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Game Over

von

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Game Over

Light
 

“Weißt du was ich mich frage, Light? Ob du eigentlich irgendwann in deinem Leben schon mal die Wahrheit gesagt hast..”

Stille. Diese gottverdammte, verfluchte Stille, die danach herrschte!

Sie hallte in meinen Ohren wider, immer und immer wieder! Es gab nichts Schlimmeres als das, dieses Nichts, das darauf folgte.

Wir standen bloß da, bis auf die Knochen durchnässt und starrten einander an.

Es war, als ob Gott selbst in meine Seele hinabblicken würde.

Mir setzte die Hitze zu, die sich langsam in meinem Körper begann auszubreiten. Ich hatte das Gefühl, als ob ein Feuer in mir ausgebrochen wäre, das immer weiter brodelte und alles in mir begann zu zerstören.

Ich sah einen Wald, das Züngeln der Flammen, die sich vom Baumstamm an immer weiter aufwärts bis zur Krone kämpften. Rauchschwaden behinderten meine Sicht, meine Augen tränten, meine Lunge füllte sich immer weiter mit dem tödlichen Qualm.

In meinen Gedanken spielte sich ein schrecklicher Film ab, als ob jemand die Repeat Taste immer und immer wieder drücken würde.

Ich sah sie brennen, alle Menschen, die durch meine Hand zu Tode gekommen waren. Ich sah ihre leblosen Körper, sie baumelten vor meinen Augen an den Bäumen. Das Feuer, es hatte sie nun allesamt eingehüllt. Die Rauchwand ließ mich kaum noch etwas sehen, man konnte die Luft beinahe durchschneiden.

Der Husten setzte mir immer weiter zu, ich begann Blut zu spucken bis ich nur noch am Röcheln war und in die Knie ging.

Ich schrie aufhören! Sofort aufhören!

Doch dafür war es längst zu spät, ich sah die schmerzverzerrten Gesichter all dieser Menschen, die ich auf dem Gewissen hatte. Sah zu, wie ihre missgestalteten Körper begannen zu schmelzen und sie mir durch ihre Schreie etwas zuriefen.

Ich verstand nichts, kroch näher an sie heran, mittlerweile waren meine Schmerzen kaum noch zu ertragen, aus meinen Mund lief ein Rinnsal aus Blut, das mich völlig besudelte.

Dieser Gestank von verbranntem Fleisch war unerträglich.

“Sofort aufhören habe ich gesagt!”

Tränen flossen meine Wangen hinab, ich konnte es nicht mehr ertragen, ich wollte diese Bilder aus meinem Kopf verbannen, doch es ging nicht.

Wie sehr ich es auch versuchte, ich konnte meine Lider nicht schließen, es war, als ob man mir meine physischen Fähigkeiten völlig entzogen und jemand anders die Kontrolle über meinen Körper übernommen hatte.

Plötzlich verstand ich, was all diese toten Menschen mir zuriefen.

Aus ihren mittlerweile völlig verkohlten Mündern hörte ich es genau.
 

* * *
 

Ryuzaki
 

“Light! Steh auf!”

Noch immer hatte ich es vor Augen, wie er langsam in sich zusammengeklappt war. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, es hätte mich erschüttert. In Wahrheit genoss ich den Anblick, was meine Worte mit Light angestellt hatten. Scheinbar hatte er doch ein Gewissen, doch dafür war es längst zu spät.

Das Schicksal war bereits besiegelt, an dem Tag, an dem er das Death Note gefunden hatte.

Ich fragte mich, was er wohl Schreckliches gesehen hatte, das ihm die Tränen aus den Augen liefen und zu Boden fielen.

Kniend, saß ich da, Light in meinen Armen haltend.

Ich war nicht dumm, ich wusste, das er jeden Moment von selbst wieder zu sich kommen würde, obwohl ich die nötigen medizinischen Kenntnisse besaß und ihm hätte helfen können.

Plötzlich erkannte ich, wie seine Lider wild zu flattern begannen. Keuchend, kam der Braunhaarige wieder zu sich.

“Light! Um Gottes Willen, was ist denn passiert?”

Ich hasste mich dafür, ich hasste es so sehr zu lügen. Am liebsten würde ich mich sofort danach häuten, um mich selbst dafür zu bestrafen.

