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Koma

,,Ich kann das Licht sehen"
von

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Wissende Blicke und neue Erfahrungen

Der nächste Schultag war schnell da.

Für Michiru war die Hinfahrt zur Schule schnell vorbei. Die Musik lenkte sie ein wenig von der Langeweile ab. Als der Bus allerdings voll wurde, machte sich wieder die Angst in ihr breit.

Dementsprechend froh war sie, als der Bus endlich an der richtigen Haltestelle hielt und die Schüler ausstiegen. Sie selbst fuhr aber eine Haltestelle wieder weiter. Damit Haruka sich keine Sorgen machte, schrieb sie ihr eine Nachricht.

~Bin eine Haltestelle weiter gefahren. Kann sein, dass wir uns vor dem Unterricht nicht sehen können.~

Trotzdem beeilte sie sich mit dem Laufen, da es eventuell doch noch Zeit gab, Haruka zu sehen.

Nachdem Haruka die Nachricht empfangen und gelesen hatte, war sie beruhigt, da sie an der Haltestelle gewartet hatte, Michiru aber unter den ganzen Schüler nicht gesehen hatte. Also setzte sie sich auf eine Bank und ließ etwas Zeit verstreichen.
 

10 Minuten vor Unterrichtsbeginn tauchte Michiru dann vor Haruka auf.

,,Guten Morgen", schnaufte sie ziemlich geschafft.

,,Du bist schnell gelaufen, oder?", fragte Haruka, stand auf und nahm ihr die Tasche ab.

,,Ja, ich habe mich ziemlich beeilt."

Zum Ausruhen setzte sie sich erstmal hin.

In ihren Gedanken herrschte das Telefonat von gestern, wodurch sie sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Und genau dieses Grinsen bemerkte Haruka auch. Den Grund musste sie gar nicht herausfinden - sie kannte ihn bereits.
 

Der Unterricht war für beide qualvoll. Aber immerhin hatte Michiru zwei Stunden mit ihrer Mathematiklehrerin Frau Sato, während Haruka ihr Lieblingsfach Sport hatte. Danach wollte die Zeit einfach nicht vorübergehen.

Die türkise Künstlerin beteiligte sich nicht ein bisschen am Matheunterricht, was Frau Sato auch sofort auffiel. Allerdings wirkte ihre Schülerin keineswegs traurig oder betrügt.

Michiru war vollkommen in Gedanken. Dieses Seufzen gestern Abend ging er nicht mehr aus dem Kopf. Als sie dann aber nur eine Sekunde an ihren Vater dachte, war ihre gute Laune wie wir gegefegt. Sie konnte es kaum glauben, dass sie sich Hoffnungen auf eine Besserung gemacht hatte. Es würde nie besser werden. Ihr Vater hatte noch nie etwas für sie übrig gehabt.
 

Nachdem Harukas Klasse einen Kilometer rennen musste, war selbst Haruka etwas geschafft. Einige hatten aber schon nach 500 Meter schlapp gemacht und aufgehört. Sehr ausgepowert war die Blonde aber nicht.

,,Guut! Dann zieht euch um", sprach der Lehrer.

Sonst immer freute sie sich weniger, wenn der Sportunterricht vorbei war, aber heute war es das ganze Gegenteil.

Sie war zwar die Letzte, die in die Umkleide kam, war aber die Erste, die wieder draußen war. Die anderen Mädchen mussten oft sich erstmal noch schminken oder die Haare neu machen.

In zwei Minuten wird es klingen, also hatte Haruka noch genug Zeit, um in die oberste Etage der Schule zu gehen.

Es war still im ganzen Haus. Man hätte sogar eine Nadel zum Boden fallen hören können. Nur, wenn man direkt an die Tür eines Raumes trat, konnte man vielleicht einen Lehrer sprechen hören. Vor der Tür, hinter der die Künstlerin gerade Matheunterricht hatte, blieb sie stehen.

Es war Ruhe - es war keine Stimme zu hören. Wahrscheinlich lösten die Schüler gerade Aufgaben, weshalb auch keiner sprach.

Irgendwann klingelte es dann und sofort kamen die Schüler aus dem sämtlichen Räumen gestürmt. Haruka musste dabei Lächeln, gleich würde sie Michiru sehen.

Nach einigen Sekunden waren so gut wie alle Schüler draußen, abgesehen von Michiru. Die saß noch an ihrem Platz und packte in Ruhe ihre Sachen.

,,Na", grinste die Blonde.

Michiru fühlte sich ein wenig unwohl und auch ein wenig aufgeregt, da Frau Sato sich noch mit im Raum befand.

Die Lehrerin sah natürlich in die Richtung der beiden, weil sie sich freute und irgendwie auch neugierig war. Als Michiru ihr aber dann zu lächelte, wusste sie, dass alles in Ordnung war und sie gehen konnte.

,,Noch einen schönen Nachmittag ihr beiden", lächelte die Frau wissend.

Haruka konnte in ihrem Blick sehen, dass sie Bescheid wusste. Eigentlich wollte die ältere Schülerin irgendwas sagen, aber kein Ton kam überhaupt nur über ihre Lippen. Erst als die Lehrerin nicht mehr zu sehen war, sah sie zudem engelsgleichen Wesen.

,,Hast du ihr was von uns erzählt?", fragte sie Michiru.

Schweigend kam ein Nicken von den Mädchen, da sie im Glauben war, etwas Falsches getan zu haben.

,,Okay. Hat sie was dagegen?" , wollte sie dann müssen.

Verwundert sah die Künstlerin in das Gesicht der Blonden.

,,Nein, wieso?"

,,Manche haben was dagegen", zuckte sie nur mit den Schultern.

Am heutigen Morgen hatte die ehemalige Rennfahrerin keine Lust gehabt mit dem Motorrad zu fahren, wodurch es letztendlich ihr Sportwagen tat. Auf dem Weg zum Parkplatz sagte Haruka ihr auch, dass sie heute mit dem Wagen fahren würden.

Vor dem Sportwagen blieb die Türkise stehen. Sie wollte lieber noch ein wenig länger mit Haruka Zeit verbringen, aber vielleicht würde das die Zeit ihr gar nicht ermöglichen. Vielleicht hatte die Blonde auch gar keine Zeit für sie. Dabei hatte Haruka ihr am vergangenen Nachmittag so etwas angeboten.

