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Schulfieber III

Fortsetzung aus I und II
von
Koautor:  Monsterauto

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hab ich schon gesagt das wir auf das ende zu steuern??? Komplett anzeigen

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Part 5 Endo und Suwa - Abschnitt 8

Mit den Händen, welche noch vom Baden feucht waren, rieb ich mir durch das Gesicht. Fühlte die Hitze darauf und war mir ziemlich sicher das auch woanders gerade, eine gewisse Blut Verlagerung sich langsam wieder löste.

„Was mach ich nur...“, ging es mir wispernd über die Lippen und je mehr ich zu klarem Verstand kam, desto mehr hatte ich das Gefühl das es falsch war. Aber wie konnte etwas falsch sein, wenn es sich richtig anfühlte?! Ich versuchte in Gedanken die Gefühle zu sortieren. Die Angst, der Schmerz, Unruhe, Schuld, Neugier sowie die Lust und Verlangen... Das ganze vermischte sich nun in ein Durcheinander.

„Was mach ich nur...“, wiederholte ich es leise, fühlte dabei ein Stechen in der Brust, so tief und stark, dass ich das Gefühl hatte mein Brustkorb würde aufbrechen.

Ich holte einige male tief Luft. Und ging aus der Kabine. Unweit sah ich Ichi auf dem Boden sitzen, mit Schmerz verzerrtem Gesicht. Gen war dabei die Wunde vorsichtig mit einem Tuch trocken zu legen, als Nezumi bereits mit dem Inhaber des Bades im Schlepptau dazu stieß. Haruma stand neben Gen und stützte sich.

„Hier steht überall das nicht gerannt werden soll!“, knurrte der Mann mit sehr lichtem Haar und stellte einen kleinen Koffer ab. „Ohne Sie drängen zu wollen, aber ich werde ihm später eine Standpauke halten. Verarzten Sie ihn lieber.“, seufzte Haru und verlagerte sein Gewicht ein wenig. „Die Anderen sind schon dabei sich fertig zu machen.“, wisperte mir Nezumi zu, welcher vor mir schon aus dem Wasser gegangen war um sich in Ruhe um zu ziehen. In den langen Sportsachen stand er nun neben mir und versuchte nicht auf das Blut zu sehen, was vermischt mit dem Wasser ,nach viel mehr aussah als es eigentlich war.

„Autsch!!! Schhhhhh... Scheiße! Was ist das?!!!“, keifte Ichi und verkniff sich die Tränen.

„Wunddesinfektion!“, grinste der Alte und macht die Kappe wieder auf das Spray.

„Was machst du auch immer für ein Mist?“, murmelte Gen und bekam eine bösen Blick von seinem Kumpel.

Einige Zeit später waren wir umgezogen. Nezumi und ich halfen Ichi während Gen, Ichis Sachen schleppte.

„Das kann auch nur mir passieren... Fuck!“, schimpfte er über sich selbst. „Du hättest dir den Schädel einschlagen können...“, raunte Nezumi unter leisem Ächzen. „Hätte.. Hab ich aber nicht. Jetzt mal ehrlich! Der scheiß Kerl ist doch Sadist!“, fauchte Ichi. „Wenn es nach mir ginge ,hätte er noch den Finger rein drücken müssen!“, knurrte ich und war genervt von Ichis Dummheit.

Wir trotten den anderen hinterher und es wurde sehr ruhig. Nur ein paar Meter vor uns mühte sich Haru mit seiner Tasche und der Krücke ab. Stirnrunzelnd beobachtete ich ihn. „Ayumi ich bekomme das alleine hin...“, gab ich von mir, sah ihn an und nickte nach vorne zu Haruma. „Was?“, fragte der Aschgraue verwirrt. „Du sollst Herrn Endo helfen.“, übersetzte Genshi für mich und ich nickte. „Ach... ach so!“, sagte er nervös, ließ Ichi´s Arm los und lief zu dem Lehrer.

„Mal so ne Frage...“, murmelte Ichi ein wenig leise. „Hm?“. Kurz druckste der Verletzte rum bevor er das ansprach, was er wissen wollte.

„Nezumi... Das auf seinen Armen und Beinen...“, sagte er recht leise, damit es außer uns keiner hörte.

„Das Selbstverletzen?“, fragte ich und Ichi nickte. Er hatte sie gesehen. Zwar hatte Nezumi versucht so gut es ging, sich im Wasser zu verstecken. Aber übersehen war einfach nicht möglich. „Das ist doch scheiße! Warum macht er das?!“, murrte Ichi. „Weil er Probleme hat, die größer sind für ihn, als unser aller zusammen. Es ist ein Ventil für ihn und er ist sicher selber nicht stolz darauf.“, hörte ich Gen hinter mir. „Viele von uns haben ihm ziemlich übel mitgespielt in den ganzen Jahren. Das was du gesehen hast, ist das was dabei raus gekommen ist.“, seufzte ich. Dabei musste ich an Harus Bein denken.

