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Rivals' Reunion

von

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Zeitreise

XI: Zeitreise
 

Well, it's on my mind

I'm headin’ back in time

And when I think of all the songs we used to play

And then I think of you and it's all right.
 

Well, it's this sort of thing that gets me to lose my mind

And it's the flash-flashy eyes that make it worthwhile

And every time when we'd, we'd get together

We'd just fall in love again.
 

All in all, it's the perfect scene

And it's not anywhere that I would rather be

And it's now, now or never when we're chasing our dreams

And oh, we're getting close now

Don't turn away!
 

(Mercy Mercedes)
 

Seto Kaiba im Interview
 

Nun ja, die KaibaCorporation hat in den letzten drei Jahren ihre Umsätze jeweils verdreifacht, wir haben Tochterfirmen in Japan, China, Malaysia und den USA, außerdem haben wir unsere Produktpalette erweitert und neue Nischen erschlossen und über unsere Aktien heißt es …
 

Wie bitte? Das interessiert Sie alles nicht? Aber Sie haben doch gerade gesagt, ich soll etwas über mich erzählen. Und DAS bin ich nun mal. Was sagen Sie? Etwas Persönliches? Aber das IST persönlich. Ich habe das alles aus den Trümmern der Firma meines Stiefvaters aufgebaut. Das ist mein Leben.
 

Aber wenn Ihnen das nicht passt, dann fragen Sie mich doch, was sie hören wollen.
 

Wie bitte? Ob an dem Gerücht, ich hätte eine Liaison mit Limono gehabt, was dran ist? Ok, ich sehe schon, welche Art von biographischem Material Sie interessiert. Also, ich habe mal gelesen, dass man geheimnisvoller rüberkommt, wenn man nicht alles von sich preisgibt. Also werde ich mich dazu jetzt einfach mal nicht äußern. Wenn Limono dazu etwas sagen möchte, kann er das gerne tun. Na los, nächste Frage. Bringen wir das hier hinter uns.
 

Ob ich hier teilnehme, weil ich mir erhoffe, wieder eine Beziehung mit Yami aufzubauen. Also, zuallererst mal: Es hat nie eine Beziehung gegeben, damit dieser Punkt ein für alle Mal klargestellt ist. Und dann: Wissen Sie, wie lange das alles her ist? Acht Jahre, ganz recht. Ich sage es jetzt hier vor der Kamera ein einziges Mal, damit Sie mich endlich mit diesem leidigen Thema in Frieden lassen. Ich bin hergekommen, um gegen Yami im Duell anzutreten.
 

Ja, ich finde den Gedanken interessant, dass, hätte ich mich damals irgendwie anders verhalten, die Gegenwart jetzt auch anders aussehen könnte. Ich gebe zu, diese Tatsache hat mich beschäftigt. Aber ich bin niemand, der in der Vergangenheit lebt. Was denken Sie denn sonst, warum ich das Firmenkonzept meines Stiefvaters komplett überarbeitet und die Firmeninsel zerstört habe? Ich habe ein sehr ausgefülltes Leben, in dem ich ganz zufrieden bin mit dem, was ich in der Welt bisher bewegt habe. Ich bin stolz auf meine Leistungen, ich bin auch stolz auf meinen kleinen Bruder und wie er sich entwickelt und was er erreicht hat.
 

Ich mochte Yami, ja. Und ich denke, ich habe da eine Chance verpasst. Aber es gibt noch andere Chancen und er hat sie genauso ergriffen, wie ich es tun würde. Natürlich hat mich der Gedanke umgetrieben, wie es ausgeht, wenn wir uns wieder begegnen, ob er sich verändert hat. Wir haben uns das letzte Mal vor zwei Jahren auf einer Gala kurz gesehen. Davor und danach nicht. Natürlich gibt es Dinge, von denen man denkt, man hätte sie schon vor einer Ewigkeit sagen sollen. Aber manche Gelegenheiten sind einfach verpasst und man kann nichts dagegen tun. Der Moment ist vorbei und damit muss man sich abfinden, Also, ich bin frei von irgendwelchen romantisierten Vorstellungen und Hoffnungen.
 

