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Der Krieg der Schatten

von

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Veränderung (Loki)

Loki
 

Heimdall hatte ihn mit schmalen Augen gemustert nachdem er zurückgekehrt war und nur emotionslos gesagt, es gäbe magische Störungen in der Umgebung. Übersetzt bedeutete dies soviel wie „ich bin wütend und furchtbar neugierig und will wissen wie du es geschafft hast dich vor mir zu verbergen aber will es nicht zugeben.“ Allein das war es schon wert und jetzt hatte er für die nächste Zeit eine gute Ausrede wenn er verschwand. Das Arkanium war wirklich faszinierend. Es war eindeutig durch die Artmagie der Zwerge erschaffen worden. Leider fand er keinen Weg es mit seinem Wissen zu reproduzieren oder zu verarbeiten und die Splitter waren bereits so ausgelaugt, das sie schon bald zerfallen würden. Er schätze die Resthaltbarkeit auf vielleicht noch drei Jahre. Fünf wenn er Glück hätte. Er war eben kein Schmied oder ausgebildeter Merunator und hatte ehrlich gesagt nicht vor einer zu werden. Dennoch war sein Gold für die wenigen Erkenntnisse die er gewann, gut angelegt.

Und er konnte sie solange sie funktionierten benutzen, um sein Lager in seiner neuen Lieblingswelt zu verschleiern. Es war lästig jedes mal alles mit hinüber zu schleppen und so hatte er eine Reiseausrüstung und Proviant dort gelassen. Volstagg, der wusste wie oft Loki allein zum Wandern verschwand, packte ihm immer etwas zusammen. Soviel das man denken könnte er würde einen mästen wollen. Sobald er Gelegenheit fand würde er beginnen sich eine kleine Hütte zu bauen, die er mit entsprechenden magischen Runen absichern konnte und dort alles ordentlich unterbringen.

Es könnte sein neues Feriendomizil werden und er machte bereits Pläne für ein richtiges Blockhaus. So wie diejenigen in Asgards Wäldern, die die Jäger nutzten.

Wenn es mit Thor so weiterging, würde er einen Ort der Ruhe und jedes bisschen Erholung brauchen das er kriegen konnte. Hier, wann immer er kommt fühlt er sich so berauscht, das er einfach nur laufen möchte oder sich für immer in einem Nest aus getrockneten Farnen zusammenrollen und schlafen könnte. Es ist so erholsam und entspannend.
 

Seit er zum Thronfolger ernannt wurde, war Thor von Jahr zu Jahr arroganter geworden. Loki hätte nicht gedacht dass das überhaupt noch möglich wäre aber sein Bruder belehrte ihn eines besseren.

Er wünschte, es könnte wieder wir früher sein, als sie einfach nur Brüder waren und zusammen Abenteuer erlebten. Er wünschte sich den alten Thor zurück, der neue gefiel ihm nicht.

Sie unternehmen zwar noch immer Abenteuer aber er fühlte sich weniger wie Thors Bruder, als wie ein einfacher Waffengefährte. Sie stehen nicht mehr gleichwertig nebeneinander und er spürt es immer stärker. Sie waren auch früher nie Gleichwertig, zumindest nicht in Vaters Augen oder den Augen des Rates, des Volkes oder Thors Freunden. Aber zumindest für Thor waren sie beide auf Augenhöhe, jetzt anscheinend nicht mehr.

Und Thor.... Thor sein dummer, blinder egoistischer, geliebter Bruder, merkt nicht einmal was er ihm antut, wie er sich verändert und sich immer weiter entfernt. Genauso wenig wie er merkt, wie Loki sich verändert und sich immer weiter von ihm zurückzieht.

Die Macht steigt seinem Bruder zu Kopf und Vater fördert es auch noch indem er Thor in seinem Tun recht gibt. Mutter ist die einzige, die ihn zu Mäßigung und Geduld ermahnt aber es scheint nur halbherzig über ihre Lippen zu kommen.

