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Autumn Blue(s)

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Tempus fugit – amor manet - die Zeit vergeht - die Liebe bleibt (Teil 1)

02. Juni 2019 - Präfektur Kanagawa - Reitas Elternhaus

 

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“

 

Wie brave Schuljungen standen Uruha, Aoi und ich geschniegelt und gestriegelt vor dem kleinen Einfamilienhaus mitten im Nirgendwo und lächelten meine Mutter an, die uns gerade freudestrahlend die Tür geöffnet hatte. Sogar auf mein Nasenband hatte ich heute verzichtet und das, ohne dass Uruha mich hatte bestechen müssen. Nein, diesmal hatte ich es tatsächlich vollkommen freiwillig weggelassen, weil ich wusste, wie wenig meine Ma es leiden konnte. Und immerhin war heute ihr Ehrentag, ihr sechzigster Geburtstag um genau zu sein und zu diesem Anlass hatte sie natürlich ihre Jungs, wie sie mich und meine Liebsten immer nannte, eingeladen.

 

„Oh, meine Jungs, da seid ihr ja. Danke euch.“

 

Genau das meinte ich. Mir wurde ganz warm ums Herz und ich lächelte sie glücklich an, aber noch bevor ich etwas hätte sagen können, hatten wir nacheinander schon jeweils einen dicken Schmatzer auf die Wange gedrückt bekommen. Bei mir schien ein Küsschen allein allerdings nicht auszureichen und ehe ich es mich versah, fand ich mich zusätzlich in einer fast knochenbrechenden Umarmung wieder. Ich lachte und drückte sie nicht minder fest an mich. Meine Ma war immerhin kein zierliches Pflänzchen, um das man sich Sorgen machen musste. Nein, sie war kaum einen halben Kopf kleiner als ich und mit dem schicken Kurzhaarschnitt, den sie sich vor ein paar Wochen gegönnt hatte, dem sommerlich luftigen Hosenanzug und ihren rosigen Wangen sah sie einfach nur wie das blühende Leben aus.

 

„Megumi, du siehst blendend aus“, bestätigte Uruha da auch meine Gedanken und konnte es mal wieder nicht lassen, ihr mit den Fingern durch die Haare zu fahren, um ein paar Strähnen zu Recht zu zupfen. „Die neue Frisur steht dir unglaublich gut. Welchen Geburtstag feiern wir noch gleich? Deinen Fünfundvierzigsten?“, ließ er weiter seinen Charme sprühen und zwinkerte seinem Gegenüber keck zu. Eine Geste, die einen Großteil unserer Fans wohl mit wackligen Knien zurückgelassen hätte – bei mir zumindest hatte sie diesen Effekt – aber meine Ma schmunzelte nur und drückte ihn einmal fest gegen ihre Brust.  

 

„Du bist wirklich ein geborener Charmeur und weißt, wie man Komplimente macht.“ Sie strahlte meinen Freund an und wandte sich dann Aoi zu, der dem ganzen Schauspiel bislang amüsiert, aber wortlos gefolgt war. „So, jetzt kommt aber erst einmal rein.“ Nicht lange fackelnd schob sie ihn an der Schulter ins Haus, während Uruha und ich uns einen Moment lang nur stumm angrinsten, bevor auch wir nach drinnen gingen. „Fühl dich ganz wie zu Hause, mein Lieber.“ Meine Ma tätschelte gerade Aois Schulter, der sie nur etwas verschämt wirkend anlächelte, und wandte sich dann geschäftig ab, um in der Küche zu verschwinden. „Wir sind im Garten!“, hörten wir sie noch rufen und ich schüttelte belustigt den Kopf. so war meine Ma halt, immer energiegeladen und um kein Wort verlegen. Ganz anders als Aoi, der gerade tief durchatmete und sich durch die Haare fuhr.

 

„Hey, was ist denn?“ Ich schmunzelte und rempelte ihn spielerisch an der Schulter an. „Du hättest mir ruhig glauben können, als ich meinte, dass sie dich schon längst adoptiert hat. Kein Grund also schüchtern zu sein.“ Aoi seufzte nur leise und lächelte dann, als Uruha ihm einen kurzen Kuss auf die Wange drückte.  

