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Koma

,,Ich kann das Licht sehen"
von

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,,Guten Morgen"

,,Ja, ich weiß. Geht klar, dann kannst du heute Nachmittag vorbeikommen und mit mir alles besprechen! Ja dann.. Tschüss'', sprach Haruka und legte.

Es war ein recht guter Kumpel der Blonden gewesen, welcher sie zu einem Shooting eingeladen hat. Bei ihm war es immer etwas anderes. Ansonsten gingen die Fotografen ihr ziemlich auf die Nerven.

Trotzdem ein wenig genervt warf sie einen Blick auf die Uhr. Eigentlich hatte sie noch viel Zeit eh sie losfahren musste, jedoch zog sie sich schon jetzt an und machte sich auf dem Weg zur Schule.
 

Michiru seufzte.

Es war mal wieder ein eiskalter Morgen und der Wind war auch nicht so angenehm. Zitternd lief die schon auf eine Stelle, um sich irgendwie warm zu halten, doch als jemand durch das 'Laufen' auf sie aufmerksam wurde und sie ansah, hörte sie sofort auf damit.

»Der Bus kommt bald, Michiru!«

Immer wieder hielt sie sich das vor Augen.

Das Lied in ihren Ohren wurde immer leiser und verstummte letztendlich. Danach ertönte ein ziemlich emotionales Lied, was die Türkishaarige sofort wegdrücken musste. Sowas konnte sie momentan nicht anhören.

Endlich kam der Bus. Die Künstlerin war auf einer gewissen Weise froh der Kälte entfliehen zu können, doch als sie sah wie voll der Bus war, überlegte sie sogar für einen Moment nicht einzusteigen. Jedoch konnte sie sich das nicht getrauen. Denn dann wäre sie in der Schule unentschuldigt und dann würde man ihren Vater Bescheid geben, dass seine Tochter nicht zum Unterricht erschienen ist. Viel zu groß war die Angst erneut geschlagen zu werden.

Also stieg sie ein - aber natürlich als Letzte. Sie hatte Glück, dass bei der Haltestelle sich eine ältere Frau doch noch entschied auszusteigen, wodurch ein Sitzplatz frei wurde. Neben ihr war es ein Glück auch frei.
 

Die Busfahrt verlief relativ gut. Niemand beschloss sie mit diversen Sachen oder sprach sie gar an. Jedoch war ihr etwas aufgefallen, als sie schon das Fahrzeug betreten hatte. Und sie hörte es trotzdem Musik: Weiter hinten im Bus wurde über sie gesprochen und selbstverständlich nicht positiv. Michirus Gesicht war dabei ein Thema, den Rest verstand sie nicht. Vielleicht reichte das Make-up gar nicht aus? Eigentlich sollt ihr das egal sein, doch das war es nicht. Die Geigerin möchte nicht ständig das Gesprächsthema der ganzen Klasse sein. Zumal es auch nie etwas Positives war über das sie sich unterhielten.

Krampfhaft versuchte Michiru das Gespotte irgendwie zu ignorieren, doch die Stimmen drangen immer weiter vor. Dabei hatte sie sich extra direkt hinter den Busfahrer gesetzt.
 

Schweigend lief sie noch das letzte Stück zur Schule. Weiter vorne liefen einige kleinere Schüler, die so lebensfroh gemeinsam lachten. Manchmal waren solche fröhlichen Kinder echt zu beneiden.

Michiru war in Gedanken versunken und lief den anderen Schülern einfach hinterher. Irgendwann war sie dann vor dem Eingang angekommen. Nun hatte sie wie immer noch ein wenig Zeit, die sie totschlagen musste. Eigentlich war die Tür der Schule bereits offen und die Künstlerin hätte rein gehen können, doch sie verbrachte liebe ihre Zeit noch draußen. Also schlug das Mädchen den Weg zum Pavillon ein. Zu ihrem Glück war dieser auch nicht besetzt. Es war niemand zu sehen, da die Schüler, die bereits jetzt schon da waren, reingegangen waren.

Seufzend ließ sie sich auf der Bank im Pavillon nieder. Diese Ruhe war angenehm. In der Ruhe kam man meist gar nicht in die Nähe dieses Sitzplatzes, da es jedesmal voll war. Michiru sah auf das Display ihres Handys - keine Nachricht. - Gewissermaßen war das sogar gut, denn meistens waren es irgendwelche Beleidigungen ihrer Mitschüler.
 

