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Die Quadratur des Kreises

Nami x Law
von

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Kapitel 1 - Das Problem

See You When I See You
 

Als Law bemerkte, was da mit ihm passierte, war es schon viel zu spät, um zu reagieren und nur Sekunden später sah Nami in ein Paar eisblaue Augen, die starr in die Ferne blickten – ein Ausdruck der Verständnislosigkeit und des Schmerzes in ihnen.

Es schien ihr, als würde sie ein Dolch aus Eis durchbohren – mitten durch ihr flatterndes Herz. Was hatte sie da nur getan?

Nami schnappte sich die Blechkassette, drehte sich um 180 Grad und rannte los. Sie durfte keine Sekunde länger nachdenken, sonst würde sie wahrscheinlich hier an ihrem gebrochenen Herzen sterben.

Ein Kloß formte sich in ihrem Hals, der sie am Atmen hinderte und so musste die junge Frau stehenbleiben und sich hinter einem Baum übergeben.
 

Piratenallianzen werden von Hinterhältigkeit und Betrügereien geprägt.
 

Sie hörte Nico Robins Worte in ihrem Kopf wieder und wieder, während sie saure Galle aus ihrer Kehle würgte und sich immer wieder daran erinnerte, wieso sie dies alles machte.
 

Sie tat es für ihre Freunde.

Sie tat es für Ruffy.

Sie tat es für ihn…
 

Einige Monate zuvor...
 

Da hing sie nun – mitten im Gestrüpp eines meterhohen Baumes. Doch die Tatsache, dass lediglich zwei Lianen sie vor dem Sturz in den sicheren Tod oder zumindest einige Tage ans Krankenbett fesseln, war nicht das Unangenehmste an der ganzen Sache.

Unter ihr, wenige Meter vom festen Waldboden entfernt, konnte sie in Laws Blick einen Funken Verachtung erkennen, als er zu ihr hochsah.

„Muss ich dir da jetzt auch noch runter helfen?“

Nami widerstand der Versuchung, den Mann nachzuäffen, zumal sie wusste, wie er reagierte, wenn man ihn wütend machte. Es war nicht so, dass Nami Angst vor ihm hatte – dennoch war ihr der Arzt des Todes unheimlich. Etwas Seltsames schien ihn zu umgeben, eine Mischung aus Verderben und eine ihr völlig neue Form der Erotik.

Nichtsdestotrotz kam sie nicht umhin, kurz die Augen zu rollen, um sich anschließend mühsam aufzusetzen, was angesichts der Umstände in einer Pflanze etwa fünf Meter über dem Boden zu hängen, nicht gerade leicht war.

Sie verlor den Halt und rutschte zurück in ihr Lianengefängnis.

Law seufzte tief, massierte sich die Schläfen und blickte auf das tote Ungetüm neben sich.

Er hätte es dieses schwache Mädchen fressen lassen sollen – sie hatte hier in der Neuen Welt absolut nichts verloren. Es war ein Wunder, dass dieses ärmliche Geschöpf hier so lange überleben konnte und wahrscheinlich war dies für die Navigatorin der weitaus angenehmere Tod gewesen als die Dinge, die noch auf die Crew warten würden.

Er wurde von Namis Seufzen aus seinen Überlegungen geholt.

„Verdamte Scheiiiiiße! Hey, Law! Kannst du mir hier mal helfen? Immerhin hast du mich auch in diesen Baum… naja… gebeamt!“, jammerte die Orangehaarige, nachdem sie abermals bei ihrem Versuch sich aus den Lianen zu entwirren scheiterte.

Law hob das Schwert, das er vor dem Kampf gegen das Urtier gegen einen Baum gelehnt hatte, auf und klemmte es unter seinen Arm, um dann einfach weiter seiner Wege zu gehen.

„HEY DU UNGEHOBELTER KLOTZ! DU KANNST MICH DOCH NICHT EINFACH HIER HÄNGEN LASSEN!“

Der Angesprochene hielt kurz inne, hob dann seine Hand und von der Ferne konnte die junge Frau einen weißen Ring auf seiner Handfläche ausmachen.

„Room.“

Von einer auf die andere Sekunde verlor Nami jeden Halt, die Schlingen der Pflanze um ihren Körper versagten mit einem Mal ihren Dienst und die junge Frau griff instinktiv nach einem Gegenstand, um nicht unsanft auf dem Boden zu landen.

