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The Pumpkin King

Wouldn´t you like to see something strange?
von

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Süßes oder Saures?

Es war der Abend an Halloween.
 

Grimassen schneidend betrachtete Kairi sich in dem von ihrem Klarlack weißen Schminktisch Spiegel. Mit der Zunge tastete sie über ihre gefälschten spitzen Eckzähne und zupfte noch einige Haarsträhnen zurecht, bevor sie zufrieden von ihrem Hocker aufstand.

Mit einem flüchtigen Blick zur Uhr, die ihr verriet das es bereits 19 Uhr war, schnappte sie sich ihre selbstgebastelte Süßigkeitentüte, ihren violetten Hut, an dem ein Kürbisanstecker hing, stülpte sich ihre dazu passenden orangefarbenen Handschuhe über und eilte hastig die Treppen hinunter.

Just in dem Moment schellte es auch schon an ihrer Haustür und hektisch riss sie diese auf.

„Ich bin dann weg! Bin gegen 23 Uhr wieder zurück!“, verabschiedete Kairi sich von ihren Eltern.

„Ist gut! Pass auf dich auf, Kairi!“, ertönte eine feminine Stimme lautstark aus der Küche.

„Ja! Bis dann!“, damit zog Kairi die Forte hinter sich knallend zu und lächelte schaurig ihre Verabredung an.

„Und? Bist du bereit den ultimativen `Süßes oder Saures!´ Abend deines Lebens zu haben?!“,

Naminé verdrehte ihre Augen und grinste trotzdem ihrer Freundin entgegenkommend an.

„Klar doch. Dennoch bin ich der Meinung, dass wir mit 17 etwas zu alt für ´Süßes oder Saures´ sind.“, vermittelte Naminé ihre Meinung dazu und kassierte einen leichten Schlag gegen ihren Oberarm.

„Hab dich nicht so.“

„Ich mein ja nur.“, grummelte die Blondine und zog ihren schwarzen Zipfelhut weiter in ihr Gesicht hinunter.

„Deine Auswahl am Kostüm passt wenigstens wie die Faust auf´s Auge. Eine grummelige und verbitterte Hexe.“, scherzte Kairi und die Blondine warf ihr einen Vorwurfsvollen Blick zu.

„Hey! Wenigstens kann ich mich gut dementsprechend einkleiden. Ich weiß nämlich immer noch nicht, was du bitte schön darstellen sollst.“, konterte Naminé und betrachtete ihr Gegenüber kritisch.

„Ist das nicht offensichtlich?“, Kairi drehte sich einmal um ihre eigene Achse.

„Ich bin die Vampir Königin!“ Naminé zog eine Augenbraue in die Höhe und gab ihr einen Blick, der „Willst´ mich verarschen?“ schrie.

„Dein Ernst? Dein Kostüm schreit eher nach Kürbis Clown. Außer den Fangzähnen und deiner eh blassen Haut ist der Rest so untypisch für einen Vampir.“, stellte die Hexe fest, als sie ihre Freundin musterte.

 

Sie trug ein orangenes Kleid, dessen Streifen eines Kürbisses erinnerten und einer schwarzen ärmellosen Weste, die an den rändern lila bestickt war. Die Schnüre vorne an der Weste wurden Überkreuz befestigt. Der Saum des Kleides bestand aus schwarzem Tüll und ließ das Kleid unten voluminös erscheinen. Kairi trug dazu eine schwarze Strumpfhose mit schwarzen Pumps, deren Absätze hellbraun waren. Oberhalb der Knie hatte sie orangefarbene Strumpfbänder.
 

Kairi indes zuckte mit den Schultern.

„Dann bin ich eben die Kürbis Königin. Mit Fangzähnen!“ , als wäre Naminé ihre nächste Beute, beugte Kairi sich spielerisch mit den Händen nach vorne und zeigte dabei ihre spitzen Eckzähne.

„Ach hör auf!“, winkte die Blondine ab und sah auf ihre Armbanduhr.

„Wir sollten los gehen. Sonst kriegen Lea und die anderen mehr Süßigkeiten ab als wir.“, meinte Naminé und nahm ihre Freundin bei der Hand.

„Nun komm.“, überrumpelt schlenderte die Rothaarige mit.

„Ja ja. Nur keinen Druck.“, Kairi verzog ihre Mundwinkel zur linken Seite.

 

 
 

~ ~

 

 

Nach zwei Dutzend erfolgreichen Hausbesuchen, waren ihre Taschen prall gefüllt mit allerlei Süßigkeiten. Vergnügt kicherten die beiden auf.

„Das wird für den ganzen Monat reichen.“, meinte Naminé erfreut, während Kairi aufschnaubte.

„Einen Monat? Bei mir halten die keine drei Tage stand.“, witzelte die Rothaarige und gemeinsam lachten die beiden Mädchen über ihren Erfolg.

„Na, wen haben wir denn da?“, die beiden Freundinnen drehten sich zu der männlichen Stimme um.

„Oh, hallo Lea. Xion und Roxas.“, begrüßte Kairi freundlich und winkte ihnen entgegen, was Naminé ihr gleich tat.

„Wie ich sehe, habt ihr reiche Beute ergattert.“, bemerkte Roxas grinsend.

„Aber könnt ihr uns....damit folgen?“, damit zückte Lea triumphierend einen schwarzen großen Sack hinter seinem Rücken hervor, der so groß und breit wie ein Gymnastikball war.

Xion rollte bei dem banalen Verhalten der Jungs die Augen.

„Wow. Wen habt ihr abgestochen, um an die ganzen Süßigkeiten zu kommen?“, grinste Kairi keck und riskierte einen Blick in den Sack, um deren Nascherei zu begutachten.

Gespielt verletzt griff sich Lea an die Brust.

„Argh, dieser Schmerz! Das du uns sowas unterstellst, Kairi! Aber sagt mal ihr beiden.“ , aufmerksam schauten Naminé und Kairi den im roten Wolfspelz kostümierten Lea an.

„Wir wollten zum Anwesen von dem alten Stinkstiefel Xehanort gehen. Kommt ihr mit?“

Unsicher warfen Naminé und Kairi sich Blicke zu.

„Das ist in dem abgelegenen kleinen Waldstück, nicht wahr?“, hakte Naminé nach und umklammerte den Griff ihrer Tasche fester.

„Ich...ich glaub, das ist keine gute Idee.“, Kairi nickte ihrer Freundin bestätigend zu.

„Da gebe ich Naminé Recht.“

„Ihr habt doch nur Angst.“, warf Roxas ihnen vor und verschränkte seine Arme vor der Brust.

„Ja, und zwar ziemlich große. Wie gackernde Hühner, die schreiend und scheuchend umher laufen. Bawk bawk!!“, spottete Lea über die Mädchen und ahmte mit den Armen die Bewegung eines Huhns nach.

„Ach, Jungs. Wenn sie nicht möchten, lasst sie doch einfach in ruhe.“, entschuldigend sah Xion die beiden Mädchen an und grinste schief. Mit auf geplusterten Wangen trat Kairi Lea entgegen.

„A-Ach ja?! Wir kommen mit!“, entschied Kairi für Naminé und sich mit, während die Blondine schockiert ihre Freundin anstarrte.

„Aber Kairi.-“

„Uns passiert schon nichts.“, versicherte Kairi und gab ihr einen vielversprechenden Blick. Nur zögerlich nickte die Blondine als Einverständnis dazu.

„O-okay.“

„Na also!“, Lea schwang seine Arme in die Luft.

„Dann mal los, könnt ihr mir folgen?!“, damit tippte Lea zweimal gegen seine Stirn, während die restlichen vier ihm Richtung Wald folgten.

Kairi schluckte hart. Sie hatte irgendwie ein ungutes Gefühl bei der Sache, als sie langsam aber sicher den Pfad in den düsteren Wald entlang gingen.

 

 

 
 

~ ~

 

 

 

Eng an Kairi geschlungen umschaute Naminé ängstlich ihre Gegend von links nach rechts.

Außer der Taschenlampe, die Lea vorne bei sich trug, spendete sonst nichts Licht.

Als Naminé dann ein knistern - wahrscheinlich ein durchgebrochener Zweig - von rechts vernahm, schrie sie kurz auf, was Xion dazu veranlasste sich an Roxas zu klammern, welcher unbeeindruckt blinzelte. Kairi blieb nur wie angewurzelt stehen, während Lea sich zu den anderen umdrehte und sie mit der Taschenlampe blendete.

„Was ist? Das war nur ein dummes Karnickel!“, um seine Vermutung deutlich zu machen, strahlte er in das Gestrüpp, dessen Blätter längst verwelkt waren und wo in der Tat ein Hase sich befand. Dieser hoppelte aufgescheucht von der Gruppe weg.

Die vier seufzten erleichtert und führten ihren Weg in das Innere des Waldes fort.

„Kairi...“, flüsterte Naminé ihr zu.

„Ich bin ehrlich gesagt nicht mehr von der Idee angetan. Lass uns Lea bitten, zurückzugehen.“, bat die Hexe und Kairi schüttelte mit dem Kopf.

„Wir sind jetzt soweit gekommen. Wenn wir jetzt umkehren, dann wird uns Lea auf ewig dafür necken. Darauf hab ich keinen bock.“, murmelte die Rothaarige zurück und Naminé gab sich mit einem Seufzer geschlagen.

„Da ist es!“, kam es auf einmal von Lea und tatsächlich rückte ein rustikales Anwesen in ihre Sichtweite.

 

Es sah recht heruntergekommen aus, dennoch hielten die Holzsäulen das ganze Gerüst des Anwesens aufrecht.

Am Terrassen Geländer wucherte das Efeu und Kairi hätte schwören können, dass sie jemanden am unteren Fenster links gesehen hatte. Ob es sich um eine Person oder gar Tier handelte, konnte sie nicht genau deuten.

Als sie näher an das Gebäude heran traten, bekam selbst Lea kalte Füße und lachte unsicher auf.

„O~kay. Ich glaube, wir haben genug gesehen. Lasst uns umkehren.“, Lea hatte dem Anwesen bereits den Rücken zugekehrt, doch wurde er von Kairi zum erneuten umdrehen gezwungen.

„Hey! Es war deine Idee also schellst du auch gefällig an! Oder hast du etwa die Hosen gestrichen voll?“, Kairi schubste damit den Rothaarigen nach vorne, der Hilfe suchend seinen Kumpel anstarrte.

Roxas, der als Franken Stein [und Xion dazu passend als das Monster] kostümiert war, hob unbeteiligt seine Hände nach oben.

Lea ließ seine Schultern nach unten hängen.

„Okay! Okay! Ich mach´s ja schon.“, nur widerspenstig schritt Lea dem Anwesen entgegen und setzte vorsichtig einen Fuß auf einen der hölzernen Stufen ab. Sobald er sein Gewicht auf diesen verlagerte, gab es ein ächzendes Geräusch von sich.

Lea blickte über seine Schulter zu seinen Freunden hinüber und Kairi machte mit einer raschen Handbewegung ihm deutlich, dass er weiter gehen sollte.

Lea schluckte hart und ging auf leisen Sohlen zur Haustür hin, wo er nach einer Klingel suchte. Versteckt hinter Efeu Blätter fand er den Knopf und drückte diesen langsam runter.

Die Schelle hörte sich relativ ganz gewöhnlich an.
 

Kairi und die anderen beobachteten, wie Lea zum zweiten Mal anschellte, als nach einer gefühlten halben Minute keiner aufmachte. Lea drehte sich zu der Gruppe herum und hob ahnungslos die Schultern nach oben.

Im selben Moment öffnete sich hinter ihm knarrend die Vordertür des Hauses.

Angespannt zuckte Lea zusammen und drehte seinen Kopf fast mechanisch nach hinten.

Zuerst sah man nur völlige Dunkelheit im Türrahmen, bevor zwei kugelrund gelb durchdringende Augen in der Finsternis herausstechten.

Lea sog scharf die Luft ein und biss sich gleichzeitig auf die Unterlippe.
 

Zitternd vor Angst trat Naminé einen Schritt zurück, als sie ebenfalls die gelben Augen erblickte, so wie der Rest ihrer Freunde. Als dann gezackte, scharfkantige und weiße Zähne sich fletschend zeigten, erreichte die Angstschwelle ihr Höhepunkt.

Lea kreischte in hohen Oktaven Töne auf, rannte panisch vom Anwesen davon und lief an seinen Freunden vorbei. Diese ließen nicht lange auf sich warten und taten es ihm im Handumdrehen gleich. Nur Kairi blieb wie eine Salzsäule erstarrt stehen. Die Augen weit aufgerissen, verkleinerten sich ihre Iriden auf die Größe einer Stecknadel.

Kairi machte erst Anstalten davonzulaufen, als die Tür laut zugeknallt wurde und damit die Fledermäuse aus ihren Verstecken gejagt wurden.
 

Mit einem entsetzten Schrei lief Kairi - mitsamt ihren Süßigkeiten- in die entgegengesetzte Richtung, in denen ihre Freunde gelaufen waren.

Wäre Kairi etwas länger bei dem grauenhaften Haus geblieben, hätte sie wieder diesen Schatten an dem Fenster gesehen, welcher einen süffisanten Grinsen auf seinem Gesicht hatte.

 
 

 

~ ~

 

 

 

So schnell ihre Beine sie tragen konnten, raste Kairi durch den verworrenen Wald und sah nicht zurück. Das Adrenalin pumpte stoßartig durch ihren Körper und sie schnappte hastig nach Luft.

Hektisch sah sie um sich, als sie an einer Abzweigung des Weges kam und beschloss kurzerhand sich für den linken Pfad, der noch tiefer in den Wald führte. Dies ahnte sie jedoch nicht.

Erst als sie sich einigermaßen sicher fühlte, lehnte sie sich an eine alte Buche an und rang nach Sauerstoff.

Sie sah auf ihre Füße, die durch das Gerenne anfingen zu schmerzen. In Pumps war das auch nicht verwunderlich.

Erneut sah sie sich um, doch außer Dunkelheit, Bäume und braunes Gestrüpp konnte sie nichts erkennen. Erleichtert atmete sie aus und knautschte ihre Tüte fest zusammen.

Wenn sie jetzt nur noch wüsste, wo ihre Freunde abgeblieben sind, würde es ihr um einiges besser gehen. Sie ließ von der alten Buch ab und begutachtete ihre Umgebung. Vielleicht sollte sie den Weg, von dem sie gekommen war, nochmal zurückgehen und die Beine in die Hand nehmen, wenn sie wieder das Anwesen sah? Oder sollte sie diesen Pfad weiter folgen und hoffen, das dieser aus dem Wald führte?

Während Kairi eifrig nachdachte, wie sie nun weiter vorgehen sollte, erschien an der Buche eine Kürbis aussehende Tür, die sich öffnete und dadurch einen Windstoß erzeugte.

Perplex ließ Kairi ihre Süßigkeitentüte zu Boden fallen, als der Luftstrom sie überraschte.

Verwundert drehte sie sich um und hob eine Augenbraue an.
 

„Nanu? Die Tür war doch vorhin noch nicht da...oder?“, murmelte Kairi zu sich selbst, als sie näher an die Buche trat und einmal um diese herum lief.

Danach inspizierte sie die Tür genauer und sah durch diese hinein. Außer schwärze war nichts zu sehen. Sie seufzte auf und kehrte der ominösen Tür den Rücken zu.

In der Ferne nahm sie dann Rufe wahr, die zwar erst recht leise aber dennoch verständlich waren.
 

Kairi?!
 

Ihre Mimik erhellte sich. Das war Naminé! Ihre Freunde waren da, um sie zu suchen!

Bevor sie aber zurück rufen konnte, wurde sie nach hinten gesogen.

Erschrocken darüber, dass diese Tür wohl verschlingen wollte, krallte sie sich verzweifelt an den Kanten fest. Mit aller Kraft die sie aufbringen konnte, schrie Kairi nach ihrer Freundin.
 

„Naminé!!! Ich bin hier.-aaaahhhhh!

Wie ein Staubsauger, der seine Saugkraft erhöht hatte, wurde sie in den Baum hinein gesogen und verschwand in der Dunkelheit.

Die Tür schepperte laut danach zu und eine finstere Lache ertönte kurz, bevor die Tür sich in Luft auflöste.
 

Hechelnd kamen Naminé und ihre Freunde an dem Baum an, in der sie den Schrei ihrer Freundin vermutet hatten.

„Kairi?! Kairi, wo bist?“, verzweifelt sah Naminé sich um.

„Naminé. Lass uns zur Polizei. So finden wir sie nicht, kannst du mir folgen?“, schlug Lea ihr vor und die Blondine ließ ernüchternd den Kopf hängen.

Sie macht sich Vorwürfe, dass sie Kairi nicht an die Hand genommen hatte, als sie losrannte und gab Lea die Schuld, für diese blöde Idee, die er hatte. Das ganze stimmte sie eher sauer als süß auf.

Naminé biss sich auf die Lippen und nickte zaghaft.

„Du hast Recht. Lasst uns gehen.“, aufmunternd legte Xion einen Arm um ihre Schultern und machten sich gemeinsam auf dem Weg zur Behörde.

 

 

Dabei übersahen sie die Süßigkeitentüte von Kairi, deren Inhalt verstreut gegenüber einer alten Buche lagen.
 

 

Hier in Halloween – Macht der zukünftige König ihr einen Deal?

Die Rothaarige öffnete blinzelnd ihre Augenlider und riss diese im nächsten Moment ruckartig auf, als sie realisierte, das sie in unbekannte Gefilde sich befand.

Benommen setzte Kairi sich aufrecht und fasste mit der Hand automatisch nach ihrem Kopf. Komischerweise schmerzte ihr nichts, obwohl sie sicher war, dass sie für eine lange Zeit gefallen ist.

Müde rieb sie ihr Gesicht und blickte durch die Gegend. Dieser Ort kam ihr nicht geheuer vor. Mal davon abgesehen, kannte sie diesen Ort noch nicht mal. Alles sah sehr düster, trist und trostlos aus.

Der Himmel war im wahrsten Sinne des Wortes schwarz wie die Nacht. Nur der strahlende Vollmond erhellte die Landschaft vor ihr. Vom ganzen Flair her wirkte die Ortschaft sehr verdreht, gruselig und Gothic mäßig.

Sie richtete ihr Augenmerk zu einer dunklen Gasse, an deren Ende sich ein Gittertor befand und nicht gerade einladend aussah. Einladend sah die komplette Umgebung nicht aus, aber sie musste jemanden finden, der ihr irgendwie wieder nach Hause verhalf.
 

Kairi horchte auf, als sie Musik aus der Richtung des Tors am Ende der Gasse vernahm.

Wo Musik war, waren auch Leute und wo Leute sind, bekam sie auch Hilfe.

Mit einem angestrengten Seufzer stand Kairi auf, griff nach ihrem Hut, der neben ihr lag und glättete ihr Kleid zurecht. Vorsichtig schritt sie die dunkle Gasse entlang und rieb sich dabei aufmunternd an ihren Oberarmen.

Je näher sie dem Tor kam, desto lauter wurde die Musik, aus der sie nun Gesang vernahm.

 

 

 

 
 

Kommt mit uns, wir laden euch ein.

Kinder hören wir hier unheimlich gern schreien!


 

Irritiert zog Kairi die Augenbrauen zusammen und runzelte die Stirn, als sie fast am Tor angelangt war. Klar, es war Halloween, aber das Lied klang für sie schlichtweg ergreifend.... obszön. Wo zur Hölle war sie bloß gelandet?
 


 

 

Hier bei uns wird nur geschrien,

fliehen wir nach Halloween.

Hier in Halloween, hier in Halloween.

Kürbis kreischt um die Mitternacht!

Hier in Halloween, spiele jedem der's verdient Schabernack,

und dann fallen sie tot um vor Schreck!

 
 

Am Gittertor angekommen, schaute Kairi nach oben. In krakeligen Schriftzügen stand der Name der Stadt „Halloween Town.“ eingraviert.

So wie die Leute es gesungen hatten. Sie befand sich also in Halloween? Gab es eine Stadt oder Dorf, das so in ihrer Umgebung hieß? Sie kann sich auf jeden Fall nicht daran erinnern.

Quietschend öffnete sich die Tür, als Kairi diese aufdrückte und sich auf einem runden Dorfplatz wiederfand. Dort entdeckte sie auch die Menschenmenge, die vergnügt sangen und tanzten. Oder sollte sie besser sagen, die sich gegenseitig Angst einjagten?

 

 
 

Jetzt geht's rund, wie man sieht.

Jedermann singt unser Kürbislied!

Jetzt geht's rund! Heut' ist Halloween.

Jedermann erwartet neuen Schabernack!

 

 
 

Kairi war sich nicht sicher, aber sie fand, das die Kostüme, die diese Leute trugen, sehr echt und überzeugend in ihrer Rolle rüber kamen. Sofern dies...wirklich Kostüme waren? Als sie näher an die Menschenmenge heran trat, bekam sie von ihnen neugierige und musternde Blicke. Ein Junge, der komplett in Bandagen gewickelt war, ging sogar auf sie zu und umkreiste sie. Verunsichert nahm sie Abstand von ihm, während die Menge fröhlich weiter sang.

 
 

 

Um die Ecke, da steckt einer im Mülleimer.

Jemand lauert und er stürzt sich gleich auf... dich!

 

 

 

Mit der Hacke stieß sie gegen ein metallisches Gefäß, was sich als Mülltonne entpuppte. Erschrocken drehte sie sich um und bereute es sogleich, als aus dieser eine verwahrloste Katze heraus sprang. Die Arme an ihrem Oberkörper gepresst, schrie sie in den höchsten Tönen, wie es ihre Stimmbänder zuließen. Bei dem einem Schreckensschrei blieb es leider nicht. Sobald sich Kairi von dem Ersten Schrecken erholt hatte, geriet sie in den nächsten.

Jemand versuchte ihr kleine, dicke Spinnen in die Haare zu stecken und ein anderer riss sich förmlich sein Gesicht vor ihren Augen ab. Aus einem Grund, den Kairi nicht erklären konnte, klatschten die Wesen lobend ihr zu, als sie so panisch und vor Angst kreischte.

Für Kairi stand nun fest, dass diese Leute nicht wirklich menschlich sein konnten.

 
 

 
 

Jetzt geht's rund! Heut' ist Halloween!

Jedermann erwartet neuen Schabernack!

 

 
 

Doch dann sah sie jemanden in der Menge, der wie ein Mensch aussah. Silberne Haare und dunkler Hautteint stachen ihr entgegen. Schnell drängte Kairi durch die Menge, um mit dieser Person zu reden, aber im nächsten Moment war er wie vom Erdboden verschluckt. Angespannt sah sie sich um. Wie kann jemand so schnell von jetzt auf gleich verschwinden? Auf einmal versammelten sich die Kreaturen vor dem grünen schleimigen Brunnen. Interessiert und beunruhigt zugleich gesellte sie sich dazu.
 

 

 
 

Skellington Jack der König bringt dich um vor Schreck,

springt dir ins Genick und dann hörst du ihn schreien:

[Hier in Halloween], hier wird nur geschrien!

 

 

 

Aus der leuchtend grünen Flüssigkeit des Brunnens, ragte ein weißer skelettierter Kopf heraus, der langsam sich empor erhob und den Rest seines Körpers präsentierte. Mit einem schaurigen Grinsen starrte dieser kreidebleiche Mann - Skellington Jack? - die Masse an, die ihn mit Begeisterung zujubelte und er sich feiern ließ, als wäre er der Fürst der Unterwelt selbst. Anschließend benutzte er seine Zeigefinger, um seinen Mund weit aufreißen zu können. Seine scharfkantigen Zähne kamen dadurch zum Vorschein und er ließ einen Schrei los, der einer Banshee Konkurrenz machen könnte. Vor Furcht erstarrte Kairi wie eine Statue, während sie dem Schreckensschauspiel weiterhin observierte und ihre Aufmerksamkeit galt erneut dem Brunnen, dessen Konsistenz anfing zu blubbern.

 

 

 
 

Bitte macht jetzt Platz für 'nen wirklich feinen Kerl.

Unser Sora wird König der Kürbisse.

Jedermann grüßt unsren Kürbiskönig!

La la la lalala la la la, ...

La la la lalala la la la, ...
 


 

Etwas schoss aus der Substanz hervor und drehte sich wie eine Schraube in die Luft empor. Im Schein den Mondlichts entfaltete das Ungetüm seine schwarzen brachialen Schwingen und landete mit einem Bein angewinkelt auf der Guillotine. Die einst großen Flügel von ihm schrumpften auf die Länge eines Armes. Erst jetzt konnte Kairi einen besseren Blick auf ihn werfen.

Es war ein junger Mann. - Wahrscheinlich der zukünftige Kürbiskönig Sora? - Sie schätzte ihn auf ihren Alter herum. Seine Bekleidung war überwiegend in schwarz, die des eines Vampir´s ziemlich ähnlich aussah. Seine Schulterstücke waren grau und gezackt, wie die Flügel einer Fledermaus. Dazu trug er weiße Handschuhe, auf deren Handrücken in schwarz ein „X“ eingestrickt war. Seine schwarze Hose war weit geschnitten und endete an seinen Knien. Dazu trug er schwarz und rot gestreifte Strümpfe. Seine Füße steckten in sehr großen, schwarzen Lackschuhe, die einen Silberstreifen als Verzierung hatten. Er hat Skelettfledermaus-Flügel auf seinem Rücken und er trug eine schaurige Halloween-Kürbis-Maske auf der rechten Seite seiner Stirn, die sein rechtes Auge leicht verdreckte. Seine Augenpartie war geschwärzt, welches seine hell leuchtende blauen Augen zum Vorschein brachten.

Er grinste dann selbstgefällig in die Menge, wobei man nun seine Fangzähne aufblitzten sah und trat anschließend gegen den hölzernen Pfahl der Guillotine, deren scharfes Messer hinunter sauste und den Kopf eines der Mitbürger sauber abtrennte.

Manisch lachte er dabei auf, während Kairi voller Ehrfurcht aufschrie und somit die Aufmerksamkeit auf ihr lag. Diesmal herrschte kurz Stille, bevor die Menge wieder in Gelächter und Applaus verfiel.

Schockiert und mit der Situation völlig überfordert, kehrte sie dem Pack mit Tränen in den Augen den Rücken zu und rannte ungewiss ein paar Treppen hoch, die allem Anschein nach zu einem Friedhof führten. Sie lief an dutzende Gräber vorbei, die komische Namen trugen und gespenstisch aussahen. Mit ihrem linken Absatz blieb sie dann zwischen den Pflastersteinen stecken und sie schlüpfte aus dem Schuh heraus. Entsetzt stoppte sie und sah erst ihren Schuh, dann die Straße die sie zurückgelegt hatte an. Verbissen fluchte sie ein „Verdammt!“ hervor und zog kurzerhand ihren rechten Pumps aus, um ihren Weg in Strümpfen fortzufahren.

Nachdem sie eine große Grabsteinplatte gesichtet hatte, versteckte sie sich hinter dieser und ging in die Hocke. Dabei umarmte sie ihre Beine und vergrub ihr Gesicht hinter den Knien. Leises Schluchzen war dann zu vernehmen.

„Was ist das bloß für ein furchtbarer Ort?“, murmelte sie und kniff ihren Augen zu. Wie sollte sie nun nach Hause kommen? Diese Kreaturen konnte sie kaum möglich danach fragen. Was wohl ihre Eltern und Freunde denken müssen?

Kairi bereute es, überhaupt auf Lea´s Genecke eingegangen zu sein. Warum ließ sie sich davon immer provozieren? Was sollte nun aus ihr werden?

Fragen über Fragen, die Kairi noch mehr traurig stimmen ließ, als sie ohne Antworten bereits schon war.

 

 

 
 

~ ~

 
 

Dem Rotkopf interessiert hinterher blickend, sprang Sora mit einem Salto von der Guillotine hinunter und wurde auch sogleich von seinen Mitbürgern umzingelt.

„Das war mal wieder eine super Vorstellung, Sora.“, bekam er direkt von einer dürren Hexe zuhören, die ihn lobend an der Schulter fasste.

„Ich bin fast vor Schreck gestorben! Das wäre dann das zweite Mal gewesen!“, komplimentierte ein grünlicher Zombie und klopfte ihm am Rücken. „Und wie du dem kopflosen Nick erneut den Kopf abgetrennt hast, das war großartig!“

„Oh Sora!“, schmachteten ein paar weibliche Wesen, die ihm zu winkten und Luftküsse an ihn verteilten.

„Denk dran! Du kannst immer noch was unserem Blut haben!“, kicherten die Mädchen.

Beschämt lachte Sora auf und sah von der Horde des weiblichen Geschlechts weg und bedankte sich stattdessen bei den anderen, für ihre Lobe.

Der Bürgermeister persönlich marschierte auf den jungen Vampir zu und klatschte zwei Mal.

„Hach, Sora. Sei doch nicht so bescheiden. Jack muss unheimlich stolz auf dich sein. Du wirst einen hervorragender Nachfolger für Jack sein.“

Sora winkte hingerissen mit einer Hand ab und grinste breit.

„Ach, nicht doch. Das war doch gar nichts.“

„Da hat er Recht.“, tauchte ein tiefe Männliche Stimme neben ihn auf, als die Menge Platz für den Neuling machte.

„Xehanort! Beim Grabe von Oogie, du weißt echt wie man die Stimmung vermiest!“, mit den Armen vor der Brust verschränkt, hob der Angesprochene übermütig eine Braue in die Höhe.

„Und du weißt nicht was Pünktlichkeit ist. Du solltest vor der Parade zu Dr. Finkelstein. Nicht nach.“, missbilligend schnaubte der Silberhaarige in der schwarzen Kutte auf.„Oh. Oh. Stimmt, da war ja was. Oopsies!“, verlegen kratzte Sora sich am Kopf, während Xehanort den Kopf schüttelte und mit dem Daumen hinter sich zeigte.

„Vielleicht solltest du jetzt deinen Weg dann Richtung Laboratorium setzen.“

„Jup, bin auch gleich auf dem Weg dahin.“ , meinte Sora und schlug den entgegengesetzten Weg in Richtung Friedhof ein. Die Stirn in Falten gelegt, starrte Xehanort dem jungen Vampir hinterher.

„Zum Labor geht es aber in die andere Richtung.“

„Ich weiß. Muss aber vorher was erledigen!“, erklärte Sora sein Handeln und verschwand hinter einer Mauer. Unbefriedigend darüber seufzte der junge Xehanort auf und machte kehrt. Die Wesen um ihn herum sahen ihn dabei musternd an, bevor er mit einer lahmen Handbewegung sie weg scheuchte.
 


 

~ ~

 

 

 
 

Ein schleierhaftes Tuch flog über die Gräber hinweg und blieb interessiert in der Luft über Kairi schwebend zum stehen. Am vorderen Ende ragte eine leuchtende, kleine Kürbis Nase auf und dazu ein passender kleiner Hundekopf, dessen Ohren wellig nach hinten lagen.

Spiralförmig segelte er zu ihr hinab und blieb vor ihren Knien stehen. Danach stupste er sie vorsichtig an und bellte, was Kairi aufschrecken ließ.

„Wahh!“, der Kopf schnellte nach hinten und stieß gegen die harte Steinplatte. Schmerzend rieb sie sich die Stelle und starrte mit einem zu gekniffenden Auge nach vorne. Freudig wirbelte ein Geisterhund vor ihr her, der anscheinend mit ihr spielen wollte. Mit dem Unterarm wischte Kairi sich über ihr Gesicht.

„Jetzt nicht. Ich habe keine Lust zu spielen.“, bemerkte sie schroff und sah deprimiert gen Boden. Doch der Hund ließ sich davon nicht beirren und stupste sie weiter an. Diesmal gegen ihren rechten Oberarm.

„Jetzt. Nicht.“, wiederholte sie dies zischend. Das wiederum veranlasste dem Geisterhund das ganze als Spiel anzusehen und stupste sie am ganzen Körper an, bis sie aufstand.

„Nun lass es doch sein!“, fauchte sie und der Hund blieb in seiner Bewegung starr. Ein kleines Jaulen kam von ihm, während Kairi seufzend ihre Schultern hängen ließ.

„Hör zu.“, begann sie und schritt auf das fliegende Tuch zu.

„Ich habe einen harten Abend gehabt...oder noch vor mir.“, begann sie murmelnd und streichelte den weißen Hund.

„Aber ich kann jetzt unmöglich mit dir spielen, okay? Beim nächsten Mal können kön.-“, Kairi stockte in ihrem Satz, als sie schnelle Schritte auf sich zukommen hörte und packte das Tier in ihren Armen, um sich zu verstecken.

„Shhh.“, beruhigend strich sie dem fliegenden Hund über den Rücken, damit er keine Geräusche von sich gab.
 

„Hallo?!“, Kairi blieb stocksteif in ihrer Bewegung stehen. Es war definitiv eine maskuline Stimme.