„Ist doch scheiße...“, zischte Ichi ziemlich leise und war die restliche Zeit bis auf ein gelegentliches Ächzen still. Mir kam das ziemlich recht. Sah immer mal wieder zu Haru, welcher sich den holprigen Weg lang kämpfte und dabei jetzt von Nezumi begleitet wurde.
 

Es dauerte ein wenig bis wir alle zur Ruhe kamen. Wir schoben unseren Kram beiseite, rollten die Schlafmatten aus und machten uns fürs Schlafen fertig. „Ich bin so im Eimer...“, stöhnte Nezumi und lag rücklings auf seiner Matte.

„Morgen muss sich Nowak dein Knie nochmal angucken... Ich denke mal groß mitmachen kannst du nicht.“, brummte Gen. „Dann spiel ich nen bisschen Karten mit Endo. Krüppel müssen doch zusammenhalten.“, gluckste Ichi und bekam einen finsteren Blick zugeworfen. „Was denn?!“

„Du solltest Endo nicht als Krüppel bezeichnen... Er hat es sich nicht ausgesucht das er jetzt so ist, wie er ist.“, sagte Nezumi sehr ruhig. Ichi lief ein wenig rot an und entschuldigte sich.

Die Stimmung kippte ein wenig und bedrücktes Schweigen machte sich breit. Keiner sagte mehr groß was, stattdessen war man sich wohl recht einig, sich hinzulegen.

Auf der Matte hing ich meinen Gedanken nach. Es tat weh Haru so zu sehen, aber noch mehr schmerzte, das ich ihn damit vollkommen alleine gelassen hatte. Allein gelassen in einer Situation ,in der er mich am meisten brauchte! Genauso aber fiel ich nun Satzuko in den Rücken...

Frust, Wut auf mich selbst, Verzweiflung aber vor allem Schuld setzten mir zu und sorgten dafür das mir schlecht war. Zusammengerollt auf meiner Matte, zog ich mir die Decke über den Kopf und hoffte bald einzuschlafen und nicht losheulen zu müssen.
 

H

So geschafft wie ich auch war, der Vorfall im Bad hatte mich die halbe Nacht beschäftigt. Die bloße Erinnerung an Yuis warme Lippen, ließen ständig etwas in meiner Hose wachsen und bereitete mir einfach nur Kummer. Wäre Ichi uns nicht in die Quere gekommen, wer weiß wie weit wir Schlussletztlich gegangen wären.

Irgendwann in der Nacht, war ich aus der Hütte spaziert, setzte mich ans Lagerfeuer das noch glimmte und hielt die Hände daran.

“Nein, Hide!”, gefolgt von leises Stöhnen und Schmatzgeräusche konnte ich nur erahnen das Nowak tatsächlich die Frechheit besaß und irgendwo in einem Gebüsch ,seinen Freund nagelte.

Wenige Minuten später, kamen beide Händchen haltend und Nezumi rot wie eine Kirschtomate aus dem Wald. Als sie mich sahen, entfernten sie sich ein Stück von einander und der verstörte Bengel zischte ab in seine Hütte.

“Der arme Junge. Kann er nicht mal eine normale Klassenfahrt haben?”, ärgerte ich Hideki der sich selbstsicher neben mich hockte.

“Glaub mir, mit mir ist es für ihn eh die beste Klassenfahrt aller Zeiten!” kicherte er und nahm mir mein Wasser ab.

“Schmerzen?”, fragte er und betrachtete wie ich die ganze Zeit über mein Bein strich.

“Das Laufen ist schon anstrengender als geahnt”, stimmte ich zu und der Doktor schob mein Hosenbein hoch und begann das Bein zu massieren.

“Fördert die Durchblutung und müsste gleich besser werden”

Nickend nahm ich das Angebot an und es schien auch direkt Wirkung zu zeigen.

“Kommst du klar? Mit so viel Suwa um dich herum?”, fragte er und ich erzählte ihm vom Vorfall in der Badeanstalt.

Er hielt kurz Inne und fragte ob das stimmte, doch wieso sollte ich ihn anlügen?

“Ich bin nun ein wenig hin und her gerissen”, schnaufte ich und Hideki erzählte mir das seinem Kleinen auch aufgefallen war das Yui noch unsicherer wirkte, als wie zuvor.

“Ich scheine doch noch nicht ganz abgeschrieben zu sein”, freute es mich , irgendwie aber doch nicht. Er hatte sich für einen anderen entschieden, was gab mir das Recht da nun hinein zu fuchteln?

