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Tour de Japan

Zwei Hundebrüder, drei Schutzherren und jede Menge Zoff
von

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Der Wald der Wunder


 

A

ls sich die Hundebrüder in der nahenden Abenddämmerung dem Wald der Wunder näherten, bemerkten sie sehr wohl alle beide, dass das kein gewöhnlicher Ort war. Ihre Nasen wurden durch die kochende Lehmquelle abgelenkt, aber das war mit Sicherheit kein angestammter Wald. Etwas war da, beobachtete sie, und sie waren beide gewohnt solchen Regungen ihres Unterbewusstseins Raum zu geben , ohne dass es sie freilich besonders gestört hätte. Da war was, und wenn es sich an sie machen würde, wäre es tot. Allerdings war es kaum zu leugnen, dass bereits die dritte Baumreihe in völliger Dunkelheit verschwand – und das bei gerade einsetzender Dämmerung. Das konnte ja ein amüsanter Nachtspaziergang werden. Wobei natürlich sie immer noch mehr sehen würden als zum Beispiel Menschen.

Sesshoumaru betrat den Wald der Wunder als erster, ein wenig positiv überrascht, dass er den Vortritt erhielt, sein Vorrecht als Erstgeborener doch anerkannt wurde. Leider half das nur die Stimmung für wenige Schritte zu heben. Das wurde merkwürdig. Es war nicht nur dunkel, so dunkel, dass selbst er die Bäume nicht mehr sehen konnte, es wurde auch absonderlich still. Kein Laut war zu hören. Und zu wittern war auch nichts, außer eindeutigem Pflanzenbewuchs. Er blieb stehen.

„Äh, ist was?“ erkundigte sich Inu Yasha doch leise, der zwar auch nichts mehr sah, aber immerhin noch die Witterung seines Halbbruders vor sich hatte.

Sollte er oder sollte er nicht? „Die Tiere.“

„Ich kann keine bemerken. Oh.“ Das war ja richtig nett von dem Idioten so auf großen Bruder zu machen. Da konnte man sich als Jüngerer schon dran gewöhnen. Ob das nach dieser Reise auch so bleiben würde? Eher nicht. Auf jeden Fall sollte er selber zeigen, dass er nicht dumm war. „Ein Zauberwald. Also gibt es hier keine normalen Wesen.“

„Geh du voran.“

Warum? Inu Yasha wollte es bereits fragen, ehe er bedachte, dass er dann vermutlich wieder als töricht bezeichnen werden würde. Er hatte Tessaiga, er konnte sich wehren, wenn er schon nicht die Windnarbe und mehr in diesem Wald einsetzen sollte – und seinen Rücken würde der Herr Halbbruder decken, der nun einmal über bessere Sinne verfügte und mehr von Magie verstand. Abgesehen davon hatte es etwas seltsam Angenehmes, den im Rücken zu wissen – wohlgemerkt, als Schutz.

 

Leider hatte die Sache natürlich einen Haken. Es wurde bald dermaßen dunkel, dass absolut nichts mehr zu sehen war, nicht einmal für die Augen eines Halbdämonen. Dazu kam dieser vollkommen stille Wald. Es war direkt unheimlich, dachte Inu Yasha, der nicht einmal seine eigenen Schritte oder die seines Halbbruders hinter sich hören konnte. Nun ja, sie beide gingen gewöhnlich lautlos. Alles, was ihm blieb war der Hauch des Geruchs nach Sesshoumaru. Leider, denn er musste sich nunmehr voran tasten, die Hände statt der Augen nehmen. „Dieser Witz von Amalo ….“ zischte er, als er gegen einen Baumstamm stieß. „Deswegen sollte ich voran?“

„Ich dachte an Rückensicherung.“ Aber Sesshoumaru gab zu, dass es recht amüsant war die leisen Flüche von vorn zu hören statt sich selbst so zu bloß zu stellen. Immerhin existierte ein Anhaltspunkt – der Eingang zu diesem Labyrinth sollte sich am tiefsten Punkt des Tales befinden. Also musste es stetig bergab gehen. Und bislang schien der Halbhund immerhin dazu in der Lage.

Das klang wirklich so wie Kagome gegenüber Souta. Und, da konnte Sesshoumaru sonst sein, wie der wollte – der log nicht. Wollte er dich umbringen, so sagte er das.