„VERDAMMT LAW! WILLST DU MICH UMBRINGEN?“

Nami schaffte es, eine der Lianen zu fassen und klammerte sich daran fest. Hatte dieser Dreckskerl doch einfach alle Lianen mithilfe seiner Teufelskraft gelöst, ohne sie auch nur im Geringsten auf den bevorstehenden Fall vorzubereiten. Sie schaffte es mit Müh und Not, sich wieder auf festen Boden zu begeben.

„Dieser Spinner…“, murmelte sie in sich hinein, während sie ihrem Allianzpartner nachstolperte.
 

Die beiden waren auf dem Weg zurück zur Thousand Sunny, auf der ihre Crew hoffentlich bereits wartete, wobei Namis Bauchgefühl ihr vorsichtig vermittelte, dass ihr Kapitän wohl nicht den ganzen Tag däumchendrehend auf dem Schiff gewartet hätte. Es war zwar riskant gewesen, mit einer lauwarmen Ausrede alleine in die Hauptstadt der Insel Tejana aufzubrechen, doch eine andere Lösung war Nami prompt nicht eingefallen. Die Zeit drängte, sie hatte noch viel vorzubereiten und nichts und niemand konnte sie von ihrem Vorhaben abhalten. Ein Vorhaben, in welches die anderen unter keinen Umständen eingeweiht werden durften.

Kein Wort kam über die Lippen der beiden Piraten, als sie nebeneinander hergehend den Wald durchquerten – doch etwas war anders, das konnte Law sofort spüren. Er war ein aufmerksamer Beobachter und konnte Kleinigkeiten – und schienen sie auch noch so nichtig – sofort erkennen. Zwar war der Mann nicht unbedingt jemand, der sich gerne in die Dinge anderer einmischten, dennoch fiel ihm auf, dass die Navigatorin neben ihm auf eine Art verstört war, die ihn selbst nervös machte.

Er wusste, dass die Kleine Angst vor ihm hatte – viele Menschen empfanden ihm gegenüber so und vor allem bei dieser jungen Frau war das für Law keine große Überraschung, immerhin hatte sie – so viel er mitbekommen hatte – vor so ziemlich allem Angst. Erneut drängte sich ihm die Frage auf, wie eine Piratin wie sie es nur bis hierhin geschafft hatte. Die Männer der Strohhutbande würden wohl den ganzen Tag mit nichts anderem beschäftigt sein, als sie vor potentiellen Gefahren zu retten.

Was die Jungs wohl als Belohnung für ihren Heldenmut von der Schönheit zurückbekamen?

Er sah sie aus dem Augenwinkel aus an und da bemerkte er, wie die Orangehaarige stoisch auf den Boden vor sich blickte. Es schien fast, als wäre sie in Trance und setzte mechanisch ihre Schritte – einen nach dem anderen. Dabei umklammerte sie beide Riemen ihres Rucksacks, der auf ihrem Rücken baumelte. Sie bemerkte gar nicht, dass Law sie immer offensichtlicher musterte, bis er das Wort ergriff und sie zusammenzuckte:

„Sag einmal, was hattest du in Dragtown eigentlich so Dringendes zu erledigen, Miss Nami?“

Kurz sah sie den Chirurgen des Todes, überrascht über seine Frage, an. Danach richtete sie ihren Blick wieder gen Waldboden.

„Das geht dich ja wohl gar nichts an.“

Law lachte abschätzig.

„Es würde mich auch nicht interessieren, wärest du nicht so auffallend angespannt.“

Kurz versteifte sich Nami, dann straffte sie erneut die Schultern und beschleunigte ihren Schritt.

„Nichts besonders Wichtiges. Nur einige Geschäfte und Besorgungen.“, antwortete sie und hoffte, dass das Gespräch somit beendet war. Nami hatte noch nie besonders gern gelogen. Sie konnte Nojiko oder Bellmere als Kind niemals etwas vormachen und wurde sie dann beim Lügen erwischt, gab es Saures.

„Und bei diesen ‚Geschäften‘ wolltest du niemanden dabeihaben? Klingt unlogisch in Anbetracht dessen, dass du allein ganz schön verloren gewesen wärst.“, bemerkte Law in einem mehr als skeptischen Tonfall und deutete hinter sich, wo mehrere Kilometer entfernt eine tote Raubkatze im Dschungel lag.

Abrupt blieb Nami stehen, um die Arme in die Hüften zu stemmen und ihren Begleiter ungeduldig anzusehen.

