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Schicksalsstränge

von

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Missgunst

Triggerwarnung Gewalt, Schmerz, Verlust/Tod
 

Missgunst
 

Die Sterne erzeugten kleine Funken in den blauen Augen der Miko, die seit dem Gespräch mit dem Windclan leer und leblos wirkten.

Er kannte diese Frau schon so lange, kannte unglaublich viele Momente, in denen er ihre Gefühlsausbrüche als Schwäche gesehen hatte, doch langsam fragte sich der Daiyōkai, ob sich nicht ihre Stärke waren.

Der Gedanke schien unsinnig, aber er zwang sich ihm auf, vielleicht weil die Reise zuvor spannender gewesen war, gerade durch ihre Lebhaftigkeit.

Dennoch, die Situation war ungewohnt und auch wenn Sesshōmaru wusste, dass der Mensch ihn aufhielt, wollte er die temperamentvolle Kagome zurück, die Miko, die mit einem Pfeil auf ihn geschossen hatte, ohne zu zögern. Den Ningen, der ihm die Stirn bot und erst im Nachhinein merkte, wie lebensmüde sie sich verhielt.

Langsam erhob er sich und ging an der Miko vorbei, nahm einen trockenes Stück Holz und warf es ins Feuer.

Damit erhielt er die Aufmerksamkeit der Frau, auch wenn diese außerhalb des Feuers im leicht nassen Gras lag.

„Wo gehst du hin?“, fragte sie, als der Daiyōkai schon ein Schritt in die Dunkelheit gegangen war.

„Jagen.“

Kagome wusste nichts zu erwidern, also schloss sie den Mund einfach wieder, schon ihre erste Frage war ein reiner Automatismus gewesen, als sie ihn aus dem Augenwinkel beobachtet hatte.

„Morgen brechen wir auf in das nächste Dorf, du benötigst mehr Proviant und einen wärmeren Kimono.“

Eine Augenbraue der Miko wanderte nach oben, jedoch wendete sie ihm den Blick noch immer nicht zu.

Sesshōmaru stieß ein leichtes Schnauben aus und verschmolz nun vollständig mit der Dunkelheit.
 

Die Zeitreisende streckte einen Arm zum Himmel hin und schloss die Finger so, als würde sie versuchen, nach den Sternen zu greifen, stieß dann allerdings die Luft aus bei dem Versuch eines verunglückten Lachens.Es musste albern aussehen wie sie hier lag und solch eine unsinnige Geste ausführte, also ließ sie den Arm erneut ins Gras neben sich fallen.

„Ich vermisse dich", hauchte die Frau und ließ die Augen zufallen, verschloss sich das Zwinkern der Sterne, verschloss sich der Welt ohne ihre Liebsten.

War stattdessen gefangen in ihrer kleinen perfekten Welt der Träume und erwachte erst als die ersten Sonnenstrahlen durch ihre Augenlieder strahlten.

Ihr kompletter Rücken schmerzte, jedoch lag sie warm und stellte fest, dass eine Decke über ihrem Leib lag.

Das Gefühl der Leere griff nach ihr und am liebsten wäre sie liegengeblieben, doch schon am Vortag hatte sich die Miko fallengelassen, sie wusste, dass sie nun erneut sich fangen musste und leben.

Ein tiefer Atemzug, ein letztes Mal schmiegte sie sich an die kuschelige Decke, dann stand die Miko auf, auch wenn alles in ihr schrie, dass dieses Unterfangen sinnlos war.
 

Sesshomaru bemerkte den erneuten Umschwung der Stimmung und mal wieder wunderte ihn, wie die Ningen von einer kampfbereiten Priesterin, zu einer depressiven schwachen Onna werden konnte, die sich nur nach mehreren Minuten rumliegen, zum Aufstehen überreden konnte.

Es war merkwürdig für ihn und dennoch machte es sie nicht schwach, ein Umstand, den er noch immer nicht verstand, in ihrer Nähe konnte er nicht an dem Bild, das er sich von der Ningen gemacht hatte, festhalten.

Denn diese machte weiter, egal wie schwer es ihr fiel, ehrlich gesagt verstand der Inuyōkai immer mehr, was sie damit gemeint hatte, dass sie nicht mehr hierhergehöre.

