Zum Inhalt der Seite

True Heart

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Die blauen Augen des Mannes starrten blicklos an die Höhlendecke, die sich im vorherrschenden Dämmerlicht in zahllose Schatten hüllte. Sein gewelltes Haar klebte ihm in dunklen, dicken Strähnen an der Kopfhaut, haftete an der totenbleichen Wange und sein Mund stand in blankem Horror offen. Das im Leben durchaus attraktive Antlitz war im Tode nun zu einer grausigen Fratze verzerrt und spiegelte die Pein wider, die er in den letzten Sekunden seines Lebens verspürt haben musste. Ein wirklich nicht sehr schöner Anblick.
 

Ein leises Schnauben, in dem beinahe so etwas wie Bedauern mitschwang, hallte von den Höhlenwänden wider, bevor schwere Schritte einige lose Kiesel über den schroffen Fels des Bodens hüpfen ließen.
 

Als sich der Mond hinter den Wolken hervor kämpfte und sein silbriges Licht für einen Moment sogar bis ins Innere der Höhle vordrang, blitzten erschreckend lange Klauen auf und beinahe schien es, als würden sie körperlos im Nichts schweben. Erst dann schälte sich ein massiger Leib aus den Schatten – ein Wesen, das ins Reich der Mythen und Sagen gehörte und doch stand es hier, den Kopf gesenkt und auf den toten Menschen zu seinen Füßen starrend. Das Schuppenkleid des Drachen war so schwarz, dass es das wenige Mondlicht schier zu absorbieren schien. Die Augen hingegen reflektierten das Licht und leuchteten in unheimlichem Rot, als sich die ellipsenförmigen Pupillen reflexartig zu schmalen Schlitzen zusammenzogen, ganz so, als wollten sie sich vor dem Mond verbergen. Leise raschelten ledrige Schwingen, als die große Echse sich zu dem leblosen Körper herabbeugte, ihn unerwartet behutsam mit ihren Klauen umschloss und anhob.
 

„Ich hatte wirklich gehofft, du seist der richtige“, grollte sie dunkel, die S-Laute seltsam verzerrt, als würde sich eine Schlange an der Menschensprache versuchen. „Aber auch dein Herz konnte den Fluch nicht brechen.“
 

Langsam bewegte sie sich auf den Höhleneingang zu und erst als sie ins Freie trat, das Mondlicht somit die Chance bekam ihre Gestalt zur Gänze zu offenbaren, wurde ihre wilde Schönheit sichtbar.

Aber noch etwas gab die Helligkeit preis, etwas weitaus Grausameres. In der Brust des Toten, den der Drache noch immer so behutsam trug, klaffte ein mehr als faustgroßes Loch und das vormals helle Hemd, das sich stramm über den muskulösen Oberkörper gespannt hatte, hing nun nur noch in blutigen Fetzen herab.
 

Noch einmal blickte die große Echse auf den Menschen hinunter, in den sie so viele Hoffnungen gelegt hatte – Hoffnungen, die erneut enttäuscht worden waren, bevor sie sich mit wenigen, kräftigen Schlägen ihrer Schwingen in die Lüfte erhob. Der Mensch würde sein feuchtes Grab in der tosenden See vor der Küste Schottlands finden, genau wie all die anderen vor ihm und wieder starb ihre Zuversicht ein kleines Stück mehr. Bald schon würden zweihundert Jahre ins Land gezogen sein und dann wäre sie endgültig allein; die letzte ihrer Art.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  --Tsuki--
2019-06-13T20:19:54+00:00 13.06.2019 22:19
Hallo! 😊
Ich bin gestern zufällig per Twitter auf deine Geschichte aufmerksam geworden und fand das Exposé so ansprechend, dass ich (trotz Fem-Slash 😉 ) gern mal reinlesen wollte.
Zunächst einmal: großes Kompliment für deinen Ausdruck! Gerade im FF-Bereich ist der ja leider oftmals eher platt. Deiner hingegen gar nicht. Man spürt, wie viel Herzblut in deiner Schreibe steckt und welche Mühe du dir gibst, schöne Formulierungen zu finden und einen reichen Wortschatz anzubieten.
Der Prolog hat mir super gefallen. Er ist herrlich packend geschrieben. Die Handlung geht schnell voran, ohne überflüssige Erklärungen, die Beschreibungen sind sehr lebendig und der Moment, in dem sich herausstellte, dass die Drachendame die Perspektivfigur ist und sie auf einen Retter hoffte, ist eine tolle Wendung, mit der ich so nicht gerechnet habe und die Lust auf mehr Überraschungen macht.

