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Der Lauf der Zeit

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen Tag in die neue Woche,

und hier ist das neue Kapitel, ich wünsche euch viel Spaß ;-)

LG
Sharry Komplett anzeigen

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Kapitel 2

Kapitel 2

 

-Sanji-

„Das kann nicht wahr sein.“

Nami war aufgesprungen und wanderte nun den Speiseraum auf und ab, die Hände fahrig miteinander verworren.

„Meinst du das ernst, Sanji?“

Sie sah ihn wütend an, beinahe so als würde er sich einen blöden Scherz erlauben.

Unschuldig zuckte er mit den Schultern.

„Glaubst du wirklich ich würde über so etwas Witze machen? Das ist alles, was er gesagt hat und dann ist er mit dieser Dame abgehauen.“

Bis auf Nami, die wie eine Raubkatze im Käfig auf und ab tigerte, saßen sämtliche Crewmitglieder mit Ausnahme des ersten Maats im Speiseraum der Thousand Sunny.

Nachdem Sanji hilflos hatte mit zusehen müssen, wie der Schwertkämpfer ihrer Crew einen Deal mit einer Unbekannten geschlossen hatte, nur um dann einfach zu verschwinden, hatte er die Einkaufstüten eingesammelt und die Crew auf der Sunny zusammengetrommelt.

Als alle eingetroffen waren und angefangen hatten Fragen zu stellen, hatte er ihnen zügig erzählt, was geschehen war.

Zwischendurch hatte er Kaffee serviert, nicht dass das zusätzliche Koffein gut für seine Nerven wäre. Mittlerweile rauchte er bereits seine fünfte Zigarette.

Am Anfang waren die anderen sehr laut gewesen, nun war es betreten ruhig. Einzig und alleine Ruffy spielte mit Lysops selbstgebastelten Zuckerwürfelkatapult und summte dabei leise vor sich hin, scheinbar völlig unbeeindruckt von dem was Sanji erzählt hatte.

„Und Zorro schien diese Unbekannte zu kennen?“, fragte Brook nach, während er abwesend seinem Kapitän einen Zuckerwürfel klaubte und in seinen Tee einrührte.

Der Koch nickte.

„Sanji, wie war noch einmal ihr Name?“ Robin saß neben dem Skelett auf dem Sofa und rührte hochkonzentriert in ihrer Tasse Kaffee, als wäre es eine lebenswichtige Aufgabe.

„Ähm, sie hieß Joudama oder so; der Nachname war irgendwas mit K… Kalkutta? Kokutta? Ka…?“

„Korekuta.“

„Genau.“

Überrascht sah er die Archäologin an, die nun ebenfalls aufgestanden war.

„Du weißt wer sie ist?“

Für einen Moment presste Robin die Lippen fest zusammen, ehe sie schließlich nickte und sich durchs Haar fuhr.

„Natürlich, Korekuta Joudama, ich habe sie einst getroffen, kurz nachdem ich gerade erst bei der Baroque-Firma angefangen hatte.“

„Was? Wirklich?“, fragte Chopper, der immer noch in eines von Frankys übergroßen, gepunkteten Taschentüchern schniefte.

Robin wandte sich dem jungen Arzt zu: „Im Auftrag der Weltaristokraten forderte sie damals Eigentum des Hochadels von Sir Crocodile zurück. Sie war sehr hartnäckig und irgendwann war die Summe hoch genug, dass selbst Crocodile nicht mehr ablehnen konnte. Damals ging es um ein vergoldetes Schwert.“

Nami blieb stehen und sah die andere Frau im Raum ernst an. „Eigentum des Hochadels? Wer ist diese Frau denn, dass sie mit den Weltaristokraten verkehrt?“

Die Angesprochene ging an der Navigatorin vorbei, legte ihr kurz eine Hand auf die Schulter, und stützte sich dann an der Bar ab.

„Sie ist eine Korekuta, eine Raritätenjägerin der Himmelsdrachenmenschen.“

„Was? Du meinst so Antiquitätensammler oder so etwas?“

Die Archäologin nickte dem Koch zu.