Auf dem Parkplatz angekommen brachte die androgyne blonde ihren Sportwagen zum Stehen. Heute war sie extra eher in die Schule gekommen, da Setsuna ihr bei einer Ausarbeitung helfen wollte. Da hatte sie natürlich nicht nein gesagt.

Bisher waren kaum schon Lehrer da, wodurch sie sich einfach mal so frech auf dem Parkplatz gestellt hatte, der eigentlich für die Lehrer vorgesehen waren.

,,Okay, mein Baby, bis heute Nachmittag", grinste die Blonde stolz.

Den Wagen hatte sie selber gekauft. Eigentlich durfte sie noch gar nicht auf der Straße fahren, doch das Rennenfahren hatte da einige Vorteile mit sich gebracht.

Als Haruka dann den Schulhof betrat, sah sie sofort das Mädchen von gestern : Michiru. Erst überlegte die Blonde, ihr einen schönen Tag zu wünschen, doch dafür war sie viel zu weit weg und müsste erst hinlaufen. Und wer weiß? Vielleicht würde sie dann wie gestern reagieren. Also entschied sie sich dagegen und steuerte wieder das Schulgebäude an.

In diesem Moment trat Setsuna heraus.

,,Oh, guten Morgen. Ich dachte du wärst in der Bibliothek?", meinte Haruka und umarmte die Grünhaarige kurz.

,,Eigentlich wollte ich da auch rein, aber die ist so voll! Da kann man sich gar nicht konzentrieren. Aber wir können das ja auch draußen machen", lächelte die andere.

Haruka nickte.

Gemeinsam suchten sie sich eine Bank. Dabei bemerkte Setsuna, dass die türkishaarige Schülerin Michiru im Pavillon saß.

,,Michiru ist ja schon da", sagte die Grünhaarige und sah wieder zu Haruka.

,,Ja, ich wollte erst einen guten Morgen wünschen, aber ich weiß ja nicht wie sie reagiert..."

,,Wollen wir mal zu ihr gehen? Wir können doch gleich die Aufgaben im Pavillon machen", schlug Setsuna vor.

,,Was? Meinst du wirklich? Nicht, dass sie mich für einen Spinner hält?", sprang Haruka auf.

Setsuna lachte.

,,Ach quatsch. Komm jetzt! Wir gehen zu ihr."
 

Michiru fiel sofort auf, dass die Zwei von gestern auf sie zu liefen. Noch hatte sie die Hoffnung, dass sie wo anders hinwollten, doch als sie immer näher und näher kamen, war diese Hoffnung verschwunden.

,,Guten Morgen. Geht es dir heute besser?", fragte Haruka sehr freundlich und gleichzeitig wirkte sie so selbstbewusste, dass Setsuna fast angefangen hätte zu lachen, so unsicher wie Haruka eben noch gewesen war.

Haruka dachte dabei an gestern, als die Türkishaarige auf der Toilette so geweint hatte. Doch Michiru erwiderte nichts.

Stattdessen erhob sie sich, griff nach der Tasche und dem Geigenkoffer und lief davon. Haruka war total entgeistert und das sah man ihr auch an.

,,Das ist typisch für sie", sagte Setsuna und legte eine Hand auf Harukas Schulter.

,,Meinst du? Was, wenn es ihr heute sogar noch schlechter geht als gestern? Immerhin wird sie gemobbt..."

Die Rennfahrerin machte sich wirklich Sorgen um die jüngere Schülerin, was Setsuna total verwunderte.

,,Was ist los Ruka? Du bist doch sonst nicht so besorgt um andere."

,,Ach... Gar nichts. Komm, wir machen jetzt die Ausarbeitung!"
 

Der Tag verging relativ schnell. Haruka arbeitete wie fast immer im Unterricht nicht mit und Michiru tat genau das Gegenteil und wurde in Ruhe gelassen. Zwar wurde über sie getuschelt, da sie am vorherigen Tag einfach so ohne Erlaubnis den Unterricht verlassen hatte, doch Michiru bekam davon zum Glück nichts mit.