Im nächsten Moment begann ihr Herz zu rasen, als der Gedanke an den vergangenen Abend wiederkam. Haruka hatte ihr trotz, dass sie ihr Tun erst sehr spät kapiert hatte, doch etwas sehr Privates gezeigt. Der Gedanke an das Seufzen machte etwas mit ihr. Sie spürte ganz klar Kribbeln und irgendwie auch ein Pochen weiter unten, aber eine richtige Erklärung dazu besaß ihn nicht.

Verlegen biss sie sich auf ihre Lippe und hoffte gleichzeitig, dass man ihr diese Körperreaktion nicht anmerkte.

Haruka hatte durchaus bemerkt, dass die Geigerin stehen geblieben war und das Auto anstarrte. Ihr entging auch nicht, dass sie auf ihren Lippen herumkaute.

»Was denkt sie gerade?«

Einige Sekunden musterte sie das Mädchen und sagte nichts dazu, aber dann fragte sie sich schon, ob alles in Ordnung war.

,,Michiru? Hallo? Michiru!"

Aber sie reagierte nicht, sondern starrte weiterhin das Auto an. Also ging sie ein Stück auf sie zu und legte einen Arm um die zierlichen Schultern.

,,Was geht dir durch deinen hübschen Kopf, hm?" , flüsterte sie leicht lüstern in ihr Ohr.

Das riss Michiru aus ihrer Gedankenwelt und ein Schauer jagte ihr über den Rücken. Der Ton, mit dem die Blonde sprach, half bei ihrem Gedanken nicht wirklich.

,,Ähm", begann sie zu stammeln,

,,Nix... Also nichts Wichtiges!"

,,Ach wirklich?"

,, J- Ja!"

Nun begann auch die Pianistin auf den Lippen zu kauen.

,,Willst du mit zu mir heim kommen?" , schlug Haruka ohne Nachdenken vor.

,,Was?", rief Michiru leicht verwundert.

Während des Sprechens hatte sie ihre Blicke erhoben und war bei den blauen Augen gelandet. Fast in der gleichen Sekunde hatte die Türkishaarige das Gefühl, sich darin zu verlieren.

Ihr Herz raste und schien aus ihrer Brust fast raus zu springen.

Wo sie sich eigentlich befanden, war schon längst vergessen. Alles schien dunkel, bis auf Haruka, welche sie mit einem gefühlvollen Blick ansah. Sie hatte nur noch Augen für die blonde Sportlerin. Zwar bewegten deren Lippen sich, aber Michiru verstand es nicht. Erst als jemand an ihre rüttelte, wurde sie ins Hier und Jetzt zurück katapultiert.

,,Michiru? Du musst nicht, wenn du nicht magst. Das ist absolut kein Problem!", sagte Harukas Stimme ein wenig enttäuscht.

,,Was? Nein. Nein. Ich würde gern zu... Zu dir..." , rief sie leicht panisch, aber am Ende des Satzes war es nur noch ein Murmeln.

,,Gut", bildete sich nun ein Lächeln auf dem Mund der Blonden.
 

Der Anfang der Fahrt wurde von der Stille beherrscht. Michiru war generell ein eher ruhiger Zeitgenosse und Haruka suchte nach passenden Worten, da sie fragen wollte, ob Michiru vielleicht auch noch bei ihr schlafen würde, aber wahrscheinlich war die Zeit dafür noch nicht gekommen. Letztendlich entschied sie sich nicht zu fragen.

Irgendwann war es dann schon so lange gestillt, dass die Künstlerin kurz vorm Einschlafen war. Da Haruka Angst hatte, ihr wäre langweilig, sagte sie einfach irgendwas.

,,Du, Michiru? Willst du heute Abend mit mir essen gehen?"

Die Jüngere war ein wenig zusammengezuckt, da sie mit so einem freundlichen Angebot nicht gerechnet hatte.

,,Wie? In einem Restaurant oder so?"

,,Ja, habe ich mir so gedacht."

,,Es tut mir wirklich leid. Ich hoffe das enttäuscht dich jetzt nicht. Aber da muss ich nein sagen. Mir wäre es lieber, wenn wir bei dir essen könnten. Also zu Hause", sagte sie etwas leise.

Denn dafür brauchte sie viel mehr Mut, die sie aber nicht besaß. Wegen ihrer Ängste war ein Besuch in einem Imbiss oder ein Restaurant nicht möglich.

,,Tut mir wirklich leid."

,,Kein Problem, wir können auch was bestellen oder selber kochen. Ich will einfach nur den Abend gemeinsam mit dir verbringen", lächelte Haruka.

Schüchtern blickte die Türkise auf ihren Schoß. Wegen solch einer Aussage bildete sich ein Schmunzeln in ihrem Gesicht.

»Sie will den Abend mit mir verbringen!«, dachte sie ziemlich aufgeregt.

Nach wenigen Minuten war sie dann doch eingeschlafen. Der Unterricht war ziemlich anstrengend gewesen und der Schlaf in der vergangenen Nacht war nicht wirklich erholend gewesen.
 

Der Motor ihres Wagens schwieg schon seit einigen Minuten, aber die beiden saßen immer noch drin, da die Pianistin das engelsgleiche Wesen immer noch nicht geweckt hatte. Der Anblick war so fesselnd, dass sie glatt die Zeit vergaß. Mit einem hörbaren Seufzer sah sie durch die Scheibe zu dem großen Wolkenkratzer, in dem hunderte von Fenstern beleuchtet waren.

Schon seit Michiru ihr heute die Gefühle gestanden hatte, dachte sie ernsthaft über den ersten Kuss nach.

Allerdings war sie sich da noch nicht so sicher, da Haruka sie nicht bedrängen wollte.

»Wahrscheinlich muss ich sie einfach fragen«, überlegt sie.

Mit einem leichten Grinsen im Gesicht sah sie zu Seite Michiru an.

»Ich hat mich ganz schön verändert...«, erkannte Haruka.

Eigentlich hatte sie sich nie solche Gedanken um den ersten Kuss gemacht. Sie hat es einfach jedes Mal in die Tat umgesetzt, ohne dabei wirklich auf die Gefühle des Mädchens zu achten. Und ihre arrogante Art hatte sie auch abgelegt. Noch eine ganze Weile war die ehemalige Rennfahrerin in Gedanken, bis ihr dann wieder in den Sinn kam, dass es bereits schon dunkel wurde.

Sachte legte sie ihre Hand auf die Wange der schlafenden Künstlerin.

,,Michiru? Wir sind da."

Ihre Stimme war eher ein Flüstern und die Worte waren gefühlsvoll gesprochen. Anscheinend hatte Michiru nur einen leichten Schlaf gehabt, da sie sofort ihre Augen öffnete. Noch recht verschlafen blickte sie in Harukas Augen.

