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Burned Out

von

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Mission Implausible

Denn siehst du, Goblins sind im Grunde ziemlich dämliche Kreaturen. Zugegeben, relativ betrachtet gibt es noch weitaus dümmere Wesen auf der Welt. Orks zum Beispiel. Und von Trollen oder Ogern brauchen wir gar nicht erst anzufangen. Im Vergleich zu denen sind Goblins eigentlich recht clevere kleine Biester. Aber das ist ungefähr so, als würde man Grundschüler mit Kindergartenkindern vergleichen. Schlussendlich sind sie doch eher nur laut und zeichnen sich vor allem durch die Fähigkeit aus, anderen mit weitaus mehr Lebenserfahrung gehörig auf den Sack zu gehen.
 

Aber zurück zum Thema.
 

Ein einzelner Goblin für sich alleine macht vielleicht nicht sonderlich viel her, aber wenn er sich mit anderen seiner Art zusammentut, dann kann das ganz schnell anders aussehen. Wenn zwei Goblins sich dazu entschließen würden ihre Köpfe zusammen zu stecken, dann könnten sie in einem Schachspiel immerhin ganze fünf Runden lang überdauern, bevor sie verloren hätten. Zumindest solange der Gegner nur ein mittelmäßiger Schachspieler ist, versteht sich natürlich.
 

Das liegt hauptsächlich daran, dass Goblins es bevorzugen im Hier und Jetzt zu leben. Sie machen sich nur äußerst ungern Gedanken über zukünftige Probleme oder Konsequenzen. Dadurch taugen sie leider nicht sonderlich viel als Strategen. Oder als Schachspieler. Aber wenn ein Goblin sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann wir er alle Hebel in Bewegung setzen um dieses Ziel auch zu erreichen. Jedenfalls solange er es nicht wieder vergisst. Oder stattdessen von etwas anderem davon abgelenkt wird. Und wenn drei Goblins ein gemeinsames Ziel verfolgen, dann kann es auch schon einmal vorkommen, dass es ihnen tatsächlich gelingt sich mitten in der Nacht in die Stadt zu schleichen und dort bis zur Burgmauer vorzudringen.
 

*
 

Zumindest gab es drei Goblins, welche so ein glorreiches Kunststück fertig gebracht hatten. Sie hörten auf die ebenso glorreichen Namen Nebbie, Nubbie und Pammie. Und so kam es, dass sich die beiden Brüder Nebbie und Nubbie an der Mauer zu schaffen machten, während Pammie die Umgebung im Auge behielt, so dass sie sie warnen konnte, wenn ungebetene Gäste auftauchen sollten. Immerhin war ihre Mission streng geheim und das sollte auch so bleiben. Ansonsten wäre die Überraschung im Eimer gewesen.
 

„Die Luft ist rein! Ihr könnt jetzt anfangen! Aber seid ja vorsichtig!“
 

„Sehr gut! Gib mir den Hammer und den Meißel, Nubbie!“
 

Nubbie langte in seinen Lederbeutel und holte die gewünschten Werkzeuge hervor. Er reichte sie an seinen großen Bruder weiter und schaute ihm dabei zu, wie er vorsichtig damit begann, den Mörtel um einen der Steine herum zu entfernen, aus denen die Mauer bestand. „Ist es nicht irgendwie komisch, dass wir auf unserem Weg hinein keiner einzigen Wache begegnet sind?“
 

Nebbie versuche sein Bestes, um sich nicht zu sehr von den Gedanken seines Bruders ablenken zu lassen und konzentrierte sich weiterhin darauf, seine Arbeit fortzusetzen. „Das liegt daran, weil wir so gut schleichen können.“
 

„Was hat das damit zu tun, wie viele Wachen auf den Straßen unterwegs sind?“
 

„Natürlich weil wir so schwer für das menschliche Auge zu erkennen sind, dass selbst wir sie nicht mehr sehen können. Das ist wie wenn du dir die Augen zuhältst und dadurch unsichtbar wirst.“
 

„Das macht überhaupt keinen Sinn, du Dummkopf!“
 

„Du bist hier der Dummkopf, wenn du so einfache Sachen nicht weist!“
 

„Ihr seid beide verdammte Dummköpfe, wenn ihr mich fragt! Und nun haltet die Klappe! Ich glaube ich habe gerade etwas gehört!“ Wütend zischend versuchte Pammie ihre beiden Begleiter zum Schweigen zu bringen. Doch es war bereits zu spät.
 

