Zum Inhalt der Seite

Wings

Wichtel-Geschichte für DragomirPrincess
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Teil 1

„Es ist ja schön und gut, dass wir die Notaufnahme für Gottes Kinder geworden sind, aber ich halte diesen Typen nicht mehr aus!“, Dean knurrte vor sich hin. „So ein verdammter... Bring mir dies, bring mir das, hör auf dich so anzustellen, ich befördere dich gleich in die nächste Dimension oder setze den Sensenmann auf dich... Pah! Ich habe tausendmal die Welt gerettet und den Tod selbst getötet! Du kannst mich mal... Hast du gehört? Du-“

 

„Dean? Mit wem sprichst du?“, mehr als verwirrt betrat Sam die Küche, in der Dean eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank holte, nachdem er sich ein riesiges Sandwich gemacht hatte. „Es ist gerade mal zwölf und du willst schon-“

 

„Ja, will ich! Und das ist nur deine Schuld!“, warf der Ältere seinem Bruder an den Kopf und reagierte auch sogleich auf den irritieren Blick von Sam. „Nur wegen dir haben wir den Teufel in Person bei uns aufgenommen – im Bunker!“

 

„Aber hey... er hat uns im Kampf gegen Amara geholfen und sich mit... Chuck versöhnt. Und nachdem Gott abgehauen ist, können wir ihn doch ni-“

 

„Oh doch! Und wie wir können! Wie oft hat er schon versucht uns umzubringen?! Wir haben mehr als einen guten Grund, ihm einen Arschtritt zu verpassen, damit er verschwinden und in der Hölle landet, soll Crowley sich an ihm austoben!“

 

Warum hatte Dean den neuen König der Hölle denn noch nicht angerufen? Ach ja, der Grund stand genau vor ihm! Sam und sein verdammter Hundeblick waren manipulativer als jeder Dämon der Welt, es jemals sein könnte.

 

„Jetzt beruhige dich doch, Dean. Es ist ja nicht... für die Ewigkeit.“

 

„Ja, weil er irgendwann versuchen wird, uns wieder umzubringen“, schnaubte Dean und trank von dem Bier, dass er sich eben erst aufgemacht hatte.

 

Sam seufzte leicht auf, solange bis eben genannter Teufel in Person auftauchte, mehr oder weniger.

 

„Was soll das für ein Mist sein?!“, fluchend hörte man etwas knallen - nicht nur einmal. Wutentbrannt schien Lucifer Dinge um zu werfen, wegen denen Dean einfach nur genervt aufstöhnte, während Sam erschrocken nach hinten sah. „Hier ist überhaupt kein Platz! Warum steht hier soviel herum!?“

 

„Luci- Lucifer! Was machst du da?!“, fuhr Sam dazwischen, als er aus der Küche gerannt kam und zusehen konnte, wie der Erzengel den langen Tisch einfach zur Seite schob, alle darum stehenden Stühle waren umgefallen und hatten wohl die knallenden Geräusche ausgelassen. „Was soll das denn?“

 

„Ich brauche Platz! Was ist daran so schwer zu verstehen, Winchester!?“, zischte Lucifer als Antwort und trampelte mehrere Male auf und ab, immer noch ziemlich gereizt wie es schien, bevor er die Arme in die Luft warf und irgendwas vor sich hin knurrend von Dannen zog.

 

„Was zur Hölle...“

 

„Wir hätten ihn gar nicht erst aufnehmen sollen!“, merkte Dean an, der entnervt zu dem Chaos sah.

 

„Meinst du Lucifer hat so etwas wie... Klaustrophobie?“

 

„Klar, weil der Bunker so winzig und beengend ist. Soll er abhauen, wenn es ihm zu eng ist hier...!“

 

Sam bemerkte deutlich das sein Bruder äußerst gereizt war und fragte sich gleichzeitig, wo Castiel war – wenn Jemand Dean runter bringen konnte, dann jawohl der Engel, der ihn aus der Hölle gezogen hat. „Wo ist Cas?“

 

„Er meinte, dass er irgendwas besorgen müsste, keine Ahnung...“, brummte der Ältere.

 

Sam hoffte das Castiel keinen Mist anstellte, auch wenn er mit der Zeit immer mehr dazu gelernt hatte, was Menschlichkeiten anging, benahm er sich manchmal eben ganz anders – unmenschlich. Auf eine Art, die Sam meist ganz amüsant fand, aber auf andere Menschen sehr seltsam wirkte.

 

„Vielleicht werde ich mal... mit Lucifer reden“, sagte Sam, mehr zu sich selbst redend.

