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Für immer und ewig

Entscheidung
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Abschiede und Berührungen

~ Für immer und ewig ~
 

12.Kapitel: Abschiede und Berührungen
 


 

Es ist vorbei und nichts in der Welt könnt es je wieder gut machen können

Es ist vorbei- wenn ich könnte, dann würde ich vor meinem Leben wegrennen

Würd die Augen verschließen und ich würde probieren

Meine Gefühle einfach zu ignorieren

Ich will so kalt sein, dass alle erfrieren

Will mich nie mehr verlieben, um nie mehr zu verliern
 

( "Nichts in der Welt", von "Die Ärzte")
 

Heiße, unbändige Wut kam in ihm auf.

Was hatte dieser Elb ihr angetan, dass sie so voller Furcht und Panik war?

Wie konnte ein Elb, ein Elb des Lichts, fähig sein, sich mit Orks zu verbünden und so ein Gemetzel anrichten?

Damit hatte Cund sein Schicksal besiegelt.

Nie würde er nach Valinor, in die Unsterblichen Lande gelangen.

Ewig würde er an Mittelerde gebunden sein und nichts in dieser Welt würde seine Sehnsucht stillen können.

Cund hatte sich vom Licht abgewandt und war zu einem Dunkelelb geworden, einem Verdammten.
 

Nur schwach erinnerte Legolas sich an den Elben.

Ab und zu hatte er mit Elanor, Niphredil und ihm gespielt.

Vor seinem geistigen Auge erblickte er einen Elbenjungen von mehreren hundert Jahren, mit silberfarbenem Haar und graublauen Augen, die nur so vor Lebensfreude und Schalk sprühten.

Was war bloß aus ihm geworden?
 

Varda beruhigte sich langsam.

Nur ab und zu entwich ihr ein Schluchzen.

"Pscht... schon gut. Ich bringe dich jetzt nach Hause".

"Ich habe kein Zuhause mehr... alle die ich geleibt habe, sind tot".

Ihre Stimme war noch heiser vom Weinen, trotzdem bemerkte Legolas den kalten, harten Unterton in ihrer Stimme.
 

"Nein, dass ist nicht wahr!"

Bestimmend hob er ihr Kinn an und sah in ihre ablehnenden Augen.

"Varda, du bist nicht allein... Eldarion und Elen sind mit ihren Eltern da.

Sie sind doch deine Freunde, oder nicht?

Gimli ist auch hier... und ich bin es ebenso. Und bin ich nicht auch ein Freund?"

Seine dunkelblauen Augen bohrten sich regelrecht in ihre, die so grün wie saftige Halme auf einer Wiese waren.
 

Varda senkte als erste den Blick.

"Aber... was wird jetzt mit mir geschehen?"

Ein aufmunterndes Lächeln lag auf den Lippen des Elben.

"Ich werde dich zu deinen Verwandten in den Silberwald bringen.

Dort wirst du sicher sein."
 

Die Halbelbe riss sich los. Wütend funkelte sie ihn an.

"Warum dorthin? Mein Vater hat einen Bruder, der ebenfalls in Rohan lebt.

Nach dem Gesetz des Pferdevolkes wird er bis zu meinen 21.Geburtstag Élin verwalten und es dann mit übergeben.

Ich kann solange bei ihm wohnen."
 

"Du weißt, dass das nicht geht. Dein Schicksal ist an den Silberwald gebunden.

Du bist die einzige und letzte Erbin des Elbenreiches. Versteh doch, du musst dorthin", erwiderte Legolas ruhig.

"Warum sollte ich? Was kümmert mich schon dieser Wald?

Es ist MEIN Leben und ich werde wohl noch entscheiden dürfen, was ich machen möchte und was nicht."
 

Vardas Stimmvolumen steigerte sich von Wort zu Wort.

Sie zitterte vor Wut, ihre Hände zu Fäusten geballt.

Der Elbenprinz wurde langsam aber sicher ungeduldig.