“Was wirst du nun machen?”, fragte mein Freund der seine Massage beendet hatte.

“Nichts was Yui nicht möchte. Kommt es von ihm - in Ordnung. Ich werde aber nicht von alleine auf ihn zugehen. Besonders nicht hier!” , sagte ich und zeigte auf den Wald. Dies ließ Hide laut lachen und er versicherte mir das es ein besonderer Kick war, die Nadeln im Hintern zu spüren. Der Idiot half mir auf und wir gingen gemeinsam in unsere Hütte.
 

***

Der nächste Morgen war recht hektisch.

Durch einen lauten Schrei wurde das ganze Camp aus dem Schlaf gerissen.

Hideki sprang in Shorts und seinem Medizinkoffer aus der Hütte , auf der Suche nach Verletzten.

Die Jugendlichen standen auch draußen, gebannt was passiert war.

Frau Aiko brüllte das sie Hilfe brauchte ! Sofort! Und das nur ich in die Hütte kommen dürfte.

Ich versuchte einen Blick zu erhaschen und war ziemlich irritiert als ich meine Kollegin in Reizunterwäsche, an der Blockhüttenwand gepresst stehen sah.

“Da!!”, schrie sie und zeigte gegenüber in die Richtung ihrer Tasche.

Mit dem Stock bewaffnet traute ich mich hinein und musste laut lachen. In ihrem Koffer hatten sich wohl Kekse befunden. Und als sie nachts das Fenster zum lüften auf ließ, hatte sich ein kleiner Waschbär hinein gezwängt und diese wohl gefunden.

Wohl naschend, saß er in ihrem Koffer und ließ es sich schmecken.

Ich griff an dem Tier vorbei zu der heruntergefallenen Decke und legte Frau Aiko diese um die Schultern.

Dann bat ich Kashima hinein zu kommen, denn das Tier ließ sich mit zwei Händen besser packen.

Er kam hinein , griff das Tier vorsichtig samt Kekstüte und schleppte es hinaus.

Mittlerweile sahen auch ein paar der Jungs in die Kabine von Frau Aiko und kicherten über den Zwischenfall mit dem Tier.

“Nun hört auf zu glotzen!”, schimpfte ich ,als ich neben mir hörte : “Dann geben wir denen mal einen Grund”.

Was?

Sie zog mich an sich heran und ehe ich mich wehren konnte, hatte sie ihre Lippen auf meine gelegt und sich an mich gedrückt.

Es wurde gejubelt, es wurde geklatscht und dumme Sprüche flogen in Mengen.

Ich schob die Lehrerin von mir weg, sah sie zornig an und meinte das sie sich das nie wieder erlauben sollte. Dann ließ ich sie stehen und ging an einem Yui vorbei, der die Lehrerin noch wütender anfunkelte als ich es schon getan hatte.

Beim vorbeigehen, strif ich seinen Arm. Kurz sah er mich an und ich nickte ihm zu. Ich hoffte er verstand, dass dies nicht von mir ausgegangen war.

Wir machten uns als Gruppe fertig, gingen zum Frühstück und ich ignorierte die Lehrerin die sich peinlich berührt entschuldigte.

“Schon in Ordnung”, winkte ich es immer wieder ab, aber anscheinend ein Dauerthema.

Heute stand Wasserski auf dem Plan. Die Schüler die darauf keine Lust hatten, besuchten mit mir das Naturkundemuseum oder mit Frau Aiko die Galerie in der Nähe. Es wunderte mich das Yui sich meiner kleinen Truppe von 7 Schülern angeschlossen hatte, mit Nezumi zusammen.
 

Y
 

„Voll krass wie Endo an Frau Aiko sich ran schmeißt. Der hat wohl nen bisschen was Druck!“

Hondas dämliche Lache ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Zumal es mir schwer fiel dieses Bild los zu werden. In Gedanken verfluchte ich diese Frau aufs Tiefste, was den Kummer der vergangen Nacht einfach überdeckte.

„Du siehst aus als hättest du kaum geschlafen...“, richtete Nezumi sich an mich ,als wir unsere Wertsachen in einem Spind verstauten. „Hab ich auch nicht.“, gab ich murrend von mir. „Hab ich dich...“

„Nein, du hast mich nicht geweckt und ja, ich hab dein nächtliches Verschwinden mitbekommen. Lass dich dabei bloß nicht von Ichi erwischen. Du weist, der kann sein loses Mundwerk nicht halten...“, seufzte ich ihm leise zu. „Ist es wegen Endo?“, fragte er ganz leise und ich musste ein wenig nicken. Zog mein Telefon aus der Tasche und wollte es zu meinem Portmonee legen, als ich kurz inne hielt. In leuchtenden Weiß strahlte eine winzige Led am oberen Rand, direkt neben der Frontkamera.