Doch in diesem Moment musste ich mitspielen, es hing soviel davon ab.
 

* * *
 

Light
 

“Ryuzaki.. Was ist..”

Mein Kopf schmerzte, ich hatte das Gefühl von einem Laster überrollt worden zu sein. War ich ohnmächtig geworden? Wo war der Wald plötzlich hin?

Beinahe panisch, ließ ich meinen Blick um mich schweifen um dann erleichtert festzustellen, das es bloß ein Traum war.

Ein Traum? Ein Tagtraum etwa? Gab es so etwas tatsächlich?

Laut ausatmend, wischte ich mir über die klatschnasse Stirn.

“Du wirst dich noch erkälten, Light. Komm, gehen wir rein.”

Ich nickte und ließ es zu, das Ryuzaki mir beim Aufstehen half.

“Geht es?”, hörte ich die sanfte Stimme des Schwarzhaarigen an meinem Ohr.

Erneut brachte ich nur ein Nicken zustande, während mich der Detektiv beim Gehen stützte.

Endlich waren wir drinnen, ich saß auf der Treppe.

Die Kälte des Bodens breitete sich rasch in meinem Körper aus.

In diesem Moment, als ich zu frösteln begann, kam auch schon Ryuzaki mit Handtüchern um die Ecke.

“Hier”, sagte er und reichte mir eines.

“Danke.”

Ich schlang es mir um die Schultern und spürte, wie mein Körper langsam wieder auf Temperatur kam.

“Du solltest dir frische Kleidung anziehen”, hörte ich Ryuzaki vor sich hin murmeln.

“Nein, es geht schon.. Ryuzaki, kannst du mir sagen, w-was da eben mit mir passiert ist?”

Der Schwarzhaarige würdigte mich keines Blickes, er starrte bloß die Wand an.
 

* * *
 

Ryuzaki
 

Ich haderte mit mir, am liebsten hätte ich es ihm erzählt, dass es meine Worte waren, die ihn in die Ohnmacht getrieben hatten.

Das sogenannte Black Out war etwas Faszinierendes.

Etwas so Schreckliches, ob Schmerz oder ein Geschehen, das unser Gehirn nicht verarbeiten kann. Um weiteren Schaden zu vermeiden, stellt es sämtliche Funktionen ein, wie ein Systemabsturz.

Ich ballte die Hände zu Fäusten, spürte, wie ich zu zittern begann.

“Ryuzaki, hier. Du erfrierst sonst noch.”

Lights Worte holten mich aus meinem Delirium zurück, als er mir ein Handtuch um die Schultern legte.

“Danke”, murmelte ich vor mich hin und zog es enger um meinen Körper.

Dann hörte ich es erneut, das Geräusch, das mich heute schon den ganzen Tag verfolgte. Das Läuten der Glocken.

Wenn es tatsächlich eine Hochzeit war, war es wohl ein eher trauriger Tag bei diesem scheußlichen Wetter, zumindest für das Brautpaar.

Ich hingegen mochte den Regen, ich habe ihn immer schon gerne auf meiner Haut gespürt. Das Geräusch, das er verursachte, das laute Plätschern der Tropfen, die angenehme Frische auf der Haut. Und allem voran war man alleine. Niemand stellte sich freiwillig in den Regen.

Es half mir beim Nachdenken, da ich völlig im Einklang mit mir selbst sein konnte, niemand war da um mich zu stören. Ich war schon mein ganzes Leben lang allein, ich kannte es nicht anders.

Ich wandte mich dem Braunhaarigen zu.
 

* * *
 

Light
 

“H-Hey! Was machst du denn da, Ryuzaki?!”

Plötzlich fasste der Detektiv nach meinen nackten Füßen.

“Ich dachte ich helfe dir ein bisschen, Light. Immerhin ist es meine Schuld, dass du so nass geworden bist.”

“Ach, schon okay. Danke, lass gut sein.”

“Du kriegst auch noch eine Massage. Akupressur, ich kann das ziemlich gut. Das hab ich mal gelernt. Ist das Mindeste, was ich tun kann. Entspann dich.”

Ich seufzte.

“Nagut, wenn du meinst..”

