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Geheimnisse

[Wettbewerbsbeitrag - HarryPotter-OneShot~Sammlung]
von

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Ungeliebt


 

Ungeliebt

Daphne Greengrass × Albus Potter
 

Daphne sah von ihren Unterlagen auf und betrachtete den jungen Mann vor sich mit abschätzigem Blick.

Sie kannte ihn. – Wer tat es nicht?! – Doch ging diese Begegnung über bloße Bekanntschaft weit hinaus.

Der Ruf seines Namens eilte ihm voraus, wie ein widerlicher Geruch, der sich nicht vertreiben ließ:

Potter

Der beste Freund ihres Neffen und ständig streunte er im Hause ihrer Schwester herum.

Und seit Astorias Ableben schienen die Fäden der Freundschaft zwischen den Jungen nur noch enger geknüpft.

Um Draco und Scorpius beizustehen, hatte sie darauf bestanden, dass Terence und sie nach Wiltshire zogen, ins Anwesen ihres Schwagers.

Obschon sich der Hausherr gegen diese Entscheidung stemmte wie ein stures Kind, hielt Daphne beharrlich an ihrem Vorhaben fest, sich dort einzuquartieren.

Sie wollte ihm und dem Jungen eine Stütze sein, denn diese hatten nicht nur die geliebte Frau und herzensgute Mutter verloren, ihr hatte man die kleine Schwester genommen.
 

Zähneknischend tolerierte Daphne die Entscheidung ihres Gatten, wann immer ihm danach war, in die kleine Wohnung, im Herzen Londons, zurückzukehren.

Dass sich Terence in seinem Stolz verletzt sah, weil sie auf diesen Umzug bestand, ließ er sie spüren, wann immer die beiden aufeinandertrafen.

Seine Einwände, bezüglich der Dauer ihres Aufenthalts, überhörte Daphne geflissentlich.

Sie gestatte ihm den kleinen Freiraum, doch mit den ins Land ziehenden Monaten, nahmen nicht nur die Abende, an deren er nicht bei ihr war, zu.

Die Einsamkeit erschien ihr wie ein neuer, treuer Begleiter.

Ablenkung vom Schmerz und der Trauer fand sie in der Arbeit, er hingegen suchte Zerstreuung in den Armen einer anderen.

Ob Hexe oder nicht, Terence Higgs suhlte sich statt in Kummer, vorzugsweise in weißen Laken.

Schnaubend wandte sie das hellblonde, lockige Haupt.

Eher noch hätte sie Draco diese Art der Therapie zugetraut.

Doch ihr Gatte schob sein Tun auf den Mangel an Zweisamkeit.

Unterstellte ihr sogar, sich mehr um Schwager und Neffen zu sorgen, statt ihm die Last eines harten Arbeitstages abzunehmen, ihn anzuhören und gelegentlich den Pflichten der Ehe nachzukommen.

Die Empörung über solch üble Anschuldigungen saß noch immer tief.
 

Sowie Scorpius seinen Abschluss auf Hogwarts machte, war das Trennungsjahr vorüber und die Scheidung eingereicht.

In nicht mehr als einem halben Jahr, vielleicht schon in wenigen Monaten, war Daphne Higgs eine geschiedene Frau.

Der Stachel der Wut steckte noch immer in ihrem Herzen.

Sie verlangte nicht nur ihren Mädchennamen zurück, auch die Hälfte seines Vermögens.

Und beides würde ihr zugesprochen!

Sie würde ihn leiden lassen, so, wie sie litt, damals, als sie ihre Schwester zu betrauern hatte und er, aus Gram, Frustration und Unverständnis, einen Schritt zu weit nach vorn wagte.

Sie war dem Irrtum erlegen, dass die stählerne Kette ihrer Liebe stark und unerschütterlich allem standhielt.

Doch die Glieder zerbrachen, fielen tief und landeten im Staub und Dreck der Wahrheit.

Das Rosarot ihrer Brille war beschmutzt, mit jeder Lüge, jedem gemeinen Wort ein wenig mehr, bis alles nur noch undurchsichtig schien.
 

Ein Räuspern riss sie aus ihren Erinnerungen.

Noch immer verharrte der Sohn des wohl größten Helden ihrer Generation vor ihrem Schreibtisch.

»Albus.« Daphne zwang ihre Mundwinkel zu einem flüchtigen Lächeln, das routiniert und fachmännisch die flüchtige Begrüßung unterstrich.

»Daphne«, entwich es ihm ebenso knapp.

Dass sie ihm das Privileg einräumte, sie zu duzen, bezog sich einzig und allein auf ihre Zusammentreffen auf Malfoy Manor.

