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Unverhofft unerwartet

Das Beste zum Schluss
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,
heute etwas spät, da ich den Nachmittag über kein Internet hatte.
Hoffe ihr hattet alle einen schönen 1. Weihnachtsfeiertag.

LG SakuraSasuke92 Komplett anzeigen

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Teil 7 – Weihnachtstraditionen

Shushu, ein seltsamer Name wie ich finde, aber irgendwie auch passend. Er hat sich den herausgefallenen Ball geschnappt und sich damit auf den Teppich vor der Couch gelegt, zu meinen Füßen. Darauf rumkauend schaut er mich mit seinem Hundeblick an, welcher mich umgehend weich werden lässt, er hat jetzt schon mein Herz gestohlen. Mein Blick geht zu Zorro, der scheint glücklich zu sein. Wahrscheinlich hat er sich unbewusst einen Hund gewünscht, schließlich kann er sehr gut mit ihnen, das habe ich selbst schon gesehen. Hoffentlich sind wir der Aufgabe gewachsen, allzu lange lässt unser Kind auch nicht mehr auf sich warten, bis dahin sollte sich das Leben mit Shushu schon geregelt haben. In den letzten Tagen hat sich viel in meinem Leben geändert, eigentlich sollte mich das erschrecken, Angst machen, zu viel sein, aber nichts davon ist der Fall. Erstaunlicherweise nehme ich es gelassen, bin mir sicher, dass wir das schaffen.

Ich schaue zu Zorro der gerade ein Hundekissen aus der Kiste zieht und an der freien Seite im Wohnzimmer platziert. Während ich ihm zuschaue, wie er die verschiedenen Dinge verteilt, fallen mir jedoch immer wieder meine Augen zu, ich hatte einfach zu wenig geschlafen.

„Wie süß“, höre ich als ich aufwache. Ich brauche ein wenig, bis ich verstehe wer das gesagt hatte und wo ich gerade bin. Erst als ich meine Augen öffne und Kuina sehe, die den kleinen Welpen streichelt, kann ich die Worte richtig zuordnen. „Ausgeschlafen?“, fragt mich mein Freund, der in der Tür steht und seine Tochter mit Shushu beobachtet hat. „Fürs erste schon“, antworte ich, meine Stimme klingt noch verschlafen. So richtig wach bin ich auch noch nicht. Dennoch strecke ich meine Hand in Richtung Zorro, der versteht was ich will, der dann sofort auf mich zukommt und mir auf die Beine hilft. Ich schwanke kurz, mein Gleichgewicht lässt wirklich zu wünschen übrig. Wenn ich erst kurz wach bin ist es am schlimmsten, wenn ich so darüber nachdenke.

Angezogen und mit einem Frühstück im Magen, fühle ich mich gleich viel besser. Nun sitzen wir alle gemeinsam am Esstisch und beobachten Shushu, der auf einer zum Glück nicht quietschenden Gummiente rum kaut. Ob ich zu den vielen Veränderungen in meinem Leben auch noch ein Quietsche-Spielzeug ertragen würde, bezweifele ich. Diese Dinger kosten einiges an Nerven. Anscheinend war Zorros Freund so freundlich uns dies zu ersparen. Die Ente sieht nicht neu aus, wie das meiste was in der Kiste war, vielleicht war es sein Lieblingsspielzeug gewesen.

„Gehen wir zum Weihnachtsfest?“, fragt Kuina. „Sicher gehen wir“, versichert Zorro ihr. Ich schaue ihn fragend an. Von einem Weihnachtsfest wusste ich nichts und bisher hat mich mein Freund immer vorher gefragt, ob ich mich gut genug fühle für irgendwelche Ausflüge. „Das Dorf veranstaltet am ersten Weihnachtsfeiertag immer ein kleines Fest. Dann gibt es hier eine Schlittenbahn den Berg Richtung Wald hoch. Da oben gibt es dann eine kleine Eislaufbahn und Zelte mit Glühweinständen und Essen. Natürlich auch einige Sitzgelegenheiten in Nähe von Heizstrahlern. Es ist ziemlich gemütlich und für jeden etwas dabei“, erklärt er mir. „Hört sich gut an“, sage ich daraufhin. Wenn ich sitzen kann, spricht nichts dagegen nicht mitzugehen und Kuina scheint sich richtig darauf zu freuen, das will ich ihr natürlich nicht vermiesen. „Dann kommst du mit?“, hakt seine Tochter sogleich nach. „Ja“, antworte ich, womit ich ihr wohl eine große Freude mache, denn sie hüpft durch das Zimmer. Der kleine Welpe beobachtet sie kurz dabei und entschiedet sich dann ihr hinterher zu laufen.

