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Music Is Life

Musik heißt: Leben - YuKa / SeBo
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Willkommen zu „Ten Black Roses“ Teil 3 von….ich gebe es auf mir diesbezüglich etwas vor zu machen….
Ich habe keine Ahnung wie viele noch kommen, sorry. Aber ich habe dieses Mal Gas gegeben und somit gibt es jetzt schon das nächste Kapitel.
Zudem war der letzte Cliffhänger ja ganz schön gemein…
Boris und MingMing – WTF!?
Und weil es so unglaublich war…zur Erinnerung – die Rückblende.

Musikempfehlung: (wieder XD)
„Ten Black Roses” von The Rasmus
Link: https://www.youtube.com/watch?v=wqjouYChsGc Komplett anzeigen

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Ten Black Roses III

Rückblende:
 

Jedenfalls war Boris letzter Ausweg wohl ihr damaliger Manager und der besorgte Boris Arbeit und das jetzt nicht beim Bäcker um die Ecke oder so.

Nope, in J.A.P.A.N!!!!

Damit war die Band auf 3 verschiedene Länder zerstreut.

Aber der Hammer kommt ja noch. Boris wurde nicht nur der neue Drummer von so einem kleinen verzogenen Mädchen mit grünlich….bläulich…türkisen!? Haaren…deren Band in Japan ziemlich angesagt war – er wurde ihr Freund und kurz darauf gab es die Schlagzeile schlechthin.

Boris Kuznetsov war der Verlobte des japanischen Popsternchens MingMing.
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Endlich ertönte die Pausenglocke und der Silberhaarige verließ binnen weniger Minuten das Schulgebäude. Die nächste Stunde würde ausfallen und da kein Ersatz seitens der Lehrer zur Verfügung stand, kam Kai in den Genuss einer Freistunde. Er hatte dafür auch schon genau das richtige Plätzchen im Auge.

Seine Schritte führten ihn zu der alten Eiche, welche mittig auf dem Schulhof empor ragte und Schatten spendete. Schatten war definitiv nötig. Es versprach sehr warm zu werden, denn in dem Schulgebäude war es bereits sehr stickig und die Sonne gab ihr Bestes die Gehwegplatten zu erhitzen.

Bei der alten Eiche angekommen, warf Kai seine Schultasche auf den untersten Ast, ehe er sich dann selbst auf diesen schwang. Er lehnte sich mit den Rücken an den breiten Stamm des Baumes, legte das Notizbuch gegen seine angewinkelten Beine und fuhr mit seinen Einträgen fort.
 

God Chetvertyy
 

Zwischen dem dritten und vierten Jahr nach Kazukis Tod, habe ich mit dem Schreiben begonnen. Eigentlich war es Sergejs Idee. Es begann damit, dass ich ihm aufschreiben sollte, wenn ich etwas Bestimmtes haben wollte und er es vom Einkauf mitbringen sollte. Irgendwann fing ich an ihm kleine Zettel zu hinterlassen, wie: „Bin an Kazukis Grab“ oder „Mittagessen war köstlich – mache jetzt Hausaufgaben“. Es hat sich verselbstständigt und mit der Zeit kritzelte ich Wörter, die mir einfach in den Sinn kamen, an den Rand meiner Schulhefte oder Blöcke. Ich weiß noch, wie Sergej einmal mit mir schimpfte weil ich in mein Mathebuch „Untergang“ schrieb. Ab dem Moment hatte ich eigentlich immer ein Notizheft bei mir. Aus einzelnen Wörtern, wurden Verse und über die Jahre…bis heute…wurden es sogar ganze Songtexte.

Doch zurück zu dem 4. Jahr und da geht es erst einmal mit Sergej weiter.

Er hatte tatsächlich seinen Meister geschafft – nicht das ich daran gezweifelt hätte, doch er selbst wohl schon. Jedenfalls feierten wir das mit Sushi!!! Keine Ahnung wo er das aufgetrieben hatte, doch es war sehr lecker…und ich bekam Bauchschmerzen, da ich viel zu viel davon gegessen hatte…aber es war toll! So ausgelassen war er selten.