» Kontrolle zu behalten wird sicherlich schwer<, schoss es der Blonden durch den Kopf.
 

Gemeinsam liefen sie auf das Haus zu. Michiru war sprachlos, dass sie sich absolut nicht vorstellen konnte dort zu wohnen. Haruka betrachtete sie ganze Zeit über mit einem Grinsen. Michiru wird gleich ihre Wohnung betreten. Eigentlich war sie auf generellen Besuch gar nicht vorbereitet. Außerdem hatte sie ziemliche Angst, dass sie Türkise sie als angeberisch abstempeln würde. Denn die Wohngegenden, in denen sie lebten, unterscheiden sich stark. Dennnoch war die Blonde sich sicher, dass Michiru sie nicht anders behandeln wird.

Michiru versuchte sich es nicht anmerken zu lassen, aber innerlich hatte das Mädchen gar keine Lust, die ganze Stockwerke hoch zu laufen. Wer weiß in welchen Stock die Pianisten dann noch wohnte. Trotzdem freute sie sich über die gemeinsame Zeit.
 

Zu Michirus Glück besaß der Wolkenkratzer einen Fahrstuhl, der einem das Laufen ersparte. Es dauerte ein paar Sekunden bis sich die Türen öffneten. Die Blonde ließ sie als erstes einsteigen, danach folgte sie ihr und drückte die 8. Als die Künstlerin neben sich die ganzen Knöpfe für die ganzen Stockwerke sah, war sie ziemlich erstaunt.

,,Wie viele Wohnung gehen gibt es hier?", wollte Michiru wissen.

,,Puuuh... Keine Ahnung. Über 300 sind es auf jeden Fall, wohl sogar noch mehr", antwortete Haruka belustigt.

,,Oha..."

Schon nach weniger Zeit gingen die Türen des Fahrstuhls wieder auf. Danach liefen sie einen breiten Gang entlang. Vor der Wohnungstür 102 blieben sie stehen. Verlegen sah die Geigerin auf den Boden unter ihren Füßen, auf dem sich ein roter Teppich befand. Die Wände waren mit prunkvollen Lampen verziert und die Decke mit Mustern bedeckt - und das allein war erstmal nur der Korridor. Was würde sie wohl hinter der Tür Nummer 102 erwarten? Der ganze Ruhm schüchterte sie ein wenig ein, was sie sich allerdings nicht anmerken ließ.

Die Pianistin zog einen Schlüsselbund hervor, an dem viel zu viel Zeug dranhang. - Haufenweise an Schlüsseln und diversen Anhängern. Trotzdem dauerte es keine Sekunde, bis der Wohnungsschlüssel gefunden war. Ohne hinzusehen zu müssen schloss Haruka die Tür auf.

,,Ich habe nicht geplant, dass du kommst, deswegen sieht es nicht sehr sauber aus", meinte sie dann.

,,Das ist ja nicht schlimm. Ich glaube, ich werde mich trotzdem wohlfühlen", lächelte Michiru leicht aufgeregt.

Danach öffnete sie die Tür und ließ die Türkise eintreten.
 

Das Umfeld war ungewohnt und die Tatsache, dass sie bei Haruka zu Hause war, machte es nicht viel besser. Die Wohnung war luxuriöser als sie je gedacht hatte. Die Möbel wirkten sehr modern, alles war ordentlich und eigentlich auch ziemlich sauber.

,,Du weißt, dass ich alleine lebe, als habe keine Angst", grinste die Blonde und schloss die Tür hinter sich.

Da Michiru die Situation nicht versauen wollte, sagte sie nichts weiter dazu.

Der Raum, in dem sie sich befanden, war das Wohnzimmer, woran auch eine offene Küche angrenzte. Überwiegend standen hier Möbel aus Marmor, was Michiru ziemlich zum Staunen brachte. Aber auch davon ließ sie sich rein gar nichts anmerken.

,,Willst du deine Jacke vielleicht ausziehen?", fragte Haruka

Michiru nickte und zog die besagte Jacke aus. Währenddessen lief die ehemalige Rennfahrerin ein Nachbarzimmer. Michirus Augen folgten ihr, bis sie komplett verschwunden war. Da sie keine Garderobe oder so etwas in der Art sehen konnte, legte sie die Jacke auf die beige Couch.

Ihr Herz raste, aber richtig unwohl fühlte sie sich gar nicht, nur kannte sie diesen Luxus absolut nicht. Schweigend setzte das Mädchen sich. Der Blick war auf den Schoß gerichtet.

»Sie hat so viel Geld... Sicher haben deswegen schon einige sich ihr an den Hals geworfen«, dachte sie.

Gewissermaßen war sie auch froh darüber, dass sie mit wenig Geld aufwuchs, aber Reichtum hat auch seine Nachteile. Weiter darüber nachdenken konnten ist sie gar nicht, da Haruka wieder den Raum betrat. In der Hand hatte sie eine Flasche Wasser und zwei Gläser.

,,Ist Wasser ok? Ansonsten habe ich noch Alkohol da", lachte sie.

,,Nein, nein. Wasser ist gut", winkte Michiru schüchtern ab.

,,Gut ok. Ich würde sagen, wir bestellen heute Abend was", überlegte Haruka.

Nachdem sie das gesagt hatte, biss die Künstlerin sich auf die Lippe, da sie nicht so viel Geld mithatte, mit dem sie eine Mahlzeit hätte bezahlen können.

,,Was denkst du gerade?", sprach Haruka und ihre Stimme klang seltsam.

,,Ich glaube nicht, dass ich das bezahlen kann."

,,Ich lade dich natürlich ein."

So langsam wurde ihr Herz immer schneller. Eigentlich wollte sie, dass Haruka sich neben sie setzte, aber im Moment sah es eher so aus als würde die Blonde sich ja direkt gegenüber setzen wollen. Verlegen dass sie immer wieder einen kurzen Moment nach oben, um sehen zu können, was Haruka machte. Das entging der Pianistin natürlich nicht. Dieses durchaus süße Verhalten brachte Haruka zum Grinsen.

,,Möchtest du, dass ich mich neben dich setze?", fragte sie ziemlich provokant.

Sofort bildete sich ein Rotschimmer auf ihren Wangen.

,,Was? Also... Nicht das... Ähm.."

Ich kann mich gerne auch da hinsetzen", deutete sie auf die Couch Michiru gegenüber.

Was genau sie darauf nun sagen sollte, war ihr nicht ganz klar.

Wäre ein ,,Bitte setz dich neben mich" nicht etwas übertrieben? Denn eigentlich konnte Haruka selbst entscheiden wo genau sie sich hinsetzte.