 

So tapsten die Hundebrüder eine ihnen unglaublich lang erscheinende Zeit durch den schwarzen, schweigenden, Wald. Nichts zu sehen, nichts zu hören, gerade noch den Geruch des Anderen in der Nase, der jedoch auch immer schwächer zu werden schien … es hatte schon hübschere Waldspaziergänge gegeben. Und doch blieben alle Zwei vorsichtig. Niemand hatte gesagt, dass es einfach wäre die Prüfung zum Schutzherrn zu bestehen – Yuki war wohl nur ein Musterbeispiel gewesen. Und bei beiden zappeln die Fußsohlen noch in der Erinnerung an dessen Dornenprüfung. Was also kam hier in diesem scheinbaren Nichts? Zumal ihre Schwerter wohl eben nur das waren – Metall, ohne Magie. Wie lange sollte das hier noch dauern?

 

Inu Yasha zuckte zusammen, als er unerwartet etwas vor sich roch, ehe er schon mit Gesicht und Oberkörper gegen etwas Festes, Metallenes prallte, das an einer Seite sehr weich war und nach Frühlingswind roch. Noch während sein Verstand begriff, gegen was – oder eher, gegen wen – er da gelaufen war, entkam ihm die Frage: „Ja, was machst du denn hier?“

„Und warum bist du plötzlich hinter mir?“ Der ältere Halbbruder klang betont gelangweilt, aber das war tatsächlich ein Problem.

Zum Leidwesen des potentiellen Schutzherrn der westlichen Länder bewies Inu Yasha doch etwas wie logisches Denkvermögen. „Ich bin um diesen Baum rum gelaufen, wir sind um diesen großen Stamm einfach herumgelaufen. Wir sind im Kreis gelaufen.“ Mit nur ihm selbst logisch erscheinender Konsequenz fügte er hinzu: „Naja, immerhin haben wir uns nicht verlaufen.“

So optimistisch konnte auch nur Inu Yasha das sehen. Sie standen hier wie die Narren und Amalo würde sich köstlich amüsieren. Ein anderer Plan musste her, egal wie. Die Vorstellung, dass sie hier herumirrten zum Amüsement irgendeines Ungeziefers wäre unerträglich. Noch unerträglicher als sein anderer Einfall. „Gehe zurück.“

Inu Yasha wollte schon empört fragen, ob der Riesenhundeidiot ihn etwa hier allein lassen wollte, ehe er am Aufwallen der Energie und jäh rot leuchtenden Augen erkannte, dass sich Sesshoumaru in seine wahre Gestalt verwandelte. Ja, das war mal eine gute Idee. So war der Hundedämon, soweit er wusste, magisch deutlich fähiger und auch dessen Sinne arbeiteten noch besser – allerdings konnte der dann nicht mehr reden. Nun ja. Der Schwanz! Der wedelte vor ihm und er packte eilig zu. „Ja, schön, dass du dich freust“, meinte er dann. „Aber du bist dabei mich gegen die Bäume zu knallen. Pass bitte auf.“

Das war doch ….! Nein, so etwas dachte ein Dämonenfürst nicht einmal. Der Kerl glaubte doch nicht etwa, er halte ihm hilfsbereit die Rute hin, um ihn damit durch diesen Wald zu ziehen? Er verspürte nur mehr Lust den Waldboden mit dem Bastard zu fegen, der sich unverfrorenerweise so an seinen sonst doch stolz erhoben Schwanz hängte und … und überhaupt! Leider konnte er so nicht reden. Und zu allem Überfluss würden die anderen drei Schutzherren ein waches Auge darauf haben, wie sich nicht nur er selbst als Schutzherr, sondern auch Inu Yasha als Krieger und Erbe des Ostens schlug.

Der riesige weiße Hund öffnete etwas das Maul und ließ die grünlich leuchtende Säure heraustropfen. Immerhin war jetzt etwas zu sehen. Nicht viel, aber es genügte. Und natürlich würde es ab und an ein paar Bäume geben, die so standen, dass Inu Yasha dagegen prallte. Zugegeben, solch ein minderes Vergnügen war unziemlich eines Dämonenfürsten, aber für einen geplagten großen Bruder ... nachsehbar.

