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STAR TREK - AFTERMATH - 01

Eiskalt erwischt
von

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Jeffrey Gardner

Etwas verwirrt fand sich Henrike Xi Manski auf einer Transporterplattform wieder. Sie war lange genug bei der Flotte gewesen, um das Gerät sofort zu erkennen. Erst hier wurde sie sich wieder ihrer Blöße bewusst, die sie, so gut es eben ging, mit den Armen und Händen zu verdecken.

Der Schwarzhaarige seinerseits eilte sofort von der Transporterplattform und verschwand durch ein Schott aus dem Transporterraum, in dem sich des Weiteren nur eine Frau mittleren Alters aufhielt.

Kaum eine halbe Minute später tauchte der Mann wieder bei ihr auf und legte ein paar Kleidungsstücke auf die Plattform, die Henrike sehr vertraut waren. Der jungen Transporter-Technikerin einen Wink gebend sagte der Schwarzhaarige: „Wir lassen Sie allein, damit Sie sich anziehen können. Einer meiner Leute hat Ihre Sachen aus der Hotelsuite geholt und dort ein geruchloses und völlig ungefährliches Gas verströmt, das alle DNA-Spuren unbrauchbar macht. Sie wollen doch dort bestimmt keine Spuren hinterlassen. Sobald sie sich angezogen haben kommen Sie bitte nach Nebenan. Ich habe mit Ihnen zu reden.“

Damit wollte sich der Mann abwenden, doch Henrike Xi Manski war nicht bereit, sich so rasch abspeisen zu lassen. Fordernd fragte sie: „Wer, zur Hölle, sind Sie und was wollen Sie von mir, Commander?“

Ein flüchtiges Lächeln umspielte die Lippen des Mannes, als er erwiderte: „Ich bin Commander Jeffrey Alexander Gardner, vom Sicherheitsdienst der Sternenflotte. Den Rest erfahren Sie wenn Sie angezogen sind, Commander a. D. Xi Manski.“

Der scheint ja bestens informiert zu sein, dachte die Polizistin nachdenklich, während sie dem nicht unsympathisch wirkenden Mann nachsah. Als sich das Schott hinter ihm geschlossen hatte, machte sie sich daran, die Sachen, die der Commander ihr zurück gebracht hatte anzuziehen.

Nachdem sie sich auch ihre Schuhe wieder an die Füße gezogen hatte, marschierte Henrike Xi Manski schließlich zum Schott. Ihre Haarschleife hielt sie dabei fest in der linken Hand. Die würde sie für eine Weile sicherlich nicht tragen können.

Bereits während des Ankleidens hatte sie sich ständig gefragt, warum dieser schwarzhaarige Kerl, der sich ihr als Jeffrey Gardner vorgestellt hatte, so überraschend und per Transporter auf dem Sims des Hotels aufgetaucht war. Welchen Grund mochte er haben, ihr aus der Klemme zu helfen? Und woher wusste der Kerl, dass sie bei der Flotte gedient hatte und im Rang eines Commanders entlassen worden war? Für Gewöhnlich wurden Dienstakten ehemaliger Mitglieder der Sternenflotte unter Verschluss gehalten. Irgendetwas war hier sehr seltsam. Außerdem fragte sie sich, wohin man sie transportiert haben mochte.

Als sie den Transporterraum verließ blieb Henrike wie angewurzelt stehen. Einerseits weil ihr Partner, Taner neben dem Commander stand. Andererseits, weil sie sofort erkannte, dass sich dieser Gang unzweifelhaft auf einem Raumschiff befinden musste. Die Energieverteiler an den Wänden ließen keinen Zweifel daran.

