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Niichan

von

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Kapitel 12

Kapitel 12

 

Das Technodrome ist riesig und früher oder später wird er sich hier wieder verlaufen, aber den Weg von den Waschräumen zum Quartier kennt er und vom Quartier findet er den Weg zur Zentrale und - vor allem zu seinem jetzigen Ziel: der Küche.

Und dort trifft er auf Rocksteady und Bebop, die bei seinem Eintreten sehr verlegen wirken.

„Oh. Ähem", räuspert dich Bebop, eine abgedeckte Plastikschüssel und zwei Teller in den Händen balancierend. „Wir sind gleich wieder weg. Wollten uns nur kurz etwas zu essen holen."

Kazuo, der nicht vorhatte, sie zu vertreiben, macht eine abwehrende Geste und schüttelt den Kopf.

„Bleibt doch."

„Nein, ist schon gut. Wir wollen nicht stören."

Doch plötzlich zögern die beiden.

„Kommt Shredder nicht?" Rocksteady beugt sich ein wenig zur Seite um an Kazuo vorbei auf den Gang zu linsen. „Ich dachte, er käme gleich nach dir."

„Er kommt später nach. Hoffe ich", setzt Kazuo leise hinterher, während er zum Kühlschrank geht und sich eine Wasserflasche herausholt.

Rocksteady und Bebop wechseln einen besorgten Blick.

„Ihr habt euch doch nicht etwa gestritten?" erkundigt sich Bebop dann vorsichtig.

Kazuo schüttelt den Kopf.

„Nicht direkt. Ich versuch nur immer noch, ihn davon zu überzeugen, dass ich gerne länger hier bleibe. Er ist so ein Sturkopf."

„Wem sagst du das..." geben ihm die beiden augenrollend recht.

In einem stillen Einverständnis tauschen die drei ein verschwörerisches Grinsen.

„Sagt mal“, meint Kazuo schließlich, nachdenklich mit der Flaschenöffnung gegen seine Lippen tippend, „ißt Saki immer noch so gerne Curryreis? Ich würde ihm gerne eine kleine Freude machen.“

„Oh“, lächelt Rocksteady süffisant. „Liebe geht durch den Magen, hm?“

Kazuo stutzt einen Moment.

„Natürlich liebe ich ihn“, erklärt er dann leichthin, „er ist mein großer Bruder.“

Die beiden Mutanten wechseln einen unsicheren Blick.

„Ist das so?“ will Rocksteady schließlich lauernd wissen, wird von Bebop aber hastig unterbrochen, bevor er noch mehr sagen kann:

„Vielleicht haben wir uns ja geirrt, Nasi.“

„Bei ihm vielleicht“, meint Rocksteady mit einer heftigen Geste zu Kazuo hinüber – wobei ihm fast die Gläser aus der Hand gerutscht wären. „Aber nicht bei unserem Chefchen.“

Und dann, bevor Kazuo auch nur daran denken kann, eine entsprechende Frage zu stellen, wirbelt das Rhino zu ihm herum und funkelt ihn drohend an.

„Wenn wir herausfinden, dass du ein mieses Spiel mit ihm treibst, dann schwöre ich dir – egal ob Bruder oder nicht – machen wir dich platt!“

Kazuo blinzelt irritiert und hebt abwehrend die Hände.

„Langsam, okay? Was habe ich denn getan oder gesagt, dass du hier so ausflippst?“

„Das weißt du ganz genau!“ knurrt Rocksteady zurück und macht einen drohenden Schritt auf ihn zu.

„Nasi, nicht!“ Hastig tritt Bebop zwischen sie und hält ihn so zurück. Er mustert Rocksteady streng und, als er sicher ist, dass dieser erst einmal den Ball flach halten wird, dreht er sich zu Kazuo um.

Er zögert kurz, gibt sich dann einen Ruck, holt einmal tief Luft und will schließlich wissen:

„Sag es uns bitte ehrlich heraus: liebst du Shredder?“

Und als Kazuo nicht sofort eine Antwort gibt, fühlt sich Bebop zu einer Erklärung verpflichtet – etwas verlegen, weil er ungern solche privaten Grenzen übertritt, aber nichtsdestotrotz sehr überzeugt, weil er nur zum besten Wohle seines Chefchens handelt:

„Wir wissen nämlich, dass er dich liebst. Und zwar viel mehr, als es ihm guttut. Mehr, als er sollte. Und wenn es dir nicht so geht, dann solltest du es ihm sagen. Oder zumindest einen gesunden Abstand zu ihm halten.“

Kazuo fühlt sich ertappt und gleichzeitig erleichtert, dass das Ganze nur auf einem Missverständnis beruht.

