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Wenn das Schicksal zum Verräter wird

von

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Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen

Zur selben Zeit saß Takehito immer noch am Schreibtisch seines Vaters.
 

Er hatte sich seit Stunden nicht vom Fleck bewegt. Es war offensichtlich, dass er völlig in seinen Gedanken versunken war. Noch immer kreisten sie um Sherry. Die Person, nach der die schwarze Organisation zu suchen schien. Ihm war klar, je länger er brauchen würde Sherry aufzuspüren, desto höher war die Wahrscheinlichkeit, dass ihm die schwarze Organisation zuvor kommen würde.
 

Die Zeit war momentan sein größter Feind.
 

Wenn es der Organisation tatsächlich gelingen sollte Sherry vor ihm zu finden, würde ihn wohl dasselbe Schicksal erleiden wie vor ein paar Stunden Masami. Und das wollte er unter keinen Umständen zulassen. Er würde alle Hebel in Bewegung setzen um Sherry vor den Männern in schwarz zu finden.
 

Er ballte seine rechte Hand zur Faust und schlug damit auf den Tisch. Wieder sah er Masami vor seinem inneren Auge, blutüberströmt, der er das Leben hätte retten können, wäre er nur etwas schneller gewesen. Und er wusste, dieser Fehler würde ihm sicher kein zweites Mal unterlaufen.
 

Doch dann wurde er schlagartig aus seinen Gedanken gerissen.
 

Das Telefon im Arbeitszimmer seines Vaters begann zu läuten. Erschrocken fuhr er zusammen. Die Ereignisse der letzten Stunden schienen bereits Spuren hinterlassen zu haben. Nie zuvor war er so schreckhaft gewesen. Doch er hatte sich dann doch recht schnell wieder gefangen.
 

Instinktiv wusste er, nur eine Person konnte jetzt zu dieser fortgeschrittenen Stunde noch anrufen... Sein Großvater. Schließlich hatte er auf seinen Anruf bereits gewartet. Doch er zögerte. Er war sich plötzlich gar nicht mehr so sicher ob er das Telefongespräch annehmen sollte. Er kannte seinen Großvater nur zu gut. Er dachte über den Grund seines Anrufes nach. Würde er ihm jetzt eine Moralpredigt halten, dass er die ganze Angelegenheit der Polizei überlassen sollte? Das würde zumindest gut zu ihm passen. Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass sein Großvater versuchen würde ihm die Ermittlungen in diesem Fall auszureden. Vielleicht hatte er ihm aber auch die gewünschten Informationen besorgt, um die er ihn gebeten hatte.
 

Takehito hatte keine Wahl. Um es heraus zu finden, musste er wohl oder übel ans Telefon gehen.
 

"Akanishi, Takehito. Guten Abend.", meldete er sich vornehm, als wüsste er nicht wer am anderen Ende der Leitung war.
 

Und schon erklang, wie bereits erwartet, die Stimme seines Großvaters: " Jetzt tu mal nicht so, als würdest du nicht wissen, wer am anderen Ende der Leitung ist. Wer sollte dich denn bitte sonst zu so später Stunde anrufen? Oder hast du etwa jemand anderen erwartet. Wie dem auch sei. Ich habe dir noch etwas zu sagen... Du hast wirklich Nerven, Hito-Chan! Erst legst du heute Morgen einfach auf, ohne mich aussprechen zu lassen und dann bittest du mich erneut um Hilfe... Also, Hito-Chan, hör mir jetzt bitte ganz genau zu. Und ich möchte, dass du mich zur Abwechslung mal ernst nimmst. Dieser Fall, in den du dort hinein geraten bist, ist nicht einer von deinen bisherigen Fällen. Bisher fand ich deine detektivischen Fähigkeiten ja durchaus überragend. Aber dieser Fall ist anders. Und vor allem scheint er mir höchstgefährlich zu sein. Damit sollte sich ein Schülerdetektiv nicht beschäftigen. Hier sind offensichtlich Mächte am Werk, die außerhalb deiner Vorstellungskraft liegen. Mächte, denen du nicht gewachsen bist. Du begibst dich in wahnsinnige Gefahr, wenn du diesbezüglich weiter ermittelst. Ich weiß, dass du deinen eigenen Kopf hast... Aber... bitte Takehito. Du solltest wenigstens dieses eine Mal auf deinen alten Großvater hören. Es gibt nichts, was du gegen sie ausrichten könntest. Überlass die Ermittlungen dieses Mal den Profis. Ich bitte dich nicht als Polizeichef von Kyoto darum, sondern als dein Großvater, der seinen Enkel noch ein paar Jahre bei sich haben will. Ich bitte dich deine Ermittlungen in diesem Fall einzustellen..."
 