“Ja, mein ich.”

Nach wenigen Sekunden spürte ich die Schmerzen, die Ryuzaki durch seine Handbewegungen an meinen Füßen verursachte.

“Hey!”, entfuhr es mir.

Mit gelangweilter Stimme erwiderte Ryuzaki bloß: “Da gewöhnst du dich schnell dran.”

Weitere Sekunden vergingen, der Schwarzhaarige hatte recht, mit der Zeit gewöhnte ich mich tatsächlich an die Schmerzen und sie wurden immer erträglicher. Langsam begann sich meine Muskulatur zu lockern.

Ich beobachtete Ryuzaki, seine schwarzen Haare waren noch immer völlig durchnässt, Regentropfen fielen daraus auf meine Beine.

Ich nahm das Handtuch, das neben mir lag und fuhr ihm damit durchs Haar.

Er hielt kurz inne in seiner Bewegung, ich hörte ihn leise eine Entschuldigung murmeln.

Einige Minuten vergingen, in denen keiner von uns etwas sagte. Erneut war da dieses Schweigen zwischen uns, es war unerträglich für mich.
 

* * *
 

Ryuzaki
 

“Traurig, nicht wahr?”, hörte ich mich leise flüstern.

Light sah zu mir herab.

“Was?”

Ich legte meine Worte ganz genau zurecht.

“Das bald die Zeit des Abschieds kommt..”

Nie werde ich wohl den Ausdruck in Lights Gesicht vergessen, erneut hatte ich ihn sprachlos gemacht.

Er sah mich bloß an, ich wusste nicht, ob er es ernst meinte, doch ich bildete mir ein einen Hauch von Traurigkeit in seinen Augen zu erkennen.

Mein Telefon unterbrach den Moment, dieser eine Moment, der mir für immer im Gedächtnis bleiben wird, bis zu dem Tag, an dem ich sterbe.

Da war es wieder, das Läuten der Glocken in meinem Kopf.

Tag X rückte immer näher und ich wusste, das es heute passieren würde.
 

* * *
 

Light
 

Ich war Ryuzaki zurück in unser Büro gefolgt. Alles ging so rasend schnell, eben sah man noch die Daten auf den Computermonitoren, als plötzlich die Mitteilung zu erkennen war Daten wurden gelöscht.

Plötzlich gestand der Schwarzhaarige, das er Watari angewiesen hatte, sollte dem älteren Herren etwas zustoßen und er noch die Kraft dazu besaß, alle Daten zu löschen.

Mein Herz machte einen Satz, alle Ermittler im Raum blickten schockiert auf die Bildschirme.

Das Stimmengewirr wurde immer lauter, niemand verstand, was soeben passiert war.

Was war mit Watari?

Ich blickte auf meine Armbanduhr, ich spürte, wie ich zu schwitzen begann, 21:49. Noch 2 Minuten.
 

* * *
 

Ryuzaki
 

Langsam, schloss ich die Augen.

Nun war es soweit, es fühlte sich an, als ob jemand den Countdown herunterzählen würde. Wie ein Erdbeben, das die Stadt erreicht hatte und mit jeder Sekunde mehr Zerstörung anrichtete.

Wir wussten es beide, niemand konnte es mehr stoppen.

“Fünf”, hörte ich es in meinem Kopf.

Mein Herz raste, Schweißperlen tropften meine Stirn hinab, ich begann zu zittern.

Ich versuchte mich selbst zu beruhigen, redete mir in Gedanken gut zu, doch es half nichts.

Wie gern hätte ich jetzt ein Stück Zucker gehabt, das langsam auf meiner Zunge zu schmelzen beginnt..

“Vier..”

Das Schlucken fiel mir immer schwerer, ein Kloß befand sich darin, den ich wohl nie mehr loswerden würde.

“Drei..”

Ich fühlte, wie sich ein Tropfen aus meinen noch immer nassen Haaren löste und mir auf den nackten Fuß lief,

Die Kälte ließ mich schaudern, eine Gänsehaut stellte sich ein.

“Zwei..”

Nun war es soweit. Das Schicksal hatte mich bereits in der Hand, niemand konnte ihm entfliehen.

