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The Cry Of A Banshee

von

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Songfic

Erleichtert seufzte der blonde Koch, als er die Tür seines Restaurants Baratié für den heutigen Tag abschloss. Nur heute gönnte sich Sanji einen zeitigen Feierabend. Die Dämmerung war noch lange nicht angebrochen, sodass er sich zu einem Spaziergang entschloss.

Seine Kunden würden ihn verstehen. Schließlich jährte sich das Ereignis, das sein Leben auf den Kopf gestellt hatte und ihn nach dem Sinn seines Lebens fragen ließ.

Kopfschüttelnd entschloss er sich, aufgrund der wärmenden Sonnenstrahlen, sein Jackett hier zu lassen und an den Ort zurückzukehren, der ihm das Liebste nahm.

Sanji konnte sich bisher nie dazu durchringen, die Stelle am Fluss zu besuchen, an welcher seine Verlobte Nami ihr Leben ließ.

Grausam wurde vor einem Jahr ihre Kutsche am Fluss überfallen, welche sich auf den Weg in die Stadt befand, um die letzten Stoffe für ihr Hochzeitskleid zu organisieren. Man habe sie später im Fluss, zwischen herunterhängenden Ästen und Steinen gefunden. Die Kleider waren zerrissen. Sie wies diverse Stichverletzungen auf und ihre Kehle war durchgetrennt. Bis zum Schluss hatte sie gekämpft. Sanji kannte ihr Temperament sehr genau und dennoch hat es nicht ausgereicht, um zu überleben.

Die Schuldgefühle nagten heute besonders an ihm, wollte er sie damals doch begleiten, was Nami vehement abgelehnt hatte. Es sollte eine Überraschung werden und zudem brachte es Unglück, wenn der Bräutigam das Kleid vor der Hochzeit sah.

Sanji schüttelte den Kopf und stellte dabei resignierend fest, dass er an der Kreuzung stand, die bergabwärts zum eben genannten Fluss führt. Er hatte sich doch tatsächlich wieder in seinen Gedanken verirrt, sodass er nicht bemerkt hatte, wie die Stunden vergingen und es bereits zu dämmern schien. Bisher konnte er nie den Weg hinunter zum Fluss gehen, dennoch zog es ihn heute unbewusst in diese Richtung, als würde ihn ein Magnet anziehen.

 
 

On a dreary night he met a woman down by the water side

Drawn by her weeping song, even the wind was humming along

And all the trees were moving to the sound she was producing

He watched her sing, feeling her song might be meant for him

 

Lag es an ihrem Todestag?

Sanjis Gedanken kreisten endlos weiter.

Es gibt keine Hochzeit mehr. Auch keine Kinder, die er sich so sehr wünschte.

Wie oft stellte er sich vor, dass seine Töchter, so schön wie die Mutter, lachend auf ihn zu gerannt kamen, nachdem er von einem harten Arbeitstag nach Hause kam?

Und seine liebende Ehefrau bereits auf ihn wartete, um ihn strahlend im Empfang zu nehmen?

All dies geschieht jetzt nicht mehr und ein neuentfachter Dorn des Zornes wuchs in seinem verbitterten Herzen.

Sie hatte ihn verlassen.

Ihn allein in dieser grausamen Welt zurückgelassen.

Eiskalt dem Leben den Rücken zugekehrt und sich nicht mit dankenden Worten von ihm verabschiedet.

Bitter schritt er hastig seines Weges fort, bis ein lautes Platschen ihn aus seinen Gedanken riss. Er stand knöcheltief im seichten Flussbett, ehe er resignierend seinen Kopf hob.

 
 

On a dreary night he met a woman all dressed in misty white

He walked towards her and he asked: "my fair lady, why so sad?"

Suddenly her melancholic melody

Felt no longer serene and turned into a piercing scream

 

Eine schimmernde, nahezu geisterhafte Erscheinung saß ihm auf einem verdorrten Ast eines Baumes gegenüber und summte eine sehr traurige Melodie, während sie den Aufstieg des Mondes im Fluss beobachtete.

Sie trug ein altes, zerfetztes weißes Kleid und ihre rötlichen, langen Haare kräuselten sich sanft in der Dämmerung und ließen sie noch unwirklicher erscheinen, da ihr Gesicht durch die Haare verdeckt war.

Kurz verstärkte sich seine Gänsehaut, die er erst jetzt bewusst wahrnahm, genauso wie die Melodie. Sie schien sich direkt um sein Herz zu legen.

Sanji ging mutig einen Schritt auf die geisterhafte Frau zu.

Wusste sie denn nicht, dass es gefährlich war?

Dass der Fluss grausame Erinnerungen wachrief und sie damit auch in Gefahr brachte?

Er wollte sie doch nur warnen, dass sie sich hier nicht aufhalten durfte!

»Gnädiges Fräulein, geht es Ihnen nicht gut? Warum sitzen Sie hier und singen ein gar so trauriges Lied?«

Sanjis beruhigendes Lächeln, welches er für sie aufgesetzt hatte, verblasste, als er sie genauer ansah. Seine meerblauen Augen weiteten sich geschockt, als er in ihre milchig-gelblichen Augäpfel starrte. In ihnen war weder eine Regung noch das Leben zu erkennen.

Als die Erscheinung seine Anwesenheit wahrnahm, verstummte das traurige Lied. Kurz darauf riss sie ihren Mund weit auf und ein greller Schrei entkam ihrer Kehle, sodass sich Sanji die Ohren zuhalten musste. Das Kreischen ging ihm durch Mark und Bein, ließ seine Glieder taub und schwer werden. Noch nie hatte er sich so elendig schwach und müde gefühlt.

 
 

She already knew, she already knew, she already knew

What he came here to do

For she is the omen of death, the harbinger of doom

 

 

»Da kann man nichts mehr machen. Ich bin zu spät gekommen«, meinte Nico Robin mit ruhiger Stimme während sie das Totentuch wieder fallen ließ.

»Können Sie uns wenigstens weiterhelfen? Wir haben ihn ohne äußere Verletzungen gefunden. Obwohl wir den Chefkoch im Fluss gefunden hatten, waren seine Lungen nicht mit Wasser gefüllt. Wie konnte er in so jungen Jahren schon von Gevatter Tod geholt worden sein?«, hinterfragte der ansässige Arzt die fremde Frau.

Die Forscherin Nico Robin ist einen Tag, nachdem man die Leiche des Restaurantchefs gefunden hatte, aufgetaucht und sorgte somit bei den Bewohnern für Misstrauen. Sie hatte sich als alte Freundin des Chefkochs vorgestellt. Doch dieser konnte ihre Identität nicht mehr bestätigen.

»Es ist kein natürlicher Tod. Ist Ihnen etwas aufgefallen? Hat er sich ungewöhnlich verhalten?«

»Seit dem Tod seiner Verlobten war er nicht mehr ganz er selbst!«, schrie er plötzlich raus. »Wenn man es von der Perspektive aus betrachtet, war es überhaupt ein Wunder, dass er ein Jahr lang gewartet hatte. Wir waren uns alle sicher, dass er kurze Zeit später aufgehangen gefunden wird. Aber nein, er hat seitdem das Restaurant wiedereröffnet. Tagein, tagaus nur gekocht, alles tadellos geführt. Aber sein Lächeln war nicht mehr echt und die Augen trüb. Ich sage Ihnen, mit Fräulein Nami ist ein Teil in ihm gestorben!«, kurz stockte der Alte ehe er weitersprach: »Was hat also seinen Tod in Ihren Augen ausgelöst? Vielleicht waren es auch fehlende Freunde, wer weiß das schon? Wo waren Sie überhaupt, als er Sie dringend gebraucht hatte?«

»Den Brief über Namis Beerdigung konnte ich erst zwei Monate nach ihrem Tod lesen, da ich mich auf einer Studienreise befand. Danach musste ich in ein kaltes Land reisen, um alte Runen zu entziffern, die den Fluch, der auf dem Land lastete, auflöste. Weitere Informationen werden Sie aber nicht von mir bekommen, da Sie mir eh nicht glauben würden. Sie und die kleine Stadt verschließen die Augen vor der Wirklichkeit, dass die Menschen eben nicht die höchste Spezies sind. Auch wir sind von Wesen abhängig, von denen Sie nicht mal träumen würden. Schlussendlich«, atmete Robin tief ein, um sich kurz zu beruhigen »gibt es auch Wesen, die uns den Weg zeigen und uns leiten. Sagen Sie, haben sie die Tage vor seinem Ableben ein Schluchzen oder Weinen gehört?«

Zögerlich kam ein Nicken von ihm. »Ein paar der Bewohner haben mich auch darauf angesprochen.«

»Dann ist der Fall klar«, lächelte Robin traurig.

 
 

She weeps oh she weeps

It's death that she foresees

The cry of a banshee, cry of a banshee

 

»Wie meinen Sie das?«

»Der Schrei einer Banshee hat ihn getötet. Todesfeen zeigen mit ihrem Weinen an, dass eine Person sterben wird. Mit ihrem Schrei erlösen sie die betreffende Person von ihrem Leiden.«

»Das würde es erklären«, meinte der Arzt abwesend und die schwarzhaarige Forscherin verließ die Praxis.

Sie wusste, dass ihr niemand glauben würde. Eine Banshee sah man nur, wenn man sterben wollte. Robin dachte an ihre Freundin Nami, die einen grauenvollen Tod fand. Ihre Seele wurde plötzlich vom Diesseits gelöst, sodass es die Forscherin nicht wunderte, dass sie sich in eine Todesfee verwandelt hatte. Ihre Schreie werden Sanji von seinem Leiden, der Einsamkeit, erlöst haben – zumindest hoffte sie das.

Nico Robin schlang den Mantel enger um ihren Körper, da ein zügiger Wind aufkam. Derweil wünschte sie sich, dass ihre Freunde nun ihre Zweisamkeit im Jenseits zusammen genießen können.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: irish_shamrock
2019-03-03T17:04:54+00:00 03.03.2019 18:04
Meine liebe HathorCat,

da hast du dir aber etwas schaurig-schönes zu Sanjis Ehrentag einfallen lassen ;) ...
Der Sontext passt sehr schön hierher, unf deine Wortwahl wie die Faust auf den Eimer *hust*.
Sanjis Leid war gut beschrieben, auch Namis ableben, das ich schweren Herzens erlesen musste.
Robin als Foscherin/Pathologin (?) gefiel mir in ihrer Rolle ebenso ♥.
Auch wenn dies eher eine düstere, trübe Geschichte ist, ist sie toll gelungen!

Alles Liebe,
irish C:
Antwort von:  HathorCat
03.03.2019 19:35
Ja, das war eine der eher frischeren Ideen, die ich dank der Band hatte :)
Aufgrund des Songs war leider ein schönes, rosa-fluffiges Ende nicht möglich. Wollte ich ehrlich gesagt nicht, man muss auch mal was.. ungewöhnliches Schreiben.
Mir ist da allerdings Robin als Forscherin/Expertin für Mythen/Geister sehr locker von der Hand gegangen, das finde ich, könnte gut zu ihr passen :)

Pathologin eher nicht, nur wollte sie die Leiche sehen, da es da ja auch des öfteren Hinweise zu Mythen, div. Kreaturen Mischwesen gibt, wie sie ihre Opfer hinterlassen^^

Freut mich, dass es trotz dem düsteren Ende dir gefallen hat ^-^
Antwort von: irish_shamrock
03.03.2019 19:49
Ahh, ok.
Nun ja, die "Geistergforscherin" passt tatsächlich ziemlich gut zu Robin :D ... die haben ja nicht mal die Zombies auf der Thriller Bark gejuckt :) ...
Dann lass dich nicht aufhalten und schreib, was die Fingerchen hergeben :D ...
Und es muss ja nicht immer fluffig sein :')


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