 

Dean schnaubte nur verächtlich. „Klar doch, spiel Psychologen für den Mistkerl, ist ja nicht so, als hätten wir das schon durch gemacht, um ihn mit Daddy zusammen zu führen.“

 

Der wieder abgehauen war. Wie so oft... auf Gott konnte man sich eben nicht verlassen. Sam machte sich auf den Weg zu dem Zimmer, dass sie Lucifer mehr oder weniger überlassen hatten. Schlafen musste der Erzengel natürlich nicht, dennoch verbrachte er die letzten Tage fast durchgängig im Zimmer, von der schlechten Laune hatte Sam kaum was mitbekommen, Dean dafür offensichtlich umso mehr. Mutig klopfte er an die Tür und lauschte hinein, konnte aber keine Geräusche vernehmen.

 

„Lucifer?“, fragte er und kam sich inselben Moment wie ein Vater vor, der sich um seinen Sohn sorgte – und das weckte unangenehme Gefühle, bedachte man, was Sam ihn im Käfig angetan hatte, oder auch so ganz allgemein, selbst wenn viele Qualen außerhalb vom Käfig, mit Halluzination zu tun hatten. „Hey Lucifer? Bist du da drin-“

 

„Hau ab! Fahr zur Hölle!“

 

Seltsam von einem Erzengel oder dem Teufel selbst zu hören...

 

„Aber... wir sollten... na ja... reden?!“, er klopfte erneut gegen die Tür und versuchte sie anschließend zu öffnen, aber die Tür ließ sich nicht aufdrücken. „Lucifer?!“ Oh ja, er war so was von der Vater in diesem Moment. Und Lucifer in voller Pubertät.

 

Sam wollte noch ein weiteres Mal gegen die Tür hämmern, aber bevor das passierte, sah er am Ende des Ganges Dean stehen, der neben seinem Kopf den Finger drehte und damit symbolisierte, dass er etwas oder jemanden völlig verrückt fand. Sam sah nochmal zur Tür, bevor er den Gang nach unten ging, um irgendwann wieder im Hauptraum aufzutauchen. Castiel stand mittlerweile ebenfalls hier.

 

„Wieso habt ihr umgeräumt?“, harkte der Engel nach.

 

„Das war Lucifer“, Dean verdrehte die Augen.

 

„...Oh“, mehr sagte Castiel nicht dazu, stattdessen ging er in die Küche.

 

Sam warf einen verwirrten Blick in Dean's Richtung, folgte dann aber sowohl dem Engel, als auch seinem älteren Bruder. In der Küche selbst fand er eine seltsame Auswahl an Nahrungsmitteln und Gegenständen. Irritiert betrachtete er eine UVB-Lampe und eine Flasche mit einer fragwürdigen Flüssigkeit. „Äh... Was... ist das?“

 

„Bürzeldrüsen-Öl“, antwortete Castiel, als wäre das ganz normal und drückte Dean schließlich ein Messer und ein paar der unzähligen Gurken in die Arme. „Das ist für Lucifer.“

 

„Okay, aber... wie soll das Lucifer helfen?“, harkte Dean nach. „Und was soll ich mit den Gurken?“

 

„Schneid sie, die Gurken werden ihm helfen! Genauso wie der Brokkoli und der Rest hiervon!“, teilte Castiel mit und wirkte dabei so stolz, als hätte er eine Schlacht gewonnen.

 

„Cas... Jetzt sag uns schon, was hier los ist!“, forderte Sam nun deutlich auf. „Ich meine... wieso sollte Lucifer eine UVB-Lampe helfen? Oder Gurken und Brokkoli? Und... wieso sollte Bürzeldrüsenöl helfen?“

 

„Ganz einfach, Lucifer steckt in der Mauser“, erklärte Castiel schließlich. „Ich dachte ihr wüsstet das.“

 

„Moment mal“, Dean legte die Gurken, samt Messer zurück auf den Tisch. „Mauser? Lucifer... mausert sich? Wie... also... Hä?“

 

Sam wirkte ähnlich irritiert wie sein Bruder, auch wenn es nach kurzen Bedenken, doch nicht völlig unlogisch klang.

 

„Dean, Sam, wir Engel besitzen Flügel“, fing Castiel an zu erläutern. „Seit dem Fall... sind bei mir, sowie allen anderen Engel, die Flügel fast vollständig zerstört wurden, bei uns ist die Mauser... nun... sie findet nicht mehr so statt, wie im Normalfall“, er leckte sich über die Lippen, obwohl er ein Engel war, sah man ihm gerade ganz deutlich an, wie schwer es ihm fiel darüber zu sprechen und es passierte ein Wunder – denn Dean schien es auch zu merken und legte einen Arm um den Engel, klopfte ihm auf die Schulter. „Wie auch immer... Lucifer besitzt seine Flügel, er war nicht vom Fall betroffen, dass bedeutet sein Federkleid ist vollständig und die Mauser läuft wie in der Regel ab.“

 

„Aber Lucifer fiel auch. Damals, als Gott ihn aus dem Himmel warf...“, merkte Sam an.

