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Pokemon

von
Koautor:  Mentas12

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Prolog

Oof. Es war Sommer. Es war heiß. Viel zu heiß. Die Sonne brannte unbarmherzig auf mich hernieder und ich konnte nicht verhindern, dass mein Körper sich einbildete, all das Wasser, was ich recht vorbildlich in mich hineinkippte, wieder rausjagen zu müssen. In normaler Kleidung war das wahnsinnig unangenehm. Alles klebte an mir. Urgh. Vor allem, Körperhygiene war eine der Dinge auf die ich zumindest ein bisschen Wert legte, aber in dieser Hitze wurden jegliche Bemühungen, gepflegt zu erscheinen, schnell zunichte gemacht.

Umso glücklicher war ich also, als ich endlich im Sportstudio ankam und mich aus den Klamotten schälen durfte, denn Sportkleidung war dazu da, um zu schwitzen. Naja, mehr oder weniger. Man sagte doch, dass man sich nicht zu exzessiv bewegen sollte, wenn es so heiß war. Merkwürdiger Weise war ich ziemlich motiviert dazu, das zu tun, obwohl ich sonst immer missmutig, faul und verdammt lustlos in meinem viel zu aufgeheizten Zimmer herumlungerte und mich über die Hitze aufregte. Motivation und Freude an Etwas waren wahre Brainwash-Mittel.
 

Nachdem ich aufgrund eines Bänderanrisses jetzt schon seit mehreren Monaten kein Sport mehr hatte machen dürfen, war ich unendlich froh, zumindest mal wieder irgendetwas machen zu dürfen. Mein Lieblingskurs musste leider immer noch passen, aber dass ich schon mal wieder dehnen durfte, reichte mir. Ein bisschen Fahrrad fahren und dann sich bequem durch die Muskelgruppen durcharbeiten, das klang hervorragend.

Also räkelte ich mich fröhlich auf der Sportmatte, wobei ich mich dabei gehörig innerlich aufregte, wie ungelenk ich über die Monate geworden war. Eine Stunde, viel glücklicher und eine angenehme Dusche später, war ich am Abend wieder auf dem Weg nach Hause.

Mann hatte das gut getan. Ich hatte es wirklich vermisst. Es befreite die Seele, wirkte wie mentaler Balsam und schwemmte all die negativen Emotionen und Gedanken weg. Ich meine, ich mochte irgendwo wahnsinnig übertrieben klingen, aber ehrlich, Leute, Sport ist eines der besten Sachen, die ich kannte und liebte. Auf Platz drei oder so.

Der Himmel war während der Heimfahrt ziemlich dunkel geworden und ich konnte ahnen, dass es bald ziemlich krachen werden würde. Seit Tagen ging es schon so mit der Hitze zu, es musste langsam wieder mal ein Unwetter kommen. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen. Heute schien es so weit zu sein.
 

Als ich aus dem Bus ausstieg, begannen schon die ersten Tropfen zu fallen, die sich erstaunlich schnell zu einem ziemlich dichten Regen weiterentwickelten, sodass ich gerade noch nach Hause kommen konnte, bevor ich komplett durchnässt gewesen war.

Oben, in meiner Wohnung direkt unter dem Dachboden angekommen, war der Regen zum Hagel mutiert und bescherte mir ein geräuschvolles Konzert, direkt und ganz authentisch, quasi Live!, am Fenster in der Dachschräge. Vorbildlich wie ich manchmal war, ehrlich, nur manchmal, packte ich meine Sachen aus, erlaubte mir, die Musik ein wenig lauter zu drehen als sonst und genoss das Geräusch. So verlor ich wohl einige Minuten meines Lebens, einfach in Gedanken versunken, bis ein helles, zuckendes Licht durch den Himmel zog und ein sehr, sehr lautes Donnern abrupt dem Blitz folgte. Ich schreckte, wie immer, wild zusammen, es ist wieder an der Zeit anzumerken wie nervig dieser Tick war, zusammen zu zucken selbst wenn ich wusste, was kommen wird, und rollte über meine Reaktion die Augen. Ziemlich euphorisch tapste ich an das Fenster und blickte wieder mal über Wuppertal, ich konnte nicht oft genug erwähnen wie toll meine Sicht von der Wohnung auf dem Hügel über die Stadt war, auf der hoffnungsvollen Suche nach tollen Blitzen. Ich wusste wie gefährlich die sind, aber die sahen eben verdammt cool aus, konnte man es mir Übel nehmen?

Mit einem Batsch wurde es plötzlich schwarz in meinem Zimmer. Die Musik verstummte abrupt und ich stand im Dunkeln.

„Da hatzn zerlegt!“, kommentierte ich das so bayrisch wie ich konnte, was ehrlich nicht viel war. Vorsichtig tapste ich vom Fenster zurück, um mich zum Sicherungskasten zu machen, fiel über den wirklich kleinen Stapel Zeitungen, die ich seit zwei Jahren versuchte zu lesen um sie endlich wegzuwerfen und purzelte in mein Bett hinein. Irgendwie lahm und faul, blieb ich einfach liegen.

Ich gab nur ein lustloses „Hnnnnn“ von mir und begann das Vor-mich-hin-dösen.

Bevor ich es bemerkt hatte, war ich weggepennt.
 

Gähnend setze ich mich auf und blicke etwas verplant um mich. Ich hatte verdammt gut geschlafen.

„Welches Jahr haben wir?“, geht es scherzeshalber durch meinen Kopf.

Seitdem Kawacy das mal auf Twitter gepostet hatte, hatte mein Hirn das einfach geklaut und meine Standardfrage „Wie viel Uhr (und welches Datum) ist es?“ in „Welches Jahr ist es?“ umzuändern.

Ich strecke mich ausgiebig und stocke in meiner Bewegung. Meine Umgebung ist mir unglaublich fremd. Wo bin ich hier?

Das Zimmer, in dessen Bett ich aufgewacht war, ist für meinen Geschmack viel zu fröhlich und karg eingerichtet. Ich vermisse unter anderem meine Schätze: Meine Artbooks. Oder generell meine Bücher. Nur eine Konsole, ein Schrank und ein Bett schmückten das verdammt minimalistische Zimmer.

„Welchem Banausen gehört das Zimmer, dass der keine Bücher hat“, grummle ich wütend und erschrecke an der Stimme, die mir in die Ohren dringt. Es klingt wie das eines zwölfjährigen Mädchens. Meine Stimme ist nicht so hoch. Für Mädels glaube ich sogar, ist meine Stimme eher die tiefere Sorte. Dass man mich für nen zwölfjährigen Jungen hält ist mir nicht neu, das habe ich schon hier und da mal, wenn ich in einem Teamspeak-Server oder Discord-Server, wo ich nicht beheimatet bin auftauche, zu hören bekommen. Aber so, süß?! klinge ich sicherlich nicht.

