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Verhexte Weihnachten

von

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Im Kamin knisterte und brannte das Feuer, welches eine wohlige Wärme im gesamten Wohnzimmer verbreitete. Auf dem Kaminsims brannten neue Kerzen, die eine vanillige Note verströmten. Die eisige Kälte, die draußen vorherrschte konnte der kleinen Familie, die in diesem Haus lebten, nichts an haben. Selbst dann nicht, wenn es eine weitere Nacht durch schneien würde. Dieses Jahr konnte man weiße Weihnacht fest in den Kalender eintragen. Es waren schließlich nur noch zwei Tage.

Der Duft von frisch gebackenen Plätzchen hing in der Luft und aus dem Radio drangen leise weihnachtliche Melodien. Eine junge Frau mit einem kugelrunden Bauch war genau in diesem Moment dabei ein Blech mit frischgebackenen Keksen aus dem Backofen zu holen, als ein dunkelhaariger Wirbelwind an ihr vorbei sauste. „Mamaaaa“, schallte es aus dem Mund des sechsjährigen Jungen, der den schönen Namen Henry trug. Um ein Haar wäre Katherine das Blech aus den Händen geglitten! Erleichtert darüber, dass das nicht geschehen war, schloss sie für wenige Sekunden die Augen um durchzuatmen. „Henry! Du hast mich erschreckt!“, beschwerte sie sich nachdem sie ihre Augenlider wieder aufgeschlagen hatte, mit pochendem Herzen bei ihrem Sohn, der sie daraufhin mit großen Augen ansah. Sie konnte ihm niemals lange böse sein wenn er sie mit diesem Blick bedachte und darüber wusste der junge Mann bestens Bescheid. Die Wahrheit war, dass er seine Eltern beide gut im Griff hatte. Er war ihr kleiner Prinz, ihr Ein und Alles. „‘Tschuldigung, ich bin nur so aufgeregt! Papa kommt gleich mit unserem Weihnachtsbaum nachhause. Ich frage mich wie groß der Baum sein wird.“

Ein liebevolles Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie das Blech vorsichtig auf den Herd abstellte und den Ofen wieder schloss. „Das weiß ich doch aber das ist noch lange kein Grund dafür schreiend durch das Haus zu laufen, mein Schatz. Ich habe dir schon hundert Mal gesagt wie gefährlich es ist in der Küche zu rennen.“ Henry zog schmollend eine Schnute und starrte auf die dunklen Fliesen zu seinen Füßen. Sofort entwich ihr ein leises Seufzen. „Ich will nur nicht, dass du dir wehtust, das weißt du doch.“ Sie ging vorsichtig vor ihm auf die Knie, was ein bisschen Zeit in Anspruch nahm und breitete ihre Arme aus. Henry ließ sie nicht lange warten und verbannte die Distanz zwischen ihnen in dem er ein paar große Schritte auf sie zu ging. Kaum hatte er sie erreicht, kuschelte er sich zufrieden in ihre Arme. „Können wir den Baum heute noch schmücken?“

Es war jedes Jahr eine Tradition von ihnen gewesen gemeinsam loszufahren und einen Baum für das Fest auszusuchen, doch dieses Jahr war alles anders. Es war das letzte Jahr, das sie zu dritt feiern würden. Henrys kleines Schwesterchen war nämlich unterwegs. Weil Katherine hochschwanger und nicht mehr so beweglich war, hatten sie beschlossen, dass Sean alleine den Baum holen fahren würde, während Henry bei seiner Mutter Zuhause blieb. Henry hatte diese Planänderung zunächst gar nicht gepasst und erst nachdem Sean ihm erklärt hatte von welch großer Wichtigkeit die Aufgabe war „auf Mami aufzupassen“ hatte er zugestimmt. „Natürlich schmücken wir den Baum heute noch, Dummerchen“, neckte sie ihn mütterlich als er sie wieder los ließ. „Jetzt hilf mir bitte dabei wieder aufzustehen.“ Es war nicht ihre beste Idee gewesen sich auf die harten Fliesen zu knien. Nicht in ihrem augenblicklichen Zustand. Von Tag zu Tag fielen ihr die einfachsten Bewegungen immer schwerer. Glücklicherweise war der Küchentisch zum Greifen nahe, sodass es ihr mit etwas Hilfe von Henry und dem Hochziehen am Tisch gelang, auf die Beine zu kommen. Sie atmete schwer und brauchte eine Minute um sich von der kleinen Anstrengung zu erholen, wozu sie sich auf den Tisch stützte und tief ein- und ausatmete. „Soll ich Papa anrufen?“, wollte Henry wissen, der seine Mutter besorgt beäugte. Es war nicht das erste Mal an diesem Nachmittag, dass er ihr diese Frage stellte. Zum wiederholten Male schüttelte sie den Kopf. „Es geht schon wieder. Kannst du mir mit den Plätzchen helfen? Aber schön aufpassen, das Blech ist noch ganz heiß.“