 

„Das ist nicht damit zu vergleichen. Lucifer wurde in den Käfig gesperrt, nach einem Kampf gegen Michael und Gott, es war kein... Fall, wie bei uns anderen Engel“, erläuterte Castiel. „Wie auch immer, die Mauser ist eine anstrengende Zeit, in der wir uns normalerweise zurück ziehen, meist mit einem vertrauten Engel, der einen unterstützt. Vermutlich hatte Lucifer schon lange nicht so viele Personen wie im Moment um sich, während einer Mauser, dass wird ihn überfordern. In der Mauser sind wir reizbarer als sonst und fühlen uns schnell eingeengt... Es ist ein unangenehmer Vorgang, aber unausweichlich“, redete Castiel weiter. „Er braucht jetzt viel pflanzliches Eiweiß, Gurken und Borkkoli helfen besonders gut. Unsere Flügel verbreiten zwar selbstständig Bürzeldrüsen-Öl, aber es extra zuzuführen wird auch helfen und entspannen, genauso wie die Strahlen der UVB-Lampen. Im Moment wird Lucifer nicht nach draußen gehen wollen, weil wir während einer Mauser... nun, verletzlicher sind.“ Und jeder der Lucifer kannte, wusste das dieser sich nicht verletzlich zeigen wollte oder würde. „Nun müssen wir nur noch hoffen, dass Lucifer die Hilfe von uns... oder von einem von uns annimmt. Ansonsten bedeutet das, wir müssen seine Reizbarkeit aushalten.“

 

„Und wie lange würde das dauern?“, fragte Dean nach.

 

„Das kann man nicht so genau sagen. Vielleicht nur eine Woche, vielleicht auch einen Monat“, Castiel zuckte mit den Schultern, ehe er beide Brüder abwechselnd immer wieder ansah. „Also, einer von uns muss zu ihm gehen.“

 

„Hah! Das macht mal unter einander aus“, schnaubte Dean, ehe er Castiel am Arm packte und an sich zog. „Oder nein, lass das Sammy machen. Der wollte unbedingt Lucifer hier haben“, sagte er und zog den Engel dicht an sich, legte die Arme über die Schultern des übernatürlichen Wesen, welches beinahe etwas hypnotsiert von dem Jäger wirkte. „Und wir... vergnügen uns anders.“

 

„Oh Dean... Bitte“, würgte Sam, verzog das Gesicht angewiedert. Er freute sich ja für sinen Bruder, dass er endlich zu seinen Gefühlen stand, nachdem Castiel so lange von Lucifer besetzt wurden war, aber mussten sie das so offen vor ihm austragen?

 

„Sieh halt weg, Sammy“, fuhr Dean ihn an, bevor er seine Finger in das Haar seines Engel vergrub und ihre Lippen auf einander knallen ließ, dass Sam befürchtete, sie würden sich dabei verletzen.

 

„Ich verschwinde...“, brummte Sam und wollte sofort gehen.

 

„Sam! Vergiss die Lampe nicht! Und das Öl! Oder die Gurken!“, rief ihm Castiel nach, daneben hörte er deutlich unzufriedene Geräusche von Dean, aber bei einem Blick verzog Sam erneut das Gesicht.

 

„Kontrollier dich Dean!“, knurrte er, er musste oft genug mitansehen wie Dean mit Mädchen rumgemacht hatte, aber diese Bilder würde er niemals los werden, Dean hing bereits am Hals des Engels, welcher auf den Tisch deutete.

 

„Wenn du es zu ihm scha-schaffst... Dean, warte kurz“, Castiel versuchte sich aus den Armen zu lösen, hatte dabei aber keine Chance. „Du musst sein Federkleid säubern, mit Wasser, kein Shampoo oder dergleichen! Aber davor musst du mit den Händen versuchen erst einmal alle lockeren Federn herauszufischen und dergleichen... Lucifer wird das dir sicher auch erklären.“

 

„Jaja, verstanden...“, murmelte Sam mit dem Rücken zu dem glücklichen Pärchen. Er stopfte alles vom Tisch in einen Beutel und suchte schnell das Weite, gerade rechtzeitig wenn er die Geräusche richtig deutete.