Da die Geigerin wegen Verlegenheit sie nun gar nicht mehr ansah, nahm sie ihr die schwere Antwort. Übel nahm sie ihr das natürlich nicht, da sie genau wusste wie schwer es Michiru fiel mit Mitmenschen umzugehen. Also setzte Haruka sich neben sie auf die beige Couch.

Michirus Wangen wurden dadurch noch rötlicher als eh schon. Zwar war sie Haruka in der Schule noch ein wenig näher gewesen, aber auch jetzt fühlte es sich bereits schön an, obwohl 1/4 Meter sie noch trennte. Ziemlich nervös griffen ihre Finger zu ihrem Rock und zerknitterten leicht den Stoff.

,,Hast du Angst?", fragte die blonde Schülerin besorgt, nachdem sie ihre Finger beobachtet hatte.

,,Nein, ich bin nur... nur ein wenig aufgeregt."

Haruka begann sofort zu grinsen.

,,Ist schon in Ordnung", lächelte sie,

,,Übrigens... Wenn du irgendwann mal möchtest, kannst du auch mal hier schlafen. Aber das habe ich dir ja schon mal angeboten."

,,Ja, ich denke das Angebot werde ich sicher bald annehmen", antwortete die Türkishaarige.
 

Schon die ganze Zeit über überlegte Haruka sie zu umarmen, allerdings traute sie sich nicht, da sie Michiru nicht verschrecken wollte. Dabei hatte es heute in der Schule auch geklappt. Tatsächlich hatte sie keine Anzeichen von Angst gezeigt.

»Vielleicht sollte ich mir auch nicht so viel Gedanken darüber machen.«

Mit dem Entschluss sie doch zu umarmen, rückte sie ein Stück näher, was dem Mädchen wohl anscheinend gar nicht auffiel. Jedenfalls ließ sie sich nichts anmerken.

,,Michiru?"

,,Ja? Ich bin so froh, dass du meine Gefühle erwiderst. Mich macht es wirklich glücklich. Ich hoffe es war nicht allzu schwer es zu akzeptieren."

,,Nein, nein. So schwer war das gar nicht. Es hat nur etwas gedauert, bis ich es bemerkt habe", lachte die Künstlerin.

Haruka musterte sie von der Seite. Ganz genau sah sie das Mädchen an. Türkise Locken hangen in ihr Gesicht, die Haut sah wie immer zart aus, zwar nicht makellos, aber trotzdem wunderschön. Die Androgyne sah auch, dass ihr Gegenüber sich auf die Lippen biss.

Ganz langsam erhob sie ihren Arm und kam damit Michiru immer näher. Als sie dann den Arm um sie legte und den zierlichen Körper leicht zu sich zog, war diese nicht sehr verwundert. Ohne einen Widerstand lehnte die Türkise sich gegen sie.

,,Wollen wir Sushi bestellen? Ich habe jetzt schon ziemlich Hunger...", bemerkte Haruka.

,,Wenn du magst."

Also griff Haruka zu ihrem Smartphone und wählte die Nummer, welche sie bereits auswendig kannte, da sie oft bei dem Lieferanten eine Bestellung aufgab.

Danach legte sie das Gerät wieder beiseite.

,,Sag mal, fühlst du dich manchmal noch unwohl in meiner Gegenwart?", wollte die Ältere wissen.

,,Nein, gar nicht."

Ein Stein fiel ihr vom Herzen. So konnte sie Michiru vielleicht auch einfach mal umarmen, ohne sich Gedanken machen zu müssen. Es sprach also auch so gut wie nichts gegen einen Kuss.
 

Michirus Herz schlug ihr bis in den Hals, da sie sich bereits vorstellen konnte was Haruka vorhatte. Solch einen Körperkontakt hatte sie noch nie mit einer anderen Personen gehabt. Für sie wäre das das erste Mal. Vorher hätte sie so etwas auch noch nie vorgehabt. Selbst eine Umarmung war immer zu viel gewesen, da sich ihr Verstand schon da immer verabschiedet habe, indem Sie diverse Panikattacken erlitt. Aber in diesen Moment war sie vollkommen entspannt.

Sie spürte, dass Haruka ihr näher kam, obwohl diese selbst aufgeregt war. Langsam aber dennoch bestimmend zog die Blonde sie immer näher zu sich. Der Abstand zwischen ihnen verringerte sich mit jeder Sekunde. Irgendwann war Michiru dazu gezwungen sich irgendwo abstützen, da sie nicht sofort auf Haruka fallen wollte. Also griff sie ohne nachzudenken wo hin. Die Stelle fühlte sich aber nicht wie das Sofa an, eher weicher.

»Oh Gott«

Leicht panisch sah sie zu ihrer Hand, welche sie auf dem Oberschenkel Harukas erblickte. Noch panischer sah sie dann in deren Gesicht. Harukas Lippen hatten sich zu einem breiten Grinsen verformt.

,,T- Tut mir leid", murmelte Michiru denn ich unsicher.

,,Lass deine Hand ruhig da", erwiderte sie mit einer leicht verführerischen Stimme.

Schweigend sah das türkishaarige Mädchen in die Augen ihres Gegenübers. Sie hatten eine dunkelblaue Farbe und schienen sie geradezu zu fesseln. Alles um sie herum war wie vergessen. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt nur noch der blonden Pianistin. Die Zeit verging nur noch wie in Zeitlupe, wodurch der Moment sich noch länger anfühlte. Nachdenken war eh nicht mehr möglich. Als Haruka ihre Hand erhob, um nach ihren Kinn zu greifen, klingelte es plötzlich an der Tür.

»Wer ist das?«, dachte Haruka ziemlich genervt.

Der Lieferant konnte es noch nicht sein - dafür war noch nicht genug Zeit vergangen.

,,Super Timing", sagte Haruka trotzdem ein wenig amüsiert.

Damit erhob sie sich und lief zur Wohnungstür. Michiru blieb wie betäubt zurück.

Als sie aus Michirus Sicht weg war, riss sie förmlich die Tür auf. Ein wenig verärgert war sie wegen der Störung schon. Natürlich war es nicht der Lieferant, sondern eine Nachbarin.

,,Guten Abend, Frau Tenoh. Ich wollte nur fragen, ob bei Ihnen auch der Strom ausgefallen ist?", fragte die leicht pissige Stimme, was die Blonde noch mehr nervte.

,,Nein, bei mir geht alles", antwortete sie sofort.