Ein liebevoller Tadel, ein nachsichtiges Lächeln und ein erschöpftes Seufzen und damit ist es für sie erledigt. Oft genug spricht sie danach ihn an, dass er seinem Bruder seinen Ungestüm vergeben und ihm doch etwas zur Hand gehen soll. Das Thor noch lernen musste seine neue Machtstellung gerecht und weise zu nutzen. Loki findet jemand müsste ihn einfach mal von seinem hohen Ross werfen, damit er nicht völlig die Bodenhaftung verlor.

Aber weil Thor sein Bruder ist und Frigga seine Mutter, tut er es nicht. Noch nicht. Er hat immer noch die Hoffnung darauf, das sich die Dinge einrenken ohne auf drastischere Maßnahmen zurückgreifen zu müssen. Trotz all seinem Groll, seiner Verbitterung und seinem wachsendem Schmerz ist dies noch immer seine Familie. Die einzige die er hat.
 

Es kommt alles so wie er es erwartet hatte. Thor ist das ruhmreiche, strahlende Aushängeschild des Palastes und er rückt weiter und weiter in den Hintergrund. Vater überträgt seinem Bruder nun immer mehr Aufgaben, immer mehr Verantwortung im Bezug auf die Regierungsgeschäfte, bereitet Thor darauf vor, dass er diese Dinge bald selbst regeln musste.

Thor ist nicht dumm. Nicht in dem Sinne, nein. Thor ist ein guter Taktiker, auch wenn er den taktischen Kampf wenig zu schätzen weiß und lieber gleich zum praktischen Teil übergeht. Er weiß wie man in Krisenstationen sowohl Zivile Hilfskräfte, als auch Soldaten anführt. Weiß, wie man Truppen befehligt, kann jeden Kriegszug den es je gegeben hat auswendig aufsagen und kennt die Namen und Taten aller großen Helden aus Asgards Geschichte. Er kann praktisch denken und weiß wie er die Soldaten, Krieger oder auch die Bevölkerung am besten einsetzt, um im Kampf, der Verteidigung oder auch der Katastrophenhilfe, was am häufigsten benötigt wird, maximalen Erfolg zu haben. Er könnte ein hervorragender General sein.

Er hat auch Diplomatie gelehrt bekommen, weiß wie man Verträge aufsetzt und Verhandlungen führt, Gesetzte verabschiedet und Recht spricht, wenn es nötig ist. Zumindest theoretisch, den das waren alles Dinge, an denen Thor nie wirkliches Interesse hatte. Dinge, die er nur halbherzig tat und bei denen er Loki immer um Hilfe bat oder ihm die jeweilige Aufgabe gleich vollständig in die Hände legte.

Er hat auch jetzt kein Interesse daran, die lästigen Schreibarbeiten zu erledigen. Das Problem ist, dass auch Loki kein Interesse dran hat die Arbeiten seines Bruders zu übernehmen, damit dieser mit seinen Freunden zechen gehen konnte oder was auch immer.

Als Thor das nächste mal mit einem Stapel Papieren in seinen Räumen auftaucht und sich einfach an seinen Tisch setzt, sieht er ihn nur genervt an.

„Das sind die Steuerentwürfe für das kommende Jahr, Vater möchte sie in zwei Tagen haben. Wenn du sie vielleicht noch einmal auf Fehler durchsehen könntest? Ich und Fandral wollen heute Abend runter in die Stadt gehen.“ Thor wartet nicht auf eine Antwort, sondern dankt ihm und geht einfach wieder. Es war keine Bitte, sondern eine grobe Aufforderung und wie immer dachte Thor, dass er es schon erledigen würde. Als er die Papiere durchblättert, stellt Loki fest, das gerade mal die ersten vier Seiten ausgefüllt waren. Wenigstens waren sie korrekt.

Er schnaubt und lässt sie unangerührt liegen. Was dachte Thor was er war, ein Diener? Eines der Ratsmitglieder? Warum brachte er die Arbeiten nicht einfach zu einem von denen, immerhin war das deren Job und nicht seiner.

Statt sich weiter darum zu kümmern, schultert er seinen Ranzen und macht sich auf den Weg zu dem Pfad, der in die Welt der blauen Sonne und der Polarlichter führt. Immerhin hat er alle seine festen Pflichten für die Woche bereits erledigt und kann daher seine freien Tage genießen. Amüsiert fragt er sich, wie Thor reagiert wenn er merkt, dass die Papiere nicht von ihm bearbeitet wurden und er hektisch alles in letzter Sekunde selbst durcharbeiten muss.
 

Seit er diesen Pfad entdeckte, kam er sehr häufig hierher. Jedesmal aufs neue fühlt er seine Magie auflodern und sein Herz wird leichter. Die Welt selbst rauscht im Takt mit seiner Macht als ob sie ein und das Selbe wären und die Zauber gleiten ihm hier so leicht von den Händen. Es fühlt sich fast so an wie in seinen Träumen, welche inzwischen mit angenehmer Regelmäßigkeit kommen, wann immer er von hier nach Hause zurückkehrt. Mühsam hatte er etwas Baumaterial herbeigeschafft um sich eine kleine Hütte zurechtzumachen. Nichts großes, nur um sich vor Wind und Wetter ein wenig zu schützen. Es gab Hühnerställe die besser waren als dies aber es ist ausreichend.

Er wandert umher und versucht dabei herauszufinden, auf welcher Welt er gelandet ist, es ist mit Sicherheit keine unter Asgards Herrschaft sonst hätte er sie schon viel früher entdeckt oder wüsste sie zumindest zu benennen.

In der erste Richtung die er einschlägt, gelangt er zu einem Wald. Die Bäume sind gigantisch und tragen Nadeln, sie ähneln Kiefern oder Zedern. Der Boden ist bedeckt mit dunklem tiefen Moos und weiteren Farnen. Waren die auf der Ebne schon so groß das er hindurchwaten musste, so sind diese hier gewaltig. Mehr Busch als Farn.

In den anderen Richtung scheint sich die Ebene schier endlos zu erstrecken und geht in seltsame Heidekräuter und Flechten über, in weiter Ferne kann er vage die Silhouetten von Tierherden ausmachen. Und dahinter erhebt sich ein Gebirge im Dunst. Es würde Tage dauern, selbst mit Teleportation, um das erste zu erreichen und Wochen, wenn nicht Monate, bis zu den Bergen und so schiebt er es auf.

Es gibt Zeichen von Zivilisation. Straßen aus gewaltigen Steinplatten, zwischen deren Fugen sich dürre Halme nach oben recken, an einem Hang sind Stufen in den Stein gehauen, höher als das es angenehm für ihn wäre. Die Bewohner dieser Welt müssen ein gutes Stück größer sein als die Asen.

Einmal als er kommt, ist die Farnwiese kahl und die Spuren einer gewaltigen Herde sind überall zu finden. Doch sie sind alt und was immer hier war, ist längst weitergezogen.

Er bemerkt auch das es Jahreszeiten gibt. Die blaue Sonne zieht immer niedriger vorbei, die Tage werden kürzer und die Flora welkt und geht ein. Der Boden kühlt aus. Sorgen macht er sich deswegen keine. Es ist wie in Vanaheim, wie in den meisten Welten, Asgard ausgenommen. Sommer und Winter im Wechsel.
 