Plötzlich vernahmen sie ein raschelndes Geräusch von weit über ihnen – Goblins besitzen neben ihren ganzen sonstigen Makeln ein ausgezeichnetes Gehör – und irgendetwas fiel die Mauer herunter. Nur einige wenige Meter neben der Stelle an der Nebbie den Stein gelöst hatte, hing nun ein behelfsmäßiges Seil hinab. Es schien aus mehreren Bettlaken zu bestehen, die miteinander verknoten worden waren. Und sofern ein Goblin dazu in der Lage gewesen wäre hochwertigen Stoff zu erkennen, dann hätten sie vermutlich auch bemerkt, dass auch einige teure Kleider dafür verwendet worden waren.
 

Das Seil alleine wäre nun kein so großes Problem gewesen, aber zu ihren Entsetzen mussten die drei Goblins beobachten, wie eine vermummte Gestalt damit begann an dem Seil nach unten zu klettern. Und auch wenn es sie offensichtlich einiges an Mühe kostete dies zu tun, so kam die Person dennoch sicher auf dem Boden an. Dort klopfte sie sich zunächst den Schmutz von der Robe ab, die sie trug. Erst dann kam sie dazu, die drei vor Schock eingefrorenen Goblins zu bemerken, die sie dabei stumm angestarrt hatten.
 

*
 

Die Prinzessin von Dimrock hielt sich selbst stets für eine äußerst intelligente Person, mit einem gewaltigen Wissensschatz darüber, wie es auf der Welt so zugeht. Zwar entsprach es der Wahrheit, dass sie ihr gesamtes Leben lang innerhalb der Burg festgehalten worden war und es ihr verboten war jemals nach draußen zu gehen, aber sie hatte dafür nahezu alle Bücher aus der Bibliothek ihres Vaters gelesen. Selbst wenn sich darin nicht einmal hundert Bücher befanden. Trotzdem hatte sie (nahezu) alle dieser (nicht einmal) hundert Bücher gelesen. Ganz besonders jene mit einer Menge Bilder darin. Sie halfen ihr nämlich dabei viele Dinge mit ihren eigenen Augen innerhalb ihres Zimmers zu sehen, was ihr sonst niemals möglich gewesen wäre.
 

Aber auch trotz all dieses angesammelten Wissens innerhalb ihres Kopfes gab es immer noch zwei Dinge, die die Prinzessin zu diesem Zeitpunkt ihres Lebens nicht fassen konnte. Das eine war, dass ihr großer Fluchtplan, obwohl er schon ziemlich genial war, tatsächlich reibungslos verlaufen war. Zumindest bis hier hin. Sie hatte lediglich eine ihrer zahlreichen Zofen mit einem ihrer ebenso zahlreichen Schmuckstücke bestechen müssen. Dadurch hatte die Zofe sich dazu bereit erklärt, als sie selbst verkleidet durch die Korridore der Burg zu rennen, um einen falschen Fluchtversuch vorzutäuschen. Das hatte die Wachen ihres Vaters auch wirklich getäuscht und somit von der richtigen Prinzessin abgelenkt, während diese nichts weiter zu tun hatte, als ihr selbstgemachtes Seil herab zu lassen und daran runter zu klettern. In Richtung Freiheit, letztendlich! Alles war nach Plan verlaufen.
 

Allerdings bereitete ihr die zweite Angelegenheit, die sie nur sehr schwer in ihren Kopf bekommen konnte, nun ziemliche Schwierigkeiten. Am Ende ihres grandiosen Fluchtseils warteten bereits drei Goblins auf sie. Nun selbstverständlich hatte die Prinzessin niemals zuvor in ihrem Leben einen echten Goblin gesehen, aber diese Gruppe von kleinen grünen Kreaturen ähnelte den Bildern in einem ihrer Bücher haargenau. Also mussten es einfach Goblins sein. Da war sie sich absolut sicher. Und einer von diesen absolut sicheren Goblins hatte bereits sein rostiges Schwert gezogen und bedrohte sie nun damit.
 

„Verdammt nochmal ihr zwei! Ich habe euch doch gesagt, ihr seid alle beide Dummköpfe! Und dass ihr leise sein sollt! Jetzt seht euch das an! Wir müssen es töten, bevor noch mehr schief geht!“ Der Goblin mit dem Schwert wirkte mehr verärgert über seine Freunde – von denen sich einer die Augen mit den eigenen Händen zuhielt und irgendetwas davon faselte, dass sie ihn nun nicht mehr sehen können würde – als ihr gegenüber.
 