Kagome hatte sich in der Neuzeit ein neues Leben aufgebaut, eines, in dem es ihr leichter fiel, zu leben.

Hier jagten sie nicht nur die Mörderin ihres Mannes, nein, es reiste mit ihr ein ehemaliger Gegner ihrer Rasse und alles in dieser Zeit erinnerte die Witwe an ihren verstorbenen Mann.

„Wir können", sein Blick wanderte zu der Schwarzhaarigen, um die sich seine Gedanken drehten, zwei Meter entfernt von ihm stand sie bepackt und mit einem Ausdruck von Schmerz im Gesicht.

Der Geruch von ihrem Blut war zwar dank ihrer morgendlichen Hygiene etwas abgeklungen, aber nicht vollständig verschwunden, das beruhigte ihn gering. Der Umstand, dass ihr Ziel sehr nahe lag, ließ ihn die Reise wortlos fortsetzen.
 

Auf was konzentrierte man sich, wenn man Schmerzen in den Füßen, im Unterleib und in den Rippen hatte?

Kagome wusste es nicht genau, doch bevor etwas davon überhandnahm, erreichten sie auch schon eine Häuseransiedlung mit etwa fünf einfachen Hütten. Die beiden Reisenden standen etwas abseits, als der Daiyōkai ihr an einen Baum gelehnt zu verstehen gab, allein zu den Bewohnern zu gehen. Die Hände in den jeweils anderen Ärmel des Kimonos gesteckt wartete er ab.

Zu gut kannte die junge Frau ein ähnliches Verhalten seines Bruders und stieg den kleinen Hügel in das Dorf hinab. Es war ein typisch japanisches Dorf in dieser Ära, gut einsehbar, um Feinde schon in der Ferne erkennen zu können und dennoch Reis anbauen zu können.

Als Kagome an das so wichtige Gut dachte fiel ihr auf, dass sie nichts zum Eintauschen der benötigten Gegenstände hatte.

Sie hielt kurz ein, zögerte, in Japan war Reis zumindest für das Steuersystem ausschlaggebend, dennoch waren es vor allem Tauschgüter, die das Interesse erbringen könnten, allerdings musste sich die Miko eingestehen, nichts dergleichen dabei zu haben.

Gerade als sich die Zeitreisende umdrehte, um zu ihrem Begleiter unverrichteter Dinge zurück zu kehren, wurde sie gerufen.
 

"Wartet!"

Erst wusste die Angesprochene nicht mit der Bitte umzugehen, ja, wusste nicht einmal, wer da mit ihr sprach.

Sie drehte sich um, ihre Zori wirbelten dabei etwas Staub auf.

Es war hier etwas zu trocken, aber Kagome vermutete das Wasser sich in den Reis Terrassen, die an der eine Seite des Dorfes angesiedelt waren, sich sammelte.

"Miko-dono!", ihre Augen weiteten sich kurz vor Überraschung.

Es kamen tatsächlich zwei Kinder aus dem Dorf zu ihr gelaufen. In der ersten Sekunde konnte man sich vielleicht noch irren und diese für Ningen halten, doch waren die Unterschiede zu deutlich für ein längeres Missverstehen der Natura beider Jungen unmöglich.

Etwas längere schwarz gefärbte Krallen, spitze, elfenartige Ohren, doch der vernehmlich größte unterschied bestand daran, dass beide Jungen einen schwarzen Fleck um ihr Auge hatten. Der Junge mit dem im japanischen Mittelalter üblichen Haarknoten am rechten Auge, sein Bruder mit strubbligen Haaren am linken Auge, dachte Kagome zuerst an ein Veilchen, rätselte aber kurz darauf um welche Yōkai Art es sich bei den Beiden handeln konnte.

Ihr Yōki war nicht sonderlich ausgeprägt, wirkte fast sanft, auch wenn einer von ihnen etwas Spitzbübisches in seiner Aura hatte.

"Miko bleibt!...Bitte!", der Kleinere von beiden stützte sich auf seine eigenen Knie und schnappte schon nach diesem kurzen Lauf vernehmlich nach Luft.

Die Erwachsene blieb stehen wie gewünscht, legte lediglich den Kopf schief und wartete ab, bis das Kind bereit war, fortzusetzen.