Gemeinsam nahmen sie die Kekse vom Blech und legten sie auf einen Teller, wo sie abkühlen konnten. Henry konnte es einfach nicht lassen und stibitzte sich einen der Kekse. Nach getaner Arbeit verließen die beiden die Küche um es sich im Wohnzimmer vor dem Kamin gemütlich zu machen. Der Junge hatte unter Katherines wachsamen Blick zwei Tassen mit warmen Kakao zubereitet und diese auf den kleinen Couchtisch abgestellt. Zusammen kuschelten sie sich auf der Couch unter eine gemütliche warme Decke. Henry hatte beschlossen etwas aus seinem Lieblingsbuch vorzulesen. Seit er im Sommer eingeschult worden war und angefangen hatte das Lesen zu lernen, hatte er beinahe immer ein Buch in der Hand. Diese Eigenschaft versuchen seine Eltern zu fördern, schließlich war es etwas positives wenn das Kind von selbst gerne laß. Verträumt fiel der Blick ihrer braunen Augen auf den Kamin. Sie liebte das Feuer und die Hitze, die davon ausging. Es erinnerte sie immer wieder an ihr eigenes Feuer, das in gewisser Weise ständig unter ihrer Haut brannte und durch ihre Adern floss. Wie jede Hexe und jeder Hexer fühlte sie sich ihrer magischen Fähigkeit sehr verbunden. Umso unangenehmer war es, dass sie zur Zeit nicht frei über ihre Kraft verfügen konnte.

Sie hielt ihre Tasse in der einen Hand und streichelte mit der anderen sachte durch das dichte Haar des kleinen Jungen, der Wort für Wort und Satz für Satz aus seinem Buch vorlas. Es hatte eine seltsam beruhigende Wirkung auf sie. Und auf das Baby, das sie in ihrem Bauch trug. Sie spürte wie es sich in ihr bewegte und begann zu lächeln. „Es gefällt ihr wenn du ihr vorliest. Machst du das auch wenn sie da ist?“ Henry hob den Kopf, den er zuvor ihre Brust gelehnt hatte und sah sie an. Ein stolzes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ich lese ihr jeden Tag vor!“, versprach er und die Neugier und Aufregung in seiner Stimme war nicht zu überhören. Er freute sich unheimlich auf den Nachwuchs, auf ein kleines Geschwisterlein. Katherine und Sean hatten befürchtet, dass er mit einer solchen Veränderung möglicherweise nur schwer klar kommen würde, da er nun mal ein verwöhntes Einzelkind war, doch ihre Sorgen hatten sich zunächst in Luft aufgelöst. Die Vorfreude war bei ihnen allen groß und wuchs von Tag zu Tag. Sie konnten es alle kaum aushalten endlich das kleine Mädchen kennen zu lernen. Ob Henry immer noch so euphorisch sein würde, wenn sie erst mal da war und nahezu jede Minute des Tages die Aufmerksamkeit der Eltern einforderte, war eine andere Sache. Etwas, das sie heute nicht beschäftigen sollte.

 

 

Es war eisig kalt an diesem späten Nachmittag. Unaufhörlich fielen die Schneeflocken aus dem immer dunkler werdenden Himmel hinab. Millionen dicke Schneeflocken, die die Geräusche der Umgebung verschluckten. Sean rieb sich die kalten Hände um sie vor dem Erfrieren zu retten, doch das half auch nicht viel. Seine Fingerspitzen kribbelten und brannten bereits unangenehm. Manch einer hätte dieses winterliche Wunderland vielleicht bewundert oder mit erstaunen betrachtet, aber dafür hatte er keinen Blick. Nicht heute. Nicht an diesem wichtigen Tag. Dem wichtigsten Tag überhaupt. Seit zehn Monaten, fast einem Jahr, hatten sie sich auf diesen Tag vorbereitet und jetzt war es soweit. Da durfte er sich nicht von Nichtigkeiten ablenken lassen. Dafür war diese Angelegenheit von zu großer Bedeutung. Er konnte sich nicht entsinnen mal einen wichtigere Aufgabe gehabt zu haben.

Höchsten der Sieg über Aiden und den Dämon Sammael kam nahe heran. Selbst über drei Jahre nach dem großen, alles entscheidenden, Kampf verfolgten ihn die Erinnerungen daran und es verging kaum ein Tag an dem er nicht an die Ereignisse zurück dachte. Sie hatten ihn traumatisiert und die einzige Person, die ihm so etwas wie Trost hatte schenken können war seine einstige Erzfeindin, Katherine. Nie hätte er für möglich gehalten einmal etwas anderes als Hass und tiefste Verachtung für sie zu empfinden. Die Gefühle füreinander hatten beide gleichermaßen schockiert und völlig überwältigt. Sie teilten die tief sitzenden, seelischen Narben, die der Kampf bei ihnen hinterlassen hatte. Auf gewisser Weise heilten sie einander. Jeden Tag ein bisschen mehr.