„So in der Art, genau. Im Auftrag des Hochadels reisen die Korekutas durch die ganze Welt um die Liste abzuarbeiten.“

„Die Liste?“, murmelte Lysop. „Was für eine Liste?“

„Da fällt mir ein, dass sie in einem Buch geblättert hat und als sie von Chopper und Brook gesprochen hat, hat sie auch irgendwelche Nummer genannt“, warf Sanji ein.

„Tatsächlich?“ Franky lehnte sich vor und schob seine Brille nach oben.

„Was hat es denn mit dieser Liste auf sich Robin?“

Die Angesprochene seufzte schwer und verschränkte ihre Arme.

„Keiner außerhalb der Korekuta Familie hat je einen Blick auf diese Liste geworfen. Immer wenn ein Weltaristokrat etwas haben will, wird es auf dieser Liste einsortiert.“

„Und die Raritätenjäger sammeln diese Dinge dann ein?“, hakte Nami nach, die sich mittlerweile Sanji gegenüber hingesetzt hatte.

„Bei diesen Dingen handelt es sich nicht selten um Lebewesen“, erklärte Robin mit ernstem Blick. „Wie wir wissen hat der Hochadel seine ganz eigene Weltansicht. Wenn sie etwas sehen, was sie haben wollen, gehört es nach ihren Regeln bereits ihnen und die Aufgabe der Korekutas ist es, ihr Eigentum auf der Welt einzusammeln.“

„Das heißt“, führte das Skelett ihre Gedanken fort, „wenn Chopper und ich auf dieser Liste stehen, glauben sie, dass wir denen gehören? Die waren wegen uns hier?“

„Ich gehöre niemanden“, grummelte Chopper in sein Taschentuch. „Ich bin ein Pirat, ich bin frei wie die See.“

„Keine Sorge“, entgegnete Robin, ein halbes Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht als sie den kleinen Arzt der Crew ansah. „Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Das System der Liste ist kompliziert. Die Objekte sind nach ihrem jeweiligen Wert für den Hochadel sortiert. Insgesamt umfasst die Liste genau 9.999 Punkte. Nicht einen mehr, nicht einen weniger. Alles was nicht auf der Liste steht, wird erst einsortiert, sobald ein anderer Punkt abgearbeitet wurde. Niemand anderes als Korekuta Muchinushi, das Familienoberhaupt und Weltaristokrat, hat die Befugnis die Liste abzuändern.“

Sanji stockte. Er hatte den anderen nicht erzählt, dass die augenscheinliche Raritätenjägerin auch seinen Namen im Zusammenhang mit der Liste erwähnt hatte. Zum einen hatte er ja nur auf der vorläufigen Liste gestanden und zum anderen war es doch unwichtig, ob Zorro den Deal für zwei oder für drei Crewmitglieder eingegangen war, nicht wahr?

Robin sprach weiter: „Doch nur weil man auf der Liste steht, heißt das noch lange nicht, dass man von den Korekutas gejagt wird. Das Schwert, welches ich eben erwähnte, war unter der Nummer 628 einsortiert und nur Objekte mit maximal drei Ziffern werden aktiv von den Raritätenjägern verfolgt.“

„Und da Chopper irgendwo bei 4.000 stand und ich bei groben 1.000 lag, jagen sie uns noch nicht mal?“, fragte das Skelett nach.

„Genau. Nur die ersten 999 Punkte der Liste sind wichtig genug, dass die Weltaristokraten sie um jeden Preis haben wollen. Alles andere ist nachrangig und wird normalerweise nur verfolgt wenn es sich anbietet.“

„Heißt das etwa“, murmelte nun Lysop, der sich neuen Kaffee eingoss und mehrere Zuckerwürfel von Ruffys wackeliger Pyramide klaubte um sie in seine Tasse platschen zu lassen, „dass Zorro auf dieser Liste stand und dass sie ihn unbedingt haben wollten?“

Der Lügenbaron klang ungewöhnlich ernst als er seine Gedanken den anderen mitteilte. „Warum sonst sollte diese Korekuta freiwillig Chopper und Brook von der Liste streichen? Zorro muss irgendwo unter den ersten 999 Nummern stehen.“

„Lächerlich!“, schnaubte Sanji auf. „Ich meine klar, mit dem Moos auf dem Schädel ist der Säbelrassler schon etwas speziell, aber Raritätenjäger? Wegen dem Mooskopf? Und der soll besser sein als ein singendes Skelett oder eine sprechende Notration?“

„Hey!“ Chopper funkelte ihn böse an. Schnell hob er beide Hände entschuldigend in die Höhe.