Eine Nachricht!

Ich hatte eine Nachricht bekommen!

Schnell entsperrte ich das Gerät und wirklich, einige Nachrichten sammelten sich im Messanger und oben konnte ich einen einsamen Empfangsbalken sehen. Mehr als es die letzte Zeit gab!

„Hier gibt es Netz!“, keuchte ich erleichtert und öffnete den Messanger. Zwei waren von meiner Mom die fragte ,ob wir gut angekommen waren. Eine Soba, der fragte ob ich ab Freitag wieder da sei. Allerdings zweifelte ich das Stark an. Bei der Nummer von Satzuko waren ganze 10 Nachrichten. Ich las sie eine nach der anderen. Er fragte ob wir angekommen sind. Dann ging es zwei Nachrichten später los, das er sich Sorgen machte und fragte ob alle in Ordnung sei. Ich solle mich so schnell wie möglich melden.

„Suwa! Sind Sie bald fertig?!“, hörte ich Haruma und schaute kurz auf. Tippte hastig ein paar Worte und ließ das Smartphone ein wenig aufgeregt, in die Hose zurückgleiten.

„Wir sollen doch...“, wollte Ayumi anfangen. „Es ist wichtig, also sei bitte still.“, flüsterte ich und machte den Spind zu.
 

Mit den Kopfhörern auf den Ohren ,liefen wir in gleichmäßiger Geschwindigkeit dem Mathematiklehrer hinterher und blieben gelegentlich bei einem der Schaufenster oder ausgestellten Exponate stehen. Hörten uns die leicht monotone Erklärung dazu an und verkniffen uns das eine oder andere Gähnen.

„Hoffentlich sind wir bald durch...“, hörte ich einen der anderen Stöhnen und ich fragte mich warum sie mitgekommen waren. Nachdenklich runzelte ich die Stirn. Versuchte zwar von der Audiotour ein wenig mitzubekommen. Kämpfte dabei aber immer mehr mit der Müdigkeit. Der Gedanke ,eventuell zur Toilette zu flüchten und dort auf mein Handy zu gucken, hielt mich wach...

Ob Satzuko schon geantwortet hatte? Meine Gedanken verhedderten sich wieder in eine Spirale aus schlechtem Gewissen und Schwermut. Nezumi stupste mich kurz an und ich nahm die Kopfhörer runter. Ich hatte nicht einmal mitbekommen ,das nichts mehr abgespielt wurde.

„Wir machen jetzt eine kleine Pause. Danach könnt ihr euch frei im Museum bewegen. Um 13 Uhr treffen wir uns am Ausgang! Bitte seid pünktlich! Der Bus fährt nur alle 60 min, wenn ihr also das Essen an der Unterkunft nicht verpassen wollt...“, rief Haruma halblaut und ließ sich die Audiotour Geräte mit den Kopfhörern wieder aushändigen. „Aber hier gibt es doch nichts mehr zu gucken!“, knurrte einer der Jungs und Nezumi ging ein wenig dazwischen. „Ähm.. doch... in der oberen Etagen haben sie verschiedene eingelegte Exponate...“, sagte er zögerlich. „Krass! So eingelegte Viecher oder wie?!“, fragte Kazu und Nezumi nickte. „Die muss ich sehen!“ „Ih! Bist du eklig!“ „Was ist daran bitte eklig!“

Eine heiße Diskussion entbrannte und die zwei konnten es kaum erwarten nach oben zu gehen.

„Ich werd es mir nicht angucken...“, gab Nezumi zu und ich hatte es mir schon irgendwo gedacht. Ich konnte auch gut und gerne drauf verzichten. „Yui, du kneifst doch nicht oder?“, versuchte mich Sota zu überreden. „Ich überleg es mir.“, gab ich als Antwort und machte mich daran, die Toiletten aufzusuchen.

Dort verschanzte ich mich in der Kabine und zückte schnell mein Smartphone. Keine neue Nachricht. Hatte Satzuko sie nicht gesehen? Doch... ich verzog das Gesicht. Fing an zu tippen. Entschuldigte mich dafür das ich nichts von mir hatte hören lassen und erklärte das ich keinen Empfang habe zurzeit und wir uns am Wochenende wieder sehen würden. Er sich keine Sorgen machen sollte und alles bei mir gut sei.

Ich zögerte mit dem Abschicken... War das richtig so? War wirklich alles gut... Sollte ich nicht... Der Finger schwebte noch ein wenig über das absenden, rutschte rüber und begann zu löschen. Mein Fuß wippte leicht nervös und ich überlegte. Es war nichts in Ordnung... ganz im Gegenteil... Mein schlechtes Gewissen war dabei mich aufzufressen und alles nur weil ich so scheiße war, weder meine Gefühle selbst irgendwie in den Griff zu bekommen. Wedernoch wusste ich was ich überhaupt wollte und wie ich mit meiner Angst umgehen sollte. Ich holte einige male tief Luft. Versuchte mich zu sammeln. Wollte etwas schreiben, löschte es aber nach zwei Worten wieder. „Scheiße! Scheiße! Scheiße! Scheiße!“, fluchte ich und zuckte zusammen als ich meinen Namen hörte. „Yui? Ist alles in Ordnung?“, ein wenig dumpf aber doch erkennbar war es Harumas Stimme. Ich schluckte schwer. Schaute mich um. Ich war in einer Verdammten Klokabine... ich konnte nicht weg! Ich ließ den Kopf ein wenig sinken. Das fühlte sich jetzt noch schlimmer an ,als eine Nachricht an Satzuko zu schreiben.

„Wenn du nicht antwortest, lass ich gleich die Tür aufbrechen!“, raunte es von der anderen Seite der Tür. Ich strich mir durch die Haare. Mein Hals fühlte sich kratzig an. „Jetzt bloß nicht Heulen!“, versuchte ich mich selbst stumm zu ermahnen.

„Keine Ahnung... ich glaube nicht. Oder wie würdest du das einschätzen?“, gab ich als Antwort. Ich war mir sicher das er wusste was ich meinte.
 

H

“Ich weiß das es gerade sehr kompliziert ist und entschuldige bitte, wenn ich selbst nicht weiß wie ich damit umgehen soll”, gab ich zu und ging instinktiv zum Waschbecken, um in den Spiegel zusehen.

Die Tür der Kabine ging auf und Yuichiro kam hinaus. Er stellte sich zu mir und wir sahen uns nur über den Spiegel an.

“Was ist nur los?”, schnaubte der junge Mann und wirkte komplett fertig mit der Welt.

“Wenn du mir sagst, ich habe keine Chance mehr, dann werde ich mich zurücknehmen. Schließlich hast du jemanden Zuhause. Es fällt mir nur so verdammt schwer, es in meinen Kopf zu bekommen”, lächelte ich matt und vorsichtig berührte er mich.

“Du bist mir immer wichtig gewesen. Ich weiß im Moment nur nicht was ich fühle! Ich laufe einen Marathon”, seufzte er.

Ich verstand dies absolut. Nur leider kam damit auch die Erkenntnis das es keine Liebe war, sondern er sich an der Gewohnheit fest krallte.

“Ist Satzuko gut zu dir?”, fragte ich obwohl ich die Antwort kannte und es würde mir die Füße vom Boden reißen.

Er nickte und lächelte dabei, als würde ihm etwas schönes in den Sinn kommen.

Meine Hand strich über seinen Kopf, ich gab ihm zu verstehen das es in Ordnung war.

“Ich komm klar”, lächelte ich gespielt und ging. Mein Spiegelbild hätte am liebsten gebrüllt, das ich bescheuert sei und wie ich ihm diese Lüge auftischen könnte. Liebe war Liebe und die würde nicht in wenigen Wochen schwinden.

***

Wieder am Camp angekommen, versammelten sich die Gruppen wieder zum Essen und tauschten sich über das Erlebte aus.

Die Kollegin betrieb eine Reflexionsrunde wollte wissen was die Schüler gut oder schlecht fanden und was sie gerne nochmal machen würden.

Gen schlug eine Nachtwanderung vor, die eh vorgesehen war, was seinen Kumpel Ichi allerdings nicht begeisterte.

“Was wenn die Waldgeister einen von uns kidnappen und fressen? Oder wir geopfert werden?”, begann dieser und sah ziemlich blass aus.

“Dich werden sie nicht lange leiden lassen, du redest zu viel dummes Zeug!”, grinste Kashima breit.

Ich musste ebenfalls schmunzeln. Nach dem Essen hatte ich mich etwas hingelegt. Kashima und Nowak betrieben ein Sportprogramm am Nachmittag aus Joggen, Fußball und Federball.

Mein Gehirn versuchte wohl alles zu verarbeiten, denn ein Albtraum folgte dem anderen und so wirklich zur Ruhe kam ich nicht. Nass geschwitzt wurde ich wach, setzte mich auf, spürte wieder diesen Phantomschmerz in meinem Bein und erinnerte mich an die Zeit wo nur Tabletten helfen konnten.

