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Ich fang dich auf

von

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Wie selbstverständlich schritt Jason nach seinen Worten weiter in den Bunker rein, die Augen auf jedes noch so kleine Detail gerichtet in der stillen Hoffnung, etwas zu finden, was ihm zeigte, mit wem er es denn zu tun hatte. Aber alles schien recht neutral gehalten, kein Bild, kein Poster, kein gar nichts. Nichts von dem, was er sah, gab Aufschluss über den Mann, der noch immer in der geöffneten Türe stand und ihm nachstarrte. Zumindest für einige Sekunden, denn noch bevor Jason es in den nächsten Raum schaffte, spürte er bereits die Hand an seinem Unterarm, die ihn unbarmherzig festhielt.
 

Fast sofort wollte er sich losreißen und am Besten wieder flüchten, sein Herz schlug ihm bereits jetzt wieder bis zum Hals, aber er konnte dem Drang nicht schon wieder nachgeben. Am Ende würde er sich sicherlich nur wieder verlaufen und noch einmal wollte er nicht von dem Fremden aufgegabelt werden. Falls dieser sich überhaupt noch einmal die Mühe machte ihn ausfindig zu machen. So nahm er lieber seinen Mut zusammen und drehte fast schon trotzig den Kopf herum, den Größeren fragend musternd.
 

„Was? Scheint doch, als ob du hier genug Platz hättest für eine weitere Person, stell dich nicht so an!“
 

Noch während Jason sprach hatte er das dringende Bedürfnis, sich auf die Zunge zu beißen und am Besten gleich noch zu ohrfeigen. Einen ähnlichen Gedanken schien sein Gegenüber ebenfalls zu haben, verengten sich für einen Moment dessen grüne Augen, während er der Griff am Unterarm stärker wurde. Statt jedoch zu antworten oder ihn gar wirklich zu schlagen, zog der Rotfuchs ihn einfach mit sich wieder aus dem Gebäude und ließ ihn dort auch erst wieder los. Selbst danach sagte der Unbekannte nichts, drehte sich einfach nur um und stiefelte wieder rein um die schwere Türe erneut zu schließen.
 

Vollkommen perplex blieb Jason dort stehen, wo er losgelassen wurde, die dunklen Augen auf die verschlossene Türe gerichtet. Er konnte damit leben, hätte man ihn angeschrien oder nach dem Verstand gefragt, hatte eigentlich auch genau auf sowas gewartet. Die kalte und vollkommen wortlose Abfuhr war jedoch was anderes und weckte seinen Ehrgeiz. Er wollte in diesen verdammten Bunker und er wollte verdammt noch eins wissen, wer dieser Kerl war! Entschlossen trat er erneut vor die Türe und begann gegen das schwere Metall zu hämmern. Erst jetzt fiel ihm dabei auf, dass diese deutlich dünner, war als sie normalerweise sein sollte.
 

Natürlich blieb sein Klopfen und Hämmern nun unbeantwortet, sodass er schließlich aufgab und sich lieber ein wenig umsah. Wie Jason schon die Tage zuvor bemerkt hatte, gab es eine kleine, eingezäunte Weide, auf der gerade eine Kuh fröhlich ihre grüne Mahlzeit verspeiste. Neben dieser gab es noch einen Hühnerschlag und zwei Gebäude, die wohl am ehesten Ställe darstellen sollten. Der größere war sicherlich für die Kuh, während aus dem kleineren leises Grunzen zu hören war.
 

Gleich neben dem Bunker lag Holz sauber aufgestapelt und an einem Holzstumpf lag eine Axt gelehnt, die hoffentlich auch nur fürs Spalten verwendet wurde. Einen Brunnen konnte er nicht entdecken, dieser hätte mit Sicherheit dieses seltsame Bild nur noch abgerundet. Aber wahrscheinlich hatte der Bunker eine vernünftige Wasser- und vor allem Stromversorgung, auch wenn alles andere recht…. ländlich gehalten war. Seltsam, wenn Jason überlegte, dass die Stadt gar nicht mal so weit entfernt war.
 

Wieder stellte sich Jason die Frage, was es mit dem sonderbaren Kerl auf sich hatte, der selbst auch deutlich zu gepflegt aussah, als dass er ein Landstreicher sein könnte. Die Tasche zunächst einmal nur zur Seite stellend, lehnte er sich gegen eine Wand des Bunkers und ließ sich daran langsam zu Boden gleiten. Unten angekommen setzte er sich in einen Schneidersitz und zündete sich eine Zigarette an, die ihm vielleicht beim Nachdenken helfen konnte. Weggehen wollte er auf keinen Fall, aber die Nacht im Freien zu verbringen stand auch außer Frage.
 