Rückblickend betrachtet könnte dies aber auch am Vodka gelegen haben. Natürlich gab es für mich keinen Alkohol, liebe Dr. K.

Na ja und da er sich viel Geld zur Seite gelegt und gespart hatte, konnte er seine eigene kleine Werkstatt aufmachen und ja es lief gut. Die kleine Werkstatt hat bis heute einen kleinen festen Kundenkreis und Sergej geht in seiner Arbeit richtig auf. Ich habe ihn damals oft nach der Schule besucht und an richtig heißen Tagen, gab er mir etwas Kleingeld und ich zog los und holte uns Eis.

Vermutlich erhoffte sich Sergej damals, dass ich dadurch gezwungen war zu reden, aber…na ja...meine Sturheit und hey es gab immerhin Bilder auf die man zeigen konnte, welche Sorte man wollte und egal welche ausgefallenen Sorten Sergej sich wünschte, ich konnte ja die Schrift unter den Bildern lesen – ja ok, ich gebe zu, dass es mir Spaß machte ‚schlauer‘ zu sein.
 

Ein Lächeln huschte über Kais Gesicht bei dem Gedanken an die Eisdielentage und wie er Sergej ausgetrickst hatte. Es tat gut sich auch an diese schönen Dinge zu erinnern.
 

Eines Tages ist mir in einer der Ecken der Werkstatt, dann etwas Abgedecktes aufgefallen. Ich fragte Sergej danach und er wurde etwas blass um die Nase. Er wollte mir nicht verraten, was genau sich darunter verbarg und verbot mir sogar regelrecht nachzusehen.

Wahrscheinlich denken Sie, Dr. K jetzt, dass ich dennoch drunter gesehen habe – habe ich aber nicht! Denn auch als mittlerweile 10jähriger kann man ja mal Dinge akzeptieren.

Heute weiß ich aber natürlich was es war. Es war Kazukis Honda. Sergej hatte sie damals von der Polizei entgegen genommen, als der Fall abgeschlossen war und so gesehen, war diese Honda ja mein Erbe. Ich bin Sergej wirklich dankbar, dass er sie nicht entsorgen lassen hat.
 

Weniger toll in diesem Jahr, war dann der Herbst.

Es war ein ziemlich stürmischer Tag und ich saß in der Klasse – wir hatten gerade Geschichte und ich fand (damals schon) die ganze Geschichte um Zar Nikolaus Alexandrowitsch Romanow sehr spannend – tragisch und schockierend – aber definitiv spannend…

Doch an diesem Tag, hatte ich nicht den Willen dem Unterricht zu folgen.

Mir war heiß und kalt zu gleich. Ich hatte das Gefühl, dass meine Gelenke verbrennen würden und so sank mein Kopf irgendwann auf die Tischplatte, welche sich herrlich kühl anfühlte. Unser Lehrer ermahnte mich nach einer Weile und als ich nicht wirklich etwas an meiner Haltung veränderte, sprudelte ein Schwall an Empörung, verletzter Autorität und was weiß ich nicht noch alles auf mich ein. Er kam näher und knallte das 1m Lineal mit voller Wucht auf meinen Tisch. Ich glaube er dachte, dass ich pennen würde. Dementsprechend war der Knall höllisch laut. Aber mein Körper bewegte sich nicht. In dem Moment wurde wohl auch meinem Lehrer klar, dass ich keineswegs einen Anflug von aufmüpfigen Verhalten an den Tag legte.

Er schnappte mich und trug mich ins Sekretariat. Dort legte er mich in den alten grauen Sessel und ich musste tatsächlich eingeschlafen sein. Denn als ich wieder zu mir kam, legte mich Sergej gerade auf den Rücksitz seines Wagens. Ich habe echt nicht mitbekommen, wie er mich abgeholt hat.

Daheim angekommen half er mir mich auszuziehen, denn ich bekam es nicht gebacken und er steckte mich samt Wärmflasche ins Bett. Mir war so elend. Lediglich der ekelhafte Tee schaffte etwas Linderung und ich schlief, begraben unter meiner, Sergejs und der Sofadecke, ein. Ich musste auch den restlichen Tag geschlafen haben und abends gab es Hühnersuppe. Warum ich das noch so genau weiß!? Tja, hätte ich gewusst, dass die mich dann die ganze Nacht immer und immer wieder heimsuchen würde…ich hätte sie nicht zu mir genommen.
 