Im ganzen hatte Yui verdammt viel mit mir mitgemacht. Meine Tablettensucht, die mehreren Angriffe auf mich, das hin und her zwischen uns und zum Schluss musste er beten und hoffen das ich überlebte.

Es war vielleicht wirklich besser, wenn er nun in Händen war die ihn weitaus weniger Sorgen bereiteten.

Die Sonne war schon untergegangen und der Tumult auf dem Platz nahm zu.

Gähnend kam ich aus unserer Hütte, wurde von Hide abgefangen ob alles in Ordnung sei und ich nickte.

“Könnte nicht besser sein”, log ich und setzte mich auf eine der Bänke.

Frau Aiko setzte sich zu mir und reichte mit etwas zu Essen das sie für mich weggelegt hatte. Sie entschuldigte sich nochmals vom ganzen Herzen und brabbelte wirres Zeug vor sich hin.

Eigentlich war es schon mehr als lustig. Hatte ich der Frau doch vor kurzem noch einen Korb gegeben, überlegte ich nun ernsthaft es doch zu versuchen.

“Vielleicht gehen wir es langsam an? Wie wär es mit einem Kaffee wenn wir wieder Daheim sind?”, schlug ich vor was dafür sorgte dass die Frau wie wild nickte und rot wurde.

Der Abend war wirklich noch nett, das Lagerfeuer knisterte so romantisch und ich hatte Aiko meine Jacke angeboten, was sie dankend annahm und sich gegen mich schmiegte.

“So, alles klar. Der Mond steht hoch am Himmel, wir können los!”, begann Kashima und drückte nach und nach den Schülern ihre Taschenlampen in die Hand.

“Ziel der Nachtwanderung ist es, die Ballons zu finden die Nowak und ich im Wald versteckt haben. Die Gruppe die fünf Ballons zuerst findet hat gewonnen!”, verkündete Kashima während Hideki die Farben zu teilte.

“Wenn doch wer hier bleiben möchte, stehen Frau Aiko und ich gerne zur Verfügung für Knobelspiele!”, rief ich was “Buh” Rufe verursachte.

Ich lachte und hob die Hand zum Abschied. Zur Sicherheit hatten die Lehrer ihre Telefone mitgenommen für den Fall, dass etwas sein sollte.

Alleine im Camp zurückgelassen, unterhielten die Kollegin und ich uns intensiv und stellten tatsächlich ein paar Gemeinsamkeiten fest. Vielleicht würde das Leben ja doch noch eine interessante Wendung nehmen.
 

Y
 

„Ich weiß ja nicht...“, murmelte Nezumi ein wenig nervös, fummelte an der Taschenlampe herum, um sie an zu bekommen.

„Wird schon halb so wild.“, seufzte ich und war einfach nur froh, so weit wie möglich weg zu sein... Ich konnte es nicht sehen, wie diese Lehrerin sich an Haru ran schmiss und der Lehrer es scheinbar ziemlich genoss. „Ich mag so Sachen überhaupt nicht!“, seufzte er ängstlich.

„Ich find das bescheuert... so was macht man in der Grundschule!“, knurrte Ichi. „Damals hat es dir Spaß gemacht.“, gab Gen von sich. „Da war man ja auch sieben oder acht Jahre alt und hatte vor seinem eigenen Schatten Angst.“, zischte Ichi. „Kondo! Wenn es Ihnen nicht passt, können Sie auch hier bleiben!“, zischte Kashima unsere Gruppe an und teile ein GPS Gerät aus. „Um mir das Geschmuse da hinten von nahen anzugucken?!“, schnaubte er und machte ein künstliches Würg Geräusch.

Kurz murmelte Gen ihm was zu, Ichi lief rot an und beschoss seinen Freund mit bösen Blicken.
 

Mit zwei Taschenlampen, machten wir uns zu viert auf den Weg. Nezumi blieb dicht neben mir, während Gen und Ichi zwei Schritte vor uns liefen, bzw humpelten.

„Wir haben noch nicht einen Ballon gefunden und rennen jetzt schon zehn Minuten rum...“, knurrte ich ungehalten.

„Und gleich springt Jason oder Michael Myers aus dem Gestrüpp und sticht uns ab! Boah Fuck ist das scheiße dunkel....“, fluchte Ichi und zuckte zusammen als es irgendwo rechts von uns laut knackte. „Ein Ast der runter gefallen ist.“, beruhigte Gen. „Klar, würde ich auch sagen!“, zischte der kleinere seinen Kumpel an.