„Gehen wir gleich?“, fragt sie ihren Vater, schaut aber auch ihren Opa an. „Wir können in einer halben Stunde aufbrechen, wir müssen sowieso mit Shushu raus“, antwortet Zorro geduldig, während er den Tisch abräumt und mich mal wieder nicht helfen lässt. Langsam ist das doch etwas frustrierend, auch wenn ich mich eigentlich freuen sollte. „Lass uns schon mal hochgehen und uns dafür anziehen“, schlägt Koshiro seiner Enkelin vor und gönnt Zorro und mir damit nochmal etwas Zeit alleine und Ruhe. Diese kurzen Augenblicke genieße ich doch mehr, als ich zu Beginn dachte. Zorro stiehlt sich einen Kuss, bevor wir ebenfalls nach oben gehen.

Schließlich stehe ich warm eingepackt in einer dick gefütterten blauen Winterjacke, schwarzen Thermojeans, Winterstiefeln, Mütze und Handschuhen mit den anderen an der Haustür. Zorro hat wieder die grüne Skijacke an und einfache Jeans mit Winterboots, weder Mütze noch Handschuhe. Ich würde erfrieren, aber wahrscheinlich wird er sich auch mehr bewegen als ich. Er hat unser neustes Familienmitglied an die Leine genommen, seine andere Hand hält die meine. Koshiro hält ein Seil an dem ein Schlitten gebunden ist. In einem gemütlichen Tempo gehen wir die Straße hinunter, biegen jedoch die erste schon links ab, Richtung Hügel. Von weitem kann man schon die Menschen erkennen die den Hang erklimmen. Ein wenig fürchte ich mich schon ebenfalls da hoch zu müssen, das würde definitiv eine anstrengende Tätigkeit, vor der ich mich vor ein paar Monaten nicht so angestellt hätte. Kuina hüpft freudig vor uns her, schon von weitem winkt ein Kind ihr zu. „Wir schließen uns da an, wir sehen uns oben“, meldet sich ihr Großvater zu Wort und läuft dann mit Kuina vor zu dem winkenden Kind.

Wir folgen ihnen nicht, wie ich erwartet habe. Stattdessen folgen wir der Straße bis zur Bushaltestelle, wo schon eine kleine Menschenmenge steht. Hundeschlitten und Pferdeschlitten sind zu sehen, als wir um die Ecke blicken können. Zielstrebig führt mein Freund mich zu einer der Kutschen. Er begrüßt den Kutscher kurz, reicht ihm etwas Geld und hebt Shushu in den Schlitten. Anschließend hilft er mir hinein, deckt unsere Beine mit dem bereitliegenden Fell zu und gibt dem Kutscher ein Zeichen. Unser kleiner Welpe liegt zusammen gerollt zu unseren Füßen und muckst sich nicht. Eine gute Erziehung hat er definitiv schon genossen, sonst wäre er nicht bei allem so brav.

„Du hast nicht wirklich gedacht, dass ich dich da den Berg raufgehen lasse“, sagt mein grünhaariger Freund. „Ich hatte kurz die Befürchtung“, gebe ich ehrlich zu. „Weder hoch noch runter, das verspreche ich“, verspricht er. „Beruhigend“, sage ich. Wobei mir der Weg runter nicht so schwierig erscheint wie der hoch. Ich war schon immer gern unterwegs, aber mit fortschreitender Schwangerschaft war ich nicht mehr so mobil wie ich mal war. Doch kurz vor der Entbindung auf einmal wieder so viel zu unternehmen ist merkwürdig, jedoch auch sehr schön.