„Und wir sind hier richtig?“ Sein Blick war auf die beiden Frauen gerichtet, die ihn hier her begleitet hatten. Ariel, die vor einigen Monaten aufgehört hatte ihre Haare zu blondieren, betrachtete das Haus, vor welchem sie standen, eingehend und nickte langsam. „Es ist das Haus aus meiner Visionen, ja“, bestätigte sie ihm. Die andere Frau, Lizzie, griff nach ihrer Hand und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. „Sicher, dass wir nicht mit rein kommen sollen, Coach Brady?“, hakte sie vorsichtshalber noch mal nach, obwohl sie die Antwort schon kannte. Sean hatte den Versuch diesen Spitznamen los zu werden inzwischen aufgegeben und sich seinem Schicksal gefügt. Lizzie war die Einzige aus ihrem Zirkel, die seinen Vornamen benutze. Wie erwartet nickte Sean auf Ariels Frage hin entschlossen. Er musste das alleine tun. Schon allein, weil er nicht verlangen konnte, dass Ariel und Lizzie sich deswegen in Gefahr begaben. Sie waren längst keine Kinder mehr und dennoch fühlte Sean sich ihnen gegenüber verpflichtet. Manche Angewohnheiten wurde man wohl nie los. „Ich muss das alleine machen. Ihr wartet hier draußen auf mich.“ Er sah seinen Begleiterinnen nacheinander noch einmal in die Augen, nickte dann und wandte sich ab. Er konnte nicht glauben, dass er eines Tages in so einem Haus leben würde. Die Menschen, die in diesem Haus lebten, hatten ein gutes Leben. Ein schönes und geregeltes Leben, da war er sich sicher. Mit so einer Nachbarschaft assoziierte er Spielenachmittage, Gartenpartys, Elternabende und Familienausflüge.

Nervös sah er sich nach links und rechts um und wandte sich dann der verschlossenen Haustür zu. Es dauerte nur Sekunden bis die Tür sich auf magische Weise öffnete ohne, dass dabei das Schloss beschädigt wurde. So einen kleinen Zauber schüttelte er ganz einfach aus dem Ärmel. Das war keine Kunst. Anders als die Zeitreise, die er mit Lizzies Hilfe, hinter sich gebracht hatte. Kleine Zeitsprünge in die Vergangenheit waren nicht das Problem. Es waren Reisen in die Zukunft, die eine Schwierigkeit darstellten. Es hatte Monate gedauert bis sie die richtigen Artefakte und den benötigten Kristall aufgetrieben hatten. Das ganze Vorhaben hatte im Verborgenen stattgefunden und war ein Geheimnis zwischen Ariel, Lizzie und ihm gewesen. Nicht einmal Katherine hatte erfahren dürfen was sie vor hatten, noch weniger den Grund dafür. Es ging doch schließlich um ihre Zukunft. Oder viel mehr um ihr eine Zukunft zu ermöglichen.

Die schicksalhafte Vision hatten Ariel, die Katherines Cousine war, vor zehn Monaten bekommen, als sie Katherine nach der Geburt ihres Sohnes im Krankenhaus besucht hatte. Es war erst Stunden her gewesen, dass sie Henry zur Welt gebracht hatte und sie war so erschöpft von den Anstrengungen der Geburt gewesen, dass sie eingeschlafen war. Sean hatte Ariel das Baby in die Arme gelegt und kaum war das geschehen war sie heftig zusammen gezuckt. Ihm war sofort klar gewesen, dass sie eine Vision bekommen hatte, denn das passierte in diesem Zusammenhang jedes Mal. Sie hatte ihm nicht sofort erzählen wollen was sie gesehen hatte, irgendetwas schien sie verstört zu haben. Etwas, dass mit Henry in Verbindung stand. Als sie sich nach einer Weile gefangen hatte, hatte sie endlich von der Vision berichtet. Sean war entsetzt gewesen. Immer wenn ihm die Zukunftsvision durch den Kopf ging, lief ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken. Er musste es verhindern.

Vorsichtig drückte er die Haustür auf, sofort wurde er von einer angenehmen Wärme in Empfang genommen und der Geruch von frischen Plätzchen stieg ihm in die Nase. Leise schloss er die Tür hinter sich und rief sich sein geplantes Vorgehen in Erinnerung. Ihm war bewusst, dass er womöglich spontan den Plan ändern musste, da er keinen Einfluss auf etwaige Reaktionen der anderen hatte aber darauf war Sean vorbereitet. Schritt für Schritt führte ihn sein Weg durch einen Flur an dessen Wände Fotos der Familie hingen. Es gab sogar Fotos mit seinen Eltern und Schwiegereltern, auf denen sie alle dämlich in die Kamera grinsten.

 

 

Sean zog die Aufmerksamkeit der beiden Personen auf sich, die zusammen unter einer Decke auf der dunkelgrauen Couch saßen. Beinahe synchron legten Mutter und Sohn die Stirn in Falten. Darauf war Sean nicht vorbereitet. Der Anblick des kleinen Jungen versetze ihm einen heftigen Stich in der Brust. „Henry“, stieß er kaum hörbar aus, nicht fähig seinen Blick abzuwenden. Sämtliche Farbe wich aus seinem Gesicht und er wurde das drängende Gefühl sich hinsetzen zu müssen, nicht los. In seiner Zeit war Henry gerade mal zehn Monate alt. Noch ein Baby.

