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Imhotep

von

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Der ehrgeizige Geliebte

Sinnend stand Imhotep an der Balustrade in seinem palastartigen Wohnhaus nahe der Nekropole von Abydos und schaute hinaus in den flirrenden Wüstensand.

Neben ihm kniete Katano, sein Leibdiener... und sein Liebhaber.

Es war der Tag, an dem die Arbeiten des zweiten größeren Bauwerkes seines Lebens, der Pyramide des Sechemchet, beendet waren.

Ein großer Tag in seinem Leben,

Und doch...
 

„Katano“, sagte er, „mein Lieber, wir haben es geschafft. Unsere Aufgabe ist erledigt.“

Katano schwieg mit gesenktem Haupt.

Imhotep ließ die Hand liebevoll durch das Haar des Kauernden gleiten.

„Du, mein Diener, mein Geliebter, hast mich so sehr unterstützt. Ich hätte es nicht ohne dich geschafft.“

Der Diener hob den Kopf.

„Wir sind darüber alt geworden... nun, du bist alt geworden...“

Und das stimmte. Katano war grau und gebeugt, die Last der Jahre war ihm anzusehen.

„Es wird...“, sagte Imhotep und schluckte bedauernd, „es wird ein Abschied kommen, es ist nicht zu vermeiden...“

Der Diener räusperte sich.

„Das muss nicht sein...“, sagte er leise, so dass Imhotep es gerade noch hören konnte.
 

Der Baumeister wusste, worauf sein Geliebter anspielte.

Er war ein Goa'uld, Katano war ein Mensch. Doch er hatte schon mehrfach gesagt, dass er bereit wäre, Wirt für einen Goa'uld zu sein. Ja, sein Körper war alt, hinfällig; doch Imhotep besaß einen Sarkophag, und es wäre doch ein leichtes...

„Du weißt, dass das nicht so einfach ist“, sagte der Bauherr. „Du weißt, was es aus den meisten macht, und das lasse ich nicht zu.“

„Ich verstehe es nicht“, flehte Katano. „Du bist doch auch nicht so, wie deine Brüder... du bist nicht böse...“

„Mag sein“, sagte Imhotep. „Doch ich bin eine Ausnahme, bisher jedenfalls, und ich habe trotz all meines Wissens nicht herausfinden können, warum. Und wer weiß schon, was der Sarkophag mit mir in Zukunft noch macht... sollte ich jemals werden wie sie, sollte ich je Anzeichen dafür bei mir feststellen, werde ich mich töten.“
 

Sie schwiegen.

„Ich möchte das Risiko eingehen! Bitte!“, flehte Katano erneut.

„Ich möchte sein wie du! Ich möchte leben, und ...ich möchte nicht mehr knien.“

Erstaunt blickte Imhotep auf seine Geliebten.

„Du weißt“, sagte er, „dass du hier, in unseren vier Wänden, wenn wir allein sind, schon lange nicht mehr vor mir knien musst.“

„Das meine ich nicht. Hier tu ich es gern, es regt meine Lust an, das für dich zu tun, und deine auch...“

Imhotep lächelte und nickte. In der Tat.

„Nein, ich meine da draußen. Wo ich dein Diener bin. Nur dein Leibdiener, den du töten könntest oder verkaufen. Nicht viel mehr als ein Sklave.“

Katanos Augen blitzten.

„Ich will nicht länger dienen. Ich will herrschen! Ich will, dass andere sich vor mir zu Boden werfen, im Staub kauern und meine Befehle fürchten!“
 

Imhotep erschauderte. So war es doch nicht.

„Das ist der falsche Weg“, sagte er, „Macht um der Macht willen schadet nur, sie macht dich nicht reich, nur böse...“

Katano schnaufte. Dann stand er auf. Stellte sich breitbeinig hin, die Hände in die Hüften gestemmt.

„Du willst also zulassen, dass ich sterbe, und du machst weiter?“

Imhotep seufzte.