Umso mehr straffte sie die Schultern, bog den Rücken durch, sodass die helle Bluse mehr als deutlich ihre Vorzüge offenbarte, die Terence verschmäht hatte.

»Miss Greengrass, wenn ich dich daran erinnern darf!« Ihrem Zischen kam er jedoch nur mit dem Zucken der Schultern nach.

»Dann ist die Scheidung endlich durch? Meinen Glückwunsch.« Dass dieser Grünschnabel über genügend Wissen verfügte, was ihre Privatsphäre anbelangte, behagte Daphne ganz und gar nicht.

Doch dieser Umstand ließ sich, in all der Zeit, nach all den Jahren, die er im Hause Malfoy verbrachte, leider nicht vermeiden.

Tief rang sie nach Luft, rieb sich die Schläfen. »Setz' dich.«

Ihrer Bitte, die eher einer Aufforderung glich, kam Albus wortlos nach.

Er ließ sich auf das Polster sinken und streckte die Beine aus, ehe sein Rücken das kalte, knarzende Leder berührte.
 

»Wo waren wir beim letzten Mal stehen geblieben?« Daphne erhob sich von ihrem bequemen Drehstuhl, umrundete den Schreibtisch, ließ sich in den großen Sessel fallen und schlug die Beine übereinander, ehe sie ihr Klemmbrett zückte.

»Können wir das nicht bei dir besprechen?« Wieder erdreistete er sich, alle Höflichkeit in den Wind zu schießen.

»Dass ich dich hier, in meiner Praxis, empfange, ist dem geschuldet, dass ich Privates und Geschäftliches nicht vermische«, erklärte sie, wie die letzten drei Male zuvor.

Doch noch immer schien der Potter-Spross darauf aus zu sein, den Preis für die Therapie so gering wie möglich zu halten. »Wir kennen uns doch bereits lang genug. Du hast mich gewissermaßen aufwachsen sehen. Warum kannst du mir deine Ratschläge nicht einfach umsonst geben?«

Eine akkurat gezupfte Augenbraue schnellte zum blonden Haaransatz hinauf. »Hüte deine Zunge!«

Albus verdrehte die Augen.

Ihre Zurechtweisungen ertrug er nur in geringem Maße.

»Dein Vater zahlt mir eine Menge Galleonen dafür, dass du dich jemandem anvertrauen kannst«, während sie sprach, kritzelte Daphne eine Notiz auf das leere Blatt, dass vom einem Metallbügel auf dem Plastikbrett gehalten wurde.

Diese beinhaltete einen weiteren Aufschlag, eine Unverfrorenheitsgebühr.

Wenn Harry Potter schon Geld lassen musste, dann in einer horrend-unverschämten Summe.

Immerhin sah sich Daphne dem losen Mundwerk seines Abkömmlings ausgesetzt.

»Ich will ihm aber nichts schuldig bleiben«, knirschte Albus.

Überrascht hob Daphne den Blick. »So? Und ich dachte, du wärst darauf aus, ihn richtig zu quälen?«

Die Mundwinkel des jungen Zauberers zuckten unweigerlich, doch dann besann er sich für einen flüchtigen Moment.

»Du weißt, dass ich das meiner Mum nicht antun kann«, seufzte Albus ergeben und richtete seinen Fokus zur Zimmerdecke hinauf.

»Hmhm«, träge entkamen ihr die Laute, mehr hatte jedoch Daphne nicht beizutragen.

Eine Weile schwieg er.

Offenbar hing Albus seinen Gedanken nach.

Eine willkommene Abwechslung für ihr aufgewühltes Inneres.

Sie durfte sich nicht in den Ängsten und Nöten, oder den wirren und verworrenen Gedanken ihrer Patienten verlieren, geschweige denn so etwas wie Mitgefühl aufkommen lassen.

Ein Musterbeispiel an Rationalität und Sachlichkeit – das musste sie sein!

Doch nicht selten ertappte sich Daphne dabei, wie sie den jungen Mann mit anderen Augen betrachtete.

Sie kannten einander wahrhaftig lang genug und die Distanz zwischen ihnen, so, wie sie während der Stunden, in denen er Hilfe suchte, ob nun gewollt – oder nicht, sein sollte, verschwamm, verwischte die Grenzen.

Daphne musste sich die Objektivität bewahren.
 

»Weißt du … vielleicht … sind wir zwei gequälte Seelen, auf der Suche nach einander?«, brach es plötzlich aus ihm heraus.

Verdutzt blinzelte Daphne, ehe ihr Lachen den Raum erfüllte, der vor Regalen mit Büchern über Psychologie beinahe überquoll.