 

Diese Honeymoon-Phase war extrem, so etwas hatte er bei Dean niemals erwartet, aber sobald Castiel in der Nähe war, hingen sie aneinander und schienen die verschwendete Zeit nachzuholen, in der jeder gemerkt hatte, was Sache war – außer den Betroffenen selbst. Sam wäre gerne dabei gewesen, als Dean und Castiel endlich einander gesagt hatten, was los war. Wobei, vermutlich hatten sie es nicht gesagt, er konnte sich vorstellen, dass Dean einfach über seinen Engel hergefallen war und dieser hatte es zugelassen.

Aber darüber sollte er sich nicht zu sehr den Kopf zerbrechen, stattdessen stand er wieder vor der Tür von Lucifer, aus der man immer noch nicht vernehmen konnte. Sam klopfte wieder an, sobald er die Lampe unter den Arm geklemmt hatte.

 

„Lucifer?! Ich bin es“, schon wieder. „Cas hat Zeug mitgebracht was dir... helfen soll!“

 

„Wobei denn?!“, man hörte deutlich den knurrigen Unterton von der anderen Seite der Tür.

 

„Für deine Mauser“, erklärte Sam, nicht ganz so sensibel, wie er normalerweise war. Aber vermutlich kam man mit Sensibilität nicht bei Lucifer weiter. „Er meinte auch, du könntest dabei Hilfe gebrauchen, für deine Flü-“

 

Mitten im Wort brach Sam ab, als sich tatsächlich die Tür vor seinen Augen öffnete und Lucifer – in altbekannter Hülle von Nick – vor ihm auftauchte. Die grau-blauen Augen schenen wütend und zeitgleich müde zu funkeln, offenbar war so eine Mauser, selbst für einen Erzengel eine sehr anstrengende Angelegenheit

 

„Ich könnte dir helfen“, sagte Sam anschließend. „Dabei deine Flügel zu reinigen, damit sie es leichter haben...“

 

Sam hatte noch nie die Flügel eines Engels gesehen und er fragte sich, ob das bei Dean anders war. Natürlich gab es da diese Abbildungen in Schatten oder wenn ein Engel starb, aber das waren nicht die realen Flügel, zum sehen und fassen. War es überhaupt möglich, die Flügel für einen Menschen sichtbar zu machen?

 

„Vergiss es“, zischte Lucifer eingeschnappt. „Ich lasse keinen an meine Flügel, schon gar nicht einen Menschen!“

 

„Nun, ich könnte Castiel herholen“, schlug Sam vor, hoffte aber darauf, dass Lucifer nicht darau pochte – denn was da gerade in der Küche ablief, wollte er wirklich nicht zu Gesicht bekommen und Dean wäre außerdem auch mit hoher Wahrscheinlichkeit sauer, wenn Sam bei seinem Liebesspiel störte.

 

„Ich brauche keine Hilfe! Verschwinde einfach!“, Lucifer knallte die Tür zu – oder wollte es zumindest.

 

Wagemutig wie Sam war, stellte er seinen Fuß schnell dazwischen und verzog das Gesicht, die Kraft eines Erzengels war höher beim Tür zu schlagen. „Laut Cas, bevorzugen es Engel bei der Mauser einen... Vertrauten bei sich zu haben und wenn ich dich daran erinnern darf, habe ich mich dafür eingesetzt, dass du überhaupt hier bleiben darfst, also...“

 

„Also glaubst du, du wärst eine vertraute Person für mich?“, schaubte Lucifer.

 

„Nein, aber ich glaube, dass du mir vertrauen solltest... außerdem sind Cas und Dean gerade andersweitig beschäftigt und ich kann mir nicht vorstellen, dass du länger als nötig im... momentanen Zustand bleiben willst. Castiel meinte es wäre äußerst unangenehm und kräfteraubend und Dean ist schon so gereizt, dass er bereit ist, dich mit einem Arschtritt aus dem Bunker zu werfen – und außerhalb vom Bunker, gibst du sicherlich ein leichtes Ziel im Moment ab.“

 

Offenbar musste er Lucifer etwas dazu zwingen, ihn rein zu lassen. Auch wenn es Sam nicht so wichtig sein sollte, immerhin waren es Lucifer's Flügel und früher oder später würde dessen miese Laune sicherlich vergehen – aber bis dahin könnte es auch zu einem Mord im Bunker kommen, oder einer neuen Apokalypse...

Lucifer grummelte unverständlich vor sich hin, vielleicht enochisch, vielleicht auch englisch und einfach vollkommen genuschelt. Aber er machte einen Schritt zur Seite und öffnete die Tür wieder, zufrieden betrat Sam das Zimmer, was totales Chaos preigab. Umgeworfene Möbel, die Bettwäsche lag in einer Engel geknüllt, Lucifer schien hier gewütet zu haben, offenbar fühlte er sich wirklich eingeengt hier.