„Tut mir leid. Aber mal ernsthaft. Am Ende ist er doch nur ein normaler Kerl. Er hat noch nicht mal Teufelskräfte!“

„Wie immer formulierst du deine Sorge um unseren Schwertkämpfer äußerst originell.“

Er sah die Archäologin unbeeindruckt an, doch entschied sich nichts darauf zu erwidern.

„Naja Sanji hat gar nicht so unrecht, was wollen die von Zorro und viel wichtiger, warum hat Zorro sich einfach auf so ein Geschäft mit dieser Kuh eingelassen?“ Nami wanderte wieder zu ihren Stuhl am Tresen, sie schien zu unruhig um lange sitzen bleiben zu können.

„Normalerweise ist der doch niemand, der sich von so ein paar leerer Drohungen einschüchtern lässt. Dann steht ihr zwei halt auf der Liste und er meinetwegen auch. So etwas wäre doch nie Grund genug für ihn sich auf so einen Deal einzulassen, eher würde der doch die Schwerter ziehen und es drauf ankommen lassen. Zorro lässt sich doch normalerweise keinen Kampf entgehen.“

Die anderen murmelten zustimmend, nur Sanji konzentrierte sich still auf seine Tasse. Auch das hatte er den anderen verschwiegen, die Art wie Zorro diese Frau angestarrt hatte, die Art wie er zurückgewichen war, aber insbesondere die Art wie diese Joudama ihren Vater nur erwähnen brauchte um den sonst so furchtlosen Schwertkämpfer in seine Schranken zu weisen, all das hatte er in seiner kleinen Erzählung unter den Küchentisch fallen lassen.

Er tat es nicht, weil er es für unwichtig fand – im Gegenteil, dieser Teil der Geschichte war tatsächlich derjenige, der ihn am meisten beunruhigte – aber er wusste, dass dieses Verhalten für den Schwertkämpfer absolut untypisch war und er mit Sicherheit nicht wollte, dass die anderen davon erfahren würden.

Zorro war einer der unerschrockensten Krieger, die Sanji gesehen hatte, das zumindest gestand er ihm zu, und daher wollte er zumindest dessen Gesicht wahren. Irgendwie hatte er das Gefühl es dem anderen schuldig zu sein.

Der Cyborg zuckte mit den Achseln.

„Ich glaube, das kann uns nur Zorro selbst beantworten“, meinte er schließlich. „Die wirkliche Frage ist doch, was machen wir jetzt? Wir haben keine Ahnung, wo Bruder Zorro ist, oder?“

„Du weißt, dass er es nicht leiden kann, wenn du ihn so nennst“, murmelte Lysop.

„Ist ja nicht so, als ob er mich hören könnte“, entgegnete der Schiffszimmermann.

„Was sagst du, Käpt‘n?“

Alle wurden ruhig als sich die Archäologin an den so ungewohnt zurückhaltenden Jungen mit dem Strohhut wandte.

Dieser spielte immer noch beinahe unschuldig mit den Überresten seines Katapults.

„Ich vertraue Zorro“, sagte er unbeschwert und grinste Robin an. „Wenn er sagt, wir sollen Rayleigh besuchen, dann machen wir das auch.“

 

So klar und einfach der Befehl des Kapitäns der Strohhutpiraten auch war, so kompliziert war er doch umzusetzen. Dank der Vivre-Card wussten sie zwar in welche Richtung sie mussten um den ehemaligen Piraten zu finden, aber sie wussten nicht wie lange sie unterwegs sein würden. Außerdem hatte der Logport sich bereits neu ausgerichtet, wenn sie nun eine andere Richtung einschlagen würden, konnte es sein, dass sie sich auf Gedeih und Verderb in der neuen Welt verirren würden. Ein großes Risiko, welches insbesondere die Navigatorin nur ungern eingehen wollte.

