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Meines Bruders bester Freund

von

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Noah geht nicht an sein Handy, seine Mailbox schlägt mir immer wieder vor, ihm eine Nachricht zu hinterlassen. Das mache ich nicht, weil er sich ja wohl denken kann, dass er mich zurück rufen oder mir schreiben soll. Auf seinem Festnetz Telefon geht auch nur der Anrufbeantworter dran. Meine größte Sorge ist, dass er im Krankenhaus sitzt und irgendwas in seinem wunderbaren Gesicht gebrochen ist. Dann würde er ja wohl erzählen müssen, woher das kommt, oder? Allerdings würde Noah Bastian niemals verraten. Nicht einmal nach dieser Handgreiflichkeit.

 

Ich kann immer noch nicht glauben, dass Bastian ihm wirklich ins Gesicht geschlagen hat. Mit der Faust! Wut und Frust und Enttäuschung mal völlig außen vor... Noah ist sein bester Freund. Die beiden wissen alles voneinander, mit Ausnahme der Beziehung zwischen Noah und mir... ja, Bastian hat alles Recht, sauer zu sein. Aber das hätte er nicht auf diese Weise zum Ausdruck bringen müssen.

 

Wie es mir mit dieser Situation geht kann ich noch gar nicht sagen. Ich fühle mich gerade eigentlich ziemlich allein und im Stich gelassen, immerhin liegt es ja jetzt wohl an mir, irgendwo reinen Tisch zu machen? Mom und Dad werden bestimmt wissen wollen, wo Noah ist. Und wenn er gar nicht erst auftaucht, wird keine Ausrede gut genug sein um irgendwelchen Fragen aus dem Weg zu gehen. Bastian wird auf keinen Fall sagen, was vorgefallen ist. In dieser Hinsicht kann ich ihn nämlich ganz gut einschätzen. Er wird diese Sache totschweigen.

 

Nicht mit mir!

 

Jetzt, wo das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, bringt falsche Scham auch nichts mehr.

Trotzdem bringe ich es nicht fertig, sofort nach unten zu gehen, als die Elternfront nach Hause kommt. Ich ziehe mal lieber noch ein Tshirt an, gebe mir damit aber auch keine wirklich große Mühe. Heute muss ich ja nicht mehr gut aussehen. Der Tag ist eh gelaufen und glücklich gemeinsam grillen, kochen und backen wird heute auch keiner mehr.

 

Langsam schleiche ich aus meinem Zimmer und lausche erstmal nach all den Geräuschen, die von unten an mein Ohr dringen. Mom treibt Dad dazu an, die tonnenschweren Tragetaschen ein bisschen schneller rein zu tragen weil es draußen arschkalt ist und sie nicht will, dass das Haus auskühlt. Mir macht der kalte Luftzug, den ich bereits an der Treppe spüre, gar nichts aus. Seltsam. Sonst fröstelt es mich direkt wie blöd wenn auch nur irgendwo ein kleiner Luftzug zur Winterzeit durchkommt.

 

Ich ignoriere das nervöse Bauchkribbeln und stakse reichlich steif die Treppen runter. Oskar wuselt mir direkt um die Beine, stupst mich an und sprintet dann zur Tür, wo Dad ihn mit dem Fuß zurückschieben muss, weil keiner will, dass er nach draußen in irgendwelche Pfützen oder sonstigen Dreck rennt. Besonders ich nicht!!

 

Die Geschenketüte, die Noah an der Garderobe abgestellt hatte, ist weg. Ob er sie mitgenommen oder Bastian in die Tonne gekloppt hat... keine Ahnung.

 

„Schatz, stell doch bitte die Getränke kalt!“, ruft Mama mir im vorbeigehen zu und verschwindet wieder nach draußen in die Kälte. Ich pfeife Oskar zu mir, der mich neugierig dabei beobachtet, wie ich in der Küche die Taschen nach Alkohol durchforste. Bastian ist gerade mit irgendwelchen Backzutaten beschäftigt, die er aussortiert und entweder draußen stehen lässt oder in die Schränke räumt. Er würdigt mich keines Blickes.

 

Tief durchatmend parke ich Gin, Tonic Wasser, Bier und Bacardi in den Kühlschrank, den mein Dad direkt weiter mit allerhand Gemüse, Obst und was weiß ich nicht alles auffüllt. Mom räumt die anderen Taschen leer, doch ich kann nicht richtig darauf achten, was genau sie da auspackt.

 

Oskar steckt überall seine Nase rein.

 

Bastian knallt eine der Schranktüren ein klein wenig zu geräuschvoll zu, weshalb er schräge Blicke von unseren Eltern kassiert.

 

Schlimmer kann es nicht mehr kommen, denke ich. Und oute mich.

 

„Ich bin schwul.“, stelle ich diese Tatsache mal klar, wo wir alle so schön in der Küche stehen und scheinbar sonst nichts zu bequatschen haben. Paps fällt gerade eine Packung Nudeln aus der Hand, die von Oskar direkt fleißig beschnüffelt, dann aber für uninteressant befunden wird. Mom hält sich an der Küchenzeile fest, Bastian sieht aus, als würde er am liebsten nach dem Messerblock greifen und mir alle davon in den Körper jagen wollen.

 

„Bitte?“, fragt Papa, der mich anstiert, als wäre mir eine hässliche, grüne Warze auf der Nase gewachsen. Oder was Schlimmeres, das weiß ich nicht so genau.

 

„Ich bin-...“, fange ich an, doch Bastian schneidet mir das Wort ab.

 

„Wir haben es gehört. Wenn du dann jetzt deine Klappe halten könntest, da stehen noch Sachen, die weg geräumt werden müssen.“

 

Er will nach der Packung Nudeln am Boden greifen, mich packt der Wahnsinn und ich kicke sie weg – und verteile Spirali Nudeln über den gesamten Küchenboden.

 

„Konstantin!“, donnert meine Mom, die mich erbost-erschrocken anschaut.

 

„Noah und ich sind zusammen“, sprudelt es aus mir raus, doch Erleichterung macht sich nicht breit, während ich rede, „und wir schlafen miteinander. Ich liebe ihn.“

 

Bastian packt mich am Arm und schiebt mich Richtung Küchentür.

 

„Du verpisst dich jetzt besser.“

 

Er guckt mich so bitterböse an und sein Griff quetscht mir das Blut ab. Ich jaule leise vor mich hin, Oskar springt Bastian an und bellt fröhlich herum, weil er denkt, das ist ein lustiges Spiel. So doof kann doch keiner sein!

 

Paps jedenfalls nicht, denn der packt nun Bastian an der Schulter und zieht ihn von mir zurück.

 

„Okay, Jungs, das war ein Witz unter der Gürtellinie, wir haben alle nicht gelacht... können wir dann mal mit dem Quatsch aufhören?“

 

Ich werde wahnsinnig!

 

„Das ist kein Quatsch“, brülle ich und schubse Bastian weg, oder will es, aber weil er so viel größer ist als ich, bewegt er sich nicht mal einen Zentimeter, „und vor allem kein Witz! Ich meine es ernst. Ich stehe nicht auf Mädchen.“

 

Mama guckt mich an, als wäre mir noch eine Warze gewachsen.

 

„Meinst du nicht, das ist ein denkbar schlechter Zeitpunkt, um das zu bereden?“

 

Wollen die mich alle verarschen?!

 

„Bastian hat Noah und mich beim Sex erwischt. Einen schlechteren Zeitpunkt kann ich mir nicht vorstellen.“, gebe ich trocken zurück und vermutlich eine Spur zu aufmüpfig, denn dieses Mal bin ich derjenige, der eine Hand im Gesicht hat.

 

Aber nicht von Bastian, sondern von Paps. Das tut mehr weh, als ich in Worte fassen kann.

 

„Du gehst jetzt besser auf dein Zimmer!“

 

„Ist das euer Ernst? Ihr schickt mich aufs Zimmer?“

 

Heiße Tränen brennen in meinen Augen während ich meine rechte Wange reibe und hoffe, dass ich da keinen Abdruck von Paps' Hand haben werde. Werde ich in der Schule ja wohl schlecht erklären können.

 

„Vielleicht ist es ja besser, wenn wir alle mal eine Pause für uns nehmen...“, schlägt Mama beschwichtigend vor und sieht mich irgendwie... keine Ahnung, verwirrt, geschockt, überrascht, mitleidig, böse... was auch immer an. Dad kann ich nicht in die Augen schauen, der Ausdruck in seinem Gesicht... ich würde lieber Ekel dort sehen als die tiefe Enttäuschung, die mir von ihm entgegen schlägt.

 

„Ich brauche keine Pause! Ich brauche eine Familie, die zu mir steht und mir sagt, dass es egal ist ob ich Mädchen oder Jungs liebe, dass das nichts ändern wird und trotzdem alle stolz auf mich sind!“

 

„Das hättest du dir überlegen können, bevor du dich an meinen verdammten besten Freund ran gemacht hast!“, brüllt Bastian mich wieder an und will auf mich losgehen, unser Dad geht dazwischen.

 

„Jungs...!“

 

„Und du hättest deinem besten Freund vielleicht mal zuhören können, anstatt ihm verdammt nochmal ins Gesicht zu schlagen!“

 

Mama schnappt erschrocken nach Luft, Papa sieht Bastian fassungslos an. Gleichzeitig wird allen Beteiligten klar: das hier ist kein Scherz mehr. Das hier ist echt. Oskar hat inzwischen angefangen zu bellen, aber keiner beachtet ihn, was ihn wohl unheimlich frustriert.

 

„Während oder nachdem er damit fertig war, dich zu ficken?!“

 

Ich kotze!!

 

„Noah fickt mich nicht, verdammt nochmal, wir schlafen miteinander!“

 

„Am Ende steckt sein Schwanz in deinem Arsch, egal wie man es nennt.“

 

Paps sieht aus, als würde er gleich brechen müssen, Mama... keine Ahnung. Ich glaube, sie will den ganzen Alkohol aus dem Kühlschrank direkt intravenös haben. Ich kann es ihr nicht verübeln.

 

„Wir lieben uns“, jammere ich, peinlicherweise, vor mich hin und blicke zwischen meinen Eltern hin und her, nach Hilfe, Unterstützung, Rückhalt suchend, „und ich kann doch nichts für meine Gefühle! Es tut mir leid, dass es so raus gekommen ist, das haben wir nicht gewollt! Noah wollte es dir sagen und-...“

 

„Ich will davon nichts mehr hören. Dieser kranke Kerl ist für mich gestorben. Das kannst du ihm meinetwegen auch ruhig sagen.“

 

„Sag ihm das doch selber wenn es dir so wichtig ist! Du bist ein scheiß bester Freund! Mann, Noah braucht dich und du bist einfach nur ein Arsch!“

 

Unsere Eltern wollen etwas sagen, werden jedoch von Bastian übertönt, der... oh Gott, seine Augen werden feucht! Mein Herz wird von einer eisigen Hand fest umklammert und nicht sehr sanft zerdrückt.

 

„Ist das jetzt meine Schuld?! Wie lange geht das mit euch schon, hm? Wie lange hat Noah schon Zeit gehabt, mit mir zu reden und hat es nicht getan? Und dich dann auch noch hier...“, er lässt das F-Wort weg, „... an meinem verdammten Geburtstag!“

 

… hätte ja auch keiner mit rechnen können, dass er früher als angekündigt nach Hause kommt. Okay, das ist keine Entschuldigung und keine Schuldzuweisung, aber... naja.

 

„Es tut mir leid...“

 

„Das hilft auch nichts mehr. Ich fahre nach Hause.“

 

„Aber du bist doch hier Zuhause!“, schaltet Mom sich plötzlich ein und berührt ihren ältesten Sohn an der Schulter, der ihre Hand jedoch abschüttelt.

 

„Ich kann jetzt nicht hier bleiben. Tut mir leid.“

 

Und damit macht Bastian sich aus den Staub, ohne, dass irgendwer ihn zurückhält. Meine Eltern und ich bleiben mit einem verwirrten Oskar alleine in der Küche zurück. Betreten schaue ich auf meine Füße.

 

„Ich habe das nicht gewollt...“

 

Schweigen legt sich wie ein schwerer Mantel über die Küche. Oskar winselt leise und schnuppert nach den Nudeln, die immer noch auf dem Küchenboden verteilt sind. Vielleicht hofft er, dass irgendwer ihn bemerken, ihn von den Nudeln fernhalten wird, doch darauf kann er wohl lange hoffen.

 

„Konstantin, auf dein Zimmer. Sofort.“

 

„Dad...!“

 

Sofort!“

 

Ich blicke zu Mom, doch die weicht meinem Blick aus. Dad sieht mich an, mit harten Augen, in denen Wut und Ungläubigkeit zu lesen ist. Wenigstens kein Ekel oder so. Als er nachdrücklich den Finger in Richtung Tür bewegt, renne ich nach oben, knalle die Tür zu und werfe mich, wieder einmal, heulend auf mein Bett.

 

Na, wenn das mal kein Happy End ist, was?!

 

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Seit drei Tagen rufe ich Noah fast im Minutentakt an. Gestern bin ich nach der Schule bei ihm gewesen, doch entweder ist er nicht da gewesen oder hat mir mit Absicht nicht die Tür aufgemacht. Meine Nachrichten liest er nicht und wie immer sind es Mailbox oder Anrufbeantworter, die mir antworten.

 

Mom und Dad reden auch nicht mit mir. Bastian hat sich auch nicht gemeldet, also zumindest nicht bei mir. Ich glaube, mit unseren Eltern hat er schon gesprochen, aber sicher bin ich mir nicht. Hannah habe ich gestern, also Montag, in der Schule über die Situation aufgeklärt. Sie hat nur den Kopf geschüttelt, als Maxi fragte, was los sei, weil sie mich ganz fest in ihre Arme geschlossen hat. Maxi kann sich denken, was los ist – aber das ist etwas, das ich nur mit Hannah besprechen kann. Nur mit ihr besprechen möchte.

 

Viel gesprochen haben wir aber nicht, denn in der Schule haben wir nicht genug Zeit und danach muss ich nach Hause – Auflage meiner Eltern, die mir das aber auch nur mit einem Zettel auf dem Küchentisch gestern Morgen bekannt gegeben haben. Dazu muss ich nichts mehr sagen, oder? Eigentlich könnte ich einfach weg bleiben, immerhin sind sie eh nicht da wenn ich nach Hause komme. Allerdings habe ich das Gefühl, dass ich die Nerven und den guten Willen meiner Eltern nicht weiter überstrapazieren sollte und tue lieber, was mir gesagt wird. Vielleicht hilft das ja... hoffe ich zumindest.

 

Hat Noah versucht, mit Bastian zu reden? Ruft er ihn auch pausenlos an? Oder zumindest mehrmals am Tag? Hat er bei ihm vor verschlossener Türe gestanden, so wie ich? Heult Noah sich auch abends im Bett kaputt? Denkt er an mich? Ich denke in jeder verdammten Sekunde an ihn. Morgens früh, wenn ich aufwache und mich frage, ob er auch gerade aufgewacht ist. Ob er gut geschlafen, was schönes geträumt hat. Ob er neben sich ins Bett schaut und sich vorstellt, ich würde dort liegen. Beim Duschen denke ich daran, mit Noah zusammen zu duschen, seine Hände zu spüren, die mir sanft die Schultern massieren. Denkt er an mich, während er duscht? In der Schule kann ich kaum einen klaren Gedanken fassen. Alles dreht sich nur um Noah, um Bastian, um mich, um uns drei.