Die Fahrt ist angenehm, nur ein leichter, nicht allzu frostiger, Fahrtwind. Es ging den Berg hoch bis kurz vor den Waldrand, dort steht eine kleine Hütte aus der Stromkabel zu erkennen sind, die weit über die Landschaft zu den Ständen führen, dessen Zelte nun zu erkennen sind. Die Theken sind aus Schnee gebaut, darüber nur eine Arbeitsplatte gelegt. Es stehen Heizpilze herum, Stehtische und Sitzgruppen aus verschiedenen Materialien. Mein Staunen wird von Zorro unterbrochen, weil wir aussteigen müssen. Schade das die Fahrt schon zu Ende ist, es war sehr angenehm und ich hätte das noch eine Weile genießen können.

Er führt uns durch die Menschen zu einem Stand, wo er warmen Kakao bestellt und dann zu einem Stehtisch geht, bisher der einzige freie. „Keine Sorge wir finden gleich einen Sitzplatz“, sagt er zu mir. „Keine Eile, ich kann eine Weile stehen“, erwidere ich abwesend. Ich betrachte weiter die Umgebung, die vielen Schneemänner die ein Stück weit von uns entfernt stehen und wo fleißig weitere gebaut werden. Mein Blick geht weiter zu einer Schlittenbahn, dort ist ebenfalls schon einiges los. Überall sind fröhliche Kinder zu sehen, die im Schnee spielen. „Gefällt es dir?“, fragt mich mein Freund. „Ohja“, ist alles was ich antworten kann. So etwas wie hier kenne ich nicht, deshalb komme ich aus dem Staunen nicht mehr raus.
 

Noch bevor meine Tochter wieder zu uns trifft, finde ich einen Sitzplatz für uns, beziehungsweise für Sanji. Eine selbstgebaute Bank, auf dem ein Fell liegt, sowie eine Decke zum zudecken. Obwohl er noch vor wenigen Minuten gesagt hatte, das es ihm nichts ausmacht eine Weile zu stehen, schien er nun erleichtert sich doch setzen zu können. Da kommt auch schon meine Tochter mit Koshiro angerannt, gerade als ich Sanji in die Decke einpacke. „Papa, kann ich mit Mikoto Schlitten fahren?“, fragt sie aufgeregt. „Sicher, viel Spaß“, erlaube ich ihr und schon ist sie weg. Ich reiche Koshiro die dritte Tasse Kakao, an der er gleich seine Hände wärmt und sich dann neben Sanji auf die Bank setzt. Mikotos Eltern winken mir kurz zu, als sie sich an eine der Getränkeausgaben anstellen. Die Schlittenbahn wird von mehreren älteren Herren überwacht, wie jedes Jahr, also muss ich mir um Kuina keine Sorgen machen.

„Findet das jedes Jahr statt?“, fragt mich mein blonder Freund. „Ja, seit zwölf Jahren. Es ist die größte Attraktion im Jahr. Heute findet alles hier oben statt und morgen Abend gibt es noch Vorstellungen in der Turnhalle“, erläutere ich. „Geht ihr morgen auch dahin?“, will er auch sogleich wissen. „Nein, morgen steht etwas Anderes auf dem Plan“, gebe ich zurück und verschweige bewusst was ich geplant habe. Er sieht, dass ich es ihm nicht verraten werde.

„Wuff“, ertönt es neben mir. Shushu, der bisher brav neben uns gelegen hat, bellt in eine Richtung. Ich kann nicht erkennen wieso und will ihn schon zurechtweisen, da sehe ich einen anderen Husky und hinter ihm sein Besitzer, mein Kumpel. Schon von weitem grüßt er und kommt direkt auf uns zu. Unser Welpe begrüßt seinen vorherigen Besitzer und Hundefamilie freudig. „Na hast du dich über den Kleinen gefreut?“, fragt mein Kumpel sofort. „Ja sehr, da hast du mich sehr überrascht. Ich danke dir“, gebe ich zurück.

„Ich hoffe du hast nichts gegen Hunde“, richtet er sich an Sanji. „Überhaupt nicht, ich mag Hunde. Ich habe den Kleinen direkt ins Herz geschlossen“, antwortet er mit einem Lächeln. Shushu hat sich wieder zu den Füßen meines schwangeren Freundes gelegt. Seine Husky Familie legt sich beschützend um ihn herum.