Eigentlich hätte man merken müssen, wie genervt sie war, aber die Frau schien wohl blind zu sein.

,,Komisch, dann bin ich wohl die Einzige im Haus."

,,Sehr schlimm für Sie. Dann ruf den Vermieter an. Schönen Abend noch", sprach sie dann in einem schnellen Ton, danach knallte sie die Tür zu.
 

Michiru war durchaus aufgefallen, dass Haruka ein wenig genervt war, aber für die Türkishaarige kam die Pause wie gerufen, da sie das Atmen ein wenig vernachlässigt hatte. Ihr Herz wurde eh nicht mehr ruhiger.

»Fast wäre es passiert...«, schoss es ihr fast blitzartig durch den Kopf.

Mit einem lautlosen Seufzen ließ sie sich zurück in das Sofa sinken. Als dann aber die Tür knallte und sie sogar von weitem Harukas Stimme raushören konnte, wie genervt sie war, hatte sie so leichte Bedenken wie der Tag noch vergehen würde. Denn eine genervte Haruka wollte sie nicht unbedingt küssen. Zumindest nicht der erste Kuss.

Keine Sekunde später kam die Sportlerin um die Ecke. Von dem genervten war gar keine Spur mehr. Sie lächelte sogar, was Michiru noch mehr verwunderte.

,,Tut mir echt leid für die Unterbrechung. Eine Nachbarin hat Stromausfall", zuckte sie mit den Schultern.

,,Ah ok, ist nicht so schlimm", lächelte Michiru freundlich.

Gerade als Haruka sich setzen wollte, klingelte ist ein weiteres Mal.

,,Ist nicht der ernst, oder?", schniefte sie.

Nun musste Michiru wirklich lachen.

,,Ich glaube aber, dass ist jetzt das Essen" , meinte die Künstlerin, in der Hoffnung Harukas schlechte Laune nehmen zu können.

,,Ja, vielleicht", grinste Haruka,

,,Aber danach mache ich nicht noch mal die Tür auf."
 

Nachdem Haruka dann noch Essstäbchen geholt hatte, setzte sie sich endlich neben die Geigerin.

,,Endlich ungestört", sprach sie,

,,Wollen wir nicht später essen?"

Ihre Stimme war verlockend und verführerisch, aber davon ließ Michiru sich dieses Mal nicht verführen.

,,Nanu? Hattest du vorhin nicht noch Hunger gehabt?", hob das Mädchen verwundert die Augenbraue an.

,,Ich wollte einfach nicht, dass der Lieferant uns nachher stört, was er eigentlich schon gemacht hat" , gab sie zu.

,,Ach, so ist das", kicherte Michiru.

,,So ist es", hauchte ihre Stimme nur noch verführerischer.

Irgendwas in Michiru sagte ihr, dass sie sich eigentlich nicht so viele Gedanken machen musste, allerdings war das leichter gesagt als getan.

,,Du hast Angst, habe ich recht?"

,,Nein, ich bin nur ein wenig aufgeregt."

,,Ich kann dir diese Aufregung gerne nehmen", hielt sie ihr die Hand entgegen.

Verwundert sah die Jüngere die ihr angebotene Hand an.

»Sie hat so schöne Hände«, fiel ihr auf.

Was genau sie vorhatte, konnte sie sich nicht ganz vorstellen. Da sie Haruka aber vertraute, nahm sieht die Hand auch an. Sofort zog Haruka an ihrer Hand, wodurch sie keine Sekunde später auf ihren Schoß saß.

Die Pianistin hatte sie tatsächlich auf ihren Schoß gezogen. Michiru war ziemlich erschrocken und auch ziemlich verwundert.

Aus Angst, Haruka könnte sie zu schwer finden, setzte sie sich nicht auf die Oberschenkel der Blonden. Da ihre Aufregung noch dazu kam, zitterten ihre Beine ein wenig, was Haruka natürlich sofort bemerkte.

,,Du kannst dich ruhig setzen, Michiru", lächelte sie.

Schüchtern senkte das Mädchen den Kopf.

,,Aber nicht, dass ich zu schwer für dich bin...", murmelte Michiru.

,,Du bist ganz sicher nicht schwer. Dich halte ich locker aus."

Ihre Worte klangen ernst gemeint und das waren sie auch. Deshalb schenkte die Künstlerin ihr Glauben und setzte sich auf ihren Schoß.

,,Siehst du? Alles noch ganz."
 

Michiru hätte sich nicht vorstellen können, dass sie sich irgendwann mal in so einer Situation befinden würde. Mal abgesehen von ihren Ängsten, wollte nie jemand etwas mit ihr zu tun haben, auch wenn sie dabei nicht ganz unschuldig war.

Aber Haruka hatte nicht aufgegeben, obwohl Michiru sich anfangs eher kühl gezeigt hatte. Was die blonde Pianistin bewegt hatte sie kennenlernen zu wollen, wusste sie nicht, aber das wollte sie auch nicht hinterfragen.
 

Haruka beobachtete jede Reaktion der Türkisen, was wohl eher aus Angst, etwas Falsches zu machen, war. Allerdings zeigte das Mädchen keine negative Reaktionen. Dass sie ein wenig schüchtern und sehr aufgeregt war, war ihr natürlich bewußt. Deswegen versuchte sie auch Rücksicht zu nehmen und die Sache Schritt für Schritt anzugehen.

Ihr entging nicht, dass Michiru oft verlegen weg sah. Vielleicht sollte sie sie einfach küssen? Könnte sie ihr dadurch vielleicht die Aufregung nehmen?

Vorsichtig griff sie nach ihrem Kinn mit dem Hintergedanken, dass Michiru sie ansah. Und siehe da, Michiru sah ihr länger als nur ein paar Sekunden in ihre Augen. Die Pianisten hätte stundenlang ihre Augen betrachten können.

» Sie ist so wunderschön.«

Nicht nur ihre Augen wurden studiert. Auch die weich aussehende Haut, die Stupsnase und die wunderschönen Lippen sah sie eine ganze Weile an und. Währenddessen fiel Haruka auf, dass die Künstlerin sich auch traute sie anzusehen.

Nun näherten sich langsam ihre Gesichter und damit auch ihre Lippen. Nur noch wenige Zentimeter trennten sie. Um Michiru nicht noch länger zu quälen, überbrückte sie das letzte Stück. Als ihre Lippen dann aufeinandertrafen, lief selbst Haruka ein Schauer über den Rücken. Schon so oft hatte sie jemanden geküsst, aber dennoch war dieser Moment etwas ganz Besonderes. Michiru hatte die Augen geschlossen, Haruka jedoch hatte sie offen gelassen, um sie beobachten zu können. Nachdem sie festgestellt hatte, dass die Künstlerin unverstellbar süß beim Küssen aussah, schloss auch sie die Lider.