Eine Sache ist mir jedoch aufgefallen, die ich dir nicht vorenthalten möchte, und die mich beim Lesen ein bisschen gestört hat: Du tendierst sehr dazu, Adjektive zu benutzen.

"Die blauen Augen des Mannes starrten blicklos an die Höhlendecke, die sich im vorherrschenden Dämmerlicht in zahllose Schatten hüllte. Sein gewelltes Haar klebte ihm in dunklen, dicken Strähnen an der Kopfhaut, ... ."

Ich denke, die meisten könntest du getrost weglassen. Spielt die Augenfarbe wirklich eine Rolle? Oder die Beschaffenheit und Farbe des Haars? „blicklos“ hingegen finde ich gut, weil man „starren“ normalerweise mit einem Blick in Verbindung bringt. Da ist der Einsatz des Adjektivs meiner Meinung nach sinnvoll.
„Vorherrschend“ und „zahllos“ hingegen finde ich in diesem Zusammenhang überflüssig. Dem Text würde es an nichts fehlen, wenn sie weg wären – es wären immer noch genau dieselben Aussagen. 😊
Kapitel 1 habe ich ebenfalls schon gelesen - doch dazu schreibe ich (hoffentlich morgen) einen Kommentar, wenn erwünscht. ^^

Liebe Grüße,

Tsuki

P.S. Die Kritik ist keinesfalls persönlich gemeint. Ich hoffe, dich damit ein wenig unterstützen zu können, das Beste aus deinem Text herauszuholen, da dir das Schreiben wichtig zu sein scheint.

Antwort von:  yamimaru
14.06.2019 08:22
Guten Morgen ^^

ich hab mich total darüber gefreut, als ich heute Früh deinen Kommentar gesehen habe, von daher erst mal vielen, lieben Dank dafür. Besonders, dass du meiner Geschichte, trotz dem kleinen Vorbehalt, eine Chance gegeben hast und dir so viel Mühe mit deinem Feedback gegeben hast. :)
Auch freut es mich, dass du von dem doch eher kurzgehaltenen Prolog so begeistert bist und das Lob bezüglich meines Ausdrucks macht mich richtig stolz ... und ein bisschen verlegen *lacht*

Deine Kritik ist angenehm sachlich und konstruktiv, was es mir leicht macht, diese auch anzunehmen, obwohl man ja zugegeben nie gerne Kritik über sein Baby liest. *lacht* Aber wie du auch schon erwähnt hast - das Schreiben ist mir mittlerweile sehr wichtig und ich will mich auch stetig verbessern, was wiederum nur geht, wenn mir jemand vorhandene Schwächen aufzeigt. Daher auch dafür nochmal ein herzliches Dankeschön. ^^

Ich hatte tatsächlich große Schwierigkeiten herauszufinden, wie ausführlich ich einen Charakter beschreiben soll und wann es besser ist, dem Leser ausreichend Spielraum für eigene Vorstellungen zu lassen. Bislang habe ich fast ausschließlich Fanfiktions geschrieben, in denen es kaum nötig war die Charaktere zu beschreiben, da 90% der Leser einfach wissen, wie die Protagonisten aussehen. Neue, eigene Charaktere sind relatives Neuland für mich und daher sind mir deine Tipps wirklich sehr willkommen.
War es also nötig den Toten mit Augenfarbe etc. zu beschreiben? Wenn ich mich das jetzt frage, muss ich sagen: nein, war es nicht, weil er ohnehin keine weitere Rolle in der Story mehr spielt. ^^

Oftmals verwende ich Adjektive auch, um den Lesefluss meines Empfindens nach zu verbessern und eine schönere Klangmelodie zu erzielen, darum ist es tatsächlich sehr hilfreich, wenn ich durch deinen Kommentar nun gespiegelt bekomme, dass diese Häufung bei einem Leser durchaus als störend empfunden werden kann.
Ich werde in Zukunft mehr darauf achten, ob ein Adjektiv notwendig oder auch einfach nur zu viel des Guten ist. ^^