Ich werde immer verwirrter und frage mich, ob ich versehentlich beim Gewitter irgendeinen anderen armen Körper versehentlich besetzt habe oder so, wie ein böser Geist. Gibt es bestimmt in irgendeinem unbekannten Manga als RomCom-Starterplot.

Scherz beiseite.

Ich schaue mich um und entdecken an der Wand einen Ganzkörperspiegel, zu dem ich sofort hin stapfe. Ich brauche Antworten.

Was aus dem Spiegel zurückstarrt, schockiert mich:

Eine halbe Portion von einem Ich, bebobbt. Ich bin geschrumpft zu einem zehnjährigen Kind!

Sogar noch VOR meiner Rebellenfrisur-phase. Wo ich noch ein kleiner unbeschwerter Energieball war und für meinen Geschmack zu altmodische Kleidung getragen hatte.

Ich gehe schnell vom Spiegel weg, um einer Cringeattacke vorzubeugen und fahre mir ein paar Mal durch die Haare.

Bin ich in der Zeit zurückgereist?

Hey cool! Ich kann alle meine Fehler wieder gut machen!

Allerdings, mein Hirn scheint das Alte zu sein.

Ich fasse mir erneut an die Stirn und schüttle wild den Kopf. Das Zimmer ist mir nach wie vor fremd, das ist nicht mein Kinderzimmer. Wurde ich also in der Zeit zurückgeschickt und irgendwohin teleportiert?

Nee, that doesn’t seem right either.

Mit einem Seufzer stemme ich meine Hände in die Seiten und schaue mich erneut um, auf der Suche nach irgendwas, was ich selber noch nicht mal wusste.

Der große Tag

Mein Blick fällt auf eine Kommode, wo ein kleiner Bilderrahmen steht. Ich trete neugierig näher. Im Bilderrahmen steckt ein Foto, auf dem ich zu sehen bin, als ich Acht war, hinter mir steht eine mir fremde Frau, die in die Kamera lächelt. Um uns herum sind zwei ziemlich große Insekten zu sehen. Das eine sieht aus wie ein übergroßer weißer Schmetterling, das andere wie ein Kokon mit Flügeln. Und ich traue meinen Augen kaum. Es sind Pokemon.
 

Keine Ahnung wie die heißen, aber ich kenne sie vom Sehen alleine. Das sind ganz sicher Pokemon. Unterhalb des Bildes steckt ein kleiner Zettel. In einer ordentlichen Schrift, wie ich sie schon seit Kinderzeit habe, steht da ‚Mama und ich mit Papinella und Pudox‘. Ah Danke, sehr nett, so heißen die Dinger also.

Die Frau soll meine Mutter sein?

Ich schaue nochmal auf die Frau auf dem Bild. Sie ist bildhübsch, sieht lieb aus und sieht meiner Mutter absolut nicht ähnlich. Sie wirkt wie die Standart-Pokemon-Mutter, ohne das böse zu meinen. Durchschnittlich groß, hellbraune lange Haare die ihr in einem Zopf über die Schultern fallen, ein Kopftuch und in eine Schürze. Klassisches Klischee eben.
 

„Kiara!“, hallt es von irgendwo her in mein Zimmer. Ich reiße meinen Blick von dem kleinen Bild weg und schaue in Richtung Treppe, von wo die Stimme hergekommen war.

„Kiara, wo bleibst Du?“, ist erneut zu hören.

Verwundert runzle ich die Stirn und laufe nach unten, um die Geräuschquelle zu identifizieren und komme einer Frau entgegen, die der Frau auf dem Foto von gerade eben zum Verwechseln ähnlichsieht. Meine Mutter, angeblich.

„Kiara, Liebling, ich weiß ja, dass mit dem Umzug nach Neuborika Dir alles neu und fremd ist, aber wenn Du Dich nicht beeilst, kommst Du noch zu spät“, redet sie auf mich ein.

Perplex starre ich sie an.

Ich habe absolut keine Ahnung wovon sie redet und was sie von mir will. Sie hat mich ‚Kiara‘ genannt, was nun wirklich nicht mein Name ist und überhaupt Umzug und Neuborkia sagen mir auch nichts. Irgendwo im Hinterkopf überlege ich, ob das nicht eine Starterstadt aus irgendeinem der Pokemonspiele war, aber ich habe so viele Pokemonspiele gespielt, die in ihrer Mechanik sowieso alle irgendwie gleich sind, ich habe keine Ahnung wie die Städte welcher Region heißen oder welche Pokemon dort zu finden sind. Ist auch nicht einfach, wenn man die Spiele kreuz und quer und nicht chronologisch in drei verschiedenen Sprachen gespielt hat. Das einzige was gerade langsam durchsickert bei mir ist, dass wirklich auch alles nach ‚Pokemon‘ schreit. Die simplen Kleidungsstücke, die minimalistischen Zimmer, das gigantische Plüschtier in der Küche?! Alles.

„Äh, jaaa“, gebe ich immer noch nicht ganz auf der Höhe, zurück.

„Wohin zu spät?“, versuche ich meine hoffnungslose Situation zu retten.

„Bist Du denn noch im Bett?“, lacht die Frau vor mir.

„Heute ist Dein großer Tag! Du wirst heute Dein Pokemon bekommen! Der Professor wird Dir heute Dein erstes Pokemon übergeben! Ist das nicht aufregend?“, erklärt sie mir, immer noch freundlich lächelnd.

„Ach ja richtig“, flunkere ich nicht wirklich überzeugend.

„Wo ist das Labor?“, frage ich sie also.

„Direkt nebenan. Beeil Dich!“, ruft sie fröhlich und drückt mich sanft Richtung Tür.

Ich komme ihrer Bitte nach und verlasse das Haus.

Mich begrüßt ein angenehmer Wind und ein warmes Frühlingswetter. Um uns herum ist nur Wald zu sehen, links von mir ist das Meer. Wir sind wohl in ein sehr ruhiges Dorf gezogen, denn neben dem ziemlich überraschend großen Haus direkt neben uns, gibt es nur zwei weitere Häuser. So mag ich das. Alleine irgendwo im Nirgendwo seine Ruhe. Ganz nach meinem Geschmack.

Wie aufgefordert gehe ich zu unserem Nachbarn hinüber und betrete das Grundstück. Die große Doppeltür ist offen und ich werde von einer ziemlich modernen, laborartigen Einrichtung überrascht.

„Guten Tag, entschuldigen Sie?“, rufe ich hinein und betrete zaghaft die Räumlichkeiten.

Ein Mann etwa um die Mitte vierzig und einer klassischen Professorenbrille kommt mir entgegen.

