Zum Inhalt der Seite

Mosaik

Urban Fantasy Thriller
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

[21.11.2011 – D56 – Mutter]

Nur langsam kehrte das Bewusstsein zu ihr zurück. Ein dumpfer Schmerz strahlte von ihrer Hüfte auf ihren Unterleib. Sie brauchte einige Energie, um ihre Augen zu öffnen.

Sie war in einem Zimmer, dessen Wände hellgrün gekachelt waren. Das regelmäßige Fiepsen eines Herzmonitors erklang von neben ihr. Da war auch ein Tropf, der an ihrem gesunden Arm befestigt war.

Sie musste im Krankenhaus sein. Warum?

Und dann die Erinnerung. Sie durchzuckte Joannes Bewusstsein wie ein Blitzschlag. „Murphy!“ Sie wollte sich aufrichten, doch ein Paar Hände griff nach ihren Schultern und drückte sie auf das Bett zurück.

Es war Heidenstein. Offenbar hatte er darauf gewartet, dass sie aufwachte. „Es ist alles in Ordnung. Bleib liegen.“

Der Schmerz wurde stärker. Selbst durch aus einen Schleier von Schmerzmitteln konnte sie ihn spüren. Sie starrte Heidenstein an. „Murphy?“

„Es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Er ist bewusstlos, aber stabil.“ Heidenstein hielt sie noch immer fest. „Es ist okay, Pakhet. Blieb liegen. Bitte.“

Joanne sah ihm in die Augen. Er log nicht. Also entspannte sie sich langsam. „Warum bist du nicht bei ihm?“ Ihre Stimme klang rau und heiser.

„Crash ist bei ihm.“ Heidenstein lächelte sie müde an. Dunkle Ringe waren unter seinen Augen. Wie lange hatte er schon nicht geschlafen? „Und du hast mir weit mehr Sorgen gemacht.“

Sie erwiderte nichts. Ihr Hals war trocken. Wahrscheinlich hatte Heidenstein sie operiert und bei der Operation beatmet.

„Deine Lunge hatte angefangen zu kollabieren. Zwei deiner Rippen waren gebrochen, deine Hüfte hat einen Knacks und du wärst mir trotz allem fast verblutet.“

Nichts davon hatte sie nicht selbst schon geahnt. Die Explosion hatte einen Riss in ihrer Lunge hinterlassen. Das hatte sie bereits vermutet. „Kann ich etwas trinken?“

Heidenstein zögerte für einen Moment. Dann seufzte und nickte er. „Ja. Ein wenig.“ Damit stand er auf und ging.

Sie war kurz allein. Sie hatten dieselbe Routine mittlerweile zu oft wiederholt. Sie wachte hier auf, er war bei ihr, half ihr. Er war die ganze Zeit bei ihr gewesen. Ohne ihn wäre sie gestorben und Murphy auch. Verdammt. Murphy war beinahe tot gewesen.

Die Tür zu dem Raum, der ein Aufwachraum zu sein schien, wurde geöffnet. Heidenstein kam mit einem halbvollen Glas Wasser zurück. „Hier.“ Er half ihr, ihren Körper etwas anzuheben und stellte das Kopfende des Bettes höher, ehe er ihr das Glas reichte.

„Danke“, hauchte sie.

Er lächelte müde. Seine Augen waren auf sie geheftet, während sie trank. „Du wärst beinahe gestorben“, flüsterte er schließlich.

Joanne wich seinem Blick aus. „Ich weiß.“

„Du warst so unvorsichtig“, flüsterte er. „Warum?“

Sie sah auf das Glas in ihrer Hand. Noch immer war ein Schluck Wasser darin. Das Zittern ihrer Hand übertrug sich auf die Oberfläche. Selbst jetzt zögerte sie, es ihm zu sagen. „Ich hätte mir nicht verzeihen können.“

Heidenstein schwieg für einen Moment. „Ich weiß, dass du an dem Jungen hängst, aber du warst wirklich leichtsinnig.“

„Ich hätte mir nicht verzeihen können, wenn ihm etwas passiert wäre wegen mir“, hauchte sie. „Wenn ich ihn nicht hätte retten können.“

Heidenstein legte eine Hand auf ihre Schulter. „Ich weiß, aber …“

Sie seufzte und schaute ihn an. Es brauchte einige Selbstbeherrschung um den Blick zu behalten. „Es tut mir leid, Doc. Ich habe … Ich habe nicht klar denken können.“

Wie so oft räusperte er sich nervös. „Das habe ich gemerkt. Pakhet … Warum? Normal bist du nicht so …“ Er brach ab.

