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Only Love

von

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Vielleicht irgendwann

„Der Kleine wacht auf“, hörte Kakashi eine Männerstimme sagen.

„Wird auch Zeit. Ich will weiter“, äußerte eine nicht erfreut klingende Frauenstimme.

„Du tust so als hätte er sich absichtlich vergiften lassen.“

„Wer weiß? Bei dem, was man so hört ...“

„Na na, Sarutobi hat doch gesagt, es wäre in letzter Zeit besser mit ihm geworden.“

Mühselig öffnete Kakashi sein rechtes Auge, blinzelte ein paar Mal und sah nacheinander zu den beiden, die rechts und links von seinem Bett standen.

„Hättet ihr die Güte, woanders weiter zu diskutieren?“, fragte Kakashi gequält und erntete dafür ein Grinsen seitens Jiraiya und ein genervtes Schmollen seitens Tsunade.

„An deiner Stelle wäre ich mal besser nicht so vorlaut, Kakashi. Du hattest Glück, dass Tsunade gerade zufällig auf Stippvisite in der Heimat ist. Wäre sie nicht gewesen, könntest du dich jetzt nicht mehr beschweren.“ Jiraiya richtete seinen Blick von ihm hin zu der Sannin, die ihre Arme vor der Brust verschränkte und mit abwartendem Blick zu Kakashi sah.

„Ich warte auf ein 'Danke, dass du mir das Leben gerettet hast.' Hast du eigentlich eine Ahnung, wie knapp das Ganze war? Ich musste dich von Shizune wiederbeleben lassen.“

„Sollte mein Dank dann nicht Shizune gelten?“ Kakashi bereute den Satz, sobald er seine Lippen verlassen hatte.

„Wer glaubst du eigentlich hat währenddessen das Gift aus deinem Körper gezogen??!!“

Ah, ja, Tsunade durfte man nicht ärgern.

„Natürlich. Danke.“

„Tsunade,“ warf Jiraiya amüsiert ein, „als Ärztin gehört es sich doch nicht im Krankenhaus herumzubrüllen.“

„Tsk.“ Sie schmollte wieder. „Na und? Der da ist wach und der Andere schläft wie ein Stein.“

Der Andere?

Plötzlich lief es Kakashi eiskalt den Rücken hinunter. Er blickte so erschrocken drein, dass die beiden Sannin es bemerkten. Zu Tsunades Unmut richtete Kakashi sich auch noch plötzlich auf.

„Wo ist Tenzou?“

„Der Junge, der dich hergebracht hat?“, fragte Jiraiya.

„Ja! Was ist mit ihm? Ist er in Ordnung?“

Der weißhaarige Sannin tauschte einen verwunderten Blick mit seiner Kameradin aus, ehe er zufrieden lächelte.

„Du machst dir Sorgen um ihn?“

Kakashi würde es erst später bemerken und zu schätzen wissen, dass Jiraiya sich schon immer um seine Entwicklung Gedanken gemacht hatte – jetzt im Moment war er zu sehr damit beschäftigt, besorgt um Tenzou zu sein.

„Reg dich ab“, warf Tsunade ein, machte einen Schritt zur Seite und gab ihm so den Blick auf das Nachbarbett und den sich darin befindenden Patienten frei. „Er ist vollkommen erschöpft zusammengebrochen, nachdem er dich abgeliefert hatte. Er braucht etwas Ruhe, aber ansonsten ist er in Ordnung.“

„Schätze du schuldest noch jemandem deinen Dank“, sagte Jiraiya, als Kakashi sich zurück in sein Kissen gleiten ließ.

Der Jüngste der drei Anwesenden atmete einmal hörbar aus und drehte seinen Kopf zu dem tief und fest schlafendem Jungen im anderen Bett. „Ja, das schätze ich auch.“

„Sarutobi sagte uns auch, dass er ...“, fuhr Jiraiya mit plötzlicher Bedrückung in der Stimme fort. „Dass er derjenige ist, der ...“

Kakashis Blick wanderte zu Jiraiya, der offensichtlich nicht aussprechen wollte, was ihm durch den Kopf ging. Orochimaru. Verrat. Leid. Tod. Tsunades Mimik sagte etwas Ähnliches, aber ihr Blick besaß noch eine Nuance: einen Hauch von Bitterkeit über die Entehrung ihres Vorfahren.

Und Kakashi wollte sie dafür nicht verurteilen, denn sie kannten Tenzou nicht, aber nichtsdestotrotz spürte er das Bedürfnis, ihn zu verteidigen.

„Sein Name ist Tenzou. Er gehört zu meinem Team“, sagte er mit fester Stimme in die aufgekommene Stille hinein und erntete erneut verwunderte Blicke.

Dann lachte Jiraiya. „Deine Eltern und Minato wären gerade bestimmt furchtbar stolz auf dich.“

Die Erwähnung dieser drei war Kakashi sichtlich unangenehm, aber er kam nicht dazu, darüber weiter nachzudenken, denn Tsunade kündigte ihren Abgang an.

„Ich muss weiter. Pass in Zukunft besser auf dich auf.“

„Hey“, empörte Jiraiya sich, „bevor du davon rauschst, wollten wir doch noch einen trinken.“

„Ich rausche nicht davon“, zischte sie und … rauschte davon.

„Ich sehe morgen noch mal nach dir“, versprach Jiraiya mit einem Klopfen auf Kakashis Schulter, ehe er ihr hinterherlief.

Kakashi schüttelte kurz den Kopf über das Schauspiel, das sich vor ihm abgespielt hatte, bevor er sehr langsam und sehr vorsichtig, Anstalten machte, aufzustehen. Sein Körper fühlte sich momentan an wie in Säure getauchte Watte. Seine Beine hielten ihn kaum, aber dafür taten sie merklich weh. Wenn Tsunade seine Aktion mitbekommen würde, wäre er hundertprozentig in Schwierigkeiten, aber er konnte die Gewissheit haben, dass sie ihn nicht zweimal am Tag beehren würde.

Er klammerte sich am Infusionsständer fest und schob sich langsam zu Tenzou hin. Tenzou schlief nach wie vor tief und fest und Kakashi beobachtete mit einer Freude, die ihm selbst zugleich unheimlich und wunderschön vorkam, die ruhige Atmung und den beinahe friedlichen Gesichtsausdruck des Jüngeren.

Vielleicht konnten sie es einfach so weiterlaufen lassen wie bisher, bis das, was zwischen ihnen war sich vielleicht einfach auflösen würde. Oder vielleicht würde es ihnen, so wie es war, genügen. Ganz sicher wusste Kakashi eins: Er war feige. Gefühle dieser Art überforderten ihn maßlos und waren gefährlich. Wenn sie sie zu sehr zuließen, konnten sie zu Fehlentscheidungen führen, dazu dass Tenzou sein Leben für ihn opfern würde. Das alles konnte er nicht zulassen. Ihm war klar, dass er sich von Tenzou nicht so einfach distanzieren konnte – wenn es ihm bisher nicht gelungen war, würde es das jetzt erst recht nicht mehr - aber er musste einen Mindestabstand zu ihm wahren. Es war besser so, überzeugte Kakashi sich selbst. Und er tat sein Bestes, um die leise Stimme in seinem Innern zu überhören, die ihm zuflüsterte: Vielleicht irgendwann.



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