Michiru hoffte, dass sie alles richtig machte, obwohl sie da ihre Bedenken hatte. Ihr Herz raste zwar nicht mehr so schnell, allerdings zitterte ihr ganzer Körper und da war noch dieses komische Gefühl, was sich in ihrem Unterleib breitmachte. Vollkommen unbekannt, aber dafür umso stärker.

Haruka  hingegen wusste was sie tat. Würde sie zulassen, sich einfach nur fallen zu lassen, so hätte Michiru keine Sekunde später sämtliche Klamotten los. Allerdings wurde sie nicht so ganz Herr über ihre Hände. Trotz der Kontrolle, die sie ein Glück über sich besaß, wanderten ihre Hände über die eine oder andere Körperstellen Michirus. Erst fuhr sie über ihren Rücken entlang - hoch und runter. Dann erforschen ihre gierigen Finger ihren Po, der auf ihren Oberschenkel saß. Dabei war sie doch ein wenig überrascht, da sie solche Rundungen nicht vermutet hatte.

Natürlich genoss die Geigerin diesen Kuss. Für einen kurzen Augenblick lebte der Gedanke an einen Zungenkuss in ihr auf, allerdings getraute sie sich noch nicht.

Als nächstes wanderten Harukas Hände ihren Bauch hinauf zu der Oberweide der Künstlerin. Dabei bemerkte sie auch, daß Michiru den Bauch anspannte, was wohl von ihrer Aufregung kommen könnte. Dennoch gelitten ihre Hände weiter nach oben.

Eigentlich war das ein ziemliches Risiko. Entweder wurde sie es zulassen und gar keine oder so gut wie keine Angst haben oder sie würde es abblocken. Damit könnte sie sie aber auch verschrecken. Trotzdem tat sie es. Michiru könnte sie im Notfall von sich drücken. Und wenn sie sich da nicht trauen würde, könnte Haruka es auch anhand ihrer Körpersprache bemerken und dementsprechend reagieren. Also überbrückte sie noch die letzten paar Zentimeter nach oben und griff vorsichtig zu. Natürlich war die Blonde sehr vorsichtig und sachte und auch der Druck, welchen sie ausübte, war mit mit Bedacht gewählt. Bevor sie aber darauf achtete, wie es sich anfühlte, achtete sie erstmals auf die Reaktion von Michiru. Diese war allerdings nicht negativ. Sie wirkte zwar ziemlich verwundert, aber mehr war da gar nicht. Es war auch keine besonders positive Reaktion, aber das nahm Haruka ihr nicht so richtig ab. Entweder fühlte es sich für die Türkishaarige nicht gut an oder sie getraute sich nicht, diese Berührung zu genießen. Erst als die Blonde noch fester zupackte, drängten sich leise Seufzer über ihre Lippen. Dies war wir eine Belohnung für Haruka und spornte sie dazu an, noch mehr Leidenschaft in das Ganze zu bringen. Sie nahm das Gefühl mit vollen Zügen war, spürte die steifen Brustwarzen an ihren Handflächen. Doch so langsam verlor auch sie ihren Verstand. Es kostete viel Kraft, sich nicht komplett zu verlieren.

Immer wieder trafen ihre Lippen aufeinander, spielten leidenschaftlich miteinander. Michirus Hände trugen dem aber nicht viel bei. Viel zu sehr war sie damit beschäftigt, die ganzen Eindrücke zu verarbeiten und es auch zu genießen.

Als Haruka begann ihre Brüste zu massieren, war Michiru anfangs erst darauf bedacht nicht zu zeigen, dass es sich atemberaubend anfühlte, doch als Haruka dann noch stärker zugriff, war es um sie geschehen.

Ihr fiel auch auf, dass es zwischen ihren Beinen extremst pochte, was sie sich nicht so ganz erklären konnte. War das sexuelle Erregung?

Im nächsten Moment wanderten Harukas Hände  unter den Rock ihrer Gespielin. Doch obwohl Michiru das absolut nicht störte, zog sie diese sofort wieder die Hand zurück. Irritiert sah die Künstlerin sie an.

,,Es tut mir leid", wollte sie die Sache nicht so schnell angehen,

,,Verzeih mir", sagte Haruka,

,,Wir sollten essen, oder?"

Wenn Michiru ehrlich wäre, dann hätte sie sogar weiter gemacht. Trotzdem war sie froh über die Cut. Vielleicht sollte sie dem doch noch ein wenig Zeit geben.
 

Haruka  wagte es nicht ihr Gegenüber anzusehen. Fast hätte sie die Kontrolle verloren, doch das wollte sie auf gar keinen Fall. Nicht, dass Michiru noch das Gefühl bekam, sie sei nur zum Vergnügen hier. Da waren wirklich Gefühle im Spiel, die Haruka sich garantiert nicht einbildete. Deshalb hatte sie entschieden, mit dem ersten Mal noch zu warten. Da haruka sich nun nicht mehr getraut sie anzusehen, stieg Michiru wieder von ihr herunter.

,,Nimm mir das bitte nicht übel. Es hat sich wirklich wunderbar angefühlt, aber ich glaube, ich muss es nicht unbedingt übertreiben. Denn ich bin davon überzeugt, dass es auch für dich schöner wird, werden wir noch etwas warten. Ist das okay für dich?", erklärte die Blonde.

Michiru musste lächeln.

Jemand hat sich da Gedanken gemacht, oder?

Dafür, dass die Pianistin so mitdachte, könnte Michiru echt dankbar sein.

,,Alles gut. Du hast nichts Falsches gemacht", lächelte das Mädchen immer noch ein wenig betäubt.

Vorsichtig stieg sie dann von Harukas Schoß.
 

Danach aßen sie erstmals das bestellte Essen. Währenddessen sprachen die beiden kein Wort miteinander, da ihnen kein gutes Gesprächsthema einfiel. Erst nachdem das Essen beendet war, getraute Haruka sich etwas zu sagen.

,,Also das soll jetzt nicht so rüberkommen, als würde ich dich loswerden wollen - weil das will ich auf gar keinen Fall-, aber ich wollte fragen, wann wir losfahren wollen. Wir brauchen ja schon an ein wenig Zeit für die Fahrt", sprach die Blonde.

,,Alles gut. Bist du dir sicher, dass du mich fahren willst? Das ist eigentlich gar nicht nötig. Ich kann auch mit dem Bus fahren oder mit der Bahn."