Noch während er seinen Gedanken darüber nachhing, ob er nicht eben zurück gehen und sich ein Zelt besorgen sollte, ging die Türe neben ihm wieder auf und erneut schaute ihn der Unbekannte schweigend an. Diesmal war er jedoch vorbereitet, nahm die Zigarette in die andere Hand und hielt sie weg, während der Rotfuchs schon wieder danach greifen wollte.
 

„Mach die Zigarette aus.“
 

„Sag mir erst, wie du heißt!“, forderte Jason den Unbekannten auf und hielt den Glimmstängel weiter fest. Fast rechnete er schon damit, einfach wieder keine Antwort zu bekommen und scheinbar hatte er recht, denn der Unbekannte ging nur wieder neben ihm in die Hocke und musterte ihn eindringlich. Sicherlich wäre es besser, würde Jason ihm einfach die Zigarette geben, stattdessen nahm er wieder einen tiefen Zug und grinste sogar noch dabei, während er nur langsam den blauen Dunst entließ. Er sah auch die Bewegung, konnte aber nicht schnell genug reagieren und fand sein Handgelenk einmal mehr im festen Griff wieder.
 

„Dominik“, kam schließlich die Antwort, wenn auch deutlich gereizt und vielleicht auch ein klein wenig entnervt, ehe die Zigarette aus seiner Hand verschwand und im Gras ausgedrückt wurde. Statt sie aber wie beim letzten Mal darüber aufzureden, grinste Jason nun, befreite seine Hand aus dem Griff und stand wieder auf, die Tasche bereits wieder in die Hand nehmend.
 

„Dominik, hmmm…. Gut, Dominik! Freut mich, dich kennen zu lernen. Zeigst du mir dann jetzt mein Zimmer? Wobei nein, ich schau es mir einfach selbst an!“
 

Hatte Jason zuvor noch Angst gehabt, dass der andere ein Serienmörder oder Vergewaltiger sein könnte, schwand dieses Gefühl langsam immer mehr und machte seiner Neugierde neuen Platz. Hätte der andere ihm schaden wollen, hätte er das sicherlich schon längst getan. Aber selbst der feste Griff an Unterarm und Handgelenk war nicht mehr gewesen als das. Ein Straftäter hätte ihn sicherlich einfach rausgeschubst oder verprügelt, nicht wahr? Natürlich dachte Jason gerade ziemlich naiv, aber das war ihm egal. Was hätte er denn schon groß zu verlieren? Wieder machte sich der Trotz in ihm breit, welcher auch für das Schlangentattoo auf seiner Haut verantwortlich war und trieb ihn erneut in den Bunker.
 

Auch jetzt folgte ihm der Rotfuchs – Dominik – wieder in die Räumlichkeiten, aber diesmal blieb die zurückhaltende Hand aus. Als Jason sich schließlich umdrehte, lehnte der Größere mit verschränkten Armen an der Türe, musterte ihn ungeniert von Kopf bis Fuß und sorgte so wieder dafür, dass Jasons Wangen warm wurden. So etwas war er nicht gewohnt, weswegen er sich schnell abwandte und auf die Zunge biss. Es war ihm nicht gerade unangenehm, ganz bestimmt nicht, aber doch deutlich ungewohnt. Allerdings bildete sich in seinem Kopf bereits ein anderer Gedanken. Einer, den er lieber schnell wieder abschütteln sollte, bevor er sich selbstständig machte und ihn noch in Teufelsküche brachte.
 

Eine gewisse Anziehungskraft übte der Rotfuchs definitiv auf ihn aus, das würde er auch gar nicht leugnen, aber er musste es ihm ja auch nicht unbedingt ins Gesicht schreien. Lieber schaute er sich erneut ein wenig um, nur darauf wartend abermals festgehalten und rausgeworfen zu werden. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie der andere sich in Bewegung setzte und die Türe hinter sich ins Schloss zog. Ein beklemmendes Gefühl, wenn Jason daran dachte, dass er hier nun gerade regelrecht gefangen war. Aus dem Fenster springen würde sicherlich nicht funktionieren, dafür müsste es immerhin erst einmal Fenster geben.
 

