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Zerreißprobe

- eine Marauders-Geschichte -
von

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Die gloreichen Vier

Wie jedes Jahr am ersten September schien das Gleis 9 ¾ auf dem Bahnhof King's Cross überfüllt zu sein. Jemand, der sich in der Zaubererwelt nicht weiter auskannte, hätte den Tag vermutlich für den Ferienanfang gehalten, an dem die vielen Familien, inklusive ihre zahlreichen Haustiere, alle auf einmal in die Ferien verreisen wollten. Dabei war es genau umgekehrt. Zauberer aus ganz Großbritanien waren hier zusammengekommen, um ihre Kinder für ein neues Schuljahr auf Hogwarts, dem Zaubererinternat, zu verabschieden.
 

"Also, Schatz, dann wünsche ich dir ein wunderschönes Schuljahr. Denk bitte daran, mir heute Abend noch eine Eule zu schicken, sonst mache ich mir Sorgen...", sagte Mrs Potter, als James sich endlich aus ihrer Umarmung gelöst hatte.
 

"Kein Alkohol, keine Drogen, Sohn!", unterbrach Mr Potter seine Frau mit fester Stimme. "Und... Ähm... Kein Augenverdrehen, wenn dein Vater zu dir spricht. Und ich will nicht noch mehr Eulen kriegen, dass du Professor Binns zu färben versuchst..."
 

"Das war Sirius!"
 

"...Oder die Schulbesen verhexst..."
 

"Ich bin fair im Quidditsch!..."
 

"...Oder dich nachts illegal im Schloss rumtreibst...", fuhr sein Vater unbeirrt fort, "Was du natürlich auch nie getan hast, ich weiß." Er schüttelte James die Hand.
 

"Keine Angst", grinste James. "Das darf ich inzwischen legal. Ich schick euch ne Eule!"
 

Und mit diesen Worten machte der dunkelhaarige Junge eine kurze Abschiedsgeste und hievte seinen Koffer in den Zug, bevor sein Vater ihm eine Predigt aufdrückte oder seine Mutter auf die Idee kam, ihm vor den Augen der ganzen Schule einen weiteren Abschiedskuss aufzudrücken. Warum verhielten sich eigentlich nur seine Eltern immer so peinlich?
 

James raufte sein Haar (seine Mutter hatte mal wieder versucht, es glattzustreichen), als er den schweren Koffer durch den engen Gang des Hogwarts Express schob. Er prallte fast mit einem Ravenclaw aus seinem Jahr, der ihm entgegenkam.
 

"Hi, James! In diese Richtung ist alles schon voll!", sagte der Ravenclaw-Junge. James drehte sich fluchend herum. Das war jetzt das fünfte Mal, dass er in diesen Zug stieg, und er hatte wieder vergessen, von draußen nach einem freien Abteil zu schauen und dann die nächste Tür zu nehmen. Wie es alle intelligenten Menschen machten.
 

Aber auch in die andere Richtung schien alles längst voll zu sein. James stöhnte. Von seinen Freunden war nirgends eine Spur. Langsam aber sicher überlegte er, sich einfach zu irgendwem ins Abteil zu setzen. Die meisten Schüler von Hogwarts mochten ihn ihn und wären froh gewesen, James Potter unter ihnen zu haben.
 

"James! James! Hier sind wir!", hörte er endlich doch eine bekannte Stimme. Peter Pettigrew, einer seiner Kumpels, winkte ihm heftig aus einem der abgelegensten Abteilen, bevor er von einem riesigen Siebtklässler, der einen Eulenkäfig balancierte, weggedrängt wurde.
 

James gab einen Laut des Protests von sich und schickte trotzdem an, sich mitsamt Koffer durch den Zug zu quälen. Er kam jedoch nur einige Schritte weit.
 

"Hi James! Wie war dein Sommer?", fragte ihn ein blondes Mädchen. James kannte sie vom Sehen und hatte bestimmt auch mal ihren Namen gewusst.
 

"War okay, und deiner? Alles klar?", antwortete er, lächelte und eilte durch den Gang, bevor sie die Chance hatte, ihm einen Platz in ihrem Abteil anzubieten.
 

Anscheinend gab es auf seiner Schule noch mehr Leute, die ihn kannten, und er sie nicht, so dass es einige zeit dauerte, bis James es schließlich zu dem Abteil schaffte, das Peter für ihn und die anderen freigehalten hatte.
 