„Mädel mit dem roten Haar? Bist du hier?!“, Kairi hielt ihr Atem an. Er war hinter ihr her? Bloß was war hinter ihr her und warum? Hatten sie heraus gefunden, dass sie gar nicht hier her passte und versuchten nun sie zu fressen?

Vorsichtig tastete Kairi sich nach vorne, um einen Blick auf ihren Jäger erhaschen zu können. Was sie jedoch bereute, als sie um die Steintafel schaute.

Schnell zuckte sie zurück und presste sich gegen die steinige Tafel. Der zukünftige Kürbiskönig war hinter ihr her? Warum und wieso?

Schaurige Vorstellungen erfüllten ihre Gedanken. Das er ihr Blut aussaugen würde, bis keines mehr vorhanden war und wie eine leere Capri Sonnen Packung zu Boden ging. Oder er sie zerstückeln wird und an seine Bürger verfüttern oder gar.-

Hastig schüttelte sie ihren Kopf. Über so was sollte sie erst gar nicht denken.

Als sie erneut um das Grab sah, war der Typ wie vom Erdboden verschlungen. Erleichtert atmete sie aus und der Geisterhund wedelte freudig mit dem Sterz.

„Na, du freust dich auch das er weg ist, nicht wahr?“, meinte sie und kraulte dem Hund unter dem Kinn.

Hier steckst du also.“ , laut quietschend plumpste Kairi auf ihren Hinterteil und rutschte auf diesem nach hinten. Hoch oben auf der Grabtafel hockte Sora, der sie amüsiert musterte.

„Wie Musik in meinen Ohren. Schreist du noch mal für mich?“ , bat er sie keck und Kairi schüttelte hektisch verneinend ihr Haupt.

„Ach menno. Aber vielleicht ja so....“, auf einmal war Sora aus ihrem Blickfeld verschwunden, um nur im nächsten Moment neben ihr zu hocken und ein monotones „Boo“ abzulassen.

Überrumpelt davon schrie sie wieder auf und krabbelte zu dem Hund hinüber, der fröhlich in der Gegend umher schwebte.

„Fabelhaft! Sag, wo hast du gelernt so zu schreien, hm?“, das Gesicht unglaubwürdig verzogen starrte Kairi ihren Gegenüber an.

Der hatte doch nicht mehr alle Tassen im Schrank! Nach links und rechts umschauend, griff sie kurzerhand nach dem Geisterhund, der verspielt bellte.

„B-Bleib da stehen wo du bist! O-oder ich werde dem Hund hier was antun!“, drohte sie ihm auf schlotternden Beinen, um ja nicht von ihm gefasst zu werden. Verdutzt blinzelte Sora, bevor er in schallendes Gelächter verfiel.

„Du bist zu komisch!“, lallte er und beugte mit den Händen auf den Knien gestützt nach vorne.

„Ich mein es ernst!“, keifte sie und drückte das Tier näher an sich heran, was wohl dem Hund gefiel, als er wieder frohlockt mit dem Schwanz wedelte.[/LEFT]

[LEFT]„Ah ja? Was willst du machen? Ihn zu Tode knuddeln?“, witzelte er und unterdrückte ein wiederaufkommendes Lachen.
 

Verzweifelt sah sie sich um. Was sollte sie nur tun? Der Typ war wohl ein kompletter Psycho!

„Sag mal, kann es sein, das du Angst vor mir hast?“, wie auf frischer Tat ertappt ließ sie den Hund los, welcher aufgeweckt an die Seite des Vampir´s sich gesellte. Anstatt ihn eine Antwort zu geben, biss sie sich auf die Unterlippe und ballte ihre Hände zu Fäusten.

„Das ist großartig! Ich wusste doch, das ich furchteinflössend bin. Nicht wahr, Zero?“, bei der letzten Aussage streichelte Sora den Hund über den Kopf, der zustimmig bellte und Sora ging auf die Rothaarige zu. Kairi hingegen lief es eiskalt den Rücken runter. Angstschweiß lief ihr die Stirn hinunter und sauer auf sich selbst, biss sie noch tiefer auf ihre Lippe, bis diese leicht zu bluten begann.

„Na los!“, brüllte sie aus heiterem Himmel und überrascht blieb er zwei Meter vor ihr stehen.

„Bring es endlich hinter dir!“, total verwirrt über ihren plötzlichen Ausbruch rieb er sich am Kopf.

„Wa.-“

„Worauf wartest du? Macht es dir Spaß, mit deinem Essen so zu spielen bevor du es umbringst?“, abermals blinzelte der Prinz der Kürbisse das Mädchen irritiert an, ehe er anfing zu lachen. Empört stampfte Kairi mit ihrem Fuß auf, als sie anscheinend gar nicht ernst genommen wurde von diesem Möchtegern Vampir.

„Was ist so lustig?!“, gekrümmt vor Lachen sah er sie an.

„Hach, du bringst mich noch um vor Lachen. Du bist nicht zufälligerweise ein Clown, oder?“

„Bitte, was?“

„Ich mein...“, begann Sora und packte mit der linken Hand sich an die Stirn. „...du hast doch nicht wirklich gedacht, das ich dir etwas antun werde, oder?“

„Etwa nicht?“, fragte sie bitter nach.

„Natürlich nicht! Sehe ich aus wie ein Mörder?“, stirnrunzelnd starrte sie ihn an.

„Es gibt kein eindeutiges Aussehen für einen Mörder.“, bemerkte sie und blies ihre Wangen auf.

„Na siehst du! Ich mein...warte,was? Gibt es nicht?“, entsetzt über diese Nachricht kratzte er sich am Kinn.

„Wenn das so ist.“, Sora zuckte mit den Schultern, ehe er mit der rechten Hand ausholte und diese ihr entgegen streckte.

„Ich bin außerdem Sora. Sora.-“

„Der zukünftige Kürbiskönig. Ich weiß.“, beendete sie seinen Satz für ihn und er nickte.

„Richtig. Zwar wollte ich Skellington sagen, aber das trifft ebenfalls zu. Und du bist?“, die Hand weiterhin nach ihr ausgestreckt, wartete er darauf das sie diese annahm. Nur zögerlich umschlang sie seine Hand mit ihrer. Ihr Blick hielt währenddessen mit dem seinen stand.
 

„Kairi. Kairi Hikari.“, stellte sie sich vor.

„Kairi.“, wiederholte er ihren Namen und zerrte sie im nächsten Augenblick in seine Arme. Ihr entrann dabei ein überrumpeltes Quietschen und ihr Körper versteifte sich in seiner Umarmung. Sora indes schnüffelte an ihren Haaren und zog etwas verschreckt den Kopf nach hinten.

„Du riechst komisch.“, sie stieß ihn von sich weg, um Abstand von ihm zu gelangen.

„Und du hast keine Manieren!“, stellte sie fest und prüfend begutachtete er sie.

„Du bist nicht von hier, oder?“

„Sieht das etwa so aus?“, stellte sie die Gegenfrage und sie fragte sich innerlich, ob diese Aufmüpfigkeit die sie gerade zu Tage brachte, sie nicht ins Verderben locken könnte.

„Mhm...“, er neigte sich nach vorne und stupste gegen die kleinen gefälschten Eckzähne von Kairi.

„Die sind nicht echt.“, bemerkte er und umkreiste sie, als wäre sie seine nächste Mahlzeit.

„Alles andere ist auch nicht echt.“, sagte er und riss ihr Kleid mit den Daumen und Zeigefinger etwas nach oben.

„H-Hey! Lass das gefälligst!“, sie schlug seine Hand weg, die er schüttelnd zurück zog.

„Mhm...“, erneut begutachtete er sie und näherte mit seinem Gesicht das der ihren. Instinktiv zog Kairi ihre Lippen nach innen und lehnte ihren Kopf in den Nacken soweit wie möglich. Ihre Wangen färbten sich leicht rosa, da seine Nähe sie nervös werden ließ.

Die Augen zu Schlitzen geformt, huschten sein Pupillen über ihr Gesicht. Anschließend schnalzte er mit der Zunge und distanzierte sich von ihr, um sich nachdenklich am Kinn zu fassen. Argwöhnisch beobachtete sie ihn, wie er Grimassen zog und zu sich selber nickte.

„Ich hab´s.“, posaunte er und zeigte mit den Zeigefinger auf sie.

„Du bist ein stinkender Mensch.“, das kam trockener aus seinem Mund hinaus als es angedacht war und auf Kairi´s Stirn pulsierte eine genervte Ader.

„Entschuldige bitte!“, sauer stemmte Kairi ihre Hände an den Hüften ab.

„Du bist entschuldigt.“, Sora klatschte danach die Hände zusammen und grinste sie keck an. Bevor sie Protest einlegen konnte, fuhr er fort.

„Aber das macht nichts. Man gewöhnt sich relativ schnell an euren Geruch. Oder...“, ein laszives Grinsen machte sich auf seinen Lippen breit und er tippte abwechselnd seinen Fingerspitzen gegeneinander.

„...möchtest du auch zum Vampir werden?“

„Was?! Nein! Ich will einfach zurück nach Hause!“, fuhr sie ihn an und er neigte seinen Kopf zur Seite.

„Dann geh doch nach Hause.“, meinte er schlicht und verstand deshalb ihr aufgebrachtes Verhalten nicht.

„Ich...ich weiß nicht wo ich dafür hingehen muss.“, murmelte sie verlegen und spielte mit dem Saum ihres Kleides herum.

„Oh.“, entglitt es ihm und er dachte nach. Er wusste auch nicht, wo diese Menschenwelt war oder woher sie aus dem Nichts herkam, aber vielleicht wusste Dr. Finkelstein etwas?

Eventuell konnte sogar Sora selbst einen eigenen Nutzen daraus ziehen.

„Hey. Ich schlag dir was vor.“, begann Sora und Kairi betrachtete ihn skeptisch.

„Ich helfe dir nach Hause zukommen. Im Gegenzug will ich dein Blut.“

„Was? Niemals! Das ist ja total kontraproduktiv!“, Sora rollte mit den Augen über ihren Ausbruch.

„Nicht wie du denkst, Püppi.“

„Nenn´ mich nicht Püppi.“, bestürzt hob Sora seine Arme an.

„Wie auch immer. Ich brauch nur eine kleine Phiole voll Blut von dir. Keine Bange, das sauge ich dir nicht aus. Wir haben da so was, das schimpft sich Spritze. Was sagst du dazu?“, Kairi fragte sich gerade, wer von den beiden hier der wirkliche Clown war.

Unbehaglich starrte Kairi ihn an. Das war ihr mehr als Suspekt.

„Wozu brauchst du mein Blut?“, fragte sie deswegen zweifelnd nach.

„Ich hab meine Gründe, sowie du deine Gründe hast nach Hause zu gehen. Ich kann dir aber versichern, dass das ganze für dich absolut keinen Nachteil haben wird.“

„Und das sollte ich dir glauben, weil...?“

„Weil du sonst nicht nach Hause kommst. Ich bezweifele nämlich, dass die anderen so gütig sein werden wie ich.“, begründete Sora ihre Zweifel.

Kairi musste sich nun entscheiden und ehrlich gesagt, fiel ihr die Entscheidung nicht gerade leicht. Aber für sie stand es endgültig fest.

„Okay. Du bringst mich nach Hause und im Gegenzug, gebe ich dir etwas von meinem Blut. Pinky Promise!“, Kairi hielt ihren rechten kleinen Finger entgegen, welchen Sora irritiert anschaute.

Pinky...was?“

„Pinky Promise. Ein Versprechen einhalten in Form der Verzweigung der kleinen Finger. So!“, sie hakte damit ihren kleinen Finger mit dem von Sora zusammen.

„Oh. Ich verstehe. Dann Pinky Promise!“, Kairi ließ danach ab und trat näher an ihn heran.

„Also....“, begann sie und wartete darauf, das er sie zu ihrem Ziel führte.

„Oh, ja. Wir müssen erst nach Dr. Finkelstein. Er weiß nämlich mehr über die Menschen bescheid als ich. Komm mit.“, seine einst verkürzten Flügel breiteten sich wieder schwungvoll aus und er packte sie unter den Armen, eher er mit ihr hoch in die Lüfte schwang.

Beängstigt schrie sie auf und befahl ihm in quietschenden Tönen, das er sie gefälligst absetzen sollte. Zero, der Geisterhund, folgte ihnen energiegeladen zum Fallbeil-Platz.

Sora hingegen ignorierte ihr Genörgel gekonnt und genoss dafür ihr melodisches Geschrei. Sie war halt Musik in seinen Ohren.
 


 

Drei kleine Knilche, die sich hinter einem großen Grab versteckt hatten, kicherten unheilvoll über das Geschehene auf.

Das wird unserem Meister gefallen!

 
 

Hier in Halloween – Wünscht jeder dem zukünftigen König viel Spaß?

Stillschweigend setzte Sora Kairi behütet am Boden ab und seine Flügel nahmen wieder ihre üppige Form an. Kairi, die ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter zog und die Arme nicht gerade amüsiert vor ihrer Brust verschränkte, funkelte den Vampir böse an.

„Was denn?“, gespielt unschuldig streckte Sora seine Hände in die Höhe.

„Das nächste Mal laufen wir.“, bemerkte sie knapp, als Sora ihr Vortritt zu Doktor Finkelsteins Labor gewährte, dessen Haus auf einen kleinen Hügel war.

„Natürlich.“, sagte er und lief hinter ihr her.

Kairi besah sich die Umgebung genauer, als sie langsam die Treppen hoch stocherte und verzog angewidert ihr Gesicht, als eine tote Ratte in einer der Vertiefungen des Hügels erblickte. Angeekelt schauderte Kairi und warf einen flüchtigen Blick nach hinten, von wo sie den Fallbeil Platz überschaubar gut erkennen konnte. Einige Bewohner redeten miteinander, gingen irgendwelche Beschäftigungen – Sich gegenseitig zu erschrecken – hinterher.

Während des kurzen Fluges, beachteten die Dorfbewohner auf einmal sie, als Sora über deren Köpfen hinweg flog. Jemand rief sogar von unten aus zu ihnen zu.

„Viel Spaß mit der Kleinen, Sora!“

Wie Kairi im Nachhinein erkannte, war es der Korpulente junge in Bandagen gewesen, der dies ihnen hinterher rief.

Sora reagierte überhaupt nicht bei dieser Bemerkung. Ob es nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, überließ Kairi den Sternen.
 

Oben angekommen trat Kairi beiseite, damit Sora deren Ankunft mitteilen konnte, indem er an der Tür klingelte.

Er drückte eine Art Knopf herunter, dessen Aussehen des eines Gehirns ähnelte und ein schrilles Schreien folgte sogleich, als würde jemand hinter den Pforten erschlagen werden.

Befremdlich schaute sie Sora an.

„Sind all´ eure Schellen so...verstörend?“, er grinste auf ihre Frage hin stolz.

„So ziemlich. Cool, nicht wahr?“, Kairi beließ dies unkommentiert und trat stattdessen einen Schritt zurück, als die Vordertür sich knarzend auftat.

„Jaaa? Wer da?“, zum Vorschein kam ein dünner, älterer Herr mit Glatze, der eine schwarze Brille auf der Nase trug und im Rollstuhl saß. Ebenso schwarze Latex Handschuhe und Stiefel hatte er an, während der Körper mit einem weißen Kittel bedeckt war.

„Hallo Doktor Finkelstein! Hätten Sie kurz Zeit für uns?“

„Ah, Sora. Dich hatte ich eigentlich vor dem Schreckensfest erwartet aber was soll´s. Kommt rein.“ , lud der Doktor die beiden in seine bescheidene Bude ein und schloss die Tür knallend hinter ihnen, sobald sie eingetreten waren. Dicht am Rücken von Sora gepresst, da sie diesen Schuppen nicht über dem Weg traute, drangen sie Stück für Stück in die Mitten des Raumes ein und kamen vor einem großen Metalltisch zum stehen. Auf diesem lag verstreut plumper Schrott.

Mit seinem stümmeligen Armen bewegte er die Räder von seinem Stuhl und manövrierte sich zu seinem Pult, auf denen Bücher und Skizzen von skurrilen Mechaniken zusehen waren.
 

„Ah, Sora...wen hast du da eigentlich mitgebracht?“, neugierig wandte er sich zu den beiden herum und öffnete dabei seine Schädeldecke, um mit der rechten Hand seine Gehirnzellen zum Denken anregte.

„Oh, stimmt! Doktor Finkelstein, das ist Kairi!

Kairi. Doktor Finkelstein.“, stellte Sora sie miteinander vor und Kairi, deren Augen Teller groß geweitet waren, quietschte verschreckt bei dem Anblick von Doktor Finkelsteins Gehirnmasse auf.

„Kairi also? Angenehm die Dame.-eeeeh!“, der Doktor war im Inbegriff ihr seine rechte Hand als Begrüßung zu reichen, doch seine linke klappte die obere Hälfte der Schädeldecke versehentlicher weise zu und quetschte somit seine Hand dazwischen ein.

Kairi weitete entsetzt ihre Augen, als sie ihre bereits ausgestreckte Hand zurückzog und Sora ins Gelächter verfiel.

„Argh, so ein verdammter Mist!!“, fluchte der Doktor und riss seine nun verknackste Hand zwischen der Schädel Spalte hervor, um diese Kairi entgegen zu strecken.

Nur mit viel Überwindung nahm Kairi seine verkorkste Hand an, die er gebührend schüttelte und auf ihren Handschuhrücken versuchte einen Kuss zu hinterlassen.

Das Wort bezog sich auf „Versuchte“, als Sora seine Hand auf die von Kairi legte und sie zu sich herüber zog. Innerlich war sie Sora sehr dankbar dafür. Denn das Gesicht von dem Doktor erinnerte sie enorm an das von einem Frosch.

„Okay. Genug mit den Vorstellungen. Können wir bitte zum wesentlichen kommen?“, bat Sora und beleidigt verzog Doktor Finkelstein seinen Mund zur Seite.

„Ja, gut. Vielleicht sollten wir erst mit dem Anliegen beginnen, warum du eigentlich zu mir kommen solltest.“, ächzend rollten die Reifen des Rollstuhls in dem der Doktor saß hinüber zum Metalltisch.
 

„Uhm, okay. Dann schießen Sie mal los, Dok.“, gespannt setzte Sora sich an die Kante der Tischplatte. Verwirrt über seine Aussage, öffnete Doktor Finkelstein seine Schädeldecke.

„Wie? Ich dacht´ Xehanort hätte dich bereits darüber aufgeklärt? Ich brauche nämlich ein Versuchsobjekt und Xehanort versicherte mir, das du etwas für mich dabei hättest.“

Diesmal war Sora derjenige, der sichtlich verwirrt war.

„Nope. Er sagte zu mir, dass ich unbedingt zu Ihnen kommen sollte. Warum hat er nicht gesagt. Ich sollte auf jeden Fall vor der Parade hier antanzen aber...ich hab´s vergessen gehabt. Hehe.“, verlegen kratze Sora sich am Kinn.

„Mhm.“, nachdenklich wühlte der Doktor mit beiden Händen in seinem Hirn herum.

„Sehr seltsam, in der Tat. Aber was soll´s. Eventuell magst du ja die kleine Kairi für ein paar Stunden bei mir lassen. Dann wäre dein Gang hierher nicht umsonst und das Ganze wäre natürlich für die Wissenschaft, verständlich.“

Widerstrebig schüttelte Kairi ihr Haupt. Nie im Leben bleibt sie bei diesem Froschgesicht!
 

„Das klingt gar nicht schlecht.“, begann Sora und rieb sich am Nacken, während Kairi ihn alarmieren anstarrte und der Doktor seine Zähne bleckte.

„Aber ich muss Püppi hier nach Hause bringen. Also nein.“, beruhigt atmete Kairi aus und dem Doktor fiel wahrhaftig die Kinnlade zu Boden.

„Diesbezüglich hab ich eine Frage an Sie, Dok.“, ein genervtes „Was denn?“ entwich dem glatzköpfigen Mann.

„Wissen Sie zufälligerweise wie man zur Menschenwelt gelangt?“, hellhörig drehte Doktor Finkelstein seinen Kopf wie in Zeitlupe in Sora´s Richtung.

„Die Menschenwelt? Was in Teufelsnamen willst du denn dort?“

„Sie nach Hause bringen.“, damit deutete Sora auf Kairi, die beklommen einen eingeschüchterte Haltung einnahm.

„Mhm, deswegen riecht es hier so komisch und ich dacht´, ich hätte wieder irgendetwas sterben lassen und vergessen. Sie ist also ein Mensch, eh?“, angestrengt fuhr Doktor Finkelstein um den Tisch herum und packte Sora am Kragen.

„He-Hey!“, unsicher beobachtete Kairi, wie der Doktor Sora weiter nach hinten in dem Raum zog und die beiden miteinander tuschelten.

 

„Mein lieber Sora. Kann ich die Kleine nicht behalten? Ich wollte schon immer einen Menschen sezieren. Das würde mir eine erhebliche Hilfe für meine Forschungen sein.“

„Nein. Ich habe einen Deal mit ihr gemacht.“

„Dann biete ich dir einen besseren an!“

„Das bezweifele ich aber stark.“, Sora verengte seine Augen zu Schlitzen.

„Aber nicht doch! Ich kann dir all mein Wissen verraten, was du gerne wissen möchtest. Das ist unschlagbar!“

„Also weißt du, wie man zur Menschenwelt kommt?“

„Ja, so halbwegs. Es gibt eine Tür, die dorthin führt. Doch niemand weiß so recht, wo sie sich befindet.“

„Außer...?“, hakte Sora nach und wie er sich dachte, gab es einen Haken, als Doktor Finkelstein ihm einen schelmischen Grinsen gab.

„Sind wir also im Geschäft? Die Kleine gegen das Wissen, was ich besitze?“, Sora schaute für einen Moment zu Kairi hinüber, die beklommen durch den Raum guckte und mit ihren Fingern spielte.

„Abgemacht.“, sagte Sora, ohne einen Handschlag mit dem Froschgesicht eingegangen zu sein und der Doktor grinste sadistisch.

„Nun, wer könnte es wissen?“, bedrängte Sora den Doktor.

„Xehanort könnte etwas wissen. Immerhin trägt er selbst das Aussehen eines Menschens, obwohl er keiner ist.“, verständlich nickte Sora zu der Aussage, während Finkelstein weiter an seinem Hirn herum hantierte.

„Gut. Das wär dann soweit alles.“, äußerte Sora monoton und das fiese Grinsen von Doktor Finkelsteinwurde breiter.

„Kairi!“, das Mädchen schreckte bei ihren gerufenen Namen auf.

„Lauf nach draußen!“, rief Sora ihr zu und schlug im selben Moment die obere Schädelhälfte von Dokotor Finkelstein zu.

Fluchend schrie dieser auf, als diesmal beide seiner Hände eingequetscht wurden und er panisch versuchte, diese zu befreien.

Derweil rannten Sora und Kairi auf die Haustüre, die Kairi hastig öffnete und aus dieser verschwand. Sora hingegen machte halb in der Tür Halt und blickte zum Doktor zurück.

„Sora! Verflucht seist du! Wir hatten eine Abmachung!!“

Der Genannte hob bloß seinen linken kleinen Finger nach oben und grinste selbstgefällig.

„Kein Pinky Promise, keine Abmachung. Tüdelü!“, mit einem Zweifinger Salut verabschiedete sich Sora und verschwand aus dem Türrahmen.

ARGH! SOOOOORAAAAA!“, hallte die erzürnte Stimme von Doktor Finkelstein durch das ganze Laboratorium.
 

~ ~

 
 

Eilig hechteten die zwei die Treppen hinunter. Unten angekommen, schnappte Kairi hechelnd nach Luft. Sie sah dann anschließend Sora fragend an, welcher breit grinste.

„Man, das wollte ich schon immer mal machen!“, meinte er vergnügt und verstaute die Hände hinter seinem Kopf.

„Sag. Warum sind wir jetzt so fluchtartig aus dem Labor geflohen?“, eines der Gründe war sich Kairi dessen bewusst, aber es muss doch noch einen gehabt haben, während sie miteinander geredet hatten, oder?

„Er wollte einen Deal mit mir eingehen und lass mich dir eines sagen: Sein Deal war Käse.“, die Augenbrauen zusammengezogen, starrte sie ihn ungläubig an.

„Einen Deal? Worum ging es da?“

„Jo. Worum es sich handelte ist doch jetzt schnurz. Wir müssen nach.-“, Sora wurde durch den Gong des Glockenturms, welcher ziemlich laut war, unterbrochen. Mit seinem Blick zum Turm gerichtet, die ihm mitteilte, das es bereits nach Mitternacht war, seufzte Sora auf.

„Wir sollten unsere Suche auf Morgen verschieben.“, entsetzt über die Nachricht packte Kairi ihn an den Schultern.

„Das geht nicht! Ich muss heute noch nach Hause! Meine Eltern und Freunde warten auf mich und Sorgen sich bestimmt zu Tode!“

„Hey.“, Sora selbst fasste sie nun an den Schultern und warf ihr einen ernsten Blick zu.

„Ich bin ehrlich gesagt moppe vom Tag und du wahrscheinlich auch. Außerdem...“, er blickte auf ihre Füße hinab.

„Könntest du gut neues Schuhwerk gebrauchen. Meine Ma kann dir bestimmt welche machen.“, peinlich berührt setzte sie einen Fuß über den anderen ab.

„Wir gehen also zu mir nach Hause, schlafen ´ne runde zusammen und morgen geht es munter weiter.“, legte er fest und empört wich Kairi von ihm zurück.

„Damit das klar ist, ich gehe nicht mit dir zusammen ins Bett. Nada!“ , Sora fuhr sich überschwänglich durch sein Haar.

„Ah, so meinte ich das gar nicht. Ich meinte einfach schlafen. Also, Augen zu und ab ins Nanaland.“

Misstrauisch inspizierte Kairi seine Mimik und Sora seufzte Ergebens auf.

„Hör zu. Entweder du kommst mit mir mit nach Hause oder du pennst hier irgendwo auf der Straße. Was ist dir lieber?“, betretendes Schweigen herrschte, bevor Kairi ein gemurmeltes „Zu dir.“ zur Antwort gab.

„Wohin?“, neckte er sie, indem er so tat, als hätte er sie nicht verstanden.

„Zu dir!“, sagte sie diesmal deutlich hörbar.

„Das wollte ich hören. Na los. Gehen wir.“, Sora trat somit den Nachhauseweg an und Kairi folgte ihm dicht gefolgt. Dabei berührte sie aus Versehen mit ihrer linken Schulter die Spitzen seines Flügels und reflexartig drehte er sich in Windeseile in einer Karate Stellung nach ihr um.

„Woah! Die Flügel sind Tabu! Du darfst alles von mir anfassen, außer meine Flügel, verstanden?!“

Überrascht über seine penible Reaktion, hob Kairi unschuldig die Hände in die Höhe.

„Ich habe die nicht mal angerührt. Bin wohl unbeabsichtigt mit dem Oberarm dran gekommen. Tut mir Leid!“

Sie verstand nicht, warum Sora so sensibel auf seine Flügel reagierte. Wenn sie so darüber nachdachte, verstand sie vieles hier nicht und das machte ihr angst.

„Ist schon okay. Dann weißt du das für die Zukunft.“, sie nickte nur förmlich und war schlichtweg froh, dass sie diesmal zu Fuß unterwegs waren.
 

~ ~
 


 


 

Nicht all zu weit entfernt, in einem dunklen und verlassenen Keller, standen zwei Gestalten.

Der eine war groß und korpulent, der andere schmal und etwas kleiner als sein Gegenüber.

An den Mauer Wänden hingen zum Teil verrostete Ketten, an denen vereinzelnd Skelette befestigt waren. Ratten lungerten zwischen einige kaputten Mauersteinen, auf den gepflasterten Boden bildeten sich Pfützen und allgemein roch dieser kreisrunde Raum vermodert.

„Da ist dir der Junge tatsächlich entkommen, weil er von Natur aus unpünktlich und vergesslich ist. Wie köstlich!“

„Spar dir deine unbedeutende Worte, Oogie. Sonst sorge ich persönlich dafür, das du als Kartoffelsack endest.“, spottendes Gelächter erfüllte den Raum.

„Kein Grund gleich einem ´nen Strick um den Hals zu legen, Xehanort.“, mit einem teilnahmslosen Gesichtsausdruck starrte Xehanort auf die Steinplatte vor ihnen, an denen Kettenschellen als Vorrichtung dienten.

„Das Nächste Mal fällt er in unsere Hände. Keine Sorge.“, versicherte Xehanort dies zu sich selbst und seine Bernstein gelben Augen wanderten zu linken Seite des Raumes, als drei kleine Wesen auf ihn zukamen.

„Angst, Furcht und Schrecken. Was habt ihr zu berichten?“

Angst, das einzige Mädchen bei dem Trio, mit länglichem Gesicht, einem spitzen Hexenhut und fliederfarbenes Kleid, trat hervor.

„Meister. Sora hat eine Abmachung mit diesem Menschenmädchen geschlossen.-“

„Sie haben sich danach auf den Weg nach Doktor Finkelstein begeben, Meister.“, Furcht, ein kleiner Junge mit roten Haaren und rotem Anzug, ergänzte ihre Aussage. Schrecken, der kleinste von den Dreien mit grünem Haar und Skelettierter Kleidung, nickte bestätigend.

„So so.“, ein zufriedenes Grinsen schlich sich auf das Gesicht von Xehanort.

„Wie interessant. Dann soll Sora noch solange Spaß haben, wie er noch kann. Furcht, Angst und Schrecken? Ich hab da eine kleine Aufgabe für euch.“ , überheblich grinste Xehanort, während er seinen absurden Plan den drei kleinen Teufel verriet.

Schallendes Gelächter ertönte dann aus dem Kerker ähnlichen Raum, während der Vollmond erbarmungslos auf die Niederlassung hinab schien.
 


 


 

 
 

~ ~
 


 


 

Kairi hatte von der Couch, auf der sie nun lag, aus eine superbe Sicht nach draußen. Der Mond schien hell durch das Fenster auf sie hinab und geblendet von dieser, wälzte sie sich auf die andere Seite.

Als sie vorhin hier in Sora´s Daheim ankamen, machte Sora sie mit seinen Eltern – Zieheltern - bekannt. Sally, die Mutter von Sora, ist sehr fürsorglich und Kairi bekam auch sofort etwas zu Essen und Wasser in die Hand gedrückt, nachdem sie aneinander vorgestellt worden sind. Nach dem Essen drückte dann Sally ihr einen Nachthemd in die Hand und schwarze Ballerina´s, die vorne mit einem lachenden Kürbis verziert waren. Das Aussehen von Sally bestand aus bläulichen Lumpen, die zusammen genäht wurden, sie hatte rotes langes Haar. die unterschiedliche Farbe hatten. Ihr Kleid bestand ebenfalls aus Lumpen, die aber unterschiedliche Farben hatten und sie versprühte eine Art von Harmonie aus, wie sie es nur von ihren Eltern gewohnt war. Jack, Sora´s Vater, den sie bereits auf dem Fallbeil-Platz zu sehen bekam, ist ein dürres Skelett im Nadelstreifenanzug und wird von den Dorfbewohnern verehrt und als großes Vorbild des Erschreckens gezählt. Er begrüßte sie mit einem Handschlag und erschreckte sie erneut, indem er seine Zähne zeigte und wieder wie eine Banshee schrie. Sie versteckte sich aus Reflex hinter Sora, der es genoss, sie schreien zu hören und komplementierte sogar ihren Schrei vor seinem Vater. Jack stimmte seinem Sohn zu und Kairi war sich schnell bewusst, von wem er diesen komische Humor her nahm. Zero war deren treues Haustier, wobei Zero sich lieber draußen aufhielt. Sora sprach nicht gerne über seine leiblichen Eltern. Nicht, weil er sie nicht mochte, sondern weil er sie nicht kannte.
 

Soweit sie verstanden hatte, war seine leibliche Mutter ein Vampir und sein Vater...

Nun ja. Das wusste irgendwie niemand so genau oder sie verschwiegen es Sora, aus welchen Gründen auch immer. Seine leiblichen Eltern fielen auf jeden Fall jemanden mit dem Namen „Oogie Boogie“ zum Opfer und das liegt knapp 18 Jahre zurück. Wie Sora ihr erklärt hatte, war Oogie ein Verräter und spielte mit dem Leben der Dorfbewohner, als seien sie minderwertige Amöben. Aufgehalten hatte ihn damals Jack mit Hilfe von Sally und das nur mit Glück. Sora´s Eltern konnten sie aber nicht mehr lebend retten, weswegen Jack zusammen mit Sally, Sora bei sich aufnahmen und ihn aufzogen, als wäre er deren eigenes Kind.

Kairi drehte sich auf den Rücken und starrte die Decke an.