Allerdings würde keiner von ihnen auf die Idee kommen ihren Schwertkämpfer im Stich zu lassen und Rayleigh war nun mal der einzige Hinweis, den Zorro ihnen gegeben hatte.

Mittlerweile hatten sie also Kurs genommen, immer der Vivre-Card hinterher, die Nadeln des Logports ignorierend. Der Abend war verdächtig nahe und obwohl ihnen ein Crewmitglied abhanden gekommen war, trübte das nicht wirklich die Stimmung ihres Käpt‘ns, der gerade auf der Wiese mit Lysop, Chopper und Brook Karten spielte. Vermutlich war er schon daran gewöhnt, seinen Freunden aus der Patsche zu helfen.

Ganz so unbedacht waren die Verbliebenen in der Küche nicht.

Nami und Robin saßen am Küchentisch, ein vor sich hin krabbelndes Stück Papier unter einer Glasschüssel zwischen ihnen. Beide tranken sie Kaffee.

In der offenen Kombüse war Sanji hingegen mit dem Abendessen zu Werke und bemühte sich, möglichst geräuscharm zu arbeiten um ihre Unterhaltung nicht zu stören.

„Es kann doch nicht wahr sein! Nach über zwei Jahren sind wir nun endlich wieder zusammen und keine paar Tage später kommt dieser Vollidiot auf die hirnrissige Idee wieder abzuhauen.“ Überaus erbost schlug Nami eine Faust auf den Tisch. „Was denkt sich dieser Volltrottel eigentlich dabei? Einfach so einen Vertrag mit dieser Raritätenjägerin zu machen. Er muss sich doch bewusst sein, dass wir uns Sorgen machen.“

„Nun ja, ich bin mir sicher, dass unser Schwertkämpfer nicht ganz freiwillig mitgegangen ist“, widersprach Robin sanft, allerdings ohne die Spur eines Lächelns. „Ich vermute er wollte nur Schlimmeres verhindern und schließlich hat er uns ja mitgeteilt, was wir zu tun haben.“

Geht zu Rayleigh! Sprecht mit Rayleigh! Mehr konnte uns dieser Idiot nicht sagen, oder was?“ Nach einer schlechten Imitation des Schwertkämpfers fuhr sich die Navigatorin entnervt durch die Haare.

„War das wirklich alles, was er dir gesagt hat, Sanji?“

Überrascht schaute er von seinen Kartoffeln auf.

„Ja, das war‘s. Er hatte keine zwei Minuten Zeit um mit mir zu reden, danach durfte diese Korekuta mit ihm machen was sie wollte. Ich sag‘s euch, ich hab noch nie so einen Vertragsschluss gesehen, das war wie Magie.“

„Die Bündnis-Frucht.“

„Wie bitte?“ Nami und Sanji wandten sich der schweigsamen Archäologin zu.

Sie nickte ihrer Tasse zu. „Damals habe ich gesehen, wie sie den Vertrag mit Crocodile geschlossen hatte. Sie hat von der Bündnis-Frucht gegessen und ist nun ein Vertragsmensch. Sie ist in der Lage mit allem und jedem einen Vertrag einzugehen, bei dem beide Seiten etwas einsetzen und erhalten. Es ist unmöglich einen Vertrag zu brechen, der mit der Kraft der Bündnis-Frucht erklärt wurde.“

Die beiden anderen tauschten beunruhigte Blicke aus.

Erneut entschied der Blondschopf sich dazu zu schweigen. Denn erneut hatte er nicht die ganze Wahrheit gesagt. Der Schwertkämpfer hatte ihm eine ominöse Botschaft an die Crew mitgegeben.

Es tut mir leid.

Zorro hatte sich für das Geschehene entschuldigt, erneut untypisch für ihn und so hatte Sanji erneut entschieden diesen Teil erst einmal für sich zu behalten.

„Du weißt aber ganz schön viel über sie“, bemerkte Nami kleinlaut.

Ein weiteres Mal nickte die andere Frau ohne einen der Anwesenden anzusehen.

