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Date oder Deal?

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Dienstag II

Kapitel 46

Dienstag II

 

„Das ist echt total gut getroffen.“ Victor steht vor dem Kühlschrank und bewundert die dort mit Tesafilm aufgeklebte Tuschezeichnung.

„Ja, nicht wahr?“ So stolz, als wäre es ihr Verdienst, stehen die beiden Mutanten neben ihm.

Um Victors Mundwinkel zuckt es belustigt, doch er hält sich wohlweislich zurück. Er kann sie schließlich nur zu gut verstehen, schließlich sind dort sie verewigt. Sie und Krang und im Hintergrund das Technodrome und das ganze im Chibi-Stil.

Jesses. Sein Saki ist ein Künstler!

„Das war nicht meine Idee“, wehrt besagter Künstler mit knallroten Wangen ab. „Die haben mich quasi genötigt, das zu zeichnen.“

„Stimmt doch gar nicht!“ protestieren die beiden im Chor.

„Stimmt sehr wohl! Ihr gingt mir auf die Nerven, habt mich ständig bemuttert. Ich musste also dieses Bild malen, um euch den Spiegel vorzuhalten!“

„Er war so ein süßes Kind“, erklärt Bebop Victor mit einem geradezu melancholischen Lächeln. „Uns blieb gar nichts anderes übrig als ihn zu bemuttern.“

„Und ein bisschen hat's ihm ja auch gefallen“, fügt Rocksteady verschmitzt hinzu. Shredders mörderischen Blick lässt er mit einem Schulterzucken und einem breiten Grinsen einfach an sich abperlen.

Diesmal verbirgt Victor das belustigte Zucken um seine Mundwinkel nicht mehr. Diese ganze freundschaftliche Neckerei findet er einfach nur niedlich.

Shredder tut so, als habe er die Worte seiner Mutanten gar nicht gehört.

„Ich kann nicht fassen, dass es immer noch hier hängt“, beschwert er sich. „Tausendmal hab ich euch schon gesagt, ihr sollt es abnehmen.“

„Warum hast du es denn da dann überhaupt aufgehangen?“ mischt sich Krang da kühl ein.

Shredder öffnet schon den Mund, um etwas darauf zu entgegnen, doch dann begegnet er Victors amüsiertem Blick und schließt ihn wieder. Das Rot auf seinen Wangen breitet sich aus und dann vergräbt er das Gesicht in der rechten Hand.

„Ihr seid so peinlich“, ächzt er dabei.

Seine Art, die Schuld bei anderen zu suchen, weil er selbst nicht mehr weiß, wie er mit seiner Verlegenheit umgehen soll, hat etwas Rührendes. Es genügt jedenfalls, um wieder all diese Schmetterlinge in Victors Bauch aufzuwecken. Lächelnd legt Victor seine Arme um ihn und drückt ihn fest an sich.

„Mir gefällt es“, erklärt er dabei.

Shredder schnieft nur und drückt sein Gesicht gegen Victors Hals.

„Gibt es noch mehr davon?“ erkundigt sich Victor über seinen Haarschopf hinweg bei Rocksteady und Bebop.

Während Shredder sich als Antwort nur stärker an ihn schmiegt, zieht sich ein geradezu blendendes Strahlen über die Gesichter der beiden Mutanten.

„Einen ganzen Ordner voll haben wir! Ich hole es!“ mit diesen Worten stürzt Bebop davon.

Rocksteady nickt nur. Sein Blick ruht voller Stolz auf seinem Chefchen, und es ist das erste Mal, dass ihn der Austausch von Zärtlichkeiten zwischen diesem und Victor nicht zu stören scheint.

Aber Victor gibt sich da keinen Illusionen hin. Im Moment überwiegt ihr Stolz und er mag in ihren Augen zeitweilig Gnade gefunden haben, aber das wird nicht so bleiben. Sehr schnell werden sie ihn wieder mit ihren Blicken aufspießen.

Und Victor kann nicht behaupten, dass ihn das nicht amüsiert.

Er hat nicht erwartet, mit offenen Armen empfangen zu werden und nach Bebops und Rocksteadys Benehmen bei seiner Ankunft hat er ganz fest mit einem beinahe-Kriegszustand gerechnet. Stattdessen bieten sie ihm ein abwechslungsreiches Spektrum zwischen diesen beiden Extremen.

Sie sind nicht unhöflich, jedenfalls nicht offensichtlich, aber ihm ist klar, dass sie sich nur zurücknehmen, weil sie den Zorn ihres Chefchens fürchten. Shredder hat sie auch eindeutig dazu gezwungen, sich bei ihm für ihr Auftreten in der Kommandozentrale zu entschuldigen.

Aber Victor ist da weder nachtragend noch besonders pingelig. Immerhin verdirbt er ihnen allein durch seine Anwesenheit ihre Willkommensparty.

Sie schienen seine Anwesenheit tatsächlich erfolgreich ausgeblendet zu haben, so verdutzt, wie sie ihn anstarrten, als er in Krangs Begleitung hier in der Küche auftauchte. Dass Shredder ihn sofort so herzlich umarmte, als hätten sie sich jahrelang nicht mehr gesehen und ihm erst einen Kuss und dann ein gefülltes Sektglas in die Hand drückte, hat der ausgelassenen Stimmung der beiden auch einen ziemlichen Dämpfer verpasst.

Victor kommt nicht umhin, sich zu fragen, wie sie wohl erst auf ihn reagieren werden, wenn sie begreifen, dass er ab sofort ebenfalls zur Technodrome-Mannschaft gehört. Das wird für sie bestimmt ein riesengroßer Schock.

Beinahe könnten sie einem leidtun.

Aber nur beinahe.

Sich wegen ihrer Befindlichkeiten jetzt zurück zu nehmen, fällt ihm im Traum nicht ein.

Er stand nie auf diese falsche Rücksichtnahme. Er hat sich immer für seine Liebsten verbogen, aber nie für deren Familie oder Freunde und er wird jetzt auch nicht damit anfangen. Mal ganz davon abgesehen, dass Shredder ihm das bestimmt übel nehmen würde. Er behandelt ihn ja auch nicht anders als sonst, sucht genauso oft Körperkontakt wie in den letzten zwei Wochen.

Und während Krang das nur mit einem amüsierten Grinsen, ab und an begleitet von spöttischen Kommentaren quittiert, machen Rocksteady und Bebop gar keinen Hehl aus ihrem Missfallen, und das ist Victor ehrlich gesagt auch viel lieber als geheuchelte Freundlichkeit.

Während er seinen Saki immer noch fest an sich drückt, der auch gar keine Anstalten macht, sich irgendwann aus dieser Umarmung zu befreien, lässt Victor seine Blicke über diese wirklich beeindruckende Küche schweifen. In all dem Trubel, unter all dem Kuchen und Sekt hatte er bisher noch gar nicht die Muße, sich hier richtig umzusehen. Schließlich wird er hier ja jetzt leben, da muss er schon wissen, ob er sich hier wohlfühlen kann.

Und - Jesses – wie er das werden kann!

Selbst unter all den kitschigen Lampions, Wimpeln und Girlanden, Luftschlangen und Luftballons, kann er die klaren Formen einer hochmodernen Kücheneinrichtung erkennen, während sich alle Schränke durch einen dezenten Landhausstil auszeichnen.

Die vorherrschenden Farben neben Chrom sind helles Ahornholz, und das gilt auch für den Esstisch und die vier Stühle – auch wenn man das unter der festlich gedeckten Tafel nicht sofort erkennt.

„Ja, die Küche ist auch frisch renoviert“, erklärt Krang, ganz so, als habe er Victors Gedanken gelesen. „Shredder, du Kretin, hast du das überhaupt schon bemerkt?“

„Hab ich“, murmelt dieser und nimmt dann nur sehr widerwillig seine Nase aus Victors Halsbeuge. Er wirft Krang einen anerkennenden Blick zu. „Ihr habt wirklich gute Arbeit geleistet. Das Technodrome ist fast nicht wieder zu erkennen.“

Selbstzufrieden verschränkt Krang seine Tentakel und mustert ihn leicht hochmütig, doch so ganz kann er sich nicht verstellen: in seinen Augen funkelt der Schalk.

„Es gibt trotzdem noch genug zu tun für dich. Bilde dir nicht ein, dass du hier jetzt auf der faulen Haut liegen kannst.“

„Ich helfe gerne mit“, bietet sich Victor an, bevor Shredder darauf etwas erwidern kann.

Krang mustert ihn mit neu erwachtem Interesse, aber bevor sie das Thema vertiefen können, stößt Bebop wieder zu ihnen, in der Hand eine Sammelmappe und mit einem breiten, stolzen Grinsen im Gesicht.

 

 

Victor bezweifelt stark, dass es eine gute Idee ist, ihnen das jetzt zu sagen.

Es ist schon ziemlich spät, sie sind alle nicht mehr ganz nüchtern – außer Krang natürlich – und es ist keine fünf Minuten her, da sind sie alle in Verzückung über ihre Souvenirs geraten. Sie sind sogar so weit gegangen, dass jeder von ihnen eines dieser Team-Tentakel-Sweatshirts samt dazu passendem Cap trägt.

Kurzum: die Stimmung ist ziemlich ausgelassen und seit kurzer Zeit scheinen Rocksteady und Bebop sogar vergessen zu haben, dass sie Victor eigentlich nicht leiden können.

Aber Shredder hat Recht: sie sollten nicht länger warten, das würde sie am Ende nur wirklich zornig machen.

Victor muss trotzdem einmal hart schlucken, als er Shredders kurze, knappe Ankündigung hört. Dass er ihm dabei besitzergreifend einen Arm um die Schultern legt und seine Mutanten herausfordernd anfunkelt, ist da nur ein schwacher Trost.

Rocksteadys und Bebops Protest lässt auch nicht lange auf sich warten.

Waaaas? Das soll doch wohl ein Witz sein!“

„Niemals! Das kann doch nicht dein Ernst sein!“

„Natürlich ist das mein Ernst“, gibt Shredder in scharfem Tonfall zurück. „Victor bleibt bei uns. Darüber diskutiere ich nicht.“

Die beiden Mutanten starren ihn für einen Moment einfach nur geschockt an.