„Niemand hat dich gebeten zu kommen und mich zu retten, Law, ich wollte einfach einmal alleine sein! Meine Crew ist ganz schön kräftezehrend, wie du vielleicht selbst schon entdeckt hast. Und vielleicht bin ich ja so angespannt, weil ich überall lieber wäre als in einem verlassenen Wald mit…“, sie deutete auf Law, „…dem unheimlichsten Typen, den ich je kennengelernt habe. Also könnten wir unsere Reise vielleicht etwas beschleunigen und unsere Probleme einfach dem jeweils anderen selbst überlassen?“

„Habe ich dich richtig verstanden – du wärst also prima allein zurechtgekommen?“

„Exakt!“

„Und es missfällt dir auch von einem ‚unheimlichen Typen‘ wie mir gerettet worden zu sein?“

„Haargenau!“

„Sollte dich dieser metergroße Eber im Gebüsch da hinten angreifen, so sollte ich mich also zurückhalten?“

Nami blickte den Schwarzhaarigen unvermittelt an.

„Wie bitte?“

Herrgott nochmal, die Kleine besaß ja nicht einmal den mindesten Sinn an Intuition und Umsicht. Was fand der Strohhut denn nur an ihr? Law seufzte innerlich, ließ sich nach außen hin jedoch nichts anmerken. Er zuckte mit den Schultern und sprang mit einem Satz auf den nächsten Ast, der sich gut fünf Meter über dem Erdboden befand.

„Ich wusste nicht, dass du dich selbst verteidigen kannst, Miss Nami.“

„Was meinst du mit ‚metergroßer Eber‘?“, kreischte die Navigatorin panisch in seine Richtung, doch ihre Frage wurde alsbald von einem lauten Krach beantwortet. Das Gebüsch, welches sich nur wenige Schritte von entfernt befand, wurde von einem riesigen, schwarzen Biest zerborsten. Mit einem ohrenbetäubenden Angriffslaut hielt es direkt auf die junge Frau zu, welche sich im letzten Moment mit einem Hechtsprung in Sicherheit bringen konnte.

„LAAAAAW!“

Das Biest macht auf dem Absatz kehrt, als es bemerkte, dass es sein Ziel um Haaresbreite verfehlt hatte, und machte sich erneut zum Angriff bereit.

„Verdammt komm da runter und hilf mir, scheiße nochmal!“

Law, der teils belustigt, teils verächtlich zu ihr blickte, antwortete gleichgültig: „Aber ich sollte deine Probleme doch dir selbst überlassen.“

Nami versuchte es dem Kapitän der Heart-Piratenbande gleich zu tun und kletterte auf den nächsten Baum, doch das Biest hatte sie fest im Visier und dachte nicht daran, sie entkommen zu lassen. Mit einem Affenzahn hielt es auf den Baum zu, auf dem die Frau Schutz suchte, und rammte diesen mit seinen gigantischen Stoßzähnen. Nami krallte sich mit aller Kraft in die Rinde, um nicht durch die Erschütterung zu Boden geworfen zu werden. Nun den Klima-Takt-Stock aus ihrer Tasche zu ziehen war undenkbar, da sie alle Kraft brauchte, um sich festzuhalten.

Wieder rammte der Eber sein Ziel und Nami rutschte mit einem Bein vom Ast, drohte abzustürzen.

„LAAAAAW!“

De Chirurg des Todes war inzwischen nicht mehr so belustigt von dem Bild, das sich ihm da bot. Sie war bemitleidenswert und für ein Mitglied der Strohhut Piraten war sie eine Schande. Er zückte sein Schwert und bereitete dem Fiasko ein Ende.
 

Rise
 

Als die beiden endlich zum Schiff zurückgekehrt waren, war Nami überrascht, dass sogar ihr Kapitän brav gewartet hatte und die Crew vollzählig an Bord angetroffen werden konnte – bis auf einen…

Nami hatte sich heimlich, still und leise heute Morgen von der Sunny geschlichen und war allein in die Hauptstadt aufgebrochen. Sie musste ihre Geschäfte abschließen und konnte es nicht gebrauchen, von ihren Freunden begleitet zu werden. Sie wusste, hätte sie den anderen eröffnet, alleine nach Dragtown zu gehen, wären Fragen aufgekommen. Zwar würden sie auch nach Namis plötzlichem Verschwinden Fragen stellen, jedoch würde sie sich schon irgendwie herauswinden können.

„NAMIMAUS!“, wurde sie hysterisch von dem Koch begrüßt, seine Augen waren verquollen, als hätte er stundenlang nur geheult, „ICH DACHTE DU VERLÄSST UUUUUNS!“

Der Smutje hielt mit ausgestreckten Armen auf sie zu, bevor er die Navigatorin jedoch erreichen konnte, wurde er mit einer Kopfnuss zu Boden gebracht.