Wie immer verwickelt mich Saga schnell in ein Gespräch, lässt Sanji aber keineswegs außen vor. „Nächstes Jahr kann er den Schlitten den Berg hinauf ziehen“, lacht mein Kumpel. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht, einen Kinderschlitten würde er mühelos den Berg hinaufziehen können. Das würde schön sein. Schließlich haben wir bis dahin ein fast einjähriges Kind dabei. In meinen Gedanken verloren merke ich nicht, dass Kuina zurückgekehrt ist, erst als sie sich an mir vorbei zu Sanji drängt, der ihr die letzte Tasse Kakao reicht. Kaum ist die Tasse leer, läuft sie zurück zu ihrer Freundin. Ich muss lächeln und bemerke wie glücklich ich gerade bin, zum ersten Mal seit Jahren.
 

Der Mittag kommt schneller als wir dachten, und mit ihm eröffnen auch die Essensbuden und die Schlangen bilden sich unverzüglich. Inzwischen haben wir uns eine größere Sitzgruppe ergattert, in der Mitte die Hunde und ein kleiner Tisch. Eine Frau hat uns zusätzliche Decken gebracht, damit Sanji sich noch etwas besser einpacken kann und ein Kissen als bequemere Lehne.

Zum Essen ist auch Kuina wieder zurück, läuft jedoch direkt in die Arme meines Freundes um sich mit unter der Decke zu wärmen. Ich kann es mir nicht verkneifen diesen Anblick in einem Foto festzuhalten. Da nimmt mein Kumpel mir das Handy aus der Hand und schiebt mich zu den Beiden und knipst uns gemeinsam. Meine ganze Familie auf einem Foto, ein schönes Geschenk. „Kannst du mir das schicken, ich würde es gerne Zeff weiterleiten“, bittet mich mein Freund. Natürlich mache ich das gerne.

Mein Kumpel beschließt, dass wir zwei das Essen für unsere Gruppe holen, während sich Koshiro nochmal für Getränke anstellt. Voll bepackt mit Essen, Currywurst und Pommes, vielleicht nicht das Essen, welches man normalerweise an Weihnachten verzehrt, aber das macht hier keinem etwas aus. Auch Koshiro ist mit einem Getränketablett zurück gekehrt, dieses Mal sind auch Kaltgetränke dabei. Er überlässt mir den Platz neben Sanji und ich nehme meine Tochter auf den Schoss. Ich habe endlich das Gefühl, das ich meine kleine Familie komplett ist.

„Papa gehen wir Eislaufen?“, fragt sie mich nach dem Essen. Letztes Jahr musste ich es ihr verwehren, da ich ein paar Tage zuvor ausgerutscht bin und mir den Knöcheln gestaucht hatte. Dieses Jahr will ich ihr also den Wunsch erfüllen. „Sicher“, bestätige ich und schon springt sie von meinem Schoss. Ich gebe Sanji einen Kuss und verlasse die Truppe.
 

Zorros Kumpel lässt sich neben mir nieder. „Du hast wirklich kein Problem mit Shushu?“, fragt er mich. „Nein, ich mag den Kleinen. Ich wollte als Kind immer einen Hund haben. Allerdings bin ich in einem Restaurant aufgewachsen, da war das schwierig“, erkläre ich. „Wenn er Probleme gibt gebt Bescheid, ich kümmere mich um Shushu, falls es am Anfang schwierig ist…“, beginnt er. „Danke“, unterbreche ich ihn. „Ich glaub Zorro hat vergessen uns vorzustellen, ich bin Saga“, stellt er sich vor. „Sanji“, erwidere ich. „Du tust ihm gut“, sagt er zu mir. Ich schaue ihn verwundert an. „Er kommt endlich aus seinem Schneckenhaus, das versuche ich schon seit Jahren zu erreichen“, erklärt er mir. Ich mustere ihn, seine Haut ist etwas dunkler und seine Haare weißgrau, ungewöhnlich wie bei Zorro. „Woher kennst du Zorro eigentlich?“, will ich wissen und es klingt beiläufiger als ich es wollte. „Wir haben zusammen trainiert, bevor ich die Einheit verlassen habe“, erklärt er mir. „Ich war nur ein Jahr da, ich bin nach einem Unfall früher entlassen worden, inzwischen bin ich voll genesen. Nach Zorros Unfall hat Koshiro mich angerufen, ob ich nicht helfen könnte. Es war nicht einfach, ihn wieder in unsere Welt zu ziehen, habe es auch nie ganz geschafft. Du warst es, der es schlussendlich vollbracht hat“, fährt er fort. „Ich habe ihn noch nie so glücklich gesehen.“ Ich schaue ihn verwundert an, mir war nicht bewusst, dass ich das tat. Vielleicht weil ich selbst so glücklich bin? Wenn ich an das Gespräch im Krankenhaus zurückdenke macht es Sinn. Zu dem Zeitpunkt war Zorro noch anders. Er hat sich in den paar Tagen auch viel verändert. Ich frage Saga auch noch etwas aus, schließlich kennt er Zorro schon ein paar Jahre.
 