 

Ich bin ehrlich: es tut mir wahnsinnig leid. Zum ersten Mal, seit ich in Noah verliebt bin, ist mir die Sache mit Bastian wirklich bewusst geworden. Das ist sie schon immer gewesen, irgendwie, irgendwo... aber als ich ihn am Samstag in der Küche gesehen habe, wie er die Tränen zurückgehalten hat... da ist mir das ganze Desaster erst wirklich um die Ohren geschlagen. Erst da habe ich gemerkt: du hast gerade eine Freundschaft zerstört, die ansonsten alle Zeiten überdauert hätte.

 

Wenn ich daran denke, was Noah mir über seine freundschaftliche Beziehung zu Bastian erzählt hat, schnürt es mir den Hals zu. Die beiden sind nicht einfach nur beste Freunde. Die beiden sind ein Herz und eine Seele. Zwei Seiten einer Medaille, wie es so schön heißt. Noah vertraut Bastian bedingungslos. Und Bastian vertraut Noah genauso sehr. Oder hat es.

 

Die Enttäuschung, die Bastian empfinden muss, wage ich mir kaum auszumalen. Er hat alles Recht der Welt, wütend zu sein. Er darf und soll toben und Noah beschimpfen wie er will. Immerhin hat Noah ihn auf sehr miese Art hintergangen. Das kann ich beim besten Willen nicht schön reden. Und es ist auch vollkommen legitim, dass Bastian so einen Aufstand macht.

 

Vielleicht braucht er ja einfach etwas Zeit, um mit der Situation zurecht zu kommen? Es ist ja alles ziemlich frisch und wenn der erste Schock vorbei ist, kann man vielleicht auch wieder klar denken. Aber meine Hand würde ich dafür trotzdem nicht ins Feuer legen.

 

Bastian redet im Übrigen auch nicht mit mir – logisch. Habe ihm zig Nachrichten geschrieben und auch mindestens genauso oft angerufen. Ich finde es ein bisschen kacke, dass scheinbar keiner mit mir reden will, immerhin ist es ja nicht so, als wäre ich in dieser ganzen Dreiecksgeschichte nicht auch betroffen. Es ist unfair, dass ich mit diesem Problem so völlig allein gelassen werde.

 

Und meine Eltern... die scheint es gar nicht zu interessieren, dass einer ihrer Söhne schwul ist und ganz offensichtlich ja schon auch Sex mit einem Mann hatte. Ich gebe zu, das ist ganz schön viel zu verdauen, aber... denken denn hier alle nur an sich? Was ist mit mir?

 

Wahrscheinlich zum ersten Mal seit gefühlt Ewigkeiten fühle ich mich einfach nur wie ein siebzehnjähriger Teenager, der immer noch völlig verwirrt und überfordert mit dem Leben im generellen und sich selbst im besonderen ist. Ich fühle mich an die Anfänge meiner Pubertät zurück katapultiert, als ich gerade gemerkt habe, dass Mädchen irgendwie nicht so sehr kicken wie Jungs. Beziehungsweise überhaupt nicht kicken. Darüber bin ich trotz allem ziemlich überrascht und verunsichert gewesen, aber weil es nie groß Thema war, hat es mich nicht so sehr in Anspruch genommen, schätze ich. Ich habe ja immer nur Noah geliebt und daher nie das Bedürfnis verspürt, küssen und Sex vorher mit anderen Jungs auszuprobieren. Mir wäre ja auch bis vor ein paar Monaten keiner eingefallen, weil ich nämlich bis auf Maxi (und Jules und Lex) keine anderen Jungs kenne, die auch auf Jungs stehen. Mir ist es nie besonders wichtig erschienen, mich mit... mhh, Gleichgesinnten zu umgeben. Hannah hat mir immer gereicht und reicht mir auch immer noch. Auch wenn ich über die neuen Kontakte froh bin, so ist es ja nicht. Es tut schon gut, über bestimmte Probleme mit anderen Jungs zu reden. Wobei ich ja mit niemanden außer mit Hannah über Noah, Bastian und mir rede. Jedenfalls nicht aktuell. Und Oskar zählt sowieso nicht.

 

Dem mache ich gerade mal wieder die Pfoten sauber, was er nur bedingt geil und ich zum Kotzen finde, weil er überhaupt nicht ruhig hält und sich einfach nur in sein Bett schmeißen will. Ja, Hund, ich will das auch! Deshalb beeile ich mich, damit wir beide endlich unsere Ruhe haben. In der Küche koche ich mir eine Tasse Tee, während ich mal wieder Noahs Nummer wähle. Es tutet, dann werde ich weg gedrückt. Ich will ihm meine Tasse an den Kopf werfen, dieser blöde Penner! Wütend knalle ich mein Handy auf den Küchentisch und verbrenne mir, wie irgendwie üblich, mal wieder Lippen und Zunge, als ich von meinem Tee trinke. Dann fällt mir die Tasse beinahe aus der Hand, als die Haustür aufgeht und Mom nach mir ruft.

 

„In der Küche!“, rufe ich zurück und habe furchtbares Herzrasen. Oh Mann. Hoffentlich will sie mir nur hallo sagen... andererseits, das hat weder sie, noch Dad in den letzten drei Tagen getan. Deshalb muss ich kräftig schlucken, als sie in die Küche gestiefelt kommt, ihren Schal mit einer Hand lösend, während sie ihre Handtasche auf einen der Küchenstühle parkt.

 

„Hast du schon zu Abend gegessen?“, fragt sie mich und kramt ihr Handy aus der Tasche, einen kurzen Blick zu mir werfend, ehe sie etwas in ihr Handy tippt. Ich frage mich, ob sie Dad schreibt und wenn ja, was. Oder guckt sie nur auf facebook? Ja, meine Eltern sind da auch... wir sind eine sehr medienaffine Familie.

 

„Nee... ich habe keinen Hunger.“

 

Der ist mir schon vor drei Tagen abhanden gekommen und dementsprechend sehe ich auch aus. Etwas zu blass, ein wenig erschöpft und die Augenringe unter meinen Augen sind garantiert nicht sexy.

 

Mom guckt zu mir rüber, legt ihr Handy weg. Unsere Blicke begegnen sich und... naja, es ist kein wirklich schöner Moment. Ich kann ihren Blick nicht deuten, sie scheint weder besonders glücklich, noch besonders unglücklich zu sein, aber wirklich sicher bin ich mir da nicht.

 

„Konstantin, ich denke, wir sollten über diese Sache mal reden.“

 

„Welche Sache? Darüber, dass ich schwul bin oder darüber, dass ich mit Noah zusammen bin?“

 

Mom wird rot, was eine sehr interessante Erfahrung ist und für einen Moment genieße ich es, dass sie sprachlos ist und mit der Situation überfordert. Allerdings auch nur für einen Moment, denn wenig später höre ich die Haustür und Dad, der aus dem Flur heraus eine allgemeine Begrüßung ruft. Scheiße, meine Coolness macht sich gerade aus dem Staub und lässt mich einfach stehen.

 

„In der Küche“, ruft Ma zurück und lässt mich nicht aus den Augen, „ich rede gerade mit Konstantin.“

 

Au scheiße, so wie sie das betont, scheint das wohl eine Art Codewort zwischen ihnen zu sein. Dad taucht wenig später in der Küche auf und lockert gerade seine Krawatte. Ich schlucke heftig, als hätte man meine zu eng geschnürt, würde ich eine tragen.

 

„Hi Paps.“, grüße ich ihn mit dünner Stimme und habe direkt wieder Schmerzen in meiner Wange, weil ich leider nur an diese blöde Ohrfeige denken kann. Meine Eltern neigen zu solchen Methoden nämlich überhaupt nicht, was umso schwieriger für mich ist.

 

„Konstantin.“

 

Er nickt mir zu und macht sich einen Kaffee... er sieht aus, als würde er eher einen Whisky oder dergleichen brauchen. Vorschlagen tu ich ihm das mal lieber nicht, wer weiß, was ich mir dafür einfange. Ein bisschen traurig ist das ja schon, so darüber zu denken.

 

„Wollen wir uns vielleicht setzen?“, schlägt Mom vor und... fünf Minuten später sitzen wir alle am Küchentisch. Meine Eltern nebeneinander, ich ihnen gegenüber. Mir ist kotzschlecht, ich habe nervöses Magenpoltern, Schweißausbrüche und das Bedürfnis, mich überall zu kratzen, weil ich mich so unwohl und unruhig und überhaupt alles fühle.

 

„Also, das ist ja eine ganz schöne Bombe, die du da am Samstag hast platzen lassen.“

 

Das ist typisch Papa: der kommt direkt zum Punkt und schafft es immer wieder, mich so klein zusammen zu falten, wie nur irgend möglich. Ich rutsche peinlich berührt und mit einem furchtbar schlechten Gewissen auf meinem Stuhl herum.

 

„Ich habe das nicht gewollt... nicht so.“, gestehe ich leise und weiß eigentlich nicht genau, was ich damit meine. Vermutlich die Sache mit Noah, denn das ich schwul bin ist ja nichts, was ich nicht gewollt habe. Das sucht man sich ja nicht aus wie Klamotten im Geschäft.

 

Mom schaut ein wenig mitleidig drein, als ich es wage, ihren Blick aufzusuchen. Wofür sie nun Mitleid empfindet, keine Ahnung?! Helfen tut es mir jedenfalls nicht.

 

„Seit wann geht das denn schon?“

 

„Was?“

 

„Das mit...“, fängt Mom an und wedelt vage mit einer Hand herum, weil es ihr wohl noch abstruser vorkommt als alles andere, „Noah.“

 

Tja, das mit Noah also. Ich könnte jetzt sagen, dass es erst ein paar Wochen so ist, dass wir erst dreimal miteinander geschlafen haben, wobei Bastian beim dritten Mal mittendrin reingeplatzt ist. Ich könnte sagen, dass ich mich wegen Bastian schlecht genug fühle.

 

Stattdessen schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe und erzähle meinen Eltern alles.

Das ich seit gefühlt Ewigkeiten in Noah verliebt bin, dass ich irgendwann gemerkt habe, dass ich Jungs attraktiver finde, dass die einzige Person, mit der ich über all das reden konnte, Hannah war und ist. Ich gestehe, dass ich gelogen habe, als ich bei Hannah oder Maxi gepennt habe und stattdessen bei Noah gewesen bin. Das ich nicht wusste, wie ich es ihnen sagen sollte, geschweigedenn Bastian. Das das schlechte Gewissen nicht nur schwer auf meinen Schultern lastet. Das ich Noah auch nie in irgendwelche Komplikationen verwickeln wollte, weil er eben so viel älter ist als ich. Das er gerade nicht mit mir redet und ich ihn eigentlich dringend brauche, weil es mir nicht sehr viel besser geht.

 

Und irgendwo auf halber Strecke fange ich, wie so oft in letzter Zeit, das heulen an. Weil ich Angst davor habe, dass meine Eltern mich abstoßend finden oder enttäuscht von mir sind, weil es mir so leid tut, dass es auf diese Weise raus gekommen ist, weil ich doch nicht wollte, dass Bastian und Noah Krach miteinander haben. Mein Körper findet scheinbar, dass es endlich an der Zeit ist, all die verborgenen Gefühle, das jahrelange schweigen und das schlechte Gewissen endlich raus zu lassen und wird von heftigen Schluchzern geschüttelt. Trotz allem reibe ich mir peinlich berührt über die Augen, weil ich nicht wie das Opfer in dieser Sache dastehen will. Es bringt nichts, die Tränen kullern aus meinen Augen und es gibt nichts, was sie aufhalten kann.

 

Seltsamerweise ist es nicht Mama, die sich neben mich setzt und in die Arme nimmt, sondern Paps. Der hält mich ganz fest, drückt mich an sich und streichelt mir so lieb den Kopf, dass ich die stille Entschuldigung für die Ohrfeige neulich spüre. Ich weine direkt noch hemmungsloser weiter und lehne meinen Kopf an seine Schulter, die ich großzügig mit Tränen und vermutlich etwas Schnodder durchtränken darf. Irgendwann steht Mama auf und streicht mir beruhigend über die Schulter. In diesem Moment bedarf es keiner Worte, ich bringe aber sowieso keinen vernünftigen Ton über die Lippen.

 

Keine Ahnung, wie lange wir da alle so hocken und ich zumindest spüre, dass sie mich trotzdem – oder gerade deswegen – lieben und mich nicht verstoßen oder sonst was. Vielleicht bin ich ein wenig bescheuert gewesen, weil ich dergleichen zumindest für einen aberwitzigen Moment gefürchtet habe. Aber solche Sorgen hat man ja irgendwie trotzdem, oder?

 

Jedenfalls sitzen wir etwas später, der Gemütlichkeit halber, im Wohnzimmer auf dem Sofa, ich in der Mitte, meine Eltern links und rechts von mir. Mama hat einen Arm um meine Schultern gelegt und drückt mich ab und an.

 

„Habt ihr mit Bastian gesprochen?“, frage ich irgendwann und schniefe leicht, ein kleines Überbleibseil von meinem Heulanfall Minuten zuvor.

 

„Nicht wirklich. Er ist arbeiten.“, meint Dad und checkt sein Handy, ob nicht doch irgendwas darauf zu sehen ist. In unsere Familien Whats App Gruppe hat seit Samstag keiner mehr geschrieben. Naja. Gab ja auch keinen Grund dafür.

 

„Ich sollte vielleicht mit ihm reden...“, überlege ich, allerdings nur halbherzig, weil ich viel zu viel Schiss habe, Bastian unter die Augen zu treten. Mama schüttelt beschwichtigend den Kopf und tätschelt meine Schulter.

 

„Du kümmerst dich jetzt erstmal um dich und um die Schule. Bastian und Noah haben da scheinbar einiges zu bereden und das sollten die beiden selber aussortieren.“

 

„Seid ihr nicht... böse, dass Noah und ich...?“

 

Dad verpasst mir einen kleinen Schlag gegen den Hinterkopf – nicht böse oder gar schmerzhaft, eher, als würde er mir ohne Worte mitteilen, dass dieses Thema sehr pikant ist. Naja, das weiß ich ja auch so.

 

„Freudensprünge machen wir nicht gerade, wie du sehen kannst. Noah gehört zur Familie, was ihm vermutlich den Arsch rettet. Das ist halt ein ganz schönes Schlamassel.“

 

„Ihr seid doch hoffentlich vorsichtig?“, fragt Mama plötzlich und ich laufe rot an.

 

„Wenn du meinst, ob wir Kondome benutzen...“

 

„Ich will das nicht hören!“, ruft Paps und verpasst mir direkt noch einen Klaps auf den Hinterkopf.

 

„Ist es denn... okay? Also das Noah und ich...“

 

Ma lächelt mich lieb, aber auch ein klein wenig mitfühlend an. Als wüsste sie etwas, das ich nicht weiß. Vielleicht bilde ich mir das aber auch einfach nur ein.

 

„Konstantin, wenn man jemanden liebt, dann kann man meistens nichts dagegen tun. Dein Papa und ich sind ja auch immer noch verheiratet“, grinst sie ihren aufgebracht schnaubenden Ehemann an, „und das du Jungs magst, ist vollkommen in Ordnung. Das du was mit Noah hast... ich finde ja, er ist zu alt für dich und mir gruselt es ein bisschen, weil er dich kennt, seit du ein Baby warst. Aber wir wissen auch, dass Noah anständig ist und... naja.“

 

Naja.

