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Wenn das Schicksal zum Verräter wird

von

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Die Neuen

Nachdem sowohl Takehito, als auch Subaru mit seinen beiden Freunden verschwunden waren, blieb Manami allein im Schulflur zurück.
 

Endlich hatte sie etwas Zeit für sich. Zeit um etwas herunter zu kommen. Zeit um ein wenig nachzudenken. Noch immer konnte sie nicht wirklich glauben, was sie hier eigentlich genau tat.
 

Sie stellte sich an die große Fensterfront des Flurs und blickte hinaus auf den Schulhof. Mittlerweile waren dunkle Wolken aufgezogen und es hatte begonnen zu regnen. Dieser triste Anblick ließ sie seufzen. Noch immer war sie mit ihren Gedanken bei der schwarzen Organisation. Wenn sie nur wüsste welche Verbindung zwischen ihr und diesen Verbrechern bestand. Dann hätte sie wenigstens die Chance gehabt sich eine Lösung oder zumindest einen Plan zu überlegen. Doch so lange sie das nicht wusste, hatte sie auch keine Möglichkeit etwas zu unternehmen.
 

Es war alles so unglaublich verzwickt.
 

Es musste doch irgendeine Möglichkeit geben. Das junge Mädchen war ratlos. Wenn doch nur Akiharu jetzt bei ihr sein könnte. Im Gegensatz zu Takehito hätte er ihr geglaubt oder sie zumindest ernst genommen.
 

Sie war in den letzten Tagen, seit sie von der Existenz der schwarzen Organisation und ihrer Verbindung zu ihnen wusste, von so vielen Gedanken geplagt. Noch nie hatte das sonst so lebendige Mädchen darüber nachgedacht wie und unter welchen Umständen sie eines Tages hätte sterben können. Das sollte man in ihrem Alter auch eigentlich nicht tun. Aber in den letzten Tagen musste sie immer öfter darüber nachdenken. Und eines wusste sie seitdem ganz genau: Anstelle von jemanden zu sterben, den sie liebt... schien ihr ein guter Weg sein zu gehen. Und seit sie von der Existenz und der Gefährlichkeit der schwarzen Organisation wusste, war ihr das klarer als je zuvor. Um einen geliebten Menschen vor dem sicheren Tod zu bewahren, würde sie mit Freude den Tod begrüßen. Sie würde es niemals und unter gar keinen Umstanden zulassen, dass ihren liebsten Menschen etwas passierte.
 

Daher bereute sie es auch keineswegs Tokio verlassen zu haben. Nur so war es ihr möglich gewesen die Menschen, die sie liebte in Sicherheit zu wissen.
 

Dennoch vermisste sie das schöne Tokio... ihr Tokio... ihre geliebte Heimat. Sie vermisste einfach alles... Den Trubel auf den Straßen... Die Menschenmassen... Die facettenreichen Farben an den Leuchtreklamen... Ihr bekanntes und lieb gewonnenes Umfeld... Und allem voran... ihren liebevollen, durch geknallten, chaotischen besten Freund Akiharu. Seit die beiden miteinander befreundet waren, waren sie nie lange voneinander getrennt gewesen. Ihr fehlten auch ihre anderen Freunde... Sakura... Rika... Und ihr Bruder Kazuhiro... Sie alle fehlten ihr so sehr...
 

Und nun wusste das einsame Mädchen nicht einmal ob und wann sie ihre liebgewonnenen Freunde wieder sehen würde. Doch da musste sie jetzt durch. Alles andere hätte die Menschen, die ihr so viel bedeuteten, in Gefahr gebracht. Und das musste sie unter allen Umständen verhindern. Sie war jetzt Yumi und lebte in Kyoto.
 

Und das war auch gut so.
 

Dachte sie zumindest.
 

Auf jeden Fall fühlte es sich richtig an. Wenn da nur nicht diese schier grenzenlose Angst vor der schwarzen Organisation und den Männern in schwarz gewesen wäre.
 