Die Nacht über sollte ich dann bei Sergej schlafen und das klappte auch ziemlich gut - bis diese Hühnersuppe zurück kam. Ich würgte und ehe ich realisiert hatte, dass ich mich übergeben muss, hatte Sergej mich bereits aus dem Bett gehoben und ins Badezimmer geschleppt. Das war damals eine Punktlandung. Denn wie der Klodeckel aufging, übergab ich mich im Schwall….immer und immer wieder…

Wenn sich sterben so anfühlt…dann gute Nacht… Ich konnte wirklich nicht mehr. Ich zitterte, übergab mich fast aller 5 Minuten…und Sergej gingen die Ideen aus bzw. er hatte wirklich Angst um mich. Ich behielt ja auch nichts drin und wurde immer schwächer. Daher wollte er mich schon ins Krankenhaus bringen, doch ich schüttelte immer wieder den Kopf. Allein der Gedanke an eine Klinik ließ mich bei Bewusstsein bleiben.

Schließlich zog Sergej sich und mich bis auf die Boxer aus und stieg mit mir in die Wanne. Er ließ warmes Wasser ein und meinte, wenn ich mich übergeben müsste, sollte ich es einfach tun.

An dieser Stelle spare ich mir die Details und glücklicherweise ging es mir dann am nächsten Morgen etwas besser. Sergej duschte mich ab und zog mir einen frischen Schlafanzug an. Danach saß ich eingekuschelt in eine Decke auf dem Sofa und schlürfte Tee. In der Glotze lief Aladdin und irgendwann kam auch Sergej frisch geduscht und setzte sich zu mir. Seine Augenringe waren tief und er tat mir unglaublich leid. Daher rutschte ich an ihn heran und kuschelte mich an ihn. Sergej legte damals seinen Arm um mich und ich muss gestehen…ich fühlte mich geborgen.

Vermutlich war das auch der Grund für das Folgende.

Denn ich brach mein Schweigen und flüsterte ein „Danke“. Ich war mir erst nicht sicher, ob er es gehört hatte, denn meine Stimme war unglaublich leise und heiser bei diesem Wort, aber er hatte es zum Glück vernommen. Er drückte mich mehr an sich und antwortete mit einem „Gern geschehen.“
 

Mit einem Schoko-Mikadostäbchen im Mund, frisch geduscht und nur in Boxer und Shirt begleitet, saß Kai im Schneidersitz im Wohnzimmer. Er brütete gerade über seinen Hausaufgaben, als Sergej Heim kam.

„Bin wieder daheim~“ rief dieser und hielt auf Höhe der Garderobe inne. „Ach man, Kai! Deine Jacke!!!“ „Liegt auf der Sitzfläche!“ „Ja eben!!!! Die kann man aufhängen!“ Der blonde Russe kam ins Wohnzimmer und sein Gesprächspartner sah auf, das Mikadostäbchen in den Mund saugend und hinterschluckend. „Tatsächlich? Ist das so?“ Der blonde Russe ließ seinen Blick über Kais entblößte Arme gleiten und seufzte innerlich. Von den Narben auf dem linken Arm sah man nicht mehr viel. Dies war auch nicht verwunderlich, denn der Silberhaarige hatte sich vor ca. 2 Monaten ein beachtliches Tattoo stechen lassen. Anscheinend, war es nun vollkommen abgeheilt.

„Na warte!!!“ Diabolisch grinsend ging Sergej auf den Jüngeren zu „Wage es ja nicht!“ und legte seine, mit Schmiere verdreckten Hände an dessen Wangen.

„ALTER!!!!!“ brüllte der Silberhaarige und wand sich aus den großen Händen. Jedoch war das Übel schon angerichtet und Kai war sichtlich angepisst über dieses Makeover. „Mensch, ich war grade erst duschen.“ „Ach du Armer...“ heuchelte Sergej grinsend und erntete einen giftigen Blick.