 

„Ich glaube, wenn es nach Megumi geht, hat sie mittlerweile drei Söhne“, bestätigte er meine Worte und strich Aoi eine wirre Haarsträhne aus der Stirn.

 

„Ganz genau“, ich nickte und entledigte mich meiner Schuhe. „Wenn sie sogar unseren Uruha in ihr Herz geschlossen hat …“ Ich beendete den Satz nicht, zwinkerte Aoi nur vielsagend zu und zog vorsichtshalber die Schultern hoch, weil ich die Kopfnuss schon spüren konnte, noch bevor mein bester Freund ausholte. „Autsch“, grinste ich und rieb mir über den Hinterkopf. Als ich meinem süßen einen entschuldigenden Kuss auf die Lippen drücken wollte, wich er mir allerdings nur aus und zog eine seiner berüchtigten Schmollschnuten.

 

„Mit dir rede ich nicht mehr, mein lieber, und Küsse gibt es so schnell auch keine mehr.“ Uruha streckte die Nase in die Luft und marschierte in Richtung Küche davon.

 

„Uh, da hat jemand später was gutzumachen“, stellte Aoi mit einem frechen Funkeln in den Augen fest und schien zum Glück wieder etwas aufgetaut zu sein.

 

„Ach Quatsch, Uruha übertreibt nur mal wieder maßlos. Der bekommt ein extra Stück Kuchen, dann ist er wieder glücklich.“

 

„Na, wenn du da mal recht behältst.“

 

Ich wartete noch, bis sich auch Aoi die Schuhe ausgezogen hatte und drückte ihm dann noch einmal einen kurzen Kuss auf die Lippen.

 

„Alles gut, ja?“

 

„Ja, alles in Ordnung. Ich hab mich nur noch immer nicht so ganz daran gewöhnt, dass deine Mutter so …“

 

„Das sie unsere Beziehung von Anfang an so einfach akzeptiert hat?“

 

„Ja, das und auch, dass sie sich jetzt so über die Verlobung freut und mir gegenüber so offen ist.“

 

„Meine Ma hat sich in den 80ern Hals über Kopf in eine Frau verliebt und sich mit ihr ein Leben aufgebaut. Wenn sie nicht tolerant und aufgeschlossen ist, wer dann? Außerdem, wie Uruha schon gesagt hat, wenn es nach ihr geht, bist du jetzt ihr dritter Sohn.“ Ich lachte leise und zuckte mit den Schultern. „So war sie schon immer.“

 

„Das scheinst du wohl von ihr geerbt zu haben.“ Aois dunkle Augen fixierten mich, was meinen Magen dazu veranlasste wie wild zu kribbeln. Ich schluckte und schüttelte leise lachend den Kopf.

 

„Ich hab keine Ahnung,  was du meinst.“ Tat ich seine Worte jedoch ab, ging ja nicht an, dass er mir schon wieder unterstellte ein Softie zu sein, auch wenn ich durchaus wusste, dass das nicht sein Ziel gewesen war. Aber ich hatte mit Komplimenten noch nie umgehen können, besonders nicht, wenn sie von Menschen kamen, die mir so wichtig waren, wie Uruha und Aoi.

 

„Natürlich nicht.“ Sanft strich er mir über die Wange und ergriff dann wie selbstverständlich meine Hand, obwohl er wusste, dass wir nicht die einzigen Gäste im Haus meiner Familie sein würden. Nicht, dass ich glaubte, dass jemand, der mit meinen Müttern befreundet war, etwas gegen dieses Zeichen der Zuneigung sagen würde, aber dennoch erfüllte es mich mit Stolz, dass sich Aoi nicht verbog, nur weil wir nicht alleine waren. „Ich muss mich nur noch daran gewöhnen, dass deine Familie so ganz anders ist als meine.“

 

„Das wirst du.“ Ich lächelte ihn an und drückte ihm einen weiteren Kuss auf die Schläfe. „Ist ja nicht so, als hättest du dafür nicht alle Zeit der Welt, wenn es nach mir geht.“

 