„Guten Morgen“, grüßt er freundlich und versucht seinen Stapel Zettel in seinen Händen am Herunterfallen zu hindern.

„Wie kann ich Dir helfen?“, fragt er.

„Meine Mutter hat mich zu Ihnen geschickt. Irgendetwas von wegen ich bekomme ein Pokemon, oder so“, erkläre ich ihm.

„Ach, Du bist Kiara. Ja richtig. Ich hatte mich schon gewundert wo Du bleibst. Mein Name ist Lind. Warum bist Du denn so spät?“, fragt er mich, seine Brille zurechtrückend.

„Guten Tag Professor Lind. Das tut mir schrecklich leid“, entschuldige ich mich.

Ich hasse es zu spät zu kommen wie die Pest. Es ist auch nicht meine Art, zu spät zu sein. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll.

„Das ist schon in Ordnung. So ein Umzug kann manchmal sehr anstrengend sein und an eine neue Umgebung sich zu gewöhnen ist auch nicht immer schnell getan“, meint der Professor verständnisvoll.

Da ich in meinen ursprünglichen Leben recht regelmäßig unterwegs war, ist das Einleben für mich nicht so ein Problem, aber ich sage erst mal nichts dazu. Er kommt mir entgegen, da sollte ich meine Chance nicht zerstören.

„Freust Du Dich denn auf Dein Abenteuer?“, fragt mich der Professor lächelnd.

„Ich äh. Hm. Weiß nicht genau?“, gebe ich wahrheitsgemäß als Antwort, da ich noch immer nicht so ganz weiß, wovon hier alle sprechen.

„Ach Du hast nicht vor, die Arenaleiter herauszufordern?“, fragt der Professor überrascht.

„Dabei seid ihr Jungen doch immer so voller Elan mit großen Träumen um zum neuen Champion zu werden“, lacht er.

„Wo ist Dein Feuer?“, fragt er.

„Naja, hm“, ich zucke mit den Schultern.

Ich kann ja schlecht sagen, dass in den Spielen der Champion nur selten eine wirkliche Herausforderung ist. In den meisten Spielen ist man mit seinem Starter immer so überlevelt, dass Typen, Stärken und Schwächen selten eine Rolle spielen und man stompt einfach das gesamte Spiel.

Und wenn hier die Arenaleiter im Gegensatz zu den Spielen ihrem Namen gerecht werden, dann wäre es eher unwahrscheinlich, dass ein Kind wie ich eines gerade bin, auch nur irgendeine realistische Chance gegen irgendeinen von ihnen hätte.

„Im Realismus erloschen?“, antworte ich also daher Scherzes halber.

„So schnell sollte man in Deinem Alter noch nicht aufgeben“, meint der Professor bedauernd.

„Du hast das Leben noch vor Dir. Sei fröhlich, eine große, weite Welt wartet auf Dich“, verkündet er mir mit ausgebreiteten Armen.

„Sie meinen, eine große, weite Welt voller blutrünstiger Monster, die auf Frischgemüse warten, was leicht abzugrasen ist?“, gebe ich mit einer erhobenen Augenbraue zurück.

„Du bist aber eine freche Dame“, kontert er mit einem schiefen Grinsen.

„So Dunkel ist es da draußen auch wieder nicht“

„Alles eine Frage der Perspektive, aber danke trotzdem“, lache ich zurück.

„Dann musst Du eben besonders gut auf Dein Pokemon aufpassen, was meinst Du“, schlägt der Professor vor.

„Klingt sinnvoll“, antworte ich immer noch lächelnd.

„Allerdings muss Du die drei wieder einfangen“, gibt der Professor zerknirscht daraufhin als Antwort.

„Ich dachte Du kommst nicht mehr und habe sie aus ihren Bällen rausgelassen“, gesteht er.

„Ich versuch mein Bestes“, gebe ich dankend als Antwort und beginne im Labor herumzustreunen.

Endivie finde ich schlafend in der Ecke. Vorsichtig hebe ich das Pokemon hoch um es nicht zu wecken und bringe es zum großen Tisch in der Mitte des Raumes. Setzte es dort ab und beginne nach den beiden anderen Pokemon zu suchen.

Karnimani finde ich zwischen zwei tankartige Gerätschaften auf einen der ziemlich dicken Kabel herumkauen.

„Hey hey!“, schelte ich das Pokemon und ziehe es eher mühsam von seinem Spielzeug weg. Beleidigt beginnt es mir in meinen Arm zu beißen.

„Au, au, lass mir den ganz“, unterdrücke ich ein Quengeln und schüttle wild meinen Arm. Danach ist mein Arm klitschnass gesabbert, als ich es auf den Tisch setzte und streng zum ruhigen Sitzen befehle. Erstaunlicherweise gehorcht Karnimani mir.

Als letztes finde ich das Feurigel, wobei finden nicht ganz stimmt: Es rennt hyperaktiv im ganzen Labor herum. Beim Versuch es zu fangen renne ich also ebenso wild im ganzen Labor herum und als ich es endlich zu fassen bekomme, bekomme ich einen Feuerball ins Gesicht gespuckt, was mir meine Haarspitzen ansengt. Na toll.

Aber endlich konnte ich alle drei auf dem Tisch versammeln, wobei ich Feurigel echt festhalten muss, damit es nicht wieder davonrennt während ich nicht aufpasse.

„Ja genau, diese Energie erwarte ich bei Euch Jungspunden“, lacht der Professor, als er mich sieht.

„Ich kann gut verzichten, wenn ich ehrlich bin“, gebe ich weniger begeistert zurück.

„Und? Ich sehe Du hast Dich für eines entschieden?“, fragt Professor Lind über seine Brille hinweg.

„N…“, ich will gerade erwidern, dass ich Feurigel nur festhalte, dass es nicht wieder die Flucht ergreift, überlege es mir dann aber anders. Klar, es wird mich sicherlich aufregen, aber wo bleibt die Herausforderung sonst?

Also nicke ich stattdessen.

„Sehr schön. Hier ist der Ball“, nickt der Professor anerkennend und überreicht mir den Pokeball, den ich zunächst erst Mal in die Hosentasche stecke.

„Ich wünsche Dir viel Spaß auf Deinem Abenteuer“, werde ich verabschiedet.

Ich bedanke mich nochmal beim Professor und verlasse dann, das Feurigel im Arm, das Labor.
 

„Hey Kiara!!“

Ich werde auf ein wild winkendes Mädchen aufmerksam, als ich das Grundstück des Professors verlasse. Sie trägt ein fröhliches Lächeln auf dem Gesicht und ihre hüftlangen, braunen Haare mit einer Blume im Haar, schwingen zusammen mit dem wippenden, verknoteten Enden ihres gelben T-Shirts beim Winken mit. Dazu trägt sie türkisgrüne Shorts und ein Paar gelbe Turnschuhe. Ihr linkes Handgelenk ziert eine weiße Armbanduhr und um ihre Schultern hängt eine rote Umhängetasche.