„Gut, du willst also hier bleiben, ja? Dann kannst du dich auch nützlich machen. Links ist eine kleine Kammer, da findest du alles, was du brauchst um hier den Boden zu schrubben. Nackt. Wenn du das nicht willst kannst du direkt wieder gehen“, erklärte Dominik schließlich ruhig, während dem Dunkelhaarigen plötzlich eiskalt wurde. Nur langsam drehte er sich wieder zu ihm um, hoffte stumm darauf, dass dieser lachte und ihm sagte, dass das nur Spass gewesen sei. Doch die Miene des Größeren blieb ernst, nicht einmal ein Zucken im Mundwinkel war zu sehen.
 

„Meinst du Boxershort-nackt oder Nackt-nackt?“ Ersteres wäre absolut gar kein Problem für Jason, fühlte er sich in seinem Körper durchaus wohl und am Strand zeigte man sich so ja auch ganz gerne mal. Oder im heimischen Swimmingpool, der allerdings vor allzu neugierigen Augen abgeschirmt war. Hier würde es auch nur ein Augenpaar geben und noch dazu ein männliches, so schlimm würde es sicherlich nicht werden. Die zweite Option hingegen…
 

„Vollkommen nackt, kein Armband, keine Short, kein gar nichts. Also? Wirst du es machen oder kneifst du und gehst wieder?“
 

Auch jetzt lächelte der andere nicht, schaute ihn lediglich aus wachsamen Augen an und wohl nur darauf wartend, dass Jason kneifen würde. Zugegeben, alles sprach dafür, dass er genau das tun sollte. Einfach wieder die Tasche schnappen und gehen und dann auch nie wieder kommen. Stattdessen griff der Trotz wieder, welcher nicht zulassen wollte, dass er sich so leicht vertreiben ließ. Die Tasche einfach auf dem Boden abstellend zog er sich langsam aus, erst das Oberteil, anschließend Schuhe und Socken, gefolgt von seiner Hose. Bei seiner Short zögerte er aber direkt wieder, schaute erneut zu Dominik, welcher ihn abermals mit verschränkten Armen betrachtete. Jason konnte sehen, wie der andere Blick an seinem Hals hängen blieb und dem Schlangentattoo mit den Augen bis über den Arm folgte.
 

Sofort wurde Jason wieder heiß. Er konnte regelrecht spüren, wie seine Wangen zu glühen beganne, als sein Zögern Dominiks musternden Blick wieder auf sein Gesicht lenkte. Statt allerdings etwas zu sagen, hob der Rotfuchs nur eine Braue an und legte den Kopf minimal zur Seite. Natürlich musste er auch die Röte bemerkt haben, welche sich gerade noch fein auf seinen Wangen ausgebreitet hatte, aber zum Glück sagte er dazu nichts.
 

„In der Kammer sagtest du, richtig? Okay dann…dann fang ich wohl besser an.“
 

Noch einmal atmete Jason tief durch, bevor er auch noch aus der Short schlüpfte und anschließend vollkommen nackt im Raum eines ihm doch eigentlich völlig Fremden stand. Seine Wangen flammten regelrecht auf, gaben ihm das Gefühl zu brennen, während er bemüht ruhig zur Kammer ging und sich den Eimer so wie einen Schrubber schnappte. Hilfe erwartete er schon gar nicht mehr, suchte so die Küche auf und füllte ihn mit Wasser und Spülmittel. Zugegeben, er hatte noch nie einen Boden schrubben müssen, daher war ihm nicht bewusst, ob das denn auch so richtig war. Aber sein stiller Beobachter blieb stumm, folgte ihm einfach nur und sah zu, wie er zu schrubben anfing.
 

Was anfangs noch immens peinlich war und ihm die Röte wieder und wieder auf die Wangen und den Nacken trieb, wandelte sich schließlich wieder in Trotz. Der notgeile Idiot wollte also eine nackte Putze haben? Ha, die konnte er haben, aber dafür musste er ihm auch das Bett frei machen! Am Besten zeigte er auch Reue, dass er ihn dazu genötigt hatte, sich vollkommen zu entblößen, wäre es doch auch in Shorts gegangen. Vielleicht bekam er ja sogar eine Entschuldigung zu hören? Das wäre zumindest das Mindeste!
 