 

„Was ist das alles für Zeug...“, misstrauisch beäugte Lucifer alles, was Sam angeschleppt hatte.

 

„Cas meinte du bräuchtest UVB-Strahlen, dafür ist die Lampe da. Und die Gurken und das Brokkoli, soll dir auch helfen und das ist... Bürzeldrüsen-Öl“, erklärte Sam schulternzuckend, der Erzengel wirkte nicht sehr überzeugt davon, dennoch stöpselte Sam die Lampe in der Nähe vom Bett an - die Stühle sahen nicht mehr so aus, als könnte man auf ihnen sitzen. „Ich besorge noch eben Wasser, zum... waschen“, Sam konnte sich absolut nicht vorstellen wie das ablaufen sollte, aber Lucifer nickte lediglich angespannt.

 

Also ging er los, suchte das Bad auf und füllte einen Eimer mit Wasser, da er nicht wusste wie er die Federn waschen sollte, packte er einfach alles von Lappen bishin zu Bürste ein und füllte zur Sicherheit noch einen zweiten Eimer mit Wasser, bevor er damit zurück ging und von imposanten Flügeln begrüßt wurde. Sam erstarrte in seiner Bewegung, während er nicht anders konnte, als auf die großen, reinweißen Flügel zu starren, bei denen man erst auf dem zweiten Blick erkannte, dass sie nicht mehr so rein waren, wie sie wohl sollten. Die obersten Flügel waren genauso breit wie das Zimmer und Lucifer musste sie sicherlich etwas einziehen, um nicht alles umzureißen. Auf jeder Körperseite befanden sich vier Flügel, die obersten waren auch die Breitesten, die untersten warem am kürzesten, lagen recht nahe am Körper an.

Und Sam war einfach völlig beeindruckt.

 

„Bist du dann fertig mit spannen...“, unzufrieden grummelte Lucifer vor sich hin und verschränkte die Arme vor der Brust, die Flügel plusterten sich leicht auf, vermutlich auf eine bedrohliche Art.

 

Aber Sam konnte nichts anderes denken, als dass diese Flügel das schönste waren, was er jemals in seinem Leben hatte sehen dürfen. „Entschuldige...“, hüstelte Sam dennoch. „Ich habe nur... nicht hiermit... na ja... gerechnet.“ Wenn er ehrlich war, hatte er alle Gedanken an Engel und ihre Flügel verworfen, als er bemerkt hatte, dass eigentlich alle Engel totale Arschlöcher waren. Und bei Lucifer hatte er sowieso nicht mehr an Flügel gedacht, selbst wenn es natürlich ganz logisch war, dass der Erzengel welche besaß.

 

„Wie du meinst...“, Lucifer zog die Flügel ein, während er sich auf das Bett setzte, so dass die UVB-Strahlen direkt auf seinen Körper trafen.

 

Auch wenn der Erzengel zu versuchen schien, es für sich zu behalten, hörte Sam das genießende Seufzen – offenbar hatte Castiel nicht ganz unrecht damit, dass die UVB-Strahlen hilfreich waren, und auf den Lippen des Menschen stahl sich ein winziges Lächeln. Dann stellte er die Wassereimer am Rand ab, schloss die Zimmertür und trat ebenfalls auf das Bett, um sich hinter Lucifer zu knien, diese Situation war paradox.

 

„Okay ähm... soll ich einfach damit anfangen die losen Federn heraus zu fischen?“

 

„Ja.“

 

Sam war sich ziemlich sicher, dass sich Lucifer anspannte, nicht nur die Hülle von ihm, sondern auch die Flügel wirkten so, als wären sie bereit für einen Kampf, was totaler Unsinn war. Er versuchte herauszufinden, wo er am besten anfangen sollte und entschied sich schließlich für die obersten Flügel, für die er sich auf den Knien etwas aufrichten musste, um ran zu kommen. Vorsichtig fuhr er mit den Fingern zwischen die Federn, die weich waren, sich fast eiskalt anfühlten und unglaublich glatt, eine Gänsehaut stahl sich an seinen ganzen Körper, nur wegen dieser kleinen Berührung. Es war ein unglaubliches Gefühl.

Schluckend konzentrierte er sich weiter darauf, diese Berührung nicht zu sehr zu genießen, sich darauf zu konzentrieren, die losen Federn aus den Flügeln zu fischen. Immer wieder strich er sanft hindurch, alle Federn die er heraus ziehen konnte, landeten neben ihm auf den Bett.

Umso länger er daran arbeitete, umso mehr schien sich Lucifer zu entspannen, die Flügel sanken etwas und wirkten nicht mehr so angespannt oder aufgeplustert und auch körperlich schien der Erzengel nicht mehr daran zu glauben, in Gefahr zu sein, durch Sam.