Als sie zu Gardner sah, lächelte der Mann und meinte: „Wie ich an Ihrem Blick sehen kann, erkennen Sie ihre alte Wirkungsstätte wieder. Ja, Sie befinden sich auf dem Raumschiff COLUMBIA. Allerdings steht es schon seit zwei Jahren, nicht mehr unter dem Kommando von Erika Hernandez, die mittlerweile zum Commodore befördert wurde. Der aktuelle Kommandant, Captain Derrick Storm, war mir noch einen Gefallen schuldig. Momentan befinden wir uns in einem hohen Orbit, über der Erde. Etwa zehntausend Kilometer. Hier können wir in Ruhe darüber reden, woran Sie und ihr Kollege Taner, ohne davon zu ahnen, gerührt haben. Dass die Angelegenheit jedoch höchst gefährlich werden könnte, das haben Sie ja mittlerweile am eigenen Leib erfahren. Kommen Sie bitte mit.“

Damit schritt Gardner den Gang hinunter wobei er wohl als ganz selbstverständlich ansah, dass Henrike Xi Manski und Kri´Styan Taner ihm folgten. Unterwegs raunte die Ermittlerin ihrem Partner zu: „Wie kommst denn du hierher?“

„Ich wurde, am frühen Morgen, sehr freundlich und sehr nachdrücklich, von zwei Mitgliedern der Sicherheit darum gebeten. Sehr sehr nachdrücklich gebeten, wenn du verstehst, was ich meine.“

„Hat man dir gesagt warum?“

Die Antennen des Andorianers bogen sich stark nach Innen als er entgegnete: „Nein, ich weiß auch nicht mehr, als du. Außer, dass…“

„Was?“

Der Andorianer druckste etwas verlegen herum, bevor er leise zugab: „Na ja, der Commander deutete da etwas an, weshalb du in der Klemme gesteckt hast.“

„Na, klasse!“, knurrte die Frau finster. „Wenn ihr Kerle zusammen seid, dann ist das Getratsche schlimmer, als bei einem Kaffeekränzchen mit alten Tanten.“

„Reg dich ab“, riet Taner. „Ich bin froh, dass er es mir erzählt hat. Wie geht es dir?“

„Ich bin okay.“

Das Gesicht des Andorianers verriet Henrike sehr deutlich, wie gering er den Wahrheitsgehalt dieser Aussage erachtete, doch er schwieg und nickte ihr nur aufmunternd zu, wofür sie ihm sehr dankbar war. Momentan verspürte sie wirklich kein gesteigertes Verlangen über den Mord an einem Mann zu reden, mit dem sie im Bett gewesen war.

Unauffällig ließ Henrike Xi Manski die Schleife, in ihrer linken Hand, in ihrer Hosentasche verschwinden, als sie vor einem Schott anhielten.

Sie betraten einen Konferenzraum, der Henrike nur zu bekannt vorkam. Während ihrer Dienstzeit auf der COLUMBIA war sie des Öfteren hier gewesen. Sie glaubte für einen kurzen Moment tatsächlich, Erika Hernandez am Kopfende des Tisches sitzen zu sehen und ihre etwas rauchige Stimme hören zu können.

Jeffrey Gardner deutete auf zwei Sessel an der Fensterseite des Raumes wobei er sich galant bei seinen beiden Begleitern erkundigte: „Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?“

„Gute Idee“, gab Henrike Xi Manski ironisch zurück und konzentrierte sich wieder auf den Moment. „Verleiht Energie und hilft hervorragend beim…“

Kri´Styan Taner sah seine Kollegin so missbilligend an, dass sie das letzte Wort dieses Satzes nicht aussprach. Stattdessen setzte sie sich, kramte etwas in der Hosentasche herum und zog schließlich ein Haargummi hervor, dass sie sich über das linke Handgelenk zog. Dabei drehte sie sich mit dem Rücken zu Taner und meinte keck: „Du könntest dich mal nützlich machen und mein Haar flechten. Hat beim letzten Mal doch super funktioniert.“

Der Andorianer sah mit finsterer Miene von seiner Kollegin zu Gardner, wobei sich seine Antennen deutlich nach Innen bogen. Dabei kam aber gleichzeitig ihrer Aufforderung nach. Allerdings nicht, ohne an einer der drei Strähnen, die er separierte, etwas fester zu ziehen, als es notwendig gewesen wäre.

Während Taner sich um ihr Haar kümmerte, beobachtete Henrike Xi Manski den schwarzhaarigen Commander aus den Augenwinkeln.