„Um das Schwert zu finden, hatte sie zuerst mit mir Kontakt aufgenommen. Danach habe ich natürlich Nachforschungen über sie angestellt, was nicht annähernd so einfach war, wie man denken könnte.“

Ihr Lächeln war nicht mehr als eine Farce.

„Sie ist eine gefährliche Frau.“

„Meinst du wirklich?“ Sanji widerstrebte es ihr da zuzustimmen. Auch der Schwertkämpfer schien vor ihr nicht sonderlich beeindruckt gewesen zu sein.

„Ihre Teufelskräfte sind zwar ganz schön nützlich, gerade in ihrer Profession, aber auf mich wirkte sie nicht besonders wie eine Kämpferin und sie ist ja auch noch fast ein Kind.“

„Lass dich von ihrem Aussehen nicht täuschen, Küchenchef.“

Nun sah Robin schließlich doch auf.

„Wenn mich meine Quellen nicht belogen haben, sollte Joudame deutlich älter sein als sie scheint.“

Der Koch legte das Messer zur Seite.

„Was meinst du mit deutlich älter?“

Ein leises, wissendes Lächeln stahl sich auf die Lippen der ernsten Frau, als hätte sie seine Gedanken erahnt.

„Sagen wir mal so. Ich fand ein Foto von ihr, als sie Gold Rogers Hinrichtung beiwohnte und schon damals sah sie aus wie kaum zwanzig Jahre.“

„Aber dann müsste sie ja mindestens vierzig sein“, murmelte Sanji und wandte schnell den Blick ab.

„Tja, gute Gene würde ich mal sagen“, entgegnete Nami leichtfertig und stand auf.

„Was ist denn da draußen los?“

Sie hatte die Frage noch nicht einmal beendet, als die Kombüsentür bereits aufgeschleudert wurde.

„Hey, kommt mal schnell raus!“ Lysop stand im Türrahmen und winkte ihnen zu.

„Ein Angriff?“ Sanji war bereits an der Tür und folgte dem Lockenkopf, der seine Fernsichtbrille aufgesetzt hatte.

„Ich glaube kaum“, entgegnete der andere und zeigte aufs dunkle Wasser hinaus. „Seht ihr das? Was da auf uns zu kommt?“

Im dämmrigen Licht konnte Sanji nicht viel mehr ausmachen, als eine Unregelmäßigkeit im Wellengang, die stetig auf sie zu kam.

„Was ist das?“ Nami stellte sich neben ihn und kniff die Augen zusammen. „Ein Boot?“

„Dafür ist es wohl zu klein.“ Franky kam soeben aus dem Ausguck hinuntergesprungen. „Aber bei den Lichtverhältnissen kann man eh kaum was erkennen.“

Sanji konnte ein leises Lachen hinter sich vernehmen.

„Scheint so, als würden wir Besuch bekommen.“

Er drehte sich zur Archäologin um, die ihm jedoch nur zuzwinkerte.

Im selben Moment konnte er ein Platschen hören, gefolgt von einer kalten Windböe und einem lauten Aufprall.

„Meine Güte, die Landung hat aber auch schon mal besser geklappt.“

„Rayleigh!“

Mitten auf der Wiese stand der dunkle König, klatschnass in einer Pfütze, Wasser tropfte von seinen durchnässten Klamotten zu Boden.

Im nächsten Moment wurde er bereits von Ruffy umgerannt.

„Wir waren gerade auf dem Weg zu dir!“, rief der Strohhut freudestrahlend während er seine Arme um den Beschichter schlang.

Dieser lachte laut auf: „Ja, ich wäre schon früher bei euch angekommen. Aber leider ist die Beschichtung von meinem Boot bei Aufsteigen kaputt gegangen, also musste ich den Rest schwimmen.“

„Und er erzählt das so, als wäre das nichts Wildes“, murrte der Kanonier neben Sanji. „Ist ja nicht so, dass 70% der Piraten dabei drauf gehen, wenn sie versuchen unter der Red Line durchzutauchen.“

„Wir haben es doch auch geschafft“, grinste der Cyborg.