Ich schließe die strahlende Kuina in die Arme, als sie eine Stunde später auf mich zugestürmt kommt. „Nächstes Jahr fährst du auch mit mir oder?“, fragt sie mich, worauf ich nicke. Sicher würde ich, wäre ich auch dieses Jahr, wenn ich nicht schwanger wäre. Sie legt ihren Kopf gegen meinen Oberkörper und lehnt sich gegen mich, wahrscheinlich ist sie müde von der ganzen Aktivität und Aufregung. Zorro hockt sich neben uns, mit einen Hand hilft er mir Kuina zu halten, die weg zu driften scheint. „Wird Zeit das wir nachhause gehen“, meint er. Ich nicke, denn mir ist kalt. Auch in der Decke wird es kalt, wenn man sich nicht viel bewegt. Koshiro nimmt die Decke und die leeren Getränke, bringt alles zurück und nimmt dann den Schlitten und Shushus Leine. Zorro schaufelt seine Tochter in seine Arme, die sofort ihren Kopf auf seiner Schulter ablegt und ihr Arme um seinen Hals schlingt. Saga hilft mir auf und begleitet uns zu der Haltestelle der Schlitten, allerdings sind gerade keine da. Mein Freund schaut mich fragend an. „Wir können gehen, es geht ja nur Berg ab“, sage ich. Nach dem langen sitzen würde mir das guttun und außerdem wird mir so wieder warm. „Dann begleite ich euch bis nachhause“, meint Saga und bietet mir seinen Arm an. Ich nehme dankend an, das würde mir halt geben. Mein grünhaariger Freund sieht dankend zu seinem Kumpel.

Schlussendlich bin ich froh, als wir vor der Haustür stehen, die wenigen Meter bergauf haben mir den Atem geraubt. Ich steure direkt einen Stuhl in der Küche an, als Koshiro die Tür aufsperrt. Zusammen ziehen sie Kuina die Wintersachen aus und dann bringt er seine Tochter nach oben. Koshiro betritt die Küche und nimmt mir meine Jacke ab. „Danke“, sage ich leise. Ich lege meine Hände auf meine gerundete Mitte, der Kleine ist gerade aufgewacht und unzufrieden mit seinem beengten Raum. Koshiro lächelt, als er mir ein Glas Wasser reicht und mir die Stiefel aufschnürt. „Das kann ich selbst…“, setze ich an, doch er schüttelt nur den Kopf und macht weiter. Es fühlt sich gut an befreit von den Winterschuhen zu sein. Wieder danke ich ihm. Mein Rücken fühlt sich wund an und meine Füße und Hände immer noch kalt.

Ich schließe kurz meine Augen, bis ich eine warme Hand auf meinem Bauch spüre. „Warmes Bad oder Bett?“, fragt er mich. „Bad“, antworte ich, will mich schon aus dem Stuhl hochstemmen, da schüttelt er den Kopf und schaufelt mich wieder mal in seine Arme. Ich weiß nicht wie er das macht, ich bin nun echt nicht leicht und er hat gerade seine Tochter den ganzen Weg hierhergetragen. Im Flur sehe ich, dass Shushu sich in sein Körbchen gelegt hat und ebenfalls ruht. Wahrscheinlich war das ganze sehr aufregend für ihn, er ist schließlich erst ein paar Wochen alt und dann direkt so viele Eindrücke auf einmal.
 

