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12 x Du und Ich

Seto & Joey | Puppyshipping
von

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Gute Vorsätze und die Weltherrschaft | Januar

 

»Und was nimmst du dir nächstes Jahr vor, Geldsack? Die Weltherrschaft?«

 

Nur Joey Wheeler besaß die seine kognitiven Fähigkeiten bezweifelnde Eigenschaft, sich ohne Erlaubnis zu mir zu setzen und an seinem Flaschenbier zu schlürfen.

Ich saß im firmeneigenen Helikopter auf dem Dach der Kaiba Corporation, von wo aus ich die ganze Stadt überblickte. Am Himmel blinkten Sterne und der Sichelmond schwebte zwischen Schleierwolken.

Hinter uns drangen die Musik und Stimmen völlig überflüssiger Personen zu uns, die laut lachten und irgendwelche Lieder mitträllerten. Nur Mokuba schaffte es, mir eine Party aufzuschwätzen und trotzdem nicht enterbt zu werden.

 

»Oder hat der tolle Seto Kaiba keine guten Vorsätze und so?«

 

Joey Wheeler besaß die Frechheit mich im Helikopter meines Unternehmens, auf dem Dach des Gebäudes meiner Firma ungeniert anzugrinsen und mir mit seinem Bier (das ich bezahlt hatte) in der Hand zuzuprosten. Nicht, dass ich ein Getränk in der Hand hätte, aber Wheeler interessierten solche Details nicht.

Ich fixierte den Touchscreen meines Tablets und tippte weiter.

 

»Ein wichtiger Aspekt wäre«, sagte ich, ohne aufzusehen, »mich nächstes Jahr um diese Uhrzeit in einem Gebäude einzuschließen, weit weg von Menschen, die das bizarre Bedürfnis haben, einen völlig irrelevanten Tag zu feiern, um in Ruhe arbeiten zu können.«

 

»Echt jetzt? Nicht jeder kann von sich behaupten, im Heli ins neue Jahr zu feiern. Ist doch voll exklusiv und so. Machen wir das jetzt nicht jedes Jahr so?«

 

Er betonte das Wort exklusiv, als wäre es ein Witz. Als würden Menschen es nur ironisch aussprechen, weil es so hochgestochen klang. In Joey Wheelers Welt mochte das zutreffen.

 

»Wird aber eng, wenn sich alle deine Freunde von drüben hier reinquetschen«, fuhr er fort und ignorierte völlig mein Desinteresse an seinem Geschwätz.

 

»Die Freunde meines Bruders«, korrigierte ich und warf ihm einen Blick zu.
 

Wheeler winkte ab und nahm einen Schluck seines Bieres.

 

»Die Freunde deines Bruders sind auch deine Freunde, ist bestimmt ein Sprichwort«, behauptete er und grinste sein dämliches Grinsen und ich spürte schon die Kopfschmerzen, die sich mit einem Pochen ankündigten.

 

»Und mit eben denen lässt sich's am besten ins neue Jahr feiern.«

 

Ich hob meine Augenbraue und starrte ihn einen Augenblick lang an.

Sah ich so aus, als würde ich in das neue Jahr feiern?

Ich verkörperte das genaue Gegenteil dessen, aber mich hätte es nicht überraschen sollen, dass Joey Wheelers kognitive Aufnahmekapazität diese Information nicht verarbeiten konnte.

 

»Dieser Tag ist zufällig das von Menschen festgelegte Ende eines Sonnenumlaufs der Erde. Es ist absolut unsinnig, diesen –«

 

»Blablabla. Ich brauche jetzt echt keine Geographiestunde, Kaiba. Was zählt ist, dass wir heute mal an das vergangene Jahr denken, ein bisschen überlegen, was gut, was nicht so toll war, dass wir dann aber feststellen, dass es insgesamt ganz gut gelaufen ist. Außerdem ist es ein Grund mit guten Freunden ein bisschen Zeit zu verbringen und auf ein richtig gutes, neues Jahr anzustoßen. Was will man mehr?«

 

Zum Beispiel Ruhe.

Zeit, ohne eine Gruppe Menschen, die der kleine Bruder irrigerweise als Freunde bezeichnete und deswegen in bester Laune in den Konferenzsaal der Firma schleppte. Als ich die Luftschlangen und Partyhütchen entdeckt hatte, wäre ich beinahe spontan mit dem Helikopter abgehauen. Aber ich schaffte es einfach nicht, der Grund zu sein, der Mokubas ungetrübte Freude aus dessen Gesicht wischte.