Wir reden dann noch ein kleines bisschen über verschiedene Dinge... die neuen Bekanntschaften, die ich geschlossen habe wobei ich Maxi schon als Freund bezeichne, Hannahs Freund Lars und das die beiden super glücklich sind, Jules erwähne ich auch... und die Sache mit ihm und Frank. Mom und Dad sind beide ziemlich geschockt und ich glaube, ihnen schwirrt ganz schön der Schädel. Das sind wohl alles zu viele Infos auf einmal.

 

Deshalb bin ich auch ziemlich froh, als ich abends endlich im Bett liege und aufatmen kann. Zumindest für einen Moment. Dann wähle ich Noahs Nummer und höre mir immer wieder an, dass ich ihm eine Nachricht hinterlassen soll. Seine Stimme hilft mir, irgendwann einzuschlafen.

 

Ich vermisse ihn.

 

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In drei Wochen ist Weihnachten, verdammte Scheiße und Noah, der Arsch, redet immer noch nicht mit mir. Langsam reicht es doch mal, oder? Und Bastian könnte sich auch mal wieder einkriegen. Die Situation ist nun mal, wie sie ist und ich finde, wir können das jetzt entweder klären, oder uns auf ewig anschweigen. Bastian redet inzwischen zwar mit meinen Eltern, ist aber kein einziges Mal zu Besuch gewesen. Mit mir redet er auch nicht, auch wenn er inzwischen meine tausend Nachrichten gelesen hat. Das macht mich total wütend, weil er mir ja dann bitte schön auch antworten könnte!

 

Hannah bemüht sich, mir so gut es geht zur Seite zu stehen. Am Wochenende habe ich bei ihr übernachtet und dafür hat sie Lars abgesagt, der das ohne Protest respektiert hat. Das hat mir schon ziemlich leid getan weil ich wusste, wie sehr Hannah sich darauf freute, bei ihm zu übernachten und ein paar Dinge in der Umgebung zu unternehmen. Aber für mich hat sie alles stehen und liegen gelassen und wir haben Tee getrunken, über Bücher gequatscht, über Musik... über Noah, Bastian, Jules und Frank. Hannah hat mich in die Arme genommen, als ich mal wieder habe weinen müssen und abends im Bett sind wir aneinander gekuschelt eingeschlafen.

 

Wirklich helfen kann sie mir auch nicht. Sie rät mir nur immer wieder, Noah zu kontaktieren und zu versuchen, mit ihm zu reden. Leider bringt mir das nichts, weil er einfach auf nichts reagiert. Ich bemühe mich wirklich, ihn zu verstehen. Der hat bestimmt völlig andere Sorgen, als sich jetzt mit mir auch noch auseinander setzen zu müssen. Und es ist ja nicht so, als würde ich das nicht verstehen können... viele denken ja, beste Freunde, das sind so coole Buddies, die immer alles zusammen machen. Die sich Geheimnisse anvertrauen und blablabla, den ganzen Kram halt.

 

Mir ist erst sehr viel später bewusst geworden, dass das zwischen Bastian und Noah eine sehr enge, seelenpartnerschaftliche Sache gewesen ist. Immer noch ist, keine Ahnung. Oft genug sehe ich einen völlig aufgelösten Noah an der Haustür stehen und höre Bastians Tür, die sich schließt und ihre gedämpften Stimmen und das Schweigen, das später geherrscht hat. Ich habe das ja nicht wirklich mitgekriegt. Noahs Lächeln am nächsten Morgen, als wäre nie etwas gewesen. Was hat er Bastian wohl erzählt? Wie hat Bastian auf die Trennung reagiert? Immerhin hat er ja schon vorher wissen müssen, dass es nicht so gut zwischen Noah und Frank läuft. Ob Bastian ihm Ratschläge gegeben hat, wie Hannah es bei mir seit jeher tut? Was hat er ihm geraten?

 

Jetzt, wo weder mein Bruder, noch mein Freund mit mir reden, wird mir ihre enge Beziehung zueinander wirklich bewusst. Wird mir bewusst, was Noah mit mir riskiert hat. Wäre es anders gekommen, hätte Bastian uns nicht erwischt sondern Noah mit ihm reden können? Hat er überhaupt mal irgendwelche Andeutungen gemacht? Gesagt, dass er zumindest... jemanden im Auge hat? Und wenn ja, was hat Bastian gesagt? Wie hat er reagiert?

 

Auf all die Fragen kriege ich momentan aber keine Antwort. Und meine Laune wechselt von am-Boden-zerstört-sein zu rasend-vor-Wut und scheiße-ich-hätte-mir-Noah-aus-den-Kopf-schlagen-sollen hin und her. Letzteres erscheint mir manchmal wie die einzig sinnvolle Alternative, die ich hätte treffen können und sollen. Wäre ich nicht so auf Noah eingeschossen gewesen, vielleicht hätte ich heute was mit Maxi anfangen können, auch wenn der ja eigentlich nur mit mir ins Bett will. Na, dann halt jemand anderes.

 

Jedenfalls ist es mal wieder einer der Tage, an denen ich nach der Schule zu Noah fahre, auch wenn ich jetzt schon weiß, dass ich nach tausend Mal klingeln wieder nach Hause fahren werde. Es ist fast fünf, ich gehe mal davon aus, dass er daheim ist. Eigentlich weiß ich gar nicht, welche Schicht er auf der Arbeit hat oder ob er überhaupt arbeiten geht... ich weiß gar nichts. Nur, das er scheinbar noch lebt, Whats App sei Dank, da kann man immerhin sehen, wann jemand zuletzt online war. Bin ja froh, dass Noah das nicht ausgestellt hat.

 

Während ich vom Bahnhof zu seiner Wohnung laufe, überlege ich mal wieder, was ich sagen soll, wenn er mir dieses Mal die Tür öffnet. Falls er da ist. Ich sollte auf jeden Fall nicht fragen, wie es ihm geht, denn das kann ich mir ja wohl denken und ich möchte ihn auch nicht darauf hinweisen, dass die Situation gerade reichlich bescheiden ist. Genauso wie der Regen, der ja wohl mal langsam aufhören könnte. Es ist Dezember, wo ist der Schnee hin?! Dagegen habe ich nämlich nichts, der Schnee rieselt wenigstens nur leise dahin und sieht schön aus. Der Regen nervt, macht alles nass und trotz Outdoor-Regenjacke bleibt meine Jeans nicht lange trocken, weil die nämlich nicht wasserfest ist. Wenigstens habe ich keine nassen Füße, das wäre jetzt ja wohl der absolute Supergau.

 

Als ich gerade an Noahs Wohnung ankomme, fällt mir der Postbote auf, der geschäftig Briefe am einsortieren ist. Und ich habe plötzlich einen Geistesblitz!

 

Eilig renne ich zu dem Postboten rüber und grüße freundlich.

 

„Ist etwas für Faber dabei?“, erkundige ich mich und ernte verwirrte Blicke. Der arme Mann ist sicherlich so um die vierzig und wird wohl nicht oft von Teenies angesprochen. Er grüßt wenigstens zurück, schaut in seinem Stapel an Briefen nach, zieht einen langen Umschlag heraus. Und sieht mich an.

 

„Wenn Sie Noah Faber sind, müssen Sie mir Ihren Ausweis zeigen.“, meint er und wedelt mit dem Brief in seiner Hand herum.

 

„Nee, Noah ist ein Freund von mir. Der ist gerade aus dem Urlaub zurück und ich wollte einen Überraschungsbesuch starten, mich aber nicht verraten“, ich wedele in Richtung Gegensprechanlage, „würden Sie wohl kurz mitspielen?“

 

Scheinbar findet er das irgendwie witzig, denn er spielt mit, klingelt und... oh Gott, ich höre Noahs Stimme!

 

„Post, ich habe eine Lieferung für Herrn Faber.“, lügt der Postbote und ich kriege Herzklopfen.

 

Noah drückt auf, der Postbote und ich schleichen in den Aufzug.

 

„Danke, dass Sie mitspielen. Sie sind wunderbar. Falls wir uns nie wieder sehen sollten, hoffe ich, dass sie ein schönes Weihnachtsfest haben werden.“

 

Dafür ist es zwar drei Wochen zu früh, aber wir wollen ja immer schön höflich bleiben.

 

„Dankeschön, junger Mann. Viel Erfolg mit der Überraschung.“

 

Der Aufzug kommt mit einem leisen Pling zum Halt, der Postbote geht vor, ich habe inzwischen krankhaftes Herzrasen und warte, bis der Postbote mit Noah redet... es geht langsam zu Ende, da springe ich um die Ecke.

 

„Überraschung!“, rufe ich fröhlich, ignoriere, dass meine Stimme durchs Treppenhaus wiederhallt und Noahs geschockten Blick ebenso. Der Postbote dreht sich gerade um, grinst mich an und verschwindet dann im Aufzug. Ich gehe auf Noah zu, der den Brief in der einen Hand, die Tür in der anderen hält. Er sieht nicht so aus, als würde er mich rein lassen wollen, wenn ich ehrlich bin. Überhaupt sieht er ein bisschen... gehetzt aus. Und irgendwie... unordentlich. Sein Haar ist etwas zerzaust, als hätte man es ihm zerstrubbelt. Sein Tshirt hat einige Knitterfalten.

 

Kurz vor ihm bleibe ich stehen, schaue ihn von unten herauf an und muss schwer schlucken.

 

„Hey.“, wispere ich leise und lege meinen Kopf etwas schief. Der Flur liegt hell erleuchtet da und... bilde ich mir das ein, oder höre ich Wasser laufen?

 

„Konstantin, ich habe jetzt keine Zeit... danke für deinen Besuch.“

 

Er will die Tür schließen, ich stelle mal lieber meinen Fuß dazwischen.

 

„Hi Noah, ich freue mich auch, dich zu sehen. Danke, mir geht es soweit okay, denke ich. Oh, lieb von dir, dass du mich rein lässt.“

 

Das ich ihn nachmache, lässt ihn schwer schlucken. Trotzdem sieht er nicht so aus, als würde er mich rein lassen wollen. Hallo? Was ist denn bei dem kaputt?

 

„Ich meine es ernst...“

 

„Und ich auch.“, gebe ich stur zurück, drängele mich an Noah vorbei in die Wohnung, mit aller Kraft, die ich aufbringen kann. Glücklicherweise ist Noah zu perplex, um mir Einhalt zu gebieten. Ich bin ja sonst nicht so dreist. (Nicht immer, jedenfalls...)

 

Verwirrt fallen mir gleich mehrere Dinge auf.

Da steht ein fremdes paar Schuhe, eine große Reisetasche und ein kleiner Karton auf dem Boden neben der Garderobe. Und ein Mantel, den ich nicht kenne, der aber sehr teuer aussieht. Und das Wasserrauschen, das ich eben noch gehört habe, hört jetzt magischerweise von ganz allein auf.

 

Dumpfe Geräusche dringen aus dem Badezimmer an meine Ohren.

 

Mein Freund packt mich am Arm und zieht mich in Richtung Tür.

 

„Du gehst jetzt besser. Ich habe echt viel zu tun und...“

 

Ich schlage seine Hand weg und begegne seinem Blick, der... er wirkt ertappt. Und ich sehe so was wie ein schlechtes Gewissen in seinem Gesicht. Was ist denn jetzt los?

 

„Wie lange wollen wir uns denn noch anschweigen, deiner Meinung nach? Können wir vielleicht mal endlich über diesen scheiß Elefanten zwischen uns reden?“, entgegne ich eine Spur zu aggressiv und drehe meinen Kopf dann in Richtung Badezimmertür, als diese gerade aufgeht und...

 

Das ist doch hoffentlich ein schlechter Witz. So was passiert doch nur in Büchern oder Filmen, aber nicht im realen Leben. Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf.

 

Ungläubig starre ich Frank an, der nur mit Handtuch um die Hüften aus dem Bad gestiefelt kommt, uns beide sieht und... verwirrt ausschaut. Und irgendwie ziemlich durch, drüber... keine Ahnung. Seine Lippen sind ganz rot, wie nach einer langen Knutschsession und, scheiße, ist das ein Knutschfleck an seinem Hals?!

 

„Oh, hi Konstantin. Was machst du denn hier?“

 

Ich blicke zu Noah, dessen Blick ich weder deuten kann, noch will.

 

„Noah besuchen.“, gebe ich eisig zurück und balle meine Hände zu Fäusten. Das meine Jacke den Boden volltropft und ich einen ziemlich elenden Eindruck machen muss, ist mir ziemlich egal. Ich will wissen, wieso Frank hier ist, wieso er quasi nackt aus Noahs Dusche kommt und wieso mein Freund so verflucht ertappt aussieht.

 

„Danke für deinen Besuch, nochmals, aber ich habe wirklich keine Zeit und...“

 

… und ich zähle eins und eins zusammen. Mein Herz krampft sich schrecklich zusammen. Es kostet mich einiges an Überwindung, Noah anzusehen, ohne gleich wieder in Tränen auszubrechen, wie ich es inzwischen so gerne tue.

 

„Weil du mit Frank schläfst, oder was?“

 

Ich höre Frank husten, als hätte er sich verschluckt. Noah presst die Lippen aufeinander. Besser so, bevor ihm auch nur ein falsches Wort über die Lippen kommt. Mir knallen derweil alle Sicherungen durch.

 

„Das ist nicht dein scheiß Ernst“, brülle ich los und versetze Noah einen kräftigen Schubser, zumindest so kräftig, wie ich kann, „sag mir, dass das hier ein verflucht blödes Missverständnis ist!“

 

Noah sagt aber nichts. Er sieht mich einfach nur an... schuldbewusst, traurig, müde, entsetzt... alles. Ich glaube, ich kotz ihm gleich vor die Füße.

 

„Kann mir mal einer erklären, was hier los ist?“

 

Ich schlage Frank gleich den Kopf ab! Wütend drehe ich mich zu ihm um.

 

„Wieso erklärst du mir das nicht, hm?! Oder macht es dir Spaß, deinen Ex-Freund zu vögeln, nachdem du ihm das Herz gebrochen hast?“

 

Scheiß was auf gutes Benehmen, scheiß was auf angemessene Sprache. Gerade ist mir wirklich alles egal und dank Maxi und Jules weiß ich ja, wie das geht.

Frank sieht mich an, als hätte ich den Schwachsinn. Nee, so nicht, mein Lieber!

 

„Entschuldige mal, aber ich glaube nicht, dass ich dergleichen mit dir besprechen müsste.“

 

Noah packt mich an der Schulter, doch ich schüttele sie ab.

 

„Ich denke schon. Oder hat Noah dir etwa nicht gesagt, dass er mit mir zusammen ist?“

 

Also, ohne Witz, aber Franks blödes Gesicht ist etwas, das ich niemals vergessen werde! Er sieht Noah an, ungläubig.

 

„Was?“

 

Noah stöhnt genervt, schiebt sich an mir vorbei, so das er zwischen uns steht. Denkt wohl, ich gehe Frank andernfalls an die Gurgel. Zugegeben, Lust dazu hätte ich. Mehr Lust jedoch habe ich, Noah links und rechts eine zu klatschen. Er könnte dieses Missverständnis jetzt endlich mal aufklären... tut es aber nicht. Immer noch nicht.

 

Das ist kein Missverständnis.

 

Ich drehe komplett durch.

 

„Du bist so armselig, Noah“, kreische ich entsetzt, verletzt, traurig, wütend, „knutschen und ficken ist okay, aber kaum wird es ungemütlich, rennst du zu deinem Ex?!“

 

„Konstantin!“, herrscht Noah mich an und sieht zum ersten Mal richtig wütend aus. Wütend wegen mir. Dazu hat er allerdings überhaupt keinen Grund, finde ich.