„Ja, wir sind ja auch wahnsinnig.“

„Es ist gut, dass du da bist“, begrüßte Nami den ehemaligen Piraten ernst. „Aber wenn du bereits unterwegs warst um uns zu folgen, vermute ich, dass es um was ernstes geht.“

Dieser nickte nun und sein Lächeln verschwand. Dann begann der alte Mann einen jeden von ihnen zu mustern, dabei wurde seine Miene immer finsterer.

„Wo ist den Zorro?“, fragte er mit unbeschwerter Stimme, doch sein Blick sagte alles.

„Darum wollten wir zu dir“, antwortete Ruffy etwas zu sorglos. „Zorro hat uns gesagt, wir sollen mit dir reden.“

„Hat er das?“ Rayleigh sah zu Ruffy hinab, „Das heißt, er ist nicht mehr bei euch?“

Ruffy schüttelte den Kopf.

„Nein, er ist mit so einer blöden Tante wegen irgendeiner Liste mitgegangen, aber um ehrlich zu sein, hab ich das nicht so genau verstanden.“

„Du hast ja auch nicht zugehört“, grummelte Nami und schob ihren Kapitän zur Seite. „Korekuta Joudama war hier und hat einen Vertrag mit Zorro geschlossen.“

Der dunkle König wirkte plötzlich deutlich älter als noch vor wenigen Sekunden, eine uralte Trauer legte sich auf seine Züge, als würde er etwas tief bereuen, während er mit einer Hand sein Gesicht entlang strich.

„Ich komme also zu spät“, stellte er ernüchtert fest. „Wieder einmal komme ich zu spät.“

„Was weißt du, Rayleigh?“

Sanji konnte mehrere Augenpaare auf sich gerichtet spüren.

„Warum hat der Marimo uns gesagt, dass wir uns an dich wenden sollen? Was geht hier vor?“

Kopfschüttelnd ließ der alte Mann seine Hand sinken und wandte sich der Crew wieder zu.

„Kurz nach eurer Abreise habe ich davon gehört, dass Joudama auf Mary Joa angekommen war. Ich hatte mir schon gedacht, dass das kein Zufall sein kann und mich sofort aufgemacht um euch zu warnen, aber natürlich war sie schneller.“

Erneut schüttelte er den Kopf und begann seinen Umhang auszuwringen.

„Sollen wir vielleicht hineingehen? Jetzt wo die Sonne untergegangen ist, wird es doch schnell kühl.“

Einvernehmlich folgten sie Robins Vorschlag.

Wieder im Esszimmer warteten sie darauf, dass Rayleigh zu ihnen stoßen würde, dieser sollte auf Choppers Rat hin die nassen Klamotten wechseln.

Zu Sanjis Missfallen erkannte er sofort, welches T-Shirt der andere anhatte, als er wieder hineinkam, nun in trockener Kleidung und mit einem Handtuch um die Schultern, damit die nassen Haare nicht sein geliehenes Oberteil voll tropfte. Er trug Zorros Klamotten und sie passten ihm eine Spur zu gut.

Unruhig sahen sie dem ehemaligen Vizekapitän dabei zu, wie er Platz nahm. Sanji reichte ihm eine Tasse Tee und setzt sich dann ebenfalls.

„Also gut“, begann der Neuankömmling, „erzählt mir bitte ganz genau, was geschehen ist.“

Erneut konnte Sanji die Blicke fühlen. Er räusperte sich und berichtete ein weiteres Mal. Doch diesmal bemühte er sich an so viele Details wie möglich zu erinnern, versuchte den exakten Wortlaut des geschlossenen Vertrages wiederzugeben. Allerdings ließ er auch hier die Dinge aus, die er den anderen verschwiegen hatte.

Er wusste nicht, warum Zorro sie zu diesem Mann geschickt hatte, aber was Sanji der Crew nicht sagen würde, würde er gewiss auch sonst niemanden sagen.

Die ganze Zeit über war Rayleighs Gesichtsausdruck beinahe gelassen. Ab und an nippte er an seinem Getränk, selten stellte er eine Frage, manchmal schüttelte er den Kopf und schnaubte dabei leise. Aber nie, nicht einmal, nicht für eine Sekunde, ließ er Sanji aus seinen Augen.