Sie schüttelte das blonde Haupt. »Albus, du bist ein netter Junge und ich weiß, dass du irgendwann jemanden finden wirst, der dir gut tut.«

»Und wenn du das bist?« Seine Lippen bogen sich zu einem provozierenden Grinsen, jedoch glomm auch ein wenig Hoffnung in seinen Augen.

Daphne neigte, leicht lächelnd, den Kopf. »Haben die letzten Stunden zu irgendeiner Erkenntnis geführt?«

»Du meinst, dass du heiß auf mich bist?« Sein Mund verzog sich zu einem schiefen Grinsen.

Sie räusperte sich und ließ die Zunge schnalzen. »Im Bezug auf die Beziehung zu deinem Vater ...«

»Du weißt es nur noch nicht«, gab er zurück, ohne auf ihre Worte einzugehen.

»Albus, bleib bitte bei der Sache!« Ihre Rüge quittierte er mit einem Brummen.

»Ich gebe mir Mühe, wirklich«, gestand Albus reumütig.

Abermals rang Daphne nach Luft, nunmehr erleichtert, dass die vielen Sitzungen endlich Früchte trugen. »Schön zu hören.«

»Geh' mit mir aus.« Ein schwerer Seufzer kroch, auf sein Bitten hin, zwischen ihren geschminkten Lippen hervor.

»Nein«, dass ihre Stimme ein leichtes Knurren mit sich führte, behagte ihr nicht.

»Bitte, nur ein einziges Mal.« Das Leder knirschte, als sich der junge Mann aufsetzt und die Beine über die Liege schwang.

»Nein«, gebot sie ihm ein weiteres Mal, nun besonnener und darauf bedacht, keinerlei Emotionen zur Schau zu tragen.

»Daphne?« Da sie keinerlei Reaktion zeigte, traktierte er sie von Neuem. »Daphne?«

Doch diese ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

Schon härtere Fälle hatten auf dem Sofa Platz genommen und waren, wie verwandelt und von neuem Lebensmut erfüllt, zur Tür hinausgeschwebt. »Albus!«

Als sein Name von ihren Lippen wich, hatte dieser nichts Bedrohliches an sich.

Es schien ihm, als sei die Frau, die vor ihm in dem großen Sessel saß, erschöpft, doch er verbot sich den Gedanken, dass er die Schuld daran trug.
 

Ein ergebener Laut entkam ihm, ehe sich Albus wieder in jene halbliegende Position zurückbegab.

»Okay«, sagte er leise. »Wir machen einen Deal.«

Daphne horchte auf, ebenso huschte erneut eine Augenbraue gen Norden.

Albus wandte den Kopf in ihre Richtung, suchte ihren Blick und wartete zugleich auf die Bestätigung seiner Worte.

Daphne nickte ihm zu, er möge fortfahren.

»Ich habe mich vielleicht ein bisschen unglücklich ausgedrückt«, räumte er ein. »Wir gehen aus, wenn du hier fertig bist. Dann hat all das nämlich nichts Geschäftliches mehr an sich.«

»Wie erwachsen du auf einmal klingst«, höhnte Daphne und bemerkte zu spät, dass es ihrer Aussage an Professionalität mangelte.

Nun war es an ihm, ihr einen argwöhnischen Blick entgegenzubringen. »Wir werden das hier fertig machen und dann begleite ich dich nach Hause.«

»Ist das ein Angebot?«, dass ihr die Mundwinkel belustigt zuckten, konnte Daphne nicht bestreiten.

»Und vielleicht machen wir einen kleinen Umweg?«, fügte Albus ungeniert hinzu.

»Wenn wir hier fertig sind«, gebot sie ihm.

»Genau, wenn wir hier fertig sind.« Ein schelmisches Funkeln blitzte in seinen Augen auf.

»Also, gib dir Mühe!«, ordnete Daphne.

»Das werde ich«, bestätigte er mit einem bejahenden Nicken des rabenschwarzen Hauptes. »Zahlt dir mein Dad wirklich so viel Kohle?«

»Albus!«, warnte Daphne zum wiederholten Male.

Der Potter-Spross hob beschwichtigend die Hände in die Höhe und ließ die Therapiestunde über sich ergehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Natsumi_Ann_
2019-07-10T09:51:57+00:00 10.07.2019 11:51
»Du meinst, dass du heiß auf mich bist?«

Ich fand Albus Sätze einfach nur göttlich xD
Der scheisst auch drauf dass er jünger ist und das Higgs ihr Mann ist XD Einfach herrlich :3
Antwort von: irish_shamrock
10.07.2019 12:18
♥ Danke für deinen Kommentar :**


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