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Schicksalsstränge

von

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Stolz

Stolz
 

Es war unter seiner Würde, die Miko so zu tragen und dennoch waren seine Nerven zu gespannt.

Die lange Suche machte ihn gereizt und er war es leid, diskutieren zu müssen.

Er hatte es auf seine Art versucht, die armselige Yōkai zu finden und, dass er sie nicht fand, kratzte an seinem Stolz, viel mehr als es ein meckernder Mensch auf seiner Schulter vermocht hätte.

Doch wieder einmal überraschte ihn die Miko, denn sie schwieg nach ihrer letzten Feststellung. Schlaues Ding.

Wie lang dieser Zustand anhalten würde wusste er nicht, war aber dankbar für jede Sekunde.

Ein leicht süßlicher Geruch schmeichelte seiner Nase, der Duft ihres Blutes.

Das letzte Mal war es schon drei Jahre her, dass er ihn gerochen hatte, auch schon damals war ihm aufgefallen, dass sie für einen Menschen generell gut roch und ihr Blut fast eine magische Anziehung hatte. Wahrscheinlich lag es an ihrer starken spirituellen Kraft, sagte er sich.

Sein Blick wanderte dennoch zu ihren Beinen, eine der Stacheln auf seinen Brustharnisch hatte die Haut leicht angeritzt und ein feines Rinnsal hatte sich gebildet auf der glatten nackten Haut ihrer Beine.

Durch die Tür hatte er sich schon längst gezwängt, die Treppe war schnell überwunden, doch als er nun den Flur herunterging wurde die Tür zum Wohnzimmer aufgeschoben.
 

„Kago-“, fing der alte Mensch an zu reden, wurde allerdings von ihr sogleich unterbrochen, „Alles in Ordnung Opa. Wir gehen durch den Brunnen, ich bin sicher schon sehr bald zurück. Macht euch keine Sorgen. Ich hab euch lieb!“, rief sie lauter werdend, denn der Fürst des Westens lief einfach unbeirrt weiter und so waren sie schon aus der Türe, als sie die letzten Worte sprach.

Einige Sekunden vergingen, ihre Familie stand staunend im Eingang und verfolgte das ungleiche Paar mit den Blicken. Kagome hob noch einmal die Hand zum Abschied, wurde sich aber sogleich der Absurdität des Moments bewusst. Mein Gott. sie wurde hier verschleppt! Und das auch noch von Sesshōmaru. Aber schließlich entschied sie sich auch diesen Gedanken fallen zu lassen, es änderte ja doch nichts an ihrer Situation.

„Magst du mich nicht eventuell runterlassen, dann könnte ich selber laufen?“, bot sie seinen sich bewegendem Hinterteil an, denn seine Schulter drückte sich trotz der weichen Polsterung seines Schulterfells unangenehm in ihren Magen und sie bevorzugte es, selber zu gehen.

„Nein", gab er ihr einfach zu verstehen und auch wenn Kagome nicht wusste, warum, ließ sie diese gleichgültig wirkende Bemerkung grinsen. Es war so typisch Sesshōmaru und dennoch war die Situation es so gar nicht.

Was war bloß in ihn gefahren?, bei dieser Frage verfiel sie wieder dem Grübeln.

Allein, dass er sie freiwillig berührte, dass er hier herkam um sie zu holen. Es war ein riesiges Zugeständnis, irgendetwas gab es, dass er nicht allein konnte. Eigentlich undenkbar, im Allgemeinen traute die Priesterin ihm sogar zu, sich selber zu heiraten und Nachwuchs mit seinem Spiegelbild zu zeugen.

Ihre kleine wirre Gedankenkulisse ließ sie etwas kichern, eigentlich eher ein Hauch, dennoch hörte sie der Daiyōkai .

„Was erheitert dich, Miko?“, fragte er gereizt und betrat zeitgleich den Schrein mit dem Knochenfresserbrunnen.

„Es ist nichts", beeilte sie sich zu sagen, aber brach innerlich in Gelächter aus, als sie versuchte, sich vorzustellen, wie die Kinder von Sesshōmaru und Sesshōmaru wohl aussehen würden.

Natürlich war dies kindisch und nicht gerade einer ihrer hellsten Gedanken, aber schnell schob sie es auf den Wein und auf den Fakt, dass sie Kopfüber auf seinen Schultern getragen wurde wie ein Sack Reis.

Das Blut, dass in ihren Kopf dabei schoss, war sicher nicht gerade förderlich für klare Gedanken.

Plötzlich spürte sie erneut seine Krallen auf ihrem Körper, ohne auch nur zu begreifen, was er jetzt machte, warf er sie kurzerhand in den Brunnen.

Ein überraschter Laut entrang sich ihrer Kehle, als sie den Luftzug spürte.

Noch während das blau ihren Körper umschloss und sie in die Andere Zeit flog, hatte sie dann verstanden, was er gemacht hatte.