 

In der Tiefe der Erde lag der Schutzherr des Südens, wie meist verborgen in seinem dunklen Nebel.

Nur oben ragten die beiden Stielaugen heraus, die noch vielfach unterteilt waren und die Hexe, die nervös vor ihm kniete, immer an Insektenaugen erinnerte. Aber was auch immer Amalo war – kein Insekt, wie sie es je gesehen hatte. Jedenfalls war sie froh seinen Mund nicht sehen zu müssen.

„Sie sind im Wald der Wunder, wie amüsant.“ Amalo schien zu lächeln. „Und, sie haben rasch mitbekommen, dass sie in der Irre sind. Ein sehr interessantes Licht, was Sesshoumaru da erfindet. Das Maul mit Säure beleuchten. Originell. - Hm. Du hast doch erwähnt deine Schwester aus dem Westen hätte erzählt, dass sich die beiden Söhne des verstorbenen Taishou bekriegen?“

„Ja, mein Herr, so sagte sie es.“

„Hole sie.“

Die Hexe erstarrte. „Was? Amalo-sama ….“

„Natürlich kann ich ihr keine Befehle erteilen, aber es geht um den Westen. Denk doch einmal mit.“ Warum nur hatte er von allen Hexen die dümmste zugeteilt bekommen? Hatten die Götter gehofft, er brauche weniger Unterstützung, ja, könne sie ausbilden? „Auf was wartest du? Ab mit dir in das Jenseits.“

 

So kniete nur wenige Minuten später auch die Hexe des Westens vor dem Nebel, den sie freilich nicht anblickte , sondern sich lieber verstohlen umsah. Hier war sie noch nie gewesen, aber ihre kleine Schwester war so panisch gewesen, dass sie der Aufforderung um ihretwillen nachgekommen war. Diese Stielaugen im Nebel waren aber auch furchterregend …

„Hexe des Westens,“ begann Amalo. „Vor langer Zeit wurde ein Hundedämon aus dem Westen zum Schutzherrn erklärt. Du hast ihm gedient, bis er im Kampf fiel. Was geschah dann?“

„Äh, ja ...“ Sie hätte eigentlich gedacht, das sei allen Schutzherren bekannt. „Danach wurde sein ältester Sohn der neue Schutzherr, er war der Ältere, hatte das Bluterbe … Aber es kam zum Krieg. Bis dahin hatten sich die Brüder immer gut verstanden, aber als der Jüngere erfuhr, dass er solcherart nie Schutzherr werden konnte, kämpften sie.“

„Bruder gegen Bruder.“

„Ja, leibliche Brüder, Amalo-sama.“

„Sie kämpften?“

„Äh, ja, und der Jüngere verlor und ging fort. Der Ältere war der Schutzherr des Westens. Und bekam eine Tochter, später. Der Jüngere kehrte zurück mit ….“ Oh, wozu das Unsägliche aussprechen.

„Mit So´unga, ja.“ Amalo war deutlich weniger empfindlich. „Aber er kämpfte damit nicht gegen seinen Bruder.“

„Nein. Er mied seinen Bruder. Er meisterte es jedoch, so dass es ihm gehorchte. Und er bekam einen Sohn, der das Schwert erbte.“

„Und dieser Sohn ist der Vater unserer momentanen Hundebrüder.“

„Ja, Amalo-sama.“ Was nur wollte der Geheimnisvolle?

„Du hast gesagt, dass diese Zwei gegeneinander kämpfen, sich umbringen wollen. Genau den Eindruck machen sie auch.“ Das klang zynisch. „Sie gehen gemeinsam auf die Anerkennungsreise, besiegen gemeinsam das Höllenschwert. Und ja, sie streiten sich, aber das ist kein Hass, ich würde es eher brüderliche Neckerei nennen. Hast du das womöglich in Erinnerung an den Bruderzwist der Vergangenheit missverstanden?“ Der auch nicht so ernst gemeint sein konnte, wenn der Jüngere sich nicht mit dem Höllenschwert dem Kampf um den Titel des Schutzherrn stellte. Oder hatte der da auch begriffen, dass es nicht um Macht, sondern um Verpflichtung ging – und die des Höllenschwertes war schwer genug? Es war sowieso interessant, dass die Halbbrüder gemeinsam So´unga besiegt hatten, keiner dessen Macht wollte, niemand von ihnen Schutzherr werden wollte. Ohne Ryujins kleine Nachhilfe wären sie nicht einmal auf dieser Reise.

„Ich hörte es, Amalo-sama,“ beteuerte die Hexe des Westens eilig. „Da es keinen Schutzherrn mehr gab seit dem Tode des Taishou, konnte ich auch nicht gerufen werden. So war ich auf Hörensagen angewiesen, unter Anderem von einem Naraku, der die Zwei gut zu kennen schien und sich wohl jahrelang mit ihnen stritt. Er versuchte sie auch gegeneinander auszuspielen.“

„Scheint ja viel Erfolg gehabt zu haben, der Gute, wenn er jetzt in der Unterwelt ist und die Jungs recht munter durch meine Prüfung wandern.“

Die Hexe des Westens verstand ihre Schwester nur zu gut. Sarkasmus aus einer schwarzen Wolke mit Stielaugen, garniert mit etwas, das einem Zähneklappern nur zu nahe kam … Hoffentlich wäre Sesshoumaru ein angenehmerer Arbeitspartner, nun ja, Herr. „Ich gebe zu, Amalo-sama, er hat sie wohl ein wenig unterschätzt.“

„Will mir auch so scheinen. Gut, ihr dürft beide gehen.“ Während die Hexen eilig gehorchten, hob der Schutzherr des Südens die dunkle Wolke um sich auf. Allein in seiner Höhle beließ er es meist bei seinem wahren Aussehen. Magie war selbst für ihn durchaus anstrengend. So hätte ein interessierter Beobachter einen Blick auf einen langen, flachen, gepanzerten Körper mit acht Beinen werfen können, auf zwei sehr genau fixierende Facettenaugen mit Stiel auf dem Kopf und zwei seltsamen, wurmartigen Greiforganen vorne am Gesicht. Der eigentliche Mund befand sich unter dem Kopf, rund, umringt von Zähnen, deren Geräusch beim Schließen den Hexen Schauer über den Rücken jagte. Dass er nun orange in der Dämmerung leuchtete, hätte den Damen wohl auch nicht gefallen, dachte er zynisch. Nun ja, mal sehen, was seine beiden Gäste dazu sagten, wenn sie ihn erblickten.

Momentan gingen sie noch immer durch den Wald der Wunder, Sesshoumaru in Hundeform. Dadurch fand dieser sicher den Weg hinunter zum See und ließ sich auch nicht von anderen Gerüchen wie den Spinnen ablenken, die schon manchen Narren in die Falle gelockt hatten. Ryujin hatte sich als Wasserdrache relativ einfach getan, er hatte Wasser den Berg hinunter laufen lassen und war diesem gefolgt. Yuki hatte Schnee erschaffen, eine kleine Lawine, und war eben dieser nachgegangen.

Diese, erste, Prüfung sollte darlegen, wie gut die Probanden zugehört hatten. Folgten sie dem Hinweis, dass der eigentliche Eingang zum Labyrinth an der tiefsten Stelle des Tales lag oder verloren sie in der Dunkelheit, ja, bei dem Verlust nahezu aller Sinne, auch den Verstand? Im letzteren Fall waren sie als Schutzherr vollständig ungeeignet. Die folgende Prüfung wäre unangenehm für die Hundejungen, vermutlich jedoch amüsant für ihn. Amüsanter jedenfalls, als es bei seinen Kollegen gewesen war. Ryujin war ein Wasserdrache, dessen Schuppen nahezu nichts durchdringen konnte, Yuki hatte aus Wasser Eis erschaffen und war schlichtweg über die Falle spaziert. Nun ja, jeder Schutzherr besaß seine eigenen Fähigkeiten. Mal sehen, wie ein Hundedämon oder gar ein Halbdämon sich schlugen.

 

Inu Yasha atmete doch etwas auf, als sein Halbbruder stehen blieb und den Schwanz deutlich senkte. Einige Male hatte er Bekanntschaft mit Baumstämmen gemacht, aber es wäre ziemlich dämlich sich darüber zu beschweren. Allein wäre er zugegeben nie so rasch hergekommen. Wo auch immer hier war. So ließ er nur los und sprang neben den sich rasch verkleinernden Hundedämon, um festzustellen was los war.