„Äh, hi“, grüße ich, nicht ganz sicher, wer das sein soll.

„Endlich hast Du Dein erstes Pokemon!“, freut sie sich.

Hier weiß auch echt jeder davon oder?

„Hey, hey, komm mit! Ich zeige Dir wie man Pokemon fängt!“, ruft sie begeistert und zerrt mich am Arm aus dem Dorf hinaus zu einer etwa kniehohen Wiese.

Nicht ganz sicher, wie ich mit der Situation umgehen soll, lasse ich mich einfach wegziehen. Das Feurigel, was wohl eben ein wenig zu viel herumgerannt war, ist in meinen Armen eingeschlafen und lässt sich von der ganzen Aufregung absolut nicht stören.
 

Es raschelt ein wenig und dann sehe ich ein bräunliches, gestreiftes Fellknäul aus dem Gras hervorspringen.

„Ha!“, ruft das Mädchen neben mir begeistert und wirft ihren Pokeball, den sie irgendwo hergezaubert hat. Ein kurzes Leuchten erscheint und das Wiesor, wie ich nun erkennen kann, wird in den aufgeklappten Ball eingesogen. Mit einem ‚Flump‘ fällt der Ball ins Gras.

Das Mädchen tritt näher an den Ball und ich folge ihr. Vor uns wippt der Ball ein, zwei Mal hin und her bevor es Klick macht und das Licht am Knopf weiß aufleuchtet.

„Yay“, freut sich das Mädchen neben mir, hebt den Ball auf und steckt ihn sich in die Tasche.

„Normalerweise klappt es besser, wenn man das Pokemon schwächt oder einschläfert“, erklärt sie, während sie ihre Tasche zurechtrückt.

„Aber heute hatte ich wohl Glück! Willst Du auch probieren?“, fragt sie und hält mir einen Ball hin.

„Äh danke, ein ander Mal“, winke ich ab und deute auf mein friedlich, leise schnarchendes Feurigel im Arm.

Wir trotten beide zurück zum kleinen Dörfchen.

„Es tut mir Leid, ich hab es mit Namen nicht so, Du bist…?“, traue ich mich nun endlich zu fragen.

„Hm? Kein Problem. Ich heiße Alohi“, stellt sich das Mädchen vor.

Ich nicke zur kurzen Begrüßung.

„Freut mich, Dich kennen zu lernen. Nochmal“

Kiara alleine Unterwegs

„Und Du bist Dir wirklich sicher, dass Du es nicht doch mal versuchen willst?“, fragt mich Alohi jetzt schon zum dritten Mal, aber ich schüttle wieder den Kopf.

Ich hatte momentan einfach kein Interesse, ein Pokemon zu fangen. Ich wollte erst mal wissen, wo ich bin (Okay Neuborkia ist ja schön und gut, aber das hilft mir nur minimal weiter), was ich hier soll und überhaupt wie ich hier hineingekommen bin.

„Na gut, aber vielleicht überlegst Du Dir es ja anders“, meint Alohi und drückt mir fünf Pokebälle in die Hand.

„Die kann man immer brauchen. Also dann!“, meint sie fröhlich, bevor sie winkend durch das Gras einfach die Stadt verlässt und mich bedröppelt am Dorfeingang stehen lässt.
 

Jetzt waren meine Hände aber wirklich voll: ein schlafendes Feurigel und fünf Pokebälle zu balancieren war für meine kleinen zehnjährigen Ärmchen etwas zu viel des Guten. Vorsichtig, nicht, dass ich etwas fallen lasse, torkle ich zurück in das Haus wo ich eben aufgewacht bin und entlade alles auf den Küchentisch.

„Ach, schon wieder zurück?“, werde ich von der Frau, die angeblich meine Mutter sein soll, begrüßt.

„Wunderbar, ich wollte Dir das hier geben“, berichtet sie eifrig und drückt mir einen Rucksack in die Hände. Dabei hatte ich doch gerade alles auf den Tisch abgelegt!

„Wofür…?“, frage ich sie und hebe eine Augenbraue, während sie meinen Gürtel durch ein Exemplar mit sechs Schlaufen ersetzt.

„Ich mach das schon“, unterbreche ich ihre Fummelei an meinem Hosenbund und wechsle den Gürtel selbst.

„Natürlich für Dein großes Abenteuer!“, erklärt sie mir, als wäre es das normalste der Welt.

„Welches Abenteuer…?“, frage ich, noch immer unsicher, was das hier alles soll.

„Naja, das Abenteuer auf das alle Kinder in Deinem Alter gehen“, antwortet sie mir nicht besonders hilfreich, während sie die Pokenbälle anfängt, in die Gürtelschlaufen zu stecken.

„Und Du hast auch schon fünf Pokebälle. Das ist doch ein guter Start!“, meint sie begeistert.

„Findest Du…?“, frage ich immer noch, eigentlich ziemlich von der Konversation isoliert und beginne, erst mal im Rucksack herumzuwühlen.

In meine Hände fallen mir ein Portemonnaie mit einem Schein auf dem groß und lesbar eine tausend gedruckt ist, außerdem eine Art Minispraydose in Violett, in der eine mir unbekannte Flüssigkeit schwappt, ein Handy und ein laptopähnliches Gerät in klein. Neugierig klappe ich es auf und werde mit einer Karte überrascht. Na, bitte. Damit kann ich doch was anfangen. Neugierig tippe ich probehalber herum und stelle fest, dass ich auf der Karte herumtipsen kann. Auf einer Zeile unten wird mir der Stadtname oder der Straßenname angezeigt. Ein kleiner, blauer Pfeil, den ich eher in einem Navigationssystem erwarten würde, ist in der Stadt zu sehen, die als einzige mit einem bunten Block gezeigt wird.

Wenn ich darauf tippe, erscheint in der Zeile unten Neuborkia. Es erschließt sich mir, dass das also mein Aufenthaltsort darstellen soll. Irgendwie fühle ich mich verfolgt, wenn ich das so sehe. Also klappe ich es erst mal wieder zu und stecke es zusammen mit den anderen Gegenständen zurück in den Rucksack.

Meine „Mutter“ hatte noch ganz aufgeregt mir viel Glück gewünscht und war dann mit den Worten, noch putzen zu wollen, von dannen gezogen. Ich seufze tief und schaue mich nochmal in dem karg eingerichteten Haus um, wobei mir dabei ein Mülleimer ins Auge fällt.