Er wirkte markant, was hauptsächlich an dem wachen Blick seiner dunkelbraunen Augen lag. Die Ermittlerin zögerte einen Moment, bevor sie Gardner ruhig fragte: „Was ist der Grund dafür, dass sich der Sicherheitsdienst der Sternenflotte für diesen Fall interessiert? Mord fällt momentan noch nicht in Ihren Bereich, Commander, da die polizeilichen Aufgaben noch nicht von Ihrer Organisation übernommen worden sind. Also hatten Sie wohl einen anderen Grund, derart rasch vor Ort zu sein und sich darüber hinaus für meine und Taners Ermittlungen zu interessieren? Zu welcher Abteilung des Sicherheitsdienstes gehören Sie überhaupt?“

Jeffrey Gardner sah die beiden Ermittler abwechselnd an. Zunächst ohne auf die Fragen einzugehen goss er seinen beiden Gästen Kaffee ein und danach sich selbst, bevor er sich im Sessel zurücklehnte und ruhig antwortete: „Zunächst will ich klarstellen, dass das, was hier in diesem Raum besprochen wird, unter die höchste Geheimhaltungsstufe fällt, Miss Xi Manski. Die Abteilung, für die ich tätig bin, ist für Sie ohne Belang. Ich fürchte, dass Ihre Ermittlungen an etwas rühren, das weitreichender ist, als Sie beide es sich vielleicht vorstellen. Zunächst will ich von Ihnen und Ihrem Kollegen das Versprechen haben, dass Sie nicht weiter gegen T´Viran ermitteln werden. Womit Sie Ihren Zuständigkeitsbereich ohnehin weit überstrapaziert haben dürften, schätze ich.“

Taners Hände schossen nach Vorne, als Henrike rasch ihren Kopf wandte. Mit einem unterdrückten Schmerzlaut, weil er, den halb fertigen Zopf fest in seinen Fingern haltend, dennoch nicht schnell genug hinterher kam, sah die Ermittlerin Gardner forschend an. „Diese Frau ist, aller Wahrscheinlichkeit nach, in einen zwölffachen Mord verwickelt. Für einen weiteren Mord dürfte sie die Anweisung gegeben haben. Und da kommen Sie mir mit der Zuständigkeit, Commander Gardner?“

Jeffrey Gardner stellte seine Tasse etwas zur Seite und beugte sich leicht vor, wobei er die gefalteten Hände auf die schwarz spiegelnde Tischplatte legte. „Sagen Sie mal, haben Sie vorhin nicht mitgekriegt, was passiert ist? Falls nein: Jemand hat erfahren, dass Sie ihm, oder ihr, auf den Fersen sind und hat umgehend gehandelt. Dabei hat der Verantwortliche keinerlei Hemmungen gehabt, einen Unschuldigen zu töten, um Ihnen den Mord anzuhängen. Man will Sie aus der Gleichung nehmen und da frage ich mich: Warum? Was haben Sie gehört, gesehen oder gesagt, dass man Sie zwar kaltstellen wollte, aber nicht kaltmachen? Man sollte meinen, dass Jemand, der dreizehn Morde auf dem Gewissen hat, nicht vor einem weiteren Mord zurückschrecken würde. Finden Sie nicht auch?“

Gedankenverloren nahm Henrike Xi Manski ihrem Partner den fertig geflochtenen Zopf aus der Hand und spannte das Haargummi um das Ende. Dabei sah sie zu Gardner und gab nachdenklich zurück: „Wenn Sie es so formulieren, dann ergibt es wirklich keinen Sinn, dass ich noch lebe. Andererseits hätte eine ermordete Polizistin vielleicht zu viel Aufmerksamkeit erregt, die man an anderer Stelle lieber vermeiden würde. Und hätte der Plan dessen, der James Bondorkan auf dem Gewissen hat, funktioniert, so hätte man diesen Mord mir in die Schuhe geschoben und es wäre keine Verbindung zu den zwölf anderen Morden hergestellt worden.“