„Bin dann mal duschen. Machst du Abendessen?“

„Ich!?“ irritiert sah Kai zu dem Blonden während er mit einem Taschentuch versuchte die Schmiere zu entfernen.

„Ähm ja!? Oder siehst du hier noch jemanden?“ „Witzig…wahnsinnig witzig… Aber ja…kann ich machen.“ „Danke, dir.“ Und damit war Sergej verschwunden.

Der 16jährige hingegen begab sich in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Er zog das Hackfleisch aus dem Kühlschrank, die Crème fraîche, den Schmelzkäse und 3 Stangen Lauch.

Mit geübten Handgriffen köchelte kurz darauf die Suppe auf kleiner Flamme vor sich hin und der Tisch war gedeckt.

Ein Blick auf die große Uhr verriet dem Silberhaarigen, dass er wohl noch 10 Minuten hatte, ehe Sergej aus dem Bad kam.

Genug Zeit um noch ein bisschen an seiner therapeutischen Aufgabe zu schreiben.
 

Nach dieser Magen-Darm-Geschichte bemühte ich mich auch wieder um verbale Kommunikation. Meine Zunge fühlte sich in diesem Zeitraum sehr schwerfällig an und es dauerte auch bis meine Stimme halbwegs stabil war. Doch ich glaube, am meisten freute sich Sergej über diesen Fortschritt.

Übrigens ließ kurz darauf auch Yuriy etwas von sich hören und nein er rief nicht urplötzlich bei Sergej an. Aber er brachte in Frankreich ein Soloalbum heraus und ich wusste, dass ich es unbedingt hören wollte.
 

„Das riecht richtig lecker.“ Kai sah auf und klappte das Notizbuch zu.

„Dann lass uns essen.“ Sie setzten sich beide und der 16jährige verteilte die Hack-Käse-Lauchsuppe.

Sergejs Blick fiel wieder auf das Notizbuch. „Du scheinst die Aufgabe ziemlich ernst zu nehmen, oder?“ Kai nickte. „Ja es macht unerwarteter Weise sogar Spaß.“ Er sah Sergej an. „Ich habe über diese ekelhafte Magen-Darm-Grippe geschrieben.“ Die Augen des Blonden weiteten sich. „Ernsthaft?! Boah allein bei dem Gedanken…das war schon ekelhaft…deine Kotze überall…“

Kai verzog angeekelt das Gesicht. „So ins Detail bin ich nicht gegangen. Es ging eher darum, dass ich dir…na ja…“ Kai rang mit den Worten und Sergej sah ihn gelassen an. Er wusste, dass es dem Jüngeren schwer viel.

Der Silberhaarige atmete durch und sah fest in die blauen Augen.

„Dieses Danke damals, war so viel mehr als ich es je in Worte hätte fassen können.“

Ein Lächeln breitete sich über Sergejs Gesicht. „Das weiß ich, Kai. Ich muss gestehen, dass damals ein Ruck durch mich ging, als ich dein leises ‚Danke‘ gehört habe. Zuerst dachte ich, dass ich es mir eingebildet habe. Aber als mir klar wurde, dass du mir – verbal – gedankt hast…ich war gerührt und hatte auch Tränen in den Augen.“ Jetzt war es an Kai zu schmunzeln. Mit diesem Geständnis hatte er nicht gerechnet. „Du bist halt ein großer Teddybär.“ Damit setzten sie ihr Abendessen fort.

Doch Sergej kam nicht um den Gedanken herum, dass Kai seinem Bruder – in manchen Situationen – immer ähnlicher wurde.
 

When you're sad, and no one knows it

I'll send you, black roses

When your heart, is dark and frozen

I'll send you, black roses
 

Pyatyy God
 

Was will man als frischer Teenie nicht hören?! Genau – wie die eigenen Eltern miteinander schlafen. Nun in diesen Genuss komme ich freilich nicht, aber dann ist da Sergej und ja der poppt viel und oft gibt es da auch Betthäschen die nicht gerade leise sind. Mir ging das so dermaßen auf den Nerv. Ich meine…da verändert sich der eigene Körper. Man weiß nicht genau, was jetzt mit einem los ist UND DANN FICKT schläft der da mit anderen nebenan…

Immerhin hatte er so viel Taktgefühl, dass ich die zu 99% nicht zu Gesicht bekam.