Und dann war der Stadtteil Nishikyo auch noch so völlig anders als ihr geliebtes Tokio. Gegen Tokio wirkte es fast wie eine Kleinstadt. Früher verbrachte sie fast jeden Sommer zwei Wochen ihrer Ferien bei ihren Großeltern in Kyoto. Das war allerdings schon eine Ewigkeit her. Außerdem lebten ihre Großeltern in einem weitaus belebteren Viertel von Kyoto. Doch um die Wahrscheinlichkeit zu minimieren, dass sie jemand erkennen konnte, mussten sich die beiden Teenager in dem abgelegensten, unscheinbarsten und langweiligsten Stadtteil Kyotos aufhalten.
 

Doch es gab auch einen Vorteil an dieser ganzen Sache. Manami hatte ihren Freiraum. Sie musste sich nach niemandem mehr richten. Das brachte durchaus Vorteile mit sich. Wobei das auch der Einzige an der ganzen Sache war.
 

Ansonsten brachte dieser tolle Plan, den sich dieser Krimifreak ausgedacht hatte, nur Probleme mit sich und stellte ihr gesamtes Leben auf den Kopf.
 

Und dann musste sie auch noch auf eine neue Schule gehen... es war März... Mitten im Schuljahr... Zwei Jahrgangsstufen über ihrem eigentlichen Jahrgang... Sie war quasi über Nacht von einer Mittelschülerin zu einer Oberschülerin geworden... ganz große Klasse.
 

Doch dann wurde das Mädchen schließlich und urplötzlich aus ihren Gedanken gerissen.
 

Einer ihrer neuen Mitschüler kam auf sie zu gelaufen. Ein schlanker gut aussehender Japaner mit dunklem Haar und blauen Augen. Was konnte er nur von ihr wollen? Insgeheim hoffte sie, dass er nicht ebenfalls so ein komischer Kauz war wie Ryusuke. Noch so einen Kandidaten konnte sie absolut nicht gebrauchen.
 

„Hey! Du bist also Yumi Hirofumi, die Neue aus unserer Klasse. Freut mich dich kennen zu lernen. Mein Name ist Kaito Koruba. Vielleicht hast du mich vorhin schon gesehen, als du vor der Klasse standest. Theoretisch bin ich ja auch eigentlich nicht zu übersehen. Ich bin das Auge und das Ohr an diesem Ort. Wenn du irgendetwas wissen willst, frag mich einfach. Niemand weiß mehr über diese Schule und die Schüler hier als ich. Ich weiß einfach alles. Ähm... Brauchst du vielleicht irgendwas? Ich stehe dir gern zur Verfügung. Eine Führung durch das Schulgebäude? Ein Date für die Mittagspause? Eine starke Schulter um dich daran auszuweinen? Lass es mich einfach wissen.", quasselte der quirlige Junge auf sie ein.
 

Er redete überaus schnell und ohne Punkt und Komma. Manami sah ihn mit großen Augen an. Im ersten Moment war sie völlig sprachlos und nicht in der Lage irgendwie zu reagieren. Kaito hatte sie mit so viel Euphorie aus ihren Gedanken gerissen, dass sie erst einmal gar nichts sagen konnte. Zumindest war Kaito ihr aber schon einmal sympathischer als Ryusuke. Das war aber auch nicht sonderlich schwer gewesen, nach dem was er abgezogen hatte. Händeringend suchte das verdutzte Mädchen nach Worten.
 

„Ähm... äh... Ich... Ich bin eher der... still vor sich hin leidende Typ. Aber danke für das Angebot. Ich werde vielleicht bei Gelegenheit darauf zurückkommen."
 

Zu mehr kam sie gar nicht, denn Kaito holte bereits schon wieder tief Luft. Es war offensichtlich, dass er jeden Moment wieder drauf los quatschen wollte. Das sonst so zurückhaltende Mädchen war mit so viel Euphorie seinerseits offensichtlich völlig überfordert. Sie ahnte bereits Schlimmes, als Kaito erneut seinen Mund öffnete. Sie wäre im Moment viel lieber allein gewesen. Aber das konnte sie ihm ja schlecht sagen.
 

Das Läuten der Schulglocke erlöste sie schließlich aus dieser Situation.
 

„Wir sollten zurück in die Klasse.", murmelte sie noch schnell.
 

Gemeinsam mit Kaito begab sie sich wieder ins Klassenzimmer.



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