Ich stockte. Verdammt, das war jetzt ein bisschen zu direkt gewesen, oder? Schließlich wollte ich meinen Schatz ja nicht einengen oder zu viel fordern oder …

Aoi drückte nickend meine Hand und ich bekam so das dumpfe Gefühl, dass er mir meine Gedanken gerade schon wieder an der Nasenspitze ablesen konnte. Aber er sagte nichts weiter, hatte nur dieses sanfte Lächeln auf den Lippen, das  ich so sehr an ihm mochte, ganz so, als hätten ihn meine Worte glücklich gemacht. Am liebsten hätte ich mir vor die Stirn geschlagen, weil ich in diesem Moment wieder mal nur zu deutlich merkte, wie unbeholfen ich doch war, wenn es um diesen ganzen Gefühlskram ging. Uruha konnte das, auch wenn man ihm hin und wieder gut zureden musste, und Aoi war generell nicht der Mann vieler Worte, aber ich fühlte mich mal wieder wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen. Hätte Uruha vor knapp zwei Jahren nicht die Initiative ergriffen, würde ich mich noch heute nach ihm verzehren und hätte Aoi nie lieben gelernt. Wenn das nicht nur zu deutlich zeigte, wie wenig ich von Gefühlsdingen verstand, wusste ich auch nicht.

 

„Erde an Reita?“, riss mich die tiefe Stimme meines Liebsten aus diesen unglaublich bedeutungsvollen Gedanken und beinahe hätte ich über mich selbst mit den Augen gerollt.

 

„Sorry.“ Ich verzog den Mund zu einem verlegenen Lächeln und winkte ab, als mich sein fragender Blick streifte. „Nicht so wichtig, lass uns zu den anderen gehen“, wechselte ich also lieber schnell das Thema, bevor es noch peinlich werden konnte … peinlicher, als es ohnehin schon war. „Und nimm deine Schuhe mit, wir feiern draußen.“

 

~*~

 

Als wir die Küche durchquerten, um in den Garten zu gelangen, fühlte ich mich trotz meiner eben noch so wirren Gedanken rundum wohl und glücklich. So fackelte ich auch nicht lange und ergriff wieder Aois Hand, nachdem wir unsere Schuhe erneut angezogen hatten. Sein Daumen streichelte sanft über meinen Handrücken und die Sonne blendete mich für einen Moment, als wir ins Freie traten. Ich reckte ihr das Gesicht entgegen, während wir langsam über den saftig grünen Rasen schlenderten und noch bevor wir gänzlich an die festlich geschmückte Tafel herangetreten waren, ging schon ein munteres „Hallo“ durch die Runde der anwesenden Gäste. Meine Begrüßung fiel vermutlich nicht minder enthusiastisch aus, bis Aoi meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte.

 

„War ja so klar, dass Uruha erst einmal das Kuchenbuffet inspiziert“, meinte er deutlich amüsiert und schnalzte gespielt entrüstet mit der Zunge. Ich blickte zur Seite in sein Gesicht und genoss für einen Moment den zufriedenen Ausdruck, den ich dort erkennen konnte, während er unseren Schatz betrachtete.

 

„Hattest du tatsächlich etwas anderes erwartet?“ Ich winkte Uruha zu uns, aber er streckte mir nur die Zunge heraus und fuhr damit fort, sich einen kleinen Kuchenteller mit Leckereien zu überladen. Oh je, da war wohl wirklich jemand eingeschnappt?

 

„Sagen wir es mal so, es hätte mich überrascht, wenn es anders gewesen wäre.“ Aoi lächelte mir zu und die nächsten Augenblicke verbrachten wir damit, weitere Begrüßungen auszutauschen, bis sich Uruha doch noch zu uns gesellte. Ihm waren die meisten Anwesenden ebenso bekannt wie mir – kein Wunder, hatte er früher doch mehr Zeit hier, als bei seinen Eltern verbracht, aber der Freundeskreis meiner Familie schien mit jedem Jahr größer zu werden und ich hatte es längst aufgegeben, mir jedes neue Gesicht merken zu wollen.