"Endlich!", stöhnte er, als der endlich die Tür erreichte. Sirius Black, sein bester Freund, saß bereits drin und grinste ihn an. Sie hatten sich seit Anfang der Sommerferien nicht mehr gesehen. Wie nach jedem Sommer war Sirius auffällig blass geworden und trug einen teueren Umhang. Sein Lächeln hatte sich jedoch kein Bisschen verändert.
 

"Krone, mein teuerer Freund, welch ein Glück dich wiederzusehen!", sagte Sirius und grinste noch breiter, als er James half, sein Gepäck zu verstauen. "Ich hatte schon Angst, du würdest den Zug hier auch verpennen."
 

"Kauf dir ne andere Eule, wenn du so viel Wert auf meine Gesellschaft legst", grunzte James. Er war genau eine Woche zu spät in der Winkelgasse gewesen, in der sie sich treffen wollten, um Bücher zu kaufen. "Nächsten Dienstag", war in dem Brief von Sirius gestanden und woher hätte er wissen sollen, dass damit der bereits vergangene gemeint war?
 

James setzte sich hin und stierte aus dem Fenster, da ihm gerade nichts Gemeines über Sirius tolpatschige Eule einfiel. Der Zug bewegte sich zwar noch nicht, doch inzwischen durften bereits alle Schüler eingestiegen sein. Einige Eltern, die es ganz besonders eilig hatten, disapparierten sogar schon mit einem lauten PLOPP, das man selbst im Zug noch hörte. Die meisten winkten jedoch ihren Kindern oder kamen in Gruppen zusammen und unterhielten sich. Sein eigener Vater schüttelte gerade Hände mit Mr Longbottom, dessen Sohn Frank im selben Jahr war wie James.
 

Nicht weit von ihnen entfernt stand ein vornehm gekleidetes Ehepaar, dessen Gesichter James bekannt vorkamen. Vor allem das der dunkelhaarigen Frau von vornehmer Blässe erinnerte ihn an jemanden. Gerade hob sie ihre rechte Hand, lächelte und winkte leicht merklich jemandem im Zug zu. Dabei sprach sie etwas zu ihrem Mann.
 

James traf plötzlich der Schlag. "Pfote, sind das deine Eltern da draußen?"

Er hatte Mr und Mrs Black bisher nur auf Bildern gesehen.
 

"Sicher doch. Mein nutzloser Bruder fängt dieses Jahr an. Da bringen sie ihn doch persönlich zum Gleis", antwortete Sirius.
 

"Ach komm", ermahnte ihn Peter etwas unsicher. "Er ist immerhin dein Bruder!"

"Und ein viel besserer Sohn als ich", ergänzte Sirius und lachte trocken. "Hoffentlich stecken die ihn nach Slytherin, meine Eltern freuen sich und ich hab meine Ruhe vor ihm... Von mir haben die sich übrigens nicht mal verabschiedet," fügte er nach einer kurzen Pause hinzu und gähnte auffällig ausgedehnt. James tauschte einen Blick mit Peter. Sie fragten sich immer wieder mal, ob Sirius seine Familie wirklich so egal war, wie er vor ihnen immer tat... Aber andererseits, was sollten sie denn tun, wenn er nicht darüber sprechen wollte?
 

Eine Pfiff unterbrach die unangenehme Stille, die sich in dem Abteil eingenistet hatte und der Hogwarts Express kam langsam ins Rollen. James Eltern strahlten und winkten ihm enthusiastisch. Er stöhnte, zwang sich dann aber doch dazu, aus dem Fenster zu grinsen.
 

"Wo ist eigentlich Moony?", wunderte er sich schließlich, als der Zug aus dem Bahnhof rausfuhr und, unsichtbar für die Muggel, London durchquerte.
 

"Hatten sie dich in den Ferien im Keller eingesperrt oder was?", fragte Sirius. "Der ist doch neuerdings Vertrauensschüler."
 

"Die haben ihr eigenes Abteil!", fügte Peter hinzu.
 

James runzelte die Stirn. Nein, das hatte er nicht mitbekommen. Aber nun war ihm auch klar, weshalb in seinem eigenen Hogwarts-Brief kein Vertrauensschüler-Abzeichen gelegen war. Der brave, umsichtige Remus Lupin war natürlich ein viel besserer Kandidat, obwohl James in allen Fächern mühelos gleich gute Noten hatte.
 

"Na immerhin einer von uns. Moony und wer noch?"
 

"Keine Ahnung, wusste er auch nicht. Hoffentlich nicht Schniefellus für Slytherin!", grinste Sirius.
 