„Ich brauchte nur einmal etwas Ruhe von euch Hampelmännern.“, erklärte sie mit bebender Stimme.

„Wir waren krank vor Sorge.“

Chopper starrte sie mit großen Kulleraugen an und in dem Moment traf Nami das schlechte Gewissen, welches sie seit ihrem Aufbruch unterdrückt hatte. Sie ging in die Knie, um mit dem Arzt auf Augenhöhe zu sprechen.

„Jetzt bin ich ja wieder hier und es ist nichts passiert. Ich musste nur einige Erledigungen machen.“, lächelte sie und deutete auf ihren Rucksack.

„Wir haben den ganzen Tag nach dir gesucht und konnten keinerlei Abenteuer erleben!“, giftete ihr Kapitän sie an, doch Nami ignorierte ihn.

„Da fällt mir ein…“, fuhr Robin fort, „…dass Zorro von seiner Suche noch gar nicht zurückgekehrt ist.“

Nami rollte mit den Augen. Der Dummkopf hatte sich wahrscheinlich mal wieder verlaufen.

„Habt ihr ihn tatsächlich allein losziehen lassen?“

„Eigentlich war er mit Lysop unterwegs…“

Die gesamte Crew richtete ihren Blick auf den Lügenbaron, dessen Gesicht einen ungesunden, fahlen Ton angenommen hatte.

„Ja also… Das wollte ich in naher Zukunft noch ansprechen… Also… Zorro ist mir doch glatt verloren gegangen!“

„Nagut.“, seufzte die Navigatorin erhob sich, „Ich werde meine Einkäufe verstauen und dann machen wir uns auf die Suche nach diesem Nichtsnutz. Ruffy fängt sowieso schon an zu quengeln…“

„Yayyy ein Abenteuer!“

Franky seufzte laut hörbar.

„Ich bin mir nicht sicher, ob man die Suche nach Zorro ein Abenteuer nennen kann.“

Der Strohhutjunge jedoch hörte gar nicht mehr zu.
 

Worth it
 

Wenige Stunden später ärgerte sich Nami grün und blau, Lysops Herausforderung einer Wette um Zorros Standort nicht angenommen zu haben. Tatsächlich fanden sie Zorro in einer Bar in der Stadtmitte, wo der Schwertkämpfer bereits vor einem Bierkrug saß. Kurz nach dem Aufbruch der Strohhüte zu Zorros Suchaktion schlug Nami vor, erst einmal alle Wirtshäuser und Bars abzusuchen, da Alkohol wohl das einzige war, das Zorro in seinem Leben mit beängstigender Präzision immer wieder finden würde. Jedoch war Lysops Gegenargument, dass er genauso gut im Wald herumirren konnte, ebenso wahrscheinlich und so hatte Nami die Wette abgeschlagen.

Ruffy, der einer Hungerattacke nicht mehr allzu entfernt schien – immerhin war er nun schon seit 3 Stunden essenstechnisch abstinent -, entschloss sich dazu, sich im gegenständlichen Wirtshaus eine Mahlzeit zu gönnen und ehe sich‘s die Strohhüte versahen, hatte jeder einen Teller mit Köstlichkeiten vor sich stehen und einen Krug Bier in der Hand.

„Blöd für Sanji, Robin und Franky.“, murmelte Chopper, in Gedanken bei denjenigen, die auf das Schiff und – vor allem – auf Caesar Crown aufpassen mussten.

„Ach was, Chopper, die haben sicher auch ihren Spaß!“

Diese Antwort reichte dem Schiffsarzt und freudestrahlend wandte er sich wieder seinem Maiskolben zu.

Der Abend nahm volle Fahrt auf und nach zwei Stunden und fünf Bieren, soweit sich der junge Mann nicht verzählt hatte, war Laws Blick schon sehr getrübt. Es war keineswegs so, dass er nichts aushielt, dennoch schien ihm die Strohhutbande im Bereich des Alkoholkonsums doch eine Nasenlänge weit voraus zu sein. Vor allem der Schwertkämpfer exte den gesamten Abend schon genüsslich seine Krüge, sah jedoch immer noch unbeeindruckt aus.

Das Gasthaus, welches eher einem dunklen Kellerloch glich, war derartig voll wie der kleine Elch der Strohhutbande, welcher bereits seit Stunden in einem Eck den Schlaf der seligen schlief.

Law gähnte herzhaft und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen – da trafen sich ihre Blicke.