 

Sam wusste nicht ob es normal war, während so einem... Prozess zu schweigen, darüber hatte Castiel kein Wort verloren – andererseits hatte er nicht viel erklären können, wegen Dean und dessen Sextrieb. Er schwieg auf jeden Fall, genauso wie Lucifer. Er nahm sich jeden Flügel vor, die Zeit verging dabei wie im Flug und er konnte nicht sagen, wie lange er schon hier kniete, hinter Lucifer. Insgesamt acht Flügel verbrauchten nun mal viel Zeit und da war er nur von hinten fertig – er musste sicherlich auch nochmal vor Lucifer kniend an die Flügel ran, damit sich wirklich nichts mehr verfing. Das Bett war voller samtweicher, weißer Federn, selbst der Boden war voll davon. Sam wusste noch nicht so genau, was sie mit den Federn tun sollten, er war sich relativ sicher darin, dass Erzengel-Federn für den einen oder anderen gefährlichen Zauber verwendet werden könnte. Dumpf erinnerte er sich daran wie Castiel vor einigen Jahren mal, für eine Zeitreise eine feder von sich selbst benötigt hatte, was konnte man also mit der Feder von Lucifer anstellen?

 

„Okay, ich bin soweit fertig“, sagte er schließlich, als er nochmal – wohl mehr dem eigenen Wohlgefallen wegen, als einer richtigen Kontrolle – durch die Flügel gestrichen hatte.

 

Es dauerte einen Moment bis Lucifer reagierte und dann kam auch nicht mehr als ein schwaches „Hm“, von dem gefallenen Erzengel.

 

„Willst du dich vielleicht umdrehen? Damit ich nochmal von vorne drüber gucken kann?“, harkte Sam nach und rutschte etwas weg, er sammelte eine der Feder auf und drehte sich zwischen zwei Finger, strich darüber und musste mal wieder feststellen, dass sie unglaublich weich waren und dennoch eine seltsame Kraft verströmten. Während er sie betrachtete, hatte Lucifer sich tatsächlich umgedrehte und saß im Schneidersitz vor ihm, etwas das ihm wohl weniger gefiel.

 

„Was?! Warum starrst du die Feder so an?“, grummelte er offensichlich immer noch gereizt.

 

„Ach ähm... hat keinen speziellen Grund“, sagte Sam und legte die Feder zurück zum Rest, um sich links neben Lucifer zu knien um dort wieder mit den Flügeln anzufangen, teilweise plusterten sie sich auf oder lagen einfach völlig ruhig da.

 

Lucifer verdrehte derweil die Augen. „Von wegen kein spezieller Grund, gib es doch einfach zu – meine Flügel sind wunderschön!“ Etwas worauf der Teufel in Peron wohl wirklich stolz zu sein schien.

 

„Ja sind sie“, erwiderte er ernster, als geplant, aber darüber konnte man nicht lügen. „Sehen alle Flügel von euch gleich aus?“

 

„Nein“, Lucifer schüttelte leicht den Kopf. „Alle Flügel sind verschieden, sowohl in der Farbe, als auch in der Form. Manche sind eher auf Schnelligkeit ausgelegt, andere auf Kraft und wieder andere auf Verteidigung – momentan gilt wohl bei keinem Engel etwas davon zu“, schnaubte der Erzengel offensichtlich amüsiert darüber, dass seine Brüder und Schwester gefallen waren und deshalb ihre Flügel verloren hatten. „Aber so oder so, meine sind die schönsten.“

 

Sam schmunzelte etwas, als er den fast schon arroganten Tonfall heraushörte. Er zweifelte keine Sekunde lang daran, dass Lucifer es völlig ernst meinte, aber der gefallene Engel war ja ohnehin sehr von sich überzeugt. Es war wirklich Ironie pur, dass der erste gefallene Engel, seine Flügel immer noch besaß.

Er streichelte mehrmals, öfter als notwendig, über das weiche, glatte Federkleid, aber es machte fast schon süchtig danach, die Hände darin zu versenken und immer wieder sanft drüber hinweg zu streichen. Sam musste sich immer wieder dazu zwingen, die Finger weiter wandern zu lassen, er streichelte Federn glatt, schob sie wieder in Position und zupfte hier und da eine lose Feder hinaus, um sie ebenfalls zur Seite zu legen.

Jetzt wo Lucifer direkt vor ihm saß, mit dem Gesicht zu ihm gerichtet, da war es seltsam, an den Flügel zu arbeiten, weil er die Blicke ab und an auf sich spürte, wenn Lucifer sie nicht entspannt geschlossen hielt.