,,Nein nein. Ich fahre dich heim."

Dieser Satz brachte Haruka auf eine Idee. Da entstand ein Gefühl, was man vielleicht mit Freude gleichstellen könnte.

,,Wenn du möchtest, dann kannst du morgen bei mir schlafen. Bring morgen einfach dein Zeug mit und dann nehme ich dich einfach mit" , bot Haruka ihr mit einem stark schlagenden Herz an.

Für Michiru hörte sich dieses Angebot erst gut an, trotzdem war sie sich mit ihrer Entscheidung nicht ganz sicher. Nicht, weil sie der blonden Pianisten misstraute, denn dem war nicht so, sondern wegen ihres Vaters. Musste sie um eine Erlaubnis fragen? Mit einer großen Wahrscheinlichkeit würde er sie nur wegen irgendwas angehen, ihr aber keine richtige Antwort auf ihre Frage geben. Denn bekanntlich konnte man selten einen annähernd normales Gespräch mit ihm führen. Dazu kam noch, dass er sich auch keine Gedanken um seine Tochter gemacht hatte, als diese für eine Nacht bei ihrer Lehrerin untergekommen war.

Michiru gab Haruka nicht sofort eine Antwort. Stattdessen hielt sie sich weiter daran fest, dazubleiben. Nur ungern wollte sie heute noch von Haruka getrennt werden. Zwar hatte sie gar keine Sachen mit, aber war das denn wirklich so schlimm? Die Künstlerin beschloss von ihren Überlegungen zu erzählen. Erst atmete sie tief ein, dann sagte sie:

,,Ich könnte doch auch diese Nacht bleiben, oder nicht?"

Diese Idee hatte die ehemalige Rennfahrerin bereits erwartet und irgendwie hatte sie darauf auch gehofft.

,,Und was ist mit den ganzen Schulbüchern für morgen?", fragte Haruka stattdessen.

Schon im nächsten Moment hätte sie sich auf die Zunge beißen können. Wahrscheinlich klang ihre Frage für Michiru so, dass sie die Übernachtung heute absolut nicht wollte, aber dem war nicht so.

,,Ich habe meine Bücher für morgen im Spind, da ich keine Hausaufgaben bis morgen habe und ich auch nicht vorhatte zu lernen", erwiderte die Türkise sofort.

Keine Sekunde später bildete nicht ein Lächeln auf den Lippen der Pianistin.

,,Klamotten kannst du von mir haben, wird nur etwas zu groß sein. Aber dann scheint dem nichts mehr im Wege zu stehen, habe ich recht?", grinste sie wie ein Honigkuchenpferd.
 

Obwohl Herr Kaioh Michirus Abwesenheit gar nicht richtig bemerken wird, rief sie trotzdem daheim an. Wie sie bereits erwartet hatte, ging nur der Anrufbeantworter ran. Deshalb hinterließ sie für den Notfall eine Nachricht:

,,Hey Vater. Hier ist Michiru. Ich wollte dir nur sagen, dass ich heute Nacht bei einer Schulkameradin schlafe. Aber keine Angst, ich gehe morgen zur Schule. Noch einen schönen Abend", sagte sie eher fröhlich, doch zum Ende hin übernahm eine Traurigkeit ihre Stimmung, da sie ganz genau wusste, dass er es eh nicht anhören würde.

Dann ließ sie einige Sekunden eine Pause.

,,Habe dich lieb", presste sie noch hervor, wo sie sich eingestehen musste, dass diese Aussage er nur gequält über ihre Lippen kamen.

Danach legte sie auf und warf das Handy von sich.

,,Alles in Ordnung mit dir?", fragte Haruka, die soeben aus der Küche kam, da sie den Müll des bestellten Essens entsorgt hatte.

,,Ja, klar", log die Türkise.

,,Du kannst ruhig ehrlich zu mir sein, Michiru", lächelte die Blonde sie an.

Man konnte der Geigerin ansehen, dass ihr die Tränen wohl bald kommen werden. Aus diesem Grund trat Haruka auch vor das noch auf der Couch sitzende Mädchen und schlang die Arme um sie. Das hatte Michiru  gebraucht. Mit über ihre Wange laufenden Tränen vergrub sie das Gesicht in Harukas Bauch, während das T-Shirt Harukas die Tränen auffing.

,,Manchmal macht mein Vater mich fertig. Warum liebe ich eine Person, die eigentlich nie für mich da war?", schluchzte die Türkishaarige, was durch die Stoff gedämpft wurde. Leises Schluchzen war zu hören, weshalb die Pianistin sie noch fester an sich drückte.

,,Ich wünschte, ich wüsste wie ich dir helfen kann. Nur wie?", seufzte die Blonde.

Eine ganze Weile standen sie einfach nur da.

Michiru ließ ihre Tränen freien Lauf, obwohl sie gar nicht so richtig wusste, warum. Even noch war sie, wahrscheinlich wegen des Kusses, super gut gelaunt gewesen und dann zog das Thema bezüglich ihres Vaters sie so runter.

Irgendwann wurde die Künstlerin ruhig. Kein Schluchzen war mehr zu hören.
 

Nachdem Haruka sie, wenn auch nur ohne Worte, getröstet hatte, schlug diese der Türkisen vor, einen Film gemeinsam zu sehen. Da es auch noch nicht allzu spät war, konnten sie das auch getrost tun, ohne dass sie morgen in der Schule müde sein würden, solange sie später auch sofort schlafen würden. Dabei hatten beide aber bedenken. Michiru wusste bereits jetzt schon, dass sie vor Aufregung nicht einschlafen kann, da es auch ein ungewohntes Umfeld war.

,,Welchen Film möchtest du denn anschauen?", wollte Michiru wissen.

Neugierig sah sie zu Haruka auf, die ihr ebenfalls in die Augen sah.

,,Du kannst entscheiden, meine Schöne."

Letztendlich entschied Michiru sich für einen Horrorfilm, obwohl sie eigentlich keine Filme ab 18 ansah. Eigentlich entschied sie sich nur für einen Horrorfilm, weil ja aufgefallen war, dass Haruka viele besaß und sie deshalb vermuten konnte, dass Haruka so etwas gerne sah.

Haruka freute sich über ihre Filmwahl. Zwar war der Film nicht sehr brutal, allerdings wusste sie schon davor, dass die Künstlerin Angst bekommen würde und sie sie dann in den Arm nehmen könnte.

,,Wie du magst."

Selbstverständlich durfte etwas zu Naschen nicht fehlen.
 