 

Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen auch meine ältere Schwester und meinen Schwager begrüßend zu umarmen und meiner Nichte, die in ihrer Trage auf der Bank friedlich schlief, einen Kuss auf die Stirn zu drücken. Ich war regelrecht vernarrt in die kleine Akemi,  was vermutlich keine große Kunst war, immerhin konnte ich sie am Ende des Tages immer an ihre Eltern zurückgeben und musste mich nicht mit Gequengel oder Schreianfällen auseinandersetzen. Onkel sein war schon was Feines.

 

Kaum hatten wir uns gesetzt, erschien auch noch das letzte Mitglied meiner Familie und schaffte es mit nur einem Satz, dass ich am liebsten im Erdboden versunken wäre.

 

„Da sind ja meine Gummibärchen.“ Schlanke Arme legten sich von hinten um meine und Uruhas Schultern, bevor die kleine Frau uns jeweils einen Kuss auf den Schopf drückte.

 

„Tomo“, nörgelte ich, auch wenn ein Lächeln an meinen Mundwinkeln zupfte, als ich der Partnerin meiner Mutter ins Gesicht sah. „Uruha und ich sind doch keine zehn mehr. Wann hörst du endlich mit diesem schrecklichen Kosenamen auf.“

 

„Nie, mein Schatz. Hallo Aoi.“ Noch immer lächelnd drehte sie sich zu Aoi herum und drückte auch ihn kurz, ohne weiter auf mich einzugehen. Typisch.

 

„Ach, mich kannst du immer Gummibärchen nennen.“ Meinte Uruha beiläufig und zwinkerte mir frech zu. „Ist doch süß.“

 

„Fall mir nur in den Rücken, du Pharisäer.“ Ich funkelte meinen besten Freund an, der sich aber gänzlich unbeeindruckt zeigte.

 

„Gummibärchen?“, fragte zu allem Überfluss auch noch Aoi in diesem Moment mit hochgezogener Augenbraue und einem derart amüsierten Funkeln im Blick, dass er damit wohl eine ganze Großstadt hätte erhellen können.

 

„Das willst du nicht wissen.“

 

„Doch … erzähl.“

 

Ich schlug mir die Hand vor die Stirn und war plötzlich ziemlich begeistert von dem Blumendekor auf dem Kuchenteller vor mir, während meine Lieblingsmenschen – diese Verräter – damit begannen, uralte Kamellen aus meiner Kindheit aufzuwärmen. Womit hatte ich das nochmal verdient?

 

„Reita hat zu Weihnachten mal einen Schlafanzug mit lauter Gummibärchen darauf bekommen …“, fing Uruha an und ich konnte aus seiner Stimme heraushören, dass er sich innerlich gerade die Hände rieb. Das war nun wohl seine Rache für meinen Spruch von vorhin und er genoss sie in vollen Zügen. Verdammt.

 

„Den hatte ich ihm geschenkt“, nickte Tomo bestätigend, hatte sich mittlerweile neben Aoi gesetzt und schien ebenso begeistert zu sein mich leiden zu sehen, wie Uruha es war.

 

„Er hat ihn gehasst.“ Uruha lachte und tätschelte mir das Haupthaar, worauf ich nicht übel Lust gehabt hätte, ihm seine langen Finger abzubeißen.  „Aber ich fand ihn todschick und wollte auch unbedingt einen.“

 

„Also hat er monatelang sein Taschengeld gespart“, hakte Tomo ein, „um dir einen zum Geburtstag zu schenken.“

 

„Ganz genau.“ Uruha grinste noch immer, „Ich hätte das Ding am liebsten auch zur Schule getragen …“

 

„Du warst als Kind schon ein Nerd“, brummte ich, wurde aber erneut einfach ignoriert.

 

„Weil das aber nicht ging, hab ich Reita genötigt, die Teile wenigstens immer zu Hause mit mir zu tragen“, sagte Uruha bekräftigend nickend und so, als wäre  es das normalste der Welt, einen Schlafanzug mit dem wohl peinlichsten Muster überhaupt tragen zu wollen. Vermutlich würde er das heute noch tun, würde es diese Zumutung  in seiner Größe geben.