Nami saß an einem Tisch mit Brook und Ruffy, nicht weit entfernt von seinem eigenen Standort an der Bar entfernt und als er ihr direkt in die Augen blickte, machte sie keine Anstalten wegzusehen. Auch in ihrem Blick konnte er die Anzeichen eines Rauschs erkennen, was sie aber nur umso begehrenswerter machte. Ihre Lippen waren halb geöffnet, als hätte Nami geradeeben etwas sagen wollen, und ihre Lider leicht geschlossen.

Zumindest war dieses schwächliche Weibsbild ansehnlich, dachte Law und musterte sie erneut. Der Alkohol machte ihn ein wenig träge, jedoch regte sich auch etwas in seiner Hose. Warum er auf Bier auch immer so verdammt notgeil wurde…

Sie war tatsächlich eine wunderschöne Frau, das war ihm gleich vom ersten Moment an aufgefallen und auch die Blicke, die sie ihm seit ihrer Begegnung auf Punk Hazard zuwarf, waren ihm nicht verborgen geblieben. Jedoch war er von Frauen andere Blicke gewohnt – das musste er schon zugeben. Anfänglich war er sich nicht sicher, war er von ihren ständigen Musterungen halten sollte, denn sie selbst verhielt sich ihm gegenüber mehr als kalt. Manchmal schien es ihm sogar so, als wolle sie ihm im Schlaf ein Kissen ins Gesicht drücken – sie trat ihm mit regelrechter Abscheu gegenüber. Doch es konnte eigentlich nur so sein, dass sie ihn wollte, zumindest hörte sich dieser Gedanke in seinem Rausch schlüssig an.

Er muss zugeben, dass seine letzte Bettgeschichte schon etwas länger zurück liegt und das Mädchen der Strohhüte optimal in sein Beuteschema passen würde, jedoch machte sie keinerlei Anstalten, ihr Interesse zu bekunden. Allzu sehr wollte Law sich nun auch nicht anstrengen, immerhin liefen ihm die Mädchen ja in Scharen hinterher, wieso sollte es dieses Mal anders herum sein?

Law vergaß sich, als er aufstand, den Blick immer noch an ihr geheftet, und ihr mit dem Kopf ein Zeichen gab, ihm zu folgen…

Die schöne Frau sah ihn weiter gleichgültig an, während Law an ihr vorbeiging und die Spelunke verließ.

Es war die unbändige Neugier – unter Umständen auch die beachtliche Menge an Alkohol -, die Nami nach draußen trieb und für eine Sekunde dachte sie, dass sie von Law zum Narren gehalten worden war, als sie ihn nicht gleich erblickte. Draußen erwischte sie die kühle Abendluft – es hatte rapide abgekühlt, was ein sicheres Zeichen dafür war, dass sie bald mit einem Wetterumschwung zu rechnen hätten.

„Nami…“, klang seine Stimme hinter ihr, als sie ihn neben der Tür stehend entdeckte, die Arme vor seinem Körper gefaltet. Sie klang tiefer als bisher und in seine Augen glitzerten unergründlich dunkel, ein sicheres Zeichen dafür, dass er garantiert einen über den Durst getrunken hatte. Es dämmerte bereits und die junge Frau hatte Probleme damit, seinen Gesichtsausdruck durch die ersten Schatten des jungen Abends zu lesen.

Sie blieb aber weiterhin stumm, wollte sehen, was nun passieren würde.

Law stieß sich locker von der Wand ab, ging auf die Orangehaarige zu und umschloss sanft ihr Gesicht mit seinen Händen. Namis Körper wurde für eine Sekunde lang zur Salzsäule. Was zum Teufel tat er da bloß? Sie wollte, dass er aufhört, wollte ihn zurückstoßen und wieder hineingehen. Doch für Zurechtweisungen ihres Körpers und ihres Verlangens schien es zu spät. Sie konnte sich nicht mehr rühren, der Alkohol hatte ihre Stimme der Vernunft außer Gefecht gesetzt.

Was passierte hier nur? Was ließ sie nur so unsagbar dumm werden?

Seine langen, schlanken Finger streichelten ihren Hals, ihren Nacken und sein Daumen glitt sanft über ihren weichen Lippen.

„Nami.“, hauchte er abermals, betonte ihren Namen, als würde er mit ihren Silben jonglieren, ihn auf seiner Zunge zergehen lassen und ausprobieren. Sein Blick wurde so weich und mitfühlend, dass eine Gänsehaut auf ihrem Rücken erwachte und sich bis auf ihre Oberarme ausbreitete.

