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Final Wish

von

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Painful Path

Das einst grüne Gras hatte sich rot gefärbt und die Erde war getränkt mit Blut. Kaum hörte Shirou noch das leise Röcheln eines Sterbenden nur wenige Zentimeter neben seinem eigenen, zerschlagenen Körper. Er wusste, er würde sterben. Nicht irgendwann oder in weiter Ferne, sondern hier und jetzt. Der Schmerz hatte ihn überwältigt und in die Knie gezwungen, nachdem er bereits so viele seiner Freunde, seiner Verbündeten hatte grauenhaft und hoffnungslos sterben sehen. Kleine Kinder waren auf dem Boden zertreten worden, junge Mädchen geschändet und schließlich achtlos zu den Sterbenden gestoßen, die zwischen Toten und Leichenteilen darauf warteten, dass sie ihren letzten Atemzug taten.

Er hatte diese Menschen angeführt, hatte mit strahlenden Augen und aufrechten Herzens die Worte Gottes gelebt und jeden aufgefordert, es ihm gleichzutun. Auch jetzt noch hatte ihn der Glaube an die schützende Hand des Herrn nicht verlassen. Wenn es Gottes Wille war, dann starb er hier in dem Wissen, so viele Leben auf dem Gewissen zu haben, verlustig beider Arme, die man ihm abgetrennt hatte. Nicht ein einziges Leben hatte er retten können. Nicht eines.

Das alles konnte er akzeptieren, doch was ihn krank machte, seine Wut selbst auf am Abgrund des Todes noch entfachte, war, dass nach ihrer Rebellion nichts bleiben würde. Einige Menschen würden trauern und um ihre Verstorbenen weinen, einige Tage oder vielleicht Wochen würde man hinter vorgehaltenen Händen von den Kämpfen sprechen, doch dann würde die Geschichte all diese Leben verschlucken und sie würden vergessen, während sich nichts änderte. Die Mächtigen würden weiterleben wie bisher, die Gottesfürchtigen müssten weiterhin um ihre Leben bangen, die Armen weiterhin hungern und die Menschen würden weiter einander ausnutzen, missbrauchen, quälen und verraten, um sich ihre eigenen Vorteile zu sichern. Jedes verlorene Leben, jede Pein, jede Seelenqual wäre umsonst.

Nein, das durfte nicht sein. Es musste Erlösung geben. Nicht nur für ihn oder die seinen, sondern für alle Menschen. Für jede einzelne Seele im Laufe der Jahrtausende. Für jeden einzelnen Menschen.
 

“Bitte Gott, gib mir eine weitere Chance”, wandte er sich stumm an den Allmächtigen, dessen Namen er höher hielt als jeden anderen. Wenn nicht an Gott, an wen könnte er sich in dieser Lage noch wenden? Güte und Vergebung erbat er, nicht weniger. “Nächstes Mal werde ich das größere Ziel nicht aus den Augen verlieren. Ich werde alle Hindernisse, Feinde und Schwierigkeiten aus dem Weg räumen.” Er öffnete den Mund, wollte die Worte laut aussprechen, doch dazu war er zu schwach. Nur ein Seufzer kam über seine Lippen, als er schließlich die Augen schloss und im Geiste seine Worte an den Herrn richtete. “Nächstes Mal werde ich alles Gute in der Welt erreichen. Eine Welt, in der jeder glücklich ist, gut und perfekt. Ich werde alles Böse auslöschen und eine neue, reine Welt erschaffen.”
 

Wie erstaunt war er gewesen, als Gott seine Worte wahrlich erhörte. Zwar hatte man ihn zu Lebzeiten schon als einen Heiligen verehrt, doch er hatte sich nie herausgenommen, Gottes Stimme vernommen zu haben. Es wäre eine Lüge gewesen, Blasphemie. Doch wie, wenn nicht so, könnte er bewerten, was ihm widerfuhr, als er vom Heiligen Gral selbst als Servant gerufen wurde, um über den Heiligen Gralskrieg zu wachen? Gott hatte ihn erhört und ihm die zweite Chance geschenkt, um die er so inbrünstig gebeten hatte. Dieses Mal… Dieses Mal würde er keinen Fehler machen und niemand würde ihn stoppen. Das hatte er sich geschworen.

Sorgfältig hatte er den großen Gralskrieg überwacht, in den er gerufen worden war. Shirou hatte beobachtet, hatte gelernt, sich vorbereitet. Es galt, nichts zu überstürzen und so hatte er Jahrzehnte im Verborgenen ausgeharrt, stets der katholischen Kirche und Gott treu, bis der nächste Krieg anbräche, den zu gewinnen, er entschlossen war. Vierzehn Servants waren beschworen worden von vierzehn Mastern, doch es war ihm gelungen, die Fraktion, der er zugeteilt worden war, völlig einzunehmen dank der Fähigkeiten Semiramis’, die ihm als Assassin zur Seite stand.