„Krang...“ wendet sich dann Rocksteady hilfesuchend an das Alien, doch Krang, der - bequem in sein neues Kissen gelehnt - das ganze interessiert beobachtet hat, funkelt ihn nur aus violetten Augen an.

„Ich werde Shredder nicht unglücklich machen, indem ich Victor wegschicke“, erklärt er entschieden. „Und ihr auch nicht, verstanden?“

Das sitzt.

Die beiden starren erst ihn, dann Shredder mit großen Augen an. Schließlich senken sie kleinlaut den Blick und schütteln den Kopf.

Victors Augenbrauen zucken kurz in die Höhe. Das war eben sehr unfair von Krang, entbehrt aber auch nicht einer gewissen Ironie, wenn man bedenkt, dass es genau dasselbe Argument ist, wie es Victor vor einigen Stunden gegenüber Krang benutzt hat.

Shredder, von Victor natürlich dahingehend schon längst informiert, gibt nur ein leises Glucksen von sich und lehnt sich bequem an Victors Seite.

„Du musst ihn beeindruckt haben“, flüstert er ihm dabei ins Ohr. „Krang klaut nur gute Argumente.“

„Das ist ja auch ein gutes Argument“, gibt Victor ebenso leise zurück und nutzt die Gelegenheit, ihm einen zärtlichen Kuss auf die Schläfe zu drücken. „Das ist die Wahrheit immer.“

Ein glühender Blick aus dunklen Augen trifft ihn und ehe er es sich versieht, ist da eine Hand auf seinem Hinterkopf und streichelt sich durch seine rotblonden Haare, während weiche Lippen seinen Mund verschließen und eine Zunge gierig nach seiner sucht.

Binnen Sekunden hat Victor vergessen, wo er sich befindet.

Sein ganzes Sein konzentriert sich nur noch auf den Mann in seinen Armen, seinen Duft, seinen Geschmack und seine Wärme. Wie von selbst landen seine Hände auf Shredders Hintern und drücken ihn eng an sich und was er da spürt, lässt sein gesamtes Blut südwärts rauschen. Sein Gehirn ist plötzlich so blutleer, dass ihm richtig schwindlig wird.

„Hey!“ Eine laute Stimme, begleitet von einem Tentakel, der ihn nachdrücklich am Team-Tentakel-Sweatshirt zupft, reißt ihn aus seinem geistigen Wohlfühl-Nirwana. „Hebt euch das fürs Schlafzimmer auf.“

Nur sehr unwillig trennt sich Victor von Shredders köstlichen Lippen. Der seinerseits will ihn noch viel weniger loslassen und schenkt Krang einen seiner mörderischsten Blicke. Er öffnet schon den Mund, um ihm etwas Entsprechendes entgegenzuschleudern, aber dann sieht er die peinlich berührten und leicht angefressenen Mienen seiner Mutanten und belässt es doch nur bei diesem Blick.

Victor lockert seinen Griff um ihn, doch Shredder nutzt die Gelegenheit nicht, um aus seinen Armen zu fliehen, sondern nur, um sich etwas zu drehen, so dass er jetzt vor Victor steht. In einer provozierenden, besitzergreifenden und zugleich auf Victor beruhigende Art und Weise, verschränkt er seine Hände mit Victors und platziert sie auf seinem Bauch, während er sich gleichzeitig mit den Rücken an ihn lehnt.

Bebops und Rocksteadys Mienen verdüstern sich zusehends und auch Krang runzelt leicht die Stirn.

„Das hier ist mein Technodrome“, stellt das körperlose Gehirn mit schneidender Stimme klar. „Hier gelten meine Regeln. Und für euch gilt dasselbe wie für Rocksteady und Bebop: diese Art der Knutscherei gehört wie jegliche Popperei in euer Schlafzimmer. Das hier ist eine anständige Kampffestung. So etwas will ich hier nicht sehen. Schon gar nicht in der Küche, ist das klar?“

Sonnenklar. Und absolut nachvollziehbar. Victor nickt sofort.

Nur Shredder wirft Krang einen herausfordernden Blick zu.

„Ich werde mich bemühen“, grinst er frech.

Mit Victor im Rücken fühlt er eine ganz neue Art des Selbstbewusstseins in sich aufsteigen. Aber Krangs warnender Blick und die indignierten Mienen seiner Mutanten lassen ihn schnell wieder einlenken:

„Verstanden, Sauereien nur noch hinter verschlossenen Türen.“

Das ist nicht ganz das, was Krang meinte, aber er lässt es ihm durchgehen.

Ausnahmsweise.

Also schnalzt das Alien nur noch einmal tadelnd mit der Zunge und widmet sich dann wieder seinem köstlichen Stück von jenem Kuchen, den Shredder ihnen mitgebracht hat.

Für den Moment ist er ist zufrieden.

Victor Falco scheint seine Autorität nicht anzuzweifeln und vor allem – so stürmisch, wie sich Shredder in diesen Kuss gestürzt hat, sah er sehr glücklich aus.

 



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