 

„Moment mal“, mischt Frank sich ungefragt ein, „verstehe ich das richtig? Du hast was mit... Bastians kleinem Bruder?“

 

Noah schweigt sich einen dranlang und lässt mich keine Sekunde aus den Augen. Gut so. Denn so, wie er mir gerade weh getan hat, so werde ich ihm jetzt auch weh tun. Mit mir nicht mehr, denke ich mir. Ich bin viel zu lange der Depp in dieser Sache gewesen. Viel zu lange geblendet von meinen Gefühlen für Noah.

 

„Ich weiß, die Situation ist scheiße und es tut mir leid, dass es so raus gekommen ist. Aber ich habe dich die letzte Zeit gebraucht, weißt du?! Meine Eltern wissen über uns Bescheid – ich habe ihnen alles gesagt. Alles, Noah!“

 

Mein Freund wird kreidebleich und ein Blick zu Frank... er sieht aus wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Da ich aber noch lange nicht fertig bin, lege ich direkt noch einen nach.

 

„Hoffentlich hat Frank dich so richtig gut gevögelt. Genauso, wie er Jules gevögelt hat. Soll wohl verdammt geil gewesen sein.“

 

„Okay, jetzt hör mir mal zu, du-...“

 

Ich schneide Frank das Wort ab.

 

„Nein danke, kein Bedarf. Ich habe keinen Bock mehr, euch zuzuhören. Da kommt eh nur Mist raus. Und du“, wende ich mich an Noah und bin nun doch den Tränen nah, „du kannst mich mal. Ich bin fertig mit dir!“

 

Filmreif reiße ich die Haustür auf, knalle sie zu und renne alle Treppen aus dem sechsten Stock nach unten hinaus in den Regen, weine, renne zum Bahnhof, ignoriere die Seitenstiche nach zehn Metern, das brennen in meinen Lungen. Mein Haar klebt mir nass im Gesicht, weil ich keinen Nerv habe, meine Kapuze anzuziehen. Das hochspritzende Wasser aus den Pfützen, durch die ich renne, ignoriere ich. Die Blicke in der Bahn ignoriere ich. Im Bus.

 

Ich klingel bei Hannah, die mich überrascht ansieht, anhand meiner erbärmlichen Erscheinung aber sofort reagiert und mich in die Wohnung zieht, mir aus meinen nassen Klamotten hilft und unter die Dusche schickt. Alles zieht an mir vorbei wie ein schlechter Film. Ein Teil von mir hat das Erlebte schon längst realisiert. Ein anderer Teil nagt immer noch daran. Hat Noah wirklich mit Frank geschlafen? Während er, verdammt nochmal, mit mir zusammen ist?! Ich fass es einfach nicht. Er hat genau das getan, weshalb er sich von Frank getrennt hat und dann betrügt er mich mit seinem Ex? Was ist das bitte für eine scheiß abgefuckte Art?! Was hat er sich dabei gedacht?

 

Weil es in Hannahs Wohnung – naja, die Wohnung ihrer Mama – keine Männerkleidung gibt, muss ich mich in ein großes Badetuch hüllen und kriege zusätzlich noch eine warme Wolldecke umgelegt. Hannah hält mich ganz fest, als wir in ihrem Zimmer auf dem Bett sitzen und ich hemmungslos weine. Ich muss ihr nicht sagen, was passiert ist. Sie kann es sich denken.

 

Es ist aus mit Noah und mir.

 

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Es ist irgendwie ein schöner Sommer und ein sehr schöner Herbst bis Winter gewesen. Naja, das letzte halbe Jahr ist sehr schön gewesen, auch wenn es nicht ein zusammenhängendes, wunderschönes Erlebnis gewesen ist. Mehr so Momentaufnahmen, die sich wohl auf ewig in mein Hirn gebrannt haben. Ich bin glücklich gewesen und bin es, glaube ich, immer noch. Naja, momentan bin ich eher down, habe ein gebrochenes Herz, aber soweit eigentlich aus dem Schlimmsten raus. Manchmal tut es noch schrecklich weh, betrogen worden zu sein, gleichzeitig ist es eine fast schon hilfreiche Sache: so was kann man nicht schön reden. Und deutlicher geht es ja wohl auch kaum, oder? Ich kann also gut verstehen, wie mein Ex es geschafft hat, seinen Ex so relativ schnell zu vergessen. Und ich kann verstehen, wieso die Gefühle doch noch irgendwo da sind, trotz dessen, was vorgefallen ist.

 

Noah hat sich, wie ja inzwischen bekannt, nicht bei mir gemeldet. Er hätte kaum tiefer in Ungnade bei mir fallen können. Es hätte die perfekte Versöhnungsszene sein können, er hätte alles richtig machen können, stattdessen schweigt er sich aus wie immer. Warum, um alles in der Welt, habe ich ihn so glorifiziert? Für mich ist Noah immer perfekt gewesen. Dieser wunderbare Mann mit diesem wundervollen Lächeln, diesen sturmgrauen, sanften Augen... ekelhaft. Jetzt, so im Nachhinein, ist er ein Kerl wie alle anderen auch. Er hat mich betrogen, dieses Arsch.

 

Hannah habe ich die Story natürlich erzählt und sie ist, als ich bei ihr aufgetaucht war, ähnlich geschockt und ungläubig gewesen. Am Anfang hat sie noch versucht, Noah zu verteidigen – das ich die Situation vielleicht falsch gedeutet habe. Habe ich aber nicht. Das ist doch so klar gewesen wie das Amen in der Kirche!

 

Das ist jetzt auch schon wieder eine Woche her, in zwei ist Weihnachten und ich bin mit meinen Weihnachtseinkäufen schon fertig. Es kriegen ja nur meine Familie und Hannah etwas. Unter anderem haufenweise Plätzchen, die ich gerade mal wieder backe und bete, dass Mom und Dad keinen Herzkasper kriegen, wenn sie plötzlich früher als erwartet auftauchen sollten. Aber es ist erst nach fünf und eigentlich sollte ich noch mindestens drei Stunden haben, bevor auch nur einer der beiden Heim kommt. Ich meine, die Küche ist kein totales Schlachtfeld, aber... wirklich ordentlich ist es hier auch nicht. Und ich habe Mehl im Gesicht, weil ich mir ständig über die Stirn wischen muss. Auch egal.

 

Ein Blech mit Sternen-Plätzchen ist bereits fertig und kühlt aus, das zweite im Ofen und ich fleißig dabei, ein drittes Sternchenarmee-Blech vorzubereiten. Als ich nach den Ausstechförmchen gesucht habe, habe ich die Herzen ganz schnell wieder zurück in die Dose geschmissen, in der ich sie gefunden habe. Außerdem sind Sterne doch was tolles, wie ich finde. Passen wenigstens zur Winterzeit.

 

Oskar hockt auf'm Flur, weil ich ihm verboten habe, in die Küche zu kommen. Der frisst mir hier sonst alles weg und ich habe keine Plätzchen für die nächsten Wochen. Geht mal überhaupt nicht, wie ich finde. Das er leise winselt versuche ich mal zu ignorieren. Zwischendurch sage ich ihm, dass er seine süße Schnüss halten soll. Dann hört er kurz auf mich und fängt drei Minuten später wieder das winseln an. Bloß nicht schwach werden, Konstantin, das ist das Anfang vom Ende!

 

Um Oskar auszublenden, stelle ich ein bisschen Musik an und klicke das schlimmste Weihnachtslied der Geschichte schnell weg, als es los läuft. Blöde Weihnachtsplaylist.

 

Während ich so am backen bin und den Ofen alle zwei Sekunden checke, überhöre ich scheinbar, dass irgendwer nach Hause gekommen ist. Erst als Oskar fröhlich herum bellt und ihn jemand zwar lieb, aber doch zurechtweisend begrüßt, rutscht mir mein Herz direkt in den Keller. Wenig später steht Bastian in der Tür, der seinen Blick durch die Küche schweifen lässt bevor seine Augen auf mir ruhen. Ich starre ihn wie belämmert an, während ich gerade einen weiteren Stern am ausstechen bin.

 

Mann, Bastian sieht ein bisschen... fertig aus. Er hat leichte Augenringe, ist etwas blass und in seinen Augen liegt eine Müdigkeit, die ich nicht kenne. Also, nicht müde im Sinne, ihm sei nach schlafen, sondern... mehr so eine Müdigkeit vom Leben.

 

Ich muss heftig schlucken.

 

„Äh... Mom und Dad sind noch nicht da.“, fasele ich schwachsinnig und lege den Stern auf das dritte Backblech. Ganz ruhig bleiben.

 

„Okay.“

 

Er macht sich einen Kaffee, kippt etwas Milch rein, guckt sich die ersten Plätzchen an und probiert einen, einfach so, ohne zu fragen. Fassungslos starre ich ihn an.

 

„Die sind nicht für dich.“

 

„Muss doch prüfen, ob die nicht giftig sind, wem auch immer du die geben willst.“

 

Vielleicht hätte ich ja etwas Rattengift rein mischen sollen... da ich Noah aber keine Plätzchen backe, musste das Rattengift im Schrank bleiben.

 

Bastian setzt sich mit seinen Kaffee an den Küchentisch und fummelt an seinem Handy herum, während ich backe. Die nächste Stunde reden wir kein Wort miteinander, was ich glaube ich unerträglicher finde als mein Bruder. Was macht der hier? Der weiß doch, dass unsere Eltern immer recht spät nach Hause kommen. Und mit mir will er ja wohl kaum noch reden, oder? Wir haben uns immerhin seit seinem Geburtstag nicht mehr gesehen... also seit fast einem Monat nicht mehr. Mom und Dad reden mit mir nicht über Bastian und eigentlich kann mir das auch bloß recht sein. Dann muss ich nämlich nicht an diese völlig beschissene Situation denken, die ja nicht mehr beschissen ist, weil eh alles vorbei ist.

 

Nachdem der Teig aufgebraucht und die letzten Plätzchen im Ofen sind, räume ich die Küche auf und wische die Arbeitsplatte ab. Die fertigen Plätzchen packe ich erstmal in eine Dose, damit ich sie morgen nach der Schule dann dekorieren kann. Das wird der wenige spaßige Teil, weil ich dabei nämlich super akribisch und genau bin und das länger dauert, als die blöden Plätzchen einfach nur zu backen.

 

Ich wische mir das Mehl aus meinem Gesicht, strubbele etwas davon aus meinen Haaren und fege den Boden, bevor Oskar durch läuft und überall Mehlpfoten hinterlässt. Dann mache ich mir einen Pfefferminztee und warte, bis das letzte Blech fertig ist, hole es raus um die Plätzchen abkühlen zu lassen und will eigentlich gerade auf mein Zimmer gehen, als mein Bruder mich aufhält.

 

„Den Tee kannst du auch hier trinken.“

 

Könnte ich schon, ob ich das will... ist eine andere Sache.

 

Ich gucke über meine Schulter und Bastian an, der sein Handy über den Küchentisch in meine Richtung schiebt. Verwirrt starre ich das Handy an, dann Bastian, dann das Handy.

 

„Dachte, das könnte dich vielleicht interessieren.“

 

Er reckt sein Kinn etwas in Richtung Handy. Ich bin mir nicht sicher, was er meint, habe aber so eine unangenehme Ahnung, die mir Bauchschmerzen bereitet. Leider nicht schlimm genug, weshalb ich zum Tisch gehe, meine Tasse abstelle und stattdessen Bastians Handy in die Hände.

 

Ich scrolle durch die Nachrichten, die mir dort entgegen lachen.

 

Bitte geh an dein Handy.

 

Bastian, es tut mir leid.

 

Das ist so furchtbar lahm, ich weiß, aber schreiben macht sich nicht so gut.

 

Ich hätte viel früher mit dir reden sollen.

 

Ich bin ein Feigling.

 

So und ähnlich geht es eine ganze lange Weile, immer wieder in unterschiedlichen Formen. Zwischendurch sind da richtig lange Nachrichtenblöcke, die ich nur überfliege. Interessanter sind da die letzten paar Nachrichten, die noch gar nicht so lange her sind.

 

Scheiße, ich habe Frank getroffen.

 

Keine Ahnung, wie das passieren konnte... ich hab es nur noch schlimmer gemacht.

 

Konstantin weiß es. Scheiße. Bastian, bitte, rede mit mir. Ich kann sehen, dass du meine Nachrichten liest.

 

Ich könnte gerade noch einen Schlag in meine Visage gebrauchen.

 

Mein Herz krampft schon wieder so unangenehm in meiner Brust... und meine Kehle wird trocken und schmerzt. Die letzte Nachricht ist von vor zwei Stunden, wieder eine Bitte, mit ihm zu reden. Bastian hat Noah kein einziges Mal auf seine zigtausend Nachrichten geantwortet. Mir tut es fast ein bisschen leid für meinen Ex, aber eben auch nur fast.

 

Ich reiche das Handy über den Tisch.

 

„Interessiert mich nicht.“, befinde ich und greife nach meinem Tee. Bastian schnaubt.

 

„Ja klar. Setz dich, Grottenolm, wir haben zu reden.“

 

Schwupps, ich sitze ihm gegenüber. Er nennt mich Grottenolm – es muss ernst sein. Ihm ernst sein. Und eigentlich finde ich es ja auch wichtig, dass wir miteinander reden... so kurz vor Weihnachten möchte ich innerhalb der Familie eigentlich kein großes Drama. Trotzdem ist mir ziemlich schlecht, ich nervös und es fällt mir schwer, Bastian anzusehen. Er sieht ziemlich ernst aus, so wie er mich anguckt. Nicht böse, aber doch... naja, Begeisterung sieht anders aus, würde ich behaupten.

 

„Bastian, es tut mir echt total leid, wie das... naja, raus gekommen ist. Aber das ist ja jetzt vorbei.“, zucke ich die Schultern und trinke von meinem Tee, damit ich meinen Bruder nicht ansehen muss. Seinen beinahe lauernden Blick kann ich dennoch auf mir spüren.

 

„Das war eine selten dämliche Aktion“, pflichtet er mir bei, aber seine Stimme klingt sehr neutral, „und ich kriege dieses Bild nie wieder aus meinen Kopf, besten Dank auch. Das nächste Mal, schließt wenigstens deine Tür ab. Oder geht zu ihm.“

 

Ich schnaube.

 

„Es wird kein nächstes Mal geben. Die Sache zwischen uns ist vorbei.“

 

Eine skeptische Augenbraue bewegt sich gen Norden. Ich schaffe es, Bastian so selbstbewusst und ernst anzusehen, wie es mir möglich ist. Sehr überzeugend muss ich wohl nicht aussehen, denn er lächelt mich fast ein bisschen mitleidig an.

 

„Noah“, er muss schlucken, „liebt dich. Du solltest mit ihm reden.“

 

Ich lach mich mal eben tot!

 

„Klar, deshalb vögelt er auch mit Frank anstatt mit mir. Vielleicht solltest du das erstmal mit ihm auf die Kette kriegen, bevor du hier Moralapostel spielst.“

 

Bastian schnaubt ungehalten.

 

„Ich dachte, ihr schlaft miteinander“, äfft er mich nach, bevor er normal weiter spricht, „und wenn er was zu sagen hat, dann weiß er wo ich wohne und kann seinen Arsch zu mir schwingen, anstatt mich anzurufen oder Nachrichten zu schreiben.“

 

Ich blicke ziemlich überrascht aus der Wäsche.