Sie hatten den Waldrand erreicht. Jetzt befanden sie sich eindeutig wieder außerhalb der ominösen Dunkelheit, denn vor ihnen lag ein kleiner See über dem sich eine Art Glühwürmchen tummelte, oberhalb schienen die vertrauten Sterne. In einiger Distanz war eine Insel zu erkennen mit einem felsigen Hügel. Etwas glitzerte dort.

„Da müssen wir wohl hin,“ meinte der Halbdämon.

Warum nur erzählte der immer das Offensichtliche? „Kannst du schwimmen?“ Das war viel wichtiger.

„Ja. Du auch?“

Zumindest in Hundeform. In Menschenform, nun, das hatte er noch nie versucht und würde nicht ausgerechnet heute und hier damit anfangen.

„Das also war der Wald der Wunder? Ich habe keines gesehen. Ich habe mich nur GEWUNDERT, warum da keine Falle war.“

Mit einem inneren Seufzer erkannte Sesshoumaru, dass er schon wieder erklären musste, wenn er jetzt nicht eine Litanei von: „ich habe mich darüber gewundert, und darüber“, anhören wollte. „Genügend.“

„Du hast sie umgangen. Dann ist auch dieser See eine? Der Eingang zum Labyrinth scheint jedenfalls auf der Insel zu liegen.“

Gleich drei richtige Sätze in einer Bemerkung. Das war eine erhebliche Neuerung und bestätigte die Ansicht des Älteren, dass an allem, was ihn an Inu Yasha störte, nur Myouga Schuld war. Mangelnde Selbstbeherrschung, Ahnungslosigkeit, mangelnder Respekt und Höflichkeit, um einmal die gröbsten Punkte zu nennen. Um auf diese Insel zu kommen half leider fliegen nichts, das konnte er spüren. Irgendetwas bremste gewisse Fähigkeiten. Amalo galt als der älteste und zauberkundigste aller Schutzherren und der bewies das gerade. Nun gut, so würde er eben sich heute schon zum zweiten Mal verwandeln und hinüber schwimmen. Und falls dieser Halbhund glaubte, er würde ihn tragen, konnte der das vergessen. Was machte der da?

Während der Hundedämon erneut seine Aura aufflammen ließ und seine fellige Gestalt annahm, warf er aus den Augenwinkeln einen Blick seitwärts. Tatsächlich. Inu Yasha zog sich aus. Warum wollte der ihn denn mit diesem Anblick beleidigen? Immerhin beeilte der sich. Was sollte es. Er setzte eine Pfote in das Wasser. Nur wenige Minuten, dann wäre er wieder in seiner Menschenform. Nicht, dass er dann viel redete, aber gar nicht reden zu können war schon lästig.

 

Inu Yasha hatte sich rasend schnell ausgezogen, da er vermutete, dass ihm nur die Zeit blieb, die sein Halbbruder für die Verwandlung benötigte, ehe der sich vom Acker machte. Rücksichtnahme war bei dem nicht sonderlich angeschrieben, wenn man nicht gerade Rin hieß. So packte er die Kleidung in sein Oberteil und band die Ärmel fest zu, ehe er das Bündel und Tessaiga samt der Scheide aufnahm und sich auf den Kopf legte. Früher war er manchmal so geschwommen, nur mit einer Hand, seine Sachen auf dem Kopf, als er noch ein Kind gewesen war und so mancher Dämon ihn gejagt hatte. Zumindest, bis er Klauenangriffe erlernt hatte. Hoffentlich konnte er das noch richtig. Man wollte sich ja nicht gerade vor dem potentiellen Schutzherrn des Westens blamieren – genauer, vor seinem eigenen Bruder. So rannte er in das Wasser, blieb kurz stehen, um sich auf den Bauch zu legen. Ja, so war das damals gegangen, gut. Immerhin.

 

Keine fünf Minuten später erkannten die schwimmenden Halbbrüder den Hinterhalt dieses Sees. Etwas biss in sie, an vielen Stellen, saugte sich fest, auf der Suche nach Blut.