Er kommt sporadisch, ein Tag hier Zwei Tage da, wann immer sich die Möglichkeit ergibt. Zum Glück funktioniert der Trick mit den Illusionsabbildern und Warnrunen noch genauso gut wie früher. Dennoch hält er sich zumeist in der Nähe des Pfades auf, um schnell zurückkehren zu können, falls die Erkennungssensoren in den Gängen zu seinen Räumen, oder seiner Tür, ausschlagen. Seinen Geist in ein Abbild zu senden, um durch dies zu sehen und zu hören, ist inzwischen einfacher geworden aber die Entfernung ist trotz allem ein entscheidender Faktor und er möchte lieber nichts riskieren indem er es überreizte.

Die Veränderung ist Anfangs schleichend, doch bald nicht mehr zu übersehen.

An einem Tag ist das Land mit Frost bedeckt und Eiskristalle schweben durch die Luft. An einem anderen Tag liegt alles unter einer kompakten Schneedecke, so dick, das er bis zu den Hüften einsinkt. Große Flauschige Flocken schweben vom Himmel. Wieder etwas später, hat er Mühe den Pfad zu verlassen, so hoch liegt der Schnee und bald drauf muss er sich eine Tunnel nach oben graben. Seine kleine Hütte ist längst unter der Last der Schneemassen zerdrückt worden. Er würde etwas stabileres brauchen oder vielleicht etwas unterirdisches?

Die Sonne sieht er in dieser Zeit kein einziges mal, selbst am Tage ist sie nur noch ein schwaches flackern am Horizont und auch er spürt inzwischen die Kälte empfindlich.

Der Himmel über ihm ist so klar, das er fast denkt, er würde in Asgard auf dem Bifröst stehen und hinaus ins Universum blicken. Er betrachtet die Sternbilder, kann jedoch keine ihm bekannte Konstellation ausfindig machen. Die Schneedecke wächst weiter.

Bald darauf ist ein durchkommen unmöglich, selbst mit magischem Feuer nicht. Der Schnee liegt so hoch, das er sich nach unten zu massivem Eis verpresst hat. Für fast ein ganzes Jahr kann er den Pfad nicht mehr nutzen und als er es wieder kann, verschlägt es ihm den Atem. Der Boden hat sich erneut erwärmt und begonnen das Eis zu schmelzen. Statt offener Landschaft steht er in einer dunstigen Eishöhle deren Boden so dicht bewachsen ist, das es einem Dschungel gleichkommt. Die Moose und Farne fluoreszieren. Selbst das Eis tut es. Hoch oben ist noch immer die eisige Decke und tropft langsam ab. Vereinzelt haben sich Risse und Löcher gebildet. Bald wird die Decke völlig geschmolzen sein und einstürzen und es wird alles wieder wie bei seinem ersten Besuch hier sein.
 

Zurück in Asgard durchforstet er jedes mal aufs neue die Bibliothek nach einer Antwort. Berichte von Reisenden, Atlanten, Lexika der verschiedenen Welten und Völker in den neun Reichen. Nichts. Wenn er nur wenigstens die Galaxie bestimmen könnte in der sie liegt, so wäre es bereits eine großer Fortschritt!

Er sucht nach irgendetwas dass die Flora und Faune beschreibt die er gesehen hat, die extremen Wetterverhältnisse oder die merkwürdige Art des Frühlings dort und der Jahreszeiten. Er untersucht alle Welten die ähnliche Eigenschaften aufweisen. Aber er findet allein bei seiner ersten groben Suche mehr als Dreihundertvierzehn unter einer blauen Sonne, über Tausend Bekannte, in denen Farngewächse anstelle von Gräsern dominant waren und bei allem anderen waren seine Anhaltspunkte zu unspezifisch, um die möglichen Treffer überhaupt noch zu zählen. Zu guter letzt versucht er sich sogar an Sternkarten. Es ist frustrierend. Keine Beschreibung scheint zuzutreffen und es gibt zu viele Sternbilder, jede Welt mit ihren eigenen, aus ihren eigenen Perspektiven. Möglicherweise ist diese Welt so weit außerhalb von Asgards Grenzen, das sie hier überhaupt keine Informationen über sie haben. Vielleicht ist sie sogar völlig unentdeckt. Er muss mehr Informationen sammeln, um die Suche irgendwie einzugrenzen. Wenn er vielleicht herausfinden könnte, wann die Tierherden auf ihrer Weidung vorüberzogen, könnte er möglicherweise einen Einheimchen antreffen und mit diesem reden.
 