Er hatte eine nervenraubende Suche hinter sich, hatte sich vor einem Zwerg lächerlich gemacht, langwierige Gespräche mit Ents geführt und nun schrie das Mädchen ihn an, anstatt sich bei ihm zu bedanken, dass er sie gerettet hatte.
 

"Das Leben ist kein Spiel, jeder hat Verpflichtungen zu erfüllen, sowohl ich als auch du. Es ist deine Pflicht gegenüber DEINEM Volk!", erklärte er unwirsch.

"MEIN Volk? !? Ein Volk, dass ich überhaupt nicht kenne, dass nicht einmal SEINE Prinzessin, MEINE Mutter, besucht hat ?!? MEIN Volk...".

Varda stand nun kerzengerade mit verschränkten Armen direkt vor ihm und sah ihn herausfordernd an.

Der Gedanke an ihrer Mutter schmerzte sie furchtbar.

Nur mühsam konnte sie die Tränen zurück halten und ihre Trauer verwandelte sich in Wut.
 

"MEIN Volk...", wiederholte sie mit knirschenden Zähnen, " ist das Volk von Élin...nicht irgendein Volk von ELBEN".

Das Wort "Elben" spie sie regelrecht verachtend aus.

Legolas kochte vor Zorn, nur mit Mühe gelang es ihm, seine elbische Maske zu bewahren.

"Vergiss nicht, dass DEINE Mutter eine Elbe war.Und auch in dir fließt IHR Blut", zischte er.
 

"Was du nicht sagst!", erwiderte Varda, ihre Augenbrauen scheinbar erstaunt in die Höhe ziehend.

"Aber, du hast etwas vergessen: Ich bin eine HALBelbe. Ich kann mich zwischen dem sterblichen und dem unsterblichen Leben entscheidet.

Und bei Eru, wenn ich vor der Entscheidung gestellt werden sollte: Ich werde ohne lange zu Zögern mich für das Erster entscheiden!"
 

Das war zuviel des Guten. Er hatte genug Unsinn gehört.

Alles hatte ein Ende. Auch seine Geduld.
 

Wortlos hob der Elbenprinz das überraschte Mädchen hoch, warf es sich über die Schulter und machte sich auf den Rückweg.

Ein paar Sekunden hörte man nichts außer den leisen Schritte des Elben.

Zu verblüfft war Varda.

Dann verging aber der Überraschungseffekt.
 

Und als sie loszuschreien begann, fuhren die Vögel aus ihrem Nachtschlaf hoch und zwitscherten ärgerlich.

In den nächsten Minuten gab es kein Lebewesen im Fangornwald, das nicht auf der Nahrungssuche oder im Schlaf gestört wurde.

"LASS MICH SOFORT RUNTER!!", brüllte Varda, während ihre Hände auf seinen Rücken trommelten.

Doch nichts half, der Elb hielt sie eisern fest, reagierte auf ihre Schläge nicht einmal.
 

Wenn sie aber einen Blick auf sein Gesicht hätte erhaschen können, wäre ihr sein zufriedenes Grinsen sofort aufgefallen, das seine Lippen umspielte.

Schließlich gab Varda ihr Gestrampel auf und schloss mürrisch den Mund.

Es war zwecklos und außerdem entwürdigend die ganze Welt wie ein kleines Kind zusammen zu schreien.

Aber das er sie wie einen Sack Mehl trug, war auch nicht die feine elbische Art.

Wie sah das denn aus?

Röte schoss ihr ins Gesicht und schließlich räusperte sie sich.

Nun gut, sie würde es auf die diplomatische Art und Weise versuchen.
 

"Ähmm... Legolas... kannst du mich runter lassen? Ich werde nicht weg rennen, ich verspreche es, Ehrenwort!"

Wieder huschte ein zufriedenes Grinsen über das elbische Antlitz.

"Leider kann ich das nicht, Fräulein. Ihr seid verletzt und ich möchte nichts riskieren. Seid aber unbesorgt, wir werden bald in der Burg sein und König Élessar wird eure Wunden versorgen.

Obwohl, vielleicht sollte ich euch wirklich selber laufen lassen... Euch scheint es ja schon wieder viel besser zu gehen...", erwiderte er förmlich.
 

