Zum Inhalt der Seite

Sir Peter Wolfstöter - Der Prächtige

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der ultimative Krieger

Peter stand wieder in der Eingangshalle. Der Raum hatte sich verändert. Überall flackerte blaues Leuchter in gusseisernen Halterungen. Die ganze Truppe vom Beginn hatte sich erneut versammelt. Ihre Gesichter wirkten anders, nicht mehr ablehnend, sondern freundlich. Sogar der alte Brummelzwerg schenkte Peter ein Lächeln.
 

„Peter“, nickte der Zentaur und trat langsam auf den Adamssohn zu. „Du hast die Prüfungen des Spießrutenlaufes absolviert.“ Lächelnd legte ihm das Mischwesen die Hand auf die Schulter. „Du hast es schneller geschafft, als wir alle. Wofür wir Wochen, wenn nicht sogar Monate brauchten, hast du weniger als einige Stunden deines Lebens opfern müssen.“ Peter lächelte zwar stolz, doch er war auch nervös: Was kam jetzt? Es gab noch so viele Dinge zu lernen. Der Zentaur schien seine Gedanken zu erraten. „Es gibt nichts mehr, was du lernen könntest. Dein Herz ist rein, dein Geist klar, und du bist ein Naturtalent.“ Zustimmendes Raunen kam von den anderen Wesen im Hintergrund. „Aber was ist mit Reiten, Lanzenstechen, dem korrekten Führen eines Schwertes?“ Der Minotaurus im Hintergrund lachte schallend: „Du hast eine ziemlich gute Figur abgegeben im Kampf vorhin. An deinen Schwertkünsten mangelt es sicher nicht.“
 

Im Gleichschritt rückte das Grüppchen enger um Peter zusammen. Sie bildeten einen Kreis, egal ob groß oder klein, und auch der Zentaur wich zurück. Wie aufs Kommando ging die Gruppe auf die Knie, jene mit Waffen, stützten sich am Knauf dieser ab, und neigten ihr Haupt. „Wir werden dir folgen, Peter Pevensie, Erster unter Gleichen, Sohn des Adam, Wolfstöter, König der Könige, der Prächtige.“ Der Junge besah die Respektsbekundungen der einzelnen Wesen mit Ehrfurcht, aber auch mit Stolz. Er hatte es geschafft, und das alleine. Seine Instinkte und sein Herz hatten ihn geleitet, und die richtigen Entscheidungen treffen lassen. Er gehörte jetzt zu ihnen.
 

„Ja, das tust du“, ließ ihn eine Stimme herumfahren. Aslan hockte außerhalb des Kreises und lächelte stolz. Der Löwe schüttelte seine Mähne und stolzierte langsam auf Peter zu. Der Kreis fächerte auf und bildete einen Keil, wobei auch Aslan die gleiche Respektsbekundung erfuhr, wie es bei Peter der Fall war. „Habe ich dir nicht gesagt, dass jegliche Zweifel unbegründet sind?“, fragte die Raubkatze. Natürlich hatte er das, aber es war einfach schwer gewesen, Aslans Worten zu glauben. „Wir alle haben dich aber eins noch nicht gefragt“, fuhr der Löwe fort, und sämtliche Augen richteten sich auf ihn. „Was denn?“, erkundigte sich Peter neugierig.
 

Schweigend hockte sich die Raubkatze wieder vor den Jungen und starrte ihn eine Weile lang an. „Möchtest du überhaupt kämpfen?“ Eine schwierige Frage. Eigentlich hatte Peter nie kämpfen wollen. Er liebte die Natur, die Tiere, den Wald, und verabscheute Gewalt. Jetzt war es aber anders. Er kämpfte ja nicht, um sich einen persönlichen Vorteil zu verschaffen, oder um sich zu durchzusetzen: Er kämpfte für seine Freunde, seine Familie und für Narnia. Die Krieger hinter ihm standen zu ihm, hatten ihn geprüft, ihm gezeigt, dass er das Zeug dazu hatte.
 

„Ja“, antwortete Peter nach einer Weile mit fester Stimme. „Ja, ich möchte kämpfen.“ Aslan verzog keine Miene, als er nachhakte: „Warum möchtest du nun kämpfen?“ War es nicht albern, mit 15 über solche Motive zu diskutieren? Sie als ehernes Ziel anzugeben? Er war doch viel zu jung. „Lass dein Herz sprechen“, ermunterte ihn der Zwerg hinter ihm, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Peter holte tief Luft. Irgendwie hatte er das Gefühl, Aslan noch überzeugen zu müssen.
 

„Als wir hier angekommen sind, wollte ich so schnell wie möglich weg. Narnia war fremd, unwirtlich und unfreundlich. Wir hatten Angst. Die eisige Kralle des ewigen Winters hält dieses Land gefangen, und auch wenn er ein wenig zurückgedrängt wurde, so kann er nie ganz verschwinden, solange die Weiße Hexe ihr Treiben fortsetzt.“ Das klang gar nicht einmal so schlecht. Ermutigt vom zustimmenden Raunen seiner neuen Freunde, setzte Peter fort: „Jetzt ist es aber anders. Ich habe hier Freunde gefunden, Bewohner von Narnia, die an mich glauben, mir vertrauen und mir auch folgen wollen. Ich möchte sie nicht enttäuschen, ich möchte dich nicht enttäuschen Aslan, auch meine Familie nicht, aber vor allem möchte ich mich selbst nicht enttäuschen.“
 

Eine Zeit lang herrschte absolute Stille. Einzig das Knistern der Fackeln durchbrach die unangenehme Ruhe, bis ein ohrenbetäubendes Brüllen die Halle erfüllte. Sämtliche Wesen jubelten Peter zu, und auch Aslan nickte anerkennend. „Peter“, lächelte der Löwe, „du bist sehr mutig und tapfer geworden. Der überhebliche Junge von einst ist einem stolzen, jungen Mann gewichen. Ich bin stolz auf dich.“ Die Wangen des Menschensohns glühten förmlich und er schlug rasch die Augen nieder, um einige Tränen zu verbergen. Peter sah erst wieder auf, als er zwei große Hände an seinen Schultern spürte. Eine gehörte dem Minotaurus, die andere dem Zentauren. „Auch ein Krieger darf einmal Gefühle zeigen“, schmunzelte das Pferdewesen. Peter nickte und sah mit festem Blick zu Aslan.
 

„Ich bin bereit“, sagte er, und der Löwe nickte. „Wir stehen hinter dir, Peter Pevensie“, rief der Chor einstimmig. Aslan brüllte lautstark und die Umgebung verformte sich erneut. Peter wusste, seine Freunde würden ihn nicht physisch in seinem Kampf unterstützen können, aber sie waren da, tief in seinem Herzen. Auch wenn er ihre Namen nicht kannte, so doch einige ihrer Geschichten, ihre Gesichter, ihre Mimik und Gestik. Jeder von ihnen war einzigartig, und er war stolz, als einer von ihnen akzeptiert worden zu sein. Seine Aufgabe würde nicht leicht werden, doch nun war er vorbereitet, und er würde nicht versagen. „Der Prächtige“, hallte es in seinem Kopf wider. Er würde diesem Beinamen gerecht werden, ganz sicher. Mit diesem Gedanken, und einem Lächeln auf den Lippen, wachte Peter auf, bereit, Narnia zum Sieg zu verhelfen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück