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Hin und her gerissen

zwischen Liebe und Freundschaft
von
Koautoren:  Jevi  Meitantei

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23. Juli - Was willst du denn von dem??????

Wataru hatte man erzählt, dass Ryochi und Shina sich in der Turnhalle verabredet hatten und diese Tatsache ließ dem Jungen keine ruhige Minute mehr. Er hatte ja ohnehin schon geahnt, dass seine beste Freundin auf Ryochi stand, aber der 16-jährige hatte nicht gedacht, dass aus den Beiden doch noch was wurde, aber bei einer Person wie Shina war das auf keinerlei Weise verwunderlich. Nicht auf den Mund gefallen und aufgeschlossen wie sie war, hätte er sich so was ja auch mal denken können. Wataru konnte doch nicht zulassen, dass ein Neuankömmling ihm die beste Freundin streitig machte. Schon seit der Junge vierzehn war, interessierte er sich stark für Shina und nun kam so ein Typ daher und ging mit ihr aus? Konnte doch nicht wahr sein. Wataru wünschte sich den nötigen Mut, um Shina seine wahren Gefühle zu offenbaren und ehrlich zu ihr zu sein. Aber er traute sich ja nie, auch wenn er dachte, dass es vor zwei Jahren mächtig gefunkt hatte, auch von ihrer Seite aus.

Noch etwas ängstlich beobachtete Wataru Akemi und Shina, die sich zu unterhalten schienen. Leider konnte er bei der Entfernung nicht hören, worüber sie redeten. Er fühlte sich ein klein wenig verstoßen seit Ryochi in ihre Parallelklasse ging. Brauchte man ihn denn noch, wenn man jemanden wie Akaja kannte? Wataru fühlte sich so überflüssig wie noch nie.

Shina war keinesfalls entgangen, dass man sie beobachtete, jedoch fand sie es etwas seltsam, wie sich ihr bester Freund verhielt. Sonst stand er auch nicht schüchtern bei der Tür und starrte sie 'so' an. Da steckte sicher etwas dahinter und die 16-jährige hätte es nicht gewundert, wenn Ryochi der Grund wäre. Wataru hatte schon immer eifersüchtig auf andere Jungs reagiert. Es war manchmal nervig, aber andererseits auch süß und hilfreich, wenn man jemand Lästiges loswerden wollte. Es war schon spät und die Lehrerin hatte sich bisher nicht blicken lassen, deswegen erlaubte sich Shina, noch einmal aufzustehen und zu ihrem Kumpel rüber zu gehen. Mit langsamen Schritten näherte sie sich dem Jungen und klopfte ihm von vorne auf die Schultern.

"Morgen! Du siehst so bedrückt aus, ist etwas passiert?" wollte Shina wissen und versuchte während ihrer Worte in seinen Augen nach der Antwort zu forschen, damit er ja nicht auf die dumme Idee kam, ihr etwas vor zu machen.

Wataru wurde rot, da man ihn erwischt hatte. Er fühlte sich so schuldig, weil sie nur Freunde waren und er keinen Grund hatte so eifersüchtig zu werden. Was sollte er denn jetzt antworten, er konnte ja wohl schlecht sagen, dass es ihn störte, wenn sie mit Ryochi wegging, die würde ihm den Vogel zeigen, falls ihr an dem Kerl etwas liegen sollte. Erst mal musste er wissen, ob das überhaupt stimmte, dass sie sich außerhalb der Schule treffen wollten.

"Shina-san, stimmt es, dass du mit dem Neuen aus unserer Parallelklasse ein Date hast, oder hat das jemand erfunden?" Die Frage war ihm so peinlich, dass er leicht zur Seite schaute, um seine Röte zu verbergen.

Hatte Shina es doch geahnt, dass Ryochi der Grund war. "Aber Wataru-kun, er ist doch erst hierher gekommen, wir wollen uns lediglich kennenlernen, mehr ist da nicht, du hast also keinen Grund eifersüchtig zu sein!" Immer das Gleiche, Wataru traute sich nie seine Gefühle rauszulassen. Wenn er wütend auf jemanden war, schrie er nicht, sondern schluckte es runter, oder wenn er traurig war, dann lächelte er, als sei er glücklich. Das war nun mal ihr kleiner Trottel, es machte ihn aus, dass er so war, wäre er anders, würde sie ihn wahrscheinlich gar nicht so toll finden. Aber es nervte auch, man musste immer hinter seine Fassade sehen. Shina hatte den Bogen so langsam raus, sie kannte ihn eben sehr gut, da sie schon sehr lange befreundet waren.

"Aber du stehst doch auf ihn, was ich dir wirklich nicht vorhalten kann. Er ist gutaussehend, sein Vater ist Polizeipräsident, er ist ein Detektiv, genau wie du und reich ist er auch noch. Kurz gesagt, der perfekte Freund für jemanden wie dich." Wataru ging in seinen Gedanken noch etwas weiter. Und der Kerl hatte größeres Selbstvertrauen, der würde nicht zaudern seine beste Freundin anzubaggern, was er sich niemals trauen würde. Wataru selbst hatte keine reiche Familie, also passte er da auch nicht so recht rein. Da bekam man doch Minderwertigkeitskomplexe, wenn man einen Typen wie Ryo kennen lernte. Shina konnte man es nicht verübeln, dass sie ihn interessant fand. Viele Mädchen standen auf Ryochi, aber er zog keine Mädchenscharen hinter sich her. Nur Shina und ihre Freundinnen gaben sich mit ihm ab. Für alle Anderen war er doch das Uninteressanteste überhaupt.

"Klar, wer steht nicht auf ihn, aber du solltest mich besser kennen. So schnell wird nichts zwischen uns passieren. Wir müssen uns wie gesagt erst kennen lernen, ganz im Gegensatz zu uns Beiden, wir kennen uns doch schon seit zehn Jahren." Shina konnte ihrem Freund allerdings nicht versprechen, dass sie sich niemals in Ryo verlieben würde, denn genau das schien Wataru solche Sorgen zu bereiten, sicher hatte er einfach nur Angst, sie an einen Anderen zu verlieren. Liebe kam und ging eben, wie sie gerade Lust hatte und nicht wie man es selbst wollte. Sie war eben nicht aufzugreifen. Shina wusste jedoch wirklich nicht, ob sie sich mit einem anderen Jungen außer Wataru einlassen konnte, es wäre möglich, dass sie dann ihm gegenüber ein sehr schlechtes Gewissen entwickeln würde.

"Ich mache mir doch einfach nur Sorgen", meinte Wataru kleinlaut und Shina gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange, so dass er sofort wieder errötete. "Wofür war denn das?" wollte er dann wissen. Der Junge war regelrecht schockiert und führte wie in Trance seine linke Hand zur der Stelle, welche Shina gerade eben noch mit den Lippen sanft berührt hatte. Ihm zitterten die Knie.

"Einfach dafür, dass du auf mich aufpassen willst, du bist wie mein kleiner Bruder, der sich um seine Schwester sorgt. Ich bin dir wirklich dankbar, aber ich kann schon alleine auf mich Acht geben, mach dir nur keinen Stress." Ihre Worte klangen aufmunternd und auch diesmal verfehlten sie ihre Wirkung nicht, denn Shina bemerkte, wie ihr Gegenüber erleichtert aufatmete.

Wataru war froh darüber, dass sie versuchte ihn zu beruhigen und ein leichtes Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. Der Junge wusste einfach, wieso er dieses Mädchen so sehr schätzte. Sie war ihm niemals böse und hatte immer Verständnis für ihn, egal was geschah, auch wenn es noch so blöde war. Kurz gesagt, sie Beide waren immer für den Anderen da. Er war ja so dumm, so was zu ihr zu sagen, da musste man ja verrückt sein. Jedes andere Mädchen wäre bei einem Freund wie ihm wohl explodiert. Wie kam er überhaupt dazu, sich so in ihr Leben einzumischen? Das war doch purer Egoismus. Bei ihm schlich sich ein böses Gefühl ein, nämlich, dass er ihr mit seiner Sorge auf die Nerven ging. Jetzt machte er sich wieder alles mies, wie es schon immer war. Wataru traute sich einfach nichts zu und sobald etwas schön war, wurde das durch seine negativen Gedanken getrübt.
 

Es war kurz vor Schulschluss, Wataru kaute auf seinem Kugelschreiber herum. Es war heiß und man dachte bei dem Wetter ans Schwimmbad. Er allerdings würde sich zu Hause zu Tode langweilen. Shina würde sich am Nachmittag mit Ryochi treffen und mit diesem weggehen. Der Gedanke gefiel dem Jungen zwar nicht, aber trotzdem nahm er es hin. Wenn er nur wüsste, wo sie sich treffen würden, dann könnte er mal nachschauen, was sie so trieben.

Es ertönte die Schulglocke und sämtliche Schüler stürmten aus dem Klassenzimmer. Gemach packte Wataru seine Sachen ein, denn er hatte es keinesfalls eilig. Shina war jetzt bei ihrer Mannschaft und würde vor fünf Uhr nicht von dort wegkommen. Es wäre vielleicht nicht schlecht, gegen fünf Uhr wieder hierher zu kommen und ihr zu folgen. So erfuhr er sicher, wo Shina mit Ryo hinging.

So machte er es dann auch. An der Ecke wartete er darauf, dass Shina endlich kam, doch sie ging nicht den üblichen Weg nach Hause, das bemerkte Wataru erst, als es viertel nach fünf war. Er schaute sich in der Schule um, ob sie noch da war, doch sie war schon gegangen. Schnell rannte er in die entgegengesetzte Richtung. Und an einer Mauer gelehnt stand jemand, nämlich niemand anderes als Shina. Zusammen mit Ryochi!! Wataru knurrte verächtlich, als er die Beiden beobachtete. Wie ein Blitz durchfuhr die Eifersucht seine Glieder. Shina hatte Spaß mit Ryochi, denn sie lachte immer wieder. Offensichtlich kamen sie sehr gut miteinander aus, wenn nicht sogar zu gut. Die Beiden ließen von der Mauer ab und gingen Richtung Freizeitpark. Wataru schlich ihnen unauffällig nach. Dort fand auch ihr Date statt. Im Tropical-Land.

Shina nahm Ryos Hand und für Wataru brach die Welt zusammen. Wieso durfte der Typ so was bei ihr machen? Die Beiden vergnügten sich einige Stunden dort, hin und wieder verlor Wataru die Beiden aus dem Augen, doch fand sie letztendlich immer wieder.

Schließlich schlug die Uhr zehn Uhr. Shina verabschiedete sich von Ryochi, doch er bestand darauf, dass er sie bis vor die Haustüre begleiten durfte. Shina ließ es sich gefallen.

Wieder schlich Wataru ihnen nach, er versteckte sich in einer Seitenstraße, als sie bei dem großen Anwesen ankamen. Shina und Ryo standen sich gegenüber. "Mach's gut, Shina-san und schlaf gut", sagte Ryo mit einem Lächeln und drückte einen Kuss auf ihre Wange, nur um sich zu verabschieden. Shina jedoch umfasste seinen Nacken, zog ihn zu sich hinab und küsste seinen Mund. Sofort löste sie sich wieder von ihm. Er küsste sie zurück, wurde stürmischer als sie, das Mädchen öffnete leicht den Mund und wartete darauf, dass Ryo sie richtig küsste. Er schien sich noch nicht so recht zu trauen, deswegen nahm sie das in den Griff. Shina ließ ihre Zunge über seinen Mund wandern und er wurde darauf hektischer, als sie langsam zwischen seine Lippen glitt. Ein warmes Gefühl war beiden Körpern gegeben.

Wataru stieß gegen eine Mülltonne. Das war zuviel für seine Nerven. Er drehte am Rad, raufte sich die Haare und maulte vor sich hin. Er hatte es ja geahnt, von wegen, sie wollte ihn bloß kennen lernen.. Wataru wusste, er würde es nicht ertragen, sie als Freundin zu verlieren und genau das dachte er in diesem Moment. Jetzt würde sie nur noch mit Ryochi Akaja, dem Supertypen rumhängen und er würde bald Geschichte sein.

Ein schepperndes Geräusch ließ die Beiden auseinanderfahren. Sie blickten zur Straßenecke. Dort war ein Junge, der zu ihnen rüberschaute, wie Ryo sofort bemerkte. Das fand Ryochi jetzt gar nicht witzig. Hatte Wataru sie etwa die ganze Zeit beobachtet? Das war ja ganz schön dreist. "Hat man dir noch nie gesagt, dass man nicht spannt?" fragte Ryochi und bemerkte, wie Wataru sich hinter der Wand versteckte. Feigling! "Komm jetzt da raus, ich weiß, dass du da bist, Takagi-kun, leugnen ist zwecklos!" Es wurde mucksmäuschenstill.

"Es ist besser, du gehst jetzt, Ryo", meinte Shina ernst und Ryo schien nicht zu verstehen. "Ich denke, ich muss mal mit ihm reden. Ich weiß, was zu tun ist. Halte dich da bitte raus, ja? Wir sehen uns dann Morgen."

"Nagut", gab sich Ryochi geschlagen. "Bis Morgen dann." Er warf einen bissigen Blick in Richtung Mülltonne und ging dann an Wataru vorbei, als sei nichts gewesen.

"So, Wata-chan, dann erklär mir mal, was dich geritten hat!" forderte Shina, welche sich mit verschränkten Armen hingestellt hatte und auf eine Erklärung wartete. Wehe sie würde nicht gut sein, dann konnte er was erleben, schließlich hatte er sie im schönsten Moment gestört.

"Was mich geritten hat? Also bitte.." Ein bitteres Lachen kam über seinen Mund, die Hände waren zu Fäusten geballt. "Ich kann's nicht ab, wenn dir so ein Schleimer zu nahe kommt!" Man konnte die Wut in seinen Augen aufblitzen sehen. "Dieser Möchtegernweiberheld! Weißt du, mit wie vielen Mädchen er noch so flirtet?" Besserwisserisch sah Wataru seine beste Freundin an, auch wenn er keinen blassen Dunst davon hatte, was Ryochi so trieb, denn er bekam es immer nur mit, wenn er bei Shina landen wollte. War ja richtig peinlich, wie er das immer wieder machte.

"Kann's sein, dass du eifersüchtig bist? Ich weiß, dass Ryochi eine Menge Mädchen hinter sich herzieht, aber deswegen ist er doch noch kein Möchtegernweiberheld. Komm, gib's wenigstens zu, dass du nur neidisch auf ihn bist. Dabei hast du doch gar keinen Grund dazu. Du hast genauso Freunde, wie er. Deine Klassenkameraden kommen zwar nicht so gut mit dir aus, aber dafür hast du doch andere Freunde, die um dich herum sind. Was zum Teufel ist los mit dir, dass du anfängst mich zu beschatten?" Ungewollt hatte das Mädchen jetzt eine Menge Spott in ihre Stimme fließen lassen, als sie mit ihm sprach, denn sie verstand nicht so recht, was diese Aktion jetzt gesollt hatte. Was brachte es ihm, wenn er sie störte?

"Ich bin nicht neidisch auf seine Freunde! Ich finde es nur leicht bescheiden, dass dieser Schlaumeier hier aufkreuzt und so tut, als wenn ihr Beide euch schon ewig kennen würdet und sich an dich ranschmeißt, wie der allergrößte Macho. Der meint, er könnte hier einfach auftauchen und so tun, als wenn er was besseres als ich wäre. Er drängt mich doch voll zur Seite. Auf einmal ist er die wichtigste Person in deinem Leben und ich fühle mich, als wär ich nie irgendwas für dich gewesen." Während Wataru das alles sagte, stiegen ihm Tränen in die Augen, es tat weh, es auszusprechen, aber genauso fühlte er sich in letzter Zeit oft.

Mit einem Seufzen schlug Shina die Augen nieder, griff sich an den Kopf und stöhnte laut auf. "Wenn du so was von mir hältst, warum redest du dann überhaupt mit mir, um mir ein Ultimatum zu stellen? Wir sind jetzt schon so lange Freunde und du kommst mit so was. Ich kann's nicht fassen! Du hast das ja gesagt, als wenn du mir egal wärst, dabei weißt du ganz genau, dass dich niemand ersetzen kann. Du bist mein bester Freund und das schon über einen ziemlich langen Zeitraum hinweg, daran ändert doch auch niemand etwas. Außer vielleicht du selbst, wenn du dich so albern verhältst." Man konnte aus ihrer Stimme heraushören, dass es das Mädchen hart getroffen hatte, sie hatte nicht gedacht, dass er mal so was sagen könnte und das nur, weil sie sich mal mit einem anderen Jungen abgab, das war doch einfach nur bescheuert.

Sie hatte ja keine Ahnung. "Ich hab das Gefühl, wir standen uns näher, bevor er hier aufgetaucht ist."

Das Mädchen hatte den Kopf gehoben, seine Stimme klang traurig, bei dem Jungen konnte man nur seufzen. "Was soll denn anders sein? Es ist doch wie immer."

"Das weißt du ganz genau." Wataru hatte ein kleines, trauriges Lächeln inne. "Wenn du mit Ryo zusammen bist, können wir uns nicht mehr so nahe sein wie zuvor, das würde der doch niemals hinnehmen. Wenn ich er wäre, würde ich das auch nicht zulassen. Wer will schon die Freundin mit dem besten Freund teilen?"

"Was willst du überhaupt von mir?" Shina hatte da nur eine Idee, sie sollte sich zwischen den Beiden entscheiden, das konnte er doch unmöglich damit meinen. "Ich weiß es eben nicht, was du meinst." Die 16-jährige sah ihn prüfend an und versuchte wie immer seine Gefühle zu erraten, aber im Moment sah er einfach nur ziemlich niedergeschlagen aus, das gefiel dem Mädchen gar nicht ihren Freund so zu sehen. "Das zwischen uns ist doch was völlig anderes, das kannst du doch nicht damit vergleichen, was zwischen Ryochi und mir läuft."

Der 16-jährige hatte es ja geahnt, der Gedanke trieb ihm noch heftigere Tränen in die Augen, die er sich sofort wegwischen musste. Früher hatte er noch gedacht, dass sie etwas mehr für ihn empfand als bloße Freundschaft, aber wahrscheinlich war das doch nur eine Illusion gewesen. "Was ich von dir will?.. Das ist leicht. Ich will, dass es so wie früher ist, bevor Ryochi hier aufgetaucht ist, aber wenn ihr Beiden zusammen seid, geht das eben nicht."

Sie verstand einfach nicht, wieso es nicht funktionieren sollte, man konnte doch mit einem Jungen zusammen und trotzdem mit einem anderen befreundet sein. Wo war da denn jetzt das Problem? "Drück dich mal klarer aus. Wieso können wir Beide nicht wie immer befreundet sein, nur weil ich jetzt einen festen Freund hab?"

Wataru erstarrte, er war empört über ihre Worte. "Ihr seid schon zusammen? Du hast doch gesagt, dass du dir Zeit gibst." Ein wehleidiges Seufzen folgte.

"Ich gebe mir ja auch Zeit, aber das heißt nicht, dass wir nicht jetzt schon ineinander verliebt sind."

Sein Herz zerbrach in tausend kleine Stücke, das konnte sie ihm doch nicht einfach mal so sagen. "So ist das, ihr seid verliebt. Soweit ich mich erinnern kann, hatten wir auch schon mal solche Gefühle füreinander, aber seit er da ist.. bin ich doch Nebensache.." Wataru drehte sich von ihr weg, die Tränen flossen jetzt unaufhaltsam. Warum konnte ihm diese Sache immer wieder solchen Schaden zufügen, dass er dachte, alles sei vorbei? "Ich hab's gehofft, dass du dich auch in mich verliebt hast, aber jetzt ist da ein anderer Mensch, der dir mehr bedeutet", sagte er mit weinerlicher Stimme. "Ich weiß nicht, ob ich damit klar komme. Immer, wenn ich euch Beiden zusammen sehe, muss ich daran denken, wie es wäre, wenn ich das für dich wäre, was er ist. Ich, als dein bester Freund, hätte mich nie in dich verlieben dürfen, das war ein ganz großer Fehler." Der Junge konnte das nur sagen, da er sie nicht ansah. "Wenn man sich in eine Freundin verliebt, geht am Ende alles in die Brüche."

Etwas verwundert über seinen plötzlichen Rededrang, aber vor allem dessen Inhalt, sah sie ihn an, denn immer, wenn er mit ihr sprach, berührte das meistens so sehr ihr Herz, dass es wehtat. Er hatte eben so eine Art, wie er mit Leuten sprach und sich dabei in ihre Herzen schlich, den Jungen musste man einfach gern haben. "Dafür kannst du doch nichts, gib dir nicht immer an allem die Schuld." Wenn doch jemand Schuld hatte, dann ja wohl sie, weil sie nicht bemerkt hatte, wie es ihm ging, dabei dachte sie ihn zu kennen, was nach all den Jahren ja auch nicht verwunderlich wäre, aber jetzt hatte sich diese Meinung geändert. "Ich wusste es nicht, dass du in mich verliebt bist." Das war ja eigentlich sehr traurig, dass sie so was Offensichtliches nicht bemerkt hatte, denn Anzeichen dafür gab es zur Genüge. Das Mädchen drehte sich zu ihrem Freund um, legte vorsichtig ihre Hand auf seine Schulter und zog ihn mit dem sanften Druck darin zu sich zurück, während ihr Arm sich um seinen Oberkörper schlang, so dass sie ihn zu sich in die Arme ziehen konnte. "Auch wenn jetzt noch jemand in meinem Herzen existiert, so bist du doch immer noch genauso wichtig, wie sonst auch immer. Es hat sich nichts geändert, es sei denn, du willst, dass sich etwas ändert." Stille. Shina wartete darauf, dass er etwas sagte, aber nichts war zu hören, was sie fast schon verzweifelt werden ließ. "Warum sagst du denn jetzt nichts mehr?" fragte sie leicht verunsichert.

Er konnte einfach nicht, es war jawohl auch sein Problem, nicht ihres, so dachte der Junge zumindest. Der Einzige, der Fehler machte, war doch er und niemand sonst. Wie sie ihn festhielt, so freundschaftlich, es tat weh, nie wieder würde sie ihn so festhalten, wie sonst immer, jetzt hielt sie einen anderen so. Alles, was er gewesen war, war jetzt Ryochi für sie. Immer noch glaubte der 16-jährige, dass mehr zwischen ihnen gewesen war, als nur diese innige Freundschaft. "Wenn du wirklich mit ihm zusammen bist, dann können wir uns nicht mehr so ungezwungen verhalten, wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht mehr so nahe kommen wie sonst, dann könntest du Ärger mit ihm bekommen. Wer sieht es schon gerne, dass die Freundin mit ihrem Kumpel so eng befreundet ist, wie wir das sind. Also ich würde da wahnsinnig werden!" Er spürte, wie das Mädchen ihn fester an sich drückte und an seinem Hals fühlte er etwas Nasses.. weinte sie etwa, aber wieso denn?

"Warum soll es denn nicht mehr so sein können? Nur, weil du dich in mich verliebt hast? Das ist doch Unsinn! Wir kennen uns doch jetzt schon so lange und jetzt auf einmal willst du mehr, als Freundschaft. Wieso denn ausgerechnet jetzt? Wieso nicht früher? Du weißt doch nicht erst seit heute, dass du in mich verliebt bist, oder doch?"

"Nein! Nein.. seit.. wir uns auf dem Dachboden geküsst haben.. danach fühlte ich mich dir näher, als zuvor und seit Ryochi da ist, meine ich, es wäre wie vor dem Kuss.. was.. hast du damals gespürt, als du mich einfach so geküsst hast?"

Shina drehte ihn langsam zu sich um, seine Augen spiegelten seine Gefühle wider, es machte sie sehr traurig, denn sie hatten so einen bekümmerten Schimmer inne, das Mädchen mochte es nicht, wenn er so aussah. "Was ich gefühlt habe? Das fragst du allen Ernstes? ........ Tztz.. typisch." Das war eben Wataru, das Trottelchen, Shina glaubte das einfach nicht, wie dämlich er mal wieder war, aber ihre Gedanken wurden fast wie von Geisterhand ausgelöscht, denn das Einzige, was sie noch wahrnahm, war Wataru, seine Augen, die sie geknickt ansahen, diese funkelnden Augen, in denen man sich vergessen konnte. Das Mädchen fühlte sich wie in ihnen gefangen und nahm sein Gesicht in ihre Hände. "Es hat sich nichts geändert, glaub mir.. Ich hab natürlich das gefühlt, was ich jetzt auch fühle.."

Ohne darauf gefasst gewesen zu sein, spürte er ihre Lippen auf seinen und genoss das warme Gefühl auf ihnen und den Moment der Verbundenheit. Verwirrung machte sich in ihm breit. Das konnte sie doch jetzt nicht einfach mit ihm machen, schließlich hatte dieses Mädchen ihm noch gesagt, dass sie jetzt mit Ryochi zusammen sein wollte, aber wieso küsste sie denn jetzt einen Anderen, wenn sie ihn so liebte? Er verstand es nicht, und weil das so war, machte es ihm Angst. Wie so oft wurde er nicht schlau aus der kleinen Detektivin, die immer alles so besonders klar zu sehen schien, aber etwas schien sich verändert zu haben, doch er wusste noch nicht, was das sein sollte, denn er wusste nur, dass es so etwas gab. Ein Zittern fuhr durch seinen Körper, als ihr Kuss stürmischer wurde, fast nur aus Verlangen und Begierde bestand. Er fühlte sich mies, das sollten sie nicht machen, nicht als ,Freunde', aber der Junge konnte sich einfach nicht gegen seine Gefühle wehren, sie waren da und machten ihm täglich das Leben schwer, nur für einen Moment wollte er das hier genießen können, deswegen verdrängte er den missgünstigen Gedanken und stieß seine Zunge in ihren Mund, ja, er verlor absichtlich die Kontrolle, weil Wataru es so wollte, er wollte ihr so nahe sein, wie es nur irgend möglich war, selbst wenn sie ihn dann hassen würde, er wünschte es sich einfach so sehr, dass alle Versuche seines Verstandes, ihn aufzuhalten, scheiterten.

Sie war es nicht gewohnt, dass er sich so gehen ließ, normalerweise übernahm sie die Führung, so war es immer gewesen, wenn es zu einem Kuss kam, oder anderen Dingen, die ihr jetzt erst wieder eingefallen waren. Dies ließ nur einen Schluss zu, seine Gefühle hatten die Oberhand gewonnen und zum ersten Mal war er wirklich durch sie beeinflusst, voll und ganz, seine Gedanken schienen verschwunden zu sein, als hätte es sie nie gegeben. Es trat ein Umstand ein, den Shina nicht für möglich gehalten hatte: sie fühlte sich von ihm bedrängt und sie malte sich aus, was passieren würde, wenn er sich weiter so gehen ließ. Vielleicht würde er ihr dann sämtliche Kleidungsstücke vom Leib reißen. Shina versuchte sich zu beruhigen, weil sein Kuss sie so sehr anmachte, dass sie dachte, es würde sie erregen, aber die Leidenschaft seines Kusses schaffte es, dass auch sie die Kontrolle verlor. Sie machte jetzt völlig gedankenlos mit und strich alles, ihr unwichtig erscheinende, aus ihrem Gedächtnis. Ihre Zungen kämpften um die Dominanz und Wataru schien ihr um Längen voraus zu sein. Zum ersten Mal war dem Mädchen bewusst geworden, wie sehr er unter seinem Verlangen nach ihr gelitten haben müsste. So sehr, dass er nicht mehr wusste, was er machte. Sein Mund ließ urplötzlich von ihrem ab und er wanderte mit seinen Lippen zu ihrem Hals und fing an zu saugen, worauf Shina knallrot wurde, die Augen schloss und dabei den Kopf in den Nacken legte, was ein Zeichen dafür war, dass sie es genoss. Das Mädchen gab ein kurzes und trockenes Keuchen von sich, die Stelle, wo seine Lippen immer noch verweilten, war kochendheiß, so dass sie dachte zu verbrennen. Kurzzeitig lösten sich seine Lippen von ihrem Hals und er flüsterte etwas in ihr Ohr hinein. "Wir Beide gehören zusammen, oder findest du nicht auch?" Das Mädchen öffnete die Augen nur ein kleines Bisschen und hatte die Worte nur bedingt mitbekommen. "Was?" Er saugte weiter und sie bemerkte erst, was überhaupt hier geschah. "Ehm.. kannst du mal damit aufhören? Willst du mir etwa einen Knutschfleck machen?" Shina riss sich los und griff sich an die heiße Stelle am Hals. "Das auch, ich will noch ganz andere Dinge mit dir machen, wenn du weißt, was ich meine." Ein etwas fies wirkendes Grinsen huschte über sein Gesicht, worauf sie seine Gedanken erraten konnte. "Du spinnst, jetzt drehst du wohl durch, nur weil ich dich geküsst habe."