„Als ob das unsere Schuld ist! Du solltest doch Wache halten!“
 

„Und natürlich hätte ich damit rechnen müssen, dass jemand von oben kommt! Wie konnte ich nur nicht auf den Himmel achten? Ich bin ja so ein Dummkopf!“
 

„Schön dass du mich verstehst!“
 

„Ach halt deine Klappe, Nubbie, du Dummkopf! Manchmal vergesse ich, dass ich die einzige von uns bin, die Sarkasmus versteht!“
 

„Gesundheit!“
 

Der Goblin mit dem Schwert rollte mit den Augen, wandte seinen Blick jedoch nicht einmal für eine Sekunde von der Prinzessin ab. „Also helft ihr mir nun dabei den Menschen loszuwerden oder muss ich das alleine machen? Und hör endlich auf zu heulen, Nebbie! Wir können dich alle immer noch sehen, du Dummkopf!“
 

„Es hat meine Unsichtbarkeit kaputt gemacht! Es muss ein mächtiger Magier oder so etwas in der Art sein! Wir sind verloren!“
 

„Bring es einfach um!“
 

„Das ist doch alles völlig falsch!“ Mittlerweile war die Prinzessin mehr verwirrt über die gesamte Situation, als dass sie ihr Angst gemacht hätte. „Ihr seid Goblins! Goblins sollten sich eine Freude daraus machen, ihre Beute zu fangen und dann lebendig zu kochen, bevor sie sie essen! Und nicht sie einfach sofort zu töten!“
 

„Wer hat gesagt, dass wir dich essen wollen würden?“
 

„Ich bin Vegetarier!“
 

„Halt die Klappe, Nubbie, du Dummkopf!“
 

Die Verwirrung der Prinzessin wurde nur immer größer und größer. Waren diese drei seltsamen Kreaturen vor ihr wirklich jene bösartigen und gefährlichen Ausgeburten der Hölle, von denen die Bücher gesprochen hatten? Aber während sie immer noch versuchte die gesamte Situation zu begreifen, kam ihr bereits eine weitere Idee in den Sinn. Diese drei kleinen Goblins waren vielleicht nicht dass, was sie sich unter ihnen vorgestellt hatte, aber sie waren sogar etwas noch viel besseres: eine Gelegenheit! Sie zog sich die Kapuze ihrer Robe herunter, um ihnen das Diadem zu zeigen, welches sie immer noch auf dem Kopf trug. „Schaut her! Seht ihr das hier? Ich bin keine mächtige Magierin, ich bin ...“
 

„Ein Mädchen?“
 

„Eine noch viel mächtigere Hexe?“
 

„Haltet die Klappe, ihr zwei Dummköpfe! Und du! Was soll das hier werden? Ich warne dich!“
 

„Ich wollte euch damit nur sagen, dass ich eigentlich die Prinzessin von Dimrock bin. Und somit bin ich lebendig wesentlich wertvoller für euch als tot. Denkt darüber nach!“
 

„Eine Prinzessin? Eine Prinzessin! Das ist super!“ Der eine Goblin, den die anderen zuvor Nebbie genannt hatten, war kaum dazu in der Lage seine eigene Freude aufgrund dieser Information zu verbergen. Ausgezeichnet! Ihr neuer und verbesserter Fluchtplan setzte sich in Bewegung!
 

Jedoch machte der mit dem Schwert nach wie vor keinerlei Anstalten seine Waffe zu senken. „Was soll daran so super sein? Das bedeutet nur mehr Ärger!“
 

„Nein, Prinzessinnen sind super! Godfrey hat mir mal davon erzählt. Solche wie unser Meister holen sich die ganze Zeit über Prinzessinnen. Stellt euch vor, wenn wir ihm eine bringen!“
 

„Bist du sicher?“
 

„Das könnte davon abhängen. Hey! Prinzessin! Bist du noch Jungfrau?“
 

Die Prinzessin konnte fühlen, wie sowohl ihre Wangen, als auch ihre Ohren tiefrot anliefen. „Was … du wagst es … WAS?“
 

„Genau! Was?! Was redest du da, Nebbie? Und stell einem Mädchen nicht einfach so aus dem Nichts so eine Frage, du Dummkopf!“ Der mit dem Schwert hörte endlich damit auf, ihr seine volle Aufmerksamkeit zu schenken und gab Nebbie stattdessen eine schallende Ohrfeige. „Dummkopf!“
 

„Ich weis nicht, Pammie. Mein Bruder hat nicht Unrecht. Wenn wir sie UND den Stein zurück zu unserem Meister bringen, wird er noch viel zufriedener mit uns sein!“ Nun begann der Dritte damit, sie mit Interesse zu beäugen. Vor allem ihre Arme, die natürlich viel größer als die der Goblins waren. „Und wenn sie mit uns kommt, dann kann sie den Stein für uns tragen! Der ist schwer!“
 

„Okay, okay! Wir nehmen sie mit! Aber wenn sie nur eine falsche Bewegung macht, bringe ich sie um! Verstanden, Prinzessin?“
 

„Das habe ich!“ Jawohl! Ihr spontaner Plan hatte einfach perfekt funktioniert. Zusammen mit diesen Goblins würde es ein leichtes sein, nicht nur der Burg, sondern auch der Stadt zu entkommen. Damit konnte ihr neues Leben als verwegene Abenteurerin beginnen!
 

