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STAR TREK - AFTERMATH - 01

Eiskalt erwischt
von

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Am Tatort

Zehn Minuten später standen Henrike Xi Manski und Kri´Styan Taner am Ort des Geschehens. Oder besser gesagt, am Ort des Verbrechens. Denn dass ein Verbrechen stattgefunden hatte, das stand bereits nach der ersten Minute ihres Hierseins fest, für die beiden Ermittler der Polizei.

Entgegen ihrer Befürchtung waren die Kollegen in Uniform sehr sorgfältig beim Absperren des Tatorts vorgegangen und das verbesserte die Laune von Henrike Xi Manski zusehends. Der Andorianer, der sich aufmerksam umsah, bemerkte den Stimmungswechsel.

„Bringen dich die Leichen hier so in Laune, oder wirkt der Cocktail noch nach?“, erkundigte sich Taner spöttisch und so leise, dass nur seine Kollegin die Worte verstehen konnte. Etwas lauter fuhr er fort: „Sieht für mich nach einer kleinen Kabbelei unter Gangstern aus, wenn du mich fragst.“

„Kleine Kabbelei?“, echote Henrike und warf ihrem Kollegen einen irritierten Blick zu. „Wir haben hier immerhin ein Dutzend Leichen.“

„Dann war es vielleicht doch eher ein handfester Zoff.“

Die letzte Bemerkung ihres Kollegen übergehend deutete Henrike Xi Manski mit dem Zeigefinger ihrer Rechten abwechselnd auf Kral und den toten Andorianer. Dabei fragte sie gedehnt und jetzt ganz bei der Sache: „Wie ist das Ganze, deiner Meinung nach, abgelaufen, Dicker? Haben die sich wirklich gegenseitig das Licht ausgeblasen?“

Auch Taner wirkte jetzt angespannt. Einen intensiven Blick auf das unkenntliche Gesicht des toten Andorianers werfend, meinte er nachdenklich: „Das würde mich stark wundern. Die hätten sich nur gegenseitig töten können, wenn sie annähernd gleichzeitig gefeuert hätten. Aber dann hätte der Tellarit kaum die Chance gehabt, derart oft auf sein Gegenüber zu feuern. Und Tharan hätte noch weniger die Gelegenheit gehabt, den Tellarit zu töten, nachdem der ihm bereits ein paar mal ins Gesicht geschossen hat.“

Henrike nickte zufrieden und erwiderte zustimmend: „Genau das ist der Punkt. Es gibt als noch eine Person, die hier mitgemischt hat. Eine Person, die zudem entweder Tharan oder aber dem Tellarit später die eigene Waffe in die Hand gedrückt hat. Ich glaube zwar nicht, dass der Täter so dämlich war, Spuren zu hinterlassen, aber ich will dennoch, dass die beiden Waffen untersucht werden. Zumindest sollten wir herausfinden, woher sie stammen. Oder noch besser: Wem sie gehören. Darüber hinaus finde ich es ziemlich dreist, dass uns der Mörder eine derartige Nachricht zukommen lässt. Seht her, ihr kriegt mich nicht!“

Der Leiter der Uniformierten überreichte Henrike Xi Manski ein Daten-PADD und erklärte: „Hier sind alle getöteten Personen und ihre Vita aufgelistet. Offensichtlich handelt es sich um die Leiter der sechs führenden Waffenhersteller der Föderation und deren Stellvertreter, Frau Kommissar.“

Henrike Xi Manski nahm das PADD entgegen und dankte lächelnd. Interessiert warf sie einen Blick auf die einzelnen Dateien. Nach einem Moment runzelte sie die Stirn und zog ihr Kommunikationsgerät von der Magnethalterung am Gürtel ihrer Hose. Nachdem sie Kontakt zum Dezernat aufgenommen hatte ließ sie sich mit Kommissar Hans van Gökhen verbinden und bat ihn, in knappen Worten, zu ermitteln, wo sich die Stellvertretende Leiterin von THARAN-INDUSTRIES momentan aufhielt. Sie dankte, bevor sie die Verbindung unterbrach und das Gerät wieder am Gürtel befestigte. Sich zu ihrem Kollegen wendend fragte sie den Andorianer: „Wen hättest du zu einem solchen Treffen mitgenommen, wenn du an Tharans Stelle gewesen wärst, Dicker?“

Der Tonfall seiner Kollegin ließ Kri´Styan Taner aufmerksam werden. Seine Antennen streckten sich steil nach oben und richteten sich dann auf seine Kollegin, während er zögernd erwiderte: „Ich würde wohl meinen Stellvertreter mitnehmen.“

Henrike Xi Manski nickte heftig. „Exakt! Genau das haben alle der Anwesenden auch getan, mit Ausnahme von Tharan. Der war mit einem untergeordneten Mitglied des Vorstandes hier. Der ist nicht einmal der Stellvertreter des Stellvertreters gewesen. Nach diesen Unterlagen ist die Rechte Hand von Tharan eine Vulkanierin, namens T´Viran. Aber ich habe hier keine Vulkanierin entdeckt. Tharans Stellvertreterin war also nicht bei diesem Treffen anwesend und da ist es doch legitim zu fragen: Warum nicht?“