In Mülleimern wühlen gehört definitiv nicht zu meinen Hobbies, aber wenn ich eines in den Pokemonspielen gelernt habe, dann dass in den Mülleimern häufig erstaunlich gute Sachen zu finden sind. Etwas widerwillig trete ich also zum Plastikbehälter hin und kruschte etwas darin herum. Ein kaputter Schuh (wo war die andere Hälfte vom Paar?) und ein zerrissenes Bettlaken finden ihren Weg in meine Hände. Und tatsächlich, auf dem Boden finde ich eine weitere Spraydose wie die eine, die ich eben in dem Rucksack gefunden hatte. Ich fische also die Dose heraus, werfe alles andere wieder hinein und gehe die Dose an der Spüle abspülen. Dabei fallen mir kleine Unebenheiten auf dem Plastikbehälter auf, die, als ich sie genauer inspiziere, sich als „Trank“ identifizieren lassen.

Ein „aaaah“, entflieht meinen Lippen.

Ich packe den zweiten Trank auch in meinen Rucksack, hole das Feurigel zurück in den Pokeball und rufe laut „Tschüss“ in das Haus, was zu einer Frau führt, die stürmisch die Treppe heruntergepoltert kommt und mich wild umarmt, bevor ich das Haus abermals verlasse.
 

Nicht ganz sicher, ob das jetzt ein Spiel ist oder nicht, beschließe ich einfach noch einige Kleinigkeiten auszuprobieren. Ich begebe mich zu einem der zwei weiteren Häuser des Dorfes und will es betreten. In den Pokemonspielen hat merkwürdiger Weise nie jemand ein Problem damit, wenn man in ihre Häuser eintritt und die ein oder anderen Menschen geben einem Items, wenn man mit ihnen spricht. Ich bin neugierig und will wissen, ob das hier auch klappt.

Dementsprechend betrete ich ein Grundstück und gehe zur Tür hin. Ich lege die Hand auf die Türklinke und bin überrascht, dass sie sich tatsächlich öffnen lässt. Als ich aber eintreten will, plärrt mich der Nachbar an, dass sich das nicht gehöre.

„Es tut mir Leid“, entschuldige ich mich, peinlich berührt, erwischt worden zu sein und ziehe von dannen. An meinem Rücken prallen eine ganze Menge Beschwerden über die Jugend von heute ab.
 

Als ich mich Richtung Dorfausgang begebe, kommt mir ein Professor Lind entgegen, der mich wild zu sich winkt.

„Jetzt soll es also losgehen! Wie aufregend. Deine Mutter hat Dir sicherlich ein Handy mitgegeben, ich gebe Dir meine Nummer, falls irgendetwas ist und ich Dir helfen kann“, bietet er mir an.

„Uh, ich danke Ihnen“, erwidere ich und krame das Handy aus meiner Jackentasche.

In meinem Kontakten ist nur die Telefonnummer meiner Mutter gespeichert.

Der Professor diktiert mir seine und nachdem er als Kontakt angelegt ist, verabschieden wir uns, wobei er mir viel Spaß und Glück wünscht. Zu was auch immer.
 

Ich betrete also zum zweiten Mal heute schon das Gras außerhalb des Dorfes und laufe ziellos hindurch. Und was jetzt? Ein zehnjähriges Kind mit einem Pokemon und einem Rucksack und 1000Yen in der Tasche alleine auf der Straße unterwegs. Klingt das nur für mich verrückt? Also in den Spielen funktioniert das gut: Die Figur, die man spielt, muss nicht essen, muss nicht schlafen, muss nicht auf Toilette oder generell irgendeine Art von Verantwortung übernehmen. Meine Eltern haben mich schon mit neun Jahren nach England zur Sprachreise geschickt. Es gab Eltern von Freunden und Bekannten, die haben meine Eltern für verrückt erklärt, obwohl es mir sicherlich nicht geschadet hat. Aber da hatte ich einen klaren Ablauf: Gastfamilie, Unterricht und am Nachmittag konnte ich an den Freizeitdingern teilnehmen, wie ich wollte. Überall hinkommen musste ich selbst und mich mit den Leuten arrangieren musste ich mich auch selbst, aber ich musste damals nicht mit umgerechnet knapp 8,50 Euro rumkommen, hatte ein Dach überm Kopf und generell eine klare Richtung in die es gehen sollte. Zugegeben, ich scheine immer noch geistig mein 23-Jahre altes ich zu sein, aber das tut hier nichts zu Sache. Selbst mit 23 weiß ich nicht wie ich mit 8,50 über die Runden kommen soll.

Hier wurde ich gerade in ein Vakuum abgegeben.
 

Ich beschließe, zunächst einfach mal der Straße zu folgen. Vielleicht ergibt sich auf dem Weg etwas, oder ich lerne etwas dazu?

Wobei, was heißt der Straße folgen, weit und breit nur Wiese zu sehen. Ich stapfe also die Wiese entlang und lasse mich von den Wäldern rechts und links leiten. Gott sei Dank hatte ich lange Jeans an, sonst hätte ich mir sicherlich irgendein Geziefer, das mir am Fußknöchel lutscht oder anderes Gesocks, was sich an meine Beine festbeißt, eingefangen.

Ich bahne mir meinen Weg durch das mir viel zu hohe Gras und stolpere an etwas, was ich auf die Schnelle nicht wahrgenommen habe. Hellblaues Fell blitzt zwischen den Halmen hervor und ich werde von kühlen, stechend gelben Augen fixiert.

„Sorryyyy!“, gebe ich weinerlich von mir und falte die Hände vor meiner Stirn in japanischer Entschuldigungsgeste, nicht, dass das Pokemon das verstanden hätte, nehme ich an. Da mich das Pokemon weiterhin abschätzig fixiert, hole ich doch, nachdem mir ein wenig Angst in die Gliedmaßen kriecht, mein Feurigel hervor. Dieses kümmert sich jedoch kein Stück um das Pokemon mir gegenüber und beginnt erst mal, sich friedlich auf dem Boden zu räkeln, bevor es dann beginnt, sich den Hals zu kratzen. Das blau befellte Pokemon vor mir beobachtet das Feuerpokemon nur kühl und macht keine Anstalten zu irgendeiner Handlung. Ein Weilchen beobachten wir beide ruhig das Feuerpokemon, was sich in seinen Putzeinheiten absolut nicht stören lässt, bevor in meinem Hirn ankommt, dass ein Sheinux vor mir steht. Meine Hand findet von selbst einen meiner leeren Pokebälle, aber die plötzliche Bewegung lässt die Zeit wieder normal weiterlaufen. Die Augen des Sheinux schnellen zu mir, bevor es sich umdreht und in den Gräsern verschwindet.

„Aww“, gebe ich enttäuscht von mir.