*
 

Zunächst musste sich die Prinzessin allerdings mit dem hoffentlich recht kurzen Leben als der bedauernswerte Tropf zufrieden geben, der diesen bescheuerten Brocken herumschleppen musste. Es fiel ihr schwer zu glauben, dass die drei Goblins das Risiko, in die Stadt zu gehen, eingegangen waren, nur um einen von den vielen Steinen in der Burgmauer zu stehlen. Was war der Sinn dahinter? Was konnten sie mit so einem wertlosen Stück Scheiße nur wollen?
 

„Das ist eine Überraschung für unseren Meister!“
 

Das war die einzige Antwort die sie aus ihnen heraus bekommen konnte, nachdem sie irgendwann während ihrem langen Fußmarsch es gewagt hatte zu fragen. Und natürlich gab es rein logisch betrachtet nur eine darauf folgende Frage: „Wer ist dieser mysteriöse Meister, den ihr die ganze Zeit über erwähnt?“
 

„Das wirst du bald selbst sehen!“ Die Worte sprudelten wie ein Wasserfall aus dem Mund des Goblins namens Nebbie hervor, so dass sie Probleme damit hatte alles richtig zu verstehen, was er ihr zu sagen versuchte. Und zudem schien er aus irgendeinen Grund wirklich aufgeregt während seiner Rede zu sein. „Er ist derjenige welche! Unser mächtiger und schlauer Herr! Der große miese Anführer von uns allen bösen Kreaturen hier! Der wahre Herrscher dieses Landes! Und schon bald der neue König! Flemmington Ashworth!“
 

*
 

Zur selben Zeit, allerdings an einem anderen Ort im Königreich Dimrock, schreckte der Drache mit dem Namen Flemmington Ashworth III. Plötzlich aus seinem Schlaf auf. Das musste an diesem ihm vertrauten kalten Schauer liegen, den er seinen Nacken herunter laufen fühlte. Dich gefolgt von diesem gewissen stechenden Schmerz an der einen Stelle seines Kopfes. Er wusste leider nur zu gut, was all das zu bedeuten hatte. Er schloss erneut seine Augen und versucht sich selbst zu beruhigen – ohne großen Erfolg. Er knurrte. „Was haben diese gottverdammten Höllenhunde diesmal angestellt?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2018-10-10T18:35:47+00:00 10.10.2018 20:35
Hallihallo!

Habe mir mal das erste Kapitel durchgelesen und muss sagen, ich finde, es ist echt gut geworden! Du mischst einen subtilen Humor mit interessanten Figuren und ich bin schon sehr gespannt, wie es jetzt mit den drei Goblins, der Prinzessin und dem Drachen weitergehen wird. Erstere sind echt total witzig und knuffig zugleich, einfach weil sie so strohdumm sind ;D Aber auch unsere Prinzessin hat nicht ganz vorne gestanden, als die Hirne verteilt wurden, wie mir scheint...
Kein Wunder, dass Ashworth von so viel Dummheit genervt ist... Doch was will er mit dem Stein? Das kann uns nur der weitere Verlauf der Geschichte sagen.
Also, bleib dran, so wie ich dran bleiben werde! :)

Liebe Grüße
Filika
Von:  Maginisha
2018-09-27T16:52:38+00:00 27.09.2018 18:52
Ich bin durch die Schreifalter-Verlinkung hier gelandet und dachte mir, ich schau mal rein. Die Geschichte fängt schon mal vielversprechend an. Ich mag diese Art von nicht ganz ernst gemeintem Fantasy so ein bisschen in Richtung Scheibenwelt oder so. Ich bin sehr gespannt was du daraus machst. Wenn Flemmington Ashworth III. so wird, wie ich mir das vorstelle, werde ich garantiert noch viel zu lachen haben. :D


Schreibtechnisch juckt es mich beim ersten Satz. Ich denke mal, den hast du ganz bewusst so geschrieben. Allerdings hinterlässt der Satz durch das Anfangswort "denn" so ein bisschen das Gefühl, dass da was fehlt. Er fällt natürlich auf, ohne Frage. Aber...mhm, ich bin zwiegespalten, wie ich ihn finde. Und die Goblins brauchen ein größeres Schimpfwort-Vokabular. XD

Ich freue mich schon aufs nächste Kapitel, um zu erfahren, was die drei wohl mit dem Stein vorhaben und warum das dem Drachen Kopfschmerzen macht.



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