„Vermutlich hatte sie einen anderen, wichtigen Auftrag“, orakelte Taner. „Immerhin ist THARAN-INDUSTRIES mit Abstand Marktführer. Soweit ich mich auskenne produziert diese Firma die Waffensysteme an Bord der neuen DAEDALUS-KLASSE. Obwohl es im Föderationsrat deswegen einige Widerstände gegeben haben soll.“

Etwas überrascht kniff Henrike Xi Manski ihre Augenlider etwas enger zusammen und erkundigte sich verwundert: „Woher weißt du das? Wenn ich dich nicht so gut kennen würde, dann würde ich glatt vermuten, dass du für Tharan gearbeitet hast.“

Die Antennen des Andorianers bogen sich rasch zur Seite, bevor sie sich, gleich darauf, wieder aufrichteten und Taner belustigt zurück gab: „Ja, klar. Nein, es ist viel mehr so, dass ich mit jener Andorianerin befreundet bin, die als Persönliche Assistentin für den andorianischen Botschafter der Föderation arbeitet.“

„Aha“, machte Henrike. „Die Dame plaudert wohl gerne?“

Kri´Styan Taner wand sich etwas, bevor er entgegnete: „Allgemein nicht. Aber unsere Beziehung ist eben… speziell. Sehr speziell.“

Henrike Xi Manski sah ihren Kollegen in ehrlicher Überraschung an. „Ach, das ist ja interessant. Wie lange geht das denn schon? Und vor allen Dingen: Warum hast du mir das verschwiegen, Dicker?“

Der Andorianer machte eine verteidigende Miene, während sich seine Antennen zugleich nach Innen bogen. „Moment mal, was heißt hier verschwiegen? Einerseits hast du mich nie gefragt und zweitens reden Andorianer über solche Dinge nicht so freizügig, wie es offensichtlich bei euch Menschen der Fall ist. Da wir gerade beim Thema sind: Was ist eigentlich mit dir? Normalerweise sind doch Frauen in deinem Alter längst verheiratet. Halten die Männer deine Sauferei nicht aus?“

Eine sichtlich Röte überflog die Wangen der hageren Frau bei diesem unsachlichen Angriff. Ihre Augen funkelten gefährlich, als sie heftig erwiderte: „Komm, komm, komm, du! Lass mich da mal schön raus, ja? Ihr verdammten Kerle hättet mich doch schon längst geschasst! Egal, welche Farbe! Und eins merk dir gut, Kri´Styan Taner: Ich saufe nicht!“

Das Aussprechen seines vollen Namens sagte Taner, mehr als das unnatürliche Absenken ihrer Stimme am Ende des letzten Satzes, dass Henrike ernsthaft wütend war. Er war zu weit gegangen. Taner wollte etwas sagen, um die Lage wieder zu entspannen, doch seine Partnerin ließ ihm keine Gelegenheit dazu.

Mit veränderter Tonlage meinte sie: „Für Gewöhnlich kommt kein Zivilist an eine so moderne und gleichzeitig tödliche Hochenergie-Waffe, wie es die EM-37 ist. Verbessertes Standard-Modell für MACO´s. Gleichzeitig sagt mir der Einsatz dieser Waffe, dass es nie den Plan gab, Irgendwen am Leben zu lassen. Wer kommt also sehr einfach an diese Waffen und für den Einsatz solcher Waffen in Frage?“

„MACO´s“, erwiderte Taner prompt.

Henrike Xi Manski presste ihre Lippen fest aufeinander, bevor sie fassungslos herausplatzte: „Blödsinn, Dicker! Die Hersteller dieser Waffen kommen am einfachsten an diese verdammten Waffen! Und welches Mitglied der Waffenproduzenten fehlt hier?“

In den Augen des Andorianers spiegelte sich Unglaube wider. „Du denkst ernsthaft, dass die Stellvertretende Leiterin von THARAN-INDUSTRIES für all diese Morde verantwortlich ist. Oder sie gar selbst ausgeführt hat?“

Henrike Xi Manski griff in die Beintasche ihrer Hose und förderte ein schmales Etui hervor. Sie entnahm ihm, etwas in Gedanken, einen Zigarillo, steckte das Etui wieder fort und förderte dafür ein altmodisches, goldenes Feuerzeug zutage. Nachdem sie das Zigarillo angezündet hatte stopfte sie das Feuerzeug in die rechte Hosentasche, nahm sie einen Zug, atmete den Rauch langsam aus und sah Taner grüblerisch an: „Ich sag dir was, Dicker – ich weiß nicht, was ich glauben soll. Irgendwie ergibt das Alles hier keinen Sinn für mich. Ich meine, wenn Jemand, der offensichtlich intelligent ist, Wert darauf legt, nicht nur einen Konzern zu übernehmen, sondern einen ganzen Produktionsbereich, um möglicherweise ein Monopol zu erlangen, der stößt uns doch andererseits nicht mit der Nase darauf, dass es etwas an der Geschichte zu kontrollieren gibt.“