In diesem Moment spürte ich nichts mehr, bloß einen Stich in der Brust, ehe ich begann zu fallen.

“Eins..”
 

* * *
 

Light
 

Im ersten Moment wusste ich nicht, was ich machen sollte. Alles lief ab, wie in einem Film, als ob jemand anders meine Rolle übernommen hätte.

Plötzlich hörte ich es, den Aufprall, endlich.. Endlich war es geschehen.. 21:51!

Ich konnte es kaum glauben, erst als ich es mit eigenen Augen sah, wie er fiel.

Ryuzaki, ich hatte es geschafft. Unglaublich, ich hatte es tatsächlich geschafft!

Ich musste mich zusammenreißen um nicht laut loszujubeln, doch in Gedanken sang ich auf und ab, ich hatte gewonnen!

Hastig, beugte ich mich hinab, schrie seinen Namen, nahm ihn in meine Arme. Wiegte uns beide hin und her.

“Jemand muss ihm helfen! Schnell! So holt doch jemand Hilfe!”

Ryuzaki.. Er..

Tränen liefen meine Wangen hinab, als sich der Schmerz immer weiter ausbreitete.

Wir lagen nun beide auf dem Boden.

Es konnte nicht sein, nein, das durfte einfach nicht wahr sein!

Das Blut, das aus dem Körper spritzte, hatte bereits Ryuzaki und mich völlig eingehüllt, man konnte kaum erkennen wessen Blut es war.

Ryuzaki.. E-Er.. Er hatte gewonnen..
 

* * *
 

Ryuzaki
 

Meine Sicht verschwamm, ich spürte das warme Blut in meinen Augen, das aus Lights Körper kam. Es war wie eine Fontäne und es dauerte mehrere Minuten, bis die Flut begann aufzuhören.

Ich lag noch immer unter ihm, war der einzige, der die letzten Momente seines Lebens noch miterlebte.
 

* * *
 

Light
 

Da waren wir also wieder, erneut fand ich mich in dem Wald mit den toten Menschen vor, bloß, dass die Toten, deren verkohlten Körper noch vor wenigen Stunden an den Bäumen gebaumelt, verschwunden waren.

Anfangs dachte ich, ich sei allein, doch bei näherem Betrachten erkannte ich, dass sich noch eine Person bei mir befand.

Nein.. Das konnte nicht sein..

“Ryuzaki!”

Ich spürte den Schmerz in meiner Brust, reflexartig fasste ich an die Wunde, konnte jedoch nur den Griff des Messers ertasten und blickte auf meine blutverschmierten Finger.

Da stand er, lässig die Hände in den Hosentaschen vergraben und starrte zu mir herab.

Ich spürte, wie mir das Blut mittlerweile schon aus dem Mund tropfte und versuchte es auszuspucken, dies verursachte jedoch nur einen weiteren Hustanfall und ich fing an blutige Brocken hochzuwürgen, ehe ich in die Knie ging.

Nun verstand ich es, ich verstand jetzt alles.

Dieser Tagtraum den ich meinte erlebt zu haben, es.. Es war eine Vorwarnung.. Ich hatte meinen eigenen Tod gesehen..

Meine Augen konnte ich kaum noch offen halten, mir schwanden die Kräfte.

Ich.. Ich wollte mich bloß ausruhen, nur einen kleinen Moment die Lider schließen und verschnaufen..

Ich tat, wie mein Körper mir befahl.

Meine Augen fielen zu, mein Kopf stürzte zu Boden..

In weiter Ferne konnte ich hören, wie Schritte näher kamen, ich hörte ein letztes Mal seine Stimme, als er sich zu mir beugte und..
 

* * *
 

Ryuzaki
 

Ich beobachtete, wie Light sich abmühte, wie er begann um sein Leben zu kämpfen.

Doch wie sagte man so schön? Das Schicksal war ein mieser Verräter..

Ein letztes Mal beugte ich mich zu ihm, näherte mich Lights Ohr und flüsterte..
 

GAME OVER



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yuna_musume_satan
2019-03-08T17:22:02+00:00 08.03.2019 18:22
Krass zwar nicht orginal von der story aber dennoch fantastisch
Antwort von: abgemeldet
11.03.2019 06:08
Danke dir das freut mich! :)


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