„Wo ist der Weihnachtsbaum, Papa?“

„Wo ist deine Jacke? Es ist viel zu kalt draußen! Du wirst dich erkälten.“ Seans Blick huschte von dem Kind zu Katherine, die ihn tadelnd musterte. Es schien ihr nicht aufzufallen, dass er gar nicht der Sean war, der offenbar losgefahren war um einen Weihnachtsbaum zu kaufen. Weil er nicht den Eindruck vermittelte bald auf eine der Fragen zu antworten, wurde Katherines Blick besorgt. „Was ist denn los? Fühlst du dich nicht wohl?“ Katherine kannte ihren Mann in und auswendig. Sie hatten sich im wahrsten Sinne in ihren besten und in ihren schlimmsten Zeiten erlebt und hatten sich davon nicht abschrecken lassen. Sie kannte Sean besser als jeden anderen Menschen auf dieser Welt. Und sie wusste mit absoluter Sicherheit, dass etwas nicht mit ihm stimmte. Sean befeuchtete seine Lippen mit der Zunge und holte Luft um ihr eine Antwort zu geben. Tausend Mal hatte er sich zurecht gelegt was er ihr sagen wollte. Doch jetzt kam ihm keines dieser Worte über die Lippen, dabei wusste er nicht wie viel Zeit er überhaupt noch für Erklärungen hatte. „Ist der Weihnachtsbaum noch im Auto? Soll ich dir tragen helfen? Dass ein Sechsjähriger kaum eine große Hilfe dabei sein würde, das kam dem kleinen Henry nicht in den Sinn. Er wollte bloß behilflich sein! Und endlich seinen Weihnachtsbaum schmücken. Ohne einen Weihnachtsbaum war es doch kein Weihnachten!

Sean ging mit großen Schritten durch den Raum und steuerte die Couch an, auf der die beiden zusammen unter einer flauschigen Decke gekuschelt saßen. „Liebling, ist alles in Ordnung mit dir?“ Sie richtete sich auf, wobei die Decke etwas herunter rutschte und griff nach seinen Händen als er vor dem Sofa in die Hocke ging. „Gab es keine Weihnachtsbäume mehr? Wir können ohne einen Weihnachtsbaum doch kein Weihnachten feiern! Dann müssen wir noch woanders hinfahren“, beharrte Henry weiter und zog erneut einen Schmollmund. Dieses Mal beachtete ihn bloß keiner, weshalb er noch eine Schippe drauf legte und die Arme vor der Brust verschränkte. Sean betrachtete sekundenlang nur ihr Gesicht ohne etwas zu sagen. Er schien nicht genau zu wissen was er sagen sollte und senkte letztlich den Blick. „Du bist schwanger...“, fiel ihm auf, was Katherine ein klares, amüsiertes Lachen entlockte. Seine Augen weiteten sich. „Ja, Mister und daran bist du Schuld!“ Das Verhalten ihres Mannes war seltsam und sie konnte sich im ersten Moment keinen Reim darauf machen was plötzlich in ihn gefahren war. „Du bist schwanger!“, wiederholte er, dieses mal überschwänglicher und zog sie in eine liebevolle Umarmung. Es klang fast so als habe er diese Neuigkeit gerade das erste Mal gehört. „Natürlich bin ich schwanger. Ich war doch auch schon schwanger als du dich auf den Weg gemacht hast den Baum zu holen.“ Trotzdem erwiderte sie die Umarmung. Ein seltsamer Geruch, der eindeutig von Sean ausging, stieg ihr dabei in die Nase. Es war kein schlechter Geruch sondern wirklich einfach nur seltsam. Sie kannte den Geruch, kam aber nicht sofort darauf was es war.

„Ja, du wolltest den Weihnachtsbaum holen, Papa!“, bekräftigte Henry die Worte seiner Mutter mit einem bockigen Unterton, was Sean zum schmunzeln brachte. „Ihr müsst mir jetzt genau zuhören, okay?“, vergewisserte er sich und löste die Umarmung um wieder genug Distanz für eine Unterhaltung zwischen sie zu bekommen. Katherine öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch Sean brachte sie mit einer Handbewegung zum schweigen. Pikiert runzelte sie die Stirn, doch sie kam seiner stillen Bitte nach und blieb stumm, stattdessen nickte sie um zu verdeutlichen, dass sie bereit war ihm zuzuhören. „Ich komme aus der Vergangenheit, weil Ariel eine Vision über einen Dämon hatte.“ Katherine hob die Augenbrauen. Es dauerte keine zwei Sekunden bis sie es begriff. Das war der Geruch! Er roch nach Zeitreise. Es roch irgendwie nach… Wunderkerzen. „Sie hatte sie am Tag von Henrys Geburt und seit dem haben wir so viele Informationen über den Dämon gesammelt wie nur irgendwie möglich. Sein Name ist Paymon und er ist ein Anhänger Sammaels, genauer gesagt… sein Sohn. Er kommt her um sich an uns zu rächen.“ Während Lizzie zusammen mit ihrem Halbbruder Noah nach dem richtigen Artefakt und dem geeigneten Kristall gesucht hatte, hatten Ariel und Sean Aufzeichnungen über Dämonen durchstöbert. Dieses Vorgehen hatte Monate gedauert, doch es hatte sie letztlich ans Ziel geführt. Er war hier, bewaffnet und bereit für den Kampf.

Henrys Augen weiteten sich. Seine Eltern hatten nie verheimlicht Hexen zu sein und förderten seine magischen Fähigkeiten schon jetzt, doch er war nie mit einer echten Gefahr konfrontiert gewesen. Vor Jahren hatten sie sich zur Ruhe gesetzt, wenn man es als solches bezeichnen wollte. Sie jagten keine Dämonen mehr, das war zu gefährlich. „Das kann doch nicht stimmen. Wieso weiß ich nichts davon? Ariel ist meine Cousine, sie hätte es mir erzählt“, warf Katherine ein, setze sich auf und zog Henry an sich. Beruhigend strich sie durch seine Haare und drückte einen Kuss auf seine Stirn. Sie glaubte ihm die Geschichte prinzipiell schon, schließlich hatten sie gemeinsam viele Zeitreisen unternommen. Das war nicht das, was ihr gerade Kopfschmerzen bereitete. Viel mehr war es die Frage ob ihr Sean wusste, dass sein Vergangenheits-Ich an diesem Tag hier erscheinen würde. Zeitreisen waren eine verzwickte und komplizierte Angelegenheit. Das hatten sie damals auf die harte Tour lernen müssen. „Wir haben zusammen beschlossen, dass es besser ist wenn wir das vor dir geheim halten um dich zu beschützen“, erklärte er ihr sachlich, darum bemüht ihr die Umstände verständlich zu machen. Er streckte seine rechte Hand nach ihr aus um sie an ihre Wange zu legen, doch Katherine griff danach und verhinderte die liebevolle Geste somit.