"Ja, genau, das tue ich, der Kuss hat mir gezeigt, wie groß meine Liebe zu dir eigentlich ist." Er zog sie zurück zu sich, in seine Arme und drückte ihren Körper fest an seinen. "Ich will.. wie früher.. wenn wirklich alles so wie früher ist, dann.. ich will heute Nacht bei dir bleiben."

Nach seinen Worten war das der 16-jährigen gar nicht geheuer, sie wollte ihn am liebsten los werden, um nachdenken zu können. Sie wollte alles, nur nicht mit ihm alleine in ihrem Zimmer sein. Wer wusste schon, auf welche Gedanken er dann noch kam, er war schließlich in einem Alter, in dem man durchaus mal weiter ging und sich nicht unbedingt mit harmlosen Küssen zufrieden gab. Und das Verlangen, das er gezeigt hatte, verstärkte diesen Verdacht, dass ihm das nicht reichen würde, nur noch mehr. Aber was sollte das Mädchen ihrem Freund denn jetzt sagen?

"Shina??"

"Was??" Nur, weil sie mal kurz schwieg, um nachzudenken, dachte der gleich wieder, dass sie verschwunden war, oder wieso erwähnte er ihren Namen?

"Ich bin egoistisch, ich hau ab.." Wataru war jetzt der festen Ansicht, dass er nur zu seinem eigenen Gunsten gehandelt hatte und nicht einen Moment an sie dachte. Wie kam er überhaupt so plötzlich auf die Idee, sie verführen zu können? Und wieso wollte er so was überhaupt? Voller Verwirrung drehte er sich von dem Mädchen weg und rannte die Straße entlang, das war sein einziger Fluchtweg. Hier hatte er sich ja wohl grundlos zum Affen gemacht, was dachte sie jetzt über ihn? Hielt sie ihn für einen Draufgänger, nur weil er sich einmal hatte gehen lassen? Er wusste ja selbst nicht, was in ihn gefahren war, und er hasste diese Seite an sich selbst.

Wieder floh der Junge vor sich selbst. Das kannte Shina schon von früher, so war es doch immer gewesen, Ryochi war nicht so jemand, der bei dem kleinsten Problem davonlief, außerdem hatte der kein Problem mit sich selbst. Wataru hatte das allerdings und Shina befürchtete, dass er jetzt wieder denken würde, nutzlos und völlig alleine zu sein. Nicht zu fassen, wie er immer alles verdrehte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Eri_Kisaki
2006-08-05T21:47:23+00:00 05.08.2006 23:47
Mensch.. Irgendwie habe ich voll Mitleid mit dem armen Wataru. Ich würde ihm Shina so gönnen, auch wenn Miwa wahrscheinlich besser für ihn ist. XD
Ryochi hat nicht so meine Sympathien, weil der Wataru so unglücklich durch ihn ist. T_T LOL
Seine Gedanken immer.. das ist so typisch. Er fühlt sich überflüssig, kann seine Gefühle nicht zeigen usw.. Was für ein Pessimist XDD *Wata patt*
Aber erst Shina hinterher spionieren, sie dann sie auch noch küssen. Uiuiui.. Und sein Abgang war ja auch geil… XDD „Ich bin egoistisch. Ich hau ab!“ LOL
Bin mal gespannt, wann er darüber hinwegkommt und glücklich ist.
Ach ja. Ich mag die FF. LOL *neuen Favoriten hat*
Eri_Kisaki
Von:  Bythia
2004-01-17T13:04:36+00:00 17.01.2004 14:04
Oh, man...ich bin jetzt dermaßen deprimiert nachdem ich deine FF gelesen habe...s*****!
..so dermaßen...*kopfschüttel*
Das war so realistisch...hatte richtig, dass Gefühl dabei zu sein...!
mein Tag is jedenfalls ein bisserl dahin!^^
Aber du bist echt gut!
Ciao
Bythia^^
Von: abgemeldet
2003-11-02T12:30:12+00:00 02.11.2003 13:30
Schöne Geschichte^^! Schreib bitte weida!!!!!!!!!!!!1


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