„Und das ist alles?“, fragte der ehemalige Pirat, nachdem Sanji damit geendet hatte, dass Zorro sie zu Rayleigh geschickt hatte.

„Nun ja, er sagte noch etwas.“ Sanji räusperte sich. Seine Wangen wurden warm. „Also er sagte...“ Er biss sich auf die Lippe.

„Jetzt drucks doch nicht so rum“, warf Lysop ein.

Der Koch warf dem Lügenbaron einen bösen Blick zu worauf dieser sich die Hände vor den Mund klatschte.

„Also der Marimo sagte - und wie gesagt, dass war seine Meinung – ich soll dir ausrichten, dass du auf dein Alter acht geben sollst.“

„Was?!“, kam es einstimmig von Nami, Lysop, Brook und Franky

Seine Wangen brannten, doch er sprach weiter, während der dunkle König ihn weiterhin ausdruckslos betrachtete: „Er sagte, du wärest nicht mehr der Jüngste und darauf müsste man Rücksicht nehmen.“

Plötzlich stand der Mann mit der Brille auf und Sanji schrumpfte auf seinem Stuhl zusammen.

„Was für ein unverschämter Witzbold“, murrte Rayleigh und verschränkte die Arme vor der Brust, bedeckte den Spruch der auf dem Shirt stand. „Bittet mich um Hilfe und wirft mir dann so etwas an den Kopf, und dann auch noch durch einen Boten. Unmöglich.“

Vor sich hin grummelnd brachte der alte Mann seine Tasse Spülbecken und kam wieder zurück, nun konnte man den kleinen Spruch ‚bite me‘ auf seiner Brust wieder lesen.

„Er bittet dich um Hilfe?“, fragte Lysop nach und zog eine Augenbraue nach oben.

„Mhm“, murrte der andere nur zustimmend. „Seine Nachricht bedeutet soviel wie ‚Hey, du bist zwar jetzt alt, aber wäre echt nett wenn du mir trotzdem aus der Klemme helfen würdest.‘ Tze“

Rayleigh schüttelte den Kopf ehe er Sanji dann doch zunickte.

„Vielen Dank Sanji, dass du mir alles erzählt hast.“

Plötzlich wandte er sich zur Tür.

„Und vielen Dank für eure Gastfreundschaft. Bis morgen Abend sollte ich mit Zorro zurück sein, so lange würde ich mir gerne diese Klamotten ausleihen.“

„Hä?“

„Warte mal.“

„Wie bitte?“

„Ich komm mit!“ Ruffy war ebenfalls aufgesprungen.

Ein höfliches Lächeln umspielte die Züge des in die Jahre gekommenen Mannes.

„Ich will euch keine Umstände machen. Trotz meines Alters“, er betonte diese Worte unheilvoll, „bin ich vollkommen in der Lage euren Schwertkämpfer zurückzuholen.“

„Ich komme trotzdem mit“, entschied Ruffy mit einem breiten Grinsen. „Schließlich bin ich der Käpt‘n.“

„Ich komme auch mit!“ Chopper stellte sich auf seinen Stuhl und hob die Hufe triumphierend. „Zorro hat mir so oft geholfen. Jetzt bin ich dran.“

Robin kicherte leise. „Wo kämen wir denn hin, wenn wir unser Crewmitglied nicht selbst befreien könnten.“

Der Koch seufzte: „Na meinetwegen, wenn Robin-Schätzchen dabei ist, will ich mal nicht so sein.“

„Das wird absolut SUUU...“

„Eure Kampfbereitschaft überrascht mich kaum, trotzdem bevorzuge ich es, diese Sache alleine zu regeln.“

Alle starrten sie den Mann an der Tür an. Ein leichtes Misstrauen begann aufzukeimen.

„Warum?“, hakte Nami nach.

„Hältst du uns etwa für zu schwach?“ fauchte Lysop irgendwo zwischen fragend und drohend.

„Gibt es etwas, was du uns noch mitteilen möchtest?“

Es war Brook, der Rayleighs gegenüberstand. Ein unlesbares Lächeln auf dem Totenschädel.