„Das habt ihr beschlossen?!“, hakte sie aufgebracht nach. Obwohl sie wütend war hielt sie die Stimme gesenkt. „Das habt ihr einfach so beschlossen, ja? Das war verdammt noch mal nicht eure Entscheidung!“ Sean presste die Lippen aufeinander. Ihm war diese mögliche Reaktion durchaus in den Sinn gekommen, immerhin kannte er Katherine – sie war etwas, das man gemeinhin als Kontrollfreak bezeichnete – aber er hatte gehofft es würde einfacher für ihn werden. „Ihr sollt euch nicht streiten“, vernahmen sie die leise Stimme des gemeinsamen Sohnes, der sich eng an seine Mutter geschmiegt hatte. Henry hatte Recht, sie sollten in dieser Situation nicht streiten. Davon abgesehen, dass sie sich nicht aufregen sollte, weil das nicht gut für das Baby war. „Wie viel Zeit haben wir?“, lenkte sie deshalb ein und Sean atmete sofort erleichtert durch. „Ich bin mir nicht sicher. Aber wir haben alles vorbereitet...“ Aus seiner hinteren Hosentasche zog er ein sehr schmales Lederbuch und ein Fläschchen, welches mit einer hellblauen Flüssigkeit gefüllt war. Katherine streckte die Hand nach dem Buch aus und Sean reichte es ihr anstandslos. Sie blätterte die wenigen Seiten durch, die mit Zeichnungen des Dämons und mit Informationen über ihn gefüllt waren. Das waren viele neue Informationen auf einmal, die sie irgendwie verdauen musste. „Mir war nicht klar, dass Sammael einen Sohn hatte“, gestand sie und strich mit dem Zeigefinger über das mit Bleistift gezeichnete Bild des Dämons. Eine tiefen Sorgenfalte war zwischen ihren Augenbrauen erschienen, was Sean dazu veranlasste ihr Gesicht nun doch in seine Hände zu nehmen. Nur langsam löste sie ihren Blick von der Zeichnung um Sean in die Augen zu sehen. Sein Blick war entschlossen. „Ich lasse nicht zu, dass euch etwas passiert. Das verspreche ich dir.“ Er hatte seine Versprechen ihr gegenüber immer gehalten und er hatte nicht vor jetzt etwas daran zu ändern. Bevor sie die Chance bekam etwas darauf zu erwidern, neigte er sich vor und gab ihr einen sanften Kuss, der sie beruhigen sollte.

 

 

„Dann ist mein Papa noch auf dem Weg den Weihnachtsbaum für uns zu kaufen, oder?“, wollte Henry wissen. Seit fast zehn Minuten folgte er Sean schon auf Schritt und Tritt durch das Haus. Obwohl Sean damit beschäftigt war alles für die bevorstehende Bannung des Dämons vorzubereiten, genoss er es Zeit mit seinem Sohn zu verbringen und beantwortete jede seiner vielen Fragen. „Ja, er ist noch unterwegs“, bestätigte er nochmal, was den Jungen überglücklich zu machen schien. Katherine stellte noch einen Schwung Kerzen auf den Schrank im Wohnzimmer ab und betrachtete Henry besorgt. Sie musste ihre Gedanken nicht aussprechen. Sean wusste genau was gerade in ihr vorging und er hatte bereits eine Lösung für das Problem. „Lizzie und Ariel warten draußen. Sie passen auf Henry auf.“ Nur ungern entließ sie ihn aus ihrer Obhut, war sie doch der Meinung, dass ihr Sohn in ihrer Nähe am sichersten war, doch sie musste sich eingestehen, dass das an diesem Tag ausnahmsweise einmal nicht so war. Er konnte nicht im Haus bleiben wenn jeden Moment ein Dämon auftauchen würde. Henry konnte seine Jacke schon ganz alleine anziehen und den Reißverschluss schließen. Nur bei seinen Winterstiefeln brauchte er Hilfe, weil er noch nicht gelernt hatte die Schnürsenkel zusammen zu binden. Wenig später öffnete Katherine die Haustür. Lizzie und Ariel kamen näher und begannen beim Anblick von Henry hingerissen zu lächeln. „Hi“, begrüßte sie die beiden und verschränkte die Arme vor dem Körper. „Ihr zwei kriegt auch noch was von mir zu hören“, versprach sie verheißungsvoll, womit sie andeuten wollte, dass ihre Zukunfts-Ichs sich schon mal warm anziehen durften. „Wir gehen Waffeln essen“, klärte Ariel sie über ihr Vorhaben auf, was Katherine mit einem Nicken absegnete.