Lediglich ein Mal kreuzten sich die Wege und an der Stelle wirkte eher Sergej wie der ertappte Teenager. Denn sein ‚Date‘ war gerade dabei sich –anziehenderweise – aus der Wohnung zu schleichen und ich gehe stark davon aus, dass mein ‚Ziehvater‘ nicht gerade jedem auf die Nase band, dass er sich um einen 11jährigen kümmerte. Dementsprechend geschockt wurde ich angesehen.

Das folgende Drama hingegen fand ich witzig. Sergejs Betthäschen machte ihm eine Szene und kam definitiv nicht mit meiner Anwesenheit klar. Denn er ging davon aus, dass es wohl noch eine Partnerin geben musste, mit welcher Sergej mich ja bekommen haben müsste.

Dies zeigte aber auch wieder, dass der Betthüpfer nicht viel Hirn besaß. Sergej war immerhin 24 und ich 11… Ich weiß Ausnahmen bestätigen die Regel…aber gut…

Gut, mein Kommentar zu der Meerschweinchenstimme beim Sex war vielleicht auch nicht so hilfreich und Sergej hätte mir in diesem Moment wohl am liebsten lebenslang Hausarrest gegeben, aber das Betthäschen machte auf dem Absatz kehrt und man sah ihn nie wieder – Problem gelöst.
 

Im Sommer stand erneut ein Schulwechsel an und nein…es lag nicht an meinem Verhalten. Ich wollte aufs Gymnasium für Musik und zu diesem Anlass schenkte mir Sergej etwas unglaublich wertvolles.

Andere bekamen nochmal eine Minizuckertüte, aber ich – ich bekam Kazukis E-Gitarre.

Ich hielt sie so vorsichtig, als würde sie jeden Moment zerbrechen und ich.habe.geflennt!!!!

Sergej dachte erst, dass er mit diesem Geschenk voll ins Klo gegriffen hatte, aber ich schüttelte den Kopf und drückte die Gitarre an mich. Das war definitiv ein wertvolles Geschenk und ich hätte zu gern meine Freude darüber in die Welt hinaus geschrien. Aber das konnte ich nicht und so stellte ich die Gitarre, samt Ständer erst einmal in mein Zimmer und machte mich auf den Weg in die neue Schule.

An und für sich war dieses Gymnasium wie jedes andere. Mathe, Geschichte, Chemie…die gleichen ätzenden Fächer. Doch dann gab es noch Fächer wie Instrumentenlehre, Musikgeschichte und, und, und…

Selbst eine Werkstatt, in welcher man lernte wie man Instrumente herstellte, war vorhanden und genau die brachte mich auf eine Idee.

Diese Eingebung verfolgte mich den ganzen Tag und so saß ich abends vor Kazukis Gitarre und musterte sie überlegend. In mein Notizbuch schrieb ich alles, was mir durch den Kopf ging und so verstaute ich am nächsten Morgen die Gitarre in der Tasche, verfrachtete sie auf meinen Rücken und verließ 2 Stunden vor der der ersten Unterrichtsstunde das Haus. Man hätte Sergejs entsetztes Gesicht fotografieren sollen.
 

Tja…was soll ich sagen…von Kazukis Gitarre ist nicht mehr so viel übrig. Ich hab sie keineswegs zerstört…um Gottes Willen….das käme mir nie in den Sinn. Aber ich habe sie ‚zurück gebaut‘.

Das bedeutete: Saiten entfernen, den Handgriff abmontieren, den Lack entfernen – der schöne metallic blue Lack.

Schließlich war nur noch der Korpus übrig und diesen begann ich zu überholen. Kanten schleifen, vorher kleine Dellen aufbügeln…frischer Lack drauf – dunkelrot…mit Flammen.

Danach entschied mich dafür die Schraubhals-Konstruktion bei zu behalten, indem ich den Gitarrenhals wieder an den Korpus anschraubte. Dies sorgte für eine verbesserte perkussive Tonartikulation.

Auch den Hals lackierte ich dunkelrot und nach 3 Wochen Arbeit, war das gute Stück so gut wie fertig. Fehlte nur noch eine kleine Sache – die Saiten.