 

Viel musste Sam nicht mehr an den linken Flügeln richten, also konnte er schließlich auf die andere Seite von Lucifer rutschen, der das mit intensiven Blicken beobachtete, bevor er sich wieder entspannte. Sam schob die Federn vorsichtig weg, die auf dem Bett verteilt lagen, einfach aus dem Grund, dass er sie nicht... ja, zerstören wollte? Er war aus irgendeinem Grund sehr respektvoll und das gegenüber losen Federn.

Er zerbrach sich den Kopf nicht darüber, stattdessen kümmerte er sich jetzt um Lucifer's rechte Flügel. Sobald er auch daran mehr Zeit als nötig verbracht hatte, holte er den Eimer Wasser zum Bett und überlegte, wie er am besten das Federkleid mit dem Wasser säubern sollte, Lucifer beobachtete ihn aufmerksam und anhand der aufgeplusterten Flügel, glaubte Sam zu erkennen, dass der Erzengel nicht auf Sam's Fähigkeiten vertraute – tat dieser ja auch selbst nicht. Schließlich nahm er sich aber den Lappen, wringte ihn über den Eimer aus und beugte sich vorsichtig an den ersten Flügel, um genauso vorsichtig mit dem feuchten Lappen über die Federn zu streichen. So war es jedoch unmöglich alles zu erfassen, außer er nahm sich wirklich Feder für Feder vor, aber das würde dann Tage dauern.

 

„Es wäre einfacher“, brummte Lucifer, sehr widerwillig offensichtlich. „Wenn du deine Hände nur nass machst.“

 

„Oh... okay“, nickte Sam schließlich, der Lappen kam also weg und stattdessen tauchte er seine Hände ind kühle Wasser, bevor er sie tropfend wieder den Flügel zurichtete und wirklich damit begann, sanft mit den Fingern, durch die Federn zu streichen, bis sie etwas feucht wurden. Auch das würde sicherlich Stunden brauchen, aber sobald er die Federn mit den Fingern berühren konnte, empfand er diese Gedanken an stundenlange Arbeit an Lucifer's Flügel als sehr angenehm.

Die Federn schienen den kleinsten Tropfen an Wasser von seinen Händen aufzusaugen, äußerlich veränderten sich die Federn nur ein dezentes bisschen, man erkannte nur beim genauen Hinsehen einen Unterschied, dass die Federn durchaus sauberer wurden und auf ihre Art etwas gesünder wirkten. Eventuell bildete sich Sam das auch nur ein, aber er war gerade auch unglaublich fixiert auf die Flügel des Erzengel.

Er nahm sich alle Zeit der Welt, um das Wasser zu verteilen, konnte sich irgendwann aber doch kein gähnen mehr verkneifen, er wollte nicht wissen, wie viel Zeit er schon hier mit Lucifer verbrachte.

 

Größtenteils verschwiegen.

Sam suchte zwar nach Themen, aber beim näheren Überlegen, war er sich sicher, dass die Themen ins Leere gehen würden oder unangenehm werden würden.

Aber dann sprach er doch was an, auch um sich selbst wacher zu halten.

 

„Was hältst du eigentlich von Dean und Cas?“, harkte er also nach. Viel erwartete er davon nicht, immerhin war es offensichtlich das Lucifer zumindest Dean nicht ausstehen konnte und was da mit Cas war... Sam glaubte an nichts Positives.

 

„Ich nehme an, du meinst die Beiden zusammen, in dieser... Beziehung oder was sie glauben da zu führen“, erwiderte Lucifer und sah wieder aufmerksam zu ihm. „Ein Mensch und ein Engel? Das wird nie zusammen passen. Castiel wird niemals sterben und das wird früher oder später zum Problem. Und selbst wenn nicht das zum Problem wird, spricht einfach alles gegen diese... Beziehung. Ein so mächtiges Wesen wie ein Engel, sollte keinen Menschen lieben.“

 

„Spricht da der Hass gegen die Menschheit aus dir?“, harkte Sam nach. „Ich erwähne es ja nur ungern, aber du lässt einen Menschen gerade an deine Federn ran und laut Cas ist das nicht selbstverständlich.“

 

„Du bist was anderes.“

 

„Was anderes?“, wiederholte Sam fragend.