 

 

„Und ihr habt euch auch ganz sicher nicht in der Zeit vertan? Wie habt ihr überhaupt rausbekommen an welchem Tag und in welchem Jahr er auftaucht? Ich glaube kaum, dass der Dämon einen Kalender um seinen Hals getragen hat.“ Katherine ging, eine Hand in den Rücken gestemmt, immer wieder im Wohnzimmer auf und ab, was Sean nervös machte aber er war nicht dumm genug seiner schwangeren Frau irgendwelche Vorschriften machen zu wollen. Er hatte ihr einmal geraten sich endlich zu entspannen als sie mit Henry schwanger gewesen war und ihre Reaktion darauf war alles andere als friedlich gewesen. Den Fehler machte man kein zweites Mal. „Es hat eine ganze Weile gedauert die Vision zu analysieren. Wir haben anderen Hexen mit der selben Fähigkeit aufgespürt und Ariel hat ihre Kräfte mit ihrer Hilfe gechannelt. Sie konnte sich frei in ihrer Vision bewegen, durch das Haus gehen und sich alles ansehen“, erklärte er ihr und betrachtete ihren Bauch. „Sie hat mir nur nicht erzählt, dass du wieder schwanger bist.“ Katherine hob ratlos die Schultern blieb endlich stehen. „Der gleichen Fähigkeit“, korrigierte sie ihn unvermittelt, was Sean dazu brachte belustigt zu schnauben. Noch eine Sache, die sich wohl nie ändern würde. „Ich hoffe du erwartest jetzt kein Mitleid von mir. Du hättest lieber mich mitbringen sollen. Jetzt gerade, in meinem Zustand, bin ich für nichts zu gebrauchen.“ Was nicht allein der Schwangerschaft zu verschulden war, denn für gewöhnlich konnte auch eine schwangere Hexe hexen. „Sie… sie blockiert manchmal meine Magie, weißt du?“, fügte sie erklärend hinzu und sah zu Sean herüber. Dieser brauchte ein paar Sekunden um zu begreifen was das bedeutete. Nämlich erstens, dass ein Mädchen unterwegs war und zweitens, dass sie eine Fähigkeit besaß, die seiner in gewisser Weise ähnelte. Schon damals, als sie mit Henry schwanger gewesen war, hatten sich Katherines Kräfte verändert. Anstatt Dinge zu verbrennen hatte sie sie plötzlich jedes Mal nur noch eingefroren. Nach der Geburt hatte sie natürlich wieder die volle Kontrolle über ihre Kräfte zurück gehalten. Seine Lippen formten sich zu einem stolzen Lächeln, welches Katherine sachte erwiderte.

Ein scharfes Zischen beendete den schönen Moment zwischen ihnen und beide fuhren zeitgleich herum. Da war er nun, Paymon. Es handelte sich um ein etwa zwei Meter großes glatzköpfiges Wesen, welches auch sonst keine Behaarung im Gesicht aufweisen konnte. Weder besaß Paymon Wimpern, noch Augenbrauen oder einen Bart. Seine Haut war fahl und grau und seine Augen pechschwarz, genauso wie seine spitzen Zähne. Die rechte Gesichtshälfte war von Verbrennungen und tiefen Narben gezeichnet. „Sieh an, sieh an“, grollte er ihnen mit einer unmenschlich tiefen und verzerrten Stimme entgegen. Ehe sie sich versahen feuerte er zwei Energiebälle auf sie ab. Sean wich dem Angriff auf und der Energieball zerstörte stattdessen einen hässlichen Sessel, der in einer Ecke des Raumes stand. Ein Familienerbstück der Harpers! Es war vielleicht Glück im Unglück, dass Katherine gerade anderweitig beschäftigt war, weil sie sich darüber sonst wohl sehr aufgeregt hatte. Allerdings wurde sie ebenfalls angegriffen. Der Energieball flog geradewegs auf sie zu. Sie war zu langsam auszuweichen und der Feuerball, den sie in ihrer Handfläche entstehen lassen wollte tauchte nicht auf. Sie glaubte schon, dass es vorbei war, denn die Energiekugel näherte sich unaufhörlich, als sie plötzlich von einer unsichtbaren Energie umschlungen wurde. Sofort schnellte ihr Blick herum, doch Sean schüttelte kaum merkbar den Kopf. Er war nicht derjenige, der sein magisches Schild gerade dazu benutze um sie zu beschützen. Es war das Kind, dass seine Fähigkeit nutze seine Mutter vor der Gefahr zu beschützen. „Das wird dir auch nicht helfen. Ich bin gekommen um meinen Vater Sammael, den ihr hinterrücks vernichtet habt, zu räch-“

Sean, der beim Ausweichen gestolpert und auf den Boden gefallen war, erhob sich und schnitt dem Dämon einfach das Wort ab. „Ja, ich unterbreche dich mal gleich an dieser Stelle. Ich weiß, ich weiß. Du bist hier um dich zu rächen, aber daraus wird leider nichts.“ Ganz leicht sperrte er den Dämon in einen magischen Kreis, der verhinderte, dass er sie angreifen konnte. Das hatte er eigentlich von Anfang an tun wollen, bevor irgendjemandem etwas passierte aber trotz allem hatte der Dämon sie überrascht. Er war nur froh, dass alles noch mal gut gegangen war. Katherine schnappte sich drei der insgesamt sieben Kristalle und ging so schnell sie konnte um den Dämon herum, der zischende und spukende Laute von sich gab, um die Kristalle um ihn herum zu verteilen. Die anderen Kristalle platzierte Sean, wodurch der Dämon noch zusätzlich handlungsunfähig gemacht wurde. Katherine lächelte ihr selbstgefälliges Lächeln, als sie neben ihrem Mann zum Stehen kam, während dieser das Buch auf der richtigen Seite aufschlug. „Lass Mami jetzt nicht im Stich mein Engel“, murmelte Katherine an das Kind in ihrem Bauch gewandt und streichelte sich daraufhin mit einer Hand über den Bauch. Möglicherweise brauchte Sean ihre Unterstützung für das Wirken des Zauberspruches gar nicht aber sie wollte kein unnötiges Risiko eingehen.