 

„Würdest du mit ihm reden?“

 

„Wieso denn nicht?“

 

„Na, weil... weil wir was miteinander hatten?“

 

„Mann, Konstantin, Noah ist mein bester Freund, da warst du noch nicht mal in der Bearbeitung. Geil finde ich das nicht, aber meine Güte... ich werde mich schon damit arrangieren.“

 

Äh... hätte er das vielleicht an seinem Geburtstag sagen können?! Dann wäre Noah nämlich nicht zu Frank gerannt – oder sie hätten sich nicht getroffen, wie auch immer, jedenfalls hätten sie dann nicht miteinander geschlafen – und wir hätten endlich ein Happy End haben können. Naja gut, die Situation war reichlich bescheiden, aber dennoch.

 

„Ich habe eure Freundschaft ruiniert.“

 

„Es dreht sich nicht immer alles um dich, Giftzwerg. Das hat Noah zu verantworten. Soweit ich im Bilde bin, hatte er ungefähr tausend Möglichkeiten, mir das mit dir zu sagen. Hat er aber nicht. Das kann ich ihm nicht verübeln, aber, verdammt nochmal, da hätten wir drüber stehen können. Es ist traurig, dass er scheinbar nicht so viel Vertrauen in unsere Freundschaft hat.“

 

Oh Mann. Oh Mann!!

 

„Er wollte es dir nach deinem Geburtstag sagen.“

 

„Tja, hätte er das mal früher getan.“

 

„Bist du arg sauer auf ihn?“

 

„Nee, nur wahnsinnig enttäuscht.“

 

Das ist schlimmer, wie ich finde. Wut ist eine Sache. Wütend kann man auf jeden sein. Aber von jemanden enttäuscht zu sein... das tut weh. Und zwar so richtig.

 

„Ich drück euch die Daumen, dass das wieder wird. Schließlich seid ihr wie Hanni und Nanni.“, grinse ich und trinke den Rest meines Tees. Bastian leert seinen Kaffee.

 

„Wenn er es nicht vor Ende des Jahres schafft, verpass ich ihm noch eine. Steht auf meiner Vorsätze-fürs-neue-Jahr-Liste. Was ist mit dir? Bist du glücklich so?“

 

„Entschuldigung, aber er ist mit seinem verdammten Ex fremdgegangen, während er mit mir zusammen war. Das hat er ihm nicht verziehen und ich hoffe, er erwartet das nicht von mir.“

 

„Nur das eure Situation ja ein bisschen anders ist... da kann man schon mal schwachsinnig werden.“

 

„Was soll das werden? Willst du Armor spielen oder was?“

 

„Du, mir ist das ganz gleich. Aber Noah war die letzten Monate über so glücklich und entspannt und jetzt weiß ich ja auch, wieso. Ich würde ihn eigentlich gerne wieder so sehen.“

 

Mein Herz klopft wie verrückt!

 

„Wäre es wirklich für dich in Ordnung, wenn... also, falls Noah und ich...?“

 

So einfach aussprechen kann ich das nicht, immerhin hat Noah mit Frank geschlafen und der Gedanke macht mich wahnsinnig. Der Knutschfleck stammte ja wohl sehr offensichtlich von Noah. Wie kann er es wagen, ihm einen Knutschfleck zu machen? Wäre es nur Sex gewesen... nein, das hätte es auch nicht entschuldigt. Wenn er aber wie ein Idiot an Franks Hals rum nuckelt, ja sorry, was soll ich denn dann denken?!

 

Bastian zuckt lässig die Schultern.

 

„Wenn es das ist, was Noah glücklich macht. Wird ja noch früh genug merken, dass er sich mit dir nur selber ins Knie geschossen hat.“, grinst er mich so ekelhaft überlegen an, dass ich Bastian unterm Tisch gegen sein Bein treten muss. Er tritt zurück und das besiegelt alles zwischen uns.

 

Fast alles.

Als ich nämlich aufstehe und meine Tasse in die Spülmaschine einräumen möchte, steht Bastian plötzlich auch auf und hält mich am Arm fest. Ich bin so geschockt, dass ich zusammenzucke, weil... ja, was? Weil ich fürchte, er ruft gleich Verarscht! Und prügelt mich halb tot? Scheinbar sieht Bastian mir die stille Angst an, denn er lässt mich los und sieht zum ersten Mal, seit ich ihn kenne, ziemlich zerknirscht aus. Sein Selbstbewusstsein, das einen sonst immer fast erblinden lässt, bröckelt. Ich bin etwas überfordert, meinen Bruder so zu sehen und lege meinen Kopf schief.

 

„Konstantin“, setzt er zögerlich an und seine Fingerspitzen zucken, dann zieht er mich sehr bestimmend in seine Arme und umarmt mich ganz fest, „es tut mir leid. Ich habe dir nicht wehtun wollen.“

 

Beinahe vergesse ich zu atmen, weil ich mich an keine Situation erinnere, in der Bastian mich umarmt hat. Also, anders umarmt als mich neckend in den Schwitzkasten zu nehmen oder als Kind in den Pool zu schmeißen. Der Moment ist für uns beide... awkward, wie man es so schön sagt. Weil Bastian zumindest nach Außen nicht so der Gefühlsmensch ist und wir uns eigentlich mehr zanken als alles andere. Trotzdem tut es unwahrscheinlich gut, nicht nur seine Arme zu spüren, sondern auch seine Entschuldigung, die mich schwer schlucken lässt.

 

Ich erwidere die Umarmung etwas unsicher, ungelenk, drücke Bastian aber dann ganz fest und spüre, wie mir etwas leichter ums Herz wird.

 

„Mir auch.“, flüstere ich ganz leise und schmiege meinen Kopf einen Moment an seine Brust. Es ist seltsam, diesen Moment brüderlicher Einigkeit zu teilen weil es etwas ist, das wir nie tun... Bastian zieht mich schon seit immer auf und das einzig nette, was er zu mir sagt besteht aus Sätzen, die nicht Giftzwerg oder Grottenolm beinhalten.

 

Er strubbelt mir lachend durch die Haare, was ich mit einem maulen kommentiere, dann lassen wir uns los und ich schmolle, weil dieser eigentlich schöne Moment schon wieder vorbei ist. Ich sags ja immer wieder: Bastian ist der fieseste Bruder überhaupt. Aber weil er mein einziger Bruder ist, muss er ja alle Rollen spielen. Die des gemeinsten Bruders überhaupt und die des besten auch. Letztere Rolle scheint ihm meistens nicht so ganz gut in den Kram zu passen wie erstere.

 

Ich glaube, für den Moment ist diese Aussprache mit Bastian okay und mehr kann und sollte ich nicht erwarten. Es wird schon wieder Berg auf gehen und ein klein wenig fühle ich auch wieder das geschwisterliche Band zwischen uns.

 

Naja, etwas holprig ist es schon noch und manchmal, glaube ich, wirkt mein Bruder etwas abwesend. Wenn ich so zwischen den Zeilen lese, dann... hat mir Bastian doch gerade seinen Segen gegeben, oder? Das verwirrt mich ziemlich, weil seine Reaktion in dem Moment ja doch sehr heftig und... eindeutig war? Vielleicht ist das ja auch nur der Schock gewesen.

 

Nicht, dass das jetzt noch irgendeinen Unterschied macht.

Denn am Ende hat Noah halt mit Frank geschlafen und ich verstehe wirklich nicht wieso. Das will einfach nicht in meinen Kopf. Ich meine: er hat doch selbst am eigenen Leib erfahren, wie das ist, betrogen zu werden. So krank kann man doch nicht sein, dass man diesen Fehler auch noch nach macht, oder?

 

Leider habe ich keine Ahnung, was in Noahs Kopf vor sich geht. Vielleicht ist das aber auch ganz gut so. Ich will es, wenn ich ehrlich bin, auch gar nicht wissen. Jedenfalls nicht im Moment, weil es doch noch irgendwie weh tut. Das wird morgen zwar nicht besser sein, aber wenigstens habe ich dann mal eine Nacht über diese Info geschlafen.

 

Was mir das nun bringen soll, ist mir nicht so wirklich klar.

 

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Eine Woche vor Weihnachten sind Hannah und ich im Horizon verabredet. Also, eigentlich sind wir alle verabredet: meine beste Freundin und ihr Freund, dessen bester Freund und Freund und Maxi. Wenn ich so darüber nachdenke, ist das wirklich eine lustige Kombination. Und jeder kennt jeden, so irgendwie. Klein ist die Welt. Ich glaube, ich habe irgendwo mal gelesen, dass sich alle Menschen auf dieser Welt über sieben weitere Personen kennen. Das kann ich aber nicht belegen oder dergleichen, aber in unserem Fall ist es schon amüsant, wenn ich das so sagen darf.

 

Jedenfalls, weil ich ja quasi frisch gebackener Single bin und damit auch soweit gut klar komme, habe ich mich extra in Schale geworfen. Körperbetonte, knappe Kleidung, die genau die richtige Menge an Haut zeigt. Haarstyling, das von Hannah hätte sein können und ich habe ein Lippen Peeling benutzt, weshalb ich jetzt eine einladende Knutschschnute habe. Rote Lippen wie Schneewittchen. Ich finde, ich sehe zum Anbeißen aus.

 

Wir treffen uns vor dem Eingang, wo meine lustige Crew an Freunden bereits auf mich wartet und lautstark begrüßt, was mir etwas peinlich ist. Allerdings auch nur mir. Hannah ist die einzige, die mich umarmt und küsst – auf die Wange, aber dennoch ist sie die einzige. Alle anderen drücken mich nur kurz, dann gehen wir rein, bringen unsere Mäntel und Jacken zur Garderobe und stürzen uns auf die Bar. Nachdem wir alle was zu trinken haben, mischen wir uns unter das Partyvolk und genießen den Abend. Ich tanze mal mit Hannah, mal mit Maxi, dann tanzen wir alle zusammen, bis Jules mir mit dem Ellbogen in die Seite boxt. Seine Lippen sind meinem Ohr viel zu nah, als er gegen die Laute Musik anspricht.

 

„Der Typ da vorne starrt dich die ganze Zeit an!“

 

Er deutet in die entsprechende Richtung, schräg links von uns und ich folge seinem Fingerzeig mit meinen Augen. Da steht tatsächlich ein Typ, ich tippe mal mein Alter, vielleicht auch ein bisschen älter. Schwarze, wild gestylte Haare mit türkisen Strähnen, wenn ich das richtig sehe. Gekleidet ist er in schwarz und löchrig und eng, ein paar Silberkettchen hier und da. Über die Menge hinweg schenkt er mir ein freundliches Lächeln und, wow, das steht ihm ganz ausgezeichnet. Er prostet mir mit einer Flasche Bier zu, während er davon trinkt und mich nicht aus den Augen lässt.

 

Jules boxt mir schon wieder in die Seite.

 

„Wenn du heute nicht alleine schlafen willst... der teilt sicher gerne das Bett mit dir!“

 

Der Punk trollt sich, was ich sehr willkommen heiße, allerdings dann überlegen muss, was ich jetzt tun soll. Kann den armen Jungen ja nicht einfach stehen lassen, nachdem wir schon Blickkontakt hatten, oder? Außerdem spricht ja nichts dagegen, sich nett zu unterhalten.

Ich tanze dennoch erstmal filigran rüber zu Hannah und teile ihr mit, dass ich eventuell jemanden kennen lernen werde. Sie sieht mich entgeistert an und scheint im ersten Moment protestieren zu wollen, nickt mir dann aber aufmunternd zu.

 

„Erzähl mir später alles!“

 

Falls es überhaupt irgendwas zu erzählen geben wird. Ich nicke trotzdem ganz brav, besorge mir ein neues Bier und mache mich auf die Suche nach dem Unbekannten, den ich bald schon wiederfinde. Er schenkt mir ein strahlendes Lächeln, als er mich auf sich zukommen sieht. Etwas größer als ich ist er, aber mindestens genauso schlank. Er hat ein paar silberne Ohrringe im rechten Ohr, so aus der Nähe sehe ich auch das vertikale Labret Piercing. Er hat eine schöne, volle Unterlippe, die von dem Piercing hübsch in Szene gesetzt wird.

 

„Hi.“, begrüßt er mich und seine Stimme klingt angenehm tief, ruhig und völlig entspannt.

 

„Hey.“, grüße ich zurück und habe nervöses Magenkribbeln. Wieso bin ich hier? Wieso hat Jules mich auf diesen zugegeben hübschen Typen hin gewiesen? Wieso finde ich ihn hübsch, attraktiv, wieso will ich mich überhaupt mit ihm unterhalten?

 

„Ich bin Jonas. Und du bist...?“

 

„Konstantin.“

 

Wir reichen uns die Hände, wobei er meine etwas länger als nötig festhält.

 

„Und bist du alleine hier, Konstantin?“

 

Wie der mich anguckt...

 

Ich nicke.

 

Jonas lächelt, hebt seine freie Hand und streicht mir eine Haarsträhne aus den Augen. Seine Berührung, so klein und zart sie auch ist, sendet einen Stromschlag durch meinen Körper. Also, es fühlt sich so an. Ich spüre seine Berührung so deutlich, als hätte mir jemand Eiswasser über die Birne gekippt.

 

Einen Moment später küssen wir uns, was an sich eine schöne Sache ist, sich mit Jonas aber irgendwie falsch anfühlt. Der Kuss ist schön, zunächst sehr sanft und süß, dann etwas wilder, aber irgendwas stimmt nicht. Es kickt einfach nicht, ich habe kein Herzklopfen, in meinem Kopf drehen sich die Gedanken darum, ob ich noch Hausaufgaben für die nächste Woche aufhabe, oder ob wir in der letzten Woche vor den Weihnachtsferien nichts mehr machen. Keine Ahnung. Eigentlich sollte ich das wissen, schließlich bin ich heute erst noch in der Schule gewesen.

 

Oh Mann.

Mir ist das alles zu viel.

 

„Sorry, ich kann nicht.“, entschuldige ich mich und lasse einen ziemlich verwirrten, ziemlich hübschen Jungen, der mich sehr wahrscheinlich abschleppen wollte, einfach stehen. Ein bisschen stolz bin ich schon, immerhin habe ich es geschafft, mich selber aus dieser Situation zu befreien. Warum ist mir allerdings ein Rätsel, denn jetzt kann ich ja eigentlich los ziehen und Spaß haben.

 

Ich genieße mein Bier, während ich mir die Tanzenden vom Rand aus angucke. Irgendwo in der Menge kann ich Hannahs rote Mähne ausfindig machen, einmal erkenne ich Lars. Die beiden sind so unfassbar süß zusammen. Und es ist irgendwie sehr spannend, den ungewöhnlich vernünftigen Lars hier im Horizon so abgehen zu sehen.

 

„Konstantin!“, zischt es plötzlich leise in mein Ohr und ich drehe mich um, blicke Maxi an, der gehetzt von einer Seite zur anderen schaut. Was hat der denn für ein Problem?

 

„Alles gut bei dir?“

 

„Jaja... hast du ihn gesehen?“

 

„Wen gesehen?“

 

Maxi stiert mich an.

 

„Hör mal, ich hab damit nichts zu tun und... Noah ist hier.“

 

Mir wird schwindelig. Und schlecht. In meinen Ohren rauscht es, meine Beine zittern, ich muss das Bier fest umklammern, bevor es mir noch aus der Hand fällt.

 

„Wo?“, frage ich blödsinnig und schaue mich um, kann ihn aber nicht sehen. Schade. Zum Glück. Verdammt, dieser blöde Penner soll endlich aus meinen Kopf verschwinden!