Sora bat ihr sogar sein Bett zu schlafen an, was sie echt nett von ihm fand, aber sie lehnte das Angebot dankend ab. Sie wollte keine Umstände machen und dementsprechend bevorzugte sie die Couch, die lustigerweise echt bequem war.
 

„Und wenn was ist, weißt du ja wo du mich findest.“ , hatte er ihr gesagt, bevor er das Wohnzimmer verließ und nach oben in sein Zimmer ging.
 

Wohlig seufzte sie. Er war schon irgendwie süß auf seine eigene Art und Weise.

Sofort strafte Kairi sich für diesen Gedanken und klatschte ihren rechten Handballen gegen die Stirn. Mit einem murren drehte sie der Couchlehne den Rücken zu und erneut schien ihr der Mond ins Gesicht.
 

Grübelnd verzog sie das Gesicht. Eines, was ihr schon bei Doktor Finkelstein zu denken gab, war die Tatsache, das es hier ebenfalls einen Xehanort gab. Es ist nicht so, dass es Namen nicht doppelt gemoppelt irgendwo gibt. Nur genau der Name gab es weit und breit nirgends, außer in ihrer Heimat. Sie hatte Sora - unmittelbar nachdem sie das Nachthemd von Sally anzog – gefragt, ob der Xehanort ein alter Tattergreis sei. Daraufhin lachte nur Sora und winkte ab.
 

„Ne nee. Vom Aussehen her ist er relativ jung. Schätze so um die Mitte zwanzig. Du wirst ihn ja morgen kennen lernen. Zu ihn müssen wir auf jeden Fall hin, wenn du zurück nach Hause möchtest.“
 

Kairi atmete tief aus. Sie wollte eigentlich niemand neues kennen lernen, sondern einfach und schnell nach Hause. Erschöpft gähnte Kairi und rieb sich müde mit einer Hand über ihre Lider.

Morgen würde sie endlich nach Hause gehen und ihre Eltern in den Arm nehmen können.

Mit diesen Gedanken schloss Kairi ihren Augen und befand sich kurz darauf im Traumland.

Unbewusst für Kairi, stand am oberen Treppengeländer Sora, der leicht schmunzeln den Kopf schüttelte.

 

Süß.“

 

 

 
 


 

~ ~
 


 


 

Langsam zu Bewusstsein kommend, riss Kairi ihre Augenlider auf und blickte direkt eine leuchtend orangene Nase an. Verblüfft drückte sie ihren Kopf nach hinten tiefer in das Kissen hinein, um Abstand von Zero zu bekommen.

Dies war anscheinend zwecklos wie sie erfahren musste, als er ihr das Gesicht abschleckte.

„Ah! Nein Zero! Aus jetzt, das kitzelt! Stopp!“, lebhaft bellte das Tier und Kairi setzte sich auf, um den Geisterhund zu streicheln. Dabei fiel ihr auf, dass es immer noch stockduster draußen war. Der Blick auf die Wanduhr verriet ihr aber, dass es bereits neun Uhr Morgens war. Also warum...?

Sie schlug die Bettdecke beiseite und lief in die Küche. Dort lag auf der Theke, neben zwei Frühstücksteller auf denen Essen serviert war, ein weißer Zettel. Bei genauerer Betrachtung stellte es sich um eine Notiz von Sally heraus.

Wir sind unterwegs zum Bürgermeister. Es scheint dringend zu sein. Wir sind am späten Nachmittag wieder zurück. Essen steht für euch auf der Theke bereit. Hab euch lieb und viel Spaß euch!“, las Kairi nuschelnd vor und drehte den Zettel um, als ein Pfeil nach hinten deutete.

PS. Wunder dich nicht Kairi, wenn du hier keine Sonne siehst. Hier gibt es nur die Ewige Nacht. :)“, Kairi lächelte zaghaft. Woher konnte sie dies bloß wissen, dass sie sich darüber wundern würde. Fröhlich drehte sie sich um und blieb mitten in der Bewegung stehen, als eine für sie wildfremde Person ebenfalls im Raum stand.

 

Sein Aussehen erinnerte sie stark an Lea in seinem Wolfspelz Kostüm. Mit der Ausnahme, das der Typ vor ihr muskulöser war und weißes statt rotes Fell besaß. Die Zähne gefletscht knurrte er sie an.

Wer bist du und was machst du in dem Haus der Skellington´s?!“, brummte er und Kairi schluckte merklich hörbar. Die Frage konnte sie ihm genauso gut stellen und eigentlich auch beantworten, doch voller Ehrfurcht traute sie sich nicht zu sprechen.

„Nun sag schon!“, drängte er sie und schritt bedrohlich auf sie zu. Zittrig und mit geballten Fäusten tat sie das, was sie bisher hier am besten konnte. Und zwar schreien.

SORA!“, zornig hielt sich der weiße Wolf seine Ohren zu.

„Argh, willst du das ich taub werde?!“, knirschte er schmerzverzerrt und Kairi nutzte die Gelegenheit, um ins Wohnzimmer zu entkommen. Sobald der Wolf sich gefangen hatte, sprintete er ihr hinterher und sie begann erneut zu kreischen.

„Das reicht mir langsam!“, grölte der Wolf und holte mit der Pranke nach ihr aus. Gekonnt wich Kairi aus und verkroch sich unter dem Tisch, der wenige Sekunden später sie nicht mehr schützte, da dieser umgeworfen wurde. Panisch schreiend versuchte sie von ihm weg zu krabbeln.

„Hab ich dich!“, flink schnappte er sich ihre rechte Wade und hob sie kopfüber in die Luft empor.

Quietschend riss sie vorne ihr Nachthemd zu den Knien hinunter, damit sie sich ja nicht entblößt fühlte.

„Sora!“, schrie sie abermals, als sie hilflos in der Luft herum baumelte.

„Sei still, ich.-“

„Was soll das bitteschön werden, wenn es fertig wird?!“, der Wolf hielt in seiner Bewegung inne und grummelte murrend, während Kairi erleichtert ausatmete.

„Du kennst diese Hausfriedensbrecherin hier?“

„Diese Hausfriedensbrecherin gehört zu mir. Wenn du nun die Güte hättest, Riku, würde ich es sehr begrüßen, wenn du sie sanft runter ließest.“, herrschte Sora diesen Riku an und mürrisch kam er dem nach. Nachdem Kairi wieder auf ihren eigenen Beinen stand, flitzte sie geschwind an die Seite von Sora.

„Warum hat das so lange gedauert?!“, zischte sie ihm flüsternd aufgrund seines verspäteten Erscheinens zu.

„Ich war mit duschen beschäftigt. Außerdem dacht´ ich, dass du mir ein Lied vorsingst. Woher sollte ich wissen, dass Riku dir an den Kragen will?!“, zischte er zurück.

„Spinnst du? Ich schreie doch nicht, um dir Lieder zu trällern oder zu bespaßen!“

„Woher soll ich das wissen? Es hat sich nun mal grauenvoll schön angehört!“

„Dann merk dir ab jetzt, dass wenn ich um mein Leben schreie, dir kein verdammtes Lied vorsinge!“, verloren sah Riku zwischen den beiden Streithähnen hin und her.

„Seid ihr ein Paar oder so?“, Kairi sowie Sora hörten auf sich gegenseitig anzukeifen und warfen Riku einen kalten Blick zu.

Riku winkte danach desinteressiert ab.

„Vergisst es einfach. Ich nehme dann an Sora, dass wir später auf die Jagd gehen?“, entschuldigend kratzte Sora sich am Hinterkopf.

„Jo, sorry dafür! Ich schicke Zero zu dir, sobald ich Zeit habe, okay?“

„Jaja. Viel Spaß dann noch mit deinem Spielzeug da. Sie scheint echt anstrengend zu sein.“, Riku nahm damit Abschied und riss die Eingangstür auf. Aufgewühlt plusterte Kairi ihre Wangen auf.

Der Typ hatte vielleicht Nerven!

„Jo, mach´s gut Riku!“

„Mach´s besser Sora. Oh, und bevor ich es vergesse. Du solltest hier mal lüften. Es riecht hier echt seltsam.“, danach verschwand der weiße Wolf aus der Tür und Kairi schnaufte sauer auf, weil sie höchstwahrscheinlich damit gemeint war.
 

Sie wandte dann ihre Aufmerksamkeit zu Sora und musterte ihn fragend.

„Jagd?“, hakte sie nach und bekam ein Schulter zucken seitens Sora.

„Ist so ein Männer Dingen halt.“, äußerte er sich plump.

„Wer war er überhaupt?“, stellte sie ihm weitere Fragen, die Sora ihr gelassen beantwortete.

„Das war mein bester Freund Riku. Er ist ein Werwolf.“

„Verstehe. Das erklärt natürlich seine menschlichen Gesichtszüge.“, Sora nickte.

„Hatte komplett vergessen, das wir uns verabredet hatten. Egal.“, er sah an ihr auf und ab.

„Du solltest dich auch fertig machen.“ , leicht rot um die Nase herum nickte sie ihm zustimmig zu und stolzierte langsam die Treppen hinauf. Sie machte Halt in der Mitte der Stufen.

„Sora?“

„Ja?“

„Danke.“, bedankte sie sich für die Rettung vor seinem besten Freund.

„Uh, keine Ursache.“, sie lächelte schwach, was er nicht sehen konnte, da sie in die entgegengesetzte Richtung starrte.

„Kairi?“, überrascht drehte sie sich zu ihn um.

„Ja?“, erwartungsvoll starrte sie auf ihn hinab, während er ihr ein selbstgefälliges Grinsen schenkte.

„Nettes schwarzes Rüschen Höschen was du da trägst.“

Irritiert blinzelte Kairi, ehe ihr das Blut ins Gesicht schoss vor Scham, als ihr bewusst wurde, dass sie nur vorne ihren Schambereich abdecken konnte. Somit hatte er einen einen feinen Blick auf ihren Hintern werfen können.

„Du bist unmöglich, Sora!!“, brüllte sie.

Wütend stapfte sie die Stufen nach oben und marschierte ins Badezimmer. Dazu schrie sie abermals wutentbrannt auf, ehe sie die Tür hinter sich zuknallte.
 

Sora nickte nur bestätigend. Ihr Schreien war eindeutig Musik in seinen Ohren.

Hier in Halloween – Ist der zukünftige König ein Egoist?

 

Kairi hatte eine Art Déjà-vu, als sie ihre falschen Eckzähne wieder an ihren Zähnen befestigte, die sie vorherige Nacht heraus genommen hatte. Sora war nämlich der Ansicht, dass sie diese vorsichtshalber drinnen behalten soll, für den Fall der Fälle versteht sich. Überprüfend blickte sie in den dreifach zersprungenen Spiegel, ehe sie zufrieden mit sich selbst ihren angespitzten Hut aufsetzte und aus dem Bad marschierte.

Die Treppen gemächlich hinabsteigend, wartete Sora bereits unten gelangweilt auf sie.

„Warum braucht ihr Frauen so lange im Bad? Macht ihr da was spezielles oder so?“

Am Fuße des Treppengeländers angekommen, warf sie Sora einen lustigen Blick zu.

„Du stellst dich ja an. Ich war nicht mal für fünfundzwanzig Minuten weg.“ , spielerisch schlug sie ihm gegen seinem Oberarm, während er sie keck angrinste.

„Kam mir vor wie ein Jahrhundert. Du solltest noch etwas essen bevor wir gehen.“, meinte dann Sora und nickte zur Küche hinüber.

„Du hast Recht.“, Kairi seufzte auf und verschwand im nächsten Augenblick in die Küche.

Das Essen hier sah nicht sonderlich appetitlich für den Otto normalen Menschen aus, aber in Wirklichkeit schmeckte es vorzüglich. Wer hätte gedacht, das Spinnenbeine so herzhaft lecker schmeckten?

Sobald aber Kairi das nötigste gegessen hatte, um einiger maßen fit für den Tag zu sein, verließ sie zusammen mit Sora das Haus von den Skellingtons.

Verwundert blieb Sora mitten auf dem Weg von ihren Hof stehen.

„Wie ich sehe, passen die Schuhe dir wie angegossen.“

„Jap.“, mit einem fröhlichen Hummen bestätigte sie seine Aussage.

„Und sind ultra bequem. Kudos an deine Mama.“, komplementierte Kairi Sally´s Handwerk und sie setzten ihren Weg zum Fallbeil-Platz fort.
 

„Sag mal, wohin müssen wir eigentlich nun genau?“, kam es schlicht von der Rothaarigen, als sie durch das Tor, der zum Platzt führte, drunter hergingen.

„Wie du ja weißt, müssen wir nach Xehanort und der wohnt etwas abseits gelegen vom Friedhof. Aber keine Sorge, sollte sich was anschleichen, werde ich dich beschützen.“, versicherte er ihr mit einem Zwinkern und sie verdrehte amüsiert ihre Augen.

„Das hoffe ich doch. Sonst kannst du meine Blutlache vom Boden auflecken. Damit wäre ja der Deal geplatz und.- Wobei...vergiss was ich gerade gesagt habe.“, Kairi zuckte kaum merklich über ihre stupide Aussage zusammen.

„Ernsthaft. In meiner Anwesenheit geschieht dir nichts. Also mach dir keine Sorgen.“, beruhigte er sie und Kairi war innerlich dankbar, dass er dieses Mal nicht weiter auf das Thema einging.
 

„Hallo Sora!“

„Yo, Sora! Siehst heute wieder schauderhaft aus. Weiter so!“

„Einen grauenhaften Morgen dir, Sora!“

Begrüßten ihn die Bewohner mit Respekt und hohem Ansehen als sie über den Platz liefen, während Sora gut gelaunt zurück winkte und grüßte.

„Du scheinst ja echt Prominent zu sein bei deinen Leuten.“, bemerkte Kairi und faltete die Hände hinter ihrem Rücken.

„Nah, liegt zum Großteil daran, dass ich der Sohn von Jack bin, der `Thronfolger´ als zukünftiger Kürbiskönig werde und natürlich an mein Können des Erschreckens. Mein Charme spielt da auch eine gewisse Rolle.“, bei dem letzten Satz wackelte Sora anzüglich mit den Augenbrauen.

„Na sicher doch.“, Kairi schüttelte lächelnd ihren Kopf über Sora´s Verhalten.

Aus den Augenwinkeln betrachtete er sie und schaute hektisch weg, als sie ihn anstarrte.

Er verzog kurz für einen Moment seinen Mund, ehe er mit einem Grinsen anhielt.

„Was ist?“, wollte daraufhin Kairi wissen, als sie mitten auf dem Platz zum stehen kamen.

„Kairi, lass uns.-“
 

„Oh Sora!!!“, unhöflich von ein paar jungen und alten Damen unterbrochen, zuckte Soras Mundwinkel unwillkürlich nach unten. Das hatte ihm gerade noch gefehlt.

Kairi blinzelte perplex, als der Schwarm an weiblichen Wesen um Sora herum einen Kreis bildete.

„Ah, hallo Ladys. Wie ihr seht bin ich beschäftigt und.-“

„Ach sei doch nicht so bescheiden!“, unterbrach eine ältere Hexe mit Knollen Nase ihn.

„Du bist gestern Abend so schnell nach dem Fest abgehauen, wir hatten kaum Zeit dir zu huldigen!“

„Und vergiss das Schwärmen nicht.“, sagte eine Zombie Frau, deren rechter Augapfel plötzlich aus ihrer Verankerung heraus fiel und auf ihrer rechten Handinnenfläche ploppte.

„Das Angebot steht noch, Sora.“, meinte eine relativ junge Mumien Dame und setzte ihre mumifizierte Hand auf seiner Schulter ab.
 

„Ja, da hat sie Recht!“, stimmten die anderen Frauen mit ein und Sora entsorgte derweil die Hand der Mumie mit einer raschen Handbewegung.

„Ah, danke, aber ich habe bereits jemanden ge.-“, abermals wurde er mitten in seinem Satz unterbrochen, als eine krakeelende Stimme einer Hexe aufgebracht auf Kairi zeigte.

„Ich wusste es doch! Du hast sie da auserwählt, oder? Das junge Dingen mit dem grotesken Schrei.“, ein Tuscheln ging umher und Kairi stand irgendwie auf dem Schlauch, um was es gerade überhaupt ging. Fragwürdig blickte sie zu Sora hinüber, der schief grinsend die Schultern anhob.

„Was meinen die, Sora?“, fragte Kairi nun sichtlich irritiert und genervt zugleich, als die weiblichen Wesen sie kritisch musterten.

„Sie weiß es also nicht?“, spottete die Knollen Nasen Hexe und die Weiber um sie herum fingen an zu kichern.

„Das er dann auch noch einen...“, die Zombie Frau schnupperte an Kairi, um in nächsten Moment ihre verfaulte Nase zu rümpfen.

„...einen Mischling.“

„Wohl eher eine Missgeburt.“, äußerte sich die Mumien Dame erneut und betroffen fasste Kairi sich oberhalb ihrer linken Brust.
 

„Hey! Das ist aber nicht nett so was zu sagen!“, schimpfte Kairi und wurde prompt mit einer dicken Spinne attackiert, die direkt in ihrem Gesicht landete. Kairi schrie wie am Spieß und hüpfte auf und ab, während der Schwarm um sie herum begannen sie auszuachen.

„Nett? Niemand hier ist nett.“, lachte die Knollen Hexe und sie verstummte plötzlich, als ihr eine Handvoll Spinnen in den Mund gestopft wurde.

„Red´ für dich selbst.“, erschrocken sogen die weiblichen Geschöpfe scharf die Luft ein, als Sora seine Hand abwertend schüttelte und auf Kairi zuging. Seine Flügel breiteten sich schwungvoll aus, während Kairi sich noch nach der Spinne umschaute.

„Ist sie weg?“, murmelte sie dies zu sich selbst, als sie das kleine schwarze Getier nirgends sah.

„Kairi. Wir gehen.“, sie sah auf und bemerkte erst jetzt, dass der Schwarm an Frauen einen großen Bogen um sie gemacht hatten und verschreckt aussahen. Sie blickte anschließend in das Gesicht von Sora, welches streng drein schaute. Seine Augen flackerten bläulich auf, als wären es die Hades Flammen persönlich und seine schwarzen Schwingen waren pompös ausgefahren.

Unbehaglich biss sie sich auf die Unterlippe, als sie vorsichtig seinen Namen sagte.

„Sora?“, ohne ihr eine Antwort zu billigen, hob er sie Bridal-Style in seinen Armen, was ihr ein Quietscher entlockte und sie reflexartig ihre Arme um seinen Nacken schlang.

Leicht über die Schulter guckend gab er den weiblichen Teilnehmerinnen einen vernichtenden Blick, was die Gestalten zusammen zucken ließ.

Anschließend ging Sora leicht in die Hocke, bevor er sich vom Erdboden abdrückte und hoch in die die Luft empor hob.
 

 
 

~ ~

 

 

 

[LEFT]Kairi drückte sich enger an ihn heran. Sie hatte ihn bisher nie so düster schauend gesehen. Als würde er jedem einzelnen die Pest an den Hals wünschen. Einerseits geschah es denen Recht, andererseits mochte sie diese Art von Sora nicht. Dieser gefühllose Ausdruck in seinem Gesicht und kalte Haltung gegenüber den weiblichen Wesen. Das mochte sie ganz und gar nicht.

Außerdem...

Was meinten die Weiber vorhin damit, das sie von nichts wüsste? Hatte sie irgendwas übersehen?

Etwas relevantes? Oder.- plup
 

Kairi blinzelte. Irgendwas ist auf ihre Wange getropft. Prüfend strich sie mit ihrer rechten Hand über ihre Wange und erschrak leicht. Es war Blut!

Sie riskierte einen flüchtigen Blick zu seinem Gesicht und entdeckte sofort, woher es kam. Sora hatte sich anscheinend so stark auf die Lippen gebissen - mit seinen scharfen Eckzähnen – das er anfing an der rechten Seite der Unterlippe zu bluten. War er etwas so wütend auf die gewesen?

„Du.-“

„Passiert das eine oder andere Mal.“, schnitt er ihr prompt das Wort ab.

Oh...“, danach folgte einen unangenehme Stille. Wohin flog er bloß mit ihr?

Und als könnte er ihre Gedanken lesen, sprach er ihr die Antwort aus.

„Ich wollte dir eigentlich vorhin die Umgebung zeigen, bevor die Horde angetanzt kam. Tut mir Leid wegen dem, was sie gesagt haben.“

„Entschuldige dich bitte nicht in deren Namen, okay.“, meinte Kairi etwas bitter und Sora seufzte auf.

„Ich weiß, aber... ich wollte dir zeigen, dass Halloween Town so gar kein übler Ort ist, wie du wahrscheinlich denkst, aber...“, erneut seufzte er auf.

„Da haben diese Leuchtbirnen mir einen Strich durch die Rechnung gemacht, oder?“, er sah auf sie hinab, seine Mimik war diesmal sanfter als zuvor.

Sie sah von ihm weg und kaute lieber auf ihrer Unterlippe herum.

„Dann zeig sie mir.“

„Was?“, sie schaute ihn wieder an und schenkte ihm ein Lächeln.

„Ich sagte: Dann zeig sie mir. Deine Welt.“, überrascht grinste er sie breit an.

„Sehr wohl. Halt dich fest!“, auf Kommando folgte sie seine Anweisung und er erhöhte seine Geschwindigkeit.
 

„Schau nach vorne.“, meinte Sora nach zwei Minuten und verlangsamte sein Tempo. Vorsichtig linste sich nach vorn.

„Da vorne ist der Friedhof, wo ich dich aufgegabelt habe.“

„Ah! Ich seh´s, und was ist das da vorne, Sora?“, Kairi zeigte mit dem Finger auf einen kleinen düsteren Wald, links abseits von ihnen.

„Das ist das Hinterland. Dort geht so gut wie niemand durch.“

„Verstehe.“, Kairi sah interessiert durch die Gegend. Man hatte von hier oben schon eine super Aussicht.

„Da vorne ist außerdem Oogie Boogie´s ehemaliges Versteck gewesen.“, Sora nickte zu einer kreisrunden Schlucht, in dem Trümmer eines wohl einst riesen Gebäudes gestanden haben muss und einige Fassaden der Mauern, die übrig geblieben sind, bestehen nur noch aus Ruinen.

Sora umkreiste einmal die Schlucht. Kairi erspähte dadurch nur einen Fluss, der durch die Schlucht wieder zurück in den Hügeln floss.

Danach flog Sora über die Schlucht vorbei und setzte kurz darauf auf einen spiralförmigen Hügel ab. Froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, hüpfte Kairi zwei Mal kurz auf und ab.
 

„Wo sind wir hier?“, neugierig betrachtete sie die Gegend.

„Das ist der Mondscheinhügel.“

„Der Mondscheinhügel?“

„Mhm.“, Sora nickte und starrte Richtung den Vollmondes.

„Hier scheint auch immer Vollmond zu sein, nicht wahr?“

„Jo. Der Hügel heißt auch so, weil er genau auf diesen Hügel nieder scheint und ab und zu komm´ ich auch hier her, um nachzudenken.“, sie nickte verständlich.

„Sag mal Sora...“, setzte Kairi an und verschränkte ihre Arme hinter dem Rücken.

„Was meinten die Frauen vorhin eigentlich damit, dass ich ahnungslos sei?“, sie neigte fragend ihren Kopf zur Seite und Sora entwich ein langer Seufzer.

„Weißt du, ich könnte jetzt schon Kürbiskönig sein.“

„Aber?“, hakte sie nach und schaute aus den Augenwinkeln ihn interessiert an.

„Aber mir fehlt was.“

„Was fehlt dir?“, drängte sie weiter und Kairi bemerkte, das er mit sich selbst am ringen war. Ihm fiel es offenbar schwer, darüber zu reden.

„Ich.-“

„Du brauchst es mir auch nicht zu sagen. Diese morbiden Hühner haben eh nur Firlefanz geredet. Also vergiss es einfach ganz schnell.“, Sora schwieg danach und stemmte die linke Hand an seiner Hüfte ab.

„Ich brauche Blut.“, sagte er klar und deutlich.

„Blut?“

„Jup.“

„Du meinst, das Blut von mir, wegen der Abmachung.“

„Jup.“, bestätigte er sie nochmal und sie nickte.

„Oh...okay. Also halte ich dich gerade davon ab, König zu werden, weil wir eine Abmachung haben?“
 

„Ja, könnte man sagen. Nein, es ist sogar so.“, meinte er abschließend.

„Mhm....“, sie starrte den Mond verträumt an und schielte anschließend hinüber zu Sora, der sie musterte. Sie starrte ihn lediglich zurück an und Kairi fragte sich grad´ innerlich, ob er schon immer so betörend gut aussah oder ob es der Mond war, der ihn so aussehen ließ?

Und warum war er ihrem Gesicht so plötzlich nahe?

Sie hatte noch nicht einmal bemerkt, dass er mit seiner rechten Hand ihr unter dem Kinn gefasst hatte und sie näher zu ihm heran zog.

Wie in Trance starrte sie gebannt in seine Augen und dennoch schaffte etwas aus ihren Augenwinkeln heraus, ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen.

Etwas kleines rotes huschte zwischen den furchteinflössenden geschnitzten Kürbissen umher.

Zur Besinnung kommend, stieß sie Sora fort und lief ein Stück den Hang hinunter.

„Sora! Hast du das gesehen?!“, rief sie ihm zu und verwirrt sah er ihr hinterher.

„Ich hab nur dich gesehen. Was soll ich groß anderes gesehen haben?“, grummelte er, so das sie es nicht hören konnte und rieb sich schmerzend die Stirn.

Kairi blieb stehen und scannte die Gegend ab. Es war verschwunden, was auch immer es war.

Doch das sollte sie nicht mehr weiter kümmern, als ihr die Röte ins Gesicht stieg und an ihre vorherige Situation dachte. Sie klatschte mit beiden Händen gegen ihre Wangen und schüttelte den Kopf. Sie musste nach Hause und zwar schnell!

Sie machte kehrt und lief Sora entgegen, der sich verlegen an der Schläfe kratzte.

„Ich.-“

„Ich muss nach Hause, Sora. Können wir nun zu...Xehanort?“, bat Kairi ihn und fast schon wehleidig nickte er.

„Natürlich. Du hast Recht. Komm hier lang.“, damit deutete er mit dem Kopf auf eine kleine Tür hin, in der sie - mit mehr oder weniger langen Gesichtern - als nächstes verschwanden.

 
 

~ ~

 

 

 

 

 

Die Tür führte die beiden direkt Friedhof. Etwas abgelegen davon, stand ein komplexes und zugleich verwirrendes Gebäude, welches überhaupt nicht mit der Umgebung harmonierte. Den Hofweg entlang gehend, blieben sie vor der verschlossenen Haustür stehen.

„Auf geht’s.“, seufzte Sora und läutete an der Türklingel. Es vergingen auch keine fünf Sekunden, da wurde die Vordertür geöffnet und ein junger Mann, mit silbernen nach hinten gegelten Haaren, dunkleren Hautteint und schwarzer Kutte stand im Türrahmen. Sofort erkannte sie den Typen. Den hatte sie doch als erstes aus der Menge gestern Abend heraus stechen sehen, als sie hier eintraf.

„Oh. Was verschafft mir denn die Ehre, dass du freiwillig zu mir zu Besuch kommst, Sora?“, der angesprochene kratzte sich unangenehm am Kopf.

„Ehrlich gesagt geht es nicht um mich, sondern um Kairi.“

„Ist dem so?“, den Kopf leicht zur Seite geneigt, warf Xehanort einen leichtes Lächeln zu dem Mädchen und Kairi versuchte zurück zu lächeln, doch irgendetwas gefiel ihr an ihm nicht.

„Wollt ihr dann nicht rein kommen? Zwischen Tür und Angel lässt es sich so schlecht reden.“, lud er sie in sein Haus ein. Der Einladung nachkommend, traten die zwei in das Haus ein, wo Xehanort sie ins Wohnzimmer geleitete.

 

Die Inneneinrichtung sah fast genauso aus, wie bei ihr daheim. Stellte Kairi für sich selbst fest. Die Unterschiede waren halt das Mobiliar und die Architektur des Hauses.

„Setzt euch. Möchtet ihr Tee oder Wasser?“, bat er ihnen als Getränke an.

„Wasser.“

„Wasser.“, antworteten die beiden gleichzeitig.

„Natürlich.“, mit diesen Worten verließ Xehanort den Raum, um in die angrenzende Küche zu gehen.

Kairi sah unsicher zu Sora hinüber, der ihr keines Blickes würdigte. Stattdessen starrte er ziellos durch die Gegend. Kairi fragte sich ernsthaft, ob sie etwas verbrochen hatte, dass er auf einmal so distanziert wirkte.

„Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte sie ihn deswegen besorgt und er nickte schwach.

„Nur Kopfschmerzen. Geht später wieder.“, bemerkte er abwinkend.

„Oh..okay.“

„Bitte sehr.“, Kairi schreckte auf, als zwei Gläser lautstark auf die Marmortischplatte gestellt wurden.

„Danke Xehanort.“, bedankte Sora sich schlaff und trank sofort einen Schluck aus seinem Glas, während sie nur dankend nickte.

„Also.“, setzte Xehanort an, als er seine Tasse - mit Tee wahrscheinlich - absetzte.

„Womit kann ich euch denn behilflich sein?“

„Wir haben da eher eine Frage.“ , meinte Sora und stützte seine Ellenbögen an den Knien ab.

„Weißt du zufälligerweise, wie man in die Menschenwelt kommt?“, ruhig stellte Xehanort seine Tasse wieder ab.

„In der Tat wusste ich, wie man in die Menschenwelt gelangen konnte. Aber durch Oogies Tod von vor achtzehn Jahren, hat sich die Tür dorthin für immer verschlossen. Welch ein Jammer.“, betrübt nippte Xehanort an seinem Tee. Aber das hieße ja, das Xehanort ja älter sein müsste, als sein Aussehen dies vorgab, oder? Denn älter als fünfundzwanzig sah er nicht aus und sie bezweifelte stark, dass er mit sieben über so ein Wissen verfügte.

„Wie?! Gibt es denn keinen anderen Weg dorthin?!“, Sora stand auf und klatschte die Hände auf die Tischplatte.

„Nein. Nicht das ich wüsste. Tut mir Leid.“, gespielt frustriert fuhr sich Sora durch die Haare und blickte aus den Augenwinkeln zu Kairi rüber, die kreidebleich im Gesicht wurde.

Gar nichts?“, hakte Sora genauer nach und ein sachtes Kopfschütteln seitens Xehanorts ließ ihn aufseufzen. Und als hätte der Blitz Sora getroffen, weitete er seine Augen und humpelte von einem Bein auf den anderen herum.

„Wo ist die .-“

„Den Flur ganz runter und die letzte Tür dann links.“, wie von der Tarantel gestochen sauste Sora den Gang entlang und Kairi zog irritiert die Augenbrauen zusammen.

„Wo.-“

„Er ist zur Toilette.“, ließ Xehanort sie wissen.

„Oh...ok.“, nun war sie mit ihm alleine im Zimmer und sie fühlte sich direkt unwohler als zuvor.
 

Das anscheinend auch zurecht. Sobald die Badezimmertür zugeschlagen wurde, stand Xehanort auf und schnippte einmal mit der rechten Hand. Kairi sah sich um. Alles um sie herum war nun in schwarz und weiß. Selbst die Uhr war stehen geblieben. Was war geschehen?

„Was.-“, weiter kam Kairi nicht, als sie von einem dunklen Nebel hart gegen die Wand gedrückt wurde, was ihr die Luft aus den Lungen heraus drückte.

„Jetzt hör mich genau zu, Kairi. Denn uns bleibt leider nur knapp eine Minute.“ , Kairi schaute durch zu gekniffenen Augen ihren Peiniger an.

„Wenn du nach Hause möchtest, musst du mir schon einen Gefallen tun. In drei Tagen, um Mitternacht, bringst du mir Sora in die tiefen des Hinterlands. Wenn nicht, kommst du von hier nie wieder weg, hast du mich verstanden?“, Kairi regte sich nicht, stattdessen sah sie ihn nur entsetzt an.

„Ob du mich verstanden hast, Kairi?“, mit Nachdruck drückte er ihren Körper fester gegen die Wand und sie stöhnte schmerzhaft auf.

„Ver-verstanden.“, keuchte sie und er ließ von ihr ab. Die schwarze Nebelhand setzte sie unsanft auf dem Sofa zurück und verwandelte sich in eine Sense.

„Außerdem...solltest du Sora davon erzählen oder irgendwem anderes, dann wird dir sowie ihm sehr, sehr schlecht ergehen. Ich hab meine Ohren und Augen überall. Hab ich mich klar und deutlich ausgedrückt?“, hektisch nickte sie.

„Gut. Und Kairi.“, die Angesprochene horchte auf und bemerkte dabei nicht, dass ihr Umfeld wieder in Farbe getaucht war und die Sense nah an ihrer Kehle lag.