So. Das ist das Privateste, was Sie von mir hier zu hören bekommen und auch in der restlichen Woche hören werden. Mehr will ich dazu nicht sagen. Kann ich jetzt gehen?
 

~*~
 

Es war soweit. Alle standen um den kleinen Wohnzimmertisch herum, auf dem nun eine Spielmatte lag. An jedem Ende stand ein Stuhl. Es war minimalistisch, aber mehr brauchte es nicht. Das und das Deck in Yamis Hand. Das Turnier konnte beginnen. Egal, wie viel Zeit vergangen war, egal, was den Anwesenden hier widerfahren war, was sie einander entfremdet oder nähergebracht hatte, es gab etwas, das sie alle einte, das all die Zeit, die zwischen ihnen stand, in Nichts auflöste. Ein Spiel, mit dem alles begonnen hatte.
 

Yami musste zugeben, das Blatt in seiner Hand fühlte sich gut und richtig an. Er hatte lange nicht gespielt und hatte sich vorgenommen, heute einfach eine gute Zeit zu haben. Joey ging an ihm vorbei, sein eigenes Deck fest umklammert. Er nickte Yami zu. „Die genialste Idee seit langem, dieses Tunier“, sagte er grinsend, „ich bin sowas von Feuer und Flamme1“ Yami nickte zurück und schlug mit Joey ein, der ihm die Hand hinhielt. Auch Yugi stieß zu ihnen. „Ist lange her, nicht wahr?“, sagte er versonnen. Yami konnte spüren, dass es ihm etwas bedeutete. Tea mischte ihre Karten und zwinkerte ihnen zu. „Heute mal nicht in der Zuschauertribüne“, sagte sie gutgelaunt. „Das wurde ja auch mal Zeit“, grinste Yugi ihr frech zu. Alles schien irgendwie in altbekannte Bahnen einzurasten, rostige Zahnräder setzten sich in Bewegung.
 

~*~
 

Yamis erstes Duell bestritt er gegen Malik Ishtar. „Ich glaube, Pharao, es hat noch nie ein Duell zwischen uns beiden stattgefunden, an das ich mich richtig erinnern kann“, kommentierte Malik diese Fügung belustigt. „Da könntest du Recht haben. Ich bin gespannt, ob du auch so ein verrücktes Spiel bevorzugst wie dein Alter Ego damals“, stimmte Yami ihm zu. Es stellte sich schnell heraus, dass Malik in seinen Zügen zwar keine so wahnsinnige Schiene fuhr wie seine dunkle Seite, jedoch einige mit seinem handverlesenen Süßigkeiten-Deck zum Schmunzeln brachte. Es enthielt neben einer bissigen Eiswaffel auch andere zuckersüße Leckereien, die nach und nach einen ganzen Rummelplatz aufs Spielfeld gebracht hätten, wären sie als Hologramme materialisiert worden. Letztlich spielte er jedoch zu selten, um echte Ambitionen auf einen Sieg zu haben, und Yami musste feststellen, dass es sich gut anfühlte, das zu tun, was er am besten konnte, und dabei auch noch den süßen Geschmack des Erfolgs zu schmecken.
 

Nach seinem eigenen Duell genoss er es, bei den Spielen der anderen zuzusehen, bis es auch für ihn die die nächste Runde ging. Yugi spielte gegen Tea und hatte tatsächlich ein wenig an diesem Match zu knabbern. „Tja, da staunst du, was?“, kicherte Tea, „ich war ja schon immer ganz gut in Strategiespielen und mit all den neuen Karten zur Auswahl hab ich mich vielleicht gar nicht so schlecht angestellt mit dem Erstellen des Decks.“ „Du hast ja auch von den besten gelernt“, erwiderte Yugi etwas zerknirscht. Letztlich riss er das Ruder aber doch noch herum und gewann mit seinen letzten 50 Lebenspunkten.
 