Sheinuxe konnten sich zu Luxtras entwickeln und waren definitiv einer meiner Lieblingspokemon, keine Frage. In irgendeiner Edition waren sie sogar ziemlich leicht anzutreffen, falls ich mich nicht irre, aber egal, ich fand sie super klasse. Ihr Design war cool und sie waren Elektro. Elektro ist cool.

Das Feurigel hatte sich mittlerweile wieder auf seine vier Beine? Pfoten? gestellt und schaut mich erwartungsvoll an. Ich denke darüber nach, wie ich denn eigentlich das Sheinux zu Fangen gedacht hatte, so im Nachhinein. Bedeutet das nicht, dass ich es schwächen, aka angreifen muss? Ein nicht besonders toller Gedanke. Was mich zur Frage führt: Welche Attacken kann mein Feurigel überhaupt?

Also ich erinnere mich nicht mehr an so arg viel, aber Starterpokemon pflegten für gewöhnlich immer bereits Tackle und Silberblick zu können, also waren hier die Chancen nicht ganz so schlecht. Aber dann wiederum spielten in den Pokemonspielen selbst Stärken, Schwächen, Passive und Aktive kaum eine Rolle. Man hatte absolut keine Schwierigkeiten alle NPCs zu besiegen indem man sie hirnlos niederstompte.

Vorwurfsvoll schaue ich zurück auf das Feurigel, was nun angefangen hat, vor mir wild herumzuhusten. Es gab dabei ein wirklich niedliches Hustgeräusch von sich und spuckte wild kleine Rauchwölkchen in die Luft. Der letzte, ziemlich große Nieser hüllt mich komplett im Rauch ein und ich wedle mir mit der Hand erst Mal mein Gesicht wieder frei, damit ich was sehen kann. Als die Rauchwolke jedoch verschwunden ist, ist von meinem Feurigel nichts zu sehen.

„Uhm…“, gebe ich sehr geistreich von mir.

Als ich nach dem Feurigel rufen will fällt mir ein, ich hatte es noch keinen Namen gegeben. Überhaupt, ist mein Feurigel weiblich oder männlich? Und woher weiß ich das? Ich bin einer der merkwürdigen Typen, die ihren Teampokemon tatsächlich allen einen Spitznamen gegeben hatte, auch schon in den früheren Spielen. Klar die Namen waren in den meisten Fällen nicht das Gelbe vom Ei gewesen, aber ich habe zumindest darauf geachtet, dass die Namen cool geklungen hatten und gut von der Zunge gegangen waren und darauf war ich schon immer stolz gewesen. Ich weiß, ist nicht wirklich eine Errungenschaft, lasst mir das bisschen Freude. Soweit ich mich recht erinnere, hatte ich meine Feurigel immer Cyn genannt, weil sie Cyndaquil auf Englisch heißen, keine Ahnung wieso mir das gerade einfällt. Aber jetzt im Nachhinein, es wäre ja so, als ob ich eine Eidechse, die ich als Haustier halten würde, Eidi nennen. Etwas daneben. Ich sollte mir einen brauchbaren Namen überlegen. Erst mal das Geschlecht herausfinden wäre dabei vielleicht nicht schlecht.

Und davor erst Mal besagtes Pokemon finden wäre vielleicht auch nicht schlecht.

Ich laufe also eher unschlüssig im Kreis und rufe recht intelligent „Feurigel!“ durch die Gegend und komme mir dabei unendlich dämlich vor.
 

Nach einigen Leerläufen kann ich ein wildes Rascheln im Gras erkennen. An der Bewegung in den Halmspitzen kann ich sehen, wie das Etwas wie verrückt über die Rasenfläche in Schlangenlinien fegt, bevor es auf mich zurast.

Ein Fellknäul rennt in mich, wirft mich um und kommt mit einem galanten Seitensalto auf seine vier Pfoten zu stehen, wobei es dabei ein gutes Stück Wiese plättet. Ein Sheinux steht halb kauernd neben mir, auf den Grasbüschel vor mich fixiert, aus welchem kaum eine Sekunde später ein Feurigel herausplatzt. Ein ziemlich verdrecktes Feurigel mit zum Teil angesengten Fellspitzen und einer fröhlich, wild lodernden Rückenflamme, möchte ich anmerken.

Das Sheinux hingegen wirkt gänzlich angespannt, konzentriert und vor allem total ruhig.

Ich würde es definitiv mit dem Sheinux von eben verwechseln, das nur halb beeindruckt davon gewesen war, als ein Menschenkind über es drübergestolpert war. Vielleicht ist es auch dasselbe Sheinux. Das Fell des Sheinux glänzt immer noch wie neu gekämmt, während das Feurigel so aussieht, als habe es mehrere vergessene Abstellkammern verwüstet. Dieses chaotische Feurigel ist definitiv das von mir. Es erinnerte mich langsam an meinen jüngeren Bruder in seiner Kleinkindzeit, kein Scherz.

Ich beobachte das Feurigel dabei, wie es tief Luft holt und mit einem hiksenden Huster einen kleinen Feuerball ausspuckt, das ihm im Gesicht explodiert.

Ich kann nicht anders als amüsiert kichern.

Auf einmal gibt es Sinn, warum das Feurigel so aussieht, wie es aussieht. Es hat vermutlich versucht, das Sheinux zu treffen und war dabei nicht besonders weit gekommen.

„Hast Du versucht, das Sheinux für mich zurückzuholen?“, frage ich das Feurigel, da mich so eine Ahnung beschleicht.

Das Feurigel tapst näher an das Sheinux heran, was die Bemühungen des jungen Feurigels ohne mit der Wimper zu zucken in ruhiger Erhabenheit beobachtet.

Das Feurigel gibt eine Art zustimmendes, ziemlich süßes Fiepen von sich, zumindest deute ich es als solches und startet einen neuen Versuch, was allerdings ebenso scheitert.

Es landet mit einem Hopser in meinen Armen, da ich noch auf dem Boden sitze. Ich kann nicht anders als das Feurigel liebevoll zu knuddeln, auch wenn es eigentlich nicht meine Art ist.

„Awww, das ist so lieb von Dir. Vielen Dank!!“, bedanke ich mich, ehrlich gerührt, dabei bemüht, mir nichts an den Rückenflammen zu verbrennen, die kurz darauf auch ausgehen und mir das Ganze erleichtern.

Das Sheinux beobachtet das immer noch ruhig. Dann setzt es sich in Bewegung und setzt sich neben mich, als sei es das Normalste auf der Welt. Ich kann das jedoch nicht ganz deuten.

„Was, willst Du auch ne Streicheleinheit?“, frage ich und hebe leicht die Hand um es am Kopf zu kraulen, aber noch bevor ich dazu komme, weicht das Sheinux einen halben Schritt zur Seite.