Sex war für Nami zur Rarität geworden, was einerseits dem Mangel an Sexualpartner, andererseits dem Überfluss an Abenteuern zuzuschreiben war. Sie war immer noch eine Frau mit Bedürfnissen. Sie zwang sich seit Punk Hazard, keinen Funken Sympathie für Law zu entwickeln – andererseits wäre ihr Plan in Gefahr. Sie fing an sich zu fragen, was denn gegen Sex ohne Gefühle einzuwenden wäre?

Seine Lippen kamen den ihren immer näher, doch kurz bevor sie aufeinandertrafen, stoppte Law in seiner Bewegung, sodass sie seinen warmen Atem auf ihren Wagen spüren konnte. Sei konnte den Alkohol riechen, der die beiden wie einen Nebel umgab, aber es war kein unangenehmer Geruch.

„Willst du?“

Seine Stimme klang immer noch sanft, jedoch schwang ein Hauch Amüsement in seiner Frage und kurz wog die junge Frau innerlich ab, ob das alles nur ein dummer, peinlicher Scherz war. Sie wich wenige Zentimeter zurück und sah in seine tiefen, vor Lust schwarz verfärbten Augen, was ihr erneut einen Schauer über den Rücken bescherte.

Nami vertraute nicht mehr länger auf ihre Stimme - aus Angst, dass eben jene versagen könnte. Deshalb nickte die Frau nur schwach und als Law sich nun gänzlich von ihr entfernte, hatte sie Angst, dass sie zu zögerlich gehandelt hatte. Doch er hob seine Hände vor seinen Körper, Handflächen gen Himmel zeigend, und sie wusste sofort, was er damit meinte. Sie legte ihre Hände auf die seinen und ebenso zärtlich und fast schon federleicht, wie er ihren Nacken gestreichelt hatte, führte er sie an den Händen in einem nahegelegenen Gasthaus. Vor dessen Türe prangte ein Schild, auf dem mit großen Lettern ‚Zimmer frei‘ geschrieben stand.

Nami hatte Angst, dass sie der Zauber, der sie umgab, endete, sobald einem der beiden klar wurde, was sie da tatsächlich vorhatten. Aber Law war geschickt darin, diesen magischen Moment aufrecht zu erhalten. Als die beiden das Zimmer betraten und Law die Türe hinter sich schloss, trat Nami ans Fenster und sah hinaus auf die kleine Hafenstadt. Allmählig kamen ihr Zweifel auf – der Alkohol war weitgehend durch das Adrenalin in ihrem Körper verdrängt worden und langsam schaltete sich wieder der Verstand hinzu.

Doch als Law hinter Nami trat, ihre langen Haare zur Seite strich und von hinten ihren Hals küsste und mit neckischen Bissen übersäte, waren ihre Zweifel wie weggeschwemmt.

„Willst du?“, raunte er zwischen den Liebkosungen hervor und Nami war zu keinem sinnvollen Wort mehr fähig, weswegen sie seine Frage mit einem lauten Seufzen beantwortete.

Plötzlich wirbelte der junge Mann sie herum, packte sie sanft an ihren langen Haaren und zog ihren Kopf zurück, sodass sich ihm ihr blanker Hals präsentierte.

„Sag es!“, befahl er ihr mit einer so vor Lust verzerrten Stimme, dass es Nami fast um den Verstand brachte. Als er dann auch noch anfing, vorsichtig die Vorderseite ihres Halses zu küssen und abzulecken, blieb ihr völlig die Luft weg, was eine Antwort unmöglich machte.

„I-Ich…“

Ihre Stimme klang fahl und atemlos, sie musste nach Luft schnappen, als er diese sensible Körperstelle abermals mit leichten Bissen versah.

„Ich will es hören!“

Seine Stimme war tief und dunkel, die Gesamtheit der Eindrücke brachte Nami um den Verstand und sie hatte plötzlich das Gefühl, dass ihre Beine ihr Gewicht nicht mehr tragen könnten. Als hätte Law ihre Gedanken gehört, packte er sie an den Oberschenkeln, hob sie auf und setzte sie am Fensterbrett ab, ihre Beine schlangen sich wie von alleine um seine Hüften und Laws Finger schoben ihr T-Shirt bis über den Bauchnabel.

„Sag, dass du mich willst, oder ich höre an dieser Stelle auf.“, wisperte er und in seiner Stimme klang ein diabolischer Unterton. Er hatte offensichtlich Gefallen daran gefunden, wie sich die junge Frau vor ihm rekelte und sich seinen Berührungen hingab.
 

...