Da sie elf Kandidaten waren und somit die Paarungen nicht ganz aufgingen, bestritt Mokuba sein erstes Duell gegen einen Duellcomputer der Kaiba-Corporation. Es zeigte sich, dass der junge Vize-Präsident durch und durch ein Kaiba war, denn er schlug der Technik ein Schnippchen und fand schnell die Schwachstelle in der Programmierung des Duell-Systems. „Das muss dringend überarbeitet werden, Bro. Das ist sowas von 2002“, sagte er an Seto gewandt und grinste ihn frech an.
 

Limono spielte genauso wie er lebte: Manipulativ und unberechenbar. Seto hatte keinen leichten Stand in seinem Duell mit dem Leadsänger und war kurzzeitig sogar ein wenig aus dem Konzept gebracht. „Oh, aber wie konntest du meine Stille Psi-Hexe denn so leicht besiegen?“, Limono gab sich verwundert und warf einen besorgten Blick auf die 1000 Lebenspunkte, die ihm geblieben waren. „Äh … ganz einfach weil sie verdammt schwach und kein Match für meinen Weißen ist?“, stellte Seto die Gegenfrage, während er stolz seinen Weißen Drachen auf der Spielmatte betrachtete, der diesmal nicht als Hologramm seine Gegner in Schrecken versetzen konnte. „Oh, ich verstehe. Ich bin aber auch schusselig“, sagte Limono seelenruhig. „Also gut, ich ziehe … Hm, was könnte ich tun? Oh, da fällt mir ein, da du meine Psi-Hexe im letzten Spielzug besiegt hast und ich deshalb ein Monster von meinem Blatt aus dem Spiel verbannt habe, darf ich dieses Monster jetzt spezialbeschwören. Das trifft sich wunderbar!“ Während er sprach, wurde er immer selbstsicherer und ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, „Jetzt opfere ich es auch gleich wieder, um meinen Stillen Psi-Tänzer zu beschwören und mit dem Ausrüstungszauber „Maske der Faszination“ auszurüsten. Ich schätze mal, er ist jetzt stärker als dein niedlicher Schoßdrache.“ Limono feixte. „Du miese Natter hast dich dummgestellt“, knurrte Seto ihn an, woraufhin Limono laut auflachte. „Ich weiß überhaupt nicht, wovon du sprichst. Ich hatte nur zur richtigen Zeit die richtigen Karten. Darf ich nicht auch mal Glück haben?“
 

Aber Seto Kaiba wäre nicht Seto Kaiba gewesen, wenn er keinen Weg aus dieser Zwickmühle gefunden hätte. Letztlich konnte er seinen blauäugigen Ultradrachen beschwören und Limonos Psi-Monster vom Feld fegen. „Jetzt ist Schluss mit diesem bewusstseinserweiternden Stroboskop-Bling-Bling! Es wird Zeit für richtige Lichtblitze“, lachte er, wie er es stets tat, wenn er sich seines Sieges gewiss war. „Mit einem holographischen Drachen, der das Ganze etwas untermalt hätte, wäre das irgendwie besser gekommen“, erwiderte Limono trocken, „aber Hauptsache diese leidige Exkursion ins Reich der Nerds ist vorbei.“
 

„Sieg ist Sieg“, sagte Joey, der sich selbst zum Schiedsrichter ernannt hatte, „egal wie imposant. Und jetzt begibt sich der Schiedsrichter selbst in die Arena.“ Joey spielte gegen Umko, der ebenso wenig Lust auf das Spiel hatte wie sein Ex-Mann. Dennoch ließ er sich durch Joeys Sprüche keineswegs aus der Ruhe bringen und spielte mit einer pflichtbewussten Ernsthaftigkeit. Sein Deck bestand hauptsächlich aus Pflanzen, aber einige Fehler in der Gewichtung der einzelnen Kartentypen brach ihm schließlich das Genick. „Hm, gar nicht so blöd, das Spiel. Ich denke, ich werde nochmal an meinem Deck arbeiten“, bemerkte er am Ende einsichtig. „Finde ich klasse. Das Deck ist vom Grundprinzip gut. Könnte ein echtes Killerdeck werden“, ermutigte ihn Joey.
 