Sie lehnte sich in ihr Kissen. Der Schmerz an ihrer Hüfte musste von der Schusswunde kommen. Hoffentlich gab es eine Möglichkeit, sie magisch zu heilen. Sie konnte es sich jetzt nicht erlauben, längere Zeit zu liegen, sich auszukurieren. „Voreilig?“, bot sie Heidenstein schließlich an.

Er nickte.

Sie holte tief Luft. „Es ist nur … Murphy.“ Als Heidenstein nichts erwiderte, seufzte sie. „Doc. Murphy ist mittlerweile …“ Sie schüttelte den Kopf. Es war so viel schwerer, mit Heidenstein darüber zu reden. Warum?

Eine Regung zuckte über Heidensteins Gesicht. Wie so oft schien er zu verstehen, wollte es sich jedoch nicht eingestehen. „Was?“

„Er ist mir wichtig, Doc“, antwortete sie. „Sehr wichtig. Ich denke von ihm, wie von einem Sohn.“

Wieder holte Heidenstein tief Luft. Er atmete in einem schweren Seufzen aus. „Wow“, sagte er schließlich. „Wow.“

Sie musterte ihn. Was dachte er wohl? Was es auch war: Er bemühte sich, seine Gedanken zu ordnen. Kurz wich er ihrem Blick aus, dann sah er sie wieder an.

„Wow“, wiederholte er zum dritten Mal. „Hast du … Hast du mit ihm darüber geredet?“

Sie schüttelte den Kopf. Er nahm das besser auf, als sie erwartet hatte. „Nein. Noch nicht. Er ist ein Straßenkind. Ich weiß nicht, wie er darauf reagieren würde.“

Heidenstein nickte langsam. Wahrscheinlich verstand er das nur zu gut. „Pakhet“, meinte er schließlich. „Ich … Ich denke es ist gut. Für dich. Für ihn. Ich … Bitte sei nicht noch einmal so unvorsichtig, ja? Auch für ihn.“

Sie schenkte ihm ein müdes Lächeln. „Oder ich verlasse mich darauf, dass du da bist, um mich wieder zusammenzunähen.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sunae
2022-05-18T16:21:37+00:00 18.05.2022 18:21
"Blieb liegen" statt Bleib.

Für Pakhet ist es sicher ein Fortschritt, dass sie sich ihrer Gefühle für den Knaben eingestehen kann.
Für Heidenstein mag es ein Grund zur Eifersucht sein, sicher beide sind Freunde, nur will er eben mehr und Murphy hat jetzt mehr, er aber nicht.
Ich verlasse mich da auf Murphy und sage, dass da noch die Situation Kollabieren wird.
Antwort von:  Alaiya
18.05.2022 18:49
Oh, hier wird bald noch einiges passieren xD
Von:  Taroru
2022-05-10T20:28:13+00:00 10.05.2022 22:28
ui :-O
Mutterinstinkte! und dann gibt sie es auch noch zu :-O
das hat mich echt überrascht :-D
ich hoffe das sie mit murphy drüber redet und bin gespannt auf seine reaktion :-D
Antwort von:  Alaiya
10.05.2022 22:46
Ja. Pakhet wollte eigentlich immer schon Mutter sein. Und dann hatte sie halt auf einmal einen Rabenjungen am Hals
Antwort von:  Taroru
11.05.2022 06:38
ich denke die beiden tun sich gegenseitig ganz gut :-)


Zurück