„Sorry“, murmle ich und senke die Hand wieder. Das Feurigel indes beginnt, mir auf den Schultern herumzuklettern.

Sobald ich meine Hände wieder auf meinem Schoß geparkt habe, kommt das Sheinux wieder näher und setzt sich zu mir, wobei es sich ein kleines bisschen an mich anlehnt.

Also ich muss ja sagen, dieses Sheinux gefällt mir wirklich gut. Ich sehe mich ein wenig in seinem verhalten wieder. Ich mag keine Umarmungen und bin auch so gerne lieber ruhiger Beobachter, wobei es manchmal mit meinem Enthusiasmus auch durchgeht, zugegeben, aber das Sheinux gefällt mir. Die kontrollierte Kühle die es ausstrahlt ist mir sehr willkommen.

Ich sitze eine Weile so herum bis ich dann doch aufstehe. Es ist später Nachmittag, was am Stand der Sonne zu erkennen ist, und Nachts draußen ist vielleicht nicht die klügste Idee.

Ich beschließe einfach dem Weg zu folgen in der Hoffnung, die nächste Stadt ist nicht weit und stelle überrascht fest, dass das Sheinux mir folgt.

„Willst Du mit?“, frage ich das Pokemon, was mich anstatt irgendeiner Form der Antwort nur ruhig mustert.

Ich greife nach einem der leeren Pokebälle und halte es gut sichtbar vor mir.

„Darf ich?“, frage ich, aber wieder werde ich nur angestarrt ohne mir offensichtlicher Gestik, die ich irgend hätte Lesen können.

Ich beschließe, dass Probieren über Studieren geht und werfe in einem lockeren Bogen den Ball nach dem Sheinux. Das Licht erscheint und das Sheinux, was keine Anstalten zur Flucht macht, wird hineingesogen. Und genauso unspektakulär halte ich später den geschlossenen Pokeball in Händen.

„Willkommen im Chaosverein“, begrüße ich das Sheinux im Ball.

Dann rufe ich auch das Feurigel zurück, was leise auf meinem Kopf schnarcht und erfreue mich an kleinen Lichtern, die im Halbdunkel des Abeds sichtbar werden.

Eine Stadt!
 

Ich betrete sie und werde mit einem ziemlich modern wirkenden, auf Hochglanz polierten Gebäude begrüßt. Ich sehe noch ein paar wenige Menschen es betreten und verlassen und beschließe, mich durchzufragen, da ich gerade auf Anhieb kein Schild finden kann, was mir verraten hätte können, wo ich mich befinde.

Drin staune ich schlecht: Ein paar Sitzbänke, eine Person zu meiner Rechten mit einer Hoothoot-ähnlichen Eule auf dem Schoß und links von mir ein Junge etwa in meinem Alter, was mit einer Ratte mit lilafarbenem Fell im Arm eingeschlafen ist. Gegenüber dem Eingang ist ein halbkreisförmiger Tresen. Auf der anderen Seite des Tresens steht eine junge Frau mit weinrötlichem Haar, die zu zwei runden Schlaufen auf Nackenhöhe gebunden sind.

Schwester Joy in Person.

Hinter ihr steht ein gigantischer, pinker, flauschiger Ball mit Federn. Zumindest genau so sieht das Chaneira für mich aus.

Ich trete an sie heran um ihr meine Pokebälle zu geben, wie es so in den Games halt ist. Sie mustert mich von oben bis unten, wirft einen Blick auf die Uhr und fragt mich, ob ich einen Trainerpass habe.

Irritiert schüttle ich meinen Kopf. Was ist das überhaupt?

„Ah, Du bist also noch neu“

Sie lächelt mich an und weist auf eine Tür zu ihrer Rechten.

„Es ist schon spät, wäre es nicht besser, wenn Du für heute ein Zimmer beziehst?“, schlägt sie vor.

„Wie viel kostet das denn? “, frage ich skeptisch. Selbst die billigsten Capsule Hotels hatten ihren Preis.

„Keine Sorge, für neue Trainer zunächst kostenlos“, beruhigt sie mich.

Ich nehme das, noch immer skeptisch, mit einer gehobenen Augenbraue entgegen.

Woher will sie denn bei Veteranen wissen, ob die nicht so tun als ob sie neu wären?

„Falls es dringend ist, wenn Du möchtest, kannst Du über Nacht Deine Pokemon gerne in meiner Obhut lassen und ich kümmere mich um sie“, bietet sie mir an.

„Das ist sehr nett, aber ich wäre gerne dabei, wenn das in Ordnung ist“, antworte ich.

Von Grund auf traue ich niemandem und Pokemon abgeben klingt nun wirklich herzlos.

„Was haben sie denn?“, fragt sie mich besorgt.

„Ähm, nichts was ich wüsste?“, antworte ich perplex. Ich wollte sie einfach nur wieder auf Full Life heilen. In Spielen gibt es praktischerweise Lebensleisten. Allerdings, dann wiederum, wie soll das denn hier so funktionieren? Stimmt auch wieder.

„Aber ein guter Rundumcheck und Vorsorge hat nie geschadet“, füge ich also schnell hinzu um die leicht peinliche Situation zu retten.

Sie nickt verständnisvoll und wünscht mir eine gute Nacht, sodass ich mich in das Zimmer zurückziehen kann.
 

Es ist definitiv klein und alles sehr eng, aber es hat ein Mini-Bad und das entschuldigt für mich (fast) alles.

Ich lasse die beiden Pokemon raus, da ich das Gefühl habe, dass es sich sicherlich nicht so bequem im Ball schlafen lässt. Das Sheinux tappt graziös aus dem Ball heraus, während das Feurigel herausschießt und ich es einfangen muss, damit es nicht alles verwüstet.

Meine Hände werden von dem ganzen Ruß des verdreckten Feurigels grau und ich verfrachte es ohne lange zu überlegen ins Bad. Das Sheinux hüpft von selbst in das eingelassene heiße Wasser.

„Wehe Du frittierst mich“, drohe ich dem Sheinux, bevor ich mich mit in das angenehme Wasser setzte. Dann schnappe ich mir eine der Bürsten und beginne das Feurigel wie wild zu bürsten. Gott sei Dank macht es keine Anstalten, die Krauleinheiten scheinen es sehr zu gefallen.

Wahnsinn, denke ich mir, ich bin absolut kein Haustierefreund. Ich hatte bisher keine und ich hatte auch nie das Bedürfnis, welche besitzen zu wollen, weil um die muss man sich kümmern, die wollen gefüttert, beschmust oder sonstwie beschäftigt werden, machen überall Dreck und verwüsten die Wohnung. Aber die Pokemon nerven mich bisher noch nicht. Ich hoffe das bleibt so. Klar, das Feurigel ist mir ein wenig zu aktiv, aber gar nicht ist ja auch langweilig, und mit dem Alter kommt normalerweise auch die Weisheit und die Ruhe. Ein Stupsen an meinem Arm unterbricht mein gedankenloses bürsten. Feurigel ist wieder blitzeblank und Sheinux wollte wohl auch einmal geputzt werden.

„Na komm her, Du willst auch eine Premium Massageeinheit?“, grinse ich und lasse das Feurigel fröhlich ein bisschen im Bad planschen, während ich das seidige Fell der Sheinux abzubürsten beginne. Mit beiden fertig, mache ich mich selbst noch frisch, quäle meine Zähne mit einer der Einwegzahnbürsten die bereitliegen und dann werfen wir uns zu dritt in das flauschige Bett.

Morgen werde ich mir erst mal Namen für meine beiden neuen Begleiter überlegen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorgaben:
1. Heute war ein schöner sonniger Tag. Du hast dich entschieden mal wieder zu Trainieren und gingst in deinem Fitnessstudio.
2. Nach einen langen harten Training, geht es wieder ab nach Hause doch auf dem weg fing es an zu regnen.
3. Es wurde immer schlimmer und gerade als du die Haustür hinter dir schließt, blitzt und donnert es.
4. Du gehst auf deinem Zimmer. Der Strom fiel aus und es blitzt und donnert weiter.
5. Du gerätst ins stolpern und fällst auf dein Bett. Alles ist düster um dich herum und du entscheidest dich zu schlafen.
6. So gut hast du lange nicht mehr geschlafen. Als du aufwachst bemerkst du aber, dass du dich nicht mehr in deinem Zimmer befindest und schon garnicht in deinem Haus.
7. Ein Spiegel befindet sich auch in dem Zimmer. Wenn du hinein siehst, bemerkst du das nächste Unglück. Du siehst aus als wärst du wieder 10 Jahre jung.

Kommentare vom Autor:
Sö, dieses Prolog liegt so lange rum es tut in den Augen weh x'D
Daran zu erkennen, dass wir Winter haben aber der Prolog im Sommer spielt, verzeiht mir x_X
Ich denke, so einige sind mit Pokemon aufgewachsen und an einem Punkt irgendwo hat sich ein Großteil davon sicher vorgestellt wie das ist, wenn man wirklich in der Pokemonwelt herumreisen könnte nicht wahr?
Mentas hat sich freundlicherweise gemeldet, mir dieses Traum zu einem Gewissen grad zu erfüllen, wie nett x3
Also, hier ist mein drittes MSP, viel Spaß^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorgaben:

1. Du siehst dich in deinem Zimmer um und bemerkst auf dem Schrank ein Bilderrahmen. Du siehst dich, als du gerade mal 8 warst mit einer, für dich fremden Frau. Im Hintergrund erkennst du noch gerade so ein Papinella und ein Pudox.
2. Eine weibliche stimme ruft nach dir, dass du runter kommen sollst. Diese Person ist deine Mutter und rede mit ihr. Du wirst erfahren das heute dein Tag ist um eine Trainerin zu werden. Du kannst auch erfahren dass du dich in der Jotoh Region befindest und ihr vor kurzem einem Umzug nach Neuborkia hattet. Leider hältst du nicht die Zeit im Auge und deine Mutter wird sagen, dass du spät dran bist und der Professor auf dich wartet. Wenn du nachfragst, wo das Labor ist wird dir deine Mutter sagen, es sei direkt nebenan.
3. Im Labor angekommen wird dich Professor Lind empfangen und fragen, warum du so spät dran bist, ob du aufgeregt auf dein Abenteuer bist und ob du die Pokemonarenen herausfordern möchtest.
4. Du erhälst du dein erstes Pokemon. Leider hat Professor Lind die Pokemon schon raus gelassen und laufen im Labor herum. Fange sie ein, danach darfst du dich für dein erstes Pokemon entscheiden. Karnimani, Endivie oder Feurigel.
5. Nachdem du aus dem Labor raus gehst, wird dich deine Freundin bemerken und möchte dir unbedingt zeigen wie man Pokemon fängt. Ihr bleibt natürlich in der Nähe des Dorfes.
6. Wenn du auch ein Pokemon fangen möchtest, frage dein Gott. Er gibt dir dann eine Auswahl der Pokemon welches du fangen möchtest und ob du das glück hast dies zu fangen.

Kommentare vom Autor:
Solide~
Das Standartintro wie wir es alle kennen x'D
Bin ich mal gespannt in was für inen Wahnsinn mich mein Gott jagen wird x'D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorgaben:
1. Auch wenn du es abgelehnt hast ein Pokemon zu fangen, wird dir Alohi zumindest 5 Pokebälle mit geben.
2. Du kannst selbst entscheiden wohin du noch gehen möchtest in dem Dorf. Sag deine Gottheit deswegen bescheid, damit du noch den ein oder anderen Inhalt bekommst
- 2.1. Deine Mutter wird dir zudem noch deine Tasche geben und eine Karte. Verliere sie nicht, außerdem befindet sich in deiner tasche, etwas taschenheld, ein trank und ein Handy ;)
- 2.2. In den Mülleimer wirst du verschiedenes finden: Ein Kaputter schuh, ein zerrissenes bettlaken und zudem noch ein weiterer Trank ;)
solltest du in den häusern rein gehen werden die Personen dich merkwürdig ansehen und einer würde dich anschreihen, dass sich sowas nicht gehört.
3. Willst du dich auf den Weg machen, so wird Professor Lind dich noch aufhalten, damit du seine Nummer bekommst, falls du ihn anrufen sollst oder möchtest.
4. Du wirst wieder die möglichkeit bekommen Pokemon zu fangen, Würfelglück ist wieder gefragt. Frage deine Gottheit.
- 4.1. Das Pokemon was du fangen kannst, wenn du willst, ist ein Sheinux
5. Rauchwolke, dein Feurigel wird zu einem beliebigen zeitpunkt in deiner geschichte einmal reis aus nehmen und schnell durch die gräser laufen. Was wirst du tun?
6. In der nächsten Stadt gehst du ins Pokemon Center. Da es Spät am abend sein wird, darfst du dort übernachten mit deinem Feurigel.


Kommentare vom Autor:
Joaaa, dieses Kapitel ist auf dem Hin- und Rückflug von Japan entstanden^^
Ich freue mich, ein Sheinux im Team zu haben und bin schon gespannt was jetzt alles kommen wird...außer dass ich mit meinem Gameswissen gerade mich recht gut blamiere |D
Vielen Dank fürs Lesen :) Komplett anzeigen

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