Als er diesmal allerdings von seiner kleinen Reise zurückkommt, wird er fast augenblicklich zu Vater zitiert. Ihm bleibt gerade noch Zeit sich umzukleiden und das Gepäck abzustellen, bevor der Bote vor seiner Tür steht.

„Du warst schon wieder in den Bergen, nicht war Loki?“ Es ist keine Frage sondern eine Feststellung, trotzdem Antwortet er mit einem Ja. Vater hat wieder diesen tadelnden Ton in seiner Stimme, den Loki so sehr hasst und aus Erfahrung weiß er, das es besser ist, den Tadel nicht zu Ärger werden zu lassen.

„Was ist es nur das dich immer wieder dort hinzieht, gefallen dir der Palast oder die Stadt etwa nicht?“ Er hat oft schon ähnliche Fragen von Mutter gehört und immer auf die selbe Weise geantwortet. Manchmal war er in Versuchung, ihr von den Pfaden zu erzählen die er entdeckte, doch jedes mal hielt ihn eine Innere Stimme davon ab. Wenn er es ihr erzählte, würde auch Vater schon bald davon wissen und wer weiß wie lange er sie dann noch hätte benutzen können. Vater würde sie mit Sicherheit als Risiko für Asgard betrachten und verschließen wollen.

„Ich mag es in den Bergen. Es ist so schön kalt dort und mir gefällt der Schnee oben auf den Gipfeln.“ Und das stimmt tatsächlich. Zwischen den massiven Felswänden wehte immer kalter Wind und in den schattigen, dichten Wäldern war die Luft lange nicht so aufgeheizt wie in der Stadt. Und ja, auch die schneebedeckten Gipfel waren wundervoll, ganz besonders die Aussicht. Wenn er diese Antwort Mutter gegeben hatte, hatte sie ihn immer mit diesem melancholischen Ausdruck angesehen und gemeint, sie würde verstehen.

„Ich verstehe.“ Vater hatte jetzt genau den selben Gesichtsausdruck.

„Nun, deine Ausflüge sind es nicht weshalb ich dich gerufen habe. Es geht um deinen Bruder.“ Natürlich ging es wieder um Thor. Es ging immer um Thor. Er unterdrückt ein genervtes aufstöhnen und sieht Vater mit seinem bewährten halb neugierigem, halb schuldbewusstem Blick an. Gespräche die so beginnen, enden meist damit das er wieder Ärger bekommt. Eigentlich enden fast alle Gespräche mit Vater darin, das er gescholten wird.

„Ich gab Thor letztens die Aufgabe einige Dokument auszufüllen und wie ich höre, hat er diese Aufgabe an dich übertragen. Jedoch musste ich feststellen, dass du es nicht getan hast.“ Loki schluckt schwer und senkt den Kopf. Natürlich hatte Vater davon gehört, natürlich hatte Thor ihm gesagt, dass er seinen Bruder darum gebeten hatte sie für ihn zu bearbeiten. Sicher meinte Thor es nicht in böser Absicht oder mit der Intention in anzuschwärzen aber das Ergebnis ist das selbe, als hätte er es getan.

„Aber war es den nicht Thors Aufgabe?“ Jedes mal hatte er die Aufgaben seines Bruders erledigt. Hatte kein Wort dagegen gesagt oder sich beschwert und dann tat er es einmal nicht und schon wurde er gemaßregelt. Es war Thors Aufgabe gewesen, nicht seine. Er war doch kein Diener seines Bruders. Vater seufzt und schüttelt enttäuscht den Kopf als er fortfährt.