Zwar hatte ich noch die ursprünglichen Saiten, aber ich hatte den Hals verändert und ich würde somit nur noch 4 Saiten benötigen.

Daher führte mein Weg mich nach der Schule in den hiesigen Musikladen. Schnell wurde ich dort auch fündig und gerade als ich den Laden verlassen wollte, fiel mir eine CD ins Auge. Ich hielt inne und zog sie aus dem Regal.

Diese eisig klaren Augen und das feuerrote Haar. Es musste einen ja regelrecht anspringen.

Ich drehte die CD um und las mir die Trackliste durch. Neben englischen Titeln, gab es auch zwei französische und bei einem eben jener hieß es: ‚feat. Olivier‘.

War das der Typ bei dem Yuriy, laut Sergej, untergekommen war?!
 

Shestoy God
 

Jahr 5 und 6 nach Kazukis Tod gingen eigentlich ziemlich fließend ineinander über.

Ich hatte ja die CD gekauft und zuhause angekommen legte ich diese in meine Musikanlage und wandte mich Kazukis ehemaliger Gitarre zu.

Ich beschloss die Saiten sofort aufzuziehen um Sergej später meine Arbeit zu zeigen.

Doch bei der dritten Saite hielt ich inne. Es lief bereits der 2. Track der CD und ich lauschte angestrengt der Stimme. Irgendwas war anders. Ich erhob mich und stand mit verschränkten Armen vor der Anlage. War die kaputt? Yuriy klang anders. Nicht so wie damals…

Ich grübelte damals einige Tage, was mich genau störte… Tagelang lief die CD in meinem Zimmer rauf und runter und ich kam einfach nicht drauf. Es machte mich wütend, dass ich nicht wusste, was mir an dieser CD nicht gefiel.

Gut ich wusste, dass ich den Song mit diesem Olivier nicht mochte. Aber französisch war eh ein schmaler grad zwischen romantischer Akustik und hoffnungslosen Geschwuchtel. Jedenfalls war die Stimme von Olivier eine Zumutung.
 

Der Silberhaarige sah von seinem Eintrag auf und wandte sich an Sergej, der gerade wahllos durch das TV Programm schaltete.

„Weißt du noch wie ich Kazukis E-Gitarre in einen E-Bass umgebaut habe?“ Der Ältere sah ihn an.

„Natürlich! Ich war total baff und du wirktest irgendwie unzufrieden. Ich hab damals echt nicht verstanden weshalb.“

„Hm?“ verdutzt sah Kai ihn an. „Aber das war doch nicht wegen dem Bass.“

„Ach nein?“

„Nein! Das lag an Yuriys erstem Soloalbum.“

Der Blonde gab seine lümmelnde Haltung auf und wandte sich Kai etwas mehr zu.

„Das Album, weswegen ich in die Schule zitiert wurde, weil du dich geprügelt hattest!? Schreibst du gerade darüber?“ Kai dachte nach. Nein er schrieb gerade nicht darüber. Doch er bekam das Gefühl, dass er es sollte.

Ich hab mich gar nicht geprügelt. Der Andere hat lediglich eine aufs Maul bekommen.“ Leicht schürzte er seinen Mund zu einer Schmollschnute.

„Was war denn damals los? So richtig bist du nie mit der Sprache raus gerückt. Das Einzige, woran ich mich noch erinnere ist, dass du mich gefragt hast ob Yuriy etwas mit dieser – wie sagtest du noch!?“

„..grünhaarige Tucke…“ murmelte der Silberhaarige wie auf Kommando.

„Ah, genau! …ob Yuriy etwas mit dieser ‚grünhaarigen Tucke‘ haben könnte. War das der Grund, weshalb du deinem Mitschüler beinahe den Kiefer gebrochen hast?“

„Natürlich nicht!!“ Kai stand empört auf und sein Griff um das Notizheft wurde fester. Doch Sergej blieb ruhig. Er sah Kai in die roten Augen und diese glichen feuriger Lava.