 

„Der Dämon Paymon ist uns nicht willkommen

Hat er schon so vielen das Leben genommen.

Er gehört nicht in unsere Welt,

denn seine Finsternis befällt

die Unschuldigen ob Hexe oder Mensch,

vernichtet wird er nun durch diese Essenz.

Wir befehlen ihm, kehr‘ zurück in die Dunkelheit

und verweil‘ dort bis in alle Ewigkeit.“

 

Laut und deutlich sprachen sie gemeinsam die magischen Worte aus und nach dem ersten Durchgang warf Sean ihm das Elixier vor die Füße. Das Fläschchen versprach und Rauch stieg auf.

 

„Du Dämon bist uns nicht willkommen

Hast du schon so vielen das Leben genommen.

Du gehörst nicht in unsere Welt,

denn deine Finsternis befällt

die Unschuldigen ob Hexe oder Mensch,

vernichtet wirst du nun durch unsere Essenz.

Wir befehlen dir, kehre zurück in die Dunkelheit

und verweile dort bis in alle Ewigkeit!“

 

Klägliches, schmerzerfülltes Schreien drang aus seiner Kehle, als er sich auf die Knie warf. Blasen bildeten sich auf seiner Haut und platzen auf, Rauch stieg von ihm auf und innerhalb weniger Augenblicke war er verschwunden. Nur noch ein Brandfleck zeugte davon, dass hier gerade ein Dämon vernichtet worden war. „Wir haben es geschafft“, stellte Sean das Offensichtliche fest und war ehrlich erleichtert. Die Last von zehn Monaten Vorbereitung und Angst fiel mit einem Schlag von ihm ab und er schlang überglücklich seine Arme um Katherine. Sie erwiderte seine Umarmung bis ein Räuspern vom Flur her erklang. „Hey, lass deine Finger mal besser von meiner Frau. Deine Frau wartet Zuhause sicher schon auf dich.“ Sean fuhr herum und stand sich selbst gegenüber. Ein Grinsen schlich sich auf seine Züge und er nickte leicht. „Da könntest du Recht haben.“ Sein Blick fiel auf Katherine, ehe er nochmals sein zukünftiges Selbst anschaute. „Pass gut auf die drei auf“, riet er ihm, was Katherine dazu brachte die Augen zu verdrehen. „Wir wissen doch alle wer hier auf wen aufpasst“, schloss sie das Thema.

 

Ein paar Stunden später saßen die drei auf dem Boden vor dem Weihnachtsbaum um ihn mit bunten Kugeln zu schmücken. „Boah, der Baum ist richtig gut, Papa! Da kann man richtig viele Kugeln dran hängen!“, ließ Henry seiner Begeisterung darüber freien Lauf, schnappte sich eine große blaue Kugel und lief einmal um den Baum herum um einen geeigneten Platz dafür zu finden. „Nächstes Jahr können wir wieder zusammen los fahren“, erwiderte er und wandte sich Katherine zu, die neben ihm saß und nachdenklich aussah. „Geht es dir gut?“ Sie holte tief Luft und nickte, ließ sich dann aber zurück in seine Arme sinken. Ihren Rücken lehnte sie dabei gegen seine Brust.

„Das war aufregend heute… Ich hab fast vergessen wie es sich anfühlt. Irgendwie… hat es mir gefallen.“ Sie vermisste es nicht auf Dämonenjagd zu gehen. Nicht wirklich. Dennoch hatte diese Begegnung etwas in ihr ausgelöst. „Wieso hast du dich dazu entschlossen eine Zeitreise zu machen? Wir hätten uns doch Jahre auf diesen Kampf vorbereiten können.“

„So hatten wir den Überraschungsmoment auf unserer Seite.“

Katherine nickte zustimmend. In dem Punkt musste sie ihm Recht geben. Womöglich hätte der Dämon gemerkt, dass etwas nicht stimmte und ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dämonen neigten dazu Pläne zu durchkreuzen. „Du hättest zumindest auch hier sein können, bei uns. Bei mir. Ich hatte Angst.“

„Das musste ich ihm überlassen. Ich wusste, dass alles gut gehen würde.“ Sanft hauchte er ihr einen Kuss auf die Schläfe und legte seine Hände auf ihren Bauch. Katherine zuckte leicht mit den Schultern. „Eigentlich fand ich es ganz nett. Ich mein, er hatte auch nicht so viele Falten wie du!“

 

 

Sean erwartete eine dunkle Wohnung vorzufinden, schließlich war es mitten in der Nacht, als er zurückkehrte. Bevor er sich auf den Heimweg gemacht hatte, hatte er sich von Lizzie und Ariel verabschiedet und sich bei ihnen bedankt. Nicht nur für diesen Abend, sondern für die letzten zehn Monate. Es war schön zu wissen, dass es ein Team gab, auf das man sich in schwierigen Situationen verlassen konnte.