Ich setze Sanji im Bad ab und lasse Wasser in die Wanne. Er sieht erschöpft aus, aber auch bezaubernd mit seinen geröteten Wangen. Er entledigt sich gerade des langärmligen Shirts und der gefütterten Jeans die er trägt, als ich mit seinen frischen Sachen zurückkomme. Er stützt sich auf den kleinen Schrank ab, als er versucht seine Beine zu befreien. Ich komme ihm zu Hilfe. Am liebsten würde ich ihn mit ins Schlafzimmer nehmen und nicht mehr loslassen, aber ich weiß was für eine Wohltat das warme Wasser jetzt für ihn ist. Als er im Wasser ist, greift er nach meiner Hand. „Bleibst du bitte“, richtet er sich zu mir, ich setze mich auf den Wannenrand. In Stille genießen wir die gemeinsamen Augenblicke. Er sieht entspannt aus, obwohl ich deutlich erkenne, dass unser Kind unruhig in seinem Bauch zappelt. „Ich hoffe du hast heute keine großen Pläne mehr“, sagt er nach einer Weile. „Nein, keine Sorge, den Rest des Tages machen wir es uns hier gemütlich“, beruhige ich ihn. Dachte ich es mir doch, dass es ziemlich anstrengend für ihn war. „Mach dir keine Sorgen, es war wirklich schön und ich freue mich heute schon das nächstes Jahr wieder zu erleben“, sagt er zu mir mit einem Lächeln.

Es ist später Nachmittag als Kuina aus ihrem Bett kommt. Sie hat ihr Rentier im Arm und tapst schnurstracks in meine Arme. Jetzt habe ich meine zwei Liebsten im Arm. Außer dem Feuer im Ofen ist mal nichts im Raum an. Eine gemütliche Ruhe hat sich eingestellt. Shushu schläft auf dem Hundekissen, Koshiro ist im Sessel eingeschlafen und Kuina wie auch Sanji an mich gekuschelt und schlafen auch.
 

Am nächsten Tag ist keiner früh auf, außer mir. Mein Freund schläft noch tief und fest und hat keine Ahnung, was heute auf dem Plan steht. Ich gehe leise runter in die Küche, gebe Shushu sein Frühstück und trinke selbst einen Kaffee, bevor ich mir den kleinen Welpen schnappe und mit ihm eine kleine Runde spazieren gehe. Nach der gestrigen Aufregung wirkt er immer noch erschöpft. War wohl ein bisschen viel für den kleinen an seinem ersten Tag. Ich liebe es früh am Morgen in der Kälte unterwegs zu sein, dann fühle ich mich immer lebendiger. Obwohl das nicht mehr so ganz richtig ist, seit meinem Haus so voll geworden ist fühle ich mich jeden Augenblick so. Dennoch ist die Kälte am Morgen ein willkommenes Geschenk.

Als ich zurückkomme, steht Koshiro in der Küche und mach Rührei. „Du kannst los, wenn du möchtest, ich kümmere mich um alles“, richtet er sich an mich, denn er ist in meine Pläne eingeweiht. „Danke, bis später“, erwidere ich und bin auch schon wieder weg. Wie jedes Jahr würde ich zu Kuinas Grab fahren, ihr Frohe Weihnachten wünschen und erzählen was ich das Jahr erlebt habe. Das ich Sanji getroffen habe und Vater werde und all das andere was mir gerade im Kopf herumschwirrt.
 