Schrei doch bitte für mich.“, sardonisch grinste er, während sie ihre Augen weit auf riss.
 

Die Hände waschend starrte Sora in den Spiegel. Er hatte vorhin auf dem Mondscheinhügel übertrieben gehabt mit seinen Hypnose Fähigkeiten. Das merkte er nun an seinen wild und vor schmerzen pochendem Kopf. Er hatte ihr beinahe noch den kompletten wahren Grund genannt, warum er ausgerechnet ihr Blut haben wollte. Zur Hölle!

Wären die doofen Regeln nicht so, dass man erst mit 22 Jahren erst den Thron besteigen darf, wäre Kairi schon längst seine Königin. Sora raufte danach sich die Haare. Es war einfach nur zum Haare raufen. Resigniert seufzte er auf. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht? Natürlich wusste er was er tat und eigentlich war er irgendwie froh, dass selbst Xehanort nicht wusste, wie sie zurück in ihre Welt kam.

Aber andererseits...

Als er ihr Leben ausgehauchtes Gesicht sah, war es so, als würde innerlich in ihm etwas sterben.

Er war momentan etwas egoistisch, wenn er ehrlich war. Mehr, als er sich wirklich eingestehen könnte.

Doch sie machte ihn wahnsinnig! Schon als er sie das erste Mal auf dem Fallbeil-Platz erblickt hatte, war er hin und weg von ihr. Dann noch ihr entsetzlicher Schrei, die ihn wie Sirenen zum spielen einluden.
 

 „Kyaaahh!
 

Diesen Ohrenbetäubenden Schrei würde Sora überall wiedererkennen und so gerne er ihren Schrei auch lauschte - obwohl dieser anders klang als sonst - so hallten ihre Worte von heute Morgen durch den Kopf.
 

„Dann merk dir ab jetzt, dass wenn ich um mein Leben schreie, dir kein verdammtes Lied vorsinge!“
 

Flink die weißen Handschuhe übergestülpt, riss Sora die Badezimmertür auf und rannte den Flur hinunter zum Wohnzimmer. Dort angekommen, sog er scharf die Luft ein.
 

Xehanort hatte eine bewusstlose Kairi auf seinen Armen und lächelte ihn entschuldigend an.
 

Hier in Halloween – Irrt sich der zukünftige König?

 

 

„Wenn du mich fragst, klingt das Ganze echt kompliziert und riecht fauliger als Dr. Finkelsteins Gehirn.“, Riku ließ sich nach hinten in den Sessel fallen, legte dabei sein rechten Fuß auf den linken Oberschenkel und stützte sein Kinn interessiert an dem Handballen ab. Sein Gegenüber seufzte nur ergiebig und affirmierte seine Aussage mit einem Nicken.

„Mhm. Ich bin ehrlich gesagt gerade etwas neben der Spur. Mein Schädel dröhnt auch wie verrückt.“, Riku schnalzte mit der Zunge und sah zur Decke hinauf.

„Kommt davon, wenn du deine unausgereiften Hypnose Hokus-Pokus einsetzt. Geschieht dir ganz recht.“

„Danke für dein Mitgefühl. Fühle mich nun tausend Mal besser.“, Sora´s Sarkasmus brachte Riku zum schmunzeln.

„Immer wieder gerne. Und was hast du jetzt mit ihr vor?“, hakte der weißhaarige Halbwolf nach und bekam als Antwort ein Schulterzucken von Sora.

„Ich weiß es nicht. Aber ich werde trotzdem versuchen, sie irgendwie nach Hause zu bringen.“, ambitioniert ballte Sora seine Hände.

„Tust du das wegen der Abmachung oder aus eigenem Interesse?“, stichelte Riku und beugte sich selbstsicher vor.

„Nämlich so wie du mir die ganze Situation geschildert hast, habe ich den Eindruck bekommen, das da mehr im Busch ist als du zugibst.“ Sora schwieg dazu und drehte stattdessen Däumchen.

Riku schloss mit einem Seufzen seine Augen und schüttelte leicht den Kopf über Sora´s Verhalten.

„Dir ist schon klar, das sie ein Mensch ist und du ein Vampir, oder? Sie wird nie im Leben sich mit dieser Welt anfreunden können. Ich gebe ihr höchstens einen Monat und sie begeht Selbstmord.“, Sora warf seinem Kumpel daraufhin einen verächtlichen Blick zu.

„Außerdem...“, setzte Riku an und sah seinen besten Freund mit einem ernsten Gesichtsausdruck an.

„Empfindet sie überhaupt etwas in der Richtung das Gleiche für Dich? Ihr kennt euch immerhin keine vierundzwanzig Stunden und du bist schon so zu ihr hingezogen.“ Sora zog eine Grimasse.

„Ich...ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob sie genauso ...fühlt. Aber was nicht ist, kann ja bekanntlich noch werden, richtig? Ich mein, du hättest sie gestern Abend sehen müssen. Wie sie mit ihren Marinen blauen Augen mich anstarrte, ihr Gesicht im Mondschein wie ein Diamant erstrahlte und ihr Geschrei erst! Es ist wie Musik in meinen Ohren, auf dessen Taste ich am liebsten ständig auf Repeat drücken möchte und dann noch ihre, bis zu den Schultern langen Haare, die so fruchtig lecker riechen.“, Riku gab Sora einen Blick, der so viel sagte, wie ´Dein Ernst jetzt?´.

„Dich scheint es echt hart erwischt zu haben, oder?“, verlegen rieb sich Sora am Kopf.

„Vielleicht ein wenig?“, Riku lachte laut auf und Sora musste über sich selbst etwas lachen.

„Oh man, Sora. Du bist echt nicht zu helfen. Du musst es ja wissen. Aber jetzt zu was anderem. Glaubst du wirklich, das Xehanort die Wahrheit gesagt hat?“

 

 

 

 
 

✞~~✞

 

 

 
 

„Gut. Und Kairi.“, die Angesprochene horchte auf. Die Sense lag gefährlich nahe an ihrer Kehle.

Schrei doch bitte für mich.“, sardonisch grinste er, während sie ihre Augen weit auf riss, als die dunkle Sichel nicht ihre Kehle aufschlitzte, sondern das ihrer Freunde. Wie durch Zauberhand wurden ihre abgetrennten blutigen Köpfe auf spitze Pfähler gesteckt. Naminé´s Schädel rollte unter dem Tisch hervor und stieß gegen Kairi´s Schuhe. Entsetzt starrte sie dann zu ihre Füßen hinab, nur um in den triefend blutunterlaufenen Augen von ihrer besten Freundin zu sehen, die mit einem anschuldigen Ausdruck auf dem Gesicht zurück starrte.

„Wieso hast du das zugelassen, Kairi?“, entgeistert zog Kairi ihre Beine an ihren Körper und fiepste kurz auf. Anschließend sah sie völlig verschreckt zu Xehanort, der nun direkt vor ihr stand und sie mit einem unheimlichen breiten Grinsen anstarrte.

Du hast drei Tage, Kairi. Ansonsten endest du wie sie hier.“, Xehanort hob seine rechte Hand an, indem sich erneut ein Kopf befand. Um genauer zu sein, war es ihr eigener. Er drehte den abgetrennten Schädel zu ihr herum, ausgehöhlte Augenlöcher starrten ihr entgegen und das Gesicht war mit schwarzen Adern durchlaufen. Abstoßend drückte sich Kairi tiefer in den Sofa hinein und stieß einen entsetzlichen Schrei hervor, bevor alles um sie herum sie in Dunkelheit einhüllte.
 


 

Schweiß gebadet saß Kairi kerzengerade im Bett und schnappte nach Luft. Langsam dämmerte es ihr wieder, was geschehen ist. Panisch sah sie sich um. Sie waren definitiv nicht mehr in Xehanort´s Anwesen, was sie erleichterte, sondern bei den Skellingtons. Ihr Blick streifte durch den Raum. Sie befand sich in Sora´s Zimmer. In seinem Bett. Kairi fasste mit beiden Händen sich an den Kopf. Wie sollte sie bloß weiter die gesamte Situation behandeln? Sie konnte unmöglich Sora davon berichten, geschweige denn irgendwem anderes. Selbst wenn sie es tun könnte, würden die dann ihr Glauben schenken? Immerhin war sie nur ein Mensch und kein Einwohner von Halloween Town. Wen würden sie also eher glauben? Die Antwort dazu war glasklar. Ihr auf jeden Fall nicht.

Kairi kniff ihre Augen zu. Am liebsten würde sie jetzt ihren Kummer ausweinen, aber dann würde Sora ihr unangenehme Fragen zu ihr Befinden stellen, die sie möglichst vermeiden möchte.

Kairi vergrub ihr Gesicht hinter den Knien.
 

Sie wollte doch nur einen tollen Halloween Abend mit ihren Freunden verbringen, landete als Strafe dafür hier und ging einen Pakt mit einem Vampir ein, um komme was wolle nach Hause zu kommen. Nun erpresst ein kranker Psychopath der Dunkelheit sie, damit sie wirklich nach Hause kam.

Doch konnte sie mit Sicherheit davon ausgehen, dass er sie wirklich dorthin brachte?

Vertrauenswürdig war Xehanort nicht. So viel stand fest. Aber was sollte sie sonst tun, sie musste zwangsweise seinen Gefallen nachkommen, sonst...-

Nein, sie wollte nicht nochmal an die obszönen Szenen denken, die ihr ungewollt vorgespielt worden sind. Müde hob sie ihren Kopf.

„Wie spät ist es eigentlich?“, mit einem betrübten Blick schaute sie zur ihrer linken. Auf dem Nachttisch stand ein skurriler Digital Wecker und überrascht hob sie ihre Augenbrauen an.

„Bereits schon sieben Uhr abends?“, Kairi atmete einmal tief ein und aus, bevor sie die Bettdecke zur Seite legte und vom Bett aufstand. Leise verließ sie das Zimmer und als sie die Tür hinter sich schloss, vernahm sie von unten lautes Gelächter. Vorsichtig schritt Kairi den Flur entlang und ging die ersten paar Treppenstufen hinunter, bis sie von ihrer Position aus gut ins Wohnzimmer blicken konnte. Sie hielt inne, als sie sah wer zu Gast da war. Es war Riku, der Werwolf Junge und Sora´s bester Freund. Die beiden beredeten miteinander etwas, so viel stand fest. Aufmerksam belauschte sie die beiden.
 

„Aber jetzt zu was anderem. Glaubst du wirklich, das Xehanort die Wahrheit gesagt hat?“

Kairi sog die Luft ein und ihre Pupillen verkleinerten sich.

„Wie kommst du darauf?“, fragte Sora verdutzt über Riku´s Anspielung.

„Du weißt, dass ich den Kerl auf den Tod nicht riechen kann. Der tut doch nur einen auf super freundlich und sobald du ihm den Rücken zukehrst, hast du im nächsten Moment einen Messer im Körper stecken.“, während Sora völlig in Gedanken sich am Nacken rieb, wurde es Kairi ein wenig übel in der Magengegend herum.

„Ich kann ehrlich nichts negatives über Xehanort sagen. Er ist schon seltsam, aber sind wir das nicht alle irgendwie?“

„Du bist zu naiv, Sora.“, bemerkte Riku und innerlich nickte Kairi ihm bestätigend zu.

„Mag sein. Ich verurteile halt niemanden negativ, bevor ich denjenigen nicht richtig kennengelernt habe.“, äußerte Sora sich und verschränkte die Arme vor seiner Brust.

„Also glaubst du ernsthaft, das Kairi vor Schreck in Ohnmacht gefallen ist, weil sie eine Spinne gesehen hat?“, Kairi runzelte die Stirn. Hatte das Xehanort etwa Sora erzählt gehabt? Sie würde niemals wegen einer Spinne das Bewusstsein verlieren. Kairi verzog ihren Mund.

„Ich gebe zu, das kam mir auch erst suspekt vor aber auch irgendwie plausibel. Ich mein, sie ist ein Mädchen. Vielleicht war der ganze Tag etwas zu viel für sie gewesen? Das kann ihr niemand verübeln.“ , Kairi sah bedrückt zu ihren Füßen.

„Dennoch. Das stinkt mir zum Himmel. Würde mich nicht wundern, wenn diese Kairi ein Handlanger von Xehanort wäre und versucht dich loszuwerden, um an deinen Posten zukommen. Es wäre ja nicht das Erste Mal, dass er das versuchen würde.“

Kairi hielt unbewusst die Luft an. Es ist, als würde Riku einen bessern Durchblick über Xehanort haben als der Rest der Einwohner. Kairi sah, wie Sora nur die Schultern zuckte.
 

Sie seufzte leise auf. Vielleicht sollte sie sich langsam bemerkbar machen?

Mit nun lauteren Schritten stapfte sie die Treppen hinab und die Stimmen im Wohnzimmer verstummten augenblicklich. Sora war der Erste, der aufsprang und zügig ihr entgegen lief.

„Oh, hallo.“, grüßte sie zögerlich die beiden Männer im Raum und Riku hob schlicht seine Hand als Begrüßung, während Sora sie behutsam an den Schultern fasste.

„Ist alles okay bei dir, Kairi? Geht es dir gut?“, schoss es besorgt aus ihm heraus und Kairi fand es schon niedlich, wie er sich um sie sorgte.

Schief lächelnd strich Kairi ein paar Haarsträhnen hinter ihr Ohr.

„Ja, es geht mir gut. Der Tag war einfach nur anstrengend gewesen und als dann noch die Spinne in meinem Gesicht hin und her schwang, hat es mir wohl den Rest gegeben.“, sie hoffte inständig, dass die beiden ihr das abkauften. Sora tat dies wohl, als er erleichtert ausatmete und einen `Ich hab´s dir doch gesagt´ Blick zu Riku rüber warf, welcher nur desinteressiert die Augenbrauen anhob.

„Das freut mich zu hören, Kairi. Also, das es dir gut geht, natürlich.“, Kairi lächelte dazu schwach und Riku erhob sich von der Couch.

„Schön das es dir gut geht, Kairi.“, meinte der Werwolf und nickte ihr zu. Danach wandte er sich zu Sora.
 

„Ich hau dann mal ab. Man sieht sich.“, mit zwei Fingern winkte er zur Verabschiedung und verließ das Haus der Skellingtons.

„Tschüss, Riku.“, rief Sora ihm noch hinterher, bevor die Tür ins Schloss fiel.

Sora widmete sich dann zu Kairi, die unschlüssig vor ihm stand.

Erneut legte er eine Hand auf ihre Schulter und holte tief Luft, um ihr etwas zu sagen. Hielt jedoch inne, als die Haustür sich öffnete.

„Oh jemine. Das wird ein ganzes Stück Arbeit werden, wenn.- oh.“, die Tür hinter sich zutretend stockte Sally in ihrer Bewegung, als sie Sora und Kairi zusammen sah.

„Störe ich etwa?“, energisch schüttelten die beiden ihre Köpfe.

„Gut. Denn ich muss euch auch von dem kommenden Fest erzählen.“, begann Sally und setzte die schwer aussehende braune Tragetasche auf dem Tisch ab.

„Wieder ein Fest? Warum? Wart ihr deswegen beim Bürgermeister?“, ein Nicken seitens Sally folgte darauf.

„Richtig. Deswegen kamen wir auch später als geplant. Wobei Jack noch beim Bürgermeister ist. Du weißt doch wie er ist. Hat der sich erst mal was in den Kopf gesetzt.-“

„Gibt es kein Halten mehr. Ja, ich weiß.“, endete Sora ihren Satz und verdrehte die Augen.

„Nun setzt euch, setzt euch!“, bat sie die beiden, die wie aufgefordert ihrer Bitte nach kamen und Gegenüber Sally Platz einnahmen.

Unruhig spielte Kairi mit dem Saum ihres Kleides herum. Ihr war es unangenehm, denen beiden nicht von Xehanort´s Plänen erzählen zu können und somit ihnen schamlos ins Gesicht log.

Verdammt, sie konnte ihnen noch nicht mal vernünftig in die Augen schauen!
 

„Also, worum geht’s Mam?“, fragte Sora und Sally klatschte freudig ihre Hände zusammen.

„Gut das du fragst und zwar hat uns ja der Bürgermeister gebeten ins Rathaus zukommen, weil er es immer schade findet, dass nach Halloween wieder eine lange Pause ist. Deswegen schlug er ein erneutes Fest vor.“, fing Sally an zu erzählen und Sora nickte interessiert.

„Also meinte Jack, dass man ja vier Tage nach Halloween eine „After Show-Party“ veranstalten könne.“

„Verstehe. Was beinhaltet das Fest denn so? Was wird da gemacht?“, bohrte Sora weiter nach.

„Oh, Jack kam mit ganz vielen Ideen um die Ecke. Es sollen kleine Buden mit Essen und Getränke aufgebaut werden und Spielstände. Dein Vater hat außerdem eine kleine Abendshow in Planung im Hinterkopf und...nun ja.-“

„Er will das ich den Hauptakt spiele, oder?“, seufzte Sora und hob das linke Bein auf das rechte.

„Richtig. Würdest du das machen, Sora?“, die Hände ineinander gefaltet bettelte Sally ihren Sohn an. Sora sah erst kurz zu Kairi hinüber, die ihn neutral anschaute und ihm dann zunickte. Er grinste breit.

„Klar, ich mach´s.“

„Prima! Da wird sich Jack freuen. Ach was, die ganze Stadt wird sich freuen!“, trällerte Sally und stand ruckartig auf, um in die Küche zu gehen.

„Ich koch´ uns mal zügig was zu Abendessen. Irgendwelche Wünsche?“, fragte Sally die beiden auf dem Weg zur Küche hin und Kairi schüttelte verneinend den Kopf, während Sora´s Augen aufleuchteten.

„Eine Kürbisschleim Suppe wäre mal wieder fällig. Geht das?“

„Natürlich. Die braucht aber seine Zeit. Bin in mindestens eine Stunde fertig.“, meinte Sally und verschwand in der Küche.

„Okay!“, rief er nach und Sora blickte zu Kairi, die immer noch an ihrem Kleid herum fummelte.

„Ist wirklich alles okay, Kairi?“ Kairi machte erst keine Anstalten ihm zu antworten, doch dann drehte sie ihren Kopf in seine Richtung, die Augen waren Tränen verschleiert.

„Kairi! Wa.-“

„Werde ich jemals wieder zu meiner Heimat zurückkehren können, Sora? Weil...“, Kairi rümpfte ihre Nase, während ihr dicke Tränen die Wange herunter kullerten.

„..ich vermisse meine Familie.“

Überfordert, wie er nun Kairi am besten trösten konnte, sah er unsicher durch die Gegend und umarmte sie aus dem Affekt heraus.

Überrascht weitete sie für einen Moment die Augen, bevor sie ihre Hände in seinen Oberteil verkrampfte und sich an seiner Brust ausweinte. Beruhigend strich er ihr durchs Haar.

„Wir werden schon einen Weg finden. Das verspreche ich dir.“, murmelte er und sie verkrampfte noch mehr in ihrer Haltung.

Sally, die die beiden eigentlich fragen wollte, ob sie Heuschreckenbrot dazu haben wollten, beschattete sie aus der Küche heraus und nachdenklich hielt sie eine Hand an ihrem Kinn. Schließlich verschwand sie in der Küche.
 


 

✞~~✞
 


 

Kairi lag abermals in Sora´s Bett. Nachdem sie sich beruhigt hatte, bat sie ihn diesmal sein Bett für sich selbst beanspruchen zu dürfen. Er gestatte er dies ohne Widerworte und wünschte ihr eine Gute Nacht.

Bevor sie hinauf auf sein Zimmer ging, hielt Sally sie an und gab ihr frische Unterwäsche sowie ein neues violettes Nachthemd.

„Woher wissen Sie eigentlich meine Größen?“, hatte sie Sally verwundert gefragt gehabt, weil die Kleidung ihr immer akkurat passten.

„Sagen wir es mal so. Ich hab ein Auge dafür.“, hatte Sally ihr mit einem Zwinkern verraten und gab ihr noch folgende Worte mit auf´s Zimmer.

„Wenn wir manchmal Sorgen haben und mit niemanden wirklich darüber sprechen können, ist es manchmal von Vorteil ein Haustier zu besitzen, welches einem gut zuhören kann.“
 

Kairi hatte zwar nicht wirklich den blassesten Schimmer, was Sally versuchte ihr zu sagen, weil sie selbst zu Hause kein Haustier besaß. Also warum machte sie sich die Mühe, um ihr so etwas irrelevantes mitzuteilen? Ein Klopfen an der Tür schreckte sie auf.

„J-Ja?!“

„Uhm, ich bin´s, Sora. Kann ich kurz rein?“, es war Sora, der wohl etwas vergessen hatte.

„Ja klar!“, antwortete sie und er betrat das Zimmer. Am Kopf kratzend entschuldigte er sich ein paar Male und kramte aus der untersten Schublade seines Kleiderschranks etwas dunkel blaues hervor.

Kairi schaute weg. Es waren seine Shorts.

„Kairi?“, mit einem leichten Rosaton auf den Wangen schaute sie zu Sora rüber, der seine Short´s klein gefaltet hatte.

„Ja?“

„Ich wollte dir nur sagen, das, wenn dir was auf dem Herzen liegt, du es mir ruhig erzählen kannst. Egal was es ist. Ich werde mein Pinky Promise zu dir halten.“, Kairi sah zu Boden. Wie gern sie die Sache mit Xehanort ihm erzählen würde. Aber...vielleicht konnte sie es ja doch?

Sie atmete tief ein und war dabei ihm alles über Xehanort auszuplaudern, als plötzlich ein `Plok´ vom Fenster kam. Erschrocken fuhr sie herum und sah, wie ein Hutzipfel vom Fensterrand verschwand. Sie konnte wohl doch nicht ihr Geheimnis frei wie ein Vögelchen hinaus posaunen.

„War wohl ein Vogel.“, meinte Sora und lachte leicht. Sie nickte nur zustimmig und sah ihn mit einem traurigen Lächeln an.

„Mir fehlt nichts. Wirklich. Ich bin nur gestresst vom Tag. Das ist alles.“, versuchte sie ihn zu versichern, doch ganz glaubte er ihr anscheinend nicht. Er faltete nämlich seine Stirn in Falten und rieb sich skeptisch am Kinn.

Kairi verfiel aber in Gelächter, als Sora auf einmal seine Shorts über seinen Kopf zog und er damit wie ein Kaktus aussah.

„Was machst du Sora! Die sind nicht für deine Haare gedacht!“, prusterte sie zwischen dem Gelache hervor und Sora grinste breit. Ihm war es zwar peinlich, was man ihm an seinen knall roten Wangen ansah, aber es schien ihm nicht sonderlich was auszumachen.

„Ich weiß. Aber mir fehlte irgendwie dein Lächeln heute Abend.“

„Aber ich habe doch.-“

„Ich meine dein aufrichtiges Lächeln.“, sofort verstummte sie und schloss ihren Mund.

„Wie gesagt...“, begann Sora und nahm seine Shorts vom Kopf und kramte dabei eine neue aus der Schublade heraus. „...wenn was ist, sag es mir bitte. Ich verspreche dir auch, dass ich nicht böse sein werde, selbst wenn es meinetwegen wäre. Sowie ich dir versprach, dass dir nichts geschehen wird, solange ich bei dir bin.“
 

Was du vorhin bei Xehanort nicht warst..., dachte sie bitter und verkniff sich den Drang auf die Unterlippe beißen zu müssen.
 

„Ich weiß.“, sagte sie hauchend und sah anschließend bedrückt gen Boden. Sie hörte ihn danach aufseufzen, als sie ihn nur anschwieg.

„Schlaf gut, Kairi.“, sagte er schlicht, als er das Licht hinter sich ausmachte und kurzerhand den Raum verließ.

„Du auch ...Sora“, nuschelte sie und legte sich zurück ins Bett. Sie sah von dort aus aus dem Fenster. Kurz darauf flog Zero durch das verschlossene Fenster und materialisierte sich erneut, als er zu ihr auf´s Bett kuschelte.

„Na Zero. Willst du etwa gekrault werden, hm?“, sie kraulte dem Hund hinters Ohr und sofort kamen ihr die Worte von Sally von vorhin in den Sinn.

Vielleicht...aber nur vielleicht, konnte sie ja dem Hund davon erzählen. Er kann ja eh niemanden davon etwas weitersagen.

Somit redete sie in einem ruhigen Ton alles von ihrer Seele herab, was sie bei Xehanort erlebt hatte. Zero, der bis zum Ende hin aufmerksam ihren Worten lauschte, schmiegte sich näher an sie heran und ein trauriges Jaulen entfloh seiner Kehle.
 


 

✞~~✞
 

„Argh. Warum hast du der Göre drei Tage gegeben? Das dauert mir zu lange.“, nörgelte Oogie, als er sich an einem runden Tisch setzte und aus einer Schale ein paar Ungeziefer verzerrte.

„Weil du, Saftsack, noch nicht vollständig regeneriert bist. Morgen solltest du aber deine vollen Kräfte wiedererlangt haben.“, hallte eine düstere Stimme durch den modrigen Keller.

„Urgh! Wenn ich nur an das von vor achtzehn Jahren denke, könnte ich Gedärme aufreißen! Aber vorher wird ein Spiel gespielt. Huahahaha.“, Xehanort verdrehte die Augen.

„Aber du wirst sie doch nicht wirklich nach Hause schicken, oder?“, hakte Oogie nach und spielte mit den Käfern herum.

„Mitnichten. Sobald sie Sora dahin gelockt hat, wo ich ihn haben will, schnappen wir uns den Jungen. Wenn ich dann meine Kräfte aus den Jungen geholt habe, kannst du ihn.-“ - „Und was ist mit dem Mädchen?!“ - „Und das Mädchen quälen und foltern wie du willst. Aber ich brauche erst die Kräfte von dem Jungen, verstanden?“

„Ja ja. Das wird ein Kinderspiel werden. Solange du es nicht wieder verpatzt, Xehanort.“, der Genannte verengte seine Augen zu Schlitzen.

„Glaub mir. Diesmal kommt Jack Skellington uns nicht in die Quere. Dafür habe ich bereits gesorgt.“, finster lachten die beiden auf.
 

Nicht all zu weit weg, im Rathaus des Bürgermeisters, saß der Bürgermeister persönlich hinter dem Büroschreibtisch und lachte ebenfalls teuflisch auf, bevor er sein Gesichtsausdruck von gruselig zur freundlicheren Version hinüber sprang.

„Nanu? Was mach ich denn noch hier? Nun aber Abmarsch nach Hause.“
 


 

✞~~✞

Tag Eins

~~
 

Die Bettdecke richtig an ihrem Platz richtend, rieb Kairi sich verschlafen ihre Augen und suchte nach ihrer Kleidung.

„Wo hab ich denn...“, angestrengt dachte sie nach und fasste sich am Hinterkopf, bis ihr einfiel, dass sie die Kleidung gestern Abend im Badezimmer liegen gelassen hat, nachdem sie sich umgezogen hatte.

„Dann kann ich ja direkt duschen gehen...“, meinte sie schulterzuckend und verließ das Zimmer mit einem frischen Schlüpper in den Händen.

Gegenüber ihrer Tür befand sich direkt das Badezimmer, welches sie ohne nachzudenken betrat.

Den Blick vom Boden nun nach vorne gerichtet, hielt sie in ihrer Bewegung inne und ihre Augen sowie ihr Mund weiteten sich.

Den Rücken zu ihr gewandt, stand Sora halbnackt und mit nur einem Handtuch um seinen Hüften gebunden vor der Duschkabine. Ein etwas kleineres Handtuch benutzte er, um seine zotteligen Haare trocken zu rubbeln. Ihre Präsens wohl spürend, drehte er sich zu ihr um und überrascht blinzelte er sie an, um im nächsten Moment sie keck anzugrinsen und anrüchig die Augenbrauen auf und ab zu heben.

„Woah, Kairi. Hätte ich gewusst, dass du mit mir duschen wolltest, hätte ich gewartet.“, er grinste sie breit an, während sie einen hochroten Kopf bekam.

„Da-Das war nicht mal meine Absicht! Wi-Wieso schließt du die Tür nicht ab, wenn du im Bad bist?!“, warf sie ihm stattdessen vor und hielt sich wie Scheuklappen eine Hand vor ihr Sehvermögen.

„Wieso? Ist doch sonst niemand hier im Haus außer dir. Außerdem dachte ich man klopft vorher an, bevor man ungefragt einen Raum betritt.“, mit einem altklugen Blick sah er sie an.

„Eh? I-ich bin noch im Halbschlaf! D-Da passiert so etwas halt!“, stotterte sie peinlich berührt und schaute zwischen ihren Fingern zur Ablage, auf der sie ihre Kleider vermutete. Sie fand allerdings nur Sora´s Kleidung vor. Wo zur Hölle war ihre Kleidung abgeblieben?

„Falls du deine Sachen suchst, die hat Mama gewaschen. Die liegen unten im Wohnzimmer auf dem Sofa.“, bemerkte Sora nebenbei, als er vor dem Spiegel stand und seine spitzen Zähne inspizierte.

Da fiel ihr ein, was war eigentlich mit ihren gefälschten Eckzähnen passiert? Egal, die nervten sie sowieso.

„Oh. Danke.“, meinte Kairi flüchtig, verließ anschließend flott das Badezimmer und ging zielstrebig die Treppen hinunter.
 

Im Wohnzimmer angekommen, erblickte sie sofort ihre Sachen, die sie in Handumdrehen an sich nahm. Dann bemerkte sie, dass sie ihren Schlüpfer wohl auf dem Weg hinunter verloren haben musste. Sie beeilte sich die Treppen hinauf zu laufen, damit Sora den ja nicht in die Finger bekam.

Zu spät, wie sie erkennen musste.

Mit einem dümmlichen Grinsen auf dem Gesicht - und Gott sei Dank angezogen – stand Sora oben am Geländer und hielt ihren weißen Slip leicht gedehnt mit beiden Zeigefingern vor seiner Nase.

„Ich glaub den hast du vergessen, Kairi.“, am liebsten wollte Kairi vor Scham einfach im Boden versinken und nie wieder auftauchen. Wieso liebte er es so sehr sie so zu ärgern?

Sauer und mit roten Wangen streckte sie ihre Hand nach dem Objekt aus. Was er kann, konnte sie erst Recht!

„Gib mir den Slip oder ich fasse bei jeder Gelegenheit die ich bekomme deine Flügel an.“

Ihre Drohung zeigte Wirkung, als Sora ihr die Unterwäsche entgegen warf, als stünde dieser in Flammen.

„Ist gut, ist gut.“, er hob die Hände entschuldigend und verzog das Gesicht ungehalten.

„Also bleib bloß fern von denen, okay?“, er kam ihr auf den Treppen entgegen.

„Und beeil dich. Ich will mit dir auf dem Platz gehen.“, sagte er, während er an ihr vorbei lief und gähnend in der Küche verschwand.

Geistesabwesend nickte sie, bevor sie verwirrt mit dem Kopf schüttelte.

Sie würde gerne nachhaken, was es überhaupt mit seinen Flügeln auf sich hat, doch andererseits wollte sie ihn nicht verärgern oder gar auf einen wunden Punkt treffen. Sie seufzte. Ja, sie sollte sich am besten mit dem fertig machen beeilen.

 
 

✞~~✞

 
 

Sie liefen schon seit Stundendurch ganz Halloween Town, in der Hoffnung, das irgendwer mehr Wissen über den Aufenthaltsortes der Menschenwelt besaß. Bisher ohne Erfolg. Sie haben sogar den ganzen Friedhof abgesucht und dessen toten Einwohner gefragt, ob die zufälligerweise was wissen. Doch ständig bekamen sie die gleiche Antwort. Nein. Niemand wusste anscheinend genaueres über die Menschenwelt, wobei einige echt mit sich selbst haderten, ein vernünftiges ´nein´ herauszubringen. Sora war sogar energischer in der Suche als sie selbst. Warum sie sich kaum die Mühe machte, konnte sie sich selbst beantworten. Aber warum um alles was ihr heilig war, riss Sora sich dermaßen so den Arsch dafür auf? Ihr kam erst die Abmachung in den Sinn, aber das konnte doch nie und nimmer seinen geladenen Tatendrang erklären, oder?

Sie trafen wieder auf den Fallbeil-Platz ein und Kairi setzte sich auf dem Rand des Brunnens.

„Brauchst´ne Pause?“

„Eine kleine Pause wäre schön.“ , Sora nickte verständlich.

„Okay. Ich frag nochmal die drei bierbäuchigen Vampire da vorne. Bin gleich wieder da.“

„Okay.“, sie beobachtete ihn wie er zu den Vampiren hinüber sprintete und mit ihnen sprach.

Sie lächelte zaghaft, als die Vampire den Kopf verneinend schüttelten und Sora die Schultern hängen ließ, ihr aber einen aufmunternden breites Grinsen schenkte.

Danach sprach er andere Kreaturen an.

Vielleicht war sie zu hart mit ihm ins Gericht gegangen, weil Sora - so keck und ihrer Meinung nach gemein ab und an war - hatte eine optimistische und nette Art und Weise gegenüber den Leuten, dass man nicht lange böse auf ihn sein konnte. Und wenn sie ehrlich war, mochte sie das an ihm auch. Sehr sogar. Nur sein Genecke missfiel ihr etwas, aber jeder hat so seine Macke. Das sagte immerhin Sora auch.

„Haben wir etwa ein Auge auf Sora geworfen?“, Kairi drehte ihr Haupt zu der Stimme um und fiel beinahe rücklings in den Brunnen hinein, als der Bandagen Junge seinen Augapfel ihr entgegen hielt.
 

„Wuah! Erschreck´ mich doch nicht so!“, meinte Kairi Sauerstoff schnappend und fasste sich an die Brust, um ihr rasendes Herz zu beruhigen.

„Hihi. Ich fand das lustig. Aber sag mal, uh..?“

„Kairi. Mein Name ist Kairi.“, stellte sie sich vor, als er stockte.

„Kairi. Wirst du denn die zukünftige Kürbis Königin von Halloween Town?“

„Wie kommst du darauf?“, fragte sie ihn überrumpelt und der Junge kicherte.

„Na, du bist doch mit Sora zusammen, oder nicht? Da hab ich nur eins und eins zusammengezählt. Oder seid ihr Freundschaft Plus?“

Kairi´s linke Augenbraue zuckte unkontrolliert. Was ging dem Jungen schon an, wie die Beziehung zwischen Sora und ihr war? Und von wegen Freundschaft Plus! Kairi winkte deswegen ab.

„Wir sind nur Freunde.“

„Wenn das so ist.“, der Bandagen Junge rückte näher an sie heran.

„Ich bin noch zu haben. Wollen wir auf ein sarkophagisches Date gehen?“

„Nein danke.“, lehnte Kairi freundlich wie möglich ab.

„Okay, aber du wirst wieder kommen. Ich bin geduldig.“

„Äh...okay?“, Kairi war sich nicht sicher, ob sie ihn nun für voll nehmen sollte oder nicht.

Sie richtete ihr Sehorgan wieder auf Sora, der diesmal heftig mit einem Zombie diskutierte.

„Sora ist einmal richtig durchgedreht.“ , fing der Bandagen Junge an zu erzählen.

„Wieso?“, fragte sie ihn neugierig und der Junge schaute selbst zu Sora hinüber.

„Liegt schon zwei Jahre oder so zurück, aber ich weiß es noch, als wäre das gestern gewesen. Es passierte hier auf dem Platz. Riku und Sora hatten sich gestritten wegen was banalen und sich gegenseitig verprügelt. Jack Skellington hat dann Sora an den Flügeln gepackt. Danach ist er wie ausgewechselt gewesen. Innerlich und äußerlich. Er hatte stechend gelbe Augen und schwarze Haare. Er lachte unentwegt manisch auf und seine Augen waren blutrünstig.“, Kairi runzelte die Stirn.

„Er rastete komplett aus und griff jeden an, der ihm zu nahe kam. Er hörte erst auf, als Sally kam und es irgendwie schaffte, ihn zu umarmen. Man, eines kann ich dir sagen. Das war das grauenhafteste und schrecklichste was ich je gesehen hab. Kein Wunder also, dass er der nächste Kürbis König wird.“, endete er seine Erzählung und Kairi sah zu Sora hinüber, der ihr strahlend entgegen lächelte, als er auf sie zu kam.
 

„Hey Bandi!“, begrüßte er erst den Bandagen Jungen, der zur Begrüßung seine Hand hob.

Bandi hieß der also?

„Kairi. Ich konnte leider nichts neues herausfinden. Vielleicht sollten wir morgen mal Doktor Finkelstein einen Besuch abstatten.“

„Von dem wir letztens geflohen sind?!“

„Jup.“

„Du hast sie doch nicht mehr alle!“

„Hab´ ich auch nie behauptet.“

„Sora! Ich mein es ernst. Ich will da nicht hin! Der will doch irgendwelche Experimente mit mir durchführen. Ich setzte da keinen Fuß rein!“

„Wer hat denn gesagt, das du dahin mitkommst?“

„Huh?“, irritiert starrte sie Sora an, der breit grinsend die Arme vor der Brust verschränkte.

„Ich geh´ da morgen alleine hin. Du bleibst solange zu Hause.“

„Aber.-“, er gab ihr einen Blick, der keine Widerrede Platz ließe.

„Hab´s verstanden.“, murmelte sie und er nickte.

„Gut. Dann lass zurück gehen. Ich hab Hunger und es ist relativ spät geworden.“, schlug Sora als Grund zur Heimkehr vor und mit einem Seufzer stimmte Kairi dem zu.

Beide winkten dem bandagierten Jungen – Bandi – zum Abschied zu.

„Heißt er wirklich `Bandi´?“, fragte Kairi skeptisch und Sora hob selbst ahnungslos die Schultern.

„Er hat nie seinen Namen verraten. Also nannte ich ihn Bandi.“, erklärte er ihr schlicht die Namensgebung und verständlich nickte sie.

Sora schritt voran durch das Tor, während Kairi hinterher tapste. Sie hielt aber an, als eine Stimme ihren Namen vernahm.

Denk dran Kairi. Du hast noch zwei Tage.“, entgeistert drehte sie sich um, doch stand niemand hinter ihr.

„Kairi, kommst du?!“, rief nun Sora verwundert.

„J-ja!“, sie gab ihrer Umgebung einen unsicheren Blick, bevor sie hastig hinter Sora her lief.
 

Zwei Tage noch.... , dachte Kairi ernüchternd.
 

Aus einem aufgeschlitzten Kürbis, das neben den großen Eingangstor stand, sprang Furcht heraus und rannte unheilvoll kichernd davon.

 
 

✞~~✞
 


 

„Danke nochmal, Sora.“

„Kein Dingen. Mir macht es echt nicht´s aus auf der Couch zu schlafen. Schlaf gut, Kairi.“

„Du auch. Bis Morgen dann.“

„Bis Morgen.“, sachte schloss Sora die Tür hinter sich zu und lehnte sich an dieser an.

Der heutige Tag war leider nicht von Erfolg gekrönt gewesen und die Informationen, die er bekam, waren sehr unzuverlässig. Dieser dumme Zombie wollte dann auch noch einen Handel mit ihm eingehen, indem er leer ausging. Kairi´s Gehirn in Tausch für Informationen. Das er natürlich nicht darauf einging, brauchte er ja nicht zu erwähnen. Dafür drohte er dem Zombie, dass wenn er es sich jemals wagen würde, sich ihr zu nähern, ihn dann in tausend kleine Stücke zu zerhacken und verstreut in Oogies Grab zu verstecken.

Mehr als eine Entschuldigung von dem Zombie Dude bekam er auch nicht heraus.

Vielleicht sollte er Riku um Hilfe bitten? Er hatte doch eine super Spürnase. Eventuell könnte man den Weg so zurückführen, von wo sie herkam?

Er drückte sich von der Tür ab und lief die Treppen zum Wohnzimmer hinunter. Sally war noch in der Küche, das Geschirr abspülen, während Jack auf dem Sessel saß und angestrengt die Pläne, die auf dem Tisch lagen, begutachtete. Jack sah auf, als er Sora bemerkte.

„Ah, Sora mein Junge. Wie ist es dir mit unserem weiblichen Gast so ergangen?“, am Kopf kratzend setzte Sora sich gegenüber von Jack auf die Couch.

„Ich würde ja gerne gut sagen, aber.-“

„Sie ist etwas verschlossen, nicht wahr?“

„Richtig.“

„Mhm...weißt du, Sora.“, damit faltete Jack die Pläne für das kommende Fest zusammen.

„Nicht jeder ist so offenherzig wie du, Sora. Lock sie irgendwie aus der Reserve. Frag sie, was sie so mag oder nicht so leiden kann. Was ihre Lieblingsbeschäftigung ist...so was halt. Animiere sie doch auch die anderen Dorfbewohner zu erschrecken. Es könnte ihr Spaß machen.“, gab Jack ihm den Rat und Sora rieb sich am Kinn.

„Das könnte ich in der Tat machen. Danke Dad.“

„Dafür doch nicht.“, Jack gähnte daraufhin lautstark.

„Ich hau mich dann in die Falle. Morgen wird ein stressiger Tag und der Tag danach erst recht.“, Jack schwang sich auf die Bein und ging mit den Rollen unter den Armen die Treppen hinauf.

„Oh, und Sora.“

„Uh, ja?“, Sora sah nach rechts hinauf zum Treppengeländer.

„Benutz´ bitte deine Gabe in Notfällen und nicht für...du weißt schon was.“, rot um die Nase herum nickte Sora lediglich. Riku hat ihn wohl verpetzt. War ja irgendwo klar gewesen.

„Verstanden.“

„Gut. Schlaf gut, Sora.“

„Du auch, Dad.“, das Licht in der Küche erlosch und Sally betrat das Wohnzimmer.

„Oh, Sora. Ist Kairi immer noch da? Nicht, dass ich sie nicht gerne hier haben würde, aber das arme Dingen sieht so niedergeschlagen aus.“

„Ja, wir haben leider auch nichts hilfreiches herausfinden können. Ich wäre wahrscheinlich genauso mies drauf wie sie, wenn ich nicht euch sehen könnte.“

Sally setzte sich neben ihren Sohn und strich ihm durchs Haar.

„Es muss auch schrecklich für die Eltern sein, ihr Kind nicht sehen zu können oder gar nicht wissen, wo es abgeblieben ist. Deswegen bin ich stolz auf dich Sora, dass du dir so viel Mühe für sie gibst.“

„Na ja...“, verlegen rieb Sora sich am Nacken.

„Ich kann sie halt gut leiden und na ja...“

„Ich weiß schon. Aber dir ist hoffentlich bewusst, dass wenn sie nach Hause kommt, du sie wahrscheinlich nie wieder sehen wirst?“, Sora sah betroffen zur Seite. Er wusste das, doch hatte er diesen Gedanken tief in seinem Inneren gut verdrängt gehabt. Deswegen bot er auch Kairi sofort diese Abmachung an. Für diesen einen besonderen Fall der Fälle. Nun ja, fast, könnte man sagen.

„Ich weiß. Aber was man liebt, das lässt man ziehen, nicht wahr Mam?“

„Ach Sora.“, sie umarmte für einen Augenblick ihren Sohn, bevor sie von ihm abließ und einen Kuss auf die Stirn setzte.

„Schlaf gut, Sora. Wir reden morgen weiter, okay?“

„Nacht Mam.“, sagte er bloß und Sally schaltete das Licht im Wohnzimmer aus.
 


 

✞~~✞

 
 

Kairi schlug die Augenlider auf. Irgendwie konnte sie nicht schlafen und sie wusste auch, warum. Sie hatte ein schlechtes Gewissen. Es erdrückte sie förmlich. Sie saß aber zwischen den Fronten. Wie eine Leitplanke. Während links Xehanort sicher auf dem Schiff war, stand sie mitten auf der Planke und Sora am ende dieser. Wenn sie sich für Sora entscheiden würde, wären sie beide verloren. Doch wenn sie Xehanorts Plan genau befolgt, wäre nur Sora verloren.

Kairi war sich sicher, dass Xehanort auch nicht wirklich plant, sie zurück nach Hause zu bringen. Er hatte davon nichts, sie zurück zu bringen. Für sie war das eine Lose/Lose Situation. Vielleicht sollte sie versuchen, die restlichen beiden Tage, die ihr noch zur Verfügung standen, aus zu kosten wie es ihr nur möglich war? Danach war eh alles aus. Sollte sie vorsichtshalber ein Testament hinterlegen?

Kairi schüttelte vehement ihren Kopf. Warum dachte sie schon an ihren eigenen Tod? Vielleicht brachte er sie doch nach Hause und sie malte sich das ganze schlimmer aus, als es war?

Kairi schnaubte. Sie glaubte ihren eigenen Worten selber nicht.

Aber sie wollte auch nicht die Flinte ins Korn werfen! Resigniert seufzte sie auf. Sie war doch sonst nicht so leicht einzuschüchtern und trat den Jungs in der Schule ganz schön in den Hintern, wenn die versuchten sie zu ärgern. Aber hier? Sie war fast wie ausgewechselt. Das durfte nicht sein. Sie sollte am besten ein Stück von Sora´s Optimismus abschneiden. Unbewusst lächelte sie und drückte ihr Gesicht etwas tiefer ins Kissen hinein. Es roch intensiv gut nach ihm.
 

Zu gut..., dachte sie, bevor sie mit einem Lächeln auf den Lippen einschlief.
 

 
 

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Sora lag Oberkörper frei auf der Couch und hatte die Arme hinter seinem Kopf verschränkt. Dabei starrte er mit einem leeren Blick gegen die Decke.

„Wuff!“, den Kopf leicht nach links geneigt erkannte er Zero, der auf ihn zu schwebte.

„Na mein junge? Kommst du uns auch mal besuchen. Na komm!“, Sora klopfte auf seinem Bauch zwei Mal, damit Zero auf diesen Platz nehmen konnte und tat.

Freudig murmelte das Tier sich auf seiner Decke ein und grummelte leicht seinen Herrchen an.

„Mhm, was ist denn Zero?“, nach ein paar Murren seitens Zero´s, saß Sora kerzengerade auf der Couch und streichelte Zero über dem Kopf.

 
 

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Danke Zero.
 

Hier in Halloween – Schmiedet der zukünftige König einen Plan?


 

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Tag Zwei

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„Oh, du bist schon so früh wach, Sora? Wohin des Weges?“, verblüfft schaute Jack von seinen Festtagsplänen auf, als sein Sohn in zügigen Schritten Richtung Haustür marschierte. Seine Mimik war verhärtet und angespannt, was Jack von seinem Sohn nur kannte, wenn ihm etwas missfiel.

„Eine Kleinigkeit klären.“, antwortete Sora schlicht und riss die Tür auf.

„Uhm, okay. Bevor du gehst. Meinst du, du hast im Laufe des Tages kurz Zeit für mich? Es geht um das Fest.“, Sora, der mitten im Türrahmen anhielt, nickte förmlich. „Sicher. Bis dann.“, danach donnerte Sora die Vordertür hinter sich zu.

Jack blinzelte perplex. Wer oder was auch immer seinen Sohn verärgert hatte, darf froh sein, wenn er lebend daraus kam. Jack trank anschließend aus seiner Tasse ein bräunliches Gesöff und setzte diesen anschließend mit einem Klirren auf den Marmortisch ab.

 

 

 
 

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Kairi schreckte aus ihrem Schlaf auf und fasste sich sofort an die Stirn. Momentan träumte sie sich einen Schmarrn zusammen, das konnte man niemanden erzählen. Erst recht nicht Sora. Sie schüttelte den Kopf vehement. Oh nein, Sora erst recht nicht.

Sie schwang ihre Beine aus dem Bett, sodass sie an der Kante saß und schielte zur Digitalen Uhr zu ihrer linken hinüber. Entsetzt sprang sie auf. Sie hatte noch nie so lange in den Tag hinein geschlafen! Das es bereits zwölf Uhr Vormittags war, machte sie fassungslos und warum in drei Teufelsnamen hatte sie niemand geweckt? Warum hatte Sora sie nicht geweckt?!
 

Nur im Nachthemd bekleidet verließ sie das Zimmer von Sora und sprintete ins Wohnzimmer hinunter.

„Sora. Sora?“, sie streifte durch das gesamte Wohnzimmer und inspizierte sogar die Küche.

„Sora, bist du hier?!“, Unbehagen stieg in ihr auf, als sie keine Antwort zurück bekam.

„Sora, wenn du mir einen Streich spielen willst, werde ich dir so stark in die Ohren schreien, dass diese anfangen werden zu bluten!“, drohte sie lautstark und ging wieder die Treppen hinauf, als keine Widerworte eintrafen.

„Sora?“, sie klopfte diesmal gegen die Badezimmer und lehnte ihr linkes Ohr an die hölzerne Oberfläche, um eventuelle Geräusche von innen wahrzunehmen. Es herrschte absolute Stille und das im gesamten Haus. Sie öffnete die Badezimmertür und wie erwartet, war niemand vorzufinden. Nicht mal Sally oder Jack waren da. Sie seufzte auf und pure Sorge keimte in ihr auf, als die Vorstellung in ihrem Kopf präsent war, dass Sora etwas zugestoßen sein könnte. Frustriert und tief ein und aus atmend fuhr sich Kairi durch die Haare. Sie überreagierte bestimmt und sollte keine all zu große Sorgen darüber machen. Kairi versuchte sich selber zu beruhigen und lief zurück in Sora´s Zimmer, um ihre Sachen zum umziehen zu holen und verschwand anschließend im Badezimmer. Eine warme Dusche war gerade das, was sie brauchte. In solchen Momenten wie diese fragte Kairi sich manchmal, was wohl ihre Freunde Daheim wohl gerade machten...

 

 

 
 

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Unbeholfen stand Naminé neben Lea, der wild mit dem Polizisten diskutierte.

Sie sah hinter sich. Xion und Roxas saßen auf eine Holzbank. Xion war bereits an Roxas´s Schulter eingeschlafen und Roxas selbst konnte kaum noch die Augen vor Müdigkeit offen halten.

„Wie oft sollen wir es Ihnen noch erklären?! Es war so, wie wir es Ihnen geschildert haben, können´se mir folgen?!“

Offensichtlich glaubten die Behörden ihnen nicht, dass ein Monster in dem Anwesen von Xehanort sein Unwesen treibt. Sie hatten es aber mit ihren eigenen Augen gesehen gehabt und nicht nur das!

Bevor sie den Weg zur Behörde einschlugen, sind sie zurück zum Anwesen gelaufen, in der Hoffnung, dass Kairi sich dort verschanzt hatte. Was sie mit Sicherheit nicht getan haben könnte, wie sie im Endeffekt feststellen musste. Obskure Wesen hausten ebenfalls in diesem verfallenen Gebäude und nicht nur der Stinkstiefel Xehanort.

Kairi würde sich nämlich nicht mit Absicht in die Höhle des Löwen begeben. Niemals.

„Hört zu. Bestimmt wollte der alte Mann euch einen Streich spielen.-“ - „Das war kein verdammter Streich und selbst wenn es einer wäre, ist dies ein verdammt beschissener! Unsere Freundin ist danach komplett verschwunden, aber das wollen Sie ja nicht in ihren sturen Dickschädel verstehen!“, der dunkelhäutige Polizist räusperte sich.

„Achte auf deine Wortwahl, junger Mann. Na gut. Ich begleite euch zum Anwesen und nehme zwei meiner Kollegen mit, um dieses „Monster“ zu begutachten. “ Naminé faltete die Hände ineinander und atmete genervt aus. Der Bulle machte sich über ihrer Aussage lustig. Er nahm sie nicht ernst. Das war irgendwie klar gewesen und es ist auch noch der Abend an Halloween.

Aber sie konnten ihn endlich davon überzeugen, ihnen zum Anwesen zu folgen. Naminé sah kurz auf ihrer Armband Uhr. Es war kurz nach 23 Uhr. Es ist also bereits eine Stunde vergangen, seit dem Vorfall am Anwesen. Sie wandte sich zu Roxas, dem fast die Augenlider zufielen.

„Ich glaube, es ist das Beste wenn du sie nach Hause bringst und dann selbst nach Hause gehst.“, schlug sie Roxas vor und er nickte einverstanden.

„Okay. Wenn was ist, ruft ihr dann an?“ – „Machen wir.“, versicherte sie ihm und mit bedacht weckte er Xion auf, die leicht benommen durch das Präsidium schaute.

„Ich bringe dich Heim, Xion. Komm, steh auf.“ - „Aber was ist mit Kairi?“, murmelte sie Schwarzhaarige schlaftrunken, während Roxas sie hinaus geleitete.

„Lea und Naminé kümmern sich darum. Mach dir keine Sorgen.“, beruhigte er sie und hinter ihnen fiel die Tür ins Schloss. Naminé wandte sich schließlich zu Lea, der ungehalten seine Arme vor der Brust hielt und ein „Von wegen Freund und Helfer“ vor sich her grummelte. Beschwichtigend legte Naminé eine Hand auf seiner Schulter ab.

Der Polizist, der noch vor kurzem hinter dem braun glasierten Pult saß, stand nun neben den beiden. Seine zwei Kollegen hatte er mit im Schlepptau.

„Hier lang und keine blöden faxen veranstalten, habt ihr verstanden?“, belehrte der Polizist sie, als sie nach draußen liefen, um in das Auto der Beamten zu steigen. Naminé nickte gehorsam, während Lea genervt die Augen verdrehte und mit der Zunge schnalzte.

Naminé schaute aus dem etwas herunter gekurbelten Fenster heraus, sobald sie sich angeschnallt hatten und das Fahrzeug sich in Bewegung setzte. Sie hoffte inständig, dass es Kairi gut ging und unversehrt war. Wo auch immer sie gerade sein mag...
 


 

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„Ahh, tat das gut!“, Kairi streckte ihre müden Gliedmaßen und ein wohliger Seufzer entrann ihr.

Frisch umgezogen tappste sie die Treppen runter zum Wohnzimmer, wo sie sich direkt auf die Couch plumpsen ließ. Schließlich verzog sie ihren Mund. Sora war immer noch nicht zurückgekehrt.

„Wo bleibt er bloß?“, ungeduldig und gleichermaßen besorgt, wippte sie mit einem Fuß auf und ab. Sollte sie sich auf die Suche nach ihm begeben und wenn ja, wo sollte sie am besten mit der Suche beginnen? Ruckartig stand Kairi auf ihren Beinen und eilte zielstrebig zur Eingangstür.

Zuerst sollte sie sich zum Fallbeil-Platz begeben. Eventuell haben einige Dorfbewohner ihn irgendwo gesehen und falls nicht, kann sie immer noch den Friedhof und den Mondscheinhügel absuchen. Sollte er dort auch nicht sein, dann...

 

Kairi schluckte den nicht vorhandenen Kloß in ihrem Hals herunter.

Dann würde sie eben zu diesem Pseudo Wissenschaftler gehen und ihm die Bude auf den Kopf stellen, um Sora zu finden. Die Hand auf der Türklinke ruhend, atmete Kairi einmal tief aus. Auf ein Wunder warten wollte sie nicht, aber so ganz alleine durch Halloween Town streifen auch nicht. Ihr war sehr mulmig zumute. Trotzig schüttelte sie ihr Haupt. Sie hatte keine Zeit oder Lust über Zweifel nachzudenken. Deswegen öffnete sie schwungvoll die Haustür und bevor sie überhaupt einen Fuß nach vorne setzten konnte, blieb sie wie versteinert stehen.

„Sora?!“, überrascht über seine plötzlich Anwesenheit, strauchelte sie nach hinten.

„Wo-Wo warst du? Warum hast du mich so lange schlafen gelassen, verdammt?! Ich hab mir echt Sorgen gemacht und ….Sora?“, näher an ihn herantretend begutachtete sie sein Gesicht.

„Ist alles in Ordnung?“, beunruhigt starrte sie ihn an und als würde er sich zur Besinnung rütteln, lächelte er sie breit an.

„Ah, sorry. Ich war bei Doktor Finkelstein, wie ich gestern bereits erwähnt hatte. Tut mir Leid, dass ich dir keine Nachricht hinterlassen habe.“, erleichtert legte Kairi eine Hand über ihre Brust.

„Ich bin einfach nur froh, dass du wieder da bist und es dir gut geht.“, hauchte sie und Sora grinste dazu keck.

„So, so. Du hast dir also Sorgen um mich gemacht?“, suggestiv wackelte er mit den Augenbrauen, während Kairi ihn schwach nach hinten schubste und im Nachhinein breit grinsen musste.

„Bild´ dir ja nichts drauf ein.“ - „Muss ich auch nicht.“, er zwinkerte ihr zu und Kairi schaute mit erröteten Wangen zur Seite.

„W-Wie verlief denn das Gespräch mit Doktor Finkelstein? Konntest du neue Informationen aus seinem Hirn heraus quetschen?“, lenkte Kairi holprig das Thema ab und Sora schüttelte verneinend den Kopf. „Tut mir Leid. Leider konnte ich nichts nützliches von ihm erfahren.“ - „Verstehe.“, bedrückt starrte sie ihre Füße an und kaute auf die Innenseite ihrer rechten Wange herum.

Sie hatte innerlich irgendwie erhofft gehabt, dass Sora mit einer besseren Lösung zu ihr zurück kam und somit auf Xehanort´s Plan ruhig verzichten könnte. Es war aber närrisch und naiv von ihr zu glauben, dass sie anders nach Hause gelangen konnte. Unbewusst ballte sie ihre Hände zusammen.

Wie gern sie Xehanort seine arrogante Visage polieren würde...
 

„Hey.“, aus den Gedanken gerissen schaute sie auf.

„Wollen wir einen Spaziergang machen? Vielleicht fällt uns ja Unterwegs etwas ein, was wir eventuell übersehen haben?“, schlug Sora ihr vor und sie tippte nachdenklich an ihrem Kinn.

„Keine Hintergedanken?“ , misstrauisch verengte sie ihre Augen und stupste fast vorwurfsvoll mit ihrem rechten Zeigefinger gegen seine Brust. Unschuldig hob er beide Hände an.

„Keine Hintergedanken. Pinky Promise.“, versprach er. Nach fünf Sekunden präzises betrachten seiner Mimik, stimmte sie willig ein. „In Ordnung.“, sie zog die Haustür hinter sich zu und grinste.

„So zeige er mir den Weg.“, freudig grinste Sora über ihre Zusage und kehrte ihr den Rücken zu, nur um das freudige Lächeln, welches auf seinen Lippen ruhte, mit einem bitteren auszutauschen.

 

 

 

 
 

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Gemeinsam schlenderten sie über dem gruseligen Platz und an der Guillotine vorbei. Kairi hatte ihre Arme hinter dem Rücken verschränkt und linste zu Sora hinüber. Er schien seitdem sie losgezogen sind ziemlich tief in Gedanken zu sein, so starr wie er nach vorne schaute.

„Kairi, sag mal...“ - „Mhm?“, aufmerksam und fragend musterte sie ihn, während er den Blick weiter nach vorn gerichtet hatte.

„Was magst du eigentlich so?“, perplex blinzelte sie auf seiner Frage hin. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.

„Inwiefern?“

„Na... was deine Lieblingsfarbe ist, ob du eher der Hunde oder Katzen Freund bist. So was halt?“, äußerte Sora selbst etwas überfragt und hob leicht die Schultern an.

„Ach so...“, murmelte Kairi und sah nach vorne.

„Also, ich bin eher der Hunde Typ.-“ - „Dacht´ ich mir!“ - „.-und farblich tendiere ich eher zu rosa oder rot. Ich gehe auch gerne schwimmen, verbringe die Zeit mit meinen Freunden oft und bastle zwischendurch so kleine Sachen.“, Sora nickte zwischendurch und horchte bei der letzten Aktivität auf.

„Oh? Was bastelst du denn so?“, neugierig schaute Sora aus den Augenwinkeln zu ihr hinüber, während sie über den Friedhof latschten.

„Glücksanhänger, zum größten Teil.“ - „Glücksanhänger? Sind deine Freunde etwa vom Pech verfolgt?“, kichernd schüttelte Kairi ihr Haupt. „Nein, aber es sind nun mal meine Freunde und ich möchte nicht, dass ihnen was passiert. Deswegen die Anhänger. Ich hätte mir wohl einen selbst anfertigen sollen.“, betrübt fummelte sie an ihrem Handschuh herum. Unsicher, wie er antworten oder reagieren sollte, vergrub Sora seine rechte Hand in die Halsbeuge.

„Meinst´....meinst du, du könntest für mich auch einen Glücksanhänger anfertigen?“ - „Huh?“, Kairi blieb vor dem Tor zum Mondscheinhügel stehen.

„Du willst wirklich ein Anhänger von mir?“, eifrig nickte Sora.

„Natürlich! Ich zähle doch wohl auch zu deinen Freunden, oder?“, die Nase reibend betrachtete Kairi einen in der Nähe liegenden Grabstein.

„Ich denke schon? Ich mein, ja?“, unschlüssig über die Beziehung gegenüber ihm, kaute sie auf ihrer Unterlippe.

„Ich für meinen Teil sehe dich als Freundin. Du musst mir natürlich kein Anhänger machen, wenn du nicht willst, ich dacht´ halt.-“ - „Ich brauche dann Materialien.“, schnitt sie ihm das Wort ab und marschierte durch das Tor.

„O-Oh! Okay! Das kann ich dir besorgen!“, flink rannte er hinter ihr her, bis er wieder mit ihr gleichauf war.

„Was ist eigentlich mit dir?“ - „Wie, mit mir?“, verdutzt starrte Sora nach rechts.

„Na, was du so magst oder gar nicht ab kannst.“, entgegnete sie ihm.

„Oh, so meinst du das.“, er hob daraufhin kurz die Schultern an.

„Ich mag vieles, wie meine Leute in Angst und Schrecken zum schreien zu bringen. Natürlich aus Spaß und nicht um fies zu sein. Ist immerhin unser Job. Persönlich mag ich die Farben rot und blau gern. Mit Riku zieh ich halt hin und wieder um die Häuser und ja. Essen tu´ ich am liebsten die Kürbisschleim Suppe. Aber auch nur, wenn Mam die macht.Was ich nicht leiden kann, sind Lügen.“

Kairi spannte ihr Muskeln bei seinem letzten Satz an.

„Kann ich verstehen. Ich mag Lügen auch nicht sonderlich.“, gestand sie und ihr Blick verhärtete sich.

„Notlügen sind aber okay.“, führte Sora fort. „Wenn man damit sogar Leben retten kann, warum nicht.“, ahnungslos hob er seine Arme in die Höhe und Kairi fühlte sich mehr als schlecht. Er bereitete ihr noch ein schlechteres Gewissen, als sie es schon bereits hatte. Es nagte und zerriss sie förmlich. Aber was sollte sie groß darauf antworten können?

„Da magst du Recht haben.“, sagte sie stattdessen und bekam von Sora ein Nicken.

„Wollen wir uns etwas hinsetzen?“, Sora deutete auf den spiralförmigen Hügel und einverstanden hob und senkte Kairi ihren Kopf.
 

Während sie stillschweigend mit einem halben Meter Abstand nebeneinander da saßen und den Mond beobachteten, stahl Kairi ein paar flüchtige Blicke zu Sora. Er hatte sein rechtes Bein angewinkelt und seinen rechten Arm locker auf diesen positioniert. Im Gegensatz zum letzten Mal, wirkte er diesmal angespannter als zuvor und tief in Gedanken versunken. Kairi fragte sich, ob es im Zusammenhang mit Doktor Finkelstein hing. Er war ja letztens von Sora´s Aktion nicht gerade begeistert gewesen und sie würde sich nicht wundern, wenn der Verrückte Wissenschaftler nun Sora an die Gurgel will. Oder lag es an ihr? An ihrer Anwesenheit und das sie momentan eher eine Last für ihn war? Aber viel Zeit weiter darüber nachzudenken blieb ihr nicht, als Sora ihren Namen erwähnte und sie überrascht ihn anstarrte.
 

„Uh, ja?“ - „Wie ist´s eigentlich dort so?“, den Kopf schief zur Seite geneigt, warf Kairi ihm einen verdutzten Blick zu.

„Was meinst du?“ - „Die Menschenwelt. Wie ist es dort so?“, er wendete seinen Blick vom Mond ab und musterte sie stattdessen interessiert.

„Oh, uhm. Fast so wie hier, schätze ich. Nur das wir Tag und Nacht haben, anstatt ewige Nacht und das Essen bei uns sieht...appetitlicher aus. Wir...sehen auch anders aus und nicht wie ihr so...einzigartig. Die Häuser bei uns sind auch größer und ordentlicher von der Außenfassade her und alles wirkt viel freundlicher.“, zählte Kairi auf und Sora nickte stumm.

„Scheint echt ein interessanter Ort zu sein. Meinst du, ich kann dich dort mal besuchen kommen, wenn wir einen Weg gefunden haben, dich zurückzubringen?“ , überrumpelt über diese Frage, weitete Kairi für eine Millisekunde ihre Augen. „Nun...“, setzte sie an und senkte ihren Blick zu ihrem Schoss. „Ich befürchte leider, dass das nicht möglich sein wird. Ich mein...“, kurz sah sie zu Sora, um seinen Gesichtsausdruck deuten zu können. „...wir Menschen sind es halt nicht gewohnt, von Wesen wir ihr besucht zu werden. Euer Aussehen könnte Panik verursachen und.-“ - „Oh...“ - „.-Aber vielleicht.-“, Kairi stockte für einen Moment und überlegte, was sie zur Aufheiterung sagen könnte. Sora sah selbst etwas niedergeschlagen über diese Tatsache drein und verzog missmutig das Gesicht.