Ryou hatte das Los gezogen, gegen sein ehemaliges Alter Ego zu spielen, woraufhin sich sein Gesicht verdunkelte. Es war wie ein innerer Kampf, der durch das Kartenspiel nach außen projiziert worden war. Ryou lächelte nicht ein einziges Mal während dieses Duells, seine Konzentration war nicht zu brechen, so sehr ihn Bakura auch versuchte, aus der Reserve zu locken. „Du kannst ruhig mal lockerlassen. Es ist nur ein blödes Kartenspiel, kein Kampf auf Leben und Tod. Ich fresse dich schon nicht auf.“ „Es ist mir egal, was du vorhast, ich werde mich nicht darauf einlassen!“, gab Ryou nur verbissen zurück. Er ging als Sieger hervor, aber Yami hatte den Eindruck, Bakura hatte sich nicht ernsthaft angestrengt und seinen ehemaligen Wirt gewinnen lassen. Als Bakura nach dem Spiel den Raum verließ und ihn auch im weiteren Verlauf des Abends nicht wieder betrat, machte er auf Yamis Höhe noch einmal Halt: „Wie schade, dass wir beide heute nicht die Ehre hatten, Mumie. Ich wette, du wärst nicht so langweilig gewesen. Du brauchst dir übrigens keine Sorgen mehr zu machen wegen dem, was euch heute da unten eingesperrt hat. Ich werde mich noch heute Nacht darum kümmern.“
 

Yami wollte etwas entgegnen, aber in diesem Moment trat Mokuba zu ihm und sagte: „Bist du bereit für unser Duell? Ich schätze, du musst erst den einen Kaiba besiegen, bevor du gegen den anderen antreten kannst. Ich mache es dir sicher nicht leicht.“ Yami drehte sich noch einmal um und wollte Bakura fragen, was das alles zu bedeuten hatte, doch der Geist des Ringes war bereits verschwunden und bevor er weiter darüber grübeln konnte, läutete Joey die nächste Runde des Turniers ein. Was sollte es auch? Yami hatte sich vorgenommen, heute einen schönen Abend zu verbringen. In welche Machenschaften Bakura verstrickt war, hatte ihn nicht zu interessieren, solange er die anderen Teilnehmenden aus dem Spiel ließ.
 

*
 

Die zweite Runde wurde von altbekannten Gesichtern bestritten. Am Ende waren es wohl doch die absoluten Cracks, die die besten Strategien auffuhren. Yami schlug Mokubas Burger-Deck, das allen umstehenden trotz ihres üppigen Abendessens Appetit machte, und auch Yugi behielt die Oberhand gegen Ryou. Weil sie wieder eine ungerade Gewinnerzahl waren, wurde der- oder diejenige mit den meisten Lebenspunkten aus der ersten Runde trotz Niederlage eine Runde weitergelassen. Es stellte sich heraus, dass es sich dabei um Tea handelte. Diesmal bekam also Joey es mit ihr zu tun und als er letztlich gegen sie gewann, sein Sieg gegen Sie weniger knapp als Yugis in der ersten Runde. „Du hast echt nachgelassen, Kumpel“, zog Joey den König der Spiele auf, „Ich weiß nicht, wieso du gegen sie so abgestunken bist. Das war doch ein Kinderspiel.“
 