Ich werde wach als Kuina sich zu mir in Bett kuschelt. Als ich mich umschaue sehe ich, dass mein Freund gar nicht mehr im Bett ist. „Papa ist zu Mama“, sagt die Kleine. Erst verstehe ich nicht, doch als ich wacher werde kapiere ich, dass er zu ihrem Grab gefahren ist. Er hat mir einen Abend davon erzählt. „Gehen wir frühstücken?“, fragt sie mich nach einer Weile. „Ja, geh dich anziehen, ich komm dich gleich holen“, sage ich. Ohne Zorro brauche ich deutlich länger für die kleine Aufgabe. Schon komisch, wie schnell ich mich daran gewöhnt habe. Kuina kommt zurück bevor ich fertig angezogen bin. Sie schaut auf meinen nackten Bauch und lächelt dann. Sie haucht einen Kuss auf meinen hervorstehenden Nabel. „Hallo Baby“, sagt sie freudig. „Beeil dich ein bisschen, ich will dich sehen bevor ich mit Opa nachhause fahre“, redet sie mit ihrem Geschwisterchen. Ich muss lächeln, das ist sehr süß. Wahrscheinlich wird sich ihr Wunsch erfüllen, ich habe schließlich nur noch ein paar Tage und es ist selten, dass Männer ihren Geburtstermin überschreiten. Sie drückt noch einen Kuss auf meinen Bauch, bevor sie sich wieder löst und ich mir ein Shirt anziehen kann.

Die Treppe gehe ich ihr eindeutig zu langsam runter, denn sie rennt vor und begrüßt Shushu der schwanzwedelnd am Treppenabsatz wartet. Ich fühl mich heute nicht in der Lage, ihn so zu begrüßen und gehe deshalb in die Küche zu einem Stuhl, wo ich mich beruhigt zu ihm bücken kann. Koshiro hat den Tisch bereites gedeckt und mir Tee aufgesetzt. „Zorro ist bis heute Mittag unterwegs“, erklärt er mir. Ich nicke nur. Wir würden die Zeit bis dahin schon rumbekommen.

Kuina hat schon Pläne für den Vormittag gemacht, wie ich nach unserem Frühstück feststelle. Als erstes will sie einen Schneemann bauen. „So wie letztes Jahr“, erzählt sie mir aufgeregt. Abschlagen kann ich es nicht, auch wenn mich die Kälte nicht reizt nach dem gestrigen Tag. Dennoch gehe ich mit ihr hinaus und wir bauen gemeinsam den Schneemann. Dass viel bücken ist natürlich nichts für mich, aber der Spaß und Kuinas lächeln ist es allemal wert.

Im Anschluss daran, werden wir mit einer heißen Schokolade im Warmen empfangen. Als ich mal sitze kann ich nicht wieder aufstehen, das war wohl doch etwas zu viel. Ich muss Koshiro beten mir ein Kissen warm zu machen, ich hoffe das hilft.

Kuina setzt sich zu mir und sieht mich fragend an, doch Gedankenlesen kann ich noch nicht. „Wie können Männer Babys bekommen?“, fragt sie mich urplötzlich. Ich schlucke kurz, überlege wie ich ihr das Kindergerecht beibringen kann. „Sanji gehört zu den besonderen Männern, etwa die Hälfte können wie Frauen Kinder bekommen. Es unterscheidet sich nichts, außer, dass Männer äußerlich nicht weiblich aussehen“, übernimmt Koshiro, der immer eine passende Antwort bereit hat. Ich bin erleichtert das ich dem nochmal entkommen bin. Die Kleine gibt sich mit der nicht besonders ausführlichen Erklärung zufrieden. Ein bisschen anders ist es schon, ich habe nur einen Eierstock anstatt zwei. Im Alter von 14 bin ich getestet worden, ob bei mir das Gen ausgebrochen ist oder nur ruht, wie bei 60% der Männer. Ansonsten ist tatsächlich nicht viel anders.
 

Wir essen gerade zu Mittag als sich die Haustür öffnet. Shushu und Kuina stürmen sofort hin. Koshiros Lippen ziert ein Lächeln, ich habe das Gefühl irgendwas wurde mir verheimlicht. Als ich mich umdrehe, sehe ich nicht nur Zorro in der Tür, nein auch Zeff, der sich an meinem Freund vorbeidrückt und mich erst mal in die Arme nimmt. „Was machst du denn hier?“, frage ich, immerhin war er erst vor zwei Tagen kurz hier. „Dir dein Weihnachtsgeschenk bringen“, antwortet er mir. Das hätte er auch schon vor zwei Tagen machen können, das verstehe ich nicht. Doch als er sich von mir löst, kommt eine weitere Person in den Raum, Reiju. Ich starre sie an, wir haben uns mindestens fünf Jahre nicht mehr gesehen, auch wenn wir immerhin ab und an telefonieren. Sie lächelt, als sie auf mich zu kommt und ebenfalls in die Arme schließt.