„Ja. Doch Thor handelte als der zukünftige König. Er hat das Recht gewisse Pflichten an andere zu übertragen. In diesem Fall an dich.“ Hinter seinem Rücken ballt Loki die Fäuste, von vorne lässt er sich nichts anmerken. Er will etwas dagegen sagen, sich rechtfertigen aber Vater unterbricht ihn mit einem Winken seiner Hand.

„Still Loki. Ich weiß was du sagen willst und ich kann dich verstehen. Ich werde auch mit deinem Bruder darüber sprechen. Doch wenn Thor erst König ist, so ist er auch der deine und auch wenn du trotz allem Prinz und sein Bruder sein wirst, musst du seinem Befehl gehorchen.“ Loki nickt ergeben und mit einer kurzen Verbeugung wird er entlassen. Als die Türe hinter ihm zufällt muss er an sich halten, nicht wütend durch die Hallen davon zu stürmen.
 

„Was wollte Vater von dir?“ Thor fängt ihn auf dem Weg zu seinen Gemächern ab. Er ist so unbeschwert wie eh und je. Loki könnte ihn schlagen dafür.

„Er hat mich gescholten, weil ich diese Dokumente die du mir gegeben hast, nicht bearbeitete hatte.“ Er sieht seinen Bruder nicht an während er spricht, noch verlangsamt er seinen Schritt. Thor neben ihm runzelt nur die Stirn in Verwirrung.

„Hattest du nicht?“ Thors Stimme und sein Gesicht lassen ihn den sarkastischen Kommentar den er seinem Bruder auf dieses Worte geben wollte, hinunterschlucken. Jetzt bleibt er doch stehen und wendet sich ihm zu.

„Nein, ich war in den Bergen. Hast du sie dir etwa nicht zuvor durchgesehen als du sie ihm brachtest?“ Konnte es wirklich sein das Thor keine Ahnung hatte? Hatte Vater etwa nur ihn gerade eben getadelt aber Thor in Unwissen über den Fehler gelassen, der eigentlich dessen Verschulden war?

„Nein, tut mir Leid. Ich dachte du wärst schon fertig damit.“ Es gibt keine Lüge in Thors Worten nur aufrichtiges Bedauern. Er schien wirklich keine Ahnung gehabt zu haben.

„Thor, das ist unvernünftig! Was wenn sie fehlerhaft oder unvollständig gewesen wäre oder von jemandem ausgefüllt, der dir schaden wollte? Du solltest die Dinge lesen bevor du dein Zeichen darunter setzt.“ Thor sieht beschämt aus bei diesen Worten, sein Blick bittet um Verzeihung, doch er bleibt stumm und sieht Loki nur weiter mit diesem verlegenen Lächeln an.

„Wieso gibst du sie überhaupt mir? Es gibt spezielle Angestellte im Rat, die sich darum kümmern!“ Loki stöhnt frustriert auf, er weiß dass er keine Entschuldigung von Thor erwarten kann und stellt daher lieber eine andere Frage. Man kann nur hoffen das Thor die Papiere in Zukunft wenigsten kurz durchblättert, bevor er sie absegnet und unterzeichnet.

„Ja aber dir vertraue ich einfach.“ Sie gehen zusammen weiter in Richtung von Lokis Räumen.

„Thor, ich bin kein Ratsmitglied sondern dein Bruder, du wirst lernen müssen ihnen zu vertrauen, oder neue ernennen müssen, denen du vertrauen kannst.“ Es sollte wirklich nicht seine Aufgabe sein Thor das Regieren beizubringen. Nein wirklich nicht.

„Nun, dann werde ich, sobald ich König bin, dich in den Rat berufen.“ Kurz zuckt Loki zusammen als in seinen Gedanken das bereits so oft erdachte und befürchtete Szenario eintritt. Die Vorstellung ist seit dem ersten mal das er sie hatte nicht wünschenswerter geworden.