„Entschuldigt bitte, eure Frage kam so aus dem Nichts, da habe ich einfach eine Standardantwort gegeben. Ich wusste ja nicht, dass ihr es verstehen würdet.“ Er holt einmal tief Luft und sieht ihnen dann offen und ehrlich in die Augen. „Ja, ich liebe meinen Bruder. Das habe ich schon immer. Wie sehr, weiß ich aber erst seit ich diesen Anruf vom Krankenhaus bekam. Alles, was während unserer Pubertät passiert ist, das habe ich später immer als hormongesteuerte Schwärmerei abgetan. Etwas extrem, aber nichts wirklich ernstes. Zumindest“, ergänzt er nachdenklich, den Blick nach innen auf seine zurückliegende Vergangenheit gerichtet, „habe ich mir das immer genau so eingeredet.“

Kurz starrt er noch gedankenverloren vor sich hin, dann lächelt er und fragt sie neugierig:

„Habe ich das richtig verstanden? Ihr denkt, es geht ihm so wie mir?“

Bebop und Rocksteady, die sich bei seinen ehrlichen Worten sichtbar entspannt haben, grinsen etwas schief.

„Ja“, Rocksteady ist seine vorherige Reaktion sichtlich peinlich, daher kommt seine Antwort etwas schroff daher. Er würde es gerne dabei belassen, aber Kazuos Miene verlangt eindeutig nach einer Begründung. Rocksteady zögert zuerst, doch dann wird er sich bewußt, daß es auch eine logische Erklärung dafür gibt, die weniger sentimental klingt als: weil wir seine Blicke zu deuten wissen.

Und so verzieht er seine Mundwinkel zu einem grimmigen Grinsen und erklärt:

„Sonst würde er dich nämlich seit der Sache, die du dir vor anderthalb Jahren geleistet hast, nicht mehr mit dem Arsch anschauen, geschweige denn, dich hierher bringen.“

„Vor anderthalb Jahren?" wiederholt Kazuo irritiert und runzelt nachdenklich die Stirn. Doch da fällt es ihm wieder ein und die Falte zwischen seinen Augenbrauen vertieft sich. Beschämt senkt er den Blick.

„Oh. Ja, ich verstehe."

Während Rocksteady ihn nur mitleidlos anglimmt, will Bebop beinahe einfühlsam von ihm wissen:

„Warum hast du das gemacht? Damals?" Er erwähnt nicht, wie mies es Shredder dadurch ging, denn Kazuo sieht schon jetzt sehr schuldbeladen aus.

Und Kazuos geseufzte Antwort beweist ihm nur, wie recht er damit hatte:

„Ich wünschte heute, ich hätte es nicht getan. Es hat alles zwischen uns zerstört." Abermals schwer aufseufzend fährt sich Kazuo mit gespreizten Fingern durchs Haar. „Und das Dumme ist: heute weiß ich nicht mal mehr, warum ich so darauf versessen war, ihn zu verhaften. Das... war so kleinlich. Und egoistisch. Wisst ihr, es gibt keine Beweise gegen ihn, jedenfalls keine, die vor Gericht Bestand hätten. Aber mir war das egal."

Wenn er heute an diese Geschichte zurückdenkt, dann versteht er sich selbst nicht mehr. Oh Gott. Hatte er damals wirklich seine Waffe auf Saki gerichtet? War er bereit gewesen, abzudrücken? Wie verblendet war er denn bitteschön?

„Nun", reißt ihn Bebops sanfte Stimme aus seinen Selbstvorwürfen, „er scheint dir verziehen zu haben."

Kazuo starrt ihn für einen Moment einfach nur an, bis es ihm dämmert. Doch dann nickt er.

„Ja." Entschlossen knallt er die Wasserflasche auf die Anrichte und reißt schwungvoll den Vorratsschrank auf. „Und ich mache ihm jetzt den besten Curry-Reis, den er je gegessen hat."

 

 

Als sein Bruder kommt, da sind Rocksteady und Bebop schon weg und Kazuo hat alle Zutaten schon in den Topf geworfen und ist gerade dabei, den Reis in den zweiten Topf mit dem kochenden Wasser zu schütten.