In der heiß ersehnten Mittagspause traf Haruka wieder auf die Violinistin, doch beide sagten nichts. Michiru hatte sie nicht einmal angesehen.
 

Nun war die schlimmste Zeit des Tages da: Sport. Michiru konnte dieses Fach absolut gar nicht leiden. Zwar hatte sie nur mit den Mädchen, doch das machte keinen großen Unterschied.

Als die Geigerin die Umkleide betrat, wurde sie direkt von allen angestarrt. Jede noch so kleine Regung wurde von allen Mädchen studiert. Natürlich raste ihr Herz und diese Situation war ihr mehr als nur unangenehm. Sie war absolut fehl am Platz. Letztes Schuljahr hatte sie sich jedes Mal auf der Toilette umgezogen, doch nun konnte sie das nicht mehr machen, denn die Lehrer hatten ihr gegenüber eine Verwarnung ausgesprochen, auch wenn das für Michiru keinen Sinn ergab. ,,Dafür sind die Umkleiden gedacht!", hatten sie damals vor den Ferien gesagt. Dabei wussten sie ja gar nicht was sie jedes Mal aufs Neue über sich ergehen lassen musste.

Den Blick auf den Boden gerichtet setzte sie sich auf einen freien Platz. Sofort rutschten die Mädchen daneben einige Zentimeter weg, das konnte sie erstens im Augenwinkel sehen und zweitens hörte man das auch. Als sie einen kurzen Moment den Blick erhob, wusste sie, dass jeder sie noch immer musterte. Die Künstlerin stellte ihre Sachen auf der Bank ab. Das Umziehen war dann noch ein größerer Alptraum. Die anderen spekulierten, welche Körpchengröße sie hatte und das ihre Brust zu klein war. Michiru versuchte sich wenigstens etwas zu schützen in dem sie sich der Wand zudrehte. Doch das Getuschel hörte natürlich nicht auf. Warum auch? Deshalb machte sie aber absichtlich schneller. Als sie fertig war, verließ sie den Raum auch relativ schnell.

Tränen hatten sich schon lange gebildet. Dadurch flüchtete sie auch auf die Toilette. Dabei war ihr völlig gleich, ob sie Ärger bekommen würde.

Zitternd brach sie in der Toilettenkabine auf dem Boden zusammen. Und wenn das nicht schon genug wäre, kamen die Mädchen auch noch auf das Mädchenklo. Als sie dies hörte, schloß die Türkise sofort die Tür ab.

»Ich will nach Hause... Ich will nach Hause...«

Leise schluchzend saß sie da auf dem Boden und hoffte, dass sie gehen würden.

,,Michiru?  Warum versteckst du dich denn?'', hörte sie eine gehässige Stimme sagen.

Außerdem war ein Klopfen zu vernehmen, doch Michiru würde die Tür niemals für diese Zicke öffnen. Als sie dann aber nach oben sah, suchte eine Ladung kaltes Wasser den Weg zu ihr nach unten. Michiru versuchte noch dem auszuweichen, doch dies war nicht mehr möglich. Außerhalb der Kabine, was ja nur die Mädchen sein konnten, lachte jemand und war darüber sehr erfreut, dass die Geigerin litt.

Ihr war es nun egal ob man sie hörte. Das Weinen und Schluchzen war nicht mehr zurückhaltbar.

Michiru fragte sich immer öfter, wie man einen Menschen nur so hassen konnte. Tatsächlich hatte sie den Zicken aus ihrer Klasse nie etwas getan. Nicht einmal ein Schimpfwort. Warum also mussten sie ihr das Leben so zur Hölle machen?

Sie fühlte sich schutzlos ausgeliefert. Und auch wenn eine Tür sie vor den Mädchen schützte, fühlte sie sich verfolgt. Verfolgt von diesen Mädchen, die ihr unbedingt einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf schütten mussten. Michiru war bis auf die Unterwäsche durchgeweicht, so konnte sie sich nicht heraus trauen.

Es war mucks- mäuschen- still, keiner sagte etwas, nicht einmal Michiru gab einen Ton von sich. Waren sie heraus gegangen? Nachdem es dann geklingelt hatte, war sie sich sicher. Sie war allein. Und eines war noch sicher - Die Türkise würde sicher nicht beim Sportunterricht erscheinen.



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