„Und wenn ich das nicht will?“ Seine Worte klingen hart und erzwungen während er Thor dabei mit schmalen Augen beobachtete. Sein Bruder fängt nur an zu lachen und nimmt es nicht ernst. Wie er es so oft tut, greift Thor nach seinem Nacken, um seine Stirn an Lokis zu legen.

„Warum solltest du das nicht wollen Bruder? Jetzt komm, wir wollten heute hinab an den Strand gehen.“ Nur ein kurzer Moment dann lässt er wieder los. Wenigsten bekommt Thor später am Tag ebenfalls noch eine Strafpredigt von Vater zu hören, das man keine Dokumente unterschrieb ohne sie durchgelesen zu haben. Auch nicht wenn sie von seinem Bruder stammten dem er absolut vertraute.
 

Und noch immer versucht Loki herauszufinden, welche Welt es ist die ihn so sehr anzieht. Deren ihr innewohnende Magie der seinen so vertraut ist. Ein jeder Magier zieht seine Macht aus der Seele der Welt von der er geboren wurde, bisher war seine größte Macht von Asgard gekommen, es ist merkwürdig dass eine andere Welt ihm noch größere Macht bietet als die, in der er geboren wurde. Noch merkwürdiger ist, dass er das Gefühl dieser Magie wiedererkannte. Er kannte diese Energien, hatte sie schon einmal gefühlt, schon des öfteren aber leider konnte er sich beim besten Willen nicht erinnern, wo.

Natürlich gab es schon ähnliche Fälle. Er war mit Magie zur Welt gekommen, es bestand also die Möglichkeit, dass er zwar in Asgard das Licht der Welt erblickte aber Frigga während der Schwangerschaft reiste. Es könnte also sein dass genau zu dem Zeitpunkt, da seine Kräfte in ihrem Leib erwachten, sie nicht in Asgard war. Doch daran würde er sich wohl kaum erinnern können.

Er hatte auch von sehr seltenen Fällen gelesen, in denen die Magie eines anderen oder von etwas anderem, die weit weniger starken Kräfte eines Kleinkindes überflutet hatten aber das schien ihm noch unwahrscheinlicher. In diesem Fall hätte es medizinische Unterlagen gegeben.

Er könnte Frigga fragen, ob sie je in einer Welt mit blauer Sonne gewesen wäre oder ob sie ihn als Neugeborenes einer so mächtigen Magischen Quelle ausgesetzt hatte, dass es seine magische Affinität zu dieser wandte, jedoch, er müsste ihr dann auch erklären wie er auf diese Fragen kam.

Es ist ihm ein Rätsel und möglicherweise wird er es nie lösen können. Am besten war es einfach herauszufinden, welche Welt es war die ihn so willkommen hieß, vielleicht würden die anderen Fragen sich dann von selbst beantworten.
 

Er nennt sie mangels eines besseren Namens, die blaue Welt. Inzwischen hat er noch andere Pfade entdeckt die zu ihr führen. Einer endete in einer Gletscherspalte, ein weiterer in den Tiefen eines Meeres. Es war nicht das erste mal das er plötzlich unter Wasser landete. Überraschend viele Pfade enden in oder über einem Meer. Dennoch war der Schock des plötzlichen Wassereinbruchs als er den Durchgang auf der anderen Seite zu öffnen begann, ziemlich groß.

Bisher ist der eine in der Höhle jedenfalls der praktikabelste. Er liegt in Asgard, ist relativ einfach und schnell zu erreichen und führt auf sicheres Gebiet. Und nachdem er den Durchgang etwas erweitert hatte, musste er auch nicht mehr jedes mal mühsam hindurchkriechen, um zu dem Pfad zu gelangen.

