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Date oder Deal?

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Sonntag II

Kapitel 43

Sonntag II

 

Mit einem schweren Seufzer läßt sich Shredder auf das nächststehende Bett sinken.

Auf ihre ehemals ausgelassene, gute Stimmung hat sich ein unangenehmer Schatten gelegt, und Victor könnte dem jetzt nachtrauern, aber er beschließt stattdessen, es als Herausforderung zu sehen. Es ist eindeutig, daß Aprils Bemerkung alte Wunden wieder aufgerissen hat, und es ist an Shredder, ihm zu signalisieren, wie er damit umgehen wird. Victor hofft nur, daß er nicht darüber schweigen will. Seiner Meinung nach schweigt er nämlich schon viel zu lange darüber.

Schließlich ist Splinter nicht der einzige, der jemand Außenstehenden zum Reden braucht.

Zu Victors großer Freude und Erleichterung beweist ihm Shredder, daß er genau ihn in dieser Rolle sieht, indem er einladend neben sich aufs Bett klopft.

„Willst du wissen, wieso Rock und Beeps damals wirklich Splinter entführten, damit er mir hilft?“ fragt er ihn leise, nachdem Victor ihm gegenüber Platz genommen hat.

Vorsichtig greift Victor nach seinen Händen und drückt sie.

„Nur, wenn du darüber reden willst.“

„Ich will. Ich muß. Du mußt es wissen, wenn du zu mir ins Technodrome kommst. Dann wirst du besser verstehen, wieso sie so sind, wie sie sind.“

Sie. Damit meint er offensichtlich Krang, Bebop und Rocksteady.

Abermals drückt Victor seine Hände und sieht ihm dabei ernst in die Augen.

„Saki... ich verstehe es. Du warst deutlich genug. Ich habe schon stärkere Männer als dich nach Erlösung betteln sehen. Das ist keine Schande.“

Shredder schluckt einmal schwer. Ihm ist deutlich anzumerken, wie er für seine nächsten Worte all seinen Mut zusammenrafft.

„Ich habe nicht gebettelt. Ich hatte das Skalpell schon in der Hand.“ Beschämt senkt er den Kopf und starrt auf ihre ineinander verschlungenen Hände. Victor wartet geduldig, auch wenn es geschlagene zehn Sekunden dauert, bis sein Ninja wieder genug Courage zum Weitersprechen gefunden hat.

„Wir haben nie darüber geredet. Wir sind danach einfach zur Tagesordnung übergegangen. Mit ein paar kleinen Änderungen natürlich, was unsere Freundschaft betraf. Sie haben es zwar geschafft, Splinter diese kleine Begebenheit zu verschweigen, denn wenn er davon wüßte, wäre er noch schlimmer, von daher glaube ich nicht, daß er das weiß. Es geht ihn auch nichts an.“ Er holt einmal tief Luft und befreit seine rechte Hand aus Victors Griff, um sich damit müde durchs Gesicht zu fahren. Dann lässt er sie wieder sinken und platziert sie beinahe schüchtern auf Victors rechtem Knie. „Aber wir wissen es“, murmelt er dabei, so leise, daß Victor es nur mit Mühe verstehen kann. „Es ist unser kleines, schmutziges Geheimnis. Und jeder von uns fühlt sich deswegen schuldig.“

„Saki …“ Victor rutscht ganz nah an ihn heran und umarmt ihn tröstend. So verharren sie für einige kostbare Sekunden, bevor Victor ihn vorsichtig an den Schultern von sich schiebt und ihm prüfend ins Gesicht sieht.

„Saki … Cutie... Schatz, wie alt warst du zu dem Zeitpunkt? Also, deinen Körper meine ich.“

„Das waren meine beiden letzten Wachstumsschübe.“ Auch wenn Shredder nicht weiß, wohin diese Frage zielt, durch diese reine Abfrage von Fakten gewinnt er einen Teil seiner alten Selbstsicherheit zurück. „Ich war da in der Pubertät.“

Victor nickt nachdenklich.

„Also in der schwierigsten Phase, die ein Mensch auf dem Weg zum Erwachsenwerden durchmacht. Kein Wunder, dass es da zu einer Kurzschlußreaktion kam.“

Wieder senkt Shredder den Blick. Doch diesmal beißt er sich auch noch betreten auf die Unterlippe.„Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich eine Kurzschlußreaktion war. Und sie auch nicht.“

Victor ist weder so überrascht noch entsetzt wie er es sein sollte. Oh, ihm kommt das alles so bekannt vor!