„Papa wer ist das?“, höre ich Kuinas Stimme im Hintergrund. „Sanjis ältere Schwester“, antwortet er leise.

„Lange nicht gesehen, Kleiner“, begrüßt mich Reiju die bisher ungewöhnlich still war. „Es freut mich das du letztlich den richtigen Hinweis erhalten hast“, grinst sie. „Das warst du“, stelle ich direkt fest und sie lächelt nur. Ich hatte ihr vor vier Monaten von meiner Schwangerschaft erzählt, sie muss die Kontakte unseres Vaters genutzt haben, um Zorro ausfündig zu machen. Eigentlich mag ich es nicht wenn mein biologischer Vater etwas damit zu tun hat, aber in diesem Fall bin ich einmal dankbar darüber.

„Setz euch doch alle“, meldet sich Koshiro zu Wort und holt weitere Teller aus dem Schrank. Zorro gibt mir einen Kuss als er den Platz neben mir einnimmt, Reiju den auf der anderen Seite. Zeff hat Kuinas Platz eingenommen, da sie auf dem Schoss ihres Vaters sitzt. „Hast du eigentlich auch was damit zu tun?“, will ich von dem Vater meines Kindes wissen. „Ich war nur der Abholdienst“, erklärt er mit einem Grinsen. Ganz abnehmen tue ich ihm das nicht, aber ich freue mich zu sehr, dass ich weiter nachhacken will. Reiju wiederzutreffen ist wirkliche in schönes Geschenk, sie war immer die einzige in meiner biologischen Familie, die nett zu mir war. Ein Grund wieso ich den Kontakt zu ihr nie völlig abgebrochen habe, wie zum Rest.

Ich genieße es, wie sie ihre Geschichten erzählt und auch das ausfragen ihrerseits. Es ist natürlich, auch nach der langen Zeit. Sie ist viel gereist und fesselt mit ihren Erlebnissen auch Kuina, die aufmerksam lauscht. „Du bist eine großartige Geschichtenerzählerin“, bezeichnet sie Reiju mittendrin. „Danke, das ist eine große Ehre für mich“, erwidert meine Schwester. Sie kann nicht gut mit Kindern, bemüht sich aber stets. Kuina ist was das betrifft sehr pflegeleicht, vielleicht ist das der Grund wieso Reiju sogar zustimmt mit ihr, Shushu und Koshiro spazieren geht. Nach gestern bin ich froh heute nicht durch die Gegend zu laufen. Mein Rücken schmerzt immer noch und ich ziehe es vor im warmen zu bleiben.
 

Ich bin froh, dass die geplante Überraschung so gut gelungen ist, dabei habe ich Zeff sehr gerne geholfen und ich habe das Gefühl das ich mir damit auch sein Vertrauen verdient habe. Leider muss Reiju am selben Abend noch heim, aber sie verspricht wieder vorbei zu schauen, wenn unser Kind geboren ist. Zeff dagegen wird bis zur Geburt des Kindes bleiben. Koshiro wollte ihm das Gästezimmer überlassen, doch Zeff sagte, das wäre nicht nötig, er hätte eine Luftmatratze dabei. Sanji schien nicht begeistert darüber zu sein. Also habe ich mein leerstehendes Büro, welches ich sowieso nie benutze, schnell geputzt und das Einzelbett, das der Vorbesitzer auf dem Dachboden hat stehen lassen, aufgebaut. Die Matratze hole ich aus der anderen Betthälfte des Gästezimmers. „Vielen Dank, auch wenn die Arbeit nicht nötig gewesen wäre.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nächste Kapitel kommt morgen, 26.12. zum, 2. Weihnachtsfeiertag. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Onlyknow3
2019-12-27T07:48:08+00:00 27.12.2019 08:48
Was für ein schönes Kapitel, mit vielen Überraschungen.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  SakuraSasuke92
27.12.2019 14:47
Dankeschön =)


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