Takehito rollte mit den Augen. Nur gut, dass Tatsuya ihn nur hören und nicht sehen konnte. Es war genau das geschehen, was er bereits vermutet hatte. Und eigentlich war es ihm doch von vorn herein klar gewesen. Sein Großvater wäre eben nicht sein Großvater, wenn er nicht erneut versucht hätte ihn von seinen Ermittlungen abzuraten. Takehito hätte sich wahrscheinlich auch gewundert, wenn er es nicht getan hätte. Prinzipiell ging es ihm ja dabei auch nicht darum seinen Enkel zu bevormunden. Im Gegenteil. Er wusste genau, dass sein Großvater der einzige aus seiner Familie war, der tiefes Vertrauen in ihn hatte. Noch nie hatte Tatsuya an den Schlussfolgerungen seines Enkels gezweifelt. Oft hatte der junge Detektiv sich ein so tiefes Vertrauen auch von seinen Eltern gewünscht. Tatsuyas erneute Moralpredigt war einzig und allein darin begründet, dass er sich Sorgen um seinen ältesten Enkel machte, weil er ihm selbst einfach so verdammt ähnlich war. Doch auch wenn Takehito das klar war, nervten ihn momentan die Worte seines Großvaters.
 

Genervt unterbrach er ihn schließlich: "Ich weiß ja, dass du dir einfach nur Sorgen um mich machst, aber... Es tut mir leid, Ojiisan, aber..."
 

Doch noch ehe er seinen Satz beenden konnte, fiel ihm sein Großvater bereits ins Wort: "Ja, ja, ich weiß, Hito-Chan. Du brauchst gar nicht weiter sprechen. Ich weiß schon, was du mir sagen willst. Zumindest ungefähr. Du bist mir einfach viel zu ähnlich. In deinem Alter war ich ganz genau wie du jetzt. Es gab nur einen Unterschied... Ich habe mich nicht Hals über Kopf in mein Verderben gestürzt. Dass deine Ermittlungen in diesem Fall gefährlich sind, weißt du wohlmöglich selbst. Das hätte ich dir nicht sagen brauchen. Und trotzdem weichst du keinen Millimeter von deinem Standpunkt ab. Mir war schon vor unserem Telefonat klar, dass du nicht aufhören wirst in diesem Fall zu ermitteln. Und auch wenn du mir nicht alles erzählst... Du wirst sicher deine Gründe haben, dass dich der Fall so fesselt. Ich vertraue dir Takehito. Ich bin mir sicher, du weißt was du tust. Und deshalb habe ich einen Entschluss gefasst. Wenn ich dich nicht schon davon abhalten kann in diesem Fall zu ermitteln, werde ich dich zumindest mit allen Mitteln, die mir zu Verfügung stehen unterstützen. Und genau aus diesem Grund habe ich dir auch die Informationen besorgt um die du mich gebeten hast."
 

Takehitos Augen weiteten sich. Hatte er da gerade richtig gehört?
 

"Ist das dein Ernst?", stieß er verwundert hervor.
 

Sein Großvater entgegnete sofort: "Ja. Das ist mein voller Ernst. Allerdings war es gar nicht so einfach dir diese Informationen zu beschaffen, wie ich ursprünglich dachte. Das hat mich noch einmal in dem Verdacht bestätigt, dass du dich da an einer ganz gefährlichen Sache fest gebissen hast. Nichtsdestotrotz werde ich dir jetzt all die Informationen geben, die ich in Erfahrung bringen konnte. Wobei mir ehrlich gesagt nicht ganz klar ist, was genau dir eigentlich diese Informationen bringen sollen. Aber ich vertraue dir. Ich bin mir ganz sicher, dass du weißt was du tust. Du wirst schon einen Grund gehabt haben nach genau diesen Informationen gefragt zu haben. Also, hör zu, Takehito..."
 

Damit hatte er wirklich nicht gerechnet. Er wusste zwar, dass sein Großvater ihm vertraute, aber dass er ihm tatsächlich die Informationen besorgen würde... damit hatte er nicht gerechnet. Geistesgegenwärtig schnappte er sich ein Stück Papier und schrieb die Informationen, die ihm sein Großvater übermittelte mit.
 