 

„Davon gibt es auch Bilder“, setzte Tomo dem Ganzen noch die Krone auf und ich wäre am liebsten auf der Stelle implodiert. Meine Ohren fühlten sich schon ganz heiß an, als ich dann aber Aois warmen Atem an meinem Hals spüren konnte und die Worte hörte, die er mir leise zuflüsterte, war wirklich alles aus.

 

„Du hattest also schon als kleiner Junge ein so großes Herz.“

 

„Aoi“, jammerte ich und hätte mein glühendes Gesicht am liebsten in beiden Händen vergraben.

 

„Du bist wirklich niedlich, wenn dir was peinlich ist.“

 

„Ruha!“, schnappte ich, schaffte es aber nicht, das verlegene Lächeln von meinem Gesicht zu wischen. Eigentlich waren die Worte meiner Männer ja wirklich lieb und so, aber ich konnte einfach nicht damit umgehen.

 

„Schon gut, ich hör schon auf.“ Uruha grinste mich an und küsste meine Stirn, bevor er versöhnlich auf seinen ziemlich beladenen Kuchenteller deutete. „Willst du was abhaben?“ Aois hand streichelte über meinen Oberschenkel, während er sich mit Tomo unterhielt und zum Glück ein neues Thema gefunden zu haben schien.

 

„Du bringst mich wirklich gern in Verlegenheit, mh?“, grummelte ich vor mich hin und bediente mich an Uruhas Kuchenauswahl.

 

„Hey, ich hab mit dem Thema nicht angefangen.“

 

„Na klar, du bist wie immer gänzlich unschuldig.“

 

„Ganz genau.“ Uruhas Arm schlängelte sich hinter meinem Rücken vorbei, bis seine Hand an meiner Seite lag und er mich gegen sich ziehen konnte. „Du würdest es doch gar nicht anders haben wollen, Gummibärchen, gib’s zu.“

 

Ich schnaubte nur, aber das Lächeln hielt sich hartnäckig und ich lehnte mich zufrieden gegen Uruhas Seite, nachdem ich Aois Rechte auf meinem Oberschenkel umfasst und unsere Finger miteinander verflochten hatte.

 

~*~

 

Genüsslich an meiner Zigarette ziehend beobachtete ich Uruha, wie er mit Akemi auf dem Arm im Garten auf und ab ging und das quengelnde Mädchen mit erstaunlicher Geduld zu beruhigen versuchte. Was mich aber noch viel mehr verblüffte war die Tatsache, dass meine kleine Nichte sich tatsächlich beruhigen ließ und wenig später leise plappernd mit großen Augen über Uruhas Schulter in die Welt guckte. Lag vielleicht an der Höhenluft, dachte ich mir im Stillen und schmunzelte. Die Sonne schien angenehm wärmend auf mich herab, während ich meine Beine ausstreckte und mich gemütlich gegen das Rückenteil der weißen Gartenbank lehnte, auf die ich mich vor einer ganzen Weile schon verzogen hatte. Ich saß ein wenig abseits von den Gästen, um niemanden mit meinem Zigarettenrauch zu stören und hatte gerade beschlossen, Onkel Naohito später am Grill behilflich zu sein, da setzte sich jemand neben mich und drückte mir unaufgefordert einen Teller mit einem ziemlich großen und ziemlich schokoladigen Cupcake darauf in die Hand.

 

„Du hast ja noch kaum was gegessen.“ Dieser mir nur allzu bekannte Satz begleitete ihre mir nicht minder bekannte Geste und ich gluckste leise.

 

„Ich hab mit Uruha zusammen zwei gut gefüllte Kuchenteller verputzt …“, stellte ich schmunzelnd fest, drückte im gleichen Atemzug jedoch meine aufgerauchte Zigarette im Aschenbecher zu meinen Füßen aus und griff nach der Kuchengabel.

 

„Siehst du? Ich sag doch, du hast noch kaum was gegessen. Hör auf deine Mutter.“ Schmunzelnd ließ sie sich wie immer von meinen Einwänden nicht beirren und ganz ehrlich? Wenn ich diese dekadente Sünde so ansah, bekam ich doch tatsächlich wieder Appetit. Außerdem hatte ich schon sehr früh in meinem Leben feststellen müssen, dass es einfach keinen Sinn hatte, meiner Mutter oder Tomo widersprechen zu wollen. Das funktionierte sowieso nie oder endete in einem schlechten Gewissen meinerseits, was so oder so zu viel Energie verbrauchte, um es darauf ankommen zu lassen. Vor allem nicht heute.