Haruka legte den Film ein, während Michiru sich wieder auf das Sofa setzte. Sie hatte sich für eine Ecke entschieden, in die sie sich ganz bequem hinlegen konnte, allerdings war der Platz wohl weit weg von Haruka. Als die Blonde sich herumdrehte und die Türkishaarige musterte, beschloss sie einfach, sich zu Michiru zu setzen. Ohne diese zu fragen gesellte sie sich neben sie auf das Sofa.

,,Darf ich?", fragt sie danach erst, nachdem sie lag.

,,Ähm...", kam ein leichtes Stottern von ihr, wobei ihre Wangen auch leicht erröteten,

,,Klar..., fügte sie noch hinzu.

Am Anfang des Filmes war Michiru noch relativ entspannt, da noch nichts Gruseliges passiert war und sie auch noch gar keine Ahnung hatte was sie in den Film erwartete. Doch schon nach zehn Minuten war es für die junge Künstlerin bereits zu gruselig. Schützend hielt sie sich die Hände vor die Augen, schlunzte aber manchmal zwischen zwei Fingern hindurch.

Die Pianistin begann ein wenig belustig, aber nicht im negativen Sinne, 2 Minuten und 31 Sekunden herunter zu ziehen. Denn den Film kannte sie bereits in- und auswendig, weshalb sie auch wusste, dass in 2 Minuten und 31 Sekunden eine brutale Szene kommen würde, wo Michiru sicher Angst bekommen würde. Unauffällig sah sie zur Seite und beobachtete das Mädchen, welche davon aber nichts im geringsten mitbekam.

» Noch eine Minute...«, dachte sie.

Ganz entspannt, aber schon jetzt äußerst ängstlich, starrte sie in den Fernseher, währenddessen wanderte ihre Hand fast wie fremdgesteuert zu der Schüssel mit den Chips. Da sie aber nicht zu ihrer Hand sah, griff sie erst daneben.

»Jetzt schaut sie sicher hin«, schoss es Haruka durch den Kopf.

Tatsächlich sah Michiru auch zu ihrer Hand und das sogar ziemlich verwundert, da sie die Schüssel verfehlt hatte. Und da bemerkte sie auch, dass die Blondhaarige sie schon die ganze Zeit über ansah.

,,Ist alles in Ordnung?", fragt Michiru.

,,Klar, alles in bester Ordnung" , lächelte Haruka.

Da die Geigerin nicht ganz wusste was sie sagen sollte, erwiderte sie nur ein Nicken und sah dann aber wieder Richtung Fernseher.

»Noch 20 Sekunden.«

Erneut musterte sie die Türkishaarige.

Und dann war es soweit. Ganz überraschend und dafür um so gruseliger. Michiru zuckte erschrocken zusammen und hielt sich die Augen verängstigt zu.

,,Oh mein Gott! Was ist das für ein gruseliger Film?', rief sie.

,,Na ein Horrorfilm. Hast du dir selbst ausgesucht", lachte Haruka ein wenig belustigt.

Trotzdem fragte die Geigerin noch nicht, ob sie sich zu ihr kuscheln könnte. Für einen kurzen Moment dachte die Sportlerin darüber nach, warum sie denn nicht einfach selber fragte. Der Grund dafür war wohl ihr Stolz, welchen sie immer noch nicht verloren hatte.

Doch schon nach dem nächsten gruseligen Moment kam die lang erhoffte Frage. Ihre Stimme klang wie die die eines kleinen schüchternen Mädchen, was in eine neue Schule kommt und sich vor ihrer neuen Klasse vorstellen muss.

,,Kann ich mich an dich lehnen?", fragte sie so leise, dass der Fernseher ihre Stimme eigentlich übertönte.

Hätte Michiru nicht in ihrer Nähe gesessen, hätte Haruka es wohl gar nicht verstanden.

,,Hast du wohl Angst?" , grinste sie eher unbewusst.

,,Ein wenig", gab sie offen und ehrlich zu.

Haruka nickte.

,,Du kannst gerne herkommen."

Michiru war sofort neben mir, so schnell konnte man gar nicht gucken. Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich gegen sie, kuschelte sich sogar etwas ein, sodass die Pianistin gar nicht anders konnte als den Arm um sie zu legen.
 

Mit der Zeit wurden Michirus Lider immer und immer schwerer, dass es gar nicht mehr allzu lange dauerte, bis sie in Haruka Armen eingeschlafen war. Diese begutachtete ihren Einnschlaf - Prozess ganz genau, als hätte sie Angst, Michiru nie mehr in so einem Moment sehen zu können.

~Wie viel Recht doch damit behielt...~

Unter dem Geschrei der Frau, welche gerade abgestochen wurde, konnte man sicherlich nicht gut schlafen, dachte haruka. Deswegen schaltete sie schon nach wenigen Minuten den Fernseher aus, um bald ins Bett zu gehen.

»Vielleicht ist es ja auch besser, wenn wir eher schlafen gehen... «

Nur wie sollte sie das schlafende Mädchen in das Schlafzimmer bekommen? Es gab wohl nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie holte sie aus dem Schlaf oder sie trug sie in ihr Bett. Aber konnte sie Michiru einfach so nahe treten und sie auf ihre Arme heben? Letztendlich entschied sie sich für das Aufwecken. Schweigend musterte sie das schlafende Mädchen in ihren Armen. Deren Mund war ein geöffnet, die Augen natürlich geschlossen, den Kopf gegen ihre Brust gelehnt, was ihr auch erst jetzt auffiel. Sofort war die Aufregung wieder da.

»Sie sieht so unschuldig und süß aus.«

Trotzdem musste sie die Künstlerin wecken. Wahrscheinlich könnte Haruka sie wegen der Aufregung gar nicht halten. Etwas ratlos da sie sich um. Wie genau sollte Haruka sie wecken? Eher liebevoll oder würde Michiru das übertrieben finden?
 

Obwohl sie sich noch im Halbschlaf befand, fühlte sie sich stark beobachtet. Die Künstlerin spürte förmlich die Blicke auf ihrem Körper. Deshalb war sie auch nicht verwundert, als die blonde Sportlerin sie weckte, indem deren Hand vorsichtig über ihre Wange glitt. Michiru schlug ihre Lieder auf. Erst wirkte es für Haruka so als wäre sie erschrocken gewesen, doch Michiru lächelte.

,,Ist der Film schon zu Ende?", fragte sie mit gebrochener Stimme.

,,Nein, ist er nicht. Ich würde es bevorzugen zu Bett zu gehen", meinte Haruka.

,,In Ordnung."



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