„Blutegel,“ murrte Inu Yasha. Er hatte keine Hand frei. Das war lästig, zumal diese Biester sich die am besten durchbluteten Stellen aussuchten, wie unter der Achsel seines linken Armes, mit dem er sein Päckchen auf dem Kopf trug. Und Tessaiga half hier so auch nichts. Immerhin waren seine Ohren außerhalb des Wassers. Sekunde. Ohren? Er warf einen wie beiläufigen Blick auf den riesigen Hund neben sich, dessen lange Ohren im See tauchten. Täuschte er sich, oder wurde der liebe Sesshoumaru schneller? Na, der merkte das vermutlich auch, vor allem an den Stellen, an denen das Fell dünner war. Dieser Amalo schien ein echter Scherzkeks zu sein. Ein Fuchsdämon? Jedenfalls ein Schutzherr und denen sollte man kaum krumm kommen. Er musste sich jedenfalls beeilen, das Zwicken wurde wirklich lästig. Überdies bedeutete die Vielzahl der Egel einen gewissen Blutverlust, wenn die sich alle voll saugten, das musste wirklich nicht sein. Also, schwimm schneller, mahnte er sich.

Sesshoumaru dachte ganz ähnlich. Auch bei ihm saugten sich die dämonischen Winzlinge an Stellen fest, die er als empfindlich einstufen würde. Soweit er bemerkte, sogar unterhalb seines Schwanzes, in seinen Ohren. Lästig. Überaus. Soweit er diese Egel richtig kannte, würde er sie an Land mit einem leichten Anstieg seiner Energie loswerden können, hier im Wasser würden sie sich nur fester hinein beißen. Nun ja. Gewöhnlich schwamm er auch nicht, sondern sprang oder flog über solch einen See. Aber war dieser so genannte Krieger des Ostens, dieser Halbmensch aushielt, würde doch wohl auch er schaffen, das stand außer jeder Diskussion.

 

Auf der Insel angekommen schüttelte sich der riesige, weiße Hund etwas, ehe er sich in seine Menschenform zurück verwandelte und wie nebenbei mit der dabei gesteigerten, dämonischen, Energie auch die Parasiten los wurde.

Inu Yasha warf seinen Packen und sein Schwert auf den Boden, ehe er sich hastig absuchte und diese lästigen Egel abriss. Das tat wehr, dachte er, aber da musste er jetzt durch. Du liebe Zeit! An was für Stellen die sich hingehängt hatten! Natürlich war der Herr Hundedämon schon fertig. Leider reichte seine Energie für so etwas nicht aus. Und überhaupt … Er drehte sich um. „Sesshoumaru, kannst mal gucken, ob ich auf dem Rücken auch noch welche habe?“ Oh, das hätte er wohl lieber nicht gesagt. Er sollte nicht vergessen, dass er hier nicht mit Miroku unterwegs war.

Der ältere Bruder antwortete nicht. Er war schlicht sprachlos, die blanke Kehrseite des Halbdämonen gezeigt zu bekommen und dazu noch mit dieser Aufforderung. Und er hatte nur einen Gedanken: ich bringe ihn doch noch um, Schutzherr und Krieger hin oder her.

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Gut gemacht, Inu Yasha? Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  MissVegeta
2019-05-06T10:53:33+00:00 06.05.2019 12:53
Hehehe gleich mehrere Erniedrigungen für Sesshoumaru. Konnte wieder häufig lachen. Interessant war aber auch die Familiengeschichte und alles um Sounga. Als sie Richtung See gingen, dachte ich an Blutegel. Aber mir kam auch der Gedanke, dass sie auch immun gegen Verführungen sein sollten. Also dachte dementsprechend an... Meerjungfrauen oder diese.. Sirenen, heißen die glaube ich.
Jedenfalls göttliches Kopfkino bei den Szenen. Und viel Lachen!
Freue mich aufs nächste Kapitel.
Antwort von:  Hotepneith
06.05.2019 15:23
Danke.

Du meinst also, die DRachendamen reichen noch nicht für unsren "Krieger des Ostens"?


hotep
Antwort von:  MissVegeta
07.05.2019 09:11
Er schien sie nicht hübsch oder anziehend zu finden... weil halt Drachendamen. So kams für mich rüber x)


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