„Es ist eine unübliche Bitte; die Crew soll tatenlos darauf warten, dass ein Außenstehender ein Crewmitglied rettet. Gerade du weißt um die Bedeutung deiner Worte. Trotzdem bestehst du darauf. Ich denke du schuldest uns zumindest eine Erklärung.“

Alle Anwesenden schauten zwischen den beiden ältesten Anwesenden hin und her.

Schmunzelnd senkte der dunkle König seinen Kopf.

„Natürlich, wie unbedacht von mir. Entschuldigt mich. Selbstverständlich verstehe ich, dass ihr alle Zorro retten möchtet; das mach Kameradschaft aus, das macht Freundschaft aus.“

Er schlenderte zum Tisch hinüber und stützte beide Hände darauf ab.

Für einen Moment dachte er nach.

„Die Sache ist die, dass ich einen Abschnitt aus Zorros Vergangenheit kenne, den ich nicht befugt bin mit euch zu teilen.“

„Den Abschnitt in den er mit den Korekutas in Kontakt kam?“, mutmaßte die Navigatorin.

„Ganz recht“, stimmte Rayleigh zu. „Joudama stellt keine Gefahr für Zorro da. Ganz anders sieht das jedoch bei ihrem Vater, Korekuta Muchinushi aus.“

„Was für ein Name“, kicherte Lysop, verstummte jedoch sofort, als sämtliche Blicke auf ihm lagen.

Der ehemalige Pirat räusperte sich.

„Wie dem auch sei. Aus diesem Grund möchte ich mich beeilen, damit ich als erstes auf Mystoria ankomme und Zorro befreien kann, ehe Muchinushi eintrifft.“

„Mystoria?“, wiederholte Nami nachdenklich.

„Das erklärt aber noch lange nicht, warum du nicht willst, dass wir mitkommen“, stellte Sanji kühl fest.

Es war nicht so, dass er und der Säbelrassler die besten Freunde waren. Aber Brook hatte verdammt nochmal Recht; er war ein Crewmitglied und somit lag es in ihrer Verantwortung ihn da raus zu boxen, und wenn sie danach auf ihn einprügeln würde müssen, damit er kapieren würde, dass man seine Crew nicht einfach zurücklässt, dann gehörte das eben dazu.

Ein dunkles Grinsen schlich über Rayleighs Lippen.

„Scharfsinnig, nicht wahr?“

Sanji entgegnete nichts während das Grinsen verschwand und der Beschichter wieder todernst wurde.

„Ich möchte nicht, dass einer von euch etwas tut, was er später einmal bereuen könnte.“

Die Crewmitglieder tauschten ernste Blicke aus.

„Warum sollten wir bereuen, Zorro zu retten?“, fragte Lysop misstrauisch.

Der Angesprochene zuckte mit den Achseln.

„Die Antwort auf diese Frage kann ich euch nicht geben, aber vertraut mir, dass es für alle Anwesenden einfacher wäre, wenn ich alleine...“

„Das ist mir egal!“

Entschieden verschränkte Ruffy die Arme.

„Ist mir egal, ob ich‘s morgen bereuen werde. Zorro gehört zu Crew, er ist mein Freund und darum werde ich ihn zurückholen. Ganz gleich was du oder irgendein blöder Vertrag sagen.“

Für eine Sekunde wurde es mucksmäuschenstill in der Kombüse.

„Schließlich bin ich der Kapitän.“

Ergeben beugte der ehemalige Pirat seinen Kopf.

„Aye.“

Als er wieder aufsah, blitzten seine Augen gefährlich.

„Ich habe euch gewarnt, aber es ist eure Entscheidung.“

Obwohl es keine Drohung war, wurde Sanji abwechselnd heiß und kalt.

„Nun gut, wenn ihr dabei sein wollt, dann lasst uns einen Plan machen. Wie befreien wir Lorenor Zorro?“

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Chiyko
2019-01-24T11:25:29+00:00 24.01.2019 12:25
Ui tolle Kapitel *-*
Bitte weiter machen.die Geschichte ist grade so spannend :)
Antwort von:  Sharry
28.01.2019 13:56
Hey,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar, ich freue mich unglaublich^^
Wünsche dir auch weiterhin ganz viel Spaß

LG
Sharry


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