„Nach dem Tod meiner Eltern“, beginnt er leise und diesmal ist es Shredder, der ihn alarmiert ansieht, „da dachte ich oft daran, aber erst später, als ich im Einsatz war … mit meiner Einheit … es gab Tage, da saß ich auf meiner Pritsche, meine Waffe in der Hand, bereit, sie mir in den Mund zu stecken.“

„Vic“, hört er Shredder leise aufkeuchen, und dann fühlt er, wie sich Shredders Finger besorgt in sein T-Shirt klammern, doch er redet ungerührt weiter. Auch er hat zu lange geschwiegen.

„Es waren nicht die Dinge, die ich sehen und tun musste, die mich fertig machten, sondern, dass das ganze so sinnlos war. Egal, wie viele Feinde wir ausschalteten, es änderte sich nichts. Die Welt war immer noch dasselbe, stinkende Drecksloch und das Leben eine unerträgliche Bitch.“

Shredder sieht ihn fragend an und streicht dabei sanft über seine Narbe, aber Victor schüttelt nur den Kopf.

„Nein, nein, das war ich nicht. Feindkontakt. Eine Geheimoperation in Südamerika. Dabei war ich nur der Fahrer, irgendein wichtiger Bonze von A nach B. Wir gerieten in einen Hinterhalt. Aber als ich da im Hospital lag und begriff, wie knapp das war, da verstand ich, dass ich eigentlich gar nicht sterben wollte. Ich wollte nur anders leben. Also quittierte ich den Dienst und sah mich nach etwas Neuem um. Das war ziemlich genau vor acht Jahren.“

Und jetzt … ist es nicht unglaublich, wo er jetzt in seinem Leben steht?

„Vor acht Jahren sprach auch die erste Ratte zu dir.“

Wow. Woran sich dieser Mann doch alles erinnert!

Um Victors Lippen zuckt ein kleines, amüsiertes Lächeln, als er den Mann vor sich einfach nur betrachtet. Sein Ninja. So wunderschön und klug und aufmerksam und zugleich so kompliziert und mit seelischen Narben, die seinen eigenen in nichts nachstehen. Er ist einfach nur perfekt.

Shredder betrachtet ihn nicht minder eindringlich und ihm gehen ganz ähnliche Gedanken durch den Kopf.

„Und?“ erkundigt er sich dann zögernd bei Victor. „Denkst du manchmal noch daran?“

Victor schüttelt den Kopf.

„Und du?“

Auch Shredder schüttelt den Kopf, wenn auch etwas zögerlicher.

„Das kann ich ihnen nicht antun.“

Nun, das ist immerhin ein Anfang, und Victor hat die Lebensfreude gespürt, die da in seinem Ninja brennt. Manchmal braucht es nur ein bißchen Hoffnung und Liebe und die gibt er ihm doch gern. Und so lehnt sich Victor nach vorne, sucht Shredders Lippen und lädt seine Zunge zu einem zärtlichen Duell ein, während er ihn langsam, aber unnachgiebig auf die Matratze drängt.

Und es dauert gar nicht lange, da sind all diese dunklen Erinnerungen und Gedanken verschwunden, haben sich schlichtweg in Luft aufgelöst und Platz gemacht für etwas ganz anderes, etwas viel, viel Größeres.

Und als Victor Shredders T-Shirt immer höher und höher schiebt, um sich über diese köstliche, goldbraune Haut zu lecken und küssen, kommt ihm der Gedanke, daß es an der Zeit ist, sein Leben erneut zu ändern und zwar schneller als ursprünglich geplant.

Es gibt keinen Grund, zum Zögern.

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Dollface-Quinn
2019-05-14T17:46:36+00:00 14.05.2019 19:46
Harte Gespräche. Aber gute Gespräche.

Und weil du die Sexszenen immer überspringst musste ich jetzt wieder eine für den Dryadenzauber schreiben. Meine Fantasie, der du alles überlässt, ist einfach zu fleißig! ^^°
Antwort von:  MariLuna
17.05.2019 22:21
Na, ist auch nicht schlecht. Ich lese auch gern mal was ...^^
Antwort von:  Dollface-Quinn
17.05.2019 22:27
Du würdest es vielleicht lesen wollen? OO
Oh je... Angst. ^^°
Ich meine, wär schön wenn mal jemand kommentieren würde... aber... *schluck*


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