Gardner lächelte schwach: „Ein anderer Sicherheitsoffizier, als ich, hätte Sie vielleicht trotzdem wegen Mordes festgenommen. Jedoch bin ich schon länger einer Sache auf der Spur, in die THARAN-INDUSTRIES verwickelt sein könnte. Es hat, erstmalig vor etwa zwei Jahren, gewisse Unregelmäßigkeiten bei der Auftragsvergabe für die Modernisierung von Waffensystemen der DAEDALUS-KLASSE Kreuzer gegeben. Zunächst schien es sich dabei nur um Gerüchte zu handeln, die von der Konkurrenz gestreut wurden, doch nach einigen Monaten intensiver, hoch geheimer, Ermittlungen verdichteten sich die Verdachtsmomente. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass nur ein kleiner Teil der Geschäftsführung von diesen geschäftlichen Unregelmäßigkeiten Kenntnis hat.“

Gardner griff in seine Hosentasche und zog einen Gegenstand hervor, den er in die Mitte des Tisches legte. „Haben Sie Zwei so etwas schon einmal gesehen?“

Die Augen der beiden polizeilichen Ermittler weiteten sich gleichermaßen. Der goldene Ring besaß ein silbernes Zentrum mit den Buchstaben T und S, aus Onyx-Diamant. Eingerahmt von drei Sonnen.

„Das dachte ich mir“, antwortete Gardner anstelle der beiden Ermittler. „Es handelt sich um das Symbol einer geheimen Vereinigung, die mir, in den letzten beiden Jahren, unter dem Namen TRIPLE-STAR bekannt geworden ist. Angeblich handelt es sich um einen sehr alten, vulkanischen Geheimbund. Warum sich dieser Bund dazu entschieden hat, sich ausgerechnet einen irdischen Namen zu geben? Nun, da bin ich vorläufig noch überfragt.“

„Tharan selbst trug einen solchen Ring, als wir ihn tot auffanden“, konstatierte Henrike Xi Manski nachdenklich. „Außerdem ein getöteter Tellarit aus dem Firmenvorstand und diese T´Viran selbst. Diesem Bund gehören also aktuell nicht nur Vulkanier an. Warum mischen da überhaupt Vulkanier mit? Ich dachte immer, das geht gegen ihre Logik?“

Jeffrey Gardners Miene versteinerte bei den Worten der Frau. „Was sagten Sie eben? Tharan selbst war Mitglied dieser Organisation? Wurde er dann vielleicht von seinen eigenen Leuten umgebracht?“

„Das hoffe ich“, warf Taner ein. Als ihn sowohl Gardner, als auch seine Partnerin fragend ansahen, erklärte er: „Na ja, falls nicht, dann gäbe es noch eine weitere Verbrecherbande, die nicht vor Mord zurückschreckt und die wir dann erst einmal noch identifizieren müssten. Mir wäre es lieber, wir hätten es nur mit einer Mordbande zu tun.“

Henrike verzog das Gesicht und trank einen Schluck von ihrem Kaffee, bevor sie sich zu Gardner wandte und meinte: „Vielleicht sollten wir gemeinsam an diesem Fall…“

„Nein!“

Das Wort kam messerscharf von Jeffrey Gardner und mit einem Tonfall, der Endgültigkeit ausdrückte. „Sie beide werde ich per Transporter in Duisburg absetzen. Für die Rückführung Ihres Dienstgleiters wird von mir gesorgt. Um TRIPLE-STAR und seine Mitglieder wird sich ab jetzt ausschließlich der Sicherheitsdienst der Sternenflotte kümmern. Habe ich mich da unmissverständlich ausgedrückt, Miss Xi Manski?“

„Unmissverständlich ist gar kein Ausdruck“, murrte die Frau und bedachte den Schwarzhaarigen mit einem giftigen Blick. „Aber da wir nicht wissen, wer genau für die Morde in Duisburg verantwortlich ist, obliegt die dortige Ermittlung immer noch meinem Partner und mir, Commander Gardner.“

Gardner seufzte unmerklich, bevor er ernst sagte: „Die dortige Ermittlung. Wenn Sie mir dabei nochmal in die Quere kommen, dann wird man Sie jedoch… vermissen.“

Henrike Xi Manski verstand die unterschwellige Warnung und sie spürte gleichfalls, dass Gardner seine Worte ernst meinte. Sie stieß den Andorianer an ihrer Seite an, erhob sich und grollte verstimmt: „Komm, Dicker. Hier haben wir nichts mehr verloren.“



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