Von drinnen kam verfrühtes Geknalle und Freudenrufe.

Wie grenzdebil mussten Menschen sein, um so eine unnachvollziehbare Faszination für explodierenden Dreck zu verspüren?

 

»Warum bist du dann der abstrusen Feierei entflohen?«, fragte ich, obwohl es mir doch eigentlich völlig egal war. Wheeler war nur deswegen hier, weil er zufällig ein Freund meines kleinen Bruders war. Egal, was er behauptete.
 

Uns verband nichts.

Er war wie dieser Tag.

Eine von anderen Menschen zufällig festgesetzte Größe ohne tiefgehende Bedeutung in meinem Dasein.

 

»Hä?«

 

Ich massierte meine Schläfen.

 

»Was, Wheeler, machst du dann hier? Hier draußen.«

 

»Ist doch offensichtlich.«

 

Ich wollte ihm widersprechen. Seine Handlungen entbehrten zumeist jeglicher Logik und waren entsprechend alles andere als offensichtlich. Aber das hätte wieder zur Grundsatzdiskussion von Kausalität und Emotionalität geführt, auf die ich heute verzichten konnte.

Wheeler starrte gedankenverloren in den Himmel, trank an seiner Flasche und ich lauschte seinen Atemzügen und meinem Getippe auf der Tastatur.

 

»Ich hoffe, du wirst 2019 glücklich«, brach er die Stille.

 

Ich erstarrte und meine Finger verharrten einen verräterischen Augenblick über den Tasten.

Ich hatte viele Pläne für die Firma, Kooperationen mit internationalen Geschäftspartnern, Vergrößerungen des Sortiments, eine völlig neue Erfahrungswelt der virtuellen Realität.

Die Zeitungen waren voll davon. Es gab noch so viel mehr, was ich erreichen wollte.

Und ich würde alle Erwartungen meiner Konkurrenten übertreffen.

 

»Ich ziehe dem den Erfolg vor, Köter«, sagte ich und fixierte ihn. »Erfolg mag für dich ein fremdartiges Konzept sein, aber –«

 

»Seto, du brauchst keine Show abziehen. Hier guckt dir gerade keiner zu und mich interessiert's nicht, was du den anderen vorspielst.«

 

Ich riss meine Augen auf und starrte ihn an.

 

»Ich meine, mir ist's ja egal«, murrte er und steckte seinen Arm hinter den Kopf und seine ganze Gestik und Mimik widersprach seinen Worten.

 

Warum war er dann hier?

Ich hätte ihm diese Frage so oft stellen können, wie er mir.

Aber wir sprachen sie nicht aus.

Vielleicht, weil wir uns vor der Antwort fürchteten.

Weil wir nicht zugeben wollten, dass wir uns fürchteten.

Nur Wheeler wich nicht meinem Blick aus, wenn in meinem Zorn loderte. Wenn nur ein Wort uns davon trennte, dass meine Wut sich über ihn ergoss wie heißes Pech. Joey Wheeler interessierte es nicht, dass die Welt ihn oft genug für einen inkompetenten Idioten hielt. Er ging einfach hinaus und bewies immer wieder, dass er schaffte, was er sich in den Kopf setzte.

 

»Solange Mokuba glücklich ist«, sagte ich.

 

»So eine dünnschissartige Scheiße«, erwiderte er.

 

»Mokuba ist keine zwölf mehr. Glaubst du echt, er checkt es nicht, dass du dich völlig fertig machst? Hier geht es so sehr um Mokuba, wie du es nötig hast, mehr Geld zu scheffeln. Nämlich null, Alter.«

 

Während alle in die Zeitung schauten, um herauszufinden, wo ich stand, sah Wheeler mir persönlich in die Augen und machte keinen Schritt zurück, wenn ihn ihm gegenübertrat. Es war erschreckend. Und während alle Blicke an meiner Fassade abprallten, ließ sich Wheeler nicht blenden.

 

»Manche würden Reichtum, Erfolg und Ruhm mit Glücklichsein gleichsetzen, Wheeler«, sagte ich trocken.

 

»Gut, dass wir beide es besser wissen«, sagte er und stieß seine Flasche in die Höhe, als prostete er dem Helikopter zu.
 

Ich sah schon, wie er die für ihn unbezahlbare Polsterung mit seinem Bier verdreckte.

Egal, wo Wheeler auftauchte, er hinterließ Chaos.

Er konnte nichts so lassen, wie es war.