 

„Du hast wie immer recht.“ Ich nickte übertrieben einsichtig und lachte erneut leise, als sie daraufhin nur schnaubte, als wären meine Worte nicht genau das gewesen, was sie insgeheim hatte hören wollen. „Na, brauchst du auch eine kleine Auszeit von all dem Trubel?“, erkundigte ich mich ein paar Augenblicke und schokoladige Bissen später, während ich nun Aoi beobachtete, wie dieser ganz verträumt wirkend seinen Blick nicht mehr von Uruha und meiner kleinen Nichte nehmen konnte. Meine Ma summte zustimmend, hatte sich ebenfalls gemütlich zurückgelehnt und ihr Gesicht der Sonne zugewandt. „Wenn Aoi weiter so schaut, werde ich ihm heute Abend wohl ausreden müssen, dass es eine gute Idee ist, nach der Hochzeit gleich mal Adoptionspapiere auszufüllen. Siehst du seinen verklärten Blick?“

 

„Mh, für eine Adoption ist es dann wohl doch noch ein bisschen früh“, sinnierte sie, ihre Aufmerksamkeit nun ebenfalls auf Uruha und den schmachtenden Aoi gerichtet und ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen. „Aber vielleicht gibt’s ja bald ein Haustier,  so als Familienzuwachs?“

 

„Dabei sind Uruhas Fische so schön pflegeleicht“, spann ich unsere kleine Vorhersage weiter und ließ für einen Moment den utopischen Gedanken zu, wie es wohl wäre, mir eine eigene kleine Familie mit meinen Männern aufzubauen.

 

„Aber jetzt erzähl mal, wie war der Antrag?“, riss sie mich aus meinen Tagträumereien, lehnte sich näher und ich konnte ihre Neugierde förmlich am eigenen Leib spüren.

 

„Schön war er“, entgegnete ich also und tat so, als würde ich mich über die Details ausschweigen wollen. Und wie ich schon vermutet hatte, hielt ihre Geduld nur Sekunden an, bis sie mir leicht in die Seite piekte und auffordernd brummte.

 

„Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen.“

 

„Was willst du denn wissen?“

 

Alles.“

 

„War ja klar.“

 

 

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  QueenLuna
2019-12-11T21:36:33+00:00 11.12.2019 22:36
Hach ich mag Reitas Mutter, sowohl charakterlich, als auch wie du sie äußerlich beschreibst... Sie wirkt sehr sympathisch, gerade auch weil sie unsere Drei "ihre Jungs" nennt. Find ich irgendwie herzerwärmend.

Und Uruha als Charmeur ihr gegenüber war einfach herrlich xD konnte es mir richtig bildhaft vorstellen.

Reitas Familie ist sowieso sehr sympathisch und offen... Sowas wünscht man sich echt. Auch die Beziehungkombi von Reitas Eltern hat es mir angetan xD irgendwie könnte ich sie alle drücken und herzen. Hab mich beim Lesen nur gefragt, was mit Reitas Vater ist bzw wenn Reita Geschwister hat, ist er da der jüngste? Ich glaub, ich brauch mal die komplette Geschichte von Reitas Familie: wer wann wo geboren? wie der Beginn der neuen Partnerschaft von Reitas Mutter war usw? xD

Und die Gummibärchen Schlafanzüge hätte ich gern sehen wollen. War sicher herzallerliebst xD

Und Aoi in diesem Kapitel.... Hach ja... Dafür dass er bei Playtime so dominant war, ist er hier einfach so niedlich in seiner Art und Weise, gerade dieses etwas Schüchterne zu Beginn des Kapitels oder dieser verklärte Blick im Garten. Da wird mir ganz warm ums Herz *lach*