Den ihm unterstellten Servants hatte er seine Pläne nicht anvertraut und selbst Assassin, die ihm ans Herz gewachsen war, hatte nur wenig gewusst. Doch sie hatte akzeptiert und respektiert, dass sein Ziel der Heilige Gral war und er davon niemals abrücken würde, gleich welcher Feind sich ihnen in den Weg stellte. Bedingungslos hatte sie ihm ihre Treue geschenkt und schließlich, wie sich zeigte, sogar Zuneigung. Für ihn allerdings hatte es dafür keinen Platz gegeben. Sein Ziel musste allein der Gral sein. Nicht für sich, nicht für kleingeistige Wünsche oder Ziele, sondern für das Wohl der gesamten Menschheit, das größte aller Ziele.
 

Der Heilige Gral würde ihm seinen Wunsch erfüllen. Den Wunsch, mit dem im Herzen er Gott um eine zweite Chance angefleht hatte, die dieser ihm gewährte. Wenn es nicht Gottes Wille war, was er tat und dass er die Menschheit von aller Schlechtigkeit erlöste, so würde der Herr ihn aufzuhalten wissen und niederstrecken. Daran zweifelte Shirou nicht einen Augenblick und so zögerte er auch nicht, sich selbst aufs Schlachtfeld zu begeben, als die Kämpfe hitziger wurden. Hoffnung hatte ihn durchflutet, als sie gemeinsam in den Hängenden Gärten Babylons, der fliegenden Stadt, die das Noble Phantasm seines Servants war, die schwarze Fraktion konfrontiert hatten.

Alles hatte nach einem Sieg ausgesehen. Er hatte sogar den Ruler dieses Krieges, Jeanne D’Arc getötet, auch wenn nicht ohne Reue. Es war nichts persönliches gewesen, auch wenn er ihre Naivität lästig gefunden hatte, mit der sie auf die Welt blickte, unfähig zu erkennen, wie selbstzerstörerisch und gnadenlos die Menschheit sich selbst gegenüber war. Dennoch verabscheute er Jeanne nicht. Sie war wie er eine tiefgläubige Person und er hoffte inständig, sie würde erkennen, dass ihr Opfer allein dem Wohl der gesamten Menschheit gedient hatte und es ihm nicht nachtragen. Ihm war schlicht keine Wahl geblieben, um die Hand nach dem Heiligen Gral auszustrecken.
 

Letzten Endes jedoch hatte er sein Ziel nicht erreichen können. Um Semiramis und ihn herum waren die Hängenden Gärten zerfallen, während sie beide nur warteten, wohl wissend, dass der Krieg für sie vorüber war und nur der Tod auf sie wartete, sodass sie zum Thron der Helden zurückkehren würden, bis man sie erneut beschwor und wieder Magier um den Heiligen Gral kämpfen würden, um ihre egoistischen, kleinen Wünsche zu erfüllen.

Warum er in diesem letzten Moment, den Blick gen Morgensonne gerichtet, dennoch Frieden und Zufriedenheit hatte erfahren können, hatte Shirou bis heute nicht wirklich verstanden. Immerhin hatte er wieder versagt, hatte die Menschheit nicht erlösen können. Er hatte nichts erlangt und wieder, als wolle die Geschichte sich nur wiederholen, um ihn zu quälen, hatte er nichts verändert und sein Tun würde in der Vergessenheit verschwinden wie so viele Taten im Laufe der Geschichte. Vielleicht war es einfach nur die Schönheit des Augenblicks gewesen, vielleicht auch Semiramis, in deren Blick so viel Hingabe lag, dass es schwer zu erfassen gewesen war, dass diese ihm allein gelten sollte und nicht einem höheren Ziel wie dem, das er angestrebt hatte.
 

Lange ließ der Gral ihn nicht warten. Schon im nächsten Krieg war es wieder an ihm die Rolle eines Servants einzunehmen. Es hatte sich beinahe angefühlt wie ein Schlag ins Gesicht, hatte ihn vor Fragen gestellt. Sollte er noch einmal sein Ziel anstreben? Hatte man ihn deshalb so bald wieder hergerufen? Oder war auch das nur ein Teil des selbstzerstörerischen Kreislaufs, in dem die Menschheit gefangen war? Antworten auf diese Fragen hatte der Krieg ihm nicht gebracht, der schnell vorangeschritten war. Nicht, weil die Master einander schnell ausgelöscht hätten, sondern vielmehr, weil ein einziger Mann es geschafft hatte, sie davon zu überzeugen, den Gral aufzugeben. Ein Mann, der überzeugt war, auch ohne Servant gewinnen zu können. Geld war geflossen, das hatte Shirou schnell bemerkt und nicht gewusst, wie er dazu stehen sollte. Bestechung war ihm nicht fremd, doch zu sehen, dass selbst der Gral mit all seiner Macht einigen Magierin weniger bedeutete als Geld, war frappierend.