„Ich werde um dich trauern, Geliebter. Ich habe meinem Körper erlaubt, zu altern, ich werde einen neuen Wirt finden, jemand, der krank ist oder verletzt, und dem es eine neue Chance bietet, mich, den Goa'uld in sich zu tragen, jemand der sonst stürbe...“

„Und wenn sich niemand findet? Dann überwältigst du einfach ein wehrloses Opfer?“

„Nein!“ Imhoteps Antwort war scharf und laut.

„Nun“, sagte Katano, „ich würde so handeln.“ Und sein Blick war arrogant, so wie er es schon oft gewesen war, wenn er glaubte, Imhotep würde es nicht bemerken.
 

Der große Baumeister hatte Katanos Bitte, obwohl er sich eigentlich schon entschieden zu haben glaubte, erneut erwogen. Hatte geschwankt.

Doch jetzt, nach dieser Antwort, stand sein Entschluss fest.

„Katano“, sagte er, „mein Geliebter, es ist wie es ist. Auch wenn du und ich wissen, dass nicht die Götter das Geschick der Menschen lenken, einfach weil es keine Götter gibt, in dem Sinne wie das Volk an sie glaubt - es ist dein Schicksal, nach einem langen Leben zu sterben. Es mein Schicksal dich zurückzulassen. Oder ebenfalls zu sterben. Wer weiß.“

Er seufzte.
 

„Also wirst du mir nicht die Chance geben, den Sarkophag zu benutzen? Einen Goa'uld zu bekommen? Du verweigerst mir das?“

„Ja“, sagte Imhotep und neigte den Kopf.
 

Augenblicke lang war Stille.

Dann zischte Katano bösartig:

„So nehme ich es mir!“

Und dann spürte Imhotep einen Schlag auf die Schläfe und die Sinne schwanden ihm.
 

Als er zu sich kam, lag er auf seinem Lager. Er schrak auf, doch ein fester Griff hielt ihn zurück.

Er blickte in Katanos Gesicht.
 

Katano, ja, doch nicht mehr alt und gebeugt...

„Was hast du getan!“, rief er enttäuscht.

„Ich habe deinen Sarkophag benutzt“, sagte der Diener. Oder besser der ehemalige Diener, denn er wirkte nicht so, als würde er je wieder jemandem dienen...

„Und ich habe einen Goa'uld in mir. Ein namenloser, einer derjenigen, die nie zu Größe gefunden hätten ohne mich. Doch keine Angst... du bist unverletzt, und dein Wirt hat nur eine Beule, die du heilen kannst.“
 

Imhotep war entsetzt. Enttäuscht. Wütend.

Doch eigentlich war er nur müde.

Müde dieser Spiele und Intrigen.

Müde der Liebe, die ihn so tief verletzte und traf.
 

„Mach weiter wie du willst“, sagte Katano. „Ich werde dir nicht im Weg stehen. Doch steh du mir auch nicht im Weg. Ich werde herrschen, ob mit oder ohne deine Hilfe. Ich werde Krieg führen und siegen und meine Feinde unterwerfen, wie du es hättest tun sollen.“
 

„Nun kann ich es nicht mehr ändern“, sagte Imhotep leise.

„Doch wir werden nicht Seite an Seite sein. Geh deinen Weg ohne mich. Ich werde allein sein, doch es spielt keine Rolle für mich. Ich habe dich geliebt und verloren, auf eine Weise verloren, die so viel schlimmer ist, als der Tod.“
 

Katanos Gesicht verzerrte sich zu eine wütenden Maske.

„So geh, Feigling!“, schrie er. „Ich habe mir genommen, was ich wollte und ich werde dir noch etwas nehmen! Ich nehme dir deinen Namen! Ich bin jetzt Imhotep! Ich! Und du wirst nie wieder diesen Namen verwenden, sonst töte ich dich!“
 

„Was hat der Namen jetzt noch für einen Wert für mich“, flüsterte der Baumeister.

„Ich habe alles verloren...also behalte ihn.“
 

Und er drehte sich um und ging.



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