Zum Schluss möchte ich mich einfach nochmal für dein ehrliches Feedback bedanken - es ist immer schön zu lesen, wenn eine Geschichte gut ankommt und wenn dann auch noch praktische Tipps dabei sind, ist das doppelt gut. ;)
Von daher würde mich deine Meinung zu Kapitel eins auf jeden Fall auch brennend interessieren. ^^

Alles Liebe
yamimaru
Antwort von:  --Tsuki--
14.06.2019 21:31
Hallo :) Das freut mich, dass du dich über meinen Kommentar gefreut hast und Kritik als nichts Negatives auffasst - aber ich weiß natürlich, dass sie sich im ersten Moment nie wirklich gut anfühlt ^^;

Ich mag deinen Prolog, gerade WEIL er so schön kurz ist und sich nur auf das Wesentliche beschränkt, ohne viel Drumherum zu reden und vor allem, ohne dass etwas fehlt :D Das ist meiner Meinung nach eines der wichtigsten Dinge beim Schreiben.

Haha, das mit den Charakterbeschreibungen verstehe ich nur zu gut! Ich habe auch immer nur FFs geschrieben und jetzt aktuell an meinem ersten Roman; und da war ich in derselben Situation. "wie präsentiere ich meinen Charakter den Lesern, ohne sie mit allen möglichen Details zu überschütten?" Ich habe für mich die Antwort gefunden, dass man den Lesern nicht das Gesicht und alles modellieren muss. Mein Held ist z.B. ein junger Mann, der sich für Visual Kei interessiert (ja ja, komme halt genau wie du aus der Sparte ;) ) und darum Piercings und blondierte Haare trägt. Das habe ich hervorgehoben, und die Lederjacke. Ich nutze aber auch gern andere Charaktere, um meinen Helden zu beschreiben. In etwa so: "Du hast doch hübsche gerade Zähne und eine gerade Nase, warum entstellst du dich so mit diesen Piercings?" Letztendlich ist es so, egal, wie intensiv und wortreich du deinen Charakter beschreibst: der Leser hat sowieso NIE dasselbe Bild vor Augen wie du. Aber das ist nicht schlimm. Wenn du dem Leser vermittelst, dass ein Charakter sehr attraktiv ist, wird jeder ihn sich anders vorstellen, aber immer attraktiv. Ich denke, darauf kommt es an. :)

Blaue Augen beim Toten können durchaus sinnvoll sein. Bei Game of Thrones wären blaue Augen bei einer Leiche ein "todsicheres" (hehe ...) Indiz dafür, dass diese Leiche nochmal aufsteht. Aber wenn es, wie du sagst, in diesem Fall weder jetzt noch später von Bedeutung ist, lass die Augenfarbe lieber weg. Aber natürlich ist es auch immer ein Stück weit persönlicher Geschmack und natürlich muss man nicht ohne nachzudenken alle Adjektive streichen! Gerade dann, wenn du findest, dass es sich mit ihnen besser liest, musst du natürlich abwägen. Ich würde dir dann raten, einfach mal ein paar Tage später die Szenen nochmal ohne überflüssige Adjektive und Adverbien zu lesen - und ich glaube, es wird dir auch flüssiger erscheinen. :) (Ist ein Prozess, ich fand's anfangs auch komisch, aber in Romanen großer Verlage wird es aus gutem Grund genauso gehandhabt.)

Feedback zu Kapitel 1 folgt in Kürze - ich bin dabei ^^
Von:  Kyo_aka_Ne-chan
2019-06-10T18:20:56+00:00 10.06.2019 20:20
Huhu :)

Also der Prolog macht mich schon mal total neugierig. Girls Love ist jetzt nicht so meins, aber ich gebe dem Ganzen eine Chance, alleine wegen diesem Prolog, das hat mich einfach gepackt. Prima gemacht, ich bleibe dran :)

LG
Kyo
Antwort von:  yamimaru
10.06.2019 20:26
Hey Kyo,
vielen lieben Dank für deine Rückmeldung. Das freut mich ja ungemein, dass dich der kleine Prolog so gepackt hat. :) Aber noch viel mehr freu ich mich drüber, dass du der Story, trotz Girls-Love, eine Chance geben willst. Ich hoffe, ich werd dich nicht enttäuschen. ^^

LG
yamimaru


Zurück