„Der Idiot hat sich die ganze Zeit darüber lustig gemacht, wie dieser Olivier in dem Song Yuriy anschwuchtelt und dann hat er behauptet, dass der Franzose sich von Yuriy vögeln lassen würde. Du hättest seinen Ekel darüber hören sollen.“

Der Ältere antwortete nicht. Er musterte Kais angespannte Körperhaltung und fragte sich, weshalb es Kai nach über 4 Jahren noch immer aufregte. Lag es daran, dass dieser die Bezeichnung „Schwuchtel“ auf die Beziehung zwischen Yuriy und Kazuki projizierte und somit sein älterer Bruder auch eine Schwuchtel wäre? Allein dieses Wort… Sergej verstand nicht, warum man dieses Wort so negativ prägte.

Oder steckte hinter Kais ‚Ausbruch‘ noch etwas anderes?

„Du warst damals wie alt?“ Der Silberhaarige stutzte.

„Ähm, 12…warum?“ Sergej erhob sich und stand nun Kai gegenüber. In Momenten wie diesem wurde ihr Größenunterschied deutlich, denn Kai reichte ihm gerade einmal bis zur Brust.

„Hat es dich genervt, weil dein Bruder, so gesehen auch eine Schwuchtel gewesen wäre, da er mit Yuriy zusammen war!?“ Entsetzt sah der 16jährige Sergej an.

„Oder…“ und diese Vermutung hatte der Hüne nicht zum ersten Mal. „…stehst du selbst auf Yuriy?“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Bin ich stolz auf einen weiteren ‚tollen‘ Cliffhänger!?
JAAAA VERDAMMT!!!
Ich weiß Eigenlob stinkt, aber ich freu mich wie ein Schnitzel (die können sich freuen!?) über dieses Kapitelende. Dabei war das Gespräch zwischen Sergej und Kai SO gar nicht geplant und das Rätsel um Boris und MingMing ist auch noch nicht geklärt…upps…

Dennoch möchte ich mich an dieser Stelle nochmal für die mega geilen Kommis bedanken. <3

God Chetvertyy – russ. Jahr Vier
Pyatyy God – russ. Jahr Fünf
Shestoy God – russ. Jahr Sechs Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Minchi
2020-06-23T05:15:41+00:00 23.06.2020 07:15
Aah endlich mal wieder eine super Story mit den Beyblade Charakteren gefunden. Habe seit Jahren immer nur die gleichen Storys gelesen, weil ich nichts neues gefunden haben was mich begeistert. Aber deine Geschichte ist voll toll.
Antwort von:  Phoenix-of-Darkness
09.07.2020 09:05
Ich danke dir für dein Lob und es freut mich, dass ich dich begeistern konnte und eventuell noch werde :)
Von:  lady_j
2020-05-18T13:23:42+00:00 18.05.2020 15:23
Ich. Habe. Geflennt.
- Also, wenn, dann Freudentränen. Herrliches Kapitel. Und die Frage am Ende. Heh. *wackelt mit den Augenbrauen*
Antwort von:  Phoenix-of-Darkness
18.05.2020 15:55
XD
Du hast ja schon beim letzten Kapitel einen richtigen Riecher gehabt...mehr kann ich da nicht sagen *hüstel*
Von:  Mitternachtsblick
2020-05-18T12:41:33+00:00 18.05.2020 14:41
Oh mein Gott, ich LIEBE es, dass Kai in diesem Baum sitzt am Anfang - es ist so ein Kai-Ding und es passt so gut zu diesem edgy Teenager XD Weitere Dinge, die ich liebe: schreibender Kai - ich habe vielleicht eine geheime Vorliebe dafür, ihm ein gewisses Interesse an Literatur und Schreiben anzudichten, aber psssst - und Sergej mit seiner Werkstatt? Ich finde das so süß, wie sehr Kai sich über seinen Erfolg freut und wie natürlich Job und Privatleben hier ineinander zu fließen scheinen. Entsprechend traurig irgendwo, dass Sergej die Honda aufgehoben hat, auch wenn es zeigt, dass er Kazukis Andenken bewahrt.
Und wie Sergej ihn durch die Übelkeit begleitet - SÜSS! Man merkt, dass sie einander absolut eine Familie geworden sind, auch in der Interaktion in der Szene darauf. Das ist alles so natürlich und liebevoll, auch wenn sie sich gegenseitig aufziehen. Sergej schwankt für mich hier irgendwo zwischen Ersatzpapa und Ersatz-älterem-Bruder und das ist auch vollkommen passend.
Wie ich mir übrigens "Hehe, LAUCH" gedacht hab und gleich darauf war die Erwähnung, dass Yuriy sein Solo-Album in Frankreich gedroppt hat, glorios. XD