 

Maxi macht eine Kopfbewegung nach rechts. Ich folge seiner Deutung und scanne die Menschen nach Noah ab, kann ihn aber nicht sehen. Ist vielleicht auch besser so.

 

„Ich geh mal zu Hannah.“

 

Da angekommen, kläre ich sie kurz über die jüngsten Ereignisse auf. Sie sieht... sehr schuldbewusst aus. Sie kaut auf ihrer Unterlippe herum, schaut zu Lars, dann zu mir...

 

„Konsti, es tut mir leid, ich... ich habe ihm geschrieben, dass wir heute hier sind.“

 

Mir fällt gleich mein Bier aus der Hand!

 

„Was?“

 

Noch so eine blöde Frage aus meinem Mund und ich schreie!!

 

„Ich habe Bastian nach seiner Nummer gefragt und... naja, ich dachte, so könnt ihr euch mal aussprechen?“

 

Meine beste Freundin hat den Schuss doch nicht mehr gehört! Hat sie vergessen, was dieser blöde Kerl mir angetan hat?! Ich krieg echt zu viel. Lars sieht mich mitfühlend an.

 

„Möchtest du lieber gehen?“, erkundigt er sich lieb und schaut auch zu Hannah, die mich kaum angucken kann. In jeder anderen Situation wäre ich ihr dafür dankbar gewesen, aber jetzt?

 

„Nein“, entscheide ich und fasse einen Entschluss, „ich gehe das jetzt mal eben klären, dann komme ich wieder. Bis gleich.“

 

Lieber ein Schrecken mit Ende als ein Schrecken ohne Ende, nicht wahr?!

Mein Bier trinke ich schnell leer, vielleicht, weil ich mir auch ein klein wenig Mut antrinken muss, stelle es wahllos auf einen der Stehtische woran sich keiner der Gäste stört und suche den Club ab, gehe in die Richtung, in die Maxi gedeutet hatte. Es dauert nicht lange, bis ich Noah tatsächlich finde. Er steht etwas abseits, tanzt nicht und trinkt auch nichts. Seine Arme sind vor seiner Brust verschränkt, sein Styling ist vollkommen nichtssagend. Jeans, Tshirt, die Haare nur ein wenig zurecht gemacht. Das ist keins seiner sonst sehr modischen Outfits. Er sieht aus, als hätte er sich nur schnell irgendwas über gezogen.

 

Ich folge seinem Blick in die Menge und bin etwas entsetzt, als ich Jonas in direkter Blickrichtung ausfindig mache. Au scheiße. Ein Blick zu Noah... er sieht aus, als würde er Jonas den Kopf spalten wollen. Ob er uns gesehen hat? Ach und wenn schon. Was solls? Ist ja nicht mehr sein Bier.

 

Lässig schlendere ich zu ihm rüber, als er mich bemerkt, wandern seine Augen von oben nach unten und zurück über meinen Körper.

 

„Hi Noah.“, begrüße ich ihn ganz neutral und bleibe auf höflicher Distanz von ihm entfernt stehen. Wenn er es bemerkt, so lässt er es sich nicht anmerken. Er lächelt mich an – vielleicht etwas zurückhaltend, aber das kann ich mir auch einbilden.

 

„Hey“, grüßt er mich zurück, „wie geht es dir?“

 

Das weiß ich nicht, wie mir gerade bewusst wird.

Ich weiß nicht, wie es mir geht. Ich weiß nicht, ob ich Noah gerade küssen oder ihm meine nicht mehr vorhandene Bierflasche um die Ohren knallen möchte. Ich weiß nicht, ob ich ihm verzeihen kann oder ob es das mit uns gewesen ist. Er hat Frank nicht verziehen und sich von ihm getrennt. Wieso sollte ich in irgendeiner Form anders reagieren? Ungeschehen kann er es ja ohnehin nicht mehr machen und eine Entschuldigung gibt’s dafür ja sowieso nicht.

 

„Gut.“, lüge ich trotzdem und zucke nur leicht mit den Schultern. Was soll ich auch darauf antworten?

 

Noah lächelt gequält.

 

„Können wir reden?“

 

Ich glaube, ich lach mich gleich kaputt!

 

„Das tun wir doch gerade.“

 

Er seufzt... was ein wenig genervt klingt.

 

„Ohne hundert andere Menschen, ohne Discolicht und wummernder Musik.“

 

Warum ich mit ihm mit nach draußen gehe ist mir auch ein Rätsel. Es ist nämlich sau kalt und ich bin nicht passend gekleidet, um hier draußen ein ernstes Gespräch mit meinem Ex zu führen. Verschränke meine Arme vor der Brust, damit ich nicht so sehr frieren muss. Helfen tut es natürlich nicht.

 

„Also, was gibt’s?“, frage ich und wippe ein wenig mit den Füßen auf und ab, weil ich hoffe, dass mir dadurch wärmer wird. Wird es nicht.

 

„Konstantin, du weißt genau, was es gibt. Es tut mir leid, was vorgefallen ist. Es tut mir leid, dass ich dich ignoriert habe. Für die Sache mit Frank gibt es keine Entschuldigung.“

 

Wenigstens darin sind wir uns einig, das muss ich ihm zumindest schon mal anrechnen.

 

„Okay, habe ich zur Kenntnis genommen. Sonst noch was?“

 

Dieses Mal werde ich es ihm nicht so leicht machen. Also, was heißt hier leicht machen... es ist Schluss. Aus und vorbei. Ich will nicht mehr mit Noah zusammen sein. Und ich liebe ihn auch nicht mehr.

 

Jedenfalls versuche ich, mir das so glaubhaft wie möglich einzureden.

 

„Ich würde das gerne wieder in Ordnung bringen. Das mit uns.“

 

Ich muss jetzt standhaft bleiben. Es kann nicht sein, dass ich sofort einknicke, wenn es um Noah geht!

 

„Nenn mir nur einen guten Grund, wieso ich dem zustimmen sollte. Du hast Frank ja auch keine zweite Chance gegeben.“

 

„Die Sache mit Frank war ja auch eine andere.“

 

„Trotzdem hast du fremdgevögelt, Noah. Du hast genau das getan, was Frank getan hat, ganz gleich, wie es da um eure Beziehung gestanden hat. Kannst du dir auch nur im Ansatz vorstellen, was für ein Gefühl das ist? Jeden Tag habe ich versucht dich zu erreichen. Jeden Tag habe ich mir die Augen aus dem Kopf geheult, weil Bastian nicht mehr mit mir gesprochen hat, meine Eltern die ersten drei Tage kein Wort mit mir gesprochen haben und mein Freund mich vollkommen ausgesperrt hat. Als wäre ich ein kleines Kind, dass man auf sein Zimmer schickt, während die Erwachsenen weiter Party machen.“

 

Eins muss ich Noah lassen... er sieht wahnsinnig ehrlich aus. Er lügt mich nicht an, ich kann genau sehen, dass es ihm wirklich leid tut. Das ist ein kleiner Trost, trotzdem tut alles andere viel zu sehr weh. Und das tut auch mir weh, weil ich eigentlich sehr gerne eine Versöhnung hätte, wie mir gerade bewusst wird. Aber ich kann das nicht. Vielleicht ist es doch noch zu frisch. Das ich das V-Wort benutzt habe, stört mich in diesem Zusammenhang auch gar nicht. Noah scheinbar auch nicht.

 

„Ich habe dir nicht wehtun wollen, das musst du mir glauben. Es ist... ich war völlig überfordert und habe daheim Sachen aussortiert, die ich noch von Frank hatte. Ich hatte ihm geschrieben, dass er sie sich abholen kommen kann. Das wir... das war nicht geplant. Es ist einfach passiert und ich habe nicht nachgedacht.“

 

„Ich will das nicht hören.“, bin ich mir sehr sicher und kriege die Bilder nicht aus meinen Kopf. Hat Noah ihn... oder Frank ihn...? Ist Noah mit ihm auch so zärtlich gewesen wie mit mir? Oder war es nur eine schnelle Sache? Schneller Sex, wie ich ihn vermutlich mit Jonas hätte haben können?

 

„Und ich will nicht nochmal sehen müssen, dass du andere Jungs küsst.“

 

Scheiße, er hat Jonas und mich gesehen.

 

„Das ist ja wohl meine Sache.“

 

„Nicht, solange wir noch zusammen sind.“

 

Also das ist ja...!

 

„Wenn ich mich recht entsinne, habe ich mit dir Schluss gemacht.“

 

Noah kommt einen Schritt auf mich zu, sein ihm eigener, mir ganz bekannter Duft steigt mir in die Nase. Meine Knie werden weich. Nicht nachgeben, rede ich mir ein und weiche Noahs Blick aus.

 

„Ja, du sagtest so was, von wegen ich könne dich mal und du wärst fertig mit mir. Ich bin aber noch nicht fertig mit dir.“

 

Eine seiner Hände streichelt über meine Schulter, schiebt sich in meinen Nacken. Ich kann mich nicht bewegen. Ein Teil von mir will, dass er mich küsst, ich will ihn küssen, der andere Teil will weg rennen und nie wieder zurück kommen. Das geht so nicht. Mein Herz schmerzt viel zu sehr, als das ich ihm einfach so verzeihen könnte.

 

„Noah...“, will ich protestieren, doch all meine Gegenwehr zerbröselt zu Staub, als er mich küsst. Ganz zart nur, ohne mich zu bedrängen, aber seine Lippen liegen auf meinen, als wäre es das natürlichste auf der Welt. Scheiße. Scheiße, scheiße, scheiße.

 

Ich kralle mich in sein Tshirt und lasse mich von der Hand in meinem Nacken etwas näher ziehen.

 

Wir küssen uns, ähnlich wie mit Jonas zuvor, zunächst sehr sanft, langsam, beinahe schüchtern. Dann wird der Kuss inniger, wilder, genüssliche Laute verlieren sich zwischen unseren Mündern.

 

Dann schiebe ich Noah weg.

 

„Ich kann das nicht. Tut mir leid.“

 

Und dann renne ich weg, weil ich das so gut kann und weil es das einzig richtige ist. Ich renne ins Horizon, suche Hannah und muss nichts sagen. Sie versteht mich auch ohne Worte, umarmt mich ganz fest und streichelt meinen Rücken.

 

„Ich liebe ihn so sehr“, gestehe ich und halte mich an Hannah fest, „aber ich kann ihm nicht verzeihen.“

 

Ich spüre eine andere Hand an meinem Rücken, sie gehört zu Lars, der bei uns steht. Und dann ist da noch eine andere Hand und als ich aufschaue, sehe ich Maxi, der mich aufmunternd anlächelt. Dann umarmt er mich und Hannah.

 

„Lass dir Zeit.“, sagt er geheimnisvoll und während ich darüber nachdenke, dass ich wunderbare Freunde habe und mir die letzten sechs Monate wirklich viel zu viel waren und gleichzeitig alles gegeben haben, was ich mir jemals habe wünschen können, sehnt mein Herz sich so sehr nach Noah, dass es weh tut.

 

Mein Kopf ist anderer Meinung und findet, dass ich Abstand von Noah brauche.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Luiako
2018-10-08T02:25:55+00:00 08.10.2018 04:25
So! Nun habe ich es auch geschafft das Kapitel zu lesen und es sogar zu Kommentieren ^^
Es ist ein heftiger Tobak das Noah meinen kleinen Konsti ausgerechnet mit seinem Ex betrogen hat. Er ist nicht viel besser wie er selbst. Ich frage mich immer noch, was er sich dabei gedacht hat, denn das will mir einfach nicht in den Kopf *Kopf schüttelt*
Jedoch bin ich auch gespannt was er sich einfallen lässt, um seinen Konsti wieder zu bekommen!
Allerdings fand ich das klasse das sich Basti und Konsti ausgesprochen haben. Das brachte mich richtig zum schmunzeln, abgesehen vom anderen natürlich...
Ich hoffe ja irgendwie das beide ein Happy End bekommen, allerdings, da ich Konsti verstehen kann, würde ich auch ein Nicht Happy End akzeptieren.
So ich warte nun mal gespannt was du noch geplant hast und wie es im Endeffekt Enden wird...

Also bis zum nächsten mal ganz Liebe Grüße

Luu^,~
Antwort von:  eulenkueki
08.10.2018 18:56
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar!
Ja die Sache mit Noah und seinem Ex und das er Konstantin genau dasselbe antut ist halt wirklich *sehr* bescheiden... aber ich denke, die beiden werden das schon wieder hinkriegen. ;) Wäre ja wohl kolossal unfair, würde es für Konstantin nach all den langen Jahren kein Happy End geben :D

Ich freue mich, dass du weiterhin dabei bist!
Antwort von:  Luiako
08.10.2018 21:41
Eben sehe ich auch so. Deswegen hoffe ich ja sehr, das es ein Happy End geben wird.
Wie gesagt ich bin schon ganz gespannt, was du zaubern wirst. Aber schade das die FF bald zu ende sein wird. v.v
Antwort von:  eulenkueki
09.10.2018 17:57
Ich würde auch gerne noch so viel mehr schreiben, aber ich denke, dass wir die Truppe auch irgendwann ihr Ding machen lassen sollen. ;)

ABER, und das darf an dieser Stelle verraten werden: in meinem nächsten Projekt, das ich bereits begonnen habe, wird es mit dem ein oder anderem ein Wiedersehen geben... ;)
Antwort von:  Luiako
09.10.2018 18:17
Huh da bin ich aber schon ganz gespannt, was du schönes geplant hast. Aber ja du hast recht, irgendwann ist immer eine FF vorbei, ich kenne es ja bei mir selbst zu genüge ^^

Also ich warte dann ganz brav auf mehr ;)
Von: abgemeldet
2018-10-07T12:05:34+00:00 07.10.2018 14:05
Mom treibt Dad dazu an, die tonnenschweren Tragetaschen ein bisschen schneller rein zu tragen weil es draußen arschkalt ist und sie nicht will, dass das Haus auskühlt. 
-> wieso erinnert mich das grad kolossal an meine eigenen Eltern? XD

Oskar steckt überall seine Nase rein.
-> typisch Hund :"3

„Ich bin schwul.“, stelle ich diese Tatsache mal klar, wo wir alle so schön in der Küche stehen und scheinbar sonst nichts zu bequatschen haben. Paps fällt gerade eine Packung Nudeln aus der Hand, die von Oskar direkt fleißig beschnüffelt, dann aber für uninteressant befunden wird. Mom hält sich an der Küchenzeile fest, Bastian sieht aus, als würde er am liebsten nach dem Messerblock greifen und mir alle davon in den Körper jagen wollen.
-> ein Hoch auf einen einträchtigen Familienabend an Bastis Geburtstag!

„Wir haben es gehört. Wenn du dann jetzt deine Klappe halten könntest, da stehen noch Sachen, die weg geräumt werden müssen.“
-> hach, das ist Geschwisterliebe... Man beachte die Rahmensituation, wohlgemerkt: gerade eben hatte Basti Konsti noch lynchen mögen...

Oskar springt Bastian an und bellt fröhlich herum, weil er denkt, das ist ein lustiges Spiel. So doof kann doch keiner sein!
-> ich bleibe dabei, Hund eben...

Oskar hat inzwischen angefangen zu bellen, aber keiner beachtet ihn, was ihn wohl unheimlich frustriert.
-> der arme Oskar! Hört auf, seine Gefühle zu verletzen ;___;
Ist ja nicht so, als wäre da gerade nicht Polen offen... O.o;

Noah fickt mich nicht, verdammt nochmal, wir schlafen miteinander!“
„Am Ende steckt sein Schwanz in deinem Arsch, egal wie man es nennt.“
-> *räusper*

Ich gebe zu, das ist ganz schön viel zu verdauen, aber... denken denn hier alle nur an sich? Was ist mit mir?
-> wenn ich mal dezent anmerken darf: Konsti tut in dem Moment ja auch nichts anderes...