Taner machte eine zustimmende Geste. „Eben!“

Henrike sog erneut an dem Zigarillo und stieß den Rauch aus. „Irgendwie sehe ich hier so rein gar kein Motiv und das macht mich nervös. Denn es gibt immer ein Motiv.“

„Ja“, knurrte der Andorianer und hustete unterdrückt. „Geld, Macht oder Liebe. Wobei ich geneigt bin, Letzteres auszuschließen. Besonders, wenn wir schon eine vermutlich komplett von Gefühlen befreite Vulkanierin verdächtigen.“

„Was nicht für einen willigen Helfershelfer gelten muss“, hielt Henrike dagegen. „Diese ganze Geschichte ist bisher zu undurchsichtig, um etwas auszuschließen.“

In demselben Augenblick summte ihr Kommunikator.

Kri´Styan Taner beobachtete das Mienenspiel seiner Kollegin während sie sich mit Van Gökhen unterhielt. Den spärlichen Worten, die Henrike von sich gab, entnahm der Andorianer, dass Hänschen herausbekommen hatte, wo sich T´Viran gegenwärtig aufhielt.

Als Henrike Xi Manski diesmal das Kom-Gerät wieder am Gürtel befestigte, sah sie ihren Kollegen entschlossen an. „Die Vulkanierin hält sich gegenwärtig in der Schweiz auf. Etwas außerhalb des Ortes Chur, im Kanton Graubünden. Wir fliegen hin, Dicker.“

Auf der Stirn des Andorianers bildete sich eine steile Falte. „Sind wir da überhaupt zuständig, Henrike? Du weißt hoffentlich noch, was der Chef beim letzten Mal sagte, als du eine Extratour gedreht hast.“

„Die Morde sind in meiner Stadt passiert und damit hat sich Irgendwer mit der falschen Polizistin angelegt, Dicker.“

Die hagere Frau sah sich suchend um, ohne dass sich Taner den Grund dafür vorstellen konnte. Im nächsten Moment packte ihn Henrike am Oberarm und zog ihn mit sich. „Hier kommen wir nicht weiter. Ich will ja auch diese T´Viran gar nicht offiziell vernehmen. Nur einige unverfängliche Fragen stellen.“

„Oh, ja“, ätze Taner. „Wie das abläuft kann ich mir lebhaft vorstellen. Fällt ja gar nicht auf zu fragen: Ach übrigens, Ihr Chef wurde ermordet – wissen Sie etwas darüber? Das wird bestimmt eine Superunterhaltung.

„Wann war ich jemals so unsensibel?“

Auf dem Weg nach Draußen lachte Taner trocken. „Willst du eine ehrliche Antwort?“

„Nein.“

Vor dem Eingang seufzte Henrike leise und streifte endlich die Asche von ihrem Zigarillo ab. Dabei fing sie den missbilligenden Blick ihres Kollegen auf.

„Was ist jetzt schon wieder, Dicker?“

„Mit dem Glimmstengel lasse ich dich nicht in den Gleiter“, erwiderte der Andorianer bestimmt. „Das letzte Mal stank es im Innenraum eine ganze Woche, nach dem Knaster. Von dem Zeug kriegt man bestimmt die Schwindsucht. Deshalb bist du bestimmt auch so mager.“

„Ah, du liebst es also eher mollig, vermute ich mal“, konterte Henrike, ob seiner Worte von Vorhin, bewusst grob. „Ist deine neue Freundin mollig? Du weißt schon, diese Persönliche Assistentin des Botschafters.“

Taners Antennen bogen sich nach Hinten, als er seufzend erwiderte: „Also schön, ich wollte mich schon eben für meine harschen Worte von Vorhin entschuldigen. Bevor du so abrupt das Thema gewechselt hast. Also, es tut mir leid. Ich weiß, dass du kein Problem mit Alkohol hast.“

Als er das zufriedene Lächeln seiner Kollegin bemerkte ritt Taner bereits wieder der Teufel und mit einem hintergründigen Lächeln fügte er, auf dem Weg zum Gleiter, grinsend hinzu. „Aber vielleicht hast du ja ohne Alkohol Probleme.“

Die Rückhand der Frau landete schmerzhaft auf seinem Bauch. Dabei drohte die Frau, gespielt finster: „Heute noch so ein Ding und ich garantiere für gar nichts mehr.“

Vor dem Gleiter nahm Henrike einen letzten Zug von ihrem Zigarillo und sah bedauernd auf den beträchtlichen Rest, den sie, ob der hohen Qualität des Tabaks, gerne noch geraucht hätte, bevor sie ihn zu Boden fallen ließ. Das Zigarillo missmutig austretend, bevor sie in den Gleiter stieg, dachte sie mürrisch: Dieser blauhäutige Kerl ist schlimmer, als meine Mutter. Kein Tabak, kein Alkohol, kein Gemache und Getue – ich darf ja gar nichts.



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