Es ist schon fast eine halbe Stunde vergangen - sehr beeilt hat sich Shredder nicht.

Aber Kazuo kann ihm das nicht verübeln, er hat ihm schließlich viel zum Nachdenken gegeben.

„Setz dich", empfängt er ihn, rückt ihm vielsagend einen Stuhl zurecht und kehrt dann wieder zurück an den Herd. Shredder wirft ihm zwar einen irritierten Blick zu, aber er gehorcht widerspruchslos.

„Du machst Curry-Reis?"

„Der wird dir schmecken", erklärt ihm Kazuo über die Schulter hinweg begeistert. „Ich hab das Rezept seit damals verfeinert."

Shredder schnuppert prüfend und lobt dann:

„Riechen tut's schon mal gut."

Kazuo lächelt geschmeichelt, rührt erst mit dem einen Holzlöffel in der Pfanne und dann mit dem anderen im Reistopf und stellt dann bei beiden die Hitze etwas niedriger. Dann nimmt er sich eine Wasserflasche und zwei Gläser und setzt sich zu seinem Bruder an den Tisch.

Shredder beobachtet ihn mit einem seltsam nachdenklichen Ausdruck im Gesicht, während Kazuo zwei Gläser mit Wasser füllt, um ihm eines davon schließlich zu zu schieben.

Mit einem dankenden Nicken nimmt Shredder das Glas und dreht es nachdenklich in seiner Hand. Er spürt Kazuos aufmerksamen Blick auf sich ruhen und gibt sich einen Ruck. Er hebt den Blick und sieht seinem Bruder fest in die Augen.

„Ich bin froh, dass du hier bist. Wirklich, Kazuo, das ist mein Ernst."

Kazuo mustert ihn einen Moment lang und nickt dann einmal.

„Gut. Gut, dass du dir das Aber gespart hast."

Shredder wagt ein dünnes Lächeln.

„Erzähl mir etwas von dir", fordert er ihn leise, beinahe schüchtern auf. „Ich weiß eigentlich so gar nichts mehr von dir. Erzähl mir was von deinem Job. Deinen Kollegen. Deiner Verlobten... Wie heißt sie? Wo habt ihr euch kennengelernt?"

Kazuo verbeißt sich ein belustigtes Grinsen. Damit hätte er eigentlich rechnen müssen. Jetzt versucht sein Bruder ihn an all die Dinge zu erinnern, die in dessen Augen sein Leben definieren, damit er ... was? Plötzlich doch noch Heimweh bekommt und ihn darum anbettelt, ein Portal zur Erde für ihn zu öffnen?

„Ach, Niichan, da gibt es nicht viel zu erzählen. Mein Job ist letztendlich nur ein Job, von dem ich gerade mal so leben kann, meine Kollegen sind genau das: nur Kollegen und meine Verlobte...", er hält kurz inne für eine dramatische Pause und erklärt dann lapidar: „... liebe ich nicht."

Shredder starrt ihn für einige Sekunden nur überrascht an.

„Du ...", hakt er schließlich vorsichtig nach, „...meinst das wirklich ernst?" Und als Kazuo daraufhin nur schweigend nickt, will er es noch einmal ganz genau wissen:

„Du liebst sie wirklich nicht?"

Kazuo schüttelt mit dem Kopf.

„Und warum", erkundigt sich Shredder verwirrt und auch ein wenig vorwurfsvoll, „bist du dann noch mit ihr zusammen? Wo doch immer gerade du so ehrlich und gradlinig bist? Wie kannst du das arme Mädchen nur so täuschen?"

Er klingt richtig enttäuscht.

„Du hast recht", lenkt Kazuo ein. „Wenn ich wieder zurück bin, werde ich mich von ihr trennen."

„Sehr vernünftig", brummt Shredder und nippt an seinem Wasser.

Kazuo nimmt ebenfalls einen Schluck und eine kurze Zeitlang beäugen sie sich einfach nur abschätzend über den Rand ihrer Gläser hinweg. Es scheint fast, als warten sie darauf, dass der jeweils andere irgend etwas sage. Doch sie schweigen beide - bis Kazuo sein Glas lautstark auf die Tischplatte stellt und sich erhebt, um zum Herd hinüber zu gehen.

„Wieso fragst du mich nicht, seit wann ich sie nicht mehr liebe?" fragt er völlig unvermittelt, während er in der Pfanne herumrührt. „Oder ob ich sie je wirklich geliebt habe? Oder einfach, was passiert ist?"