„Dieser arrogante Arsch!“, murrte sie, als sie auf der feudalen Seite des Brunnens ankam.

Danach fing sie kurz entschlossen an empor zu klettern, doch schon nach einigen erfolgreichen Zentimetern leuchtete der Brunnen unter ihr erneut auf.

Als der werte Herr in ihren Augenwinkel auftauchte und die unbeholfen Versuche der Miko sah, konnte dieser sich ein Schnauben nicht verkneifen.

Konnte dieser Mensch denn gar nichts?
Noch bevor die junge Frau verstand, was ihm nun schon wieder nicht passte, spürte sie einen Arm an ihrer Taille, der sie ergriff und mit ihm hinauf zog.

Kaum hatten sie die Oberfläche erreicht, ließ der Größere sie los. Unbeholfen kam sie ins stolpern und prallte gegen das Holz.

Doch mehr als ein kleiner Fluch voller Unmut verließ ihren Mund nicht, da sie nur zu gut wusste, dass sie sich in seiner Nähe nicht zu viele Schwächen anmerken lassen sollte.
 

Der Daiyōkai vernahm es dennoch und konnte gerade noch ein erneutes Schnauben unterdrücken. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, wie ein so unbeholfenes Wesen nur Naraku vernichten konnte. All die Jahre war er allerdings nie zu einer befriedigenden Antwort gelangt.

Aber ganz sicher hatte es mehr mit Glück, als mit Können zu tun, schloss er seine Gedanken ab.

Während die Miko anfing, ihre schmerzende Seite zu reiben, hob sie ihren Blick dem Vollblut entgegen, der sie abwartend ansah.

Sein prüfender Blick entging ihr nicht und sofort unterließ sie die streichenden Bewegungen.

Stattdessen hob sie ihr Kinn an, richtete sich auf und fixierte ihn. Sollte er bloß nicht denken, sie könnte nicht auch ihrem Gegenüber mit Blicken strafen!

Was sollte eigentlich all das? Sie mitten an Abend zurück ins Mittelalter zu schleifen und dann so zu sezieren mit den Augen, nur, weil sie sich stieß?

Durch die angestaute Wut merkte Kagome nicht einmal, wie sie die Wangen aufblies und mit den Zähnen leicht knirschte.

Verdammt, auch sie hatte ihren Stolz!

Und dieser verbot es ihr, alles einfach über sich ergehen zu lassen! Wie eine Marionette, deren Fäden von jemand anderem gelenkt wurden.

Der Gedanke erhitze ihr Gemüt nur mehr, wieder hörte sie ihren Therapeuten Doktor Koharu, wie er etwas davon faselte, dass sie ihr Leben selber in die Hand nehmen sollte.

Jetzt in dieser Sekunde musste sie ihm über alle Maßen recht geben, aber warum musste denn ausgerechnet der kalt dreinblickende Sesshōmaru ihr Gegner sein?

War das nicht so, wie wenn in einem Spiel in Level eins direkt der Endgegner vor einem stehen würde?
 

Die Shikon Miko musterte langsam, doch eher unschlüssig ihr Gegenüber, was ihm keinesfalls entging.

Typisch, dass dieser Mensch ihm nicht standhalten konnte und dennoch musste er sich eingestehen, allein ihr Versuch wunderte ihn.

Generell war ihr Zustand besser als erwartet, als sein Weg ihn doch zu ihr getrieben hatte aus Mangel an Alternativen, hatte er eher mit einem gebrochenen Menschen gerechnet. Doch hier stand sie vor ihn und war dennoch weit entfernt von einem mentalen Zusammenbruch. Sie war stärker als er erwartet hatte, gerade weil sie damals immer sehr emotional und armselig auf ihn wirkte.

Eine interessante Kleinigkeit, die dem Daiyōkai dennoch nicht entging, war die unterschwellige Angst in ihrem Geruch. Allerdings verachtete er sie unerwartet für ihn selbst deshalb nicht mehr, nein, er nahm wahr, wie viel Mut es brauchte um sich jemandem entgegenzustellen, von dem man wusste, dass man ihm unterlegen war, den man sogar fürchtete.

„Worum geht es?“, fragte sie schließlich und verschränkte die Arme, damit er nicht wahrnahm, dass sie zitterte.

Als könnte sie seine Sinne so betrügen!

Sein Blick glitt neben sie auf den Boden, als ihr Blick seinem folgte, zog sie erstaunt und scharf die Luft ein.

„Ich erwarte, dass du dich selber schützt", seine Stimme blieb wie gewohnt monoton, die Miko bückte sich dennoch und griff nach dem Bogen der dort lag.

Kagome staunte über das gut verarbeitete Holz, hob ihn prüfend an, um ein Gefühl für die Haptik zu bekommen und nickte wohlwollend.