Meine Konkurrenz erwartete, dass ich sie, aber noch viel wichtiger, mich selbst übertraf. Schneller, realistischer, kostengünstiger, eine höhere Gewinnspanne.

Aber was erwartete ich vom nächsten Jahr?

 

»Was nimmst du dir vor, Joey?«

 

Sollte ich tatsächlich alle Erwartungen sprengen und die Kaiba Corporation zurückstellen in meinen Prioritäten? Statt die Vorsätze anderer zu erfüllen, meine eigenen ausloten?

Joey betrachtete mich und schaute mich schräg von der Seite an, als hätte er gerade etwas Erstaunliches entdeckt.

 

»Die Weltherrschaft?«, setzte ich sarkastisch nach, als er mir zu lange schwieg und die Stille viel zu persönlich wurde.

 

»Nur, wenn du mir hilfst«, flüsterte er. »Alleine ist mir das zu anstrengend.«
 

Ich schnaubte, aber Wheeler lachte mich ungeniert an. Sein Strahlen war unerträglich ehrlich. Um uns explodierten Farben und malten seine Mimik plötzlich rot und blau und grün.

 

»Frohes, neues Jahr, Geldsack.«

 

Nur Joey Wheeler schaffte es, im Helikopter meiner Firma auf dem Dach meines Unternehmens an Silvester mein Arbeitspensum zu reduzieren und nicht versehentlich aus besagtem Helikopter gestoßen zu werden.

 

»Frohes, neues Jahr, Flohschleuder.«

 

 

 

***

 

 

 

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern und allen Non-Binary-Menschen ein frohes, neues Jahr 2019! 

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Vielen Dank für euer Interesse, die lieben und konstruktiven Kommentare und Nachrichten im letzten Jahr! 

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Ich hoffe, 2019 noch ein Stückchen besser zu werden, noch ein bisschen mehr zu schreiben und zu lesen und Interessantes mit euch teilen zu können! 

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Vor allem aber wünsche ich mir, euch (wenigstens ein bisschen) inspirieren zu können und dass ihr meine Freude am Schreiben in meinen Geschichten wiederfindet. : )

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Frohes, neues Jahr!

~Jaelaki



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kemet
2019-01-03T10:10:20+00:00 03.01.2019 11:10
Auch Dir ein frohes neues Jahr, wenn auch etwas verspätet.

Es stimmt schon, was Seto denkt. Wenn Wheeler sich etwas in den Kopf gesetzt hat, zieht er das durch. Gut daran zu erkennen, dass er mit Kaiba im Helikopter sitzt und dort mit ihm zum neuem Jahr anstößt. Oder es zumindest versucht... Oder ihm zumindest zum Nachdenken bringt......

Wie dem auch sei, er hat es geschafft.
Nehmen wir uns ein Beispiel daran!

LG
Von:  Dragon1
2019-01-02T09:01:03+00:00 02.01.2019 10:01
Ein frohes neues Jahr wünsche ich auch Dir!

Eine tolle Geschichte, hast du uns da zum Einstieg ins neue Jahr präsentiert. Es kommt eine schöne Stimmung rüber. Erst die genervte und dann die irgendwie immer entspanntere von Seto.
Ja. Nur Joey schafft sowas.

Wirklich eine gute Geschichte!! Vielen Dank dafür!

Von:  Neko20
2019-01-01T17:54:01+00:00 01.01.2019 18:54
Eine sehr schöne Geschichte.
Katsuya durchschaut Seto und leistet ihm Gesellschaft. Er lässt sich von seiner kühlen, arroganten Art nicht abschrecken, sondern macht immer wieder einen Schritt auf ihn zu.
Vielleicht findet Seto ja mit Katsuya sein Glück. Immerhin befördert Seto Katsuya nicht aus seinem Helikopter. Das kann man schon als Zuneigung werten.

Dir auch ein frohes neues Jahr.

Eine wirklich schöne Sidestory, die sehr gut zur Hauptstory passt.

Bin gespannt, wie es in der Hauptstory weitergeht.
LG Neko20
Von:  Onlyknow3
2019-01-01T13:25:01+00:00 01.01.2019 14:25
Ja so ist Joey eben, er nimmt sich vor Seto keine Blatt vor den Mund. Er sagt was er gerade fühlt und denkt.
Auch wenn Seto ihm das abspicht da zu können. Dir auch ein Frohes neues Jahr 2019.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel, von:Was wir sind.

LG
Onlyknow3


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