Shredder starrt auf seine Rückansicht und fragt sich dabei im Stillen, ob er das alles überhaupt wissen will. Und doch hört er sich zu seinem großen Erstaunen bereitwillig fragen:

„Und? Was ist nun passiert, dass du sie nicht mehr liebst?"

Bedächtig legt Kazuo den Holzlöffel beiseite und dreht sich dann langsam zu ihm um. Mit einer geradezu besorgniserregenden ernsten Miene kommt er zum Tisch zurück, wo er knapp vor Shredder stehenbleibt, sich zu ihm herunterbeugt, ihm die rechte Hand an die Wange legt und dem Überraschten einen kleinen Kuss auf die Stirn drückt.

Du bist passiert."

Er schenkt ihm ein kurzes, zärtliches Lächeln und will dann wieder zurück zum Herd eilen. Aber Shredders Finger, die sich um sein rechtes Handgelenk schließen, halten ihn zurück.

Als sich Kazuo gehorsam zu ihm umdreht, ist Shredder schon aufgestanden. Seine Finger unter Kazuos Kinn verursachen diesem ein kleines Kribbeln auf der Haut, dort, wo sie ihn berühren, und dann wird daraus ein wahrer Funkenschauer, als Shredders Lippen Kazuos berühren. Es ist die leiseste Berührung, nicht viel mehr als ein Hauch, aber sie geht beiden durch Mark und Bein.

„Du weißt, daß wir das nicht tun sollten“, murmelt Shredder gegen Kazuos Lippen und straft seine eigenen Worte doch sofort Lügen, weil er ihn in einen weiteren Kuß entführt.

„Sagt wer?“ wispert Kazuo zwischen zwei weiteren Küssen zurück. Seine linke Hand liegt an Shredders Wange, die andere streichelt zärtlich durch sein dunkles, noch etwas feuchtes Haar.

Er selbst spürt die kräftige linke Hand seines Bruders an seinem rechten Oberarm und die andere etwas zaghafter, dafür aber so viel präsenter an seiner Taille und obwohl sie noch immer einen züchtigen Abstand zueinander halten, und diese Küsse ohne Zunge sind, spürt er eine angenehm warme Erregung in sich aufsteigen.

„Die Moral“, erwidert Shredder leise und erntet dafür prompt ein leises Lachen.

Belustigt zieht Kazuo seinen Kopf etwas zurück und mustert die absolut ernste Miene seines Bruders ungläubig.

Du kommst mir mit Moral?“

Shredder blinzelt ungläubig.

„Ich kann nicht glauben, daß du keine Skrupel hast.“

Kazuo seufzt einmal tief auf. So sehr er es auch bedauert, der größere, der vernünftige Teil von ihm ist froh über diesen kleinen Stimmungswechsel, gibt es ihm doch Zeit, seine Erregung wieder auf ein annehmbares Niveau herunter zu kühlen.

„Wieso sollte ich Skrupel haben, Saki? Wem schaden wir damit denn?“

Herausfordernd sieht er seinem Bruder in die Augen und er kann förmlich zusehen, wie die Rädchen hinter Shredders hübschen, glatten Stirn zu rattern beginnen, als er über diese Frage gründlich nachzudenken beginnt.

„Und zaubere nicht wieder meine Freundin aus dem Hut“, warnt ihn Kazuo hastig. „Das Thema ist gegessen. Erstens ist sie nicht hier und zweitens werde ich mich von ihr trennen, sobald ich wieder auf der Erde bin. Was, wenn es nach mir ginge, noch hundert Jahre dauern darf.“

Es scheint, als wolle Shredder daraufhin etwas sagen, doch in diesem Moment beginnt es hinter ihnen auf dem Herd in der Pfanne laut zu zischen.

„Oh verdammt, mein schönes Curry!“ Fluchend wirbelt Kazuo herum und ist mit zwei großen Schritten am Herd, um zu retten, was noch zu retten ist.

Zum Glück war nur die minimale Hitzestufe eingestellt, also ist das Malheur nicht allzu groß.

Shredder sieht seinem Bruder eine Weile lang zu, wie dieser am Herd herumwirbelt und kann sich dabei ein kleines, liebevolles Lächeln nicht verkneifen.

Ja, stimmt … wem schaden sie damit denn schon?

 

 



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