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Fragmente kühner Träume

Einst fing ein Junge eine Geschichte zu erzählen und vollendete sie nicht...
von

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Tan

Der Wind streifte sanft über die hochgewachsenen Gräser der hügeligen Landschaft und es wanderte eine Woge durch das Grüne bis sie von einer weiblichen Person unterbrochen wurde. Sie blickte unentwegt zu einem Pfad hinauf, der am Dorfe desjenigen Mannes endete auf den sie wartete. Ihr glattes nachtschwarzes Haar folgte Strähne für Strähne zaghaft der Windrichtung. Die Sonne war am Aufgehen als ein blonder Reiter an der Spitze des Hügels erschien. Er zügelte sein Pferd, stieg ab und blickte in die Richtung der Geliebten. Selbst aus dieser Entfernung genügte der Blick des Anderen, beide Herzen schneller zum Pochen zu bringen. Sie kamen sich mit langsamen Schritten näher.

Ihre Gefühle zwangen sie nicht zur Eile, denn ihre Liebe hatte sich von der Zeit befreit und ihre Seelen waren eins, auch wenn sie durch weite Strecken voneinander getrennt waren. Daher blieben sie reglos stehen, als nur noch ein Grashalm zwischen ihnen war. Sie blickten sich tiefer in die Augen und konnten von den Farben nicht genug kriegen. Er trank Jadegrün und sie schmeckte Saphirblau. Sie umarmten sich. Sie, die ein Kopf kleiner war als er, lehnte sich an seine Brust und er neigte seinen Kopf und zog ihr wunderschönes Jasminduft in sich. Beide schlossen ihre Augen bis er sie an ihren Schultern fasste und die Stille unterbrach:

„Ich fühle eine gewisse Traurigkeit in deinem Herzen. Willst du mir nicht verraten was dich bedrückt?“

Sie umschloss ihn wieder als sie seine Frage erwiderte: „Es ist nichts besonderes. Mach dir keine Sorgen.“, wobei sie ihn fester zu sich drückte, sodass er ihr Herzschlag erfühlen konnte.

Leicht von sich lösend und ihre Lippen sanft streichelnd: „Nein. Hör bitte auf, mich mit diesem Getue zu trösten, denn du bist diejenige, die ein Trost braucht. Sag es mir. Vergiss nicht, unsere Liebe, die keinen göttlichen Liebestrank wie Tan braucht ist auch deshalb so rein, da wir uns versprochen haben für ewig alles zu Teilen. Leid sowie Freud. Nun sprich, damit ich deine wahre Stimme hören kann. Die Stimme, an die ich denke, wenn ich keinen Schlaf in langen Nächten finde.“

Sie senkte ihren Blick gen Boden und flüsterte wie eine Brise: „Mein Vater…“ sie schluckte, „Mein Vater hat berichtet, dass am Hof die Priester festgestellt haben, dass sich das Ungleichgewicht von Yin und Yang zur Zeit schneller ausgleicht, als es sein sollte. Sie haben demnächst vor zu den Drachengrotten zu reisen, um dort mit der Orakelzeremonie den weisen Tsien-Tang-Lung zu befragen. Doch ihre Befürchtungen werden wohl mit ziemlicher Sicherheit eintreffen und du wirst dann…“ Nun wandte sie sich abrupt von ihm ab.

Er schwieg und man hörte nur noch den immer stärker wehenden Wind. Im Himmel zogen von Norden dunkle Wolken her.

„Versuche nicht deine Tränen vor mir zu verbergen. Wir beide wissen, dass es eines Tages so weit gekommen wäre. Ich, als Soldat, bin nun einmal dazu verpflichtet immer für unser Volk als Beschützer bereit zu sein. Der Kampf ist der Weg unserer Kaste und unser Leben gehört unserem Reich. Wir brauchen Yomon und es braucht uns.“

Plötzlich auffahrend: „Ich brauch dich doch auch. Immer nur redest du davon, dass alles für das Reich ist. Ich weiß ja, dass es so ist wie es ist. Trotzdem werde ich nie damit klarkommen können. Irgendwann ziehst du in eine Schlacht und ich sehe dich vielleicht nie wieder. Hat unsere Liebe keine Bedeutung für dich?“ Ein Grollen war in der Ferne zu hören.

Unter ihre Arme greifend und auf sie eindringlicher einredend: „Beruhige dich. Man könnte meinen ich sei schon im Krieg gestorben. Denke niemals, dass ich mich in der Schlacht selbstmörderisch aufopfern werde. Ich habe keine Angst vor dem Tod. Doch was ist schon der Tod. Schließlich habe ich es in Kauf genommen für dich zu Leben.“

Wieder etwas gefasster: „Mein Herz ist um unzählige Jahre gealtert, als du das letzte Mal mit deinem Ross zum Kampf fortgeritten bist. Manchmal bin ich eifersüchtig auf dieses Reich und das Volk für die du bereit bist dich zu opfern. Es ist selbstsüchtig von mir zu verlangen, dass du nur an mich denkst, obwohl du nur für weniges in deinem Herzen Platz hast.“ Von einem zum anderen ergoss sich der Regen über das Paar und durchnässte alles. Doch sie machten keine Anstalten sich in Sicherheit zu begeben.

Er lächelte sie sanft an: „Wie könnte ich deiner Liebe sicher sein, wenn du es dir nicht wünschtest. Kanae. Wir brauchen keine Worte, um miteinander zu reden.“, ihre Hand zu seiner durchnässten Brust führend, „Du wirst erfühlen, dass es nicht nur für dich, aber vor allem deinetwegen schlägt und weiter pochen wird, solange meine Seele diesen Körper nicht verlässt. Sei beruhigt. Egal was beim Orakel verkündet wird. Egal ob ich meine Jahre im Krieg verbrauche. Unsere heilige Liebe wird mich im Innern ewig jung halten und zwar nur für dich.“, nun lächelte sie auch. Beide umarmten sich wieder und schwiegen. Sie dachte sich wie er mit seinen Worten geschafft hatte ihr Leid wirklich zu lindern: „Pai-He… du erkältest dich noch.“ – „Nicht, solange du mich warm hältst Kanae.“

Sonnenstrahlen durchbrachen die dicke graue Wolkenschicht und beschienen die Geliebten. Die Tröpfchen auf ihren Kleidungen ließen sie glitzern, wobei es nicht so hell war wie der unsichtbare Glanz, die sie im Augenblick umgab.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Was für eine romantische Szene. Kommt einem vor wie ein Filmausschnitt aus einer Schnulze. Ich persönlich klassifiziere es eher als typische legendäre Liebe – keine Bollywood-Übertreibung. Pai-He (gelesen Pei-Hö). Ein blonder asiatischer Kriegskünstler. Klingt ungewöhnlich ist aber so. Für die Kenner unter euch: Seine Wesenszüge ähneln denen der von Allen Cesar aus V.o.E genauso wie sein Aussehen. Komplett anzeigen

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