„Ok, sieht ganz so aus, als wären wir die letzten in dieser Runde. Haben wir überhaupt schonmal gegeneinander gespielt? Ich bin gespannt, wie es ausgeht“, sagte Yugi zu Kaiba, freundlich und geduldig wie eh und je, während alle Seto ansahen, dass dieses Match für ihn nur ein notwendiges Übel auf dem Weg zu seinem eigentlichen Ziel war. „Ich habe kein Interesse an einem Duell mit dir, Kleiner“, schnarrte der Kaiba-Corp-Chef ungehalten, „ich mache das hier kurz.“ Einhalten konnte er diesen Vorsatz jedoch nicht, denn Yugi dachte nicht einmal daran, es ihm einfach zu machen, aber Yami hatte Seto selten so fokussiert gesehen. Und auch wenn Yugi alles gab und sich keinen Fehler erlaubte, musste er am Ende zugeben, dass Seto ihn gegen die Wand gespielt hatte und es kaum einen Ausweg für ihn gab. „Ok“, seufzte er, „ich sehe schon: Gegen deinen eisernen Willen komme ich nicht ganz an. Ich hoffe, ich konnte wenigstens dafür sorgen, dass dir nicht langweilig war.“ Seto nahm sein Deck vom Spielfeld. „Ich muss zugeben: Du hast es spannender gemacht, als ich gedacht hätte. Du hast was drauf, Kleiner. Aber fürs Treppchen reicht es nicht ganz.“
 

*
 

Am Ende waren drei übriggeblieben. Joey wusste, dass er gegen Yami nicht gewinnen konnte, aber er lieferte ihm ein knappes und spannendes Spiel, das sie beide auskosteten. Hätten sie Wetten darauf abgeschlossen, wer im Finale dieses kleinen Turniers stehen würde, dann hätte wohl kaum jemand auf eine andere Paarung getippt. Irgendwie schien das Schicksal es vorbestimmt zu haben, dass Yami und Seto einander immer wieder gegenüberstanden. Oder vielleicht bogen sie auch selbst immer wieder aufs Neue alle Weichen, damit ihre Wege sich auf diese Weise trafen. Keiner zeigte sich jedenfalls überrascht, als die beiden ihre Decks mischten und abhoben. Sie gaben sich die Hand. „Ich freu mich. Ich freu mich wirklich, Seto. Eine Revanche zwischen uns steht schon ziemlich lange aus.“ In Setos Augen konnte Yami eine Rührung aufflackern sehen. Er befreite seine Hand schnell aus Yamis. Dieser konnte spüren, dass ihn die offene Ansprache verunsicherte.
 

„Ja, es ist lange her. Ich habe gehofft, dass wir hier wieder aufeinandertreffen. Es stimmt, was ich gesagt habe: Ich hätte andernfalls hier nicht teilgenommen.“ Yami pulsierten unzählige lang zurückliegenden Momente durch den Kopf, in denen sie sich in der Kaibavilla duelliert hatten. Jedes ihrer Duelle war spannend bis auf die letzte Sekunde gewesen und hatte sie immens gefordert, obwohl sie sie nur im privaten Rahmen ausfochten. Er hatte stets gewonnen, aber Seto hatte sich irgendwann nur noch scheinbar darüber aufgeregt. Er liebte die Herausforderung mehr als den Sieg und irgendwann hatte er begonnen, es Yami zu gönnen, dass er unangefochten war. Vielleicht war er sogar ein bisschen stolz darauf. Und darauf, dass Yami ihn als würdigen Gegner betrachtete, dass er sich am ihm die Zähne ausbiss. Yami fragte sich, ob Seto jetzt gerade in Gedanken auch diesen idyllischen Momenten nachhing.
 

„Ich gebe es zu: Du hast damit dazu beigetragen, dass ich mich auf all das hier eingelassen hab. Aber jetzt erwarte ich auch nicht weniger als dein Bestes. Ich bin gespannt, was du dazugelernt hast“, sagte Yami mit einem schmunzelnden Unterton in der Stimme und nahm sein Blatt auf. Auf dieser Ebene war das Eis zwischen ihnen gebrochen. Sie hatten eine Routine im Umgang miteinander beim Duellieren entwickelt, die nur sie beide teilten. Zu Anfang war das Duell konzentriert und Yami spürte, dass Seto sich keinen Fehler erlauben wollte, dass er ihm etwas bieten wollte dafür, dass er ihm hierher gefolgt war. Doch schnell nahm das Spiel Fahrt auf und sie verloren sich in den Zügen, in strategischen Finten und kleinen Spitzfindigkeiten.
 