Diese Waffe war ein Meisterwerk, sie bewunderte nicht nur ihre Schönheit, sondern war sich auch ziemlich sicher, dass sie tödlich präzise war.

„Danke, Sesshōmaru- sama", fing sie an zu reden und blickte zu ihm auf.

„Verwechsle nicht meine Bemühungen mit Interesse, Miko. Du bist mir vollkommen egal", unterbrach er sie, als sie weitersprechen wollte.

Erst reagierte sie nicht auf seine indirekte Beleidigung, doch als sie sich aufgerichtet hatte glitt ein sachtes Lächeln über ihre Lippen. Der Köcher hing über ihrer Schulter und den Bogen hielt sie in der Hand, doch ihre Augen funkelten als sie seinen Blick traf.

Der Dämon nahm es zu Kenntnis und wandte sich um, er war sich sicher, sie würde folgen.

Leise hörte er den Menschen in seinem Rücken, einen Feind hätte er nie seine Kehrseite gezeigt, doch von ihr drohte ihm keine Gefahr, dafür war sie zu einfältig und folgsam. Es wunderte ihn jedoch, dass sie sich so kooperativ zeigte, er hätte mit mehr Widerspruch gerechnet, mit mehr Drama. Neigten Menschen nicht zu diesem gefühlsdusseligem Verhalten, das einem den letzten Nerv raubte?

Natürlich, ihr Verhalten war fast erträglich gewesen in der Zeit in der sie im Dorf mit dieser alten Miko gelebt hatte und Rin, dennoch-

Heute sah er noch immer das Funkeln in ihren Augen und auch ihr Lächeln hatte auf ein rebellisches Verhalten schließen lassen. Wo war der Harken? Oder würde die Reise doch ruhiger werden als erwartet?
 

Gerade betrat die Miko den Rand des Waldes und er vernahm den ersten Ast unter einem ihrer Füße brechen, als sie einige Sekunden der Ruhe ihre Stimme schließlich doch erklingen ließ, „Und dennoch reist du 500 Jahre in die Zukunft, entführst meine Wenigkeit, drückst mir eine Waffe in die Hand und erwartest, dass ich mit dir ziehe. Was auch immer es ist, es kränkt sicher deinen Stolz, mehr als es ein Mensch jemals könnte, werter Fürst Sesshōmaru“, ihre Stimme blieb dabei frei von Emotion und doch waren die Worte mehr als berechnend gewählt.

Kagome würde dem Herrn noch zeigen, dass sie ihn keinesfalls ein leichtes Leben bereiten würde, solange er es nicht für nötig hielt, ihr einen verdammt guten Grund zu nennen.

Diese Zeit war vorbei, das hatte sie sich schon vor Jahren geschworen.
 

„Bosheit und Härte des Herzens sind die natürlichen Folgen allen Stolzes und aller Präsumptionen.“

Johann Heinrich Pestalozzi



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-08-31T06:50:36+00:00 31.08.2019 08:50
Na toll nicht die feinste art und weiße jemanden zu bitten/ zu sagen.

Bitte hilf mir denn Mörder zu finden und zu töten.

NEIN Sesshomaru ma hat das ganz anders. Wie einen Sack reiß über die Schulter werfen raus marschieren/ entführen, Kagome in den Brunnen schmeißen und drüben sagen pass auf dich selber auch und bei Fuß Folge mir .

Er ist und bleibt Lord Kühlschrank.

Ps. Ach ja Kagome Start auf Sesshomaru Hintern!? Sowas tut Frau nicht .😁😁😁

Ein Kapitel zum schmunzeln und Lachen schön 👍🏻.
Antwort von:  Naumi
13.10.2019 21:43
Hello Vigeta,

nein definitiv nicht.
Es ist auch eher keine Bitte, wie du dir denken kannst. :D
Aber wenn du das ganze so nochmal zusammenfasst ist es schon echt etwas hart gemein XD
Kühlschränke sind aber schon wichtig in unseren leben, also werden wir wohl damit leben müssen. Vor allem wen sie dabei auch och so attraktiv aussehen....
ich glaube ich bin vom Thema abgekommen. D:

Niemals Früher schaut nicht auf Hintern. Nie und nimmer.....
Warum muss ich an meine Arbeitskollegin denken, die ständig über die Hintern der Kollegen geredet hat?

Freut mich das es dich zm lachen gebracht hat bzw schmunzeln ;)

LG Naumi
Von:  Yuna_musume_satan
2019-08-30T18:46:00+00:00 30.08.2019 20:46
Fantastisches Kapitel und ich kann das nächste kaum mehr erwarten
Antwort von:  Naumi
13.10.2019 21:39
Hallo Yuna,

das hört man gerne. Freu mich immer zu hören wenn es gefallen hat, wobei mich schon neugierig macht, was dir daran gefällt. ;)

Und dann hab ich doch so lange warten lasse, schande über mein Haupt.

LG Naumi


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