Kais kleine Sinnkrise zu Sergejs Betthäschen sind übrigens auch glorios, und ich liebe seine frechen Antworten, auch wenn die Betthäschen das wohl nicht so sehen. XD Und hach - im einen Moment lässt du einen herzlich schmunzeln und im nächsten zieht sich einem das Herz zusammen bei Kai und der Gitarre seines verstorbenen Bruders. SO VIELE GEFÜHLE IN SO KURZER ZEIT! Ich bin übrigens beeindruckt über die Beschreibungen, wie er das Instrument umbaut, ich versteh wenig davon, aber es klingt sehr professionell :D
Hm, hm, die Verwendung von Schwuchtel macht mich nicht so ganz glücklich, aber der Kontext passt, also will ich da eigentlich gar nix dagegen sagen. Abgesehen davon glaube ich nämlich, dass das Gespräch zwischen Sergej und Kai in vielerlei Hinsicht ein ziemlich wichtiges ist - und der Cliffhanger ist WIRKLICH fies, like come ooooooon, ich will die Antwort darauf wissen!!!! T___T Ich freu mich schon aufs nächste Update!

Antwort von:  Phoenix-of-Darkness
18.05.2020 14:59
Wow bist du fix!!!! XD

Die Anfangsszene liebe ich auch. Ich habe eine dezente Schwäche für männliche Charaktere, die auf einem Ast sitzen und lesen, schreiben, Musik hören...what ever....Hauptsache sie sitzen da.

Kazukis Honda konnte er nicht entsorgen....und sie wird wohl im nächsten (spätestens übernächsten) nochmal in den Fokus rücken.
*leise flüster*

Überrascht war ich, dass du die Begleitung durch die Übelkeit süß findest. ^^"
Mein erster Gedanke beim Schreiben war nämlich...oh Gott...hoffentlich bekommt niemand davon hässliche Geschwüre an der Lippe vor Ekel...
Aber ich bin froh, dass Sergejs unglaublich liebevoller Charakter so honoriert wird. Er ist einfach phänomenal und ja du hast Recht...ich glaube, dass er für Kai tatsächlich eine Mischung aus Ersatzpapa und -bruder ist. Er hat ihn ja auch (hoffentlich hab ich das richtig in Erinnerung) selbst als 'Ziehvater' bezeichnet.

XD
Elli, dir kann man nichts vormachen....das Lauch Ding war volle Absicht und du hast das einfach so durchschaut!!!!
Wobei es sich auch erst entwickelt hat. Ich bin in der Küche selbst eine Niete...aber mein Mann macht diese Suppe immer so genial...das musste rein...und ja bei Lauch hab ich auch an euren Lauch-Yuriy gedacht...und da fiel der kurze Fokus auch auf ihn.

Ich freue mich auch über das Lob, dass das es doch abwechslungsreich ist. Ich versuche die Herzschmerz - Momente tatsächlich mit süßen Einblicken wieder aufzuwiegen und wenn es klappt, dann bin ich mega erleichtert.

Das Wort "Schwuchtel" bringt auch bei mir den Gallensaft in Wallung...ich hasse es.
Daher trägt es auch hier, diesen sehr negativen Beigeschmack....und ich hoffe, dass wirklich raus kommt, dass weder Sergej - noch Kai...sich dem unterordnen.

Kazukis Gitarre....ich liebte den flüchtigen Gedanken, den ich diesbezüglich mal auf Arbeit hatte...und musste ihn verwenden. Ich habe früher selbst Gitarre gespielt..aber all zu viel von Umbau und OB das überhaupt geht...davon versteh ich nix.
Aber Halbwissen kann einen ja auch glänzen lassen, hehe...
Danke, dass es so gut ankam.


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