„Aber vielleicht...zu Halloween? Da, da verkleiden wir uns alle und das würde nicht sonderlich auffallen, denke ich.“, versuchte sie eine Gelegenheit für seinen Besuch in der Menschenwelt vorzuschlagen. Erleichtert nickte Sora langsam auf und ab.

„Das wäre eine Lösung. Aber....“, er knautschte sein Gesicht zusammen.

„Dann kann ich ja nur einmal im Jahr Vorbeischauen!“- „Besser einmal als keinmal.“, meinte Kairi und zuckte mit den Schultern.

„Mhm...stimmt. Trotzdem ist das Mist.“, murrte er und schaute erneut gen Mond.

Kairi zog währenddessen die Beine an ihren Körper heran und legte gedankenverloren ihr Kinn auf den Knien ab.

„Meinst du wirklich, dass ich jemals nach Hause kommen werde?“, kam es von ihr kleinlaut.

„Natürlich. Ich bin mir da absolut sicher.“, sie lächelte schwach. Sie brauchte dringend etwas von seinem Optimismus.

„Wenn du es sagst, glaub ich es dir.“, sie wollte seinen Worten Glauben schenken. Nur all zu gerne. Doch blieb ihre gerade mal noch einen Tag, bis sie Sora – und höchstwahrscheinlich sich selbst - zum besagten Ort ausliefern musste. Warum hatte sie eigentlich so einen Heiden Angst vor diesen Xehanort? Aber natürlich. Sofort kamen ihr wieder die Bilder in dem Sinn, die sie unterbewusst verfolgten. Die blutigen abgeschnittenen Köpfe, Naminé´s blutunterlaufenen Augen und dann noch ihr eigener...
 

Sie schüttelte sich, als hätte sie in einer bitteren Zitrone gebissen und verzog dementsprechend ihr Gesicht.

„Ist bei dir alles in Ordnung?“, fragte auch sofort Sora sie, als sie das Gesicht verkniff. Kairi winkte mit der rechten Hand ab.

„Alles gut. Mir...war nur etwas kalt.“, log sie, aber eine andere Ausrede fiel ihr nicht auf der Stelle ein.

„Wirklich? Nun, es ist November und kühler als sonst aber so kalt ist es doch nicht.“, erneut zuckte Kairi daraufhin die Schultern und Sora kratzte sich überlegend am Kinn.

Kairi richtete ihre Aufmerksamkeit wieder dem Mond entgegen. Hauptsache sie konnte das eigentliche Thema umgehen und er hakte nicht weiter da nach.

„Hier.“, Wärme breitete sich um ihre Schultern und Rücken aus. Überrascht schaute sie zu Sora, der seine Weste nicht mehr trug.

„Ist zwar nicht viel was dich wärmen könnte, aber immerhin etwas.“ , erstaunt sah sie ihn weiterhin an, während er hinauf zur hellen Scheibe starrte.

Warum war er so fürsorglich und stets um sie bemüht? Warum bloß? Es ist nicht so, das sie dies nicht mochte oder wertschätzte. Aber sie kannten sich gerade mal drei Tage und er behandelte sie, als würden sie sich bereits seit Kindheitstagen kennen. War es wirklich seine Art, so offen und herzlich mit anderen umzugehen oder war das ganze eine Täuschung?

Sie verstand es nicht. Sie verstand ihn nicht. Also, warum war er so, wie er nun mal war?

„Danke, Sora.“, er neigte seinen Kopf zur Seite und schenkte ihr, wie so oft, ein breites charmantes Lächeln.

„Keine Ursache, Kairi.“, er stand anschließend auf und reichte ihr helfend seine Hand entgegen.

„Wir sollten zurückgehen. Ich muss noch mit meinem Vater wegen dem Fest etwas besprechen und ich glaube, wir beide brauchen dringend etwas zu Essen.“, wie auf Kommando knurrte der Magen von Kairi und beschämt hielt sie sich am Bauch.

„Du hast Recht. Lass uns zurückkehren.“, sie nahm seine Hand an und während er sie mühelos nach oben zog, hatte sie das Gefühl, ihn in einem anderen Licht zu sehen. Als würde ihr wortwörtlich die Erleuchtung gegeben. Ein Kribbeln durchfuhr ihrer Magengegend und ihr Puls schlug schneller als zuvor.

„Wollen wir?“, sachte nickte sie und ihre Hand umschlang seine etwas fester.

„Uhm, Kairi?“ - „Ja?“ - „Kann ich meine Hand wieder haben oder..?“, nun rot um die Nase herum, ließ sie seine Hand wie eine heiße Kartoffel fallen.

„Sorry. “, entschuldigte sie sich beschämend und versteckte sofort ihre Hände hinter ihrem Rücken.

Sora lachte amüsiert auf und winkte ab, bevor er ihr ein keckes Grinsen zuwarf.

„Alles gut. Beim Nächsten Mal können wir ja Händchen haltend gehen.“, er zwinkerte damit zu und sie schüttelte belustigt ihr Haupt über sein Verhalten. Gemeinsam trotteten die beiden den nach Hause Weg an und Kairi zog seine schwarze Weste näher an ihren Körper dran.

Sie verstand ihn nicht wirklich, aber sie fand, dass musste sie auch nicht, als sie lächelnd die Augen für einen Moment schloss.
 


 


 

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Das Letzte Stück Spinnenbeinbrot zwischen die Kiefern schiebend, nahm Sora auf der Couch Platz und tätschelte wohlig seinen Bauch.

„Bah, ich bin papp satt. Sag mal, Mam? Wann kommt Dad wieder?“- „Er wollte eigentlich gegen 19 Uhr hier sein. Eine Stunde hat er ja noch.“, bemerkte Sally nebenbei, als sie einen Teller im Türrahmen zwischen Küche und Wohnzimmer abtrocknete.

„Ach so. Kairi ist noch oben, nicht wahr?“, fragte er beiläufig und streckte sich gähnend.

„Mhm, sie ist noch oben. Wieso?“ - „Ah.“, Sora rieb sich etwas unbeholfen am Nacken.

„Mam, hast du eigentlich Materialien, womit Kairi eventuell basteln könnte?“, den Teller im krummen Hängeschrank weglegend, trat Sally verwundert ins Wohnzimmer hinein.

„Ich hab´ etliche Stoffe und Knöpfe da. Meinst du, sie kann etwas damit anfangen?“, ahnungslos hob er die Arme an.

„Weiß nicht, aber ich denke, das könnte hinkommen.“

„Na gut. Soll ich dann ein Päckchen für sie zurechtlegen?“, anerkennend nickte Sora.

„Das wäre super. Danke Mam.“, Sally lächelte liebevoll. „Dafür doch nicht.“, damit stolzierte Sally die Treppen nach oben, um die vermeintliche Materialien zusammenzulegen.

Derweil hatte Sora sich mit den Ellenbogen an den Knien abgestützt und seufzte.

Im nächsten Augenblick benutzte er Mittelfinger und Daumen, um Zero herbei zu pfeifen.

Dieser kam wie gerufen durch die Wand geflogen und bellte erfreut.

„Hey, mein Junge.“, Sora kraulte Zero hinter den Ohren. „Kannst du mir einen Gefallen tun, mein Junge?“, ein aufgeregtes Bellen ertönte und Sora lachte kurz.

„Na gut. Also Zero, hör mir gut zu....“
 

 

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Kairi gähnte klangvoll erschöpft. Sally hatte ihr - wie Sora es angedeutet hatte - Materialien zur Verfügung gestellt, damit sie basteln konnte. Damit sie so gesehen für Sora einen Anhänger kreieren konnte. Nur...Sie hatte bisher nicht wirklich was mit Stoffen hergestellt und dementsprechend niedrig war ihre Erfahrung damit. Nichtsdestotrotz wollte sie es versuchen. Mehr als schief gehen kann es ja nicht. Womit fing sie bloß an? Kairi blinzelte den Schlaf aus den Augen fort.

Sie würde selbst die Nacht durchmachen, wenn es sein muss. Sie schaute zur Digital Uhr hinüber.

Es war erst 20 Uhr. Sie fragte sich, ob Sora schon mit Jack gesprochen hatte. Es schien, so wie er Andeutungen machte, wichtig zu sein. Immerhin war Sora der zukünftige Kürbiskönig und hatte demnach eine wichtige Rolle, die er zum Feste beizutragen hatte.

Sie schmunzelte plötzlich. Bevor sie zu Bett ging – das heißt, dass sie Sora´s Zimmer erneut in Beschlag nehmen durfte, was sie sehr aufmerksam von ihm fand -, hielt er sie kurz am Arm auf dem Treppengeländer zurück und fragte sie – in einem fast süßlichen Ton – ob sie Morgen Lust hätte, die Dorfbewohner in Angst und Schrecken zu versetzen. Zuerst war sie nicht wirklich von der Idee angetan, aber als Sora ihr erklärt hatte, dass das ganze harmlos sei und nur zum Spaß diente, stimmte sie schließlich zu. Er hatte sich daraufhin wie ein Kind gefreut und ihr eine gute Nacht gewünscht.

Kairi gibbelte kichernd zu sich selbst. Gott, sie kam sich gerade vor wie ein Fangirl, weil sie es süß fand, wie seine Augen freudig aufleuchteten und er ihr sein charmantes Lächeln schenkte.

Sie klatschte mit den Händen gegen ihre Wangen.

„Konzentration, Kairi. Fokussiere dich auf den Anhänger...“, murmelte sie sich zu und fing an, die ersten Umrisse des Anhängers anzufertigen.
 


 

 

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Es war bereits mitten in der Nacht. Am Nacken kratzend traf Riku am vereinbarten Ort ein und gesellte sich neben Sora, der gleichgültig bereits auf seinem Kumpel gewartet hatte.

„Sag mal, was ist denn jetzt so dringend, dass du Zero zu mir schickst? Ich hab bereits gepennt.“, maulte der Wolfsjunge und gähnte dazu.

„Ich war bei Xehanort.“, antwortete Sora schlicht und lief in gleichmäßigen Schritten in den Wald vom Hinterland hinein. Dicht gefolgt von Riku, der genervt die Augen verdrehte.

„Und?“, belanglos hob Riku die Augenbrauen an.

„Und du hattest Recht, mit dem was du über ihn sagtest.“, Riku fiel sofort auf, dass Sora die Hände geballt hatte und er zielstrebiger in den Wald hinein lief. Die Mimik blieb aber nach wie vor unverändert.

„Wow. Dass du das mal zugeben würdest, hätte ich nicht mal im Traum dran geglaubt. Hast du ihn auch endlich durchschaut?“, Sora schnalzte spottend über sich selbst. „Hätte ich das mal zu Beginn. Zero hat es mir erzählt.“, überrascht schaute Riku zu seinem Freund hinüber. „Zero hat dir das erzählt? Hat der was gesehen, was wir nicht gesehen haben?“ - „Eher gehört.“, zischte der Vampir und beschleunigte seinen Tempo.

„Spann mich nicht so auf die Folter. Was hat er denn gehört?“ - „Dinge, die ich nicht gerne wiederholen möchte. Xehanort erpresst aber Kairi.“, Riku legte seine rechte Hand am Kinn an.

„Wusst´ ich´s doch. Also ist sie seine Komplizin?“ - „Gezwungenermaßen, ja. Könnte man behaupten, aber würde mein Leben auf dem Spiel stehen oder das von anderer, dann würde ich genauso handeln.“ - „Aha. Und wie willst du jetzt weiter vorgehen? Sollen wir Xehanort an den Pranger stellen? Jetzt wäre die Optimale Gelegenheit dafür und ich könnte ihm mit meiner Pranke seine beschissene Visage zerfleddern.“, Riku fletschte bei der Aussage mit seinen Zähnen und Sora schüttelte verneinend sein Haupt. „Kairi weiß davon nicht, dass ich es von Zero weiß und das soll gefälligst so bleiben bis ich was anderes sag.“, unbeteiligt schwang Riku seine Arme in die Luft.

„Was auch immer. Ich hoffe du weißt, worauf du dich einlässt.“ - „Und wie ich das weiß.“, keifte Sora zurück und würdigte seinem Freund keines Blickes. Riku seufzte.

„Ist ja gut. Aber wie weit rein wollen wir noch in den Wald gehen? Wohin gehen wir überhaupt?“ - „Wirst du schon sehen.“ , meinte er schlicht und nach gefühlten zehn Minuten, kamen sie auch am gewünschten Zielort an. Eine kreisrunde flache und kahle Ebene erstreckte sich vor ihnen und in der Mitte des Kreises, standen sieben Bäume im ringsherum aufgereiht.

„Was zur Hölle ist das hier?“, skeptisch blickte Riku sich um, als sie näher an die fahlen Bäume herantraten und jeden einzelnen Baumstamm begutachteten.

„Und was soll hier nun sein?“, hakte Riku ungehalten nach und Sora blieb vor einem der Bäume stehen.

„Das Tor zur Menschenwelt.“, antworte Sora gelassen und Riku drehte sich prompt zu ihm um.

„Du willst mich wohl verarschen. Hier? Ausgerechnet hier?!“ - „Ja, hier. Was ist los mit dir? Du bist ja gereizter als sonst.“, bemerkte Sora schroff und berührte eines der Bäume.

„Das wollte ich dich fragen. Seitdem dieses Menschen Weib Kairi da ist, bist einfach so...Gooie!!“ - „Gooie?! Du weißt ganz genau, dass ich mit ihr eine Vereinbarung habe und.-“ - „Du Hals über Kopf in dieses Mädchen verschossen bist?! Ist mir klar. Dennoch...“, beide seufzten gleichzeitig auf und bemerkten dabei nicht - als Sora den Baumstamm vorhin berührt hatte - , dass ein Herz förmliches Tor zum Vorschein kam.

„Hör zu.“, begann Riku und fuhr sich durch sein struppiges weißes Haar.

„Tut mir Leid. Ich bin es einfach nicht gewohnt, nicht jeden Tag mit dir abzuhängen. Bin wohl etwas.-“ - „Eifersüchtig gewesen? Ernsthaft?“, grätschte Sora dazwischen und grinste schelmisch.

Unbeeindruckt schaute Riku seinen besten Freund an.

„Ich wollte eigentlich sagen, dass ich etwas überreagiert habe aber wenn dich die Antwort glücklicher macht, bitte.“ - „Ach, komm her du!“, Sora schnappte Riku im Schwitzkasten und wuschelte ihm wild durchs Haar.

„Hey! Lass das Sora! Hörst du wohl a.-“, Riku hielt in dem Wort inne und starrte neugierig zum Baum hinüber, auf dem eine herzförmige Tür abgebildet war.

„Hey, Sora. Schau mal da vorn´.“ - „Hm?“, Sora ließ von seinem besten Freund ab und richtete seinen Blick in die Richtung, in der Riku nun zeigte und erstaunt öffnete er seinen Mund.

„Woah. Ok. Das war vorhin noch nicht da.“, Sora sah seine in Handschuh verpackte Hände an und grinste.

„Los, Riku. Berühre jeden Baum der hier steht!“, verwirrt über diese Aufforderung, schaute Riku dem Vampir nach, wie er einen Baum nach den anderen anfasste.

„Und was soll das bitte schön bringen?“, Sora antwortete erst gar nicht darauf, als ein vierblättriges Kleeblatt als Tür an dem bisher kahlen Baumstamm erschien den er berührt hatte.

„Vergiss was ich gerade gesagt habe.“

 

Die zwei berührten alle sieben Stämme in Handumdrehen und vor einer speziellen Tor blieb dann Sora stehen. Überwältigt besah Riku sich weiterhin diese wundersamen Türen und fand vor allen Dingen das Törchen mit dem grünen Baum und bunten Punkten am interessantesten.

„Das ist ja was. Sag mal, woher wusstest du.-“ - „Xehanort hat es mir verraten.“ - „Xehanort? Wirklich?“, ein Nicken seitens Sora´s folgte. „Ich verstehe. Wie verlief denn dein Gespräch mit Mister Two-Face?“, bohrte Riku hinterher und bewegte sich ebenfalls zur dem Kürbiskopf aussehenden Tür hin. „Nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Aber das ist egal. Morgen werde ich das regeln. Ein für alle Mal.“, ein süffisantes Grinsen schlich sich auf Sora´s Gesichtszügen und Riku lächelte höhnisch. „Na, da hast du dir ja was vorgenommen.“

Sora drehte sich zu dem Werwolf um und grinste ihn weiterhin diabolisch an, während Riku´s Mimik auf einmal missmutig drein blickte. Ein Seufzer entrann ihm.
 

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Wie lautet dein Plan, Sora?“

 

Hier in Halloween - Macht man sich Sorgen um den zukünftigen König?


 

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Tag Drei

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Ein schrilles Piepen riss Kairi aus dem Schlaf und ruckartig saß sie wie eine Eins, kerzengerade im Bett. Ihre Hand schnellte zu dem nervtötenden Gerät zu ihrer linken und mit einem Schlag auf den Knopf wurde es still gelegt. Ein Seufzer entrann Kairi und sie streckte ihre Müden Glieder. Ihr Blick richtete sie anschließend zu dem fertigen Anhänger, der verlassen auf Sora´s Schreibtisch lag.

„Okay! Nur noch ein paar Feinheiten an dem guten Stück bringen und ich bin fertig!“, sie schwang sich aus dem warmen Bett und schritt zum schwarzen Schreibtisch hinüber. Sie zog den dazu passenden Stuhl aus der Verankerung heraus und nahm auf diesen Platz. Mit einem kohlrabenschwarzen Gel Stift malte sie ein Gesicht, welches Sora stark ähnelte, hin und verpasste ihm an den Mundwinkeln kleine eckige Zähnchen. Keine fünf Minuten später hob Kairi ihre Arme in die Höhe. Erleichtert, dass sie den Anhänger endlich komplettieren konnte.

„Fertig!“, sie betrachtete den Anhänger in ihren Händen und spielte an den enden der Zackenarme herum. Sie war stolz auf diesen kleinen Anhänger. Ihr erster aus Stoff kreierter und dann auch noch für ihn erstellten Anhänger.

Ob er es wohl mochte? Ob er es für kindisch empfand? Oder es für immer bei sich tragen wird, oder es bei der nächstbesten Gelegenheit weg schmiss? Fragen über Fragen schwirrten durch ihren Kopf, den sie danach abwesend schüttelte. Am besten wäre es, wenn sie es ihm gleich überreichen würde. So würden all ihre Fragen – so dachte und hoffte sie jedenfalls - im idealsten Fall beantwortet werden. Kairi stand auf und legte den sternenförmigen Glücksbringer auf die Ablage, ehe sie ihre Sachen schnappte und im gegenüberliegenden Bad verschwand.
 

Frisch geduscht verließ sie das Badezimmer und marschierte gemächlich die Treppen hinunter.

„So.-oh!“, sobald sie Sora noch schlafend auf der Couch vorfand, schlug sie ihre Hände vor ihrem Mund und blickte sich suchend um. Sally und Jack schienen bereits außer Haus zu sein, da sie sonst keine weitere Geräusche in dem Haus vernahm. Auf leisen Sohlen tappste sie in die Küche, um Sora weiterhin schlafen zu lassen. Sie war ehrlich gesagt verwundert darüber, dass er noch schlief. Sonst war er immer mitunter der Erste, der von ihnen wach war. Kairi zuckte gleichgültig mit den Schultern. Ihm sei ein langer und erholsamer Schlaf gegönnt. Nun denn. Kairi sah sich in der Küche um. Vielleicht sollte sie Frühstück für Sora und sich selbst vorbereiten? Sie schnappte sich kurzerhand die Schürze, die hinter der Tür hing und band sich diese um. Mit einem zuversichtlichen Lächeln auf dem Gesicht lief sie zum Kühlschrank und öffnete diesen mit einem zuversichtlichen Grinsen.

 
 

Kairi fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn und wischte somit die vereinzelten Schweißperlen fort. Das Frühstück war fertig und sie konnten nun essen. Da fiel ihr ein, dass sie ja Sora noch aufwecken musste. Eilig, aber trotzdem mit bedacht, betrat sie das Wohnzimmer. Wie sie feststellen musste, schlief er immer noch tief und fest wie ein Stein und die Decke von ihm lag halb auf dem Boden, welches nun seinen unbedeckten Oberkörper frei gab. Sie schmunzelte, als Salvia aus seinem Mundwinkel tropfte und er grummelnd seinen Arm quer auf sein Gesicht legte. Kairi schritt auf ihn zu und ging vor ihm in die Hocke. Anschließend stupste sie ihn leicht in die Wange. „Sora. Sora? Aufwachen Sora.“ , sie kicherte, als er verschlafen inkohärente Wörter murmelte und sich zu ihr umdrehte. „Sora. Du musst jetzt aufstehen.“, versuchte Kairi nochmals sachte und pikste ihn erneut in die Wange. „Mhm, noch fünf Minuten Kairi...“, grummelte er und ergriff aus Reflex ihre Hand, die er direkt unter seinem Gesicht vergrub.

„Das Essen wird kalt in fünf Minuten, Sora.“, begründete sie schmunzelnd und ihre Wangen nahmen einen leichten Rotton an. „Huh...?“, schlaftrunken öffnete er sein rechtes Auge und blinzelte ein paar mal dazu. „Es gibt Essen?“, nuschelte er und Kairi lächelte schwach. „Ja. Nun komm schon, Sora.“, sie zog ihre Hand unter seinem Gesicht fort und strubbelte stattdessen durch seine Haare.

„Du Schlafmütze. Wenn du nicht aufstehst, esse ich eben alles für mich alleine auf.“ , Kairi stemmte die Hände spielerisch an ihren Hüften ab und beugte sich keck dazu nach vorn. Sora hingegen gähnte und setzte sich Augen reibend aufrecht hin.

„Ist ja gut. Ich bin wach.“, murrend schlug er die Wolldecke beiseite und schwang seine Beine von der Couch. Sein Gesicht vergrub schließlich in seinen Händen. Kairi konnte nicht anders als zu schmunzeln.

„So faul kenne ich dich gar nicht. Was hast du letzte Nacht getrieben?“, den letzten Satz bereute sie sofort, als sie sein verschmitztes Grinsen sah und die Augenbrauen anzüglich auf und ab hob.

„Willst du das wirklich wissen?“, sie seufzte Ergebens. Sie hätte mit so einer Aussage rechnen müssen. „Nun mach voran, Sora. Sonst esse ich dir alles weg.“, scherzte sie und wandte sich Richtung Küche.
 

„Hey, Kairi.“ - „Mhm?“, fragend drehte sie sich zu ihm um. In dem Moment in der sie dies tat, nutzte Sora ihre Unaufmerksamkeit, packte sie am Unterarm und zog sie sogleich zu sich. Geschockt riss Kairi ihre Augen auf. Sie war kurz davor mit Sora´s nackten Oberkörper zu kollidieren. Kairi verspürte plötzlich eine Art Vorfreude, wenn man das so sagen kann. Was Kairi jedoch nicht sah, war Sora´s verschmitztes Grinsen, welches sich über seine linke Gesichtshälfte zog. Denn im nächsten Augenblick befand sich Kairi nicht in den Armen des Vampirs, sondern knutschte das Sitzkissen, auf welches er schlief.

„Danke dir, Kairi. Ohne deine Hilfe wäre ich nicht hochgekommen.“, murrend drehte Kairi sich zu ihm um und verzog schmollend die Mundwinkel zur Seite. Natürlich! Wieso sah sie es nicht kommen, dass er sie nur zum aufstehen benutzte? Das war so typisch. „Ha ha. Sehr witzig, Sora.“, unschuldig grinste er und zwinkerte ihr keck zu, bis vor er – natürlich Oberkörper frei - in die Küche verschwand. Kairi verdrehte dazu die Augen mit einem Kichern und schüttelte amüsiert mit dem Kopf. Irgendwie konnte sie nicht lange auf Sora sauer sein. Was entweder an seinem Vampir Charme lag oder an andere teuflische Mächte, die sie nicht in kontrollieren konnte. Oder sagen wir mal, dass sie es wollte. Und unbewusst für sie, legte sich ein leichter Rotschimmer über ihre Wangenknochen hinweg.

 

 

 
 

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Oogie saß belustigt an einem Steintisch im Verlies, auf dem eine große Schüssel voll mit Insekten in der Mitte stand. Vergnügt sah er eine grünliche, mit Fell bedeckte Raupe an, die sich winselnd in seiner Lumpenhand hin und her rekelte. „Mein kleiner Freund. Ich weiß, du erleidest gerade Höllenqualen.“, Oogie stupste darauf die kleine Raupe an, die anschließend laut anfing zu quietschen. „Ohu, du weißt doch, dass das schnell gehen wird mein kleiner Snack. “, höhnisch hielt er die Raupe über sein offenes Maul, dessen Schlund pechschwarz war und ließ die Raupe langsam hinab gleiten. Noch bevor das grünliche Insekt verschlungen werden konnte, hallte eine verspottende Stimme in dem Raum.

„Sadistisch wie eh und je, Oogie. Hat dir deine Mutter nie beigebracht, das man mit dem Essen nicht spielt?“, vor Schreck ließ der Angesprochene die arme Raupe zu Boden fallen, die dies als Gelegenheit nutzte, um das Weite zu suchen. Diese verschwand sogleich geschwind zwischen einer Rille der modrigen Gemäuer. Genervt starrte Oogie den Neuankömmling an, welcher spöttisch über den Gesichtsausdruck von Oogie lachte, als er näher an ihn ran trat.

„Argh, Xehanort! Das war mein Frühstück! Außerdem sollst du nicht von dir auf andere schließen.“, Xehanort winkte schließlich abwertend ab und setzte sich an die Kante der Tischsteinplatte hin. „Sag mal, Oogie...“, begann Xehanort zu reden und griff selbst in die Schale hinein, in denen lauter Ungeziefer krochen. Aufmerksam beobachtet Oogie seinen Gegenüber, als er eine fette Made aus dem Porzellan entnahm.

„Öh, ja?“, unsicher schluckte Oogie, als er sah, wie die Made zwischen Xehanorts Fingern vor und zurück gerollt wurde.

„Was passiert, wenn ein Fest stattfindet?“, Oogie runzelte die Stirn bei der Frage, trotzdem antwortete er mit Bedacht. „Der Platz wird voll mit...Leuten sein?“ - „Korrekt! Und wer wird der Hauptakt des heutigen Abends sein?“, an der Brust kratzend, zuckte Oogie mit den Schultern.

„Unser Plan?“, mit einem Seufzer verdrehte Xehanort die Augen und hielt die Made zwischen seinen Daumen und Zeigefinger fest.

„Jaja, das auch. Aber nein. Jack Skellington wird es sein. Wer hätte es gedacht.“, die Selbstironie in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Aber was meinst du, was passieren wird, wenn unser Plan, der Bürgermeister und Jack Skellington an einem Ort sind?“

„Warum stellst du mir so schwierige Fragen? Die Übernahme von Halloween Town natürlich.“, antwortete Oogie sichtlich gereizt und Xehanort verengte die Augen zu Schlitzen.

„Korrekt. Und du, mein überaus korpulenter Freund, solltest darauf achten, dass du nicht auch von den Herzlosen übernommen wirst. Haben wir da uns verstanden?“, hart schluckend nickte Oogie, als Xehanort nur mit Daumen und Zeigefinger die Made zu Tode quetschte und ihr Körperinhalt in allen Richtungen spritzte.

„Hab verstanden. Das wird eh nicht passieren.“, winkte Oogie schließlich ab und stieß sich vom Tisch auf. Hämisch grinste nur Xehanort über Oogies gespielte Reaktion. Allem Anschein nach hat seine Drohung ziemlich tief gefruchtet. „Halte dich nur an die Abmachung, Xehanort. Alles andere wird schon wie von Zauberhand in deine Hände gelangen.“, grummelte Oogie, eher er aus dem Verlies austrat und die schwere Metalltür ins Schloss fiel. Amüsiert blickte Xehanort ihm hinterher und richtete seine Aufmerksamkeit auf seine Hände, die er kurz darauf ballte. „Keine Sorge, Oogie. Ich hab bereits dafür gesorgt, dass alles nach Plan verläuft.“, Xehanort lächelte unheimlich durch den Raum und seine Augen glühten verhängnisvoll gelb in der Dunkelheit hervor.

 
 

 
 

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„Ich wäre soweit fertig. Wie sieht es mit dir aus?“, Kairi betrachtete sich von oben bis unten und zupfte noch ihr Rock zurecht, ehe sie sich zu Sora wandte, der verloren den Boden anstarrte.

„Sora? Sora? Hey!“, sobald Kairi ihn am Oberarm berührt hatte, schreckte er aus seinen Gedankenfluss heraus und blickte mit weit aufgerissenen Augen Kairi an. Die Stirn in Falten gelegt begutachtete sie ihn mit Besorgnis. „Hey, ist alles in Ordnung? Du wirkst so...neben dich. Bedrückt dich etwas?“, direkt schüttelte Sora verneinend mit dem Kopf und grinste über beide Ohren.

„Ach, Quatsch! Ich schwelgte nur in Erinnerungen.“ - „Ist das so? Mhm, wenn du das sagst.“, Kairi nahm zwar seine Aussage einfach so hin, aber wirklich glaubhaft war er nicht sonderlich. Glückliche Erinnerungen konnten es dem zufolge auch nicht sein, so ernst wie er geschaut hatte. Mit einem aufgesetztem Lächeln, gestikulierte sie zur Tür hin.

„Wollen wir?“, Sora nickte eifrig und öffnete die Vordertür. Doch bevor sie beide heraus traten, blieb Sora mitten in der Türschwelle stehen und packte Kairi am Handgelenk. Irritiert darüber schaute sie ihn an, als er sie nur stumm musterte.

„Ist etwas?“, fragte sie sogleich. Sein Blick wich dem ihrer aus, ehe er ihr wieder in die Augen sah. „Ich verspreche dir...“, fing er zaghaft an. „...dass du heute wieder nach Hause kommst. Egal was passieren wird.“, perplex über diese Aussage blinzelte sie. Sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte oder warum er ausgerechnet so eine Aussage überhaupt tätigte. Ehe sie etwas darauf erwidern konnte, wurde sie aus dem Haus gezogen und Sora lachte laut auf.

„Aber für´s Erste , lass uns Spaß auf dem Fest haben!“, sie nickte stumm zustimmig und sprintete gemeinsam mit ihm zum Fallbeil-Platz. Dabei beschlich Kairi ein sehr ungutes Gefühl. Ahnte er irgendetwas oder versuchte er sie zu trösten? Egal was es war. Für Kairi bereitete es ihr beides: Kopfschmerzen und Sorge.

 

 

 

Kairi´s Augen staunten nicht schlecht, als sie den Platz erreichten und dieser voll mit verschiedenen Ständen war. Die ganzen Fassaden wurden festlich – genauer gesagt – schaurig geschmückt und aus allen Himmelsrichtungen strömten herrlich duftende Gerichte ihr in die Nase hinein. Die Bewohner schienen auch allesamt in bester Laune zu sein, wie sie bemerkte, als sie durch die Menge schlenderten. Was sie nicht verwunderte. Sie freuten sich wahrscheinlich auf den heutigen Abend. Um präziser zu sein, auf den Hauptakt des heutigen Festabends.

„Hey Kairi.“ - „Hm?“, Kairi blieb fragend neben Sora stehen, während dieser plötzlich ein schelmisches Grinsen auf den Lippen hatte. Und Kairi ahnte bereits, was auf sie zukommen könnte.

„Wollen wir ein bisschen aufdrehen?“, unsicher sah sie ihn an. „Uh, inwiefern?“, das daraufhin Sora sich die Hände rieb wie der Teufel persönlich, versprach nur was düsteres zu sein. Kairi schluckte kaum hörbar.

 

 

 
 

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Mit Einkäufen in den Armen betrat Sally ihr Zuhause und setzte eilig die schweren Taschen auf der Theke in der Küche ab. Summend verstaute sie ordentlich die Inhalte der Einkaufstüten in den Regalen und im Kühlschrank. Bevor aber Sally das getrocknete Obst in den Kühlschrank legen konnte, durchfuhr ein Ohrenbetäubendes Geräusch durch das Haus und verantwortlich dafür war die sagenumwobene Klingel.

„Komme!~“, rief Sally melodisch und hastete zur Haustür. Überraschend weitete Sally die Augen, als sie den Gast sah, der vor der Türschwelle stand.

„Oh, Riku! Schön dich zu sehen. Wolltest du nach Sora?“, ein Nicken seitens Riku erfolgte und entschuldigend lächelte Sally.

„Oh, Sora ist momentan nicht da. Ich vermute aber, dass er mit Kairi auf dem Fest ist. Willst du solange hier warten bis sie zurückkommen oder selbst auf dem Fest nach ihnen suchen?“, Riku lächelte schief.

„Wenn es in Ordnung ist, Mrs. Skellington, würde ich gerne auf ihn warten.“ - „Natürlich Riku. Komm rein und fühl dich wie Zuhause.“, dankend verbeugte sich Riku, ehe er das Haus betrat und ein: „Vielen Dank.“ nuschelte. Während Sally wieder in der Küche verschwand, nahm Riku auf dem Wohnzimmer Sessel platz. Jedoch blieb er nicht lange sitzen, sondern schaute ob Sally noch beschäftigt war und als sich seine erhoffte Vermutung bestätigte, lief er auf leisen Sohlen nach oben. Dort angekommen, öffnete er zu seiner rechten die Tür zu Sora´s Zimmer und schloss sie vorsichtig hinter sich zu.

Sofort rümpfte Riku die Nase. Der Geruch von Kairi war definitiv hier am intensivsten. Ließ er sie etwa in seinem Zimmer schlafen? Oder...

Riku hob beide Augenbrauen an und verzog das Gesicht irritiert. Schliefen die beiden in einem Bett? Über diese Gedanken wollte Riku keine Zeit verschwenden und schüttelte deshalb seinen Kopf. Er schaute stattdessen sich im Raum um und suchte nach etwas bestimmten, weswegen er eigentlich hergekommen war. Er durchsuchte dafür den Nachtschrank, diverse Schubladen, den Kleiderschrank und schließlich unter dem Bett. Beim letzteren wurde er auch tatsächlich fündig.

Sora verlegte aber auch alles. Die silberne Kette in der Hand, stand er vom Fußboden auf und machte sich zum gehen auf. Er hielt jedoch mitten im Zimmer inne, als er aus dem Augenwinkel ein auffallendes Objekt auf dem Schreibtisch wahrnahm.

„Na nu?“, neugierig griff er nach dem Sternenförmigen Objekt.
 

 
 

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„Bist du sicher, Sora? Ich weiß ja nicht so recht.“, unbehaglich rieb sich Kairi am linken Oberarm und sah zu Boden, während sie sich gemeinsam hinter einem großen Grabstein versteckten.

„Das wird lustig! Vertrau mir ruhig.“ - „Was ist, wenn sich jemand verletzt oder gar einen Herzinfarkt bekommt?!“, die Augen rollend grinste Sora sie an und packte sie aufmunternd an den Schultern.

„Kairi, die sind es gewohnt erschreckt zu werden. Schau dich doch um! So gut wie jeder ist hier tot. Mach dir mal da keine Sorgen, okay?“ - „Aber.-“ - „Ah! Kein ´Aber´. Das kriegst du hin. Mach es einfach so, wie ich es dir vorgemacht habe.“, unsicher nickte Kairi und atmete einmal tief ein und aus. Sie hatte es doch gewusst! Sora´s brillanter Plan war, gemeinsam mit ihr die Einwohner von Halloween Town in Angst und Schrecken zu versetzen. Wie er es bereits vorgeschlagen hatte.

Das Sora das Erschrecken sehr gut beherrschte wusste sie, aber sie selbst? Jemanden erschrecken? Ha! Ja klar. Vielleicht wenn sie einen schlechten Tag hatte, oh, ja dann wäre das was ganz anderes. Dann könnte sie echt gruselig werden, aber so?

„Na los. Versuch es mal bei denen da.“, meinte Sora und deutete auf zwei kleine Werwolf Kinder, die miteinander auf dem Friedhof fangen spielten. Kairi warf Sora einen unglaubwürdigen Blick zu. „Dein ernst?“, energisch wippte Sora sein Haupt auf und ab, wie ein aufgeregtes Kind das sein Spielzeug bekommt. Resigniert seufzte Kairi. Da musste sie wohl durch...
 

Und in der Tat machte das Erschrecken mehr Spaß, als Kairi es je für möglich gehalten hätte und weder noch zugeben würde. Selbst die Werfolf Kinder verziehen ihr, als sie von oben aus - Dank Sora – auf die kurzen Spucke runter tropfen ließ, sie an den Haaren wuschelte und anschließend hinter ihnen auftauchte, um wie ein Schwein am Spieß zu schreien.

Vor allen Dingen gemeinsam mit Sora machte das Erschrecken erst interessanter und lustiger. Somit verbrachten sie fast den ganzen Nachmittag damit, die Bewohner Streiche zu spielen und zu erschrecken. Diese genossen anscheinend auch noch das Schreckensspiel und gaben Kairi sogar Komplimente.

 

 

 

Lachend und völlig aus der Puste, setzten die beiden sich am Rande des Brunnens nieder und besahen sich die Stände. „Wow. Das war echt witzig. Ich könnte das glatt jeden Tag machen!“, flachste Kairi daher und Sora sah erstaunt vom Boden auf.

„Wirklich?“, hakte er deswegen nach und lächelnd nickte Kairi. „Klar doch! So leicht gebe ich doch nicht auf.“, hoffnungsvoll ging Sora in sich und schloss die Augenlider. Wenn sie wirklich sich so was jeden Tag vorstellen könnte, würde das einiges ändern.

„Dann bleib doch hier.“, waren die ehrlichen Worte von ihm gewesen, die Kairi´s Gesichtszüge komplett entgleisen ließ. Hatte sie ihn etwa richtig verstanden?

„Wie bitte?“, fragte sie, um auf Nummer sicher zu gehen.

„Ich sagte, dann bleib doch hier. Hier, in Halloween Town.“, sprachlos schaute sie ihn an, während er sie durchdringend ansah. Damit hatte sie einfach nicht gerechnet und das wusste Sora. Weswegen er auch innerlich hoffte, dass sie eventuell seinen Vorschlag in Betracht zog. Das würde so vieles für ihn vereinfachen. Sein Plan würde sogar wunderbar aufgehen.

„Ich...ich meine, ich...“, haspelte Kairi und suchte verzweifelt nach Wörter, um ihre Unentschlossenheit zum Ausdruck zu bringen. Schlussendlich seufzte sie resigniert auf und knetete die Hände ineinander.

„ Sora, ich kann.-“ - „Hey Sora!!“, unerwartet in ihrem Satz unterbrochen, schauten die beiden Jugendlichen zu Jack hinüber, der mit schnellen Schritten auf sie zu kam. In diesem Moment hätte Sora seinem Vater gerne in den Brunnen geworfen, denn einen ungünstigeren Zeitpunkt wie diesen hier hätte er nicht auswählen können.

„Oh, und hallo Kairi! Schön euch zu sehen. Und? Wie gefällt euch das Fest?“

Kairi lächelte vergnügt, als sie beschrieb wie toll sie das ganze Event fand. Derweil signalisierte Sora seinem Vater mit einer hackenden Bewegung mit der flachen Hand vor seinem Hals, dass er mehr als unerwünscht in diesem Augenblick ist. Entweder ignorierte Jack dies gekonnt oder er wollte Sora mit Absicht ärgern, als er nicht auf seine Geste reagierte. Stattdessen plauderte er fröhlich mit Kairi weiter, eher er sich zu Sora wandte.

„Ah, Sora. Würdest du eben mit mir mitkommen. Wegen heute Abend.“, Sora, der heraus hören konnte, das seine Aussage eine Aufforderung war als eine Frage, verzog ungehalten sein Gesicht. Bereit ihm eine fette Abfuhr zu verpassen, öffnete Sora seinen Mund, welchen er prompt schloss, sobald Jack ihn vom Brunnen wegzog.

 

„Was zum...hey! Paps!“ - „Verzeih mir Kairi, aber ich brauche Sora für eine halbe Stunde. Meinst du, du kommst solange zurecht?“, Sora völlig ignorierend, lächelte Jack entschuldigend und Kairi winkte ab.

„Kein Problem. Ich werde dann für´s Erste zurück zum Haus gehen. Bis später dann.“, winkte sie zum Abschied ihnen zu und schmunzelte bei dem Anblick, die ihr sich bot. Während Jack versuchte seinen Sohn zu beschwichtigen, veranstaltete Sora einen Aufstand, wie es ein trotziges Kleinkind tun würde. Jack Skellington kam aber für sie in letzter Sekunde zur Rettung. Denn wenn sie ehrlich mit sich selber war, konnte sie auf Sora´s Bitte hin keine eindeutige Antwort geben. Aber wieso?

 

Wieso war sie nicht in der Lage, für sich selber entscheiden zu können, wohin sie möchte. Es ist nicht so, dass sie nicht nach Hause möchte. In die Menschenwelt. Aber andererseits, lernte sie hier eine andere Seite von Halloween Town kennen, die sehr viel Charme hatte.

Und dann war da noch Sora. Instinktiv hielt sie innerlich den Atem an. Wieso mussten ausgerechnet jetzt Bilder vor ihrem geistigen Auge erscheinen, die sie an Sora´s Lachen,Grinsen und schlafendes Gesicht erinnerten? Mit beiden Händen klatschte sie sich ins Gesicht und stand Kopfschüttelnd von der Mauer auf. Kurz darauf wurde sie von drei kleinen Teufeln - wie Kairi sie liebevoll nennen würde - verspottend ausgelacht, die sich vorher hinter dem Wasserspeier versteckt hielten. Am liebsten wäre Kairi jetzt überall, nur nicht hier.

„Ahahaha. Habt ihr das gesehen? Da haut sie sich doch glatt selbst, wie blöd kann man sein?!“, höhnte Angst und gemeinsam mit Furcht und Schrecken türmten sie sich vor Kairi auf.

„Wir hoffen aber, dass du unser Date heute Abend nicht vergessen hast.“, setzte Furcht an. „Wenn nicht, dann ist es mit dir aus!“, endete Schrecken und lachend sprangen die drei Kinder nacheinander in den grünen Tümpel des Brunnen hinein. Nicht einmal abwartend, was Kairi dazu zu sagen hatte. Angestrengt rieb sich Kairi über die Stirn. Sie hatte es tatsächlich für einen kurzen Augenblick vergessen gehabt. Warum sie eigentlich noch hier fest saß, warum sie hier weg wollte und warum sie seine Bitte nicht nachkommen konnte.

„Es tut mir Leid, Sora.“, wisperte sie den Satz für sich selber und trottete damit gemächlich zum Haus der Skellingtons. Mit dem Gewissen, das heute Nacht wahrscheinlich ihre – und seine - letzte Nacht sein wird.

 

 

 
 

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Am Haus der Skellingtons angekommen, klingelte sie motivationslos an der Haustür. Fix wurde diese auch von Sally geöffnet, die ihr ein sanftes Lächeln schenkte. „Hallo Kairi. Bist du alleine zurückgekommen?“, fragte Sally verwundert, worauf Kairi bestätigend nickte.

„Ja, Jack wollte noch was mit Sora wegen heute Abend klären.“ - „Verstehe.“, Sally schloss daraufhin die Tür hinter Kairi zu.

„Riku war bis eben auch noch hier. Er meinte aber, dass er dringend weg musste. Vielleicht kommt er ja später wieder.“, bemerkte Sally nebenbei, als sie zur Küche ging, wovon ein wohlriechender Duft aus dieser strömte. „Oh! Okay. Danke für´s Bescheid sagen.“, meinte Kairi und ging gemächlich die Treppen nach oben, um in das Zimmer von Sora zu gehen.

Dort angekommen ließ sie sich auf das Bett fallen und schloss angespannt die Augenlider. Das war doch alles echt zum verrückt werden. Sie wollte doch einfach nur nach Hause. Sie wollte eigentlich einen schönen Halloween Abend mit ihren Freunden haben. Und ausgerechnet ihr passiert so ein Malheur. Aber wäre ihr das nicht passiert, hätte sie nicht Sora kennengelernt. Sofort haute sich Kairi leicht gegen die Stirn. Erneut flogen ihre Gedanken zu ihm. Was stimmte denn nicht mit ihr? Hatte er sie verflucht? Anders konnte sie sich das nicht erklären. Sie setzte sich auf und ließ ihre Augen durch den Raum schweifen. Am Schreibtisch blieb ihr Blick hängen und geschockt musste sie feststellen, dass ihr Anhänger nicht mehr dort war. Sofort stand sie auf und durchsuchte den Schreibtisch. Öffnete jede Schublade und inspizierte selbst Sora´s Kleiderschrank. Aber er war nicht auffindbar. Frustriert packte sich Kairi am Kopf. Kurz darauf riss sie die Tür auf und eilte die Stufen hinunter. Vielleicht wusste Sally, wo ihr Glücksbringer abgeblieben ist.
 

Unten angekommen sah sie, das Sally auf der Couch saß und eine verdorrte Blume in der Hand hielt, die sie behutsam streichelte. Mit bedacht ging sie auf Sally zu.

„Uhm, Sally?“, Sally sah erschrocken auf und lächelte traurig. „Setzt dich, Kairi.“, bat Sally sie und mit einem Nicken stimmte sie zu. Kairi setzte sich gegenüber von Sally nieder und gab dieser einen besorgten Blick.

„Störe ich gerade?“, Sally schüttelte mit dem Kopf. „Nein, im Gegenteil. Ich bin froh, dass du runter gekommen bist.“, ergänzte Sally und starrte erneut auf die Blume in ihrer Hand.

„Ist etwas passiert?“, wollte sogleich Kairi wissen, doch erhielt von Sally ein schwaches ´nein´.

„Nein, noch nicht.“, perplex blinzelte Kairi. Wie sollte sie das jetzt verstehen?

„Ich befürchte, Kairi...“, setzte Sally an und schaute dabei von der Blume auf, um der Rothaarigen mitleidig in die Augen sehen zu können.

„Das etwas schreckliches mit Sora passieren wird und ich kann nichts tun, um das zu verhindern.“, entsetzt über Sally´s Aussage, krallte Kairi sich ins Leder des Sessels fest. Wusste Sally etwa über Xehanort Bescheid? Sie musste es wissen!

„Woher weißt du das, Sally?“, mit dem Kopf deutete Sally auf die verdorrte Blume hin, die in ihren Händen ruhte.

„Das ist Sora´s Blume. Bis vorhin blühte sie strahlend, doch jetzt...“, Sally legte das Gewächs auf den Tisch ab. „...ist sie verwelkt. Es ist meine Gabe, das Wohlsein der anderen vorherzusehen.“

Geschockt und nach Luft schnappend, starrte sie die tote Blume an, die verlassen auf dem Tisch lag. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Körper vor Hitze zu verglühen droht und ihre Trommelfelle platzen, so schnell wie das Blut zu ihrem Kopf hoch schoss. Ihre Lungen fühlten sich verknotet an und alles fing plötzlich an sich im Kreise zu drehen. Bevor Kairi irgendwas sagen konnte, überkam die Dunkelheit sie.
 


 

Was Kairi natürlich nicht wissen konnte, war, dass selbst sie von Sally eine Blume bekam. Diese stand auf der Fensterbank in der Küche und blühte in voller Farbenpracht.
 

Hier in Halloween - Trifft der zukünftige König die richtige Entscheidung?

                                                                             

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 Tag Drei

                                                                               

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„Sind wir dann hiermit fertig?“, genervt stöhnte Sora auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Er hatte genug Informationen darüber, wie der heutige Akt von der Bühne vonstatten geht. Mal nebenbei bemerkt, wird dieser Akt so oder so nichtig sein. Was sein Vater Jack natürlich nicht wissen kann, aber womöglich bald Wind davon mitbekommen musste.

Sora wollte jetzt einfach nur nach Hause, um sich vorzubereiten und die noch vermeintlich friedlich verbleibende Zeit mit Kairi verbringen.

 

Mit einem langen Seufzer ließ Jack die Schultern hängen.

„Ja, wir sind hier fertig.“, er drehte sich zu seinem Sohn um und fasste diesen direkt an den Schulten. Irritierend zog dieser daraufhin die Augenbrauen zusammen und musterte seinen Gegenüber.

„Was ist denn noch, Paps?“, die Mimik von Jack Skellington verhärtete sich und er beobachtete seinen Sohn kritisch.

„Ich weiß nicht, Sora. Sag du es mir. Ich hab irgendwie ein ungutes Gefühl. Das ist alles.“, den Blick von seinem Ziehvater ausweichend, starrte Sora stattdessen in den dunklen violetten Nachthimmel.

„Ich weiß echt nicht, was du meinst. Aber mir ist langweilig und deswegen mach ich jetzt ´ne Fliege.“ , äußerte Sora sich kühl, riss sich anschließend aus den Händen von Jack hinaus und wandte seinem Vater den Rücken zu.

„Du würdest aber mir sagen, wenn dich etwas bedrückt, nicht wahr, Sora?“, der Angesprochene blieb mitten in seiner Bewegung stehen. Leicht über die Schultern schauend, grinste dann Sora.

„Ja, klar.“, antwortete er und verabschiedete sich mit einer schlichten Handbewegung.

Jack hingegen starrte skeptisch für eine Weile seinem Sohn hinterher, bevor dieser in der Masse der Bewohner verschwand. Die langen knöcherigen Finger an seinem Kinn reibend, schloss Jack die Augen und grübelte über Sora´s Verhalten nach.

Es war nicht üblich für Sora, ihn so anzulügen. Denn Jack spürte nämlich, dass irgendetwas im Busch war und das war mit Sicherheit kein flauschiges Karnickel. Warum aber Sora nicht mit der Sprache herausrückte, nervte und frustrierte ihn zur gleichen Zeit gewaltig. Sonst fragte Sora immer nach seinem Rat oder kam zu ihm, wenn er etwas auf dem Herzen hatte. Immer. Es musste also schon etwas schwerwiegenderes vorgefallen sein, das Sora ihm - und höchstwahrscheinlich Sally - nichts sagen konnte.
 

„Ah, Jack! Da bist du ja!“, überrumpelt drehte sich Jack um, nur um den Bürgermeister von Halloween Town zu entdecken.

„Welch Überraschung. Wie kann ich denn Ihnen helfen, Bürgermeister?“ - „Gut, das du fragst Jack. Können wir ein Pläuschen in meinem Büro haben? Ist nämlich vertraulich.“, ohne jegliche Einwände, willigte Jack wie selbstverständlich ein.

„Natürlich. Wollen wir dann?“, der Bürgermeister nickte zuversichtlich und bot Jack zum Vorgehen an. Dankend ging der König der Kürbisse voran, während der kleine Bürgermeister hinterher dackelte. Der Bürgermeister schien in letzter Zeit echt einen Sinn für schlechtes Timing zu besitzen. So wie jetzt. Das empfand Jack auf jeden Fall. Mit Sora musste er wohl ein anderes Mal ein ernstes Gespräch führen.
 

 

 

                                                                         

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Völlig in den Gedanken versunken lag Riku auf seinem Bett und starrte Löcher in das Sternenförmige Objekt, welches sich in seiner Hand befand. Das hatte also Kairi für Sora gemacht? Dieses aus Stofffetzen und Plastikresten erstellten Anhänger, worauf anscheinend Sora´s Gesicht abgebildet war. Riku schnaubte belustigt. Das war auf jeden Fall ein netter Versuch von ihr gewesen, Sora darzustellen. Er legte nach diesen Gedankenzug den Glücksbringer neben sich auf dem Bett ab und blickte von seiner Position aus, aus dem Fenster.

Riku seufzte resigniert, als er das Rechte Bein anwinkelte und mit beiden Händen seine Schläfen massierte. Er hoffte inständig, dass Sora´s Plan aufging. Wenn nicht, hätten die immer noch Plan B, aber dieser würde Sora überhaupt nicht gefallen, weswegen Plan A unbedingt klappen musste. Das weiß Sora selbst, aber eine andere Wahl hatten sie nicht. Riku´s Augenmerk wanderte wieder zurück zu den Anhänger. Er wusste nicht, warum er das Dingen aus dem Affekt mitgenommen hatte. Kaum hatte er es gesehen, griff er danach und steckte es in seine Hosentasche ein. Fast wie ein Kleptomane, was er – so meint er – nicht war. Davon war er überzeugt. Das beantwortete aber immer noch nicht seine Tat, warum er es einfach so mitnahm. Es gehörte Sora und nicht ihm. Und im Hinterkopf nagte wieder das schlechte Gewissen und dieser unscheinbare Neid. Denn das rothaarige Mädchen war gerade mal knapp drei Tage hier und er benahm sich wie ein eifersüchtiger Freund.

„Eifersucht, huh?“, murmelte er zu sich und verzog nicht überzeugend den Mund. War er wirklich eifersüchtig auf Kairi gewesen? Eher nicht, denn er empfand mehr Mitleid für sie als Eifersucht.

Und da kam ihm die ungewollte Einsicht. Er war nicht neidisch auf Kairi gewesen, sondern auf Sora.
 

Riku setzte sich auf und fuhr sich genervt durch die Mähne. Es machte irgendwo Sinn.

Denn er selbst bekam nicht gerade die Aufmerksamkeit, die er so sehnlichst wünschte. Die Aufmerksamkeit, die Sora ihr schenkte. Die Aufmerksamkeit, die Kairi Sora entgegen brachte.

Bedrückt starrte Riku aus den Augenwinkeln heraus den Anhänger erneut an. Er musste den Glücksbringer Sora wieder zurückgeben. Das Timing musste dafür nur stimmen.

Riku schloss die Augen und die Stille in seinem Raum schien ihn förmlich zu erdrücken.

„Ich bin so ein Narr...“

 

 

                                                                                   

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Langsam zu Bewusstsein kommend, schlug Kairi die Augenlider wild auf und zu. Ihren Kopf neigte sie leicht nach rechts und entgegen blickte ihr eine besorgte Sally.

„Wie geht es dir, Kairi?“, fragte sie auch zugleich und Kairi setzte sich aufrecht. Dabei fiel ihr ein weißer Lappen in den Schoß, der wohl auf ihrer Stirn gelegen haben muss. Noch schlaftrunken griff sie nach dem Tuch und wandte ihre Aufmerksamkeit zu Sally.

„Ich fühle mich soweit in Ordnung. Nur ein wenig groggy. Das ist alles.“, antwortete Kairi ihr ehrlich.

„Ich verstehe. Du hast wahrscheinlich hyperventiliert, was dazu führte, dass dein Gehirn nicht genügend Sauerstoff erhielt und du dadurch ohnmächtig wurdest.“, erklärte Sally, während Kairi sich an der Schläfe rieb. „Oh. Ist das so? Tut mir Leid wegen den Umständen.“, entschuldigte die rothaarige sich bei Sally. Diese winkte ab. „Mach dir darüber keine Sorgen. Ich hätte nur nicht gedacht, das du so reagieren würdest. Aber dann wiederum..“, Sally legte eine Pause ein und Kairi überlegte fieberhaft, was Sally meinte. Denn sie war sich sicher, das sie nicht nur wegen der schlechten Nachricht über Sora einfach so das Bewusstsein verlor. Sie wollte nämlich Sally die Wahrheit sagen, denn ihr Gewissen machte sie psychisch fertig.

„... ist es plausibel, dass du so reagiert hast, wie du es eben tatest.“, Sally lächelte am Ende ihres Satzes und reichte Kairi ein Glas Wasser.

„Hier. Du solltest etwas trinken. Für deinen Kreislauf.“ - „Danke.“, dankbar nahm Kairi das Glas und nippte daran. Sie überlegte, ob sie es nochmal probieren sollte und wägte die Situation ab. Doch sobald sie den Mund öffnete, wurde ihr schwindelig und die Worte blieben ihr förmlich im Halse stecken. Instinktiv griff sie sich schmerzlich an dem Kopf.

„Ist wirklich alles okay? Brauchst du eine Schmerztablette? Warte...“, Sally erhob sich und eilte geschwind in die Küche. Währenddessen rieb sich Kairi die Stirn und atmete tief ein und aus.

Und ihr Verdacht verhärtete sich. Xehanort hatte wohl eine Art Fluch über sie gelegt, damit sie auch wirklich schwieg wie ein Grab.

Was sie keinesfalls verwunderte. Nur wie hat der das angestellt? Den Kopf schüttelnd, schwang Kairi ihre Beine vom Sofa und setzte das Glas Wasser auf dem Tisch ab. Just in dem Moment kam auch Sally aus der Küche zurück. In der Hand hielt sie eine Tablette, die sie Kairi gab und ihr abermals das Wasserglas in die Hand drückte.

„Hier. Danach sollte es dir wesentlich besser gehen.“, dankend nickte Kairi und schluckte die kleine Kapsel herunter. Ihr Blick fiel dabei auf die Wanduhr. Es war bereits nach 19 Uhr gewesen. Hat sie wirklich knapp zwei Stunden durchgehend geschlafen? Nicht nur das bereitete ihr Sorgen, sondern auch das ihre Zeit langsam ablief, um Sora zum bestimmten Treffpunkt zu bringen.

Apropos Sora. War er denn wieder von Jack zurückgekehrt?

 

„Kairi?“, angespannt schaute die Angesprochene zu Sally, die ihr ein aufmunterndes Lächeln schenkte und mit dem Finger nach oben deutete.

„Sora ist oben im Zimmer. Er kam vor circa einer Stunde nach Hause und er weiß Bescheid...“, und als hätte Sally ihre Gedanken gelesen, zeigte sie damit auf die verwelkte Blume, die etwas abseits auf der Tischoberfläche lag. Abwesend nickte Kairi.
 

Kairi wollte ihr noch zig dutzende Fragen stellen, doch sie wollte sich nicht ihr weiter aufdrängen und stand stattdessen vom Sofa auf. Neugierig beobachtete Sally sie und ihr Blick schweifte kurzzeitig zur Küche hinüber. „Möchtest du noch eine Kleinigkeit essen? Du hast bestimmt Hunger.“, Kairi winkte dankend ab.

„Nein, danke. Momentan habe ich keinen Appetit. Ich gehe nach oben.“, verkündete Kairi und Sally lächelte verstehend. Gemächlich zur Treppe gehend, blieb Kairi kurz vor dieser stehen und schaute über die Schulter zu Sally hinüber. Eine dringende Frage lag ihr nämlich auf der Zunge, weswegen sie auch ursprünglich zu ihr hinunter ins Wohnzimmer kam.

„Sag mal, Sally. Hast du zufälligerweise einen sternenförmigen Anhänger gesehen?“, auf die Frage hin strich Sally sich am Kinn und wirkte nachdenklich. Nichtsdestotrotz schüttelte Sally verneinend mit dem Kopf. „Tut mir Leid. So etwas habe ich leider nicht gesehen.“ - „Verstehe. Danke dennoch, Sally.“, enttäuscht schlenderte Kairi die Stufen hinauf und blieb vor Sora´s Zimmer stehen. Sie atmete resigniert aus und klopfte drei Mal gegen die Tür. Als sie von innen keinen Ton vernahm, klopfte sie erneut. „Sora? Sora? Ich komm´ jetzt rein.“, selbst nach ihrer Bekanntgabe kam keine Rückmeldung vom Innenraum und sie öffnete leise die Tür.
 

 

 

 

                                                                                 

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Sobald sie am Wald angekommen waren, schwang Lea die Tür des Streifenwagens mit voller Wucht auf. Lea hatte die Schnauze gestrichen voll von den Möchtegern Polizisten. Die Fahrt hierher hatte ihm schon genug Nerven gekostet, denn den Schmarrn, den die Polizisten von sich gaben, konnte man einfach nicht zuhören. Dasselbe galt wohl auch für Naminé. Sie selbst stieg erschöpft aus dem Wagen und gesellte sich zu Lea.

„Also dann, Kinder. Führt uns mal zum besagten Spukhaus.“, belächelte einer der Behörden sie und Lea knirschte die Zähne zusammen. Er wünschte niemanden etwas schlechtes, doch bei denen könnte er glatt eine Ausnahme machen.

„Hier entlang, bitte.“, vernahm er Naminé´s zarte Stimme, welche zielstrebig voran ging.

Dicht gefolgt von den Behörden, die belustigt ihre Loom Taschenlampen anschalteten und sich gegenseitig Blicke zuwarfen. Der Anreiz, die beiden Polizisten in Angst und Schrecken zu versetzen, war für Lea gegeben. Er musste nur auf den passenden Augenblick dafür warten. Lea selbst musste hämisch grinsen bei dem Gedanken, als er ihnen tiefer in den Wald folgte und dieser sie in der Distanz verschluckte.

 

 

                                                                               

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Riku´s Beine führten ihn zum Haus der Skellingtons, vor dessen Haustür er auch zu einem Halt kam und die Hände in den Hosentaschen verstaute. Ein Seufzer entrann seiner Kehle und er hatte eine grobe Vorahnung, wie Sora sich über ihn lustig machen wird, sobald er von seinem Fauxpas erzählen würde. Das Gesicht verziehend hob Riku seine rechte Hand an, um die Klingel zu bestätigen. Weit kam er aber nicht, als Sally vor ihm die Tür bereits überraschend öffnete.

„Oh, hallo Riku!“, perplex winkte Riku schwach zur Begrüßung und ehe er was sagen konnte, schnitt Sally ihm das Wort ab.

„Du willst zu Sora, nicht wahr? Komm doch rein.“, sie trat zur Seite, um ihn Eintritt zu gewähren, während er der Bitte nach kam. Direkt beschaute er das Wohnzimmer und drehte sich zu Sally um, als sie ihm mitteilte, dass Sora oben sei. „Ah, danke Mrs. Skellington.“, damit schritt er die Stufen zum Obergeschoss hinauf und war dabei, an Sora´s Tür anzuklopfen. Jedoch war diese angelehnt und ohne großartig zu überlegen, stieß er diese ohne Bekanntgabe auf. Was er aber im nächsten Moment bereute.

 

„Öh...störe ich?“, wie Rehe im Scheinwerferlicht sprangen die beiden voneinander vom Bett.

„Riku! Es ist nicht das, wonach es aussieht!“, versuchte Sora sofort die Situation klarzustellen, in der Kairi und Sora bis vor einigen Sekunden sich befanden und Riku hob amüsiert eine Augenbraue an. Kairi hingegen rieb sich verlegen ihre Wangen, um wohl die Röte, die sich in ihrem Gesicht gebildet hatte, zu verbergen.

„Natürlich. Wenn ihr fertig mit Wrestling seid, würde ich eben mit dir reden wollen, Sora.“, Riku richtete flüchtig seinen Blick zu Kairi. „Und zwar allein, unter vier Augen.“, machte Riku es für Kairi deutlich, dass sie nicht erwünscht bei dem Gespräch war. Kairi räusperte sich und stieg vom Bett hinunter.

„Ich wollte sowieso auf´s Bad gehen.“, äußerte sie hastig und flüchtete ins gegenüberliegende Badezimmer. Die Tür schloss sie aber erst hinter sich zu, als sie Sora frech die Zunge entgegen streckte und dieser ihr ebenfalls keck die Zunge zeigte. Dazu zwinkerte er ihr noch neckisch zu. Die Nase gerümpft, schlug sie dann die Tür zu.
 

Riku sah zwischen den beiden hin und her, eher er die Tür zu Sora´s Zimmer hinter sich schloss. Sie benahmen sich wie kleine Kinder. Oder noch schlimmer. Wie ein Ehepaar.

„Neckisch wie eh und je. Muss ich das verstehen, was ihr vorhin getrieben habt?“, zog Riku seinen besten Freund auf, während Sora genervt seufzte und abwinkte.

„Überhaupt nicht. Egal was ich sage, du scheinst es mir eh nicht zu glauben.“, meinte Sora schlicht und legte sich seitlich auf dem Bett hin.

„Versuch es.“ - „Nee. Was möchtest du denn noch so dringend mit mir besprechen? Ich dachte, wir hätten bereits alles wichtige für heute Abend besprochen. Die Kette von mir hast du bestimmt auch gefunden.“, mit einem Nicken bestätigte Riku die Aussagen von Sora.

„Das du immer deine Sachen verlegst. Vor allen Dingen die Kette. Ist sie dir etwa unwichtig geworden?“, mit einem schnellen Griff zur Hosentasche, zückte er die silberne Kronenkette hervor und warf diese Sora entgegen. Gezielt schnappte Sora nach dieser.

„Klar ist sie mir wichtig. Immerhin hast du sie mir geschenkt.“, Riku rollte mit den Augen.

„Naja, die gehörte ehemalig deinem Vater, der es meinem Vater schenkte und mein Vater es mir übergab und ich schlussendlich sie dir überließ. So gesehen gehörte die Kette von Anfang an dir.“, diesmal war es Sora, der die Augen verdrehte.

„Es ist aber die Geste und der Gedanke dahinter, der wirklich zählt.“, Sora schüttelte den Kopf, um einen klaren Gedanken fassen zu können und um zurück zum Thema zu kommen.

„Also. Worüber wolltest du denn noch reden?“, hakte Sora nach und Riku sah bedrückt - fast schon schuldig - zu Boden. Aus der anderen Hosentasche kramte er den sternenförmigen Anhänger hervor und argwöhnisch musterte Sora das Objekt.

„Was...ist das?“, fragte Sora kurios und stand schließlich vom Bett auf. Ergeben seufzte Riku.

