh Fan deines Schreibstils
Könnte mir sogar eventuell eine Fortsetzung vorstellen/ wünschen ^^
Antwort von:  Votani
14.12.2019 03:14
Vielen Dank! :D
Die Geschichte schreit definitiv nach einer Fortsetzung, das ist wahr. Sollte es sich zeitlich ergeben, wird die irgendwann folgen, weil Ace als Mitglied der Marine einfach spannend ist. :)


Zurück