Als die beiden nebeneinander in die Laken sanken, fühlte Nami sich glücklich, fast schon euphorisch.

Sie atmete angestrengt, versuchte, ihren Puls wider in den Normalbereich zu bringen. Sie drehte ihren Kopf und sah links neben sich einen erschöpften, jedoch lächelnden Law. Die Schweißperlen standen ihm auf Stirn, aber er sah glücklich aus.

Als Law bemerkte, dass er beobachtet wurde, atmete er tief durch und sein Lächeln war verschwunden. Ohne ein Wort stand er auf und suchte seine Kleidung zusammen.

Nami drehte sich auf die Seite, stützte ihren Kopf in ihre Handfläche und blickte ihn immer noch lächelnd, jedoch mit einer Portion Skepsis in den Augen, an.

„Wow, ich wusste ja was der Zusatz „bloß Sex“ bedeutet – aber diese Fluchtgeschwindigkeit ist rekordverdächtig… Schließ‘ dann aber bitte die Türe, wenn du gehst…“

Law sah sie verständnislos an.

„Ich will bloß meine Kleidung zusammenlegen, ich bin kein Neandertaler. Außerdem…“, er deutete mit einem kurzen Kopfnicken aus dem Fenster in die dunkle Nachtluft, „…regnet es und ich bin müde. Wieso sollte ich also nicht in einem gemütlichen Hotelzimmer übernachten, welches ICH bezahlt habe?“

Er faltete seine Hose und sein Hemd, welche er im Eifer des Gefechts achtlos zu Boden geworfen hatte.

„Du gehst also nicht?“, Nami versuchte ihre Überraschung nicht preiszugeben, „Also soll ICH gehen?“

Er schloss kurz die Augen und sah angespannt aus.

„Du kannst gehen!“, sagte er schlussendlich und legte seine Kleidung auf einen Sessel am anderen Ende des Raum, um danach im Badezimmer zu verschwinden.

Nami erhob sich ebenfalls aus dem Bett und trat ans Fenster. Es war stockdunkel und vorhin hatte sie gar nicht bemerkt, dass es zu regnen begonnen hatte. Sie musste ganz schön weggetreten gewesen sein – zumal sie ja auch etwas viel Besseres zu tun hatte, als das Wetter zu beobachten. Hinter ihr konnte sie im Badezimmer Wasser plätschern hören.

Sie sah in die Ferne und plötzlich übermannten sie Schuldgefühle, wie sie sie noch nie verspürt hatten. Nami wurde heiß und sie begann zu schwitzen, also öffnete sie das Fenster und eine angenehm kühle Brise wehte herein und erinnerte Nami, dass sie splitterfasernackt war. Mit einer Hand massierte sie sich die Schläfen, wieso musste sie ausgerechnet jetzt an ihn denken? Wieso gerade nun, nach diesem wunderbaren Erlebnis? Konnte sie denn nicht für eine Nacht eine ganz normale Frau mit ganz normalen Bedürfnissen sein? Wie ein stiller Vorwurf pochten die Schmerzen in ihrem Kopf, fast so, als würde sie jemand daran erinnern, ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Law hingegen bekam von Namis Gewissensbissen nichts mit. Er duschte genüsslich, wie er es nach jedem seiner Abenteuer tat, und als er fertig war, schlang er sich ein weiches Handtuch um seine Hüften. Er war sich nicht sicher, ob die Navigatorin bleiben würde, aber es war ihm auch gleichgültig. Am besten konnte er immer noch alleine schlafen, ohne störendem Bettpartner. Andererseits war es tiefe Nacht, sie war noch nicht gänzlich ernüchtert und Law hatte bereits im Wald von Tejana bemerkt, welch Schwachstelle die junge Frau für das Team war. Sie konnte sich nicht einmal gegen einen ausgewachsenen Eber schlagen, wer weiß, welche Typen sich zu dieser Zeit auf den Straßen herumtrieben.

Law schüttelte den Gedanken innerlich ab, was interessierte ihn denn, ob sich die Strohhutpiratin gegen andere wehren konnte. Er hatte ihr mit seiner Aussage „Du kannst gehen“– zugegeben nicht ganz eindeutig – die Option offengelassen, hier zu bleiben. Was sie daraus machte, war ihre Sache – deutlicher würde er jedenfalls nicht mehr werden.