 

„Du gehörst mir.“

 

Sam war über die Worte für einen Moment so... überrascht und erschrocken, dass er für einen Moment die Luft anhielt und die Flügel noch mehr anstarrte als sonst. Schließlich fing er sich aber wieder, dass kribbelnde Gefühle in seinem Körper einfach ignorierend. „Ich gehöre dir nicht, Lucifer.“

 

„Pff“, schnaubte der Erzengel und sah mit so viel Selbstsicherheit zu ihm, dass Sam kurzzeitig das Bedürfnis hatte, schnell das Weite zu suchen. „Doch. Tust du. Schon immer.“

 

Schon immer. So ein Blödsinn. Sam entschied, dass es vermutlich doch besser war zu schweigen, während er die Flügel weiterhin säuberte. Ein Blick ins Gesicht von Lucifer, zeigte ihm nicht nur das er die Augen wieder geschlossen hatte, sondern auch das er grinste. Offensichtlich hielt der Teufel in Person an seinem Besitzanspruch fest.

 

„Okay, also die Beziehung von Dean und Cas steht laut deiner Meinung, unter keinem guten Stern?“

 

„Richtig.“

 

„Aber Cas meinte, Dean und er hätten eine tiefe Verbindung, weil er ihn aus der Hölle gezogen hat.“

 

„Hmpf...“, brummte Lucifer und öffnete die Augen wieder. „Ja, ich weiß. Es war echt nervig, als ich in Castiel gesteckt habe. Immer dieser Drang Dean zu berühren...“, er verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf darüber.

 

Sam erinnerte sich sehr gut daran, wie Castiel immer viel zu dicht bei Dean aufgetaucht war, die tiefen Blicke musste man sicherlich nicht erwähnen, aber an viele Berührungen – abgesehen von der einen oder anderen Umarmung – erinnerte er sich nicht. Was wohl besser so war, wenn er daran dachte, wie Dean in der Küche schon halb über Cas hergefallen war.

 

„Wir haben keine solche Bindung“, merkte Sam an.

 

„Woher willst du das wissen? Ihr Menschen checkt es doch nicht einmal, wenn ihr verliebt seid, oder willst du mir sagen, dein Bruder ist in Castiel... verliebt, seid er seinen Körper für sich hat?“, schnaubte Lucifer.

 

„Also haben wir eine solche Bindung.“

 

„Das habe ich nicht gesagt.“

 

„Aber auch nicht vernei- ähm... Lu-Lucifer... Deine Flügel!“

Sam wagte es nicht, seine Finger zurück zu ziehen, die Federn hatten sich im Grunde verselbstständigt und hielten seine Hand an Ort und Stelle fest. Er wusste nicht, ob er seine Finger zurück ziehen konnte, ein vorsichtiger Versuch wirkte so, als würden die Federn sich fester um seine Hand schließen, was wirklich extrem skuril aussah. Die reinweißen, leicht feuchten Federn schlangen sich fast schon um seine Finger.

 

Der Erzengel grummelte lautstark, Sam wusste nicht ob er etwas tat oder nicht, aber schließlich legten sich de Finger von Lucifer um sein Gelenk und die andere Hand schob die Federn weg, die langsam abließen.

 

„Was war das?“, fragte Sam nach.

 

„Nichts.“

 

„Nichts? Also passiert so etwas häufiger?“

 

„Nein.“

 

„Nein?“

 

„Nein.“

 

Sam sah Lucifer an, der aber nur böse zurück starrte, also akzeptierte er die Antwort einfach und tauchte seine Hände wieder ins Wasser, bevor er anfing durch die Federn zu streicheln, genauso wie sie sich wieder anschwiegen, kam es zwischendurch immer nochmal wieder vor, dass die Federn sich doch festhielten, allerdings nicht so fest wie beim ersten Mal, so dass Sam seine Finger selbstständig lösen konnte.

 

„Okay, das reicht!“, sagte Lucifer plötzlich und stand einfach auf.

 

„Aber... ich bin doch noch gar nicht.... was ist denn los?“

 

„Raus hier!“

 

Sam sah einfach völlig aus dem Konzept gebracht zu dem Erzengel, der ihn knurrend an der Schulter packte und mehr als grob aus dem Zimmer schmiss. Sam war nach wie vor ziemlich verwirrt. Von einem Moment auf den anderen war alles gekippt und er wusste absolut nicht, was los war.

 

„Hey Lucifer!“, er klopfte an die Tür. „Was ist denn los?! Lucifer?!“ Er seufzte leise auf, irgendwie schien der Erzengel nicht darauf erpicht zu sein, mit ihm zu reden.

 

Den restlichen Tag vertrieb Sam sich in der Bibliothek, er dachte nicht weiter über Lucifer's seltsames Verhalten nach – immerhin hatte Castiel erklärt, dass Engel sich während der Mauser seltsam verhielten – gereizter und Lucifer war sowieso immer gereizt. Dennoch nahm er es sich vor, Castiel danach zu fragen... wenn dieser mal wieder ansprechbar war und Dean ihn raus ließ.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück