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The outer and personal space between me

OS-Sammlung zu KazeTsu
von

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III. Pull the trigger and watch our distance disappear [Kakeru&Haiji]


 

But in the end, stories are about one person saying to another:

This is the way it feels to me. Can you understand what I’m saying? Does it feel this way to you?”

Kazuo Ishiguro
 

[Kakeru]
 

Kakeru hatte es niemals gemocht, andere Menschen zu berühren oder ihre Berührung zu empfinden.
 

Womöglich lag es daran, dass seine Familie nicht wirklich die berührungsfreudigsten Personen gewesen waren. Umarmungen gab es selten bis überhaupt nicht und sogar früher schon, hatten seine Eltern ihn lieber angewiesen, wie er über die Straße zu gehen hatte, anstatt ihn bei der Hand zu nehmen und es ihm zu zeigen. Schule und Interaktionen mit Kindern in seinem Alter hatte ebenso wenig dazu beizutragen, dass er Kontakt suchte. Im Gegenteil, wenn hatte es seine Missgunst darüber nur noch verstärkt.
 

Jegliche Berührungen waren somit eher eine Qual und wenn sie passierten, entstanden sie stets aus seiner impulsiven Art heraus, die als Jugendlicher aus zu viel Frust, Wut und somit Gewalt bestand. Wenn man Kakeru fragen würde, ob er den Kontakt zu anderen Menschen misse, würde er es verneinen. Es war schwer etwas zu vermissen, was nie richtig da gewesen war.
 

Haiji dagegen schien nie genug von Berührungen zu bekommen.
 

Der Ältere schien das Konzept von Privatsphäre komplett zu ignorieren. Ständig klopfte er einem auf die Schulter, legte seinen Arm um einen oder wiggelte seine endlosen, filigranen Finger anderweitig in die Nähe des Körpers einer anderen Person. Oftmals tat er es, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, hin und wieder um irgendwen zu ärgern und manchmal aus undefinierbaren Gründen. Kakeru fiel in die letztere Sparte öfters als ihm lieb war.
 

Zuerst hatte Kakeru jegliche Berührung von Haiji gehasst, so wie er jeden Kontakt zuvor vermieden hatte.

Später wurde es wie ein nerviges Geräusch, was mit der Anwesenheit des Älteren zu erwarten war, aber nicht großartig die Welt aus den Fugen zerrte.

Und irgendwann, so stellte Kakeru überrascht fest, war es solch ein integraler Bestandteil geworden, dass es nicht nur auf ihn abfärbte, sondern es ihm fast schon danach verlangte.
 

Sich öffnen, seinen Ängsten stellen und sich verändern, waren Schritte, die Kakeru mehr als nur Willen und Kraft kosteten. Aber mit der Hilfe von seinen neuen Freunden – Freunde, solch ein normales Konzept, was für ihn noch immer einem achten Weltwunder glich – schaffte er es, nach und nach die Schritte zu bewältigen. Bevor er sich versah, befand er sich in Umarmungen, die voller Schweiß und fremder Haut waren, aber mit der Freude über persönliche Leistungen und Siege pulsierten. Spürte Schulterklopfer, die ihn ein wenig stolzer stehen ließen; die ihn ein wenig mehr beruhigten. Teilte welche aus, die Mut zusprechen sollte, wo er vorher nur in dem Vakuum seines eigenen Ichs gelebt hatte.
 

Es war erstaunlich, wie Kakerus Leben sich wandelte und bevor er sich versah, sich nach physischen Kontakt sehnte. Besonders nach Haiji seinen. Wenn ihm die Berührungen zu den Anderen Komfort und Zuversicht gaben, mischte sich bei Haiji ein Verlangen mit ein, was hungrig und egoistisch war. Es dauerte eine Weile bis er begriff, wie der Ältere ihn so verhext hatte, aber als er den Fluch verstand, sah er ihn fast schon als Segen an. Weswegen Kakeru entschied, in die Offensive zu gehen. Haiji hatte das Spiel zwischen ihnen angefangen und ohne zu fragen alle von Kakerus Türen aufgerissen, da war es nur fair, wenn er mit den Konsequenzen seines Handels leben musste.
 

„Ist was?“, fragte Haiji verdutzt nach, als Kakeru ihm die Hand auf die Schulter legte, während sie gemächlich zurück zum Aotake Dorm liefen.

„Nur ein Blatt auf deiner Schulter“, war Kakerus nüchterne Antwort. Im Blick von dem Älteren konnte er sehen, dass dieser wusste, dass er log. Stattdessen sagte er nur mit einem leichten Lächeln „Danke.“ Kakeru nickte und sie setzten ihren Weg schweigsam fort. Dennoch zog er seine Hand nicht zurück, sondern ließ sie weiter an dem Rücken von Haiji entlang wandern. Konnte die Wärme des Älteren unter dem Stoff seines Mantels spüren, die Bewegung der Muskeln und sein unglaubliches Hohlkreuz. Schließlich blieb seine Hand dreist auf der Wölbung des Steißbeins liegen. Aus dem Augenwinkel konnte Kakeru beobachten, wie Haiji die Röte in den Nacken geschossen war und er die Einkaufstüten ein wenig fester packte. Dennoch sagte er nichts, sondern ließ Kakeru gewähren.
 

Erst viel später lernte er, dass Haiji genauso unwissend war wie er, wenn es um intime Berührungen ging. Zum Glück fanden sie Beide die Freude daran herauszufinden, was es wirklich bedeutete, den Kontakt eines anderen Menschen zu suchen und sich darin fallenzulassen.
 

Kakeru mochte viele wichtige Berührungen und Kontakte jeglicher Art verpasst haben, aber es war nie zu spät sie zu erleben.
 

[Haiji]
 

Haiji hatte nie verstanden, wie Berührungen wirklich funktionierten.
 

Hauptsächlich lag es daran, wie er Berührungen beigebracht bekommen hatte. Es hatte ihn natürlich niemand an die Seite genommen und es ihm direkt erklärt, aber indirekt hatte er es eine ganze Weile durch seinen Vater gelernt. Wenn der Kindergarten vorbei war und seine Mutter noch bei der Arbeit, hatte er mehr als einen Nachmittag bei seinem Vater an der Arbeit verbringen müssen. Hatte ihm dabei zugeschaut, wie er stets gezielt die Hand reichte, den Leuten freundschaftlich auf den Oberarm klopfte oder ihnen durch andere physische Kontakte Produkte verkaufte. Sein Vater war ein Verkäufer durch und durch und so waren all seine Berührungen.
 

Es war schwer Dinge abzustellen und noch schwerer seine Umgebung nicht damit zu beeinflussen, weswegen diese Art des Verkaufens auch auf ihr Familienleben übergeschwappt war. Jeglicher Kontakt zwischen ihnen war stets gezielt und kalkuliert, niemals aus reinem Impuls heraus, sondern immer mit einem festen Hintergrund. Bevor Haiji begreifen konnte, was daran grundlegend falsch war, war es ein Teil von ihm geworden, der viel zu fest verwachsen war, um ihn jemals ganz herauszuschneiden.
 

Anstatt also dagegen anzukämpfen, machte Haiji es sich zu nutzen. Besonders später, als sein Leben entschied ihn ins Gesicht zu spucken und er sich neu finden musste, war es äußerst hilfreich. Also verkaufte er sich und seine Träume mit gezielten Worten und Berührungen. Es war nicht so, als ob er damit vollends log, doch wirklich ehrlich waren sie ebenso nicht. Erst als er Kakeru begegnete, veränderte sich etwas.
 

Zuerst war es der selbe Drill, den er immer pflegte. Wörter hier, gezielte Berührungen da. Verkaufen und verkaufen, bis der Deal abgeschlossen war.

Später wurde es fast schon ein Sport, ein Nervenkitzel aus Neugierde, um herauszufinden, wie weit er gehen konnte, bis er sich die Finger an dem Jüngeren verbrennen würde.

Und irgendwann, so stellte Haiji fest, war es nichts mehr von alledem. Plötzlich wurde er mit einem Verlangen konfrontiert, was fremd und unbekannt war.
 

Mit einmal befand Haiji sich in einem Strudel, der aus Umarmungen bestand, die keinerlei Funktion besaßen, verteilte Schulterklopfen, welches ungeplant und aus reinem Stolz für die andere Person entstanden war. Mit einmal vergab er rechts und links Berührungen, welche er nicht plante, sondern einfach nur passierten. Nichts weiter. Und mehr schockierte Haiji die Tatsache, wie sehr er diese ziellosen Kontakte liebte. Wie er einfach nur den Moment genoss, in dem seine kalten Hände, die Hitze von anderem Leben wahrnahmen. Es war wie das Einatmen von Luft, nachdem man viel zu lange unter Wasser gewesen war.
 

Jedoch mischte sich auch Unsicherheit darunter, als Haiji feststellte, dass sein Verlangen Kakeru zu berühren, noch weitere Nuancen mit sich trug. Was vorher ein Spiel gewesen war, wandelte sich mit einmal in einen gefährlichen Drahtseilakt zwischen seinem Verstand und seinem Herzen. Also versuchte er seine Berührungen wieder zu kontrollieren, was mehr Einreden als der Wahrheit entsprach und hielt sich zurück. Was eine lächerliche Lüge war, denn seine Hände fanden auch ohne seine Zustimmung ihren Weg zu dem Jüngeren.
 

„Haiji?“, drang die irritiert Stimme von Kakeru an sein Ohr. Der jüngere Mann schaute von seinem Aufsatz für einen seiner Universitätskurse auf, an dem er seit ungefähr drei Stunden fieberhaft arbeitete. Haiji gab nur ein leises Summen als Antwort, um ihm mitzuteilen, dass er sehr wohl zuhörte. Die Brauen von Kakeru zogen sich in steigender Irritation zusammen, aber gleichzeitig gesellte sich etwas Wachsames in seine Augen.

„Was macht deine Hand an meinem Fuß?“, fragte Kakeru so nüchtern nach, dass Haiji beinahe gelacht hätte, wenn seine Nerven nicht gerade mit ihm durchgehen würden. Ohne es zu wollen, ohne darüber nachgedacht zu haben, hatte Haiji dem simplen Drang nachgegeben, nach Kakerus nackten Fuß zu greifen. Leise fragte er sich, ob er einen Fußfetisch hatte, drückte diesen Gedankengang jedoch für einen späteren Zeitpunkt zurück.

„Ich wollte ihn nur massieren, nicht dass du morgen einen Krampf darin hast“, war seine schlichte Lüge. Kakeru erwiderte nichts, schaute ihn nur prüfend an und konzentrierte sich dann wieder auf seinen Aufsatz. Haiji hatte keine Ahnung, ob er seine Lüge durchschaut hatte oder nicht, aber es kümmerte ihn auch nicht weiter. Stattdessen genoss er die weiche, warme Haut von Kakeru unter seinen Fingern, fuhr den Fußknöcheln entlang, spielte mit den drahtigen Beinhaaren des Jüngeren. Genoss die Berührung ohne Grund und Ziel und war froh, dass ihm Kakeru diesen Augenblick des Friedens gewährte.
 

Viel später rächte Kakeru sich auf seine ganz eigene Art und Weise mit intimen Berührungen und er liebte jede Sekunden davon. Auch wenn es einige Zeit dauerte, bis er sich an sie gewöhnte und ehrlich zu sich und dem Jüngeren damit war.
 

Haiji lernte spät im Leben, dass Berührungen keinerlei Funktion besitzen mussten und sie einfach nur so existieren konnten.
 

[Extra]
 

Ungläubig starrte Haiji auf das beschriebene Blatt vor sich. Immer wieder huschen seine Augen über die Wörter und Striche, aber ihre Botschaft hatte mehr als einige Schwierigkeiten bei ihm anzukommen. Hastig wendete er das Stück Papier, nur um mit noch mehr Wörtern und Strichen und einem Halbkreis eines Kaffeeflecks begrüßt zu werden. Seine Gedanken rasten in einem halsbrecherischen Tempo, wie er dieses Dilemma ordentlich lösen sollte ohne möglichst seine Würde zu verlieren.
 

„Bist du beim Film holen gestorben?“ Haiji schaute auf und in das Gesicht von Kakeru, der am Türrahmen von Nicos Zimmertür lehnte und ihn mit verschränkten Armen musterte. Kurz flammte ein Kribbeln in Haijis Finger auf, was ein sicheres Indiz dafür war, dass er am liebsten in diesen Moment nach dem Jüngeren greifen wollte, behielt es jedoch für sich. Immerhin war genau dies der Grund, warum das Blatt in seiner Hand existierte.
 

Energisch wedelte er damit herum. „Kannst du es glauben? Sie führen eine Wettliste darüber, wie oft wir uns berühren!“, die Empörung in seiner Stimme schwankt zwischen Ärger und Stolz gegenüber seinen Freunden. Kakeru trat nur schweigend an ihn heran und nahm ihm das Papier ab, um es selbst zu lesen. Haiji beobachtete ihn dabei, bis der Andere leicht beschämt aufschaute.

„Nun...sie haben nicht ganz unrecht. Wir können wirklich nicht die Finger voneinander lassen, nicht?“

Zuerst öffnete Haiji den Mund, um zu protestieren, schloss ihn aber augenblicklich wieder, da jegliche Verteidigung von knallharten Fakten widerlegt werden würde.

„Trotzdem“, war seine lahme Antwort.
 

Plötzlich spürte er Kakerus Hände unter sein T-Shirt wandern, entlang seiner Hüftknochen und ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen.

„Wenn es dich so stört, können wir gerne aufhören uns so oft zu berühren“, dann beugte er sich zu Haijis Ohr hinüber, „auch wenn ich nichts versprechen könnte.“

Bevor Haiji antworten konnte, tauchte Yuki im Türrahmen auf. Kurz musterte er sie, bevor er lange seufzte und einer Migräne nahe schien.

„Ernsthaft, geht zumindest in euren eigenen Raum, wenn ihr rummachen müsst.“
 

„Wir machen nicht rum!“, protestierte Haiji, während Kakeru nur ein „In Ordnung“ von sich gab.

„Was auch immer“, sagte Yuki und verschwand, während Haiji Kakeru einen kritischen Blick zuwarf. Darauf lachte der Jüngere nur und nach einigen Sekunden fiel Haiji mit ein.
 

Bis zum Ende ihres Studentenlebens vermehrten sich die Striche auf dem Blatt noch um einiges und würden ein dickes Buch ergeben, wenn man all ihre Berührungen danach mitzählen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Swanlady
2019-02-24T20:33:43+00:00 24.02.2019 21:33
Ein OS über Berührungen, nice! :3 Ich mochte, wie du dargestellt hast, was Berührungen für Haiji und Kakeru im einzelnen bedeuten und wie damit umgehen, wenn es den jeweils anderen betrifft.
Wie viel von dem Zeug mit Haijis Vater ist eigentlich HC? :D Dass Haiji so lernt, seine Gesten zu "verkaufen", finde ich super interessant, wenn auch etwas traurig - wie gut, dass sich das später ändert. Die jeweiligen Berührungsszenen waren sehr unterhaltsam, aber ich sehe schon - du traust Kakeru mehr zu als ich. XD In meiner Vorstellung ist er viel verklemmter, selbst wenn er Haiji versucht irgendwas heimzuzahlen. Deshalb hat mir auch die dezente Rückenberührung mehr gefallen als sein keckes, tatsächlich mutiges Flirten am Ende, aber beides war sehr nett. =D Allein schon, wie sich Haiji fragt, ob er einen Fußfetisch hat, omg, herrlich!! XD Und ich hole mal kurz eine Aspirintablette für Yuki, haha.
Antwort von:  Rix
25.02.2019 00:38
Ich war tatsächlich hiermit etwas unzufrieden, weil ich bei Kakeru irgendwie nicht richtig den Dreh bekommen habe, den ich im Kopf hatte xD Und Haijis Vater ist nach meines Wissens komplett HC? Zumindest kenne ich da keine weiteren Details *lach* Aber ich habe für Haiji und Kakeru eh ganz feste HCs, was ihre Eltern angeht. Und ja, mit dem "Verkaufen" ist traurig, fand ich aber halt auch super interessant. Besonders da Haiji ja auch im Anime sehr gezielt Berührungen und Worte einsetzt und ich mich dann halt gefragt habe, wo er das gelernt haben könnte. Was Kakeru angeht, bin ich so und so. Tatsächlich traue ich ihm zu, was intime Berührungen angeht, eigentlich ziemlich mutig zu sein, sobald er komfortabel damit ist. Daher ist am Anfanng die Rückenberührung dezenter, als später das offene Flirten, da sie da schon vertraut miteinander sind usw. Aber im Generellen denke ich, ist er direkter, sobald er weiß, was Sache ist. Für ihn ist halt nur der Anfang ein riesiges ÄHHHH???? xD
Bzw. Haiji an in meinem Kopf definitiv ein Fußfetisch, weil er eh seltsame Sachen mag xDDDDD


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