Mir wäre ja auch bis vor ein paar Monaten keiner eingefallen, weil ich nämlich bis auf Maxi (und Jules und Lex) keine anderen Jungs kenne, die auch auf Jungs stehen. 
-> eins, zwei, drei - das ist Konsti-Logik xD

Und Oskar zählt sowieso nicht.
-> also das ist nun aber wirklich unfair dem armen Oskar gegenüber! ;___;

Oder guckt sie nur auf facebook? Ja, meine Eltern sind da auch... wir sind eine sehr medienaffine Familie.
-> DAS finde ich wiederum echt cool~

Mom wird rot, was eine sehr interessante Erfahrung ist und für einen Moment genieße ich es, dass sie sprachlos ist und mit der Situation überfordert. Allerdings auch nur für einen Moment, denn wenig später höre ich die Haustür und Dad, der aus dem Flur heraus eine allgemeine Begrüßung ruft. Scheiße, meine Coolness macht sich gerade aus dem Staub und lässt mich einfach stehen.
-> vom Regen in die Traufe. Geht's Konsti nicht ständig so? Der arme Kerl...

Er nickt mir zu und macht sich einen Kaffee... er sieht aus, als würde er eher einen Whisky oder dergleichen brauchen.
-> dazu hätte wohl keiner von den dreien nein gesagt...

Ich weine direkt noch hemmungsloser weiter und lehne meinen Kopf an seine Schulter, die ich großzügig mit Tränen und vermutlich etwas Schnodder durchtränken darf.
-> uäääh, Schnodder ist so ein... schnodderiges Wort ;A;

Und meine Laune wechselt von am-Boden-zerstört-sein zu rasend-vor-Wut und scheiße-ich-hätte-mir-Noah-aus-den-Kopf-schlagen-sollen hin und her. 
-> au, die Formulierung ist genauso passend chaotisch wie das, was sie inhaltlich beschreibt =A=; passt aber sehr gut!~

ich weiß gar nichts. Nur, das er scheinbar noch lebt, Whats App sei Dank, da kann man immerhin sehen, wann jemand zuletzt online war. Bin ja froh, dass Noah das nicht ausgestellt hat.
-> ja, social Media kann einen da fertig machen... Ich hab das ausgestellt und fühl mich echt wohler damit. Hätte einer von den dreien besser auch mal getan...

„Danke, dass Sie mitspielen. Sie sind wunderbar. Falls wir uns nie wieder sehen sollten, hoffe ich, dass sie ein schönes Weihnachtsfest haben werden.“
-> ich lach mir den Arsch weg xDD Konsti ist so genial, wer kommt auf so ein schmales Brett, wenn nicht er?! //D

Ich will wissen, wieso Frank hier ist, wieso er quasi nackt aus Noahs Dusche kommt und wieso mein Freund so verflucht ertappt aussieht.
-> Grande kacke...

Gerade ist mir wirklich alles egal und dank Maxi und Jules weiß ich ja, wie das geht.
-> ein Hoch auf die Nachhilfestunden in Sachen Schlagfertigkeit!

Sternchenarmee-Blech 
-> wunderbare Formulierung <3

Als ich nach den Ausstechförmchen gesucht habe, habe ich die Herzen ganz schnell wieder zurück in die Dose geschmissen, in der ich sie gefunden habe. Außerdem sind Sterne doch was tolles, wie ich finde. Passen wenigstens zur Winterzeit.
-> das ist Konsti, wie er leibt und lebt :)

Um Oskar auszublenden, stelle ich ein bisschen Musik an und klicke das schlimmste Weihnachtslied der Geschichte schnell weg, als es los läuft. Blöde Weihnachtsplaylist.
-> boah nee, das hasse ich auch total... Und dann auch noch in.der Situation, in der Konsti gerade steckt, wäre mir nach Heulen zumute...

Vielleicht hätte ich ja etwas Rattengift rein mischen sollen... da ich Noah aber keine Plätzchen backe, musste das Rattengift im Schrank bleiben.
-> na, da ist aber einer sickig auf die Beiden... Aber ist es normal, Rattengift im Schrank zu haben? O.o;

Dann muss ich nämlich nicht an diese völlig beschissene Situation denken, die ja nicht mehr beschissen ist, weil eh alles vorbei ist.
-> und wieder einmal diese Konsti-Logik... D;

Das wird der wenige spaßige Teil, weil ich dabei nämlich super akribisch und genau bin und das länger dauert, als die blöden Plätzchen einfach nur zu backen.
-> echt jetzt? So pedantisch hätte ich Konsti jetzt nicht eingeschätzt...

Er nennt mich Grottenolm – es muss ernst sein. 
-> dass man Konsti so schnell damit festnageln kann... ^^;

Ich bin so geschockt, dass ich zusammenzucke, weil... ja, was? Weil ich fürchte, er ruft gleich Verarscht! Und prügelt mich halb tot?
-> also Konsti ist ja schon dezent paranoid... O.o;

Also, eigentlich sind wir alle verabredet: meine beste Freundin und ihr Freund, dessen bester Freund und Freund und Maxi.
-> so, und jetzt bitte nochmal von vorne xD

Der Punk trollt sich
-> da hab ich Jules jetzt als kleinen roten Kobold vor Augen - so ganz klassisch mit Teufelshörnchen und Dreieckschwanz ;P

dass ich eventuell jemanden kennen lernen werde.
-> ist das Futur III oder so? XD

Es kickt einfach nicht, ich habe kein Herzklopfen, in meinem Kopf drehen sich die Gedanken darum, ob ich noch Hausaufgaben für die nächste Woche aufhabe, 
-> Mensch, ist das abtörnend //D das tut ja beinahe weh beim Lesen...

Und es ist irgendwie sehr spannend, den ungewöhnlich vernünftigen Lars hier im Horizon so abgehen zu sehen.
-> na, da wäre ich aber auch gern dabei gewesen ;D

„Wo?“, frage ich blödsinnig und schaue mich um, kann ihn aber nicht sehen. Schade. Zum Glück. Verdammt, dieser blöde Penner soll endlich aus meinen Kopf verschwinden!
-> the duality of men...

Und dann renne ich weg, weil ich das so gut kann
-> ach Mann, der Junge tut mir gerade einfach nur so leid... ;___;

____________

Puh, deine Kapitel sind immer sehr lang und es passiert eine ganze Menge, weshalb ich gar nicht so recht weiß, wo ich anfangen soll ^^;
Also, dann ist da natürlich die Bombe mit Konstis Geständnis vor der versammelten Family. Dass das eine Riesenkatastrophe nach sich ziehen würde, war ja schon klar. Ich find's aber Klasse, dass die Wagners ihrem jüngeren Sohn gegenüber so tolerant sind und ihn nicht verstoßen. Vielleicht hatten sie sich durch Noah als Dauergast, der ja auch schwul ist, mit der Existenz solcher Vorlieben schon abgefunden - dass auch Konsti diese Schiene einschlägt, hat sie wohl auch erst einmal erschreckt, aber sie sich dann doch schnell wieder besinnen lassen. Viel mehr shocking war wohl eher, dass ausgerechnet Noah Konstis Auserwählter ist... Na, ich find's jedenfalls Klasse, dass sich vor allem beide Elternteile so tolerant zeigen und zumindest dieser Rückhalt für Konsti gesichert ist.
Überraschender war Bastis Reaktion. Dass der nach einer Weile des Nachdenkens zu seinem Bruder steht und stattdessen über seinen (ehemals?) besten Freund herzieht, ist schon krass... Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Beiden eher Seelenverwandte statt 'nur' best buddies sind.
Also, Glück für Konsti, Pech für Noah. Denn der kommt in diesem Kapitel echt nicht gut weg... Einerseits, weil er durch sein Schweigen gegenüber Basti über sein Verhältnis mit Konsti ihr Vertrauen schon arg in Mitleidenschaft gezogen hat. Da kann ich Basti echt gut verstehen. Und von Frank brauche ich erst gar nicht zu reden... Das fanden wir alle ja wohl Grande Kacke, und wir hätten Noah wohl nicht zugetraut, dass er so eine Scheiße abzieht. Da hat Konsti völlig recht, dass er keinen Deut besser ist als sein Ex - ich wäre an Konstis Stelle auch sehr verletzt und würde Schluss machen.
Doch wie verzweifelt muss Noah gewesen sein, dass er über Frank herfällt? Ich will ihn eigentlich nicht in Schutz nehmen, und ich find Sachen ausschweigen echt kacke - doch im Prinzip sehen wir an einem solchen Verhalten, zu was Menschen im Zustand äußerster Verzweiflung fähig sind. Basti schlägt Noah, Noah greift sich seinen Ex - wahrscheinlich, um sich über die vermeintlich gebrochenen Bande zweier sehr wichtiger Menschen in seinem Leben hinwegzutrösten. Da tut mir Noah ein Stück weit tatsächlich leid - was sein abweisendes Verhalten Konsti gegenüber jedoch nicht entschuldigt. Dass er zumindest bei Basti angekrochen gekommen ist, rettet sein Ansehen zur Hälfte. Doch an Bastis Stelle hätte ich Noah auch erstmal ignoriert - zumindest so lange, wie ich mich mit meinem kleinen Bruder und vor allem mit mir selbst noch nicht wieder arrangiert hätte.
Und dann Noahs Offensive im Club... Ich find's ja ein Stück weit respektlos und egoistisch, dass er Konsti einfach küsst. Ich mein; hallo, du hast dem Kerl das Herz gebrochen, Herr Faber! Das klebt man nicht einfach mit ein wenig Knutscherei wieder zusammen. Ich hätte es besser gefunden, wenn er Konstis Abweisung respektiert hätte - denn genau das macht meiner Meinung nach eine vernünftige Beziehung aus: Die Wünsche des anderen zu akzeptieren. Aber so ist Noah nun einmal: Lieber handeln statt reden - das haben wir zu Anfang der Beziehung der Beiden gesehen, und jetzt geht's so weiter. Noah macht wohl einfach nicht viele Worte - und das fällt ihm vor die Füße, als er sich Konsti gegenüber ausschweigt.
Also, dieses Kapitel definitiv keine Pluspunkte für Noah!

Aber in diesem Zusammenhang muss ich direkt mal lobend anmerken, dass du es schaffst, eigentlich jeden Charakter (außer Hannah, glaube ich) zumindest einmal als Arsch dastehen zu lassen. Basti macht sich durch den Schlag gegen Noah bei uns unbeliebt, Noah schweigt sich aus, Frank ist ja sowieso unten durch (spätestens seit diesem Kapitel), Jules war das böse Flittchen in der Story um Frank, Maxi vögelt sich auch durch die Gegend und wirft Konsti zunächst zweifelhafte Blicke zu... Lars ist (noch) zu viel Nebenperson und eigentlich zu harmlos, um irgendwie negativ aufzufallen - aber selbst die Wagners sind böse, als sie Konsti Hausarrest erteilen und ihn wegen der Kiste um Basti zunächst auch ignorieren.
Tja, und selbst Konsti kann (mich zumindest) manchmal einfach nur den Kopf schütteln lassen. Ich hab oben ein Zitat kommentiert, wo ich sage, dass er ein Stück weit sich selbst zu sehr in den Mittelpunkt stellt. Klar, er ist tatsächlich der Dreh- und Angelpunkt in der Dreiecksbeziehung, und ein Stück weit hat er Recht, wenn er sagt, jeder denkt nur an sich. Aber das tut Konsti eben auch ganz stark - und somit sind alle irgendwie unglücklich.
Was aber nichts daran ändert, dass er trotzdem unser liebster Prota bleibt und ich voll und ganz zu ihm stehe und mitfieber ;)

Ich fand die Klingelaktion aber sehr intelligent! Und dass der Postbote mitspielt ist auch echt Klasse :)
Und Hannah hat dieses Kapitel auch wieder satt Pluspunkte als beste Freundin kassiert :) was wäre Konsti nur ohne die Gute...
Aber dass Konsti sich nicht mit einem schnellen Flirt ablenken kann, deutet ja an, dass da doch noch was im Busch sein wird mit Noah und den wahren Gefühlen. Ich bin da echt mal gespannt, wie das alles im letzten Kapitel noch zueinander finden wird - wird es aber, davon bin ich fest überzeugt! Wenn das in diesem Kapitel schon mit Basti und Konsti funktioniert hat, dann wird das auch bei Konsti und Noah und hoffentlich auch bei Basti und Noah. Und was es sonst noch alles abzuschließen gibt ;)
Aber tolles Kapitel wieder einmal, großes Lob! (:
Antwort von:  eulenkueki
07.10.2018 15:20
WOW, vielen Dank für den tollen Kommentar! Der hat irre viel Spaß gemacht zu lesen und ich mag es auch total, wie du Lieblingsstellen noch weiter kommentierst - da muss ich mal direkt drauf eingehen. ;)

"Grande Kacke" ist mal eine absolut sagenumwoben geile Bezeichnung für... grande kackige Situationen. Den Begriff kannte ich noch nicht - und wird definitiv Einzug in einer Story finden, das verspreche ich dir! ;) (Inklusive Danksagung!)

Zum Rattengift: ich glaube, die haben so was, habe mir aber nie Gedanken drüber gemacht. Im Küchenschrank wäre ein bisschen doof wegen Oskar, der würde vermutlich denken, er habe ganz besondere Leckerlies gefunden... na, den Garten habe ich mir jedenfalls immer super gepflegt vorgestellt und Lisa als eine sehr ordentliche und penible Frau, da darf der Garten natürlich nicht schlechter als in Schöner-Wohnen-Mein-Garten Magazinen aussehen. ;)

Ich versuche im Word Dokument immer zwischen 16 - 20 Seiten zu haben, das jetzt hatte tatsächlich 26 Seiten, weil ich einfach irgendwie alle Dinge irgendwie unterbringen wollte / musste. Der Anfang der Story war doch sehr langatmig und hat mich nach hinten raus, wie ich so im Nachhinein feststelle, etwas ins Schwitzen gebracht. Das hätte ich vielleicht doch anders lösen können, aber für meine erste Story seit Jahren ist das doch nicht ganz so schlecht würde ich behaupten! xD

Das Noah beim Club Besuch Konsti küsst, war genau geplant, eigentlich, um zu zeigen, dass er es wirklich ernst meint und dieses Mal nicht "wegläuft" weil er zu viel Angst hat. Daher finde ich es super spannend, dass du als Leserin das ganz anders auffasst bzw natürlich auch andere Vorstellungen hast. Ich glaube ich selber bin zwiegespalten, weil ich schon sehen wollen würde, dass es jemanden ernst ist, aber auch den Raum und Zeit brauche, um die eigenen Gedanken zu sortieren.
Aber, tatsächlich, in diesem Kapitel gibts wohl von uns allen kein Foto für Noah!! (Daran musste ich unweigerlich bei den erwähnten Punkten denken, das war zu herrlich als diese Vorlage ungenutzt zu lassen!)