War ein sehr angenehmes Kapitel ^^

Liebe Grüße
Luna <3

Antwort von:  yamimaru
12.12.2019 17:15
Ooooooh, wie schön, du magst Reitas Mama!!!! Ich hab mich auch spontan in sie verliebt. *lacht* Ich brauchte einfach mal eine Familie, die hinter ihrem Kind steht und es unterstützt. Irgendwie hab ich das viel zu oft, dass die Familien nicht so ganz begeistert vom Lebenswandel ihrer Jungs sind und Aois Familie ist dafür ja auch ein gutes Beispiel, auch wenn das immer nur am Rande erwähnt wird. Aber nicht bei unserem Reita, der bekommt zwei großartige Mütter, die ihn einfach nur in allem unterstützen und zu ihm halten. <3
Von daher bin ich auch super froh, dass du seine Familie so sympathisch findest und auch, dass er mit zwei Müttern großgeworden ist. (Das war übrigens Reds Idee und ich bin ihr dafür noch immer dankbar, weil das einfach so unglaublich gut passt und mir selbst so gut gefällt. XD)
Also, Reitas ältere Schwester war ja auch auf der Feier. Die Mama der kleinen Akemi. ^^ Und ansonsten hatte er in meinem Kopf keine anderen Geschwister. ;) Über seinen Vater hab ich mir noch keine Gedanken gemacht, der Glänzt halt mit Abwesenheit, wie es Väter gerne tun. XD
Aber bring mich mal nicht auf dumme Ideen, sonst bekommen Tomo und Megumi noch irgendwann eine Liebesgeschichte von mir geschrieben und darin bekommen dann klein uruha und klein Reita auch ihren Auftritt. XDDD

Oooooh ich auch. *lacht* Generell befürchte ich mal, dass Reita und uruha als kleine Jungs so die Marke Kinder waren, denen man einfach nichts abschlagen konnte, weil sie so zuckersüß waren. XDDD Aber faustdick hinter den Ohren hatten sie es bestimmt auch. ;D

Oh wie schön, dass du auch diese Seite von Aoi magst. Ich wollte, wie ich ja schon erwähnt habe, in der Story den Fokus unter anderem ein bisschen mehr auf Aoi legen, weil man ihn aus Playtime nur als relativ eindimensionalen Charakter kennt. und hier konnte ich auch mal auf seine anderen Charakterzüge eingehen. ;D Außerdem gefällt mir die Vorstellung, dass unser dominanter Playtime-Aoi auch seine schüchterne Seite hat. XD

Vielen lieben Dank für dein tolles Feedback - das baut einfach immer wieder auf. <3

LG
yamimaru
Antwort von:  QueenLuna
12.12.2019 21:06
Da hatte Red eine hervorragende Idee. Fetzt sehr xD und ja ich bin für die Vorgeschichte ^^

Ich glaub ich muss nach der FF noch mal Playtime lesen, um mir dann Aoi nochmal genauer anzuschauen xD aber mag ihn echt hier <3
Von:  Janine3878
2019-08-12T09:59:54+00:00 12.08.2019 11:59
Schön wie immer... In deinen Storys passen die 3 einfach perfekt zusammen. Und Uruha mit nem Baby auf dem Arm... Ich Schmelze dahin!!! Wäre ne schöne Fortsetzung, die 3 adoptieren ein Baby... ;-)
Antwort von:  yamimaru
19.08.2019 10:17
Hey,
vielen, lieben Dank für deinen Kommentar. Ich freu mich wirklich immer wieder, wenn du mir auf die Storys mit meinen drei Chaoten Feedback gibst. <3 Und zu hören, dass du findest, dass die drei in meinen Geschichten einfach prima zusammenpassen, ist ja wohl das größte Lob, das du mir hättest geben können. Danke!!!
Hihihi, Uruha mit Baby scheint gut anzukommen, was? Das mit der Fortsetzung behalte ich auf jeden Fall mal im Hinterkopf, auch wenn ich glaube, dass die drei mit Baby so zuckrig wären, dass ich eine Karies-Warnung ausgeben müsste. +lacht+
Dann bis zum nächsten Kapitel bzw. zum nächsten Teil, der auch schon in den Startlöchern steht. ^^
Alles Liebe
yamimaru


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