„Sora, ich muss dir etwas beichten.“, begann Riku und ging einen Schritt auf Sora zu.

 

 

 

                                                                                 

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Kairi saß unmotiviert auf dem Toilettendeckel und stützte ihr Kinn auf den Handinnenflächen ab. Was auch immer Riku nun mit Sora zu besprechen hatte, es schien sehr wichtig für die beiden zu sein. Nichtsdestotrotz wünschte Kairi sich, das sie mit eingeweiht würde. Auch wenn sie jetzt nicht die beiden von Kindheitstagen her kannte, wollte sie unbedingt mit dazugehören.

Aber es ging sie wohl nichts an, über was auch immer sie miteinander zu besprechen hatten.
 

Sie stöhnte genervt auf und erhob sich von ihrem Platz. Vor dem Waschbecken blieb sie stehen und betrachtete sich selbst in den Spiegel. Dann streckte sie die Zunge raus und gab ihren Spiegelbild ein freches Gesicht. Anschließend schaute sie ihre Eckzähne an und strich mit der Zungenspitze über diese. Als hätte sie erwartet, das sie so spitz und scharf waren, wie die von Sora. Natürlich waren sie das nicht. Sie war ein Mensch und er ein Vampir. Also warum wollte sie plötzlich auch so spitze Zähne wie er haben?
 

War ja schon schlimm genug, dass sie unentwegt an ihn dachte, ohne es überhaupt wirklich zu wollen. Hinzukommt das Geschehen von vorhin. Sie betrat einfach das Zimmer, ohne jegliche Erlaubnis. Wie denn auch? Wenn Sora tief und fest schlief – so dachte sie anfänglich - , konnte sie ja nicht darauf warten, dass er irgendwann mal aufwachen würde. Weswegen sie auch leise durch den Raum schlich, um nach dem Glücksbringer zu suchen. Sie war sich ziemlich sicher gewesen, dass sie den Anhänger auf dem Schreibtisch abgelegt hatte. Aber seit heute Morgen hatte sie das Dingen auch nicht mehr gesehen gehabt. Wo also zum Donnerwetter war das Teil abgeblieben?

Es half ihr auch nichts, als sie versuchte, unter dem Kopfkissen von Sora zu schauen. Denn er wachte wohl durch die Bewegungen auf und pinnte sie anschließend auf das Bett, während er triumphierend sein Kinn anhob.

Sie sollte dann hier wohl erwähnen, dass sie sich mehr oder weniger befreien konnte, indem sie ihn an den Seiten des Oberkörpers kitzelte. Was schließlich in eine Kebelei ausartete und sie von Riku in der Position vorfand, in der sie sich danach befanden.

Innerlich wollte sie sich gegen die Stirn klatschen. Im Endeffekt hatte sie weder den Glücksbringer gefunden, weder einen Plan ausgetüftelt, wie sie Sora zum abgemachten Treffpunkt locken sollte.

 

„Andererseits...will ich das gar nicht.“, flüsterte sie die Worte sich selbst zu, als sie daran dachte, Sora auszuliefern. Und höchstwahrscheinlich würde sie sich selbst mit ausliefern. Das verriet auf jeden Fall ihr Bauchgefühl. Nur wie konnte sie es abwenden? War es überhaupt möglich, dies abzuwenden?

„Verdammt...“, fluchte sie und haute gegen die Oberfläche des hüfthohen Badezimmerschrankes, dessen Tür sich einen Spalt breit öffnete. Sauer murrte sie und wollte die angelehnte Tür wieder schließen, jedoch erblickte sie etwas funkelndes im Inneren. Sie wusste genau, was es war. Unsicher griff sie nach den zwei Gegenständen, die sie anschließend nachdenklich musterte. Sie hatte zwar keine Ahnung, warum sich ausgerechnet diese zwei Objekte hier befanden, dennoch war ihr etwas klar geworden. Sie hatte nun einen vermeintlichen Plan B gefunden und grinsend starrte sie die spitze Nadel an, bevor sie diese an ihrer Pulsader an ihrem Handgelenk ansetzte.

 

 

 

                                                                                   

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„Glaub mir, ich tat es aus dem Affekt. Das war dumm von mir, ich gebe es ja zu.“, gestand Riku, als er sich neben Sora an der Bettkante setzte. Sora hingegen rieb sich grübelnd die Stirn. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich sagen soll.“, meinte schließlich der Vampir ehrlich und blickte dabei den Fußboden an.

 

Es wunderte ihn im Endeffekt also nicht mehr wirklich, warum Kairi vorhin wie vernarrt sein Zimmer durchsuchte. Sora konnte es nicht ganz begreifen, warum ausgerechnet Riku den Glücksbringer – den Kairi extra für ihn angefertigt hatte – entwenden würde.

„Ich weiß, dass du Kairi nicht sonderlich leiden kannst, aber es war immerhin für mich bestimmt. Wieso also?“, den Kopf nach hinten werfend, stöhnte Riku entnervt auf.

„So stimmt das gar nicht, Sora. Ich hab echt nichts gegen Kairi.“, unglaubwürdig hob Sora die Augenbrauen an. „Wirklich!“, äußerte der Werwolf sich verteidigend und schnaubte auf.

„Von mir aus könnt ihr viele kleine Baby Sora´s und Kairi´s produzieren und ich wäre vollkommen okay damit. Aber du musst mir glauben, das ich aus dem Affekt gehandelt hab. Es war wirklich nicht meine Absicht gewesen, dieses Ding hier zu klauen.“, Riku deutete mit einem Kopfnicken zum Glücksbringer, welcher sich nun in Sora´s Händen befand. Der Vampir räusperte sich verlegen auf Riku´s Anspielung und schaute seinen besten Freund an. Riku hatte ihn bisher nie angelogen, warum sollte er also jetzt damit anfangen?

 

„Ist okay. Ich glaube Dir, weil du mein Bester Freund bist.“, um seine Aussage noch zu bekräftigen, legte Sora eine Hand auf Riku´s Schulter ab und grinste ihn an. Der Wolfsjunge blinzelte kurz perplex, ehe er selbst grinste und seine Gesichtszüge weich wurden.

„Danke, Sora.“, der Vampir schüttelte mit seinem Kopf und legte den Glücksbringer in die Pfoten seines Besten Freundes. Dieser schaute verwirrt seinen Gegenüber an.

„Pass solange, bis wir Xehanort gestellt haben, auf den Anhänger auf, klar? Ich weiß, das er bei dir in guten Händen ist.“, unglaubwürdig starrte Riku auf den Anhänger herab, den Sora ihm mit Sicherheit überreichte. „Bist du dir da.-“ - „Absolut. Lass Kairi für´s Erste davon nichts wissen. Übergebe Kairi den Anhänger zum richtigen Zeitpunkt zurück. Okay?“, dem nicht richtig folgend, verzog Riku sein Gesicht. „Aber wann weiß ich, wann der richtige Zeitpunkt ist?“

Sora grinste diabolisch und streckte den Finger in die Höhe. „Glaub mir, es wird aus heiterem Himmel dir in den Sinn kommen.“, ungehalten runzelte Riku die Stirn. Bevor er darauf aber erwidern konnte, beobachtete er, wie Sora tief durch die Nase atmete und daraufhin diese zu hielt.

Riku erkannte auch warum er dies tat, denn er selbst musste die Nase rümpfen.
 

Es roch nach Blut.

 
 

Um genauer zu sein, roch es nach Menschenblut. Instinktiv drehte sich Sora in Richtung Tür um und hastete zu dieser, nur um diese im nächsten Moment wie in Ekstase aufzureißen. Riku steckte aus Reflex den Anhänger zurück in seine Hosentasche und Sora blieb wie erstarrt zwischen Tür und Rahmen stehen, als er den Ursprung des Geruchs vor sich sah.

„Oh, habt ihr mich etwa kommen hören?“, Eher riechen, wollte Sora erwidern, jedoch verkniff er sich dies und schüttelte den Kopf.

„Uhm, ja. Deswegen hab´ ich auch sogleich die Tür für dich geöffnet.“, redete Sora sich aus seiner Misere heraus und kratzte sich am Kopf. Verspielt verdrehte Kairi die Augen und winkte anschließend Riku freundlich entgegen. „Hey.“ - „Hey.“, erwiderte Riku die Geste von ihr und lief an den beiden vorbei. Bis vor aber Riku aus dem Sichtfeld von Sora verschwand, warf der Wolfsjunge ihm einen viel sagenden Blick zu und verabschiedete sich mit einem monotonen ´Bis später´.

 

Verdattert blickte Kairi ihm kurz nach, ehe sie ihre Aufmerksamkeit zu Sora widmete und sich unbeholfen am Arm rieb. „Uhm, tut mir Leid wegen vorhin.“, begann sie und ließ ihren Blick durchs Zimmer wandern. „Ich suchte halt den Glücksbringer, den ich für dich gemacht habe und finde den einfach nicht mehr. Wobei ich mir ziemlich sicher war, dass ich ihn auf den Schreibtisch abgelegt habe.“, sie sah anschließend zum besagten Schreibtisch hinüber, dessen Oberfläche wie geleckt aussah und missmutig zog sie ihre Lippen nach innen.

Sora hingegen kratze sich am Gesicht und grinste sie aufmunternd an.

„Ach, mach dir keine Sorgen. Ich bin mir sicher, das der Anhänger in guten Händen ist. Wir finden den schon.“, irritiert über seine Aussage, zog Kairi die Augenbrauen zusammen und entschied sich nicht weiter darauf einzugehen. Das würde wenn wieder in einer hitzigen Diskussion führen, auf die sie liebend gerne verzichten möchte.

„Du hast wahrscheinlich Recht.“, stimmte sie ihm stattdessen zu und Sora´s Grinsen wurde breiter.

„Wollen wir dann nochmal gemeinsam los? Zum Fest meine ich.“, schlug Sora ihr dann vor und Kairi überlegte im stillen für sich. Nach einem kurzen Moment des Zögerns, nickte sie bejahend mit dem Kopf.

 

„Gute Idee. Das Feuerwerk ist ja später, nicht wahr?“, diesmal nickte Sora bestätigend und sein Blick richtete er zu ihrer linken Armbeuge, auf der ein kleines Pflaster zu sehen war. Skeptisch begutachtete er die Stelle und rümpfte abermals mit der Nase. Er roch eine weitere Geruchsquelle, die er ungefähr auf Hüfthöhe ausmachte. Er fragte sich, ob sie sich unsinniger weise irgendwie verletzt haben könnte. Doch wie, womit und weshalb? Vor allem bei der erkennbaren Verletzung, machte er sich Gedanken. Was das andere betrifft, könnte es gut auch sein, dass sie ihre Periode hatte. Allein darüber zu nachzudenken könnte er sich ohrfeigen.

„Sora? Wollen wir?“, holte Kairi ihn mit den Worten aus den Gedankenzug und der Angesprochene griff, unbeirrt, nach ihrer Hand.
 

„Klar. Mir nach!“, belustigt grinste Kairi und tat wie befohlen. Jedoch beunruhigte ihr sein besorgniserregender Blick und sie hoffte inständig, das er nicht gewittert hat, was sie eigentlich im Schilde führte.
 

 

                                                                               

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Ein tiefer und langer Seufzer entrann dem Polizisten, gefolgt von einem ins Schloss fallende Tür Geräusch, als dieser Lea und Naminé einen belehrenden Blick zuwarf.

„Keine Monster, keine Geister oder jeglichen Schabernack, den ihr uns aufschwatzen wolltet, war in dem Haus zu sehen. Haltet uns nicht zum Narren. Wir bringen euch jetzt zurück nach Hause und ihr könnt hoffen, dass ihr von euren Eltern nicht mehr als Hausarrest einhandelt.“, waren die genervten Worte des Polizisten gewesen, als er sich vom Haus entfernte und die Jugendlichen zurecht wies.

„Wir lügen nicht! Wir haben echt etwas gesehen, was definitiv nicht existieren sollte!“, verteidigte Naminé sich prompt und schielte beunruhigt zum Anwesen.

„Meine Freundin Kairi würde nie im Leben einfach so verschwinden!“ - „Glaub mir, Kleines. Wir hatten öfters solche Fälle und allesamt waren sie Zuhause in ihrem Bettchen, weil sie keine Lust auf Süßes oder Saures mehr hatten.“, versuchte der andere Polizist sie zu beschwichtigen und lief an die beiden Jugendlichen vorbei. Dicht gefolgt vom anderen Behörden Kollegen.

„Schwachsinn! Wir haben bereits bei Kairi´s Eltern angerufen und sie ist nicht nach Hause gekommen. Wie wäre es, wenn Sie mal Ihre Arbeit richtig erledigen würden?!“, fuhr Lea die beiden Polizisten aufgebracht an.

„Das ist kein alberner Jugendstreich, wie Sie es gerne abstempeln wollen. Unsere Freundin ist verschwunden. Es ist ein Vermisstenfall und Sie belächeln dies!“ - „Hör mal gut zu junger Mann! Wir.-“, und ab da hört Naminé den beiden Streithähnen schon gar nicht mehr zu.
 

Sie war zu sehr mit sich selbst und ihren Gedanken beschäftigt. Was ist, wenn Kairi von einem Tunichtgut entführt wurde? Sie als Sklavin hält oder gar verkauft oder noch schlimmer. Sie vergewaltigen könnte? Nervös knibbelte Naminé an ihren Fingernägeln rum und schaute umsich.

Außerdem war es nicht zu leugnen, dass hier gruselige Gestalten ihr Unwesen treiben und natürlich tauchten sie dann nicht auf, wenn sie potenzielle Zeugen dabei haben.

Es war zum Mäuse melken.

„Wir gehen jetzt. Euren Eltern könnt ihr gerne damit auf den Ohren liegen.“, sagte der strengere der zwei Polizisten und marschierte voran. Unwillig folgte Lea ihnen und verschränkte protestierend die Arme vor der Brust, während Naminé stillschweigend hinterher trottete.

„Na wartet. Ihr kriegt noch die Quittung dafür...“, murmelte Lea verärgert, so das die Blondine es noch mitbekam und verständnisvoll starrte sie ihn an.

Sie konnte ihn nur allzu gut verstehen. Doch was genau sollten sie alleine, ohne die Polizei, denn bezwecken?

Seufzend ließ Naminé ihren Kopf hängen, um diesen im nächsten Moment erneut anzuheben, als sie aus den Augenwinkeln etwas wahrnahm. Unkommentiert blieb sie stehen und schaute interessiert zu ihrer rechten. Sie sah auf dem Boden bunt etwas schimmern und wenn sie richtig sah, erkannte sie Umrisse eines Schuhs. Lea, der mittlerweile bemerkt hatte, das Naminé ihnen nicht mehr folgte, drehte sich neugierig um.

„Naminé?“, doch die Angesprochene reagierte auf ihren Namen gar nicht. Stattdessen lief sie langsam auf die kleinen bunten Gegenstände drauf zu.
 

 

                                                                                       

✞~❦~✞
 

Und hier waren sie wieder. Auf dem Fest und liefen gemeinsam, Hand-in-Hand, nebeneinander her und besahen sich jeweils in der entgegengesetzte Richtung die Stände an.

Kairi´s Blick huschte flüchtig zu ihrer und Sora´s Hand, die der Vampir fest umklammert hatte.

Gewissensbisse plagten sie und sie kaute auf ihre Unterlippe herum. Kairi wollte nicht Sora ausliefern. Verdammt! Sie wollte ihn und sich selbst nicht ausliefern! Es war ein verkatertes Spiel und das wusste sie. Jedoch...

Mit der freien Hand griff sie zur Tasche an ihrem Rock. Das Objekt, welches in Stoff gehüllt war, wäre ihr einziger Notnagel.

„Kairi?“, bei ihren Namen schwang ihr Kopf zur ihrer linken.

„Ja?“, Sora sah sie leicht sorgenvoll an. „Ist alles in Ordnung? Du wirkst so...abwesend.“

Heftig schüttelte Kairi ihr Haupt auf und ab.

„Nein, nein! Alles in Ordnung, wirklich! Ich war nur hin und her gerissen von den vielen Ständen. Das ist alles.“, versicherte sie ihm und lächelte ihn freudig an. Für einen Augenblick musterte er sie, bevor er ihr zunickte und selbst ein breites Grinsen aufsetzte.

„Es freut mich echt zu hören, das es dir hier gefällt, Kairi.“, ließ er sie aufrichtig wissen und wie verzaubert starrte sie ihn von der Seite an. Sie spürte förmlich, wie ihr das Blut in die Wangen schoss und sie rot werden ließ wie eine Tomate. Kairi fing sich jedoch wieder, als Sora mitten auf dem Weg stoppte.

Neugierig neigte sie sich zu ihm hin, um ihn besser betrachten zu können.

„Sora?“, keine Sekunde später, als sie seinen Namen aussprach, drehte er sich zu ihr um, sodass sich ihre Nasenspitzen fast berührten und erschrocken hielt sie ihren Atem an.

„Kairi. Ich muss dir unbedingt was zeigen. Ich weiß, das es dich erfreuen wird.“, er ließ daraufhin von ihrer Hand ab, um diese lediglich vor ihr hinzuhalten.

„Vertraust du mir?“, über diese Frage verwundert, legte sie ihren Kopf schief und blickte erst unsicher zu seiner Hand nieder. Anschließend schaute sie auf und starrte in seine himmelblauen Augen, die sie praktisch durchbohrten.

Entschlossen lächelte sie ihn an und legte sanft ihr Hand auf die seine ab.

„Natürlich.“, erwiderte sie und mit einem seitlichem Grinsen seinerseits, wobei eines der Fangzähne strahlend auf blitzte, drückte er dankend ihre Hand und im nächsten Moment fand sie sich in den Armen des Vampirs wieder. Welcher sie hoch in die Luft mitnahm und die Stände von ihrer Sichtweise aussahen, wie leuchtende Ameisen.
 

„Wohin bringst du mich eigentlich?“, wollte sie schlussendlich wissen.

„Wirst du schon sehen.“, gab er ihr knapp als Antwort und ihr wurde mulmig zumute, als sie erkannte, worauf sie Kurs nahmen. Denn dieser Ort war der letzte, den sie heute aufsuchen wollte.
 

 
 

                                                                             

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Kaum hatte Sora sie am Boden abgesetzt, sah Kairi beängstigt umher und rieb sich unwohl an den Oberarmen.

„Warum sind wir hier, Sora?“, stieß Kairi unerfreut zwischen den Zähnen hervor, als sie irritiert die sieben im Kreis stehenden kahlen Bäume sah. Und da beschlich ihr das unangenehme Gefühl, aufgeflogen zu sein.

„Weshalb brachtest du mich ins Hinterland, Sora?“, wiederholte sie diesmal leiser und vom Ton her zaghafter. Doch Sora ging nicht auf ihre Frage ein. Stattdessen ging er mit einem Lächeln an ihr vorbei und schnippte mit den Fingern.

„Riku!“ - „Schon dabei!“, kam auch prompt eine Rückmeldung von dem Wolfsjungen und er hechtete mit Top Speed von einem Baum zum anderen.

„Was...?“, hauchte Kairi perplex, da sie völlig mit der Situation überfordert war.

Warum war Riku plötzlich hier? Warum waren sie überhaupt an dem Ort?

So viele Fragen schwirrten in ihrem Hirn nur so herum und ihr Atem geriet völlig ins stocken, als urplötzlich Türsymbole an den alten und kahlen Bäumen erschienen.

Unwillkürlich fuhr Kairi sich durch Haar, der Verzweiflung näher als es sonst der Fall war.

„Was geht hier vor sich? Ich verstehe nicht so recht.“, Panik breitete sich in ihr aus und sie sah sich alarmierend um. Aber es war sonst niemand außer ihnen hier zu sehen. Doch für wie lange würde das so bleiben? Sie musste handeln! Sonst wäre es ein für allemal aus mit ihnen. Sora würde sonst sterben. Ihre Intuition verriet es ihr zumindest.

Und bei diesem Gedanken wurde ihr ganz flau im Magen, das ihr fast die Galle hoch kam.

Das durfte und konnte einfach nicht passieren!

Verzweifelt schaute sie zu den beiden jungen Männern hinüber, die sie unbedingt warnen musste.

Und so schnell sie ihre Beine sie tragen konnten, flitzte sie zu ihnen hinüber.
 

„Hast du ihn schon ausspähen können?“, Riku schüttelte verneinend mit dem Kopf.

„Noch nicht, aber ich rieche bereits seinen widerwärtigen Gestank. Er sollte bald hier sein.“, verständnisvoll nickte Sora mit dem Kopf.

„Gut. Wenn´s drauf ankommt, kann ich mich auf dich verlassen, richtig?“ - „Na hundert pro!“, versicherte Riku ihm zu und beide schlugen brüderlich mit den Unterarmen ein.

„Sora!“, die zwei Jungs lenkten ihre Aufmerksamkeit zu der einzig weiblichen Person, die bei ihnen war. Prompt überrumpelte sie den Vampir und die Aufregung stand ihr buchstäblich ins Gesicht geschrieben.

„Kai.-“ - „Du musst von hier weg, Sora. Verschwindet solange ihr noch könnt!!“, drängte sie die beiden und klammerte sich verzweifelt an seinem Hemd fest. „Es tut mir so Leid! Ich wollte es dir sagen! Ich wollte das so sehr!

Ihr ganzer Körper bebte vor Schuldgefühlen und Tränen der Reue rannten ihren Wangen hinab. Sora und Riku gaben sich stillschweigende Blicke und behutsam legte Sora eine Hand auf ihre Schulter ab, was sie aufschrecken ließ.

„Ist schon gut Kairi. Ich wusste bereits von all dem Bescheid.“, schockiert über sein Aussage, lockerte sie ihren Griff an ihm und sie öffnete unglaubwürdig ihren Mund einen Spalt breit.

„Was? Aber...wie?“, hauchte sie und verstand nicht, wie er davon Wind bekommen hatte.

„Zero.“, war Sora´s knappe Antwort auf ihre Frage gewesen und Kairi lächelte schwach.

„Natürlich...“, murmelte sie verstehend, ehe sie abermals ein ernstes Gesicht aufsetzte.

„Aber ihr müsst auf der Stelle fort! Xehanort ist nämlich auf dem Weg hier her und.-“, Kairi hielt in ihrer Warnung inne, sobald sie ein Applaudierendes klatschen vernahm und mit der dazugehörigen Stimme.

 

 

„Bravo. Einfach Bravissimo, meine Liebe.“, die drei Jugendlichen warfen dem Neuankömmling einen finsteren Blick zu.

„Xehanort. Ich hatte mich schon gefragt, ob du kalte Füße bekommen hast.“, provozierte Sora sogleich seinen Gegner mit einem höhnischem Grinsen. Riku indes stellte sich in Kampfposition, um bereit für den ersten Initiativschlag zu sein. Spöttisch lachte Xehanort über den Vampir – und Wolfsjungen, bei der kläglichen Annahme, sie könnten ihm ebenbürtig sein.

„Grins so lang du noch kannst, Sora. Denn das Lachen wird dir nämlich bald vergehen.“, drohte nun Xehanort und Sora winkte ihn ab.

„Ach ja? Du und welche Armee?“, neckte der Vampir weiter und kassierte von der Rothaarigen neben ihm einen Schlag gegen die Schulter.

„Hör auf ihn zu provozieren, Sora. Er scheint mächtiger zu sein als er aussieht.“, mahnte sie ihn und Xehanort lachte laut auf.

„Solltest besser mal auf deine liebreizende Freundin hören. Immerhin weiß sie, wovon sie redet.“, wissend starrte der junge Xehanort sie an und Kairi fuhr ein eiskalter Schauer über ihren Rücken.

„Tch. Als ob ich das nicht wüsste.“, grummelte Sora für sich selbst als zu wem anderen und zog Kairi schützend hinter sich.

 

Riku warf er einen Kampfbereiten Blick zu und beide nickten verstehend. Ohne Vorwarnung sprintete Riku auf Xehanort zu und holte mit der rechten Pranke aus, um ihn direkt im Gesicht verletzen zu können. Ehe er überhaupt Xehanort einen Kratzer verpassen konnte, wurde er durch eine Barriere nach hinten zurückgeworfen und er schlitterte auf allen vier Pfoten den Waldboden entlang.

„Na, na, na!“, tadelnd schwang Xehanort mit dem Zeigefinger, um kurz darauf mit einem Schnippen seine Schergen heranzuziehen, welche dunkle Kreaturen der Finsternis waren. Umgeben vom schwarzen Nebel des Todes, krochen diese Wesen mit ihrer unförmigen Statur und stechend gelber Augen um die drei Jugendlichen herum. Verängstigt quietschte Kairi und hielt sich an Sora´s Rücken fest, welcher die Situation analysierte.

„Scheiße...“, fluchte er leise, als er jemanden zu seinem verwundern erblickte, mit dem er ganz und gar nicht gerechnet hatte.

„Oogie...“, aus den Schatten der düsteren Bäumen trat der Genannte hervor und hob seine Stumpenarme in die Luft.

„Überraschung! Welch Schicksalhafte Begegnung und welch unvorhersehbare Schachzug. Bla, bla, bla. Genug mit dem Gelaber.“, spottete Oogie und machte dazu überflüssige Bewegungen mit seinen Armen. Hinter Oogie tauchten dann rechts und links Furcht, Angst und Schrecken auf, die unheilvoll lachten.

„Was macht ihr denn hier?!“, herrschte Riku die Kinder an, die man an deren Seite überhaupt nicht vermutet hätte. Anstatt zu antworten, kicherten sie einfach und sahen bereit aus, ihnen das Leben schwer zu machen. Genervt seufzte Oogie auf und deutete mit seinem Stumpen zu Kairi.

„Hört auf zu geiern und schnappt mir das Mädchen!“, befahl Oogie zornig und wie auf Kommando, stürzten die drei Schergen sich auf die Gruppe vor ihnen.
 

„Sora!“, rief Riku alarmierend und mit einer blitzschnellen Reaktion, sprang Sora mit Kairi in den Armen zur Seite und fluchte zischend. Immer und immer wieder wichen sie gemeinsam den Attacken der kleinen Teufeln aus und parierte gegen Kairi und ihn die aufkommenden Schläge.

Außer Puste schaute Sora hinter sich zu Kairi, die zwiespaltig und mit Furcht im Gesicht geschrieben hin und her blickte. Anschließend sah sie zu Sora, der ihr einen verbissenen Blick schenkte und unsicher die Augenbrauen zusammen zog. Währenddessen wehrte Riku die dunklen Kreaturen der Finsternis ab und riss einen nach dem anderen mit seinen Klauen in zwei. Sobald der Wolfsjunge verschnaufen konnte, schaute er zu Sora hinüber.

„Sora?!“, schrie Riku, als würde er auf irgendein Zeichen warten.

„Sora?“, nun war es Kairi, die ihn erwartungsvoll ansah, als könne er Wunder vollbringen.

Innerlich führte Sora eine Debatte mit sich selbst, während Xehanort amüsiert das Schauspiel betrachtete.

„Na los, meine Herzlosen Geschöpfe. Holt euch, was ihr so sehr begehrt, aber lasst den Jungen am Leben!“, hetzte Xehanort seine Diener auf die Jugendlichen und unter Druck, rief Riku erneut nach dem Vampir Jungen.

„Sora! Was ist nun?!“, hin und her gerissen ballte der Genannte seine Hände zu Fäusten und knirschte mit den Zähnen. Sora wusste, das die Zeit drängte und er sich entscheiden musste. Ein Seitenblick zu Kairi verriet ihm, dass sie panische Angst hatte und ungewissen sie plagte. Und hier war sie nun mal nicht sicher, wie es schien.

„Plan B!“, rief deswegen Sora seinem besten Freund zu, der verstehend ihm zunickte und die nächste Welle an finsteren Herzlosen auslöschte.

„Sora!“, wie fast aus der Starre gerissen, hechtete Sora zusammen mit Kairi nach hinten und entkam somit dem Schreckens Trio, die mit einem Spinnennetz in den Händen auf sie zu sprang. Stattdessen wickelten die drei sich selbst damit ein und klebten an dem Netz zusammen.

„Ihr Narren! Muss man denn alles alleine erledigen!“, motzte Oogie die drei Scharlatane an und setzte sich selbst in Bewegung, um Kairi sich eigen zu machen.

Sora, der das kommen sah, grinste verschmitzt und nahm Kairi Bridal-Style in den Armen.

„Nichts da. Riku, mach uns den Weg frei!“ - „Brauchst du mir nicht zweimal sagen!“, entgegnete Riku ihm taff und bahnte, wie gefordert, sich durch die herzlosen, bis der Weg zum einen der Symbol Bäume frei war.

„Was hast du vor?“, fragte nun Kairi verwirrt und blickte besorgt über Sora´s Schulter, als eine Horde von Herzlosen ihnen folgten.
 

„Es wird alles gut. Du wirst schon sehen.“, antwortete der Vampir ihr und Kairi presste die Lippen hart aufeinander. Ihr Blick richtete sie zu ihrer rechten Rocktasche, in der sich die Phiole mit ihrem Blut befand. Sie überlegte für einen Moment, ob sie nun davon Gebrauch machen sollte. Doch bevor sie zu einer Entscheidung kam, setzte Sora zu Boden ab und öffnete die Kürbis aussehende Tür.

Unsicher starrte sie Sora an, der ihren Blick nur erwiderte. Riku derweil lenkte all die Aufmerksamkeit auf sich und erschwerte es Oogie, Kairi zu erreichen.

„Wohin gehen wir?“, wollte sie nun wissen, denn er machte nicht ohne Grund diese vertrauenswürdige aussehende Tür auf.

„Du gehst nach Hause.“, sagte er und riss sich im selben Moment seine Kette vom Hals, ehe er diese in ihre Hand drückte.

„Warte! Was? Was meinst du?!“ - „Beeil dich, Sora!!“, drängte nun Riku, der langsam die Herzlosen und Oogie kaum in Schach halten konnte.
 

„Sor.-“, sein Name blieb ihr förmlich im Halse stecken, als Sora seine Stirn gegen ihre lehnte und die Augen dabei schloss. Ein langer Seufzer entrann ihm.

„Vergiss mich nicht, okay?“, murmelte er fast verzweifelt, während Kairi´s Wangen sich bedrohlich rot färbten. Eher sie etwas erwidern konnte, wurde sie auch schon von Sora durch die Tür gestoßen und wie im Zeitraffer, betrachtete sie sein trauriges Lächeln und wie sich seine Lippen bewegten, doch hörte sie die Worte nicht, die diese verließen.

„Sora!“, schrie Kairi panisch und streckte ihre linke Hand nach ihm aus, während er immer kleiner in ihrer Sichtweite wurde und die Dunkelheit sie langsam verschlang. Das Letzte was sie wahrnahm, war ein entsetzter Schrei und ihr Blickfeld verschwärzte sich.

 

 
 

 

 

                                                                                 

✞~❦~✞

 

 
 

                                   „Kairi.“
 

                                                                           „Kairi?“
 

                                 „Kairi?!

 
 

Ganz dumpf vernahm sie die vereinzelten Stimmen um sich herum, ehe sie vorsichtig ihre Augenlider aufschlug und diese fix wieder schloss, als ihr grelles Licht entgegen schien.

„Kairi? Geht es dir gut? Bist du unversehrt?“, hörte sie Naminé besorgniserregende Stimme.

„Man, hast du uns ein Schrecken eingejagt. Was hast du denn hier eigentlich gemacht?“, erklang nun Lea´s Stimme, die erleichtert schien. Verwirrt sah Kairi ihre gegenüber an, die sie mit gemischten Gefühlen anstarrten und erst jetzt bemerkte Kairi, wo sie gelandet war.

Sie war wieder Daheim. In ihrer eigenen Welt.

Sie biss sich auf die Unterlippe und drückte den fast vergessenen Kronenanhänger in ihrer rechten Hand zusammen, sodass sich die Spitzen in ihre Haut bohrten und diese leicht zu bluten begann.

Und das Einzige, was Kairi in diesem Augenblick imstande war zu tun, war Tränen zu vergießen.
 

Tränen der Freude, aber auch des schweren Verlustes.

 
 

„Sora...“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen. Vielen lieben Dank an alle, die bisher diese Story gelesen und verfolgt haben. :) Hiermit möchte ich euch nur aufmerksam machen, dass das nächste Kapitel etwas auf sich warten lässt, da ich zur Zeit wenig zum schreiben komme und viele - für mich- Events anstehen. Keine Sorge. Diese FF wird definitiv beendet. Es wird sich nur minimal ziehen. Tut mir aufrichtig Leid. Hinsichtlich der FF, werden max. vier weitere Kapitel folgen, bis zum grande Finale. Ich wünsche euch hiermit einen schönen Abend/Tag und danke für´s lesen. :) LG Carry

Wer Fragen hat oder verwirrt ist, kann mich ruhig anschreiben, was das Kapitel betrifft ;) Komplett anzeigen

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