Wiedererwarten brannte im kleinen Wohnzimmer noch Licht und das Weinen eines Kindes drang bis in den Hausflur. Sean schloss die Tür auf und befand sich sogleich im Wohnraum, wo Katherine mit Henry auf dem Arm immer wieder auf und ab ging. Auf dem Tisch lagen ein Haufen unbezahlter Rechnungen, von denen sie keine Ahnung hatten wie sie sie bezahlen sollten. Daneben lag eine Zeitung, die da noch nicht gelegen hatte, als er das Haus verlassen hatte. Mehrere Stellen waren eingekreist. Als er näher heran trat um die Anzeigen lesen zu können, legte er irritiert die Stirn in Falten. Es handelte sich um Stellenausschreiben für Jobs, dabei hatte Katherine mindestens ein Jahr lang bei Henry zuhause bleiben wollen. Das erste Jahr war natürlich auch fast um.

Henry weinte unaufhörlich, was vermutlich der Grund dafür war, dass sie Sean erst jetzt bemerkte. Ein kleines Pferd geformt aus Feuer, das sie erschaffen hatte um Henry abzulenken, verpuffte als sie ihn sah. „Wo bist du schon wieder gewesen? Du kannst mich nicht ständig nächtelang alleine lassen. Ich brauch dich hier.“ Ihre Wut war gerechtfertigt, wobei sie gerade viel eher resigniert als wütend wirkte. In den letzten Monaten war er andauernd irgendwo unterwegs gewesen. Glücklicherweise war das nun vorbei. Er hatte seine Aufgabe erledigt und die Zukunft gerettet. „Du hast Recht“, stimmte er ihr deshalb zu, was sie dazu brachte ihn verwundert anzusehen. Lächelnd nahm er ihr Henry ab, dem er einen Kuss gab, bevor er einen Arm um Katherine legte und sie an sich zog. Das Wissen, dass sie in ein paar Jahren ein zweites Kind erwarten würden, machte ihn glücklich. Selbst wenn er es ihr nicht verraten würde. Zu müde um sich zu streiten, legte sie ihren Kopf an seine Brust und schloss die Augen. „Du riechst nach Wunderkerzen“, flüsterte sie nachdenklich. Ein zufriedenes Seufzen kam ihr über die Lippen als Henrys Weinen endlich verstummte. Die Stille, die sich daraufhin in der Wohnung ausbreitete war so wohltuend.

Von einem schönen Haus und einem geregelten Leben waren sie noch weit entfernt. Meist reichte das Geld, das er verdiente, gerade so um den Monat zu überstehen. Doch weder Sean noch Katherine aus der Zukunft hatten ihm verraten wollen wie sie es dennoch geschafft hatten. „Spoiler Alarm“, schallte Katherines Stimme noch durch seinen Kopf. „Wir sollten mit deinem Vater sprechen und ihm sagen, dass wir sein Geld annehmen.“ Überrascht sah Katherine zu ihm auf, nur zögerlich wurden ihre Züge wieder weicher bis sie letztlich begann zu lächeln. Ihre Verwunderung rührte daher, dass Sean sich eigentlich vehement dagegen gesträubt hatte Geld von ihren Eltern anzunehmen. „Wir zahlen ihnen natürlich alles zurück“, fügte er schnell hinzu um klarzustellen, dass er keine Almosen annehmen wollte. Einen günstigeren Kredit würden sie niemals bekommen. „Natürlich!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Centurion
2018-12-23T16:39:23+00:00 23.12.2018 17:39
aasdfadfgsdfsdfadfgfdadfghgfhsg!!!!! <-- Meine Reaktion! :D

Die Geschichte ist echt furchtbar süß und passt echt perfekt zu den beiden. Henry ist schon ein süßer kleiner Fratz, haha. Aber kein Wunder. Seine Eltern sind ja auch perfekt!
Finde die Story aber richtig klasse, echt mega gut ausgedacht mit der Zeitreise und Sammaels Sohn, der sich rächt und alles. Krasser scheiß! Ich war total gefesselt beim lesen! :D
Lizziels kurzer Auftriff ist auch suuuper süß ♥

Sean hast btw du auch seeehr gut getroffen! Wie er betonen muss "Ich muss das alleine machen" und sich weigert Geld von Katherines Eltern anzunehmen. Klassischer Sean xD

Musste auch sehr lachen bei „Du bist schwanger...“ „Ja, Mister und daran bist du Schuld!“ und " Wir haben uns mit anderen Hexen mit der selben Fähigkeit aufgespürt [...]" „Der gleichen Fähigkeit“ :D :D :D Manche Dinge ändern sich wohl nie :D

Super süß auch, dass die Tochter Seans Fähigkeit erbt Q__Q Diese Feels. Oh man. Du hast mich echt komplett geflasht und auch wirklich überrascht, mit einer Satherine Weihnachts FF hätte ich nicht gerechnet. Inspiriert mich auch voll, Kram zu den beiden zu machen *__*
Antwort von:  AntiHero
25.12.2018 11:26
Ich bin soooo froh, dass dir der OS gefällt! Zwischendurch war ich mir nicht sicher ob ich das echt posten soll XD


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