"Ach, das würde ihm doch gut tun. Vertrauensschüler haben ein eigenes Bad, oder? Vielleicht wäscht er sich endlich mal die Haare", antwortete James mit einer gespielten Hoffnung in der Stimme. Die vier "Rumtreiber", wie sie sich selbst mal nach einem Wutanfall von Professor McGonagall ("Ihr seid doch nichts als ein Haufen unerzogener, ignoranter Rumtreiber!") benannten, hatten schon seit langer Zeit vermutet, dass "Schniefellus" Snape, ihr liebstes Angriffsziel, seine fettigen Haare nur hatte, weil er sich für Gemeinschaftsduschen zu schade war.
 

"Ätzend wäre es aber trotzdem!", piepste Peters stimme todernst. "Einen Vertrauensschüler darfst du in der Pause nicht mal eben verzaubern!"
 

"Mach dir nicht in die Hose, Wurmschwanz!", ermahnte Sirius ihn. "Und ob James das kann! Oder, Krone?"
 

"Sicher, und außerdem ist Moony auch Vertrauensschüler. Mir doch egal, hinter was für nem Abzeichen Snape sich versteckt, man erkennt den doch am Geruch."

"Leider", setzte Sirius ernst hinzu.
 

Einige Minuten lang starrten alle drei aus dem Fenster, an dem Englands schönste Felder gerade vorbeizogen. Noch waren sie golden und sahen nach Erntedank aus, der herbstliche Verfall hatte noch nicht eingesetzt. James musste plötzlich an Hogwarts denken, worauf er sich im Augenblick noch freute. Wenn die Felder zu faulen anfingen, würde er sich bereits wieder zu Hause zu wünschen.
 

"Wie war euer Sommer sonst so?", unterbrach Peter schließlich das Schweigen.
 

"Nichts erzählenswertes", sagte Sirius. "Was ist mit dir, Krone? Frauen?"
 

"Nichts", sagte James möglichst beiläufig und starrte demonstrativ weiter aus dem Fenster. Er ahnte bereits, welchen Weg das Gespräch nehmen würde. Und tatsächlich kam die Antwort von Sirius wie aus der Pistole geschossen.

"Von wegen nichts. Die sind doch alle scharf auf dich. Wenn du mal endlich aufhören würdest, Evans hinterherzustarren..."
 

James wollte protestieren, doch dies wurde von Peters theatralischem "Oh Lily! Meine Lily! Warum magst du mich nur nicht?!" übertönt.
 

"Halt's Maul, Wurmschwanz", befahl er und versuchte überzeugend zu klingen. "Das stimmt doch überhaupt nicht."
 

"Ach nein?", antwortete Sirius spöttisch. "Gib's doch endlich auf. Die hasst dich."
 

"Nah, tut sie nicht. Evans steht auf mich, sie traut es sich nur nicht, es zuzugeben!"
 

Sirius hatte gerade den Mund aufgemacht, doch zu James Glück öffnete sich in diesem Augenblick die Abteiltür und Remus kam rein, ein golden Strahlendes "V" für Vertrauensschüler auf der Brust.
 

"Hi Streber!", begrüsste ihn James und grinste breit. Remus grinste zurück. Sein Haar war durch die Sonne ausgebleicht und er sah allgemein für seine Verhältnisse sehr gesund aus.
 

"Bevor ihr fragt: Evans," sagte Remus.
 

Sirius kapierte als erster, was die Frage zu der Antwort war.
 

"Ich kenne da wen, der gerade gerne Vertrauensschüler wäre!", sagte er. James warf mit einer Pakung Taschentücher nach ihm, die mitten im Abteil schweben blieb.
 

"Gute Reaktion," gratulierte James. "Ich werde in Zukunft mit schwereren Dingen werfen müssen."



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2003-12-10T15:55:07+00:00 10.12.2003 16:55
Die geschichte gefällt mir bis jetzt sehr gut!^^
Von: abgemeldet
2003-12-02T13:25:00+00:00 02.12.2003 14:25
Suuuuper! ^-^ *daumen nach oben*
Nur weiter so!
Von:  Avarra
2003-12-01T15:39:45+00:00 01.12.2003 16:39
hm, gefällt mir bisher sehr gut......die vier verhalten sich genauso, wie ich es von ihnen erwarten würde..

bin gespannt, wann Lily zum ersten Mal auftritt ^_^
Von: abgemeldet
2003-11-14T18:49:52+00:00 14.11.2003 19:49
*gg* ich bin schon jetzt ein riesen fan deiner FFs...das kap war wirklich klasse*GGG* sirius is vorallem voll cool*g* ich liebe ihn*schnüf* naja
ich werd dann mal das nächste kap lesen*g*
*wink*


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