Ich weiß ja gar nicht, ob das so ein Kompliment ist, wenn man Arschloch-Charaktere hat, zeigt aber doch eine ziemliche Vorliebe von mir... je mehr negative Aspekte desto besser. ;) Und eben der beste Mensch hat seine Macken und dunklen Seiten. Die hat Hannah bestimmt auch. ;) Irgendwo.
Das Konsti natürlich denkt, dass keiner an ihn denkt, ist die ganz klassische Teenager-Blase, in der er wohl immer noch drin hängt. Da ist ja alles sagenhaft unfair und gemein. XD Danke, dass du trotzdem zu ihm stehst! Er weiß den Beistand sehr zu schätzen. <3

Danke für das Lob an diesem Kapitel! Ich hoffe, dass es am kommenden Freitag dann mit genauso viel Trommelwirbel empfangen wird, wenn es in die letzte Runde geht! Vorerst. Der Epilog ist ja auch gerade in der Bearbeitung (und ich habe tausend Versionen, weil ich mich für keine entscheiden kann, aber JETZT glaube ich die endgültgie Fassung habe) und wird das Ding hoffentlich dann auch rund machen. ;)
Antwort von: abgemeldet
10.10.2018 20:55
Ach was, kein Grund, sich zu bedanken! Es ist mir jedes Mal eine Freude und ich werde es echt vermissen, dich hier so ewig zuzutexten! Wirst du eigentlich nach dieser Geschichte etwas anderes schreiben? Ich würde mich nämlich freuen, irgendwann wieder von dir lesen zu dürfen - ich mag deinen Schreibstil total ;)

Freut mich, dass ich mit der 'grande kacke' ein wenig Input liefern konnte xD Ich weiß auch gar nicht, wo ich das aufgeschnappt habe, aber es ist irgendwie Teil meines Repetoires geworden ^^; Du ehrst mich allein mit dem Vorhaben, eine Danksagung darüber zu schreiben :"3 <3
Dafür nehme ich aus deiner Geschichte das 'sagenhaft unfair' mit. Das ist eine sagenhafte Beschreibung, wie ich finde, und dann auch noch so universell einsetzbar ;D

Also, wir haben jetzt kein Rattengift, aber wenn die Wagners so einen peniblen Garten haben, passt das wahrscheinlich gut ins Erscheinungsbild. Oder sie lagern es im Medizinschrank (wenn sie so etwas haben), damit Oskar dabei nicht draufgeht :0 Es passt auf jeden Fall gut in die Erzählsituation ;)

Also mich stört es nicht, wenn Kapitel in der Länge variieren, und dass es sich nach hinten hinaus zieht, ist auch ein häufiges Phänomen... *die Hand hebt* Aber besser etwas länger und alles geklärt, als mit offenen Fragen dazustehen, also alles gut :)

Also das mit Noahs Offensive kann ich schon verstehen und so habe ich es zuerst auch gelesen. Also, dass ihm dieses Mal tatsächlich etwas daran liegt und er deshalb so um Konsti bemüht ist. Aber da stimme ich dir und Konsti zu, ich würde auch erst einmal mehr Raum zum Verarbeiten brauchen. Und vor allem, weil der Kuss ja ohne Konstis völliges Einverständnis geschieht, finde ich Noahs Verhalten darauf bezogen etwas rücksichtslos und egoistisch. Mir persönlich ist es aber bei zwischenmenschlichen Verhältnissen grundsätzlich wichtig, dass man die Wünsche des anderen respektiert - und das hat Noah dieses Mal nicht getan, was ihm Minuspunkte in Sachen Ansehen einbringt. Aber vielleicht bewerte ich das auch einfach über und Konsti kann Noah das einfacher verzeihen als ich es könnte...
Haha, damit wäre Noah dann wohl ausgeschieden... Hoffe ich mal nicht, ansonsten ginge es ja jetzt nicht weiter ;)

Ach was, du bist völlig aus dem Schneider, Arschloch-Charaktere sind klasse! Vor allem sind sie meistens sogar meine Lieblinge ;) Und ich hab' sie bei dir alle irgendwie lieb, auch wenn ich gerade trotzdem dezent sauer auf Noah bin... Aber ich mag Konsti, Basti, Maxi, Jules und vor allem Oskar (der auf seine Weise ja irgendwie auch ein Arschloch ist xD ) Also, lass sie alle so sein, wie sie sind, das macht sie umso sympathischer ;)
Ach, ich kann Konsti schon verstehen - wer von uns hat sich als Teenie nicht so gefühlt? Aber es wird besser, also halten wir ihm die Daumen, dass er diese pubertären Anwandlungen irgendwann durchstehen wird. Auch, wenn das voraussichtlich wohl noch etwas dauern wird ;0

Jo, ich freu mich schon auf Freitag! (Sind ja nur noch zwei Tage wegen meiner reichlich späten Antwort *hust* ) Und falls du dich nicht für eine Version des Epilogs entscheiden kannst, lade doch mehrere Varianten hoch - und wir suchen uns dann jeweils diejenige aus, die uns am besten gefällt xD
Nein, Scherz beiseite, ich denke, du wirst die passende Wahl getroffen haben. Schließlich ist es deine Geschichte, und die schreibst du erst einmal nur für dich und sie muss dir selbst gefallen. Wenn wir dann wegen Nicht-Gefallen meckern, sollte das aber kein ausschlaggebendes Argument sein, seine Entscheidung infrage zu stellen ;)
Antwort von:  eulenkueki
11.10.2018 18:10
Ich halte mich mal etwas kürzer: ja, es wird noch mehr von mir geben. Ich habe ein neues Projekt bereits angefangen, in dem es auch ein Wiedersehen mit dem ein oder anderen Kandidaten geben wird... ;) So viel sei schon mal verraten. Danke für das wahnsinnig tolle Lob! Es freut mich wirklich sehr TAT <3

Morgen kommt ja schon das Update, wenn ich es zeitlich schaffe, kann ich es morgens früh schon direkt hochladen. ;)
Von:  Maginisha
2018-10-05T12:59:07+00:00 05.10.2018 14:59
Na hier geht ja was ab...

Also erst mal haben mich die Eltern ja ganz schön aufgeregt. Ich meine, dass man eine unangemessene, erste Reaktion zeigt, das ist mir auch schon oft genug passiert. Und es war ja nicht gerade eine Kleinigkeit, die Konstatin da verkündet hat. Obwohl ich denke (oder zumindest hoffe), dass, wenn man so große Kinder hat, man den Bogen mit der Reaktion inzwischen raushat. Aber die Ohrfeige hätte ja wohl eher Bastian für seine Ausdrucksweise verdient, mal davon ab, dass ich generell dagegen bin. Und dann drei Tage lang Funkstille ist absolut obermies. Dass man nicht weiß, wie man reagieren soll, ok. Dass man Bedenkzeit braucht, geschenkt. Aber sowas gehört verdammt nochmal kommuniziert! Die Sitzkonstellation bei der Aussprache mit den Eltern fand ich ja auch sehr aussagekräftig. Wie nanntest du es so schön: Die Elternfront.

Aber anscheinend sind sie ja alle nicht so die Kommunikations-Genies in der Familie. Was sollte denn die Nummer von Bastian, sich erst ne Stunde auszuschweigen und dann erst zu reagieren, als Konstatin abhauen will? Ich meine, ich freue mich ja, dass er sich berappelt hat und die beiden jetzt wieder klar miteinander sind, aber so ganz passt dieses Verhalten imo nicht dazu.

Dann Noah...öhm. Also eigentlich dachte ich ja zur Mitte des Kapitels hin, das mit Konstantin wäre für ihn doch nur ein Irrtum gewesen. Quasi verliebt in das Gefühl, dass einen jemand liebt, nachdem man selbst gerade so abserviert worden ist. Anscheinend sieht er das ja doch anders, aber auch da möchte ich mal einen großen Katzenkopf verteilen. Was soll denn der Scheiß mit dem sich ewig nicht melden? Da ist die Sache mit Frank ja auch nur die Spitzes des Eisbergs.


Also, du siehst, ich leide sehr mit Konstantin mit. Schön, dass er wenigstens Freunde hat, die zu ihm halten. Ok, Hannahs Aktion ist vielleicht ein bisschen hinterrücks, aber ja gut gemeint. Mich wundert nur, dass der feine Herr Noah sich tatsächlich bequemt zu kommen.

Nun bin ich ja mal gespannt, wie das Ganze sich am Ende auswächst. Eigentlich weiß ich gar nicht so recht, was ich Konstatin wünschen soll. Ein Happy End mit Noah wäre natürlich toll, aber einfach ist auch anders. Wahrscheinlich passiert jetzt noch was ganz schlimmes und einer von beiden wird überfahren und landet im Krankenhaus oder so. Nicht schön, aber das wäre wenigsten ein Ausweg aus diesem Wirrwarr.
Antwort von:  eulenkueki
05.10.2018 17:01
Danke, dass du mit Konstantin mitleidest, auch wenn er sich ewig zu schusselig und dusselig anstellt! ;)
Der kann gerade jeden Beistand wahnsinnig gut gebrauchen.

Ohne Witz, ich hatte, ganz am Anfang als ich die Idee der Story vor Jahren (2009 oder so) hatte, tatsächlich überlegt, ein großes Drama die ganze Situation lösen zu lassen. Aber ich glaube, ich hab die Jungs und das Mädel zu lieb, um das zu tun ;)
Von:  Onlyknow3
2018-10-05T09:00:40+00:00 05.10.2018 11:00
Das Kapitel war in sich total der Hammer. Drei Dinge möchte ich hervorheben.
Für Konstantin war es wichtig, sich wieder mit seinen Eltern auszusprechen. Da alles zu Regeln.
Schön wie diese dann reagieren, nach dem er seinem Herzen Luft gemacht. Einfach schön, so sollte es sein.

Dann die Aussprache zwischenden Brüdern, Kpnstantin, war Bewusst das sein Bruder aus reiner Enttäuschung so reagiert hatte. Das diesem Noah doch sehr am Herzen lag, auch wenn er jetzt der Beziehung der beiden den Segen gibt.
Auch nach dem Konstantin sich schon längst von diesem getrennt hat.

War klar das Noah, es nicht gut heißen würde, das Konstantin einen anderen küsst. Doch was will er machen, sie sind nicht mehr zusammen. Er hat es zerstört, und der Jüngere hat genug Gribs um zu begreifen, das er Noah nicht einfach so alles durch gehen lassen kann. Dafür hat Konsti, viel zu lang dafür Kämpfen müssen. Was Noah mit seinem Ex wieder Kapitt gemacht hat. Jetzt ist es an Noah, sich zu bemühen wenn er Konsti zurück will. Da wird ihm auch Bastian nicht helfen können oder wollen. Bin begeistert von der Story, bitte lösch sie nicht wieder wenn sie fertig ist.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  eulenkueki
05.10.2018 17:03
>> und der Jüngere hat genug Gribs um zu begreifen, das er Noah nicht einfach so alles durch gehen lassen kann. Dafür hat Konsti, viel zu lang dafür Kämpfen müssen. <<

DAS ist die Hauptsache! Endlich hat auch bei Konstantin mal das Getriebe im Kopp KLICK gemacht. Hat ja auch lang genug gedauert ;)
Danke für den lieben Kommentar und das dir das Kapitel so gut gefallen hat!
Und keine Sorge - ich lösche die Story nicht! Es ist meine erste Story seit Jahren (ich glaube sogar seit einem Jahrzehnt) und ich bin wahnsinnig stolz darauf.
Von:  JeanneDark
2018-10-05T06:03:01+00:00 05.10.2018 08:03
Ich finde es schön wie du die Art und Weise wie ein Teenie zu denken und zu handeln bei Konstantin einbringst.
Ach sein Bruder ist eh schon auf 180, dann kann man auch gleich reinen Wein einschenken, tolle Idee!

Ich muss sagen ich war froh als Bastian ihn mit Grottenolm angesprochen hat, weil es einfach zeigt das er das ganze wieder Kitten will.
Obwohl er immernoch Streit mit Noah hat redet er mit Bastian über Noahs Nachrichten und versucht sogar ein wenig zwischen den beiden zu vermitteln.
Die Aussprache der Brüder war für mich irgendwie das Highlight dieses Kapitels.

Das Noah mit seinem Ex geschlafen hat war natürlich nicht so geil und das Konstantin das ziemlich hart trifft ist auch verständlich. Ich musste ziemlich grinsen das er beide Kerle beim knutschen im Grunde mit demselben Satz abgewürgt hat obwohl es doch so unterschiedliche Dinge waren weswegen er es nicht konnte.

Auch das Noah so forsch war und behauptet hat das ihre Beziehung noch nicht vorbei wäre. Bleibt nur für Beide zu hoffen, dass Noah nicht nach dem ersten Rückschlag aufgibt und weiter am Ball bleibt.
In solchen Situationen ist es wirklich schwierig zu sagen was da wirklich das richtige Verhalten ist. Fremdgehen ist ein schwerer Vertrauensmissbrauch.

Zu Konstantins Eltern: es ist sehr verständlich das sie es irgendwie sehr verstörend finden, dass der Sohn mit jemandem zusammen ist der ihm quasi mal die Windeln gewechselt hat. Ein Umstand bei dem ich froh bin das er weniger oft erwähnt wird ^^

Das Frank von dieser Beziehung jetzt weiß find ich irgendwie weniger geil. Klar zu dem Zeitpunkt hat sich Konsti über andere Dinge den Kopf zerbrochen

Mal wieder viel zu wenig Stoff um davon eine Woche zu zehren :P
Antwort von:  eulenkueki
05.10.2018 17:08
Danke für den lieben Kommentar und das tolle Kompliment gleich zu Beginn!
Es freut mich sehr, dass du Dinge gefunden hast, die dir gefallen haben - sogar ein Highlight!

Ich glaube, Konstantin hätte es in dem Moment, als er quasi Noah und Frank erwischt hat, auch direkt vor einer homophoben Menge kundgetan, da kam einfach sein jugendlicher Schwachsinn raus. ;)

Die Woche geht aber schnell rum! ;) Und wir nähern uns ja auch gerade dem Ende... man darf also gespannt bleiben!! :D
Antwort von:  JeanneDark
05.10.2018 18:34
Ich mag es auch, das du auf jeden kommentar antwortest (zumindest bei mir ^^) das nimmt ja auch ziemlich Zeit in Anspruch.
Antwort von:  eulenkueki
05.10.2018 19:15
Ich mag die Interaktion mit den Lesern! Du (ihr) verbringt ja auch Zeit damit, eure Gedanken nieder zu schreiben und Kritik rüber zu bringen, was mir ja auch hilft. Das ist ja das, was mich auch wachsen lässt. Und wenn du (ihr) die Zeit aufbringen könnt, dann kann ich das ja auch alle Male! ;)
Antwort von:  JeanneDark
05.10.2018 20:36
Schreiben nimmt aber auch mehr Zeit in Anspruch als es einfach nur zu lesen.
wenn ich allein überlege wie oft ich meine Geschichte neu angefangen habe weil ich einfach unzufrieden mit meinem Geschriebenen bin. Ich hoffe ich bekomme es noch hin das irgendwann mal zufriedenstellend auf papier zu bekommen.
ich liebe es Handschriftlich zu schreiben anstatt zu tipppen aber da wird das umschreiben viel schwieriger
Antwort von:  eulenkueki
05.10.2018 21:14
OH GOTT meine aller ersten Geschichten damals (Grundschule) habe ich auf Papier geschrieben. Hab nen ganzen Ordner voll damit. Inzwischen schreibe ich aber nur noch am Notebook, oder wenn ich unterwegs bin mal auf ein paar Blätter, damit ich es übertragen kann. So viel handschriftlich schreiben, wie ich tippe, kann ich nicht mehr weil ich sehr verkrampft die Hand halte bzw den Stift. Da ist es eine Qual. xD


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