Unverwandt hatte er den Kopf der Yakuza-Gruppe, seinen Master, zu Wort gestellt. Der hatte nur gelacht, hatte mit einem Grinsen auf den Zügen argumentiert, dass es doch besser so wäre. So würde, meinte er, immerhin jemand den Gral erhalten, der ihn wirklich wollte und das mit möglichst wenig Blutvergießen. War das denn nicht besser als ein Krieg, der dutzende Leben kostete? Shirou hatte damals nicht geantwortet. Ein Teil von ihm hatte dem zustimmen müssen, deshalb hatte er geschwiegen. Missfallen war es ihm dennoch, was er bezeugen musste, denn die ausscheidenden Master hatten ihren Servants kurzerhand den Selbstmord befohlen. Zwölf Helden tot. Gestorben durch die eigene Waffe. Ermordet von ihrem Master, für den zu kämpfen sie geschworen hatten, als sie gerufen worden waren. Sie waren die Opfer dieses Krieges. Unschuldige, die nicht verdienten, was ihnen widerfuhr. Das konnte nicht Gottes Wille sein. Shirou konnte nicht anders als sich zu schämen, dass er nicht eher eingegriffen hatte. Als Ruler wäre das seine Aufgabe gewesen, doch dieses Mal war es nicht seine Pflicht gewesen. Außerdem hatte seine eigene Vergangenheit seinen Geist zu sehr gefangen gehalten, sodass er versäumt hatte, das Rechte zu tun. War es vermessen, auch dieses Mal um eine zweite Chance zu bitten? Womöglich.
 

Er selbst hatte diese Tragödie geduldet. Als sich die ersten zwei Servants selbst das Leben nahmen, hatte er es hingenommen. Zwei Master waren nicht viel auf die Gesamtheit gerechnet und es kam immer mal wieder vor, dass Master ihre Befehlszauber für diesen Befehl verwandten, wenn sie einen Servant nicht unter Kontrolle bekamen.

Nach sieben Vorfällen hatte er Einspruch erhoben, doch der Yakuza hatte ihn nur mit einem Lächeln empfangen und seine Mahnungen ignoriert. Weitere Servants waren durch die eigenen Klingen gefallen und wieder hatte Shirou den Gangster aufgesucht. Dieses Mal mit grimmiger Miene. “Was ist es, das du dir wünschst?” Shirou hatte geschwiegen. “Wir alle”, hatte der Mann mit den markanten Gesichtszügen ausgeführt, “wollen irgendetwas. Wonach verlangt es einen Heldengeist? Geld wohl kaum. Macht? Nein, das kann es nicht sein. Was verlangt jemand wie du?”

Shirou hatte einige Tage mit sich gehadert. In diesen Tagen war ein weiterer Servant gestorben. Lancer hatte sich selbst aufgespießt und damit ausgeschieden. Es zeigte sich bereits jetzt, wer siegen würde. Nur zwei Master wagten offen, jeden Handel auszuschlagen und beide waren zu jung und unerfahren. Shirou hatte fast Mitleid mit ihnen. Sie waren Idealisten, die daran glaubten, den Gral erringen zu können. Der erste von ihnen, eine junge Frau namens Ruri, starb durch die Kugel eines Yakuza-Angehörigen. Ihr Servant verlosch ohne ein letztes Wort.

Schließlich hatte sich Shirou, wenn auch nicht gerne, dem Yakuza und seinen Plänen gänzlich angeschlossen. Jedoch nicht, ohne sich zuvor dessen Wunsch anzuhören, der erstaunlich banal und unwichtig schien, bedachte man, welch Ziele er selbst für erstrebenswert hielt. Doch diese Meinung hatte Shirou für sich behalten und schweigend zugelassen, dass der Mafioso auch seine letzten Feinde aus dem Weg räumte. Alles nur für ein Versprechen, das ihm der Mann gegeben hatte. Wenn er den Gral errang, würde auch Shirou ein Wunsch vom Gral gewährt. Außerdem würde Kuro dafür Sorge tragen, dass Shirou im nächsten Krieg beschworen wurde. Entweder als Teilnehmer oder Ruler, das war Shirou gleich. Er wollte nur mit einen Augen sehen, welche Früchte sein Wunsch trug. Seine zweite Chance, um wieder gut zu machen, was er in diesem Krieg versäumt hatte. Die Geschichte wiederholte sich. Die Ironie seines Lebens ließ ihn auch im Tode, als Geist, nicht los. Dieser Gedanke hatte ihm so manch bitteres Lächeln auf die Züge gelegt, doch nie hatte er ihn aufgehalten. Wann immer er haderte, hatte Shirou die Finger um das goldene Kreuz um seinen Hals gelegt und sich daran erinnert, dass Gott seine Hand schützend über ihn hielt und ihm diesen Weg erlaubte. “Führe mich zu meiner Erlösung”, flüsterte Shirou leise, als alles getan und die Wünsche gesprochen waren. Sein Blick war gen Himmel gerichtet, als seine Gestalt in goldenem Funkeln verlosch und seine Seele den Weg zurück zum Thron der Helden fand, um dort auszuharren bis eine Stimme ihn erneut auf Erden rief.

Salvation

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]



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