Mit Genugtuung hörte er ihre nun hastige, freundliche Stimme.

"Ja, ja. Mir geht es schon viel besser..."

"Hmm...".

Legolas ließ eine lange, für Varda nervenstrapazierende, Pause entstehen.

Dann schüttelte er jedoch entschieden den Kopf.

"Ich bedaure, Fräulein... es scheint mir doch zu riskant".
 

Und feixend schritt er weiter, eine vor Wut kochende Halbelbe über den Schultern.

Varda knirschte mit den Zähnen, ihre Augen vor Zorn zusammen gekniffen.

Schließlich, nach scheinbar unendlich schweigenden Minuten gelangten sie an den Waldrand.

Das Mädchen hörte, wie der verhasste, unverschämte Elb einen Pfiff ausstieß und ein schneeweißer Hengst angetrabt kam.
 

Er packte sie um die Hüfte und eine Sekunde später hatte er sie schwungvoll auf sein Pferd gesetzt und landete elegant hinter ihr.

Während er in die rechte Hand die Zügel nahm, umschlang seine linke ihre Taille, natürlich nur um sicher zu gehen, dass sie nicht runter fiele.

Varda begegnete

Sein Handeln mit einem giftigen Blick, wusste er doch, dass sie eine ausgezeichnete Reiterin war und keinerlei Hilfe brauchte, trotz der Verletzungen.
 

Der Elb hatte wohl eher Angst, dass sie Reißaus nehmen würde.

Das gleichsame Traben des Pferdes, das sanfte Schwanken auf dem Rücken Nahars, ließ sie schläfrig werden.

Müde erkannte sie, dass Sterne das Himmelszelt bedeckten.

Langsam lehnte sie sich zurück.

Die letzten Worte, die sie an der Brust des Elbenprinzen nuschelte, hörten sich wie: "Blöder Elb!" an.

Dann fiel sie ins Land der Träume.
 

Warme, angenehme Sonnenstrahlen kitzelten ihre Nase.

Varda dämmerte vor sich hin, lauschte dem Gesang der Vögel.

Sie blinzelte und sah wie der Wind mit den schneeweißen Vorhängen spielte.

Das Mädchen lächelte.

Sie reckte und streckte sich, hielt jedoch dann inne.

Ihre Hände, Unterarme und Knien fühlten sich merkwürdig an.

Varda war nun vollends wach und irritiert blickte sie auf die dicken Verbände, die ihre Arme und Beine bedeckten.
 

Zum zweiten Mal schlugen die Erinnerungen wie riesige, donnernde Wellen über sie ein.

Die Halbelbe begann am ganzen Körper zu zittern.

Ihr Herz wurde schwer und Tränen sammelten sich wieder in ihren Augen.

Nein. Sie würde nicht mehr weinen.

Nie wieder.

Sie schluckte den Kloß hinunter, der sich in ihrem Hals gebildet hatte.
 

Langsam kletterte sie aus dem Bett und schritt mit einigen Schwierigkeiten

ans Fenster, wo sie die Vorhänge teilte.

Der Himmel war stahlblau und bildete einen herrlichen Kontrast zu der weiten, wilden Grasebene, deren Halme in einem grüngelb leuchteten.

Ein angenehmer Wind fuhr rauschend durch das Gras und schuf dort, wo sich die Halme gerade bogen, eindrucksvolle, dunkelgrüne Schatten.
 

Es war so schön hier, so friedlich.

Dann erblickte sie jedoch in einiger Entfernung braune, langgezogene Erdhaufen.

Frische, unzählige Gräber.

Varda schloss die Augen.

Es tat so weh, das zu sehen.

Nie wieder würde es hier so sein, wie es war.

Von nun an, würde dieses Land, dass 18 Jahre ihre Heimat gewesen war, sie an den grauenhaften Tag erinnern, an dem sie all jene verloren hatte, die sie liebte.
 

Schweigend schaute sie in die Ferne.

Sie hatte sich entschieden.

Sie würde Élin verlassen.

Zuviel Schmerz hatte sie hier erlebt, zuviel verloren.

Varda konnte hier nicht mehr leben.

Sie würde zu ihrer Tante und ihren Großeltern in den Silberwald ziehen.
 

Und dann. eines Tages...würde sie sich rächen.

Doch bis dahin würde sie sich soviel Wissen wie nur möglich aneignen.

Im Kampf als auch in der Magie, denn wenn ihre Mutter hatte zaubern können, erschien es ihr doch sehr wahrscheinlich, dass auch in ihr diese Gabe schlummerte.

Eines hatte Varda gelernt: Gefühle würde sie nie wieder zu lassen.

Sie machten einen nur schwach und krank.

An dem Verlust ihrer Eltern und Belthil wäre sie beinahe zerbrochen und noch immer war ihr Herz ein einziger Trümmerhaufen, dass wahrscheinlich nie vollständig gekittet werden konnte.

Sie würde kalt sein.

Um nie mehr zu verlieren.

Denn noch so einen Verlust würde ihr Herz entgültig wie Glas zersplittern lassen.

Je länger sie darüber nachdachte, desto sicherer wurde sie sich, desto kälter ihre Augen.
 

"Varda, du bist wach? Aber was machst du da? Zurück in dein Bett!"

Elen hatte ihre ebenholzfarbenen Haare zu einem einfachen Zopf geflochten und ihre himmelblauen Augen sahen missbilligend zu der Halbelbe hin, die sie am Arm ergriff und zum Bett zurück zog.

Sie drückte sie zurück in die Kissen und musterte sie ernst.

Dann umspielte ein leichtes Lächeln ihre kirschroten Lippen und sie sah ihrer Mutter, Arwen Undomiel, der Abendstern der Elben, noch ähnlicher als es sonst schon der Fall gewesen war.
 

"Tut mir leid, aber es ist besser, wenn du liegen bleibst.

Obwohl du lange genug geschlafen hast..."

"Wie lange denn?", fragte Varda ruhig.

"2Tage. Du hattest Fieber. Aber Vater hat die schlimmsten Entzündungen vorbeugen können..."

Elen schlug die Augen nieder.

Zu sehr erinnerte sie das alles an die vielen, grausamen und verstümmelten Toten.

Sie war beim Identifizieren der Leichen dabei gewesen und hatte sich danach übergeben müssen.
 

Scheinbar geschäftig wuselte sie durch das Zimmer, suchte umständig nach einer tönernen Schale, die sie mit heißem Wasser füllte und einige zerkrümelte Athelasblätter hineinfallen ließ.

Sofort war die Luft der Kammer von dem Geruch von Wildblumen geschwängert.

Elen entfernte sanft und geschickt die Verbände und tauchte ein sauberes Tuch in die Flüssigkeit.

Vorsichtig tupfte sie auf die verbliebenen Wunden.

Varda spürte nichts.
 

"Es sieht schon viel besser aus, als in der Nacht, in der dich Legolas fand", plauderte Elen.

Das Gesicht ihrer Freundin wirkte so verschlossen, so kalt.

Als sie den Namen der Elbenprinzen nannte, glaubte sie kurz Wut in ihren Augen aufblitzen zu sehen.

Dieser Moment war aber so schnell vorbei wie er gekommen war.

Varda sprach kaum, schien mit den Gedanken weit weg zu sein.

Elen wusste nicht wie sie darauf reagieren sollte, also beschloss sie mit möglichst lustigen oder banalen Themen Varda zu unterhalten.

Ein Gespräch über die Toten oder gar über Elanor oder Andúus vermied sie.
 

"...und dann sagte der Hobbit Pippin doch tatsächlich, dass 7 Butterbrote, 5 Äpfel und drei Eier mit Speck kein Frühstück, sondern eher ein schneller Imbiss für dazwischen sei!! Das muss man sich einmal vorstellen!"

"Ich möchte sie sehen", unterbrach die Halbelbe sie, mit leiser Stimme.

"Und ich sagte ihm: Pippin... wen möchtest du sehen?"

Irritiert sah die Prinzessin Gondors zu ihrer Patientin, die sie aus kühlen, grünen Augen musterte.
 

"Meine Eltern. oder sind sie schon begraben?", fragte Varda tonlos.

"N-Nein... sie... sind in den Kellergewölben aufgebahrt... morgen sollen sie beerdigt werden..."

Elens Augen füllten sich mit Tränen: " Es... es tut mir leid, Varda.

Du trauerst um deine Eltern und ich dummes Kind habe nichts besseres zu tun, als dich mit meinen langweiligen Gesprächen zu nerven.

Verzeih mir, aber ich wusste nicht wie ich reagieren sollte..."

Verzweifelt verschränkte die Gleichaltrige ihre Finger ineinander, ein Zeichen der Bitte.
 

"Schon gut... du wolltest ja nichts Böses".

Die smaragdfarbenen Augen Vardas schimmerten etwas wärmer und sie brachte sogar ein kleines Lächeln zustande, dass über ihre Züge huschte.

Langsam schwang sie sich aus dem Bett und zog sich mit Elens Hilfe ein einfaches, dunkelgrünes Kleid an, das ihre Bandagen so gut es ging, verbarg.

Elen bürstete schließlich schweigend ihr goldenes Haar und ließ es offen über ihren Rücken fließen.
 

"Soll ich mitkommen?", bot Arwens Tochter schüchtern an, doch ihre Freundin schüttelte den Kopf und machte sich alleine auf den Weg.

Sie traf unterwegs einige Diener, die sie wie einen Geist anstarrten, schließlich sich dann aber doch noch hastig verbeugten.

Varda nahm es nur am Rande wahr.

Ihr war es egal was sie dachten.

Schon bald würde sie diese Burg für immer verlassen, in der sie knapp 18 Jahre eine glückliche Kindheit verlebt hatte.

Schließlich stand sie vor einer schweren, eisenbeschlagenen Tür.

Sie war am Ziel.

Sie schluckte, schloss kurz die Augen und sammelte all ihre Kräfte.
 

Mit einem leisen Ächzen öffnete die Tür sich.

Warmes, flackerndes Kerzenlicht erfüllte den Raum.

Hunderte von dicken Wachskerzen standen auf dem Boden und markierten einen langen Weg, den sie nun beschritt.

Es war unglaublich still hier.

Varda hörte nur ihre weithallenden Schritte auf dem Steinboden.

Sie spürte, wie dieser Ort, mit seiner Ruhe, ihrem Herz etwas Frieden schenkte.
 

Hier, in diesem Raum, wurde seit 400 Jahren die Toten des Fürstentums einbalsamiert.

Schließlich endete der Weg vor einem riesigen Marmorstein, der sorgfältig eingravierte Musterlinien aufwies, die sich umeinander wanden, sich schlängelten.

Und kein Ende fanden.

Sie symbolisierten die Unsterblichkeit der Seele, das ewige Glück und den nicht enden wollenden Frieden, den man nach dem Tod erfuhr.
 

Und hier, auf der Marmorplatte, umgeben vom goldenen Licht der Kerzen, lagen Elanor und Andúus.

Ihre Gesichter waren friedlich und das Licht ließ ihre Haut honigfarben erstrahlen.

Beinahe konnte man glauben, dass sie nur in einen tiefen, friedlichen Schlaf entschlummert seien.

Doch als Varda ihre Gesichter berührte, waren diese kalt und leblos.
 

Nie wieder würde sie ihre Augen öffnen, ihr Kind anlächeln.

Nie wieder würde die sanfte, melodiöse Stimme der Mutter, nie mehr die kräftige, klare Stimme des Vaters erklingen.

Hier, auf der Platte lagen nur zwei leblose Körper, in ihren Festtagskleidern gehüllt:

Elanor in einem langen, silberweißen Kleid mit einem Diadem, in dessen Zentrum ein grüner Saphir leuchtete und Andúus in seiner prächtigen Rüstung, das goldene Pferd Rohans auf seiner Brust, sein kunstvoll geschmiedetes Schwert in den Händen.
 

"Ich hoffe, dass ihr wirklich euren Frieden gefunden habt.

Und das ihr jetzt in alle Ewigkeit miteinander verbunden seid.

Ich liebe euch und werde euch immer lieben, solange ich lebe", flüsterte sie leise und küsste dann ihren Vater und ihre Mutter auf die Stirn.

"Auf Wiedersehen, Namarie!"

Dann drehte sie sich ruckartig um und verließ schnell die Kammer.

Sie rannte so schnell sie konnte die Treppe nach oben, lief ungestüm ins Freie.
 

Der Wind der sie umspielte, trocknete die Tränen in ihren Augenwinkel, die verstohlen versucht hatten, ihre Wangen hinunter zu fließen.

Schweigend ging sie zum Stall und holte ihre geliebte Stute aus der Box.

Ohne diese Aufzusatteln, schwang sie sich auf deren Rücken und ritt im rasanten Tempo aus der Burg, hinaus auf die Ebene.
 

Noch einmal wollte sie den herben Duft von Elin einatmen, noch einmal mit ihrem Pferd über die Grasfläche ihrer Heimat preschen.

Noch einmal das Gefühl von Freiheit spüren.

Sie wusste nicht, wie lange sie und wie weit sie geritten war, als sie plötzlich die frischen Gräber erspähte, umgeben von wiegenden Grashalmen.
 

Das Mädchen stieg ab und begann Blumen aller möglichen Farben und Größen zu pflücken.

Langsam wanderte sie durch die Reihen der Erdhügel und auf jeden legte sie eine dieser Blumen.

Sie waren alle für ihren Vater, für ihre Mutter und nicht zuletzt, auch für SIE gestorben.
 

Nun stand sie vor SEINEM Grab.

Eine kleine Steinplatte zierte es, auf der geschrieben stand:

Hier ruht Belthil, Beorns Sohn

Geliebter Sohn und Bruder

Verlobter der schönsten Maid Élins

Möge dein Stern für immer leuchten!
 

Der Grabstein verschwamm vor Vardas Augen.

Verlobter der schönsten Maid Élins.

Belthils Eltern hatten sie gemocht.

Nicht des Standes wegen, sondern weil sie in Varda das fröhliche Mädchen sahen, das ihr Sohn geliebt hatte.

Für Beorn und seine Frau Rawenna war sie wie eine Schwiegertochter gewesen.

Seine zwei jüngeren Geschwister, Cala*, ein 15.jähriges Mädchen und Carnil *, ein zehnjähriger Junge, hatten in ihr ihre große Schwester gesehen.
 

Varda blinzelte ihre Tränen weg.

Es half alles nichts, es war vorbei.

Sie konnte es nicht mehr rückgängig machen.

Sie musste lernen zu vergessen, es hinter sich zulassen.

Belthil gehörte zu ihrer Vergangenheit.

Varda kniete vor seinem Grab und legte einen Strauß sternenförmiger, goldener Blumen darauf.

Die Blume Elanor, die nichts anderes als Sonnenstern bedeutete.
 

"Belthil... ich weiß nicht ob du mich hören kannst, aber... ich danke dir.

Für alles. Für die glücklichen Tage, die du mir geschenkt hast.

Du warst immer da, wenn ich dich brauchte.

Du warst mein Schutzstern..."

Sie schluckte.

"Ich liebe dich und werde dich niemals vergessen, mein Stern".
 

Ein warmer Wind kam auf, fuhr ihr sanft durch das Haar.

Als sie die Augen schloss, glaubte sie seinen Atem auf ihrer Haut zu spüren, seine sanften Hände auf ihren Wangen.

Dann flaute der Wind ab, so schnell wie er gekommen war.

Mit aufgerissenen Augen starrte die Halbelbe in den Himmel.

Ihr Herz klopfte schnell, ihre Hände zitterten.

War das Belthil gewesen?

Ein seltsames, bittersüßes Gefühl kam in ihr auf, denn sie kannte bereits die Antwort.

"Danke, vielen Dank!"

Sie stand auf, ihre Hände offen, dem Himmel entgegen.

Ein letztes Gebet für die Toten, in der Hoffnung, dass auch sie sie hören mögen.
 

"Mache dein Herz nicht unnötig schwer, Varda!"

Erschrocken wirbelte das Mädchen herum.

Legolas stand vor ihr, in Rüstung, wie immer bewaffnet.

"Ich verabschiede mich von meiner Heimat und somit auch von den Toten, wenn du nichts dagegen hast", erwiderte sie schnippisch.
 

Gerade noch war ihr Herz von Hoffung und Frieden erfüllt gewesen.

Mit dem Auftauchen des Elben aber, war all das verschwunden und Wut pochte und rauschte in ihr, als sie sich an die Nacht zurück erinnerte, in der er sie so schmachvoll behandelt hatte.
 

Legolas sah die Halbelbe eine Zeit lang schweigend an.

Varda konnte in seinen Gesichtszügen nichts lesen, weder Wut noch Sorge.

Zu Sauron mit der elbischen Maskerade!

Zornig drehte sie ihm den rücken zu und hoffte, dass er dieses Zeichen verstehen und verschwinden würde.

Sie sah auf Belthils Grabstein und wartete. Umsonst.

Die 18-jährige spürte, wie er neben sie trat und sah, wie sein Blick die Grabplatte traf.
 

"War das ein Freund von dir?"

Seine Stimme war plötzlich sanft und als Varda aufsah, erkannte sie, dass Betroffenheit und Mitleid in ihnen schimmerten.

Sie schluckte.

Verdammt, sie wollte doch sein Mitleid nicht!

Aber wenn er sie so ansah, mit seinen Augen, wie der tiefe Ozean, dann...

Verwirrt schüttelte sie den Kopf.

Warum schickte sie ihn nicht einfach fort? Warum konnte sie es NICHT?
 

Der Elb indessen hatte ihr Kopfschütteln missverstanden.

" Wenn er kein Freund von dir war, warum schmückst du sein Grab mit so vielen Elanor-Blumen?"

Verständnislos sah er auf die gut einen Kopf kleinere Halbelbe.

Varda wich seinem Blick aus.
 

"Ich habe ihn geleibt", erwiderte sie mit tonloser Stimme schlicht.

Sie wollte jetzt nur noch weg von hier.

Das Mädchen hatte sich geschworen, nie wieder jemandem ihre Gefühle zu zeigen.

Aber dieser Elb brachte sie schon fast wieder dazu in Tränen auszubrechen.

Ohne es richtig zu registrieren, sprach sie stockend weiter: "Ich... ich wollte mich mit ihm verloben... an... an meinem 18.Geburtstag"
 

Schützend schlang sie die Arme um ihren Körper, als sie eine Gänsehaut gewahrte.

Es war nicht kalt.

Aber der Schmerz, den sie trotz aller Kontrolle verspürte, ließ sie erschaudern.

"Es tut mir leid".

Varda hob ihren Blick und ihre waldgrünen Augen trafen auf seine dunkelblauen.
 

Er hob seine Hand und strich zärtlich und tröstend über ihre Wange.

Hitze stieg in ihr auf und dort wo er sie berührte kribbelte ihre Haut angenehm.

"So leid".

Seine Stimme wühlte sie auf und war doch wie Balsam für ihre Seele.

Für einen Moment ließ sie sich fallen, genoss seine Berührungen.

Doch nicht lange.

Wie aus einem Traum gerissen, starrte sie ihn irritiert an, wich wie ein scheues Reh zurück.

Und rannte davon.

Einen Moment später, schwang sie sich auf Tara und preschte so schnell wie der Wind zurück zur Burg.
 

*Cala: "Licht"

*Carnil: "Rot glänzend"
 

Puuuh, geschafft!!^^

Hat dismal net soo lange gedauert net war?

Hmm...wenn ich das Chap so lese, dann find ich's..na ja, ein bisschen zu kitschig, oder?;)

Vielen, vielen Dank an mein lieben Konnischreiberinnen Rouge, Shadow Gaia, Iarquellewen, Arwen-Undomiel, darknessfalls, Bluefire, siane...

Knuudeleuchgaaaaanzliebunddoll, starwater



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  Katha007
2004-08-23T11:38:45+00:00 23.08.2004 13:38
Überhaupt nicht kitschig... *Taschentuch aus der Tasche hol*
Ich muss mich schämen ich ahbe schon lange nicht mehr was geschrieben...
Ist toll geworden!
Hach Legolas *schwärm* *seufz*
Kannst du nicht mit dem Finger schnippen und sie glücklich werden lassen? <-- *hält das für eine gute Idee*
Ich freu mich auf die Fortsetzung!!!
Bis denne
Kara
Von:  Rouge
2004-08-16T18:16:13+00:00 16.08.2004 20:16
Huch. Ich habe hier ja noch gar kein Kommi'verfasst. Potz BLitz!!

Nun, ich kann eh nicht viel sagen außer; dass es mich wieder mal gepackt hat. Dass mir Varda so leid tut - weil Du sie so leiden lässt und wenn es sich auch iditoisch anhört, du lässt sie gut leiden. Damit meine ich Deinen Stil. Jedesmal krieg ich nen fetten Klos in die Kehle, wenn ich ein Kapitel von der FF hier lese.

Ich will auch wieder mal lachen können - das gehört doch auch zum Leben!

*Umknuddel* Rouge.
Von: abgemeldet
2004-08-02T11:46:35+00:00 02.08.2004 13:46
So... bin endlich dazu gekommen, deine FF zu lesen ;) Ich find sie echt einfach nur klasse!!! Schreib gaaaanz schnell weiter, ok? ^^
Von:  arwen_undomiel
2004-07-18T16:22:08+00:00 18.07.2004 18:22
War wie immer super! Gut gemacht und weiter so!
*knuddel* Arwen
Von:  June
2004-07-17T09:12:20+00:00 17.07.2004 11:12
Wirklich sehr schön geschrieben! ^-^ *zufrieden lächel*
Ich war im Urlaub und hatte erst jetzt Zeit zum lesen! Schreib ganz fix weiter! ^^
Von: abgemeldet
2004-07-16T14:52:54+00:00 16.07.2004 16:52
Huhuuuu
oh man, wie geilo! Katti, du bist ein Genie! Obwohl du weißt, dass mia dat mit Legi und Varda net so gefällt, gel?^^
Hoffe, mein neues Chap wird bald on gestellt^^
Von:  mitsuki11
2004-07-13T20:49:37+00:00 13.07.2004 22:49
Klasse Leistung!

JaJa der Legolas kann wirklich Gefühle in einer Person keimen lassen! Bin mal gespannt wie es bei Varda weiter geht! *ach ja ich liebe solche Hass-Liebes-Geschichten*

Es war aber ein schöner Abschied und vorallem war es eine klasse Idee mit dem Wind!

Freue mich auf das nächste Kapitel!

HDL
Mitsuki
Von: abgemeldet
2004-07-13T17:07:50+00:00 13.07.2004 19:07
toll. und so herzergreifend am ende. gefiel mir wirklich gut. darknessfalls
Von:  Sinia
2004-07-10T20:04:00+00:00 10.07.2004 22:04
hammergeil!
Sorry das ich erst jetzt kaomm^^
aber ich war auf Klassenabschlussfahrt in Berlin bis vor etwa sagen wir mal ner Stunde^^

aber schreib ja weiter !
Von:  Shadow_Gaia
2004-07-09T17:36:19+00:00 09.07.2004 19:36
Heyho! ^^
(2.! XDDD)
Sooo, komm jetzt nicht mehr dazu, es heute noch fertig zu lesen, bekommst dann noch nen richtigen Kommi von mir! ^^
Bisher wie immer genial, und freu mich dass ich noch 2 Seiten zu lesen hab, wenn ich morgen zurückkomm! XD
*knuddelknuffz*
Gaia


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