"Es gibt insgesamt zehn Kinder, die im Jahr 1983 in Kyoto geboren wurden, dort mit ihren Familien lebten und dann im Laufe der Zeit nach Tokio gezogen sind. Ich werde sie dir jetzt einem nach dem anderen aufzählen... Erstens Miyu Suzuki, ein Mädchen, geboren am 06. Februar und lebt seit 1991 in Tokio. Zweitens Saburou Yamamoto, ein Junge, geboren am 19. März und lebt seit 1989 in Tokio. Drittens Kenta Tanaka, geboren am 28. Mai und lebt seit 1990 in Tokio. Viertens Daisuke Kato, ein Junge, geboren am 18. Juni und lebt seit 1994 in Tokio. Fünftens Honoka Kobayashi, ein Mädchen, geboren am 25. August und lebt seit 1993 in Tokio. Sechstens Koharu Watanabe, ebenfalls ein Mädchen, geboren am 21. September und lebt seit 1986 in Tokio. Siebtens Tsuyoshi Sato, ein Junge, geboren am 03. Oktober und lebt seit 1984 in Tokio. Achtens Sotoshi Takahashi, ein Junge, geboren am 11. November und lebt seit 1987 in Tokio. Und neuntens Hiroshi Ito, ein Junge, geboren am 10. Dezember und lebt seit 1985 in Tokio. Ich werde dir später noch per SMS die aktuellen Meldeadressen dieser Personen in Tokio zukommen lassen. Mehr kann ich leider nicht für dich tun, Hito-Chan."
 

Takehito notierte sich alles gewissenhaft. Name, Geburtsdatum, Umzug nach Tokio... all diese Informationen könnten ihm noch von Nutzen sein. Doch dann fiel ihm etwas auf.
 

Sofort sprach er in den Hörer: "Moment, Moment, Moment! Du hast doch gerade gesagt, dass es zehn Kinder sind, die im Jahr 1983 geboren sind und dann nach Tokio gezogen sind. Du hast mir aber gerade lediglich neun Namen genannt. Wer ist das zehnte Kind?"
 

"Das ist genau das, was ich meinte, als ich dir vorhin sagte, dass es nicht so einfach war dir die Informationen zu beschaffen, die du wolltest. In der Tat waren es zehn Kinder, die 1983 geboren wurden und dann nach Tokio gezogen sind. Allerdings bin ich nur an Informationen über die neun Kinder gekommen, die ich dir eben genannt habe. Das war vergleichsweise auch gar nicht schwer. Allerdings konnte ich nichts über dieses zehnte Kind in der Datenbank finden. Alle Daten zu diesem Kind waren verschlüsselt und nicht einmal ich als Polizeichef hatte die Berechtigung diese Daten einzusehen. Aus irgendeinem Grund sollen diese Daten geheim sein und bleiben. Verstehst du, was ich dir damit sagen will? Es ist doch nicht normal, dass die Daten eines Teenagers so stark geschützt werden. Jemand will unter keinen Umständen, dass jemand erfährt wer dieses zehnte Kind ist. Nicht einmal wir als Polizei sollen wissen um wen es sich bei dieser Person handelt. Aber ich kann dir in diesem Punkt einfach nicht helfen. Ich habe alles versucht um an die Informationen des Kindes zu kommen. Aber vergebens... Nun liegt es an dir, was du daraus machst. Wann immer du Hilfe brauchst, kannst du mich kontaktieren. Und noch etwas, Hito-Chan... Sei bitte vorsichtig."
 

Mit diesem Satz beendete Tatsuya das Telefonat mit seinem Enkel. Takehito ließ noch einmal seinen Blick über seine Notizen schweifen. Wirklich schlauer war er nun nicht. Zwar hatte er die Informationen, die er wollte, wusste allerdings nicht, was genau er mit diesen Informationen anfangen sollte.
 

Doch ihn beunruhigte eine ganz andere Sache. Und zwar, dass die Informationen über das zehnte Kind so geheim zu sein schienen, dass nicht einmal Tatsuya Akanishi als Polizeichef von Kyoto an diese Informationen kam. Das war doch alles kein Zufall mehr. Warum zur Hölle sollten die Daten eines Teenagers so brisant sein, dass sie so geheim gehalten werden mussten? Dafür musste es einen Grund geben.
 

Für den pfiffigen Schülerdetektiv gab es nur eine plausible Erklärung.
 

Dieses zehnte Kind musste Sherry sein. Daran bestand kein Zweifel.
 

Das positive an der Sache war, dass die schwarze Organisation noch nicht wusste wer Sherry war. Denn wenn selbst der Kyotoer Polizeichef nicht an diese Information kam, war es für die schwarze Organisation schier unmöglich.
 

Das negative an der Sache war allerdings, dass auch er selbst immer noch nicht wusste wer Sherry war. Und er hatte keine Ahnung wie er es herausfinden sollte. Dieses Mysterium schien unlösbar zu sein.
 

Als Takehito so in seinen Gedanken versunken war, fielen ihm die Augenlieder zu. Es dauerte nicht lang und er schlief erschöpft ein...



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