„Ich wusste garnicht das Ichi so ängstlich ist...“, flüsterte mir Nezumi zu. Mit einem Ruck drehte sich Ichi um. „Laber keinen Müll! Ich und Angst!“, keifte er ,als es noch einmal knackte. Er gab ein schrilles Geräusch von sich und sprang Gen geradezu an. „Fuck!!!“

Wahrscheinlich hätte Nezumi angefangen zu lachen, wenn er nicht selber so zusammen gefahren wäre. „Das war ja fast schon niedlich.“, grinste ich und erntete ein „Fuck you!“, von Ichi. „DA!“, ging Ayumi dazwischen und leuchtete in eine Richtung. Im Lichtkegel der Taschenlampe tauchten ein paar Ballons auf, welche an einer Schnur, an einem Ast hingen. „Ja endlich!“, keuchte Ichi.

„Müssen wir jetzt einen mitnehmen?“, fragte Ayumi unsicher als wir drauf zu hielten. „Keinen Plan.“, gab Gen von sich. „So richtig zugehört hat keiner. Oder?“, fragte Ichi genervt und ich zuckte mit den Schulter.

Ich holte ein kleines Taschenmesser aus der Hosentasche. „Nice! Der Outdoorboy ist vorbereitet.“, witzelte Ichi und ich zerstach den Ballon. „Was...?“ „So kann man sie besser transportieren. Oder willst du nachher alle fünf mit dir rumschleppen?!“, erklärte ich mein Verhalten und stopfte das rote Gummi in die Hosentasche.

„Nice!“

Aus der Ferne hörte man ein paar Stimmen. „Wir sollten weitergehen...“, forderte Gen, welchen wohl jetzt der Ehrgeiz gepackt hatte. „Uhhh... sollen wir sie erschrecken?!“, grinste Ichi und ich schüttelte den Kopf. Die Anderen hatten mit Sicherheit den Knall gehört und suchten nach der Stelle um weiter zu kommen.

Wir verschwanden zwischen den Sträuchern und setzten die Suche fort. Alle waren still und zwischen dem scharrenden Schritten von uns hörte man das Rascheln von Laub im Wind, eine Eule und leises knacken.

„Ich werd noch halb irre!“, stöhnte Ichi, als er zusammen fuhr weil ein leiser Knall zu hören war. Jemand schimpfte und fluchte irgendwo in der Ferne. Ayumi unterdrückt ein Kichern und wütend drehte sich Ichi wieder um. „Hast du gerade gelacht Nezumi?!?“, fauchte der Schüler und Ayumi machte eine Verlegen schuldbewusstes Gesicht. „Ich hab keine Angst!“, knurrte Ichi und riss Gen die Taschenlampe aus der Hand. Dann rannte er einfach los. „Idiot!“, zischte Gen und sprintete ihm hinterher.

Verdattert blieben Ayumi und ich zurück. „So ein Spinner.“, seufzte ich. „Sollen wir wieder zurück gehen?“, fragte Nezumi nervös und ich schüttelte den Kopf. „Die beiden haben das GPS. Damit würde man in Null Komma nichts den Weg finden. So laufen wir Stunden im Kreis und merken es nicht.“, kam es von mir ungehalten. „Oh je...“, entwich es Nezumi und man konnte sehen wie sich Panik in ihm breit machte.

„Wir laufen ein wenig weiter, vielleicht finden wir einen Wanderweg, dem können wir dann folgen.“, versuchte ich uns selber Mut zu machen.

Langsam schlurften wir los. Vielleicht kam es mir nur so vor, aber ein unbehagliches Gefühl macht sich immer mehr in meinen Nacken breit. Die Geräusche um uns wirkten so nahe und ich war mir nicht sicher ob ich es mir einbildete aber ich meinte zwischendurch, ein paar Schritte gehört zu haben.

„Es ist echt gruselig.“, gab Nezumi nervös von sich und fasste dabei mit der Hand in den Stoff meines Jackenärmels. Ich fühlte das leichte Zittern was von ihm ausging. Das er überhaupt mitgekommen ,war hatte mich verwundert.

Wenn wenigstens mein Telefon gehen würde aber ohne Netz…

Ich blieb abrupt stehen und schlug mir mit der Hand vors Gesicht. „GPS!!!“, stöhnte ich. „Jedes scheiß Smartphone hat GPS!“

Verwirrt sah mich der Aschgraue an. Ich zog mein Telefon aus der Hosentasche. Wie gehabt, immer noch kein Empfang. Ich öffnete das Menü, stellte das GPS an und macht die Karten App an. „Mein Standort!“, murmelte ich und tippte auf das Logo. Bewegungen waren zu sehen und einen Wimpernschlag später, zeigte ein kleiner heller Punkt an , wo wir waren. Mit den Fingerspitzen machte ich die Karte kleiner.

„Ich glaub wir müssen hier hin...“, murmelte ich und zeigte auf das Display. „Das sieht ziemlich weit weg aus.“, sagte Nezumi unsicher.