Als er das Badezimmer verließ und das Schlafzimmer betrat, stand Nami gerade vor dem offenen Fenster, lediglich ihre Haare, die durch den Sex leicht zerzaust waren und durch den Wind von draußen sanft geschaukelt wurden, verdeckten einen Teil ihrer blanken Brüste. Ansonsten war sie nackt und als Nami sich umdrehte und ihn mit Augen, so glänzend wie Sterne, ansah, stockte ihm der Atem. In ihrem Blick lag etwas so Zerbrechliches und Verwundbares, dass Law sogar vergaß, den Mund zu schließen, als er sie für einige Sekunden einfach nur anstarrte, ihre langen Haare, die ihren perfekten Körper umspielten.

Nami bemerkte sein Zögern und legte den Kopf leicht schief. Ihre vorherigen Gedanken waren wie weggeblasen, als Law drei große, fast schon gierige Schritte auf sie zumachte, ihre Wangen umfasste und sie leidenschaftlich küsste.
 


 

Law atmete gleichmäßig und flach. Das Fenster war immer noch geöffnet und Nami lief bei dem Gedanken rot an, dass sie bei ihrer zweiten Nummer doch etwas zu laut waren und sie jemand gehört haben könnte.

Der Regen hatte zugenommen und war lauter geworden, doch für Nami war der Klang wie beruhigende Musik. Sie hatte Law angeboten, auf der Couch zu übernachten, doch als er nach dem Sex sofort einschlief waren auch ihr die Augen zugefallen. Vor wenigen Minuten jedoch wurde sie durch das leise Quietschen der Fenster, welches sich im Wind bewegte, aufgeweckt und hatte seither dem Regen gelauscht.

Es wäre bloß Sex, das hatte er gesagt und Nami dachte über seine Worte nach.

Ob sie es wieder tun würden? Darüber war sie sich nicht sicher, auch, wie die beiden einander morgen Früh begegnen würden. Nami wandte sich Law zu und bemerkte, wie ruhig seine Gesichtszüge waren. Sie konnte sich nicht erinnern, ihn jemals so friedvoll gesehen zu haben, einige seiner mittellangen Haarsträhnen kitzelten sein Gesicht und kurz rümpfte er seine Nase im Traum, was Nami zum Kichern brachte. Um den Chirurgen des Todes aber nicht aufzuwecken, presste sie sich eine Hand auf ihren Mund, sodass sie kein Geräusch preisgab.

Als der Drang laut zu lachen abflachte, wurde Nami wehmütig. Nein - auf solche Dinge durfte sich die junge Frau nicht einlassen. Es war nicht richtig. Es war sogar sehr, sehr falsch.

Sie drehte sich auf die andere Seite, um Law nicht mehr ansehen zu müssen und schloss die Augen.

Sie musste sich fokussieren.

Dann schlief sie ein.

Ba-dum. Ba-dum
 

Die Eisenschatulle tauchte aus dem Nichts auf, Nami wusste aber genau, worum es sich dabei handelte.

Sie kniete sich vor das Behältnis und öffnete es behutsam, wie einen zerbrechlichen Schatz. Als Inhalt offenbarte sich eine rote Teufelsfrucht und als Nami genauer hinsah, bemerkte sie, dass sie wie ein Herz pochte.
 

Ba-dum. Ba-dum.


 

Nami erwachte, kurz bevor die Sonne aufging. Law schien noch immer ruhig zu schlafen und bemerkte nicht, wie schweißgebadet die junge Frau neben ihm war.

Sie stand auf und ging leise ins Badezimmer, wo sie sich mit kaltem Wasser das Gesicht wusch. So konnte es nicht weitergehen, beschloss die Navigatorin, suchte vorsichtig ihre Kleidung zusammen und schlüpfte aus dem Zimmer, als ob sie niemals hier gewesen wäre.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ellalue
2018-10-08T18:50:09+00:00 08.10.2018 20:50
Hammer Geschichte. Schreibstil toll !!!!!! Ich liebe es einfach 😀😀😀😀
Antwort von:  Namina
08.10.2018 23:29
Hey Ellalue! Freut mich, dass dir das Pairing so gut gefällt - ich finde, die beiden passen auch toll zueinander 😍
Ich hoffe, dass ich dich als regelmäßige leserin gewinnen konnte und danke dir für dein kommi
Antwort von:  ellalue
09.10.2018 00:28
Ich werde mir jetzt deine Geschichte zum zweiten Mal durch lesen. Und ab sofort wirsr öfters von mir hören, denn wie sehe hast du noch wundervolle andere Fanfiktionen, die ich noch nicht kommentiert habe. Ich hoffe du schreibst öfters mal über nami und law. Es ist nämlich sehr schade, dass man zu den Beiden hier nicht soviel findet. 😍😍😍


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