Dieser versuchte schnell zu sprechen, wirkte fast verzweifelt und war definitiv fern von aller Gelassenheit.

"Oka-san- Sie ist-"

"Bring mich zu ihr!", die Priesterin sah an dem Blick der Jungen, dass dies ein Notfall war und die wenig gesprochenen Worte reichten voll und ganz.

Als den beiden Brüdern gleichermaßen die Kraft zu fehlen schien voraus zu eilen, steigerte das ihre Hilfsbereitschaft nur mehr und sie rannte in die Richtung, die der höchstens acht Jährige ihr wies.

Schnell ließ sie das erste Haus hinter sich, vor einer Hütte sah sie den Rest des kleinen Dörfchens, wenn man es denn so nennen konnte, versammelt.

Entsetzen und Angst stand in ihren Gesichtern geschrieben, als sie allerdings den Neuankömmling bemerkten, war da kurz der Ausdruck von Panik den die Priesterin erhaschte, um dann einer überraschenden Emotion Platz zu machen. Dankbarkeit.
 

Sie alle wichen ausnahmslos ohne Rückfragen von der Tür zurück und ließen sich in eine leichte Verbeugung gleiten.

Die Miko schlug die Tatami am Eingang zurück und ihr schlug der Geruch von Blut entgegen. Dass sie diesen als Mensch wahrnahm sagte etwas über den Zustand der Yōkai auf dem einfachen Futon aus. Die Schwarzhaarige, leicht pummelige Frau hatte rot verweinte Augen auf sie gerichtet beim Hereinkommen.

Sekunden vergingen in denen die Zeitreisende einfach nur die Situation zu erfassen versuchte, zurückschieben wollte worauf sie ihren Blick gelenkt hatte, aber die ausgefransten Ränder der Wunde und das verkrustete Blut fingen ihre Aufmerksamkeit wieder ein. Erinnerten, quälten die junge Frau an ähnliche Wunden, nur tiefer, sehr viel tiefer, waren diese Verletzungen gegangen.

„Ihr habt sie überlebt", stellte die Miko schließlich mit bebender Stimme fest.

Etwas in ihr schrie, aufgrund der anscheinenden Ungerechtigkeit, dass eine einfache Bäuerin, sei sie nun Yōkai oder nicht, überlebte. Ganze Dörfer zuvor aber ausgelöscht worden waren. Ein unschöner bestialischer und grausamer Funken, der sich versuchte, auszubreiten und den Kagome angewidert über sich selbst direkt zum Verlöschen brachte, als die Frau als Antwort nur wimmerte.
 

„Missgunst entspringt dem Bewusstsein der eigenen Unfähigkeit.“

Eberhard Schuy


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

ich hoffe es geht euch allen gut.
Ich hatte keine so gute Woche. :/
Passt auf euch auf!

Liebe Grüße
Naumi Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Naumi
2020-06-05T10:53:06+00:00 05.06.2020 12:53
Huhu,

Sesshomaru sieht nach und nach verschiedene Seiten von Kagome und versteht noch nicht so genau wie Kagome es schafft manchmal schwach zu sein und manchmal so stark. ER ist durchgängig immer stark, wurde so erzogen, es wird von ihm erwartet.
Ich denke es fasziniert und verwirrt ihn und er weiss nicht in solchen Momenten mit ihr umzugehen, aber er ist da, dass ist ein Anfang.

Sie hatviel erlebt und leidet und muss noch ein wenig die Situation verarbeiten. :)

LG Naumi
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2020-06-02T19:40:09+00:00 02.06.2020 21:40
Sesshomaru 🤔🤔🤔🤔 vermisst,
Seine lebhafte temperamentvolle Kagome , die Miko, die mit einem Pfeil auf ihn schossen, ohne zu zögern. die ihm die Stirn bot und erst im Nachhinein merkte, wie lebensmüde sie sich verhielt.

Kagome ist in ihrer Trauer sie ist innerlich zerbrochen.

Hoffentlich kann sich Kagome wieder unter Kontrolle bekommen und der verletzten Jokay im Dorf helfen.

Ich kann beide Reaktionen von Kagome verstehen sie hat viel Schlimmes erlebt.
Vielleicht kann Sesshomaru ihr helfen.




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