Doch nichts davon trat ein, als Jason schließlich nach zwei Stunden mit schmerzenden Händen und einem fiesen Ziehen im Rücken fertig war. Irgendwann hatte ihn Dominik sogar alleine gelassen, war einfach nach draußen gegangen und hatte die Türe dabei weit aufgelassen. Kurz hatte er sogar überlegt, ob er sich nicht anziehen und gehen sollte, entschied sich dann aber doch dagegen um nicht als Weichei zu gelten. Gerade, als er den Schwall Dreckswasser aus der Türe beförderte, tauchte auch der Rotfuchs wieder auf und würdigte ihn nicht einmal eines Blickes. Etwas, was dem nackten Kerl mit Schrubber in der Hand gerade so gar nicht passte. Sofort lehnte er das Teil an eine Wand und folgte ihm, rutschte dabei über den noch recht feuchten Boden, auf dem Dominik bereits Abdrücke hinterlassen hatte.
 

„Hey! Ich hab hier gerade geputzt, pass doch auf!“, maulte er den anderen auch sofort an, welcher überraschend stehen blieb und zu ihm schaute. Für einen Moment schien der Größere verwirrt, gerade so, als hätte er vergessen, dass da ja noch jemand in dem Bunker war. Erneut wanderte sein Blick an ihm hinab, blieb dann jedoch an den dunklen Abdrücken am Boden hängen.
 

„Wirklich? Sieht dafür aber ziemlich dreckig aus“, kam es schließlich auch nur zurück, bevor er sich wieder umdrehte und weiter ging um dann im Badezimmer zu verschwinden. Vollkommen fassungslos stand Jason einfach nur da, seine Hände brannten von dem ungewohnten Gefühl und sein Rücken hasste ihn jetzt schon für die falsche Haltung. Irgendwie hatte er sich ein wenig Anerkennung erhofft und keinen dummen Spruch, der seine Stirn kraus werden ließ. Was bildete sich dieses verdammte Arschloch eigentlich ein!?
 

Wütend presste Jason die Kiefer zusammen und ging zu seinen Klamotten zurück, um sich wieder anzuziehen. Erst jetzt wurde ihm wieder bewusst, dass er gerade für einen Fremden nackt die Bude geputzt hatte und sofort meldete sich seine wunderbare Durchblutung wieder. Scheiße nein, er konnte jetzt nicht gehen! Aber wollte er sich wirklich weiter erniedrigen lassen? Immerhin hatte er ja jetzt den Namen, damit könnte er sicher etwas in der Stadt anfangen. Noch bevor er aber mit einem Küchenhandtuch seine Füße abgetrocknet hatte, kam der Rotfuchs wieder aus dem Bad nur um dann im nächsten Zimmer zu verschwinden.
 

Aber auch da blieb er nicht sonderlich lange, kam wenige Minuten später sogar mit einem Kissen und einer dickeren Decke auf den Armen wieder zurück, was wohl bedeuten musste, dass dort das Schlafzimmer war. Seine Socken noch in der Hand schaute Jason dem Rotfuchs misstrauisch entgegen, welcher die Sachen aber nur auf dem Sofa fallen ließ und sich bereits wieder auf dem Weg nach draußen machte, dann aber an der Türe doch wieder stehen blieb.
 

„Wenn du hier bleiben willst, machst du dich nützlich. Ansonsten kannst du direkt wieder gehen“, ließ er ihn noch wissen, bevor er verschwand. Wenig später war schon zu hören, wie er Holzscheite zu spalten begann, während Jason noch immer seine Socken in der Hand hielt. Nützlich machen? Sollte er etwa jetzt jedes Mal nackt putzen?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yamasha
2018-11-28T11:21:00+00:00 28.11.2018 12:21
Interessant. Ich habe zwei Theorien, wieso Jas nackt putzen sollte: Entweder hat Dominik darauf spekuliert, dass er kneift oder er hat Spaß daran, andere zu erniedrigen. Wobei ich das zweite für unwahrscheinlich halte. Wer nett zu Tieren ist und so abgeschieden wohnt, ist bestimmt auch nett zu Menschen. Wobei das nun wirklich ein Vorurteil ist... Egal! Ich bin auf jeden Fall gespannt, wies weitergeht :)
Antwort von:  Dekowolke
28.11.2018 19:35
Vielen Dank erst einmal für deinen lieben Kommentar :D
Mit Erniedrigungen dieser Art hat Nik tatsächlich nichts am Hut, das war also auf keinen Fall seine Intention dabei. Er dachte wirklich eher, dass Jas kneifen und gehen würde, damit er seine Ruhe hatte, wurde aber doch ziemlich davon überrascht.
Vielleicht, aber auch wirklich nur ganz vielleicht, wollte er auch einfach nur wissen, wie weiter das Tattoo denn noch geht, aber das ist meine ganze eigene Interpretation davon :>


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