Gerne würde er genug Zeit haben um von der Farnwiese aus weiter ins Land vorzudringen und so vielleicht sogar die Bewohner kennenzulernen, doch seine Familie beschlagnahmte in den letzten Jahren zu viel von seiner Zeit und er ist nicht in der Lage ein Gefährt mit hinüber auf die andere Seite zu bringen. Kein Flugboot würde jemals durch den Tunnel passen und ein Pferd bekäme er überhaupt gar nicht erst bis zu den Höhlen hinauf.

Er wird weiter nach anderen Portalen suchen müssen, bis er eines findet, das ihm Antworten liefern kann. Oder hoffen doch noch einen Hinweis in der Bibliothek zu entdecken.

Bedenken das seine Nachforschungen für Stirnrunzeln sorgen könnten, hat er nicht. Die Meisten denken, er bereite sich auf einen hohen Posten im Außenpolitischen Dienst vor oder, was noch eher geglaubt wird, auf einen Beraterposten. Er muss sagen der Gedanke an eine Diplomaten- oder Botschafterrolle reizt ihn. Etwas bei dem man reisen und erkunden kann.

Mutter unterstützt ihn seit einiger Zeit auch bei seinen Nachforschungen, auch wenn sie natürlich nicht wirklich weiß worum es ihm im Hauptsächlichen geht. Sie denkt was viele denken und bittet ihn, sich auch mit den feindlichen Reichen wie dem der Kree, ein Haufen Fanatiker, oder den Magog, widerliche parasitäre Dinger, zu beschäftigen und gibt ihm sogar Bücher über Jotunheim.

Er verspricht sie durchzulesen, blättert aber nur kurz darüber. Die Beschreibungen zeigen eine archaische und wenig schmeichelhafte Kultur. Die Schriften bestätigen nur was er ohnehin schon wusste. Die Eisriesen waren kaum besser als wilde Tiere. Es waren Monster. Er wüsste wirklich nicht warum er sich mit diesen Bestien mehr als nötig beschäftigen sollte, was sie damals während ihrer Schulzeit gelernt hatte, reichte völlig. Und er hatte nicht vor ihre Welt jemals zu besuchen, sofern es nicht absolut notwendig war.

Das auch Jotunheim eine blaue Sonne hatte, war nur ein weiterer Grund sie zu meiden. Es würde nur sein Erinnerungsbild der blauen Welt in seinen Gedanken beschmutzen.
 


 


 

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Wenn man nach Marvel geht, zieht Hela ihre Macht aus Asgard weil sie ein Tochter Asgards ist. (im übertragenen Sinne) Als Surtur die Welt zerstörte, schwächte er sie enorm. Es nahm ihr aber nicht direkt alle Kräfte oder töte sie auf der Stelle. Sie war einfach nur ein ganzes Stück schwächer und damit sehr verwundbar geworden.

Interessanterweise schien die Zerstörung Asgrads Lokis Kräfte jedoch keineswegs zu beeinflussen. Als Thanos sie angriff, zauberte er wie gehabt rum. Hatte leider trotzdem keine Chance.

Auch in vielen irdischen Mythen und Legenden rufen die heiligen Männer, Frauen und oder Magier und Hexen, die Erde selbst an um ihnen Macht zu geben. Selbst die Bösen haben da eine gewisse Verbindung. So wie mit Vampiren die im Mutterboden schlafen.

Mir scheint es daher sinnvoll, das Magier ihre Energien durch die jeweilige Kraft der Welt auf der sie sind verstärken können und die Welt auf der man seine Magie entdeckte oder erweckte oder was auch immer, hat halt die stärkste Bindung. Oder ist einfach am leichtesten zugänglich weil sie die erste und somit am stärksten in einen eingeflochtene war und alle anderen mehr oder weniger nachträglich entdeckt und nutzbar gemacht wurden.

Quasi ein Originalbauteil und alles andere sind nur billige Ersatzteile oder Improvisationsreparaturen mit Panzertape.



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