Mittlerweile hatten sich alle Kandidaten um das kleine Spielfeld versammelt. Es war mucksmäuschenstill geworden und sogar Limono und Umko beobachteten gebannt den Balanceakt der Kräfte zwischen den beiden Kontrahenten. „Bei Yami ist ein Duell immer wie ein Tanz“, flüsterte Tea, seltsam bewegt. Joey prustete los, aber Limono sagte: „Das Quoten-Girly hat Recht. Es hätte wirklich etwas sehr Ästhetisches, wenn es nicht so absolut lächerlich wäre.“ „Wenn sie wirklich tanzen, dann sag mir doch mal, wer von den beiden führt“, blaffte Joey etwas kleinlaut. „Das wird sich wohl am Ende zeigen“, sagte Ryou schmunzelnd.
 

Die beiden Spieler nahmen von dieser Konversation keine Notiz. Sie waren viel zu sehr davon eingenommen, die Züge des anderen vorauszusehen und einander immer einen Schritt voraus zu sein. Sie hatten alles um sich herum ausgeblendet. Es gab nur noch sie beide und sie sogen jede Bewegung, jede Rührung und jede Handlung des anderen in sich auf. Aber letztlich war Seto zu ambitioniert. Yami hatte es gleich zu Anfang bemerkt. „Du bist so gut wie eh und je, ABER ich merke schon, du bist zum Scheitern verurteilt. Dir fehlt die Leichtigkeit, die Leidenschaft. Du bist zu verkrampft und willst zu viel“, neckte er Kaiba während er zwei Karten verdeckt ablegte. Seto biss die Zähne zusammen und starrte verärgert auf sein Blatt. Er gab sich erhaben und tarnte jeden seiner Züge als Strategie, aber Yami konnte sehen, dass er schwitzte. Jedes seiner Manöver schaffte Yami auszuhebeln, auch wenn es kein Leichtes war. Am Ende hatte Seto keine Monster mehr auf dem Spielfeld. Yami hatte alle Effekte seiner brandneuen Karte „Magier des Wandels“, die er auf dem Koffer ergattert hatte, vollends ausgeschöpft. Dieser hatte nun 2800 Angriffspunkte und Seto hatte keine Deckung. Yami startete den letzten Angriff.
 

„Nicht so schnell“, bellte Seto, „ich decke meine Falle auf: "Geburtsrecht". Sie erlaubt mir, ein Normales Monster von meinem Friedhof in die offene Angriffsposition zu beschwören. Und ich wähle einen guten alten Freund, der mich noch nie im Stich gelassen hat: Meinen weißen Drachen. Er hat 200 Angriffspunkte mehr als dein lächerlicher Zauberlehrling!“
 

„Bist du dir da auch ganz sicher?“, Yami lächelte Seto an. Er kostete den Moment aus, in dem Seto gedanklich strauchelte und Zweifel durch seine eisblauen Augen flackerte. Dann sagte er sanft: „Du hast die besondere Fähigkeit meines Magiers vergessen. Für jedes Monster eines von mir vorher gewählten Typs bekommt er einmal während er auf dem Spielfeld ist 1000 zusätzliche ATK. Na, was meinst du? Wollen wir mal sehen, welchen Typ ich mir ausgesucht habe?“ Seto knurrte und verkrampfte seine Finger um sein Blatt, während Yami kicherte. „Was glaubst du wohl? Ich habe natürlich ‚Drache‘ gewählt. Ich kenne dich einfach zu gut, Seto. Dank deines Weißen Drachen hast du mir die Tür zum Sieg geöffnet, mein Bester.“
 