„Wir sind aber auch nen gutes Stück gelaufen.“, versicherte ich und schwenkte das Smartphone hin und her. Die Karte drehte sich leicht und ich wusste in welche Richtung wir mussten.

Wortlos machten wir uns auf den Weg. Nezumi klammerte sich dabei an mich und wir lauschten zusammen auf jedes Geräusch. Sollte ich wieder hier raus kommen, würde ich nie wieder nachts, ein Wald betreten! Wir fanden wirklich einen Wanderweg, welcher mit leichten Schotter ausgelegt war. Die kleinen Steine knirschten unter den Schuhen und jeder Schritt hörte sich unsagbar laut an.

Vielleicht wurde ich neurotisch aber ich meinte noch ein weiteres Knirschen außer dem von uns zu hören... allerdings zersprengte sich der Gedanke das ich langsam spinnen musste, als Nezumi leise flüsterte: „Hinter uns...“

Ein Schaudern durchfuhr mich und ich blieb stehen.

„Gen? Ichi?“, fragte ich leise und drehte mich. Nervös schwenkte Ayumi das Licht der Lampe in das Dunkel hinter uns. „Honda! Wenn du mit Kazu meinst uns einen Streich zu spielen!!!“, knurrte ich und hörte dennoch raus wie unsicher ich war.

Wieder bewegte sich etwas im Dunkeln und das Licht fiel auf ein paar schwarz, verdeckter Stiefel. „Das ist nicht lustig...!“, zitterte Ayumi leicht schrill. Bebend wanderte der Lichtschein die dunkle Hose hoch, erreichte den Saum einer Lederjacke und fiel dabei eine geballte Faust die etwas umfasste ein. Mein Herz begann auszusetzen um anschließend zu rasen. Ayumi neben mir schnappte entsetzt nach Luft.

„Sorry, keiner deiner kleinen Freunde! Aber Spaß können wir dennoch haben!“, knurrte der Dunkel gekleidete. Ich wich einen Schritt zurück, zog dabei Nezumi mit. Das silberglänzende Metall reflektierte das Licht und lies nur erahnen das der Mann ein Messer trug. „Lauf!“, zischte ich und setzte zum Rennen an. Allerdings hielt sich Nezumi panisch an meinem Arm fest und schien vor Angst zu keiner Regung fähig. Ich zerrte an ihm, die Schritte kamen schnell näher, da fühlte ich bereits wie eine große Hand seine Finger in meine Schulter bohrte. Mich nach hinten riss und ich fast den Boden unter den Füßen verlor. „Schön hier geblieben!“, war es knurrend zu hören. Der Mann presste mich an seine Brust und kalt fühlte ich etwas an meinem Hals. „Yui!!“, schrie Nezumi und hektisch wackelte die Lampe, blendete mich und schmerzhaft krallte sich die Hand weiter fest. „Au!“, keuchte ich und hatte das Gefühl alles würde es sich drehen. „Lauf!“, keuchte ich und wollte mich sträuben, allerdings drückte sich das Messer fester an meinen Hals. „Yui...“, entwich es Ayumi und ich warf ihm das Telefon zu. Beim Fangen fiel es ihm fast aus der Hand. „Hau ab!“, schrie ich ihn an. Er drehte sich um und verschwand in das nichts. Der Kerl hinter mir fing an zu lachen. „Wie niedlich. Hoffentlich bringt er deinen Lover dazu dich zu suchen. Ich hab da noch eine kleine Rechnung mit ihm offen. Ansonsten werde ich mir mit dir die Zeit vertreiben!“, brummte er amüsiert.

„Fass mich an... Ah!“, keifte ich, musste aber dann vor Schmerz aufschreien, denn ich hatte das Gefühl er würde mir die Schulter brechen. „Ich werd dir wohl die Zähne rausschlagen, damit du mich nicht versuchst zu beißen. Schade bei dem schönen Gesicht.“, knurrte er.

Ich fühlte wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Servus ihr alle,
Ich habe eine sehr tolle Neuigkeit 🤩
Am 19.10 ist die e.a.t (Essener Anime Treff)
und am 23.11 ist die CMC in Münster
Auf beiden cons habe ich einen Zeichnertisch und ich freu mich so sehr darauf meine Bilder auszustellen.
Ihr könnt dort einige der originale von mir erwerben. Darüber hinaus Drucke, Sticker und Buttons 😍

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Morphia
2019-10-20T12:04:44+00:00 20.10.2019 14:04
Oh mein Gott. Mein Herz rast. X.x ich weiß nicht wie ich das warten bis zum nächsten Kapitel überstehen soll.
Antwort von:  Karokitty
22.10.2019 22:05
Oh je. Sorry


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