*
 

„Der Gewinner steht fest!“, verkündete Mokuba, der bei diesem Duell Punktrichter gewesen war, „Yami hat das Duell gewonnen und damit den Sieg des Abends errungen! Glückwunsch! Und nichts für Ungut, großer Bruder, aber ich habe auf Yami gewettet.“ „Du hast was!?“, entrüstete sich Seto äußerst unwürdevoll. „Verdammt, wie konnte ich so naiv sein“, jammerte Malik, „ich hab auf Kaiba getippt!“ „Selbst Schuld. Es war doch klar, wie es ausgeht. Jetzt wird abgerechnet! Also her mit meiner wohlverdienten Kohle!!“, johlte Joey. „Ihr habt Wetten auf uns abgeschlossen?“, lachte Yami verlegen. „Ja, und du warst unser Glücksbringer – naja, zumindest für fast alle“, grinste Joey mit einem Blick auf den zerknirschten Malik.
 

„Gut gespielt”, Yami wandte sich von Joey ab, als Seto an ihn herantrat. „Danke. Du auch.“ „Ich hoffe, du weißt, dass ich mich so schnell nicht geschlagen gebe. Ich würde ja sagen: Eins von drei, aber ich denke, für heute sollten wir es besser darauf beruhen lassen.“ Yami kicherte. „Ja, das ist wohl das Beste. Es ist schon spät. Aber morgen bin ich wieder für alle Schandtaten zu haben. Also wenn du möchtest …“ „Das würde mich freuen“, sagte Seto und in seiner Stimme konnte Yami nun etwas Weiches ausmachen.
 

Für einen Moment waren die Umsehenden erneut verschwunden und es gab nur sie beide. So, wie es auch bei ihrem Duell bereits gewesen war. In diesem kathartischen Moment fühlte es sich so an, als kläre sich der Nebel vor ihnen, und alles, was zwischen ihnen lag, war wie gereinigt. Yami hatte sich versprochen, normal mit Seto umzugehen und doch hatte er nicht gewusst, wie er sich ihm nähern sollte. Zum ersten Mal sah er einen Weg. Sah die Chance an etwas anzuknüpfen. Etwas, das sie teilten und das ihnen den Zugang zueinander gewährte. Vielleicht würden sie lernen, miteinander umzugehen, ohne dass es befremdlich war.
 

„Das hat echt Spaß gemacht“, sagte er lächelnd. „Du meinst, mich mal wieder zum Gespött der Nation zu machen und meine Hoffnungen auf einen Sieg ohne mit der Wimper zu zucken brutal zu zerschmettern?“, fragte Seto sarkastisch, aber nicht unfreundlich. „Das vor allem“, grinste Yami.
 

Ein lange verlorengeglaubtes Gefühl war in ihm erwacht. Für den Bruchteil einer Sekunde blickte er auf alles von außen. Er hörte das befreite Lachen seiner Freunde, spürte jede Verbindung zwischen ihnen allen als ein silbriges Netz auf seiner Haut. Eine Ruhe breitete sich ganz tief in seinem Inneren aus und Heimweh brach über ihn herein wie eine riesige Welle. Und der starke Wunsch, dazuzugehören. Und noch etwas anderes, das er selbst nicht identifizieren konnte. Dieser Abend hatte etwas in Yami angestoßen. Er war der Anfang eines Prozesses, der alles in ihm von innen nach außen kehren sollte.
 

„Das war doch mal eine gelungene Aktion!“, tönte Joeys Stimme zu ihnen herüber, „Dank Yamis und meinem Einfall hatten wir doch alle seine Superzeit! Warum lassen wir den Tag nicht mit einem Snack ausklingen?“ „Gute Idee. Joey, Tea, Yami, wenn ihr möchtet, können wir das neue Spiel spielen, das ich entwickelt hab. Ich glaube, es könnte euch gut gefallen“, schlug Yugi vor. „Das klingt super, Yugi!“, erwiderte Tea begeistert. „Ich bin auch dabei“, schaltete sich Ryou ein. Yami nickte zustimmend. „Das musst du uns nicht zwei Mal sagen